Was ist neu

Kings Behauptung

Respekt, Hoover!
vor allem dafür, daß Du fähig bist, 150 Seiten rauszuschneiden kannst. Das erfordert eine gute Portion an Distanz zum Geschriebenen, denke ich. Und eine Menge Kritikfähigkeit.

Viel GLück mit dem Roman,

Frauke

 

hey,
ja, danke ... aber ehrlich gesagt, als der mir sagte, ich soll meinen heiliges wunderwerk mal schnell um 150 seiten beschneiden, dachte ich, der hat sie nicht mehr alle ... na ja, aber wenn man ein jahr oder auch nur ein paar monate von dem stoff weg ist, hat man meistens genug distanz zu einem text, und danach muss man sich halt konstant damit beschaffen ...
... damit hat king dann schon recht ...

 

Jeder Mensch schließt von sich auf andere. Und so ist auch Kings Statement zu werten. Er braucht die Kontinuität, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht würde er dann sein vertragliches Pensum einfach nicht schaffen. Auf jeden Fall schreibt er seine eigene Entwicklung dem Umstand zu, daß er sehr viel geschrieben hat. Klar, auch Sportarten muß man trainieren, und unterhalb eines gewissen Minimums bringt man es nie zu was.

Was mich angeht, so habe auch ich schon immer sehr viel geschrieben, allerdings erst seit ich auf dem PC schreibe. Handschrift war und ist eine Quälerei für mich, deshalb wurden meine Deutschklausuren auch sehr häufig nicht fertig (ca. 2 Seiten pro Schulstunde), und für das Abitur habe ich Blut und Wasser geschwitzt - da habe ich mich zwar in meiner Schreibleistung selbst übertroffen, aber das war eine einmalige Angelegenheit, in der ich unter einem entsetzlichen Druck stand. Man sollte eine Abiturarbeit deshalb vielleicht besser nicht als Maßstab für das mögliche Tagespensum verwenden.

Was mich persönlich in meinem Streben nach Qualität weitergebracht hat, war weniger die Masse meines Ausstoßes als die sorgfältige Analyse von Texten, die mir gefielen, aber auch denen, die mir nicht gefielen, verbunden mit einer ständigen Auseinandersetzung meiner eigenen Texte. Inm der Hinsicht ist diese Webseite hier eine Goldgrube.

Ich persönlich glaube, ein wichtiger Schlüssel liegt in der Fähigkeit zur Selbstkritik. Die meisten schlechten Texte entstehen IMHO so:
1. Kein Kontrollesen
2. Kontrollesen, aber kein Gefühl dafür, daß der Text "uneben" ist
3. Text wird als uneben empfunden, aber keine Lust, sich was anderes auszudenken
4. Autor überlegt sich eine andere Formulierung, die ist auch nicht besser, und dann läßt er es.
Bei Stufe 4 kann man Mitleid mit dem Autor haben, weil ihm offensichtlich das Talent fehlt, aber wer wirklich interessiert ist, der fängt nun an zu recherchieren, sucht Texte richtiger Autoren, die eine ähnliche Situation beschreiben und liest nach, wie andere es geschafft haben, das zu formulieren.

Hier komme ich zu einem springenden Punkt: nicht das Schreiben bringt einen in der Kunst des Schreibens weiter, sondern das Lesen. Man muß viel lesen, und man muß gezielt lesen.

r

 

@hoover:
Schon Goethe schrieb einmal: "Entschuldigen Sie, daß der Brief so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für einen kürzeren."
Es liegt soviel Wahrheit in diesem Satz, daß ich vor Ehrfurcht weinen möchte.
In der Tat ist das Hauptmerkmal schnell mal dahingehudelter Texte Länge und nicht Kürze, und in der Tat werden Texte durch Kürzen fast immer nur besser. Auch gute. Bis das Minimum der Aussage erreicht ist. Aber das ist später erreicht, als der Autor es selbst glauben mag.
Es gab mal diese Reader´s Digest Auswahlbücher. Die haben da Romane und Reiseberichte aller möglicher Autoren zusammengetrgen - und gnadenlos um 30-50% beschnitten. Aber nicht mit dem literarischen Hackebeil, sondern Satz für Satz, Wort für Wort. Und ich als Leser habe das Endprodukt keinesfalls als verstümmelt empfunden, im Gegenteil. Angenehm straff zu lesen.
Ich habe, seit ich auf dieser Webseite herumgeistere, anhand der Texte anderer mich sehr intensiv in der Kunst des Kürzens geübt und überarbeite nun gerade meinen Roman. Erstaunlich, was ich da alles noch an Fett vom Filet ablösen kann. Deinen Roman kenne ich nicht, aber wenn dir empfohlen wird, 150 Seiten einzusparen, dann wurde das sicher nicht leichtfertig dahingesagt.

r

 

"Entschuldigen Sie, daß der Brief so lang geworden ist, ich hatte keine Zeit für einen kürzeren."
Das hefte ich mir an die Pinnwand ... :thumbsup:

 

In der Tat ist das Hauptmerkmal schnell mal dahingehudelter Texte Länge und nicht Kürze, und in der Tat werden Texte durch Kürzen fast immer nur besser. Auch gute. Bis das Minimum der Aussage erreicht ist.
Teilweise kann ich dem zustimmen, aber nicht ganz. :D

Es kommt sicherlich darauf an, um was für einen Text es sich handelt und was man mit dem Text bezwecken will. Geht es tatsächlich nur um eine bestimmte Aussage, dann hast Du wohl Recht. Zuviel drumherum kann da eher verwirren.

Bei Prosatexten geht es aber nicht nur um eine Aussage.
Manchmal z.B. geht es darum, eine fremde Welt entstehen zu lassen, und dazu gehört es auch, Details aus dieser Welt zu beschreiben, um den Leser zu vermitteln, wie diese Welt denn nun aussieht.
Ähnlich verhält es sich mit der Charakterisierung von Personen. Sicherlich kann man schreiben "Der Held war jung und mutig." Man kann aber auch, und das ist oftmals der bessere Weg (zumindest in einem Prosatext), innerhalb der Geschichte Dinge beschreiben, die auf sein Alter und seinen Mut schließen lassen.

Natürlich stellt sich immer die Frage, wie ausschweifig das Ganze denn nun sein muss, und vieles kann man auch der Fantasie des Lesers überlassen. Trotzdem finde ich nicht, dass jeder Text durch Reduktion aufs absolut Wesentliche besser wird.

Allerdings bin ich auch der Meinung, dass man sich beim Überarbeiten Gedanken darüber machen sollte, ob alle Details notwendig sind oder ob man nicht das eine oder andere auch weglassen könnte.
Vor allem langweilig sollte der Text durch eine Überfrachtung mit Details nicht sein.

 

Also, ich persönlich hab was gegen das Kürzen... Kann das auch nicht, muß ich ehrlich zugeben. Lese lieber lange Romane und diese Digers-Dingsbums-Bücher konnte ich sowieso noch nie leiden... :D Oh Gott, wenn ich nur dran denke, daß die einen Dostojewski und einen Tolstoi gnadenlos aufs Nötigste zusammenkürzen, könnte ich weinen, weinen könnte ich... :( Bitterlich! :(

Ich will hier noch mal die Literatur an sich ansprechen; wem die Liebe zu Büchern fehlt, der wird auch nicht Teil der Bücher werden. Denn die Liebe zur Literatur ist meiner Meinung nach Vorausetzung für einen guten Autoren.

Griasle,
stephy

 

2000 wörter pro Tag? ich glaub Jack Nicholson hast das in "Shining" sogar übertroffen ;)

 

Gegen das Kürzen an sich ist überhaupt nichts zu sagen. Und Dostostoi haben ihre Romane mit Sicherheit auch überarbeitet und dabei das eine oder andere rausgeworfen - dafür aber vielleicht auch wieder was eingefügt.

Nur Streichen um des Streichens bzw. Kürzens willen finde ich nicht gut.

 

Ich glaube, der Junge hat mehr eingefügt als rausgeschmissen, criss, schau Dir mal "Schuld und Sühne" und "Die Brüder Karamasow" an... ;)

 

Es geht sicher nicht um die Kürzung um des Kürzens willen, auch wenn es nicht falsch ist, seinen Text mit der Frage zu betrachten: "kann ich ihn kleiner machen?"

Es geht darum, die Aussagen zu verdichten.
Ich konstruiere jetzt mal ein Beispiel:

Sie hatte es eigentlich so nicht sagen wollen. Sie hatte es irgendwie anders sagen wollen, wie auch immer, aber nun war es ihr auf einmal so herausgerutscht.

Würde ich bei mir selbst eindampfen zu:

So hatte sie es nicht sagen wollen, aber es war zu spät.

Oder:

Er ging zur Tür und öffnete sie. Als er das Zimmer betrat, sah er die Einrichtung. Da war nichts als ein einsamer Tisch und ein Stuhl. Sie standen in der Mitte des Raumes und wirkten staubig, als wenn schon lange niemand mehr hier saubergemacht hätte.

Wird zu:

Er öffnete die Tür und sah ins Zimmer. Leer, bis auf einen verstaubten Tisch samt Stuhl.

Dialoge und Beschreibungen in toto zu löschen ist auch etwas, das vielen Texten gut tut, aber dafür kann ich jetzt kein Pauschalbeispiel konstruieren. Es ist sehr vom Kontext abhängig. So kann z.B. die detaillierte Beschreibung eines gedeckten Tisches überflüssig sein oder auch nicht, je nach Bedürfnis des Lesers (ich schreib absichtich nicht Intention des Autors, denn das ist nicht immer dasselbe).

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Komme mal zum alten Thema zurück...
Ich habe auch mal versucht, mir eine Zeit zu setzen, wie lange ich schreibe-zur Übung. Dabei kam nur Sch....raus, weil ich mich gezwungen habe zu schreiben. Danach war ich nur noch gefrustet.
Also ich schreibe, wenn ich eine Idee habe und ratter dann alles runter-korregieren/verändern kann man ja immer noch.
Manchmal kommt es auch vor, das ich eine Idee habe, sie dann aufschreibe und mitten im schönsten Schreibfluß aufhören muss. Die Geschichte landet meistens unvollendet im Müll, weil ich den "Traum "nicht noch eimal "träumen" kann (Wie James.N.Frey so schön sagt)

 

Geschrieben von Joker
Komme mal zum alten Thema zurück...
Ich habe auch mal versucht, mir eine Zeit zu setzen, wie lange ich schreibe-zur Übung. Dabei kam nur Sch....raus, weil ich mich gezwungen habe zu schreiben. Danach war ich nur noch gefrustet.
Das kann ich mir vorstellen, so dürfte das auch eigentlich gar nicht funktionieren.
Erst kommt die Idee, und wenn sie anfängt, sich zu konkretisieren, fließen die Worte von alleine.

Also ich schreibe, wenn ich eine Idee habe und ratter dann alles runter-korregieren/verändern kann man ja immer noch.
So ähnlich mache ich das auch, wobei es nicht selten vorkommt, daß sich meine Ideen beim Schreiben ändern, und ich zurückgehe, um die Änderungen einzubauen.

Manchmal kommt es auch vor, das ich eine Idee habe, sie dann aufschreibe und mitten im schönsten Schreibfluß aufhören muss. Die Geschichte landet meistens unvollendet im Müll, weil ich den "Traum "nicht noch eimal "träumen" kann (Wie James.N.Frey so schön sagt)
Auch wenn er das schön sagt - es ist fatal! Daran müßtest du arbeiten.

r

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke relysium!
Arbeite dran! Bin ja noch Anfängerin...das wird schon...hoffe ich:D

 

ich glaub, der häufigste grund, warum man aufhört mit dem schreiben ist die orientierungslosigkeit und vielleicht mut- oder lustlosigkeit, die sich entwickelt, wenn man nicht konstant an dem stoff arbeitet ... sonst entfernt man sich einfach von der story, von den figuren, sie verlieren an leben, auch wenn man das im ersten moment nicht kennt ...
... na ja, ich konnte auch nie streichen, eine lektorin hat mir mal eine kurzgeschichte zurückgeschickt. sie hat ihr nicht gefallen und ich hab keine ahnung, warum sie die geschichte lektoriert hat, aber sie schickte sie mir mit allen randbemerkungen zurück und schrieb dazu: "daran müssen sie arbeiten" ... das wars.
das kann einen enorm weiterbringen. bei der überarbeitung, und auch ein wenig bei der ersten niederschrift, und die sollte man leben, nicht zuviel drumrumdenken, und sich mit irgendwelchen formen kritisch auseinander setzen, das hat ja sonst nichts mehr mit authenzitität zu tun und das merkt der leser, denke ich ... größtenteils ... zumindest glaub ich das ...

 

Eine Hauptschwierigkeit ist es, daß der Autor seine Geschichte anders liest als ein Außenstehender. Der Autor kennt seine Geschichte, weiß um alle Hintergründe, und das bis in jede Silbe hinein.

Und deswegen stolpert er über nichts. Bzw. er muß den Text dreimal so genau lesen wie jeder andere, damit ihm überhaupt Fehler auffallen. Und fünfmal so genau, damit ihm logische Probleme, Stilbrüche oder ungewollte Komik auffallen.

Probeleser sind deswegen unbezahlbar. Okay, sind sind bezahlbar, aber...

r

 

nee, das sehe ich anders ... man muss die erste fassung nach der fertigstellung eben eine weile liegen lassen. king sagte was von sechs wochen, mir scheint das zu wenig zu sein ... zwei monate ist wirklich die absolute untergrenze und in der zwischenzeit sollte man irgendwas anderes machen, andere geschichten schreiben und diese erste niederschrift vergessen, bis man sie irgendwann wieder aus der schublade zieht und sie durchliest ... da fallen einem mehr sachen auf, als man denkt

 

Geschrieben von hoover
nee, das sehe ich anders ... man muss die erste fassung nach der fertigstellung eben eine weile liegen lassen. king sagte was von sechs wochen, mir scheint das zu wenig zu sein ... zwei monate ist wirklich die absolute untergrenze und in der zwischenzeit sollte man irgendwas anderes machen, andere geschichten schreiben und diese erste niederschrift vergessen, bis man sie irgendwann wieder aus der schublade zieht und sie durchliest ... da fallen einem mehr sachen auf, als man denkt
Ja eben, genau deswegen. Man mutiert durch das Vergessen zum Außenstehenden des eigenen Textes.
Leider kriegt man mit der Methode keinen Text je fertig.

r

 

auch das sehe ich anders ... ich würde auf andere weise keinen text je fertig kriegen, wenn man sich nicht dahinterklemmt, wirds nie was ... dann sitzt man nur vor seinem gottesgleichen text, wenn man sich keinen abstand und damit objektivität beschafft und fragt sich, warum die dämlichen verlage nicht das genie erkennen, das hinter dem text steht ...

 

Ich glaube schon, dass man vielleicht etwas Abstand vom Geschriebenen haben sollte, ehe man sich hinter die Korrektur macht. Aber das muss nicht unbedingt Zeit sein. Man kann es auch sonst zustande bringen. Einfach denken, der Text sei noch nicht fertig oder er sei so schlecht, dass man ihn überarbeiten muss, um ihn überhaupt jemandem zu zeigen.

Aber zwei Monate? Dann hast Du aber vielleicht auch schon vergessen, was genau Du aussagen wolltest. Klar, die Hauptintention solltest Du noch wissen :D aber vielleicht Feinheiten nicht mehr. Und dann korrigierst Du Dinge, die Du eigentlich nicht solltest, weil sie relevant gewesen wären.

Marana

 

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