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Kätti gibt Gas

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02.02.2004
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Kätti gibt Gas

"Denk an deine Hüfte, Oma", mahnt ihr Enkel und zeigt auf die Harley Jahrgang '78. "Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen." Reto ist Rettungssanitäter. Einmal im Monat schaut er bei seiner Oma nach dem Rechten, erledigt Garten- und kleinere Handwerksarbeiten. Seit die Arthrose Katharina Kalbermatten das Gehen erschwert, ist sie zwar äusserst dankbar für Retos Unterstützung, doch das Motorradfahren lässt sie sich nicht ausreden. Hat sich sogar vom Schrauber Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.

Heute ist Mittwoch. Stammtisch. Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, zieht ihre Lederklamotten an, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster. Mit der Fliegerbrille von ihrem verstorbenen Konrad auf der Nase fährt Kätti los, geniesst den Herbstwind im Gesicht, das beruhigende Vibrieren des Zweizylinders, den grollenden Sound der Auspufftöpfe. Nach engen Kurven hinunter ins Tal führt eine lange Gerade Richtung Dorf. Kätti dreht nochmal richtig auf, bevor sie der festinstallierte Blitzkasten beim Dorfeingang auf die erlaubten Fünfzig zwingt. Der letzte Strafbefehl ist ihr noch schmerzhaft in Erinnerung. Drei Monate ohne Ausweis waren hart. Das Postauto fährt jeweils nur am Wochenende auf den Sonnhügel von Guthofswil und mit dem Fahrrad ist es eine Scheissplagerei die Steigung hoch.
Knatternd rollt Kättis Maschine auf den Parkplatz des "Bären", einer der wenigen Gasthöfe in der Gegend, die Corona unbeschadet überlebt haben. Mit dem gesunden Bein klappt Kätti den Seitenständer raus, schiebt die Fliegerbrille hoch und löst den ledernen Kinnriemen. Die fünfundsiebzig Jahre sind ihr kaum anzusehen. Mit Helm unterm Arm, gestützt auf die ungeliebte Gehhilfe, steigt Kätti die drei Stufen hoch zum Eingang.

Innen angekommen schiebt sie den Windfang zur Seite und humpelt in die Gaststube. In der Ecke sitzen ein paar Gemeindearbeiter vor ihrem Feierabendbier. "Schau an, Harley-Kätti", gluckst der Älteste von ihnen. "Die alte Dame ist nicht tot zu kriegen, was?".
Die anderen lachen artig mit.
Statt einer Antwort winkt Kätti mit der freien Hand zum Tresen, wo Heinz Keller gerade Bier zapft.
"Salü, Kätti. Auch eine Stange?"
"Gerne Hene, merci." Sie humpelt weiter zu ihrem Stammtisch unterm Fenster, wo bereits Gertrude Helbling vor ihrem Kräutertee sitzt. Vertieft in die aufgeschlagene Tageszeitung, die Lippen in stummer Bewegung über der Klatschspalte.
"Kätti, du weisst, was ich von Alkohol am Lenker halte?", murmelt sie ohne aufzublicken.
"Dir auch einen schönen Mittwochabend, Trudi". Kätti lässt sich mit einem Seufzer auf den nächsten freien Stuhl fallen, die Krücke wandert unter den Tisch. "Ich musste erst noch Öl nachfüllen, die alte Dame leckt wie Henes Zapfhahn."
"Dafür sind Zapfhähne gemacht", lacht der Wirt und stellt ihr das Bier hin.
"Wir bekommen Regen", meint Trudi.
"Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht." Kätti schaut zum Fenster. Staubteilchen tanzen in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
"Aber mein Knie zwickt", sagt Trudi und folgt Kättis Blick zum Fenster.
"Gut. Dann braucht Reto nicht zu giessen." Kätti nimmt einen grossen Schluck, wischt sich den Schaum vom Mund.

"Wo ist eigentlich Vroni? Auf Toilette?"
"Ist bis jetzt nicht aufgetaucht." Trudi blättert weiter zu den Inseraten.
"Komisch, sie ist doch sonst immer die erste." Kätti dreht sich zum Tresen um. "Hene, weisst du was?"
"Nein, auch noch nicht gesehen", ruft er und bringt den Gemeindearbeitern frisches Bier.
"Ob sie krank ist?" Trudi faltet die Zeitung zusammen. "Ich ruf mal an."
Sie zieht ihr Nokia hervor und klappt es auf. Panzerband klebt am Scharnier, das Glas hat einen Sprung.
"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Hene und stellt Trudi einen frischen Kräutertee auf den Tisch.
"Klar, das hat wenigstens noch richtige Tast... – hallo Vroni. Wo bleibst du? Wir warten hier. Was? "
Trudi schaut auf ihr Handy. "Aufgelegt."
"Da stimmt was nicht." Sie blinzelt nervös mit den durch die Lesebrille vergrösserten Augen. "Der Mittwoch ist Vroni heilig. Sie hätte uns doch vorher Bescheid gesagt, wenn was dazwischen..."
"Hätte, hätte, Fahrradkette." Kätti, zieht ihre Gehilfe hervor und steht auf. "Komm, wir fahren da mal vorbei."
"Mit deinem Töff? Ich hab aber nur einen Fahrradhelm."
"Ich will jetzt wissen, was mit Vroni los ist. Kannst ja hier in Ruhe deinen Schönheitstee schlürfen."
Trudi will protestieren, aber Kätti humpelt bereits davon. "Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt, ich komm ja schon."

Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.

Vor Vronis kleinem Einfamilienhaus holpert Kätti aufs Trottoir und parkiert die Sportster neben die Grüntonne. Sichtlich erleichtert steigt Trudi ab, zieht ihren Fahrradhelm vom Kopf.
"Nächstes Mal bitte etwas langsamer", sagt sie und läuft zur Haustür, während Kätti sich noch mit dem Lösen ihrer Krücke abmüht.
"Mistding, vielleicht sollte ich doch mal über ein Ersatzteil nachdenken."
"Eine neue Krücke?", ruft Trudi und drückt die Klingel.
"Eine neue Hüfte", schnaubt Kätti und humpelt über den Gehweg. "Der Reto liegt mir schon lange auf den Ohren, ich solle endlich ..."
Vroni öffnet die Tür. Grauer Rock, geblümte Schürze, Haare zu einem strengen Dutt gebunden. Mit blassem Gesicht steht sie da, in der Hand eine grosse Tüte.
"Ach, ihr seid es. Das passt jetzt ganz schlecht." Sie schaut hektisch in alle Richtungen. "Bitte geht einfach wieder, ja?", flüstert Vroni und schliesst die Tür.

"Was war denn das?" Kätti und Trudi schauen sich fragend an. Nun setzt Kätti ihren Daumen auf die Klingel und lässt ihn dort. Das Dauerklingeln zeigt Wirkung. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür zum zweiten Mal.
"Ich hab euch doch gesagt, jetzt nicht!" Vroni will gerade die Tür wieder schliessen, doch Kätti stellt rasch ihre Krücke dazwischen.
"Sag uns wenigstens, ob es dir gut geht, Vroni. Was ist denn los?"
Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite. "Kommt rein!"

Kätti und Trudi schieben sich rasch in den Flur. Nachdem Vroni die Tür geschlossen hat, folgen sie ihr stumm ins Wohnzimmer.
"Jetzt sag schon, was los ist."
Die Wohnung wirkt chaotisch, so als ob sie jemand durchsucht hätte. Herausgezogene Schubladen, offene Schranktüren, auf dem Boden verstreut aufgeschlagene Aktenordner, leere Plastikhüllen, wie sie Münzsammler verwenden. Auf dem Salontisch die Einkaufstüte, die Vroni beim ersten Öffnen in der Hand hatte.
"Was ist denn hier passiert?" Kätti lässt sich auf einen der frei gebliebenen Sessel nieder. Trudi hebt eine Schmuckkassette auf, die bis auf die rote Samteinlage komplett leer ist.
"Hat dich jemand ausgeraubt?"
"Nein, nein, aber ..." Vroni schlägt die Hände vors Gesicht und fängt an zu schluchzen.
"Rico, ihr wisst doch, mein Enkel, hat angerufen. Völlig aufgelöst, er hatte einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der ist jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis." Sie zieht ein Taschentuch aus ihrer Schürze, schnäuzt geräuschvoll hinein.
"Was erzählst du da?" Trudi legt sich die Hand vor den Mund.
"Dann war da plötzlich ein Anwalt am Apparat. Ich soll Geld überweisen, für die Auktion, dann kommt Rico wieder frei ..."
"Kaution. Du meinst sicher Kaution." Kätti berührt Vroni vorsichtig am Arm. "Aber erzähl weiter."
"Zehntausend meinte der. Mein Gott, Zehntausend! Und ich so 'Ich habe nur Fünftausend im Haus' und – ja gut, etwas Schmuck. Und dann halt noch Walters Münzsammlung ..." Trudis Blick wandert kurz zum Portrait über dem Kamin, das Trauerband ausgebleicht und schief. Wieder schnäuzt sich Vroni, Kätti lässt ihr Zeit. "Ich dachte schon, der Anwalt habe aufgelegt. Doch dann – ich solle alles in eine Tüte packen. Ein Kurier käme sie in der nächsten Stunde abholen, danach würde Rico sofort frei gelassen."
Vroni schnieft und schaut Kätti ins Gesicht. "Der arme Rico, ich muss ihm doch helfen, was macht er auch für Sachen."
"Lebt Rico nicht in Kanada und baut dort Blockhäuser?", fragt Trudi und schliesst unbewusst ein paar Schubladen.
Kätti legt Vroni beide Hände an die Wangen, schaut sie ernst an. "Bist du dir ganz sicher, dass es Rico war?"
"Ich glaube schon, er klang doch so verzweifelt. Aber ja, wer sollte es denn sonst gewesen sein?"
Mit dem Zipfel ihrer Schürze wischt Vroni sich über die Augen.
"Stimmen kann man heute super nachmachen", meint Trudi. "Mit KI und so."
"KI?", fragt Vroni verwirrt.
"Künstliche Intelligenz", erklärt Kätti. "Teufelszeug."
"Aber warum sollte der Anwalt lügen?"
"Das war mit Sicherheit auch kein Anwalt", meint Trudi. "Aber ruf doch Rico zurück. Vielleicht klärt sich dann alles auf?"
"Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht", sagt Vroni überrascht und nimmt den Hörer vom Tisch.
"Dass du immer noch kein Handy ..."
"Trudi!" Kätti schüttelt den Kopf. "Nicht der richtige Zeitpunkt."
Mit jedem leisen Tuten schwindet Vronis hoffnungsvoller Gesichtsausdruck. Ein Klicken und Vroni schaut ihre beiden Freundinnen klagend an.
"Nicht mal der Anrufbeantworter", flüstert Vroni besorgt.
"Schluss jetzt, wir sollten die Polizei anrufen!" Trudi zieht ihr Nokia aus der Tasche, klappt es auf.
"Warte!", ruft Kätti mit einer abwehrenden Handbewegung.
"Wenn der Kurier hier Polizei sieht, dann ist der doch gleich wieder weg." Und plötzlich erscheint ein Leuchten in Kättis Augen.
"Ich kenne diesen Blick", meint Trudi und lässt ihr Handy sinken.
"Ach komm schon." Kätti zieht die Schultern hoch und breitet die Arme aus. "So leicht wollen wir diesen Gangster doch nicht davonkommen lassen?"
"Ich weiss nicht." Trudi fasst sich ans Kinn. "Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten."
"Aber wir sind zu dritt. Wie bei Drei Engel für Charly."
"Drei was?"
"Na die TV-Serie? Drei Engel für ... egal."
Vroni sitzt derweil da wie ein Häufchen Elend. "Was, wenn Rico wirklich im Gefängnis sitzt?"
"Nein, das riecht hundert pro nach Enkeltrick, da gebe ich Kätti recht ..."
"Danke, Trudi."
"Von diesen Schockanrufen liest man heute fast täglich in der Zeitung."
"Ich finde es trotzdem zu gefährlich. Wie stellst du dir das eigentlich vor?"
Trudi zieht sich einen Hocker heran und setzt sich zu den beiden Freundinnen.
"Also hier mein Plan", raunt Kätti.

Vroni sitzt seit zehn Minuten auf einem Stuhl im Flur. Die Tüte mit den Wertsachen mit beiden Händen fest umklammert. Ihre Gedanken sind wieder bei Rico, in einer kalten Zelle, Vorwürfe, Hoffnung, Scham. Ihre Freundinnen, irgendwo da draussen. Und dann? So ganz folgen konnte Vroni Kättis Plan nicht. Doch sie vertraut ihnen, Kätti und Trudi, beide sind sie fast so was wie Schwestern seit damals. Vor drei Jahren. Erst Koni, dann Fredl und zuletzt Walter. Drei Beerdigungen, alle im gleichen Jahr. Das laute Klingeln reisst Vroni aus ihren Gedanken, die Tüte fällt und schlägt klirrend auf die Fliesen auf. Ihr Puls schnellt hoch. Rasch hebt sie die Tüte auf. Mit klopfendem Herzen tritt sie an die Haustür, öffnet sie einen Spalt. "Ja, bitte?"

Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur platziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
"Wir sind ganz in deiner Nähe", beruhigt Trudi Vroni, zeigt einen erhobenen Daumen und schliesst die Haustür.
Kättis Hüfte protestiert, als sie und Trudi sich hinter einem grossen Lorbeerstrauch verstecken.
"Und du bist dir da ganz sicher? Ich meine immer noch, wir sollten lieber die Polizei ..."
"Pscht, da kommt wer!", zischt Kätti und beide spähen durch die dichten Zweige.
Ein Junge in Jeans, schwarzem Hoody und Baseball-Käppi auf einem Skateboard saust geräuschvoll heran. Kurz vor Vronis Grundstück springt er ab, schnappt sich das Brett und schlendert zur Eingangstür.
"Jetzt schicken die schon Teenager vor", stöhnt Kätti auf.
Der Junge schaut sich kurz um, streckt die Hand aus und klingelt.
Von drinnen ein Klirren. Kurz darauf öffnet sich die Tür einen Spalt.
"Ja, bitte?"
"Guten Tag Frau Förster. Ich komme, um die Tüte abzuholen."
"Was ist mit Rico? Kommt er frei?"
"Rico? Keine Ahnung, ich soll hier nur eine Tüte abholen."
Trudi schiebt ihren Kopf etwas aus der Deckung.
"Ich versteh nicht, was die reden."
"Mir reichts. Los, Trudi, schnappen wir uns das Bürschchen!"
Doch statt loszulaufen kippt Trudi zur Seite. "Na super, mein Bein ist eingeschlafen."
Unsanft landet sie auf Kätti, deren Krücke sich auch prompt im Lorbeerstrauch verheddert.

Alarmiert durch den Krach wirbelt der Junge herum. Er sieht, wie eine alte Frau auf dem Rasen hockt und ihr Bein reibt, während eine andere in Lederklamotten an einer Krücke im Busch zieht. Er reisst Vroni die Tüte aus der Hand, nimmt zwei Stufen auf einmal und rennt mit Beute und Skateboard Richtung Gartenausgang. Kätti bekommt ihre Krücke frei und holt weit aus.
"Nicht so schnell, junger Mann." Die Krücke segelt durch die Luft, landet zwischen den Beinen des Jungen. Der kippt nach vorne und knallt Gesicht voran auf die Betonplatten. "Ahh, meine Nafe. Du haft mir meine Nafe gebrochen, Bitch!" Gerade will er sich aufrappeln, da ist Kätti bereits über ihm.
"Schön unten bleiben." Kätti drückt mit der Krücke auf den Rücken des Jungen, so dass der sich nicht bewegen kann.
"So Trudi, jetzt kannst du die Polizei anrufen."
Vroni kommt die Stufen herunter und sammelt die verstreuten Wertsachen ein. Da klingelt es in ihrer Schürze. Erstaunt zieht sie ihr Telefon hervor und nimmt ab.
"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
Sie lässt den Hörer sinken, Tränen der Erleichterung laufen ihr über beide Backen.
Trudi nimmt Vroni in den Arm, während Kätti weiterhin den Jungen in Schach hält.
"Ich schäm mich so ...", schluchzt Vroni.
"Quatsch, der dreiste Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett." Kätti erhöht den Druck auf ihre Krücke.
"Autsch, ich sollte doch blof die Tüte abholen."
In der Ferne heult das Martinshorn der aufgebotenen Polizei.

Hene löscht die Aussenbeleuchtung des "Bären" und stellt eine Runde Kräuterschnaps vor die drei Freundinnen.
"Und ihr habt die Trickbetrüger tatsächlich hochgehen lassen?"
"Na ja, nicht ganz", sagt Trudi gedehnt. "Der Rollbrettfahrer war ja nur ein Kurier. Er hatte angeblich 20 Franken von einem Unbekannten bekommen, um die Tüte bei Vroni abzuholen."
"Hauptsache, Vroni hat keinen Schaden genommen", meint Kätti und will gerade zum Schnappsglas greifen.
"Moment, den nehm ich." Trudi schnappt sich Kättis Glas.
"He, das ist meiner!"
"Ist besser so, glaub mir. Sonst setzt du deine alte Dame auch noch in einen Busch."

 

Hallo @dotslash!

Kleinkram vorweg:

"Denk an deine lädierte Hüfte, Oma", mahnt ihr Enkel und zeigt auf die Harley, Jahrgang '78.
Könnte weg.

Seit die Arthrose Katharina Kalbermatten das Gehen erschwert, ist sie zwar äusserst dankbar für Retos Unterstützung, doch das Motorradfahren lässt sie sich nicht ausreden, hat sich sogar vom Schrauber Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.
Vielleicht auf zwei Sätze aufteilen – ist schon lang. Und den Schrauber Toni könnte man den Schraubertoni nennen.

Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, schlüpft in ihre Lederklamotten, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster. Mit Fliegerbrille von ihrem verstorbenen Walter auf der Nase fährt Kätti los, geniesst den Herbstwind im Gesicht, das beruhigende Vibrieren des Zweizylinders, den grollenden Sound der Auspufftöpfe.
Helm und Brille vervollständigen das Bild – meine Oma fährt im Hühnerstahl ...
Vielleicht etwas to much.

Mit dem gesunden Bein klappt Kätti den Seitenständer raus, schiebt die Fliegerbrille hoch und löst den ledernen Kinnriemen.
Eben war es noch die Hüfte.

Mit Helm unterm Arm, gestützt auf die ungeliebte Gehhilfe, kämpft Kätti sich ächzend die drei Stufen hoch zum Eingang.
Das Postauto fährt jeweils nur am Wochenende auf den Sonnhügel von Guthofswil und mit dem Fahrrad ist es eine Scheissplagerei die Steigung hoch.
So wie sie sich die wenigen Stufen hochkämpft, kann ich sie mir kaum auf einem Fahrrad den Berg hoch vorstellen.

Sie zieht ihr altes Nokia hervor und klappt es auf. Panzerband klebt am Scharnier, das Glas hat einen Sprung.
Der nachstehende Satz macht das deutlich.

Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skuriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius.
Die beiden folgenden etwas um bauen, dann kann der erste Satz weg.

Sichtlich erleichtert, heil angekommen zu sein, steigt Trudi ab, zieht ihren Fahrradhelm vom Kopf.
Vorschlag: Hörbar durchschnaufend steigt ...

"Mistding, vielleicht sollte ich doch mal über ein Ersatzteil nachdenken."
"Eine neue Krücke?", ruft Trudi und drückt die Klingel.
"Eine neue Hüfte", schnaubt Kätti und humpelt über den Gehweg. "Der Reto liegt mir schon lange auf den Ohren, ich solle endlich ..."
Sehr gut – witziger Dialog! Den Zusatz würde ich streichen, wirkt wie dein Anhängsel nach der Pointe.

Mit blassem Gesicht, schon fast enttäuscht steht sie da, in der Hand eine grosse Tüte.
Weißt du selber ...

AchKOMMA ihr seid es, das passt jetzt ganz schlecht.
"Ich hab euch doch gesagt, jetzt nicht!"
Mit einem resignierten Seufzen tritt Vroni zur Seite.
Denke, das Seufzen genügt.

"Jetzt sagt schon, was los ist?"

Die Wohnung wirkt unordentlich, so als ob sie jemand durchsucht hätte.
Finde ich für den nachfolgend beschriebenen Zustand zu wenig. Chaotisch vielleicht?

Trudi hebt eine Schmuckkassette auf die bis auf die rote Samteinlage komplett leer ist.
Ist so eine Samteinlage nicht Teil der Kassette?

Vroni schlägt die Hände vors Gesicht und fängt anKOMMA zu schluchzen

Rico, ihr wisst doch, mein EnkelKOMMA hat angerufen.
Bin mir nicht sicher.

Mein Gott, Zehntausend!

Trudis Blick wandert kurz zum Portrait über dem Kamin, das Trauerband etwas ausgebleicht und leicht schief.

"Lebt Rico nicht in Kanada und baut dort Blockhäuser?", fragt Trudi und schliesst unbewusst ein paar Schubladen.
Kätti legt Vroni beide Hände an die Wangen, schaut sie ernst an.
Trudi, Katti, Vroni. Da muss man sich schon konzentrieren, damit die i-Namen nicht durcheinander geraten. Eine Klara oder sogar Hildegard könnte helfen.

Schluss jetzt, wir sollten die Polizei anrufen!

"Also hier mein Plan", raunt Kätti verschwörerisch.
Denke, das Raunen genügt.

Und jetzt stecken ihre ganzen Erinnerungen in dieser schäbigen Einkaufstüte.
Das leuchtet mir nicht ein. Es gibt doch sicher noch Fotos und andere Erinnerungsstücke.

Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur plaziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
Das ist so ein Satz – hä, wer mit wem, ah, ja, so, oder doch nicht? Ich übertreibe ...

Kättis Hüfte protestiert schmerzhaft, als sie und Trudi sich hinter einem grossen Loorberstrauch verstecken.
"Pscht, da kommt wer!"

"Jetzt schicken die schon Teenager vor", stöhnt Kätti angewidert auf.
Ein bisschen zu viel vielleicht.

Doch statt loszulaufen jippt Trudi zur Seite. "Na super. Mein Bein ist eingeschlafen."
Unsanft landet sie auf Kätti, deren Krücke sich auch prompt im Loorbeerstrauch verheddert.
jippt Lokal oder Tippfehler?
Würde entweder: Na super! oder Na super, mein ... schreiben.

Alarmiert durch den Krach wirbelt der Junge herum. Er sieht, wie eine alte Frau auf dem Rasen hockt und ihr Bein reibt, während eine andere in Lederklamotten an einer Krücke im Busch zieht.
Herrlich! Das wäre sicher der Brüller in jedem Film.

Mit einer raschen Bewegung reisst er Vroni die Tüte aus der Hand, nimmt zwei Stufen auf einmal und rennt mit Beute und Skateboard Richtung Gartenausgang.
Er reisst Vroni ... Hier gehts ja Schlag auf Schlag, da bremst so ein Anhängsel eher.

Nicht so schnell, junger Mann!
Der kippt nach vorne wie ein nasser Sack und knallt Gesicht voran auf die Betonplatten.
Der nasse Sack passt, wenn er die Besinnung verloren hätte. So glaube ich, dass er zumindest die Arme nach vorn reisst.

Du haft mir meine Nafe gebrochen, Bitch!"

Kätti drückt mit der Krücke auf den Rücken des Jungen, so dass der sich nicht bewegen kann.
Quatsch, der kleine Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett
Vorher sagt sie noch: Jetzt schicken sie schon Teenager vor, oder so ähnlich.

Er hatte angeblich 20 Franken bekommen, um die Tüte bei Vroni abzuholen und zu einem schwarzen SUV zu bringen."
"Leider konnte er sich weder die Automarke, noch das Nummernschild merken."
Braucht es nicht, oder?

He, das ist meiner!

Witzige Geschichte, die man nicht ganz ernst nehmen darf, da ansonsten manches unglaubwürdig erscheint. Der Krückenwurf, das Untenhalten, der prompte Anruf und die Sirenen. Aber ich halte mich zurück, lag kürzlich schon einmal daneben.

Wie auch immer, hat Spaß gemacht!

Gruß,
Sammis


 

Hallo @Sammis
Danke für deine tolle Rückmeldung.
Die Streichkandidaten hab ich grösstenteils übernommen und mit den Ausrufezeichen bist du wahrscheinlich Friedel zuvorgekommen.
Kauf ich. ;)

Vielleicht auf zwei Sätze aufteilen – ist schon lang. Und den Schrauber Toni könnte man den Schraubertoni nennen.
Zwei Sätze mach ich, aber der Schrauber (Berufung) heisst (Toni). Das möchte ich beibehalten.

Helm und Brille vervollständigen das Bild – meine Oma fährt im Hühnerstahl ...
Vielleicht etwas to much.
Ich mag das Bild, so Steampunkmässig. Mal sehen, ob andere sich auch dran stören ...

Eben war es noch die Hüfte.
Den Ständer kannst du nicht mit einer Hüfte aufklappen. Und die kaputte Hüfte strahlt ja ins Bein aus, somit passt das schon, aber ich rede mich um Kopf und Hüfte. :D

So wie sie sich die wenigen Stufen hochkämpft, kann ich sie mir kaum auf einem Fahrrad den Berg hoch vorstellen.
Stimmt. Das schwäche ich ab. Ich habe selber Arthrose und kann bestätigen, dass Fahradfahren die Hüfte weniger belastet als Gehen.
Vorschlag: Hörbar durchschnaufend steigt ...
Ich hab jetzt nur Sichtlich erleichtert daraus gemacht.

Finde ich für den nachfolgend beschriebenen Zustand zu wenig. Chaotisch vielleicht?
Gekauft, danke.

Ist so eine Samteinlage nicht Teil der Kassette?
Ich meine diese herausnehmbaren Zwischenteile.

Trudi, Katti, Vroni. Da muss man sich schon konzentrieren, damit die i-Namen nicht durcheinander geraten. Eine Klara oder sogar Hildegard könnte helfen.
Tick, Trick und Track. Sorry, ich mag mein Trio.
Das leuchtet mir nicht ein. Es gibt doch sicher noch Fotos und andere Erinnerungsstücke
Gestrichen, kein Mehrwert.

jippt Lokal oder Tippfehler?
Würde entweder: Na super! oder Na super, mein ... schreiben.
jippi, ein Tippfehler. Merci.

Er reisst Vroni ... Hier gehts ja Schlag auf Schlag, da bremst so ein Anhängsel
Gekauft, merci.

Der nasse Sack passt, wenn er die Besinnung verloren hätte. So glaube ich, dass er zumindest die Arme nach vorn reisst.
Gestrichen, der knallt jetzt einfach auf die Zwölf.

Vorher sagt sie noch: Jetzt schicken sie schon Teenager vor, oder so ähnlich
= Junge, junger Mann, oder? Vlt. verstehe ich das auch falsch

Witzige Geschichte, die man nicht ganz ernst nehmen darf, da ansonsten manches unglaubwürdig erscheint.
Genau. Es soll tatsächlich so was wie ein (kleiner) Cosy-Krimi sein.

Danke fürs Kommentieren und deinen Leseeindruck.
Liebe Grüsse, dot

 

Moin, moin in die Schweiz lieber @dotslash,

auch Dich habe ich schon lange nicht mehr gelesen, Challengezeit ist einfach toll. Dickes Danke an @Fliege, @Chutney und den @webby.
Aber jetzt zu Deinen tollen drei Omas! Ich bin froh über jede positive Oma-Geschichte (obwohl ich selbst noch dran arbeite)
Ich hatte meine Spaß, das Thema passt für mich, jetzt gibt es noch eine Handvoll Kleinkram.

Kätti gibt Gas
Ich hatte sofort eine Motorrad-Oma vor Augen, Roadmoviemäßig ...

Heute ist Mittwoch. Stammtisch.
Ich höhe Friedel nach seinen geliebten Ausrufzeichen fragen, vielleicht liegt es aber auch nur an der Kürze der Sätze ...

Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, schlüpft in ihre Lederklamotten,
Haha - ja, Schmerzmittel sind manchmal die Lösung. Das schlüpft ist für mich ein wenig zu locker, ich empfand das Anziehen der Lederkombi auch ohne Arthrose immer als sperrig und umständlich. Aber was weiß ich schon.

Mit Fliegerbrille von ihrem verstorbenen Walter auf der Nase fährt Kätti los,
mein Sprachgefühl wünscht sich ein "Mit der Fliegerbrille ..."

geniesst den Herbstwind im Gesicht, das beruhigende Vibrieren des Zweizylinders, den grollenden Sound der Auspufftöpfe. Nach engen Kurven hinunter ins Tal führt eine lange Gerade Richtung Dorf. Kätti dreht nochmal richtig auf, bevor sie der Blitzkasten beim Dorfeingang auf die erlaubten Fünfzig zwingt.
Ach schön, da liest man den Motorradfahrer ! Liest sich super!

ohne Ausweis
Ich erweitere ja familienbedingt gerne meinen schwitzerischen Wortschatz? Wird so also der Führerschein genannt? Hier ist der Ausweis halt das normale Ausweispapier (tolle Erklärung, sorry, Sonntag)

wäre da nicht die Krücke an ihrer Sportster.
Das mit der Krücke war oben sehr eingängig, hier könnte ich drauf verzichten.

"Salü, Kätti. Auch eine Stange?"
Nett! Lass das Lokale bitte drin! :thumbsup:

"Kätti, du weisst, was ich von Alkohol am Lenker halte?", murmelt sie ohne aufzublicken.
"Dir auch einen schönen Mittwochabend, Trudi".
Klassisch! Die kennen sich schon soooolange ...

"Wo ist eigentlich Vroni? Etwa auf Toilette?"
Hier frage ich mich, wozu es das Etwa braucht, klingt so, als ginge Vroni da nie hin?

"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Keller
Ups! Habe ich oben nicht aufgepasst. Der Wirt wurde doch Hene genannt, oder? Wer ist das jetzt hier?

holpert Kätti aufs Trottoir und parkiert
Das klingt auch nett in meinen norddeutschen Ohren.
Man versteht es ja, also unbedingt lassen, bitte!

"Mistding, vielleicht sollte ich doch mal über ein Ersatzteil nachdenken."
"Eine neue Krücke?", ruft Trudi und drückt die Klingel.
"Eine neue Hüfte", schnaubt Kätti
Kann ich ihr sehr empfehlen!

blassem Gesicht steht sie da, in der Hand eine grosse Tüte.
"Ach, ihr seid es. Das passt jetzt ganz schlecht." Sie schaut hektisch in alle Richtungen.
"Bitte geht einfach wieder, ja?", flüstert Vroni und schliesst die Tür.
Der letzte Satz gehört nicht in eine neue Zeile, es spricht immer noch Vroni. Mag aber auch an meinem Gerät liegen, also nur zur Sicherheit.

Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite. "Dann kommt halt kurz rein."
Hier ahne ich noch nichts. Im Nachhinein finde ich Ihr "Dann kommt halt kurz rein" nicht so ganz passend, die müsste doch viel aufgeregter klingen.

"Nein, nein, aber ..." Vroni schlägt die Hände vors Gesicht und fängt an zu schluchzen.
"Rico, ihr wisst doch, mein Enkel, hat angerufen. Völlig aufgelöst, er habe einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der sei jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis."
Ja, hier gehen auch bei mr die Alarmglocken an, aber das passt.

"Mit KI und so."
"KI?", fragt Vroni erstaunt.
"Künstliche Intelligenz", erklärt Kätti. "Teufelszeug."
ist erstaunt das richtige Verb?

"Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht." Vronis Miene hellt sich auf und sie nimmt den Hörer vom Tisch.
Auch hier könnte Ihre Reaktion etwas überraschter, verwirrter sein, oder?

"Nicht mal die Combox", flüstert Vroni besorgt.
Combox - Anrufbeantworter?

"Ach komm schon." Kätti zieht die Schultern hoch und breitet die Arme aus. "So leicht wollen wir diesen Gangster doch nicht davonkommen lassen?"
Ich mag Deine Kätti total!

Trudi nimmt die leeren Plastikfolien vom Hocker und setzt sich zu den beiden Freundinnen.
"Also hier mein Plan", raunt Kätti.
Das habe ich nicht verstanden, ist aber auch nicht so wichtig,

Vroni sitzt nun seit zehn Minuten auf einem Stuhl im Flur.
Vielleicht ohne "nun"?

Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur plaziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
Das hier meine ich nicht als Verbesserungsvorschlag - ist mehr eine Lernfrage für mich. Du hast ja einen Zeitsprung, die Handlung lief vor bzw. gleichzeitig mit dem Absatz davor. Ich habe es auch sofort verstanden. Löst man das immer so oder wäre eine andere Überleitung (gleichzeitig .... oder ähnliches) sinnvoller?

"Mir reichts. Los, Trudi, schnappen wir uns das Bürschchen!"
Doch statt loszulaufen kippt Trudi zur Seite. "Na super, mein Bein ist eingeschlafen."
Unsanft landet sie auf Kätti, deren Krücke sich auch prompt im Loorbeerstrauch verheddert.
Oh nein, was für ein Schlamassel ...

"Ahh, meine Nafe. Du haft mir meine Nafe gebrochen, Bitch!" Gerade will er sich aufrappeln, da ist Kätti bereits über ihm.
"Schön unten bleiben." Kätti drückt mit der Krücke auf den Rücken des Jungen, so dass der sich nicht bewegen kann.
"So Trudi, jetzt kannst du die Polizei anrufen."
Und das hast Du für meinen Lesegeschmack richtig gut gelöst, ich hechle durch, bin voll dabei.

"Quatsch, der kleine Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett." Kätti erhöht den Druck auf ihre Krücke.
nicht nett ist süß, aber vorher war sie nicht so zimperlich bei der Wortwahl :-)

"Moment, den nehm ich." Trudi schnappt sich Kättis Glas.
"He, das ist meiner!"
"Ist besser so, glaub mir. Sonst setzt du deine alte Dame auch noch in einen Busch."
Ja, sonst fällt die Oma noch von der Straße ...
Netter Happen für zwischendurch, süße Protagonisten. Alles richtig gemacht!
Liebe Grüße
witch

 

Hallo @dotslash ,
Du schneidest hier ein wichtiges Thema an. Jeden Tag kann man in der Zeitung lesen, dass wieder ein Senior Goldbarren im Wert von hunderttausend Euro in einen Papierkorb gelegt hat, angeblich weil sein Enkel sonst in den Knast geht. Ich kann das immer gar nicht glauben.

Die Medien warnen doch auf allen Fernsehkanälen. Man braucht ja bloß, den Apparat einschalten, da sitzt da schon eine traurige Oma und berichtet, wie sie betrogen wurde. Ich denke mir dann immer: "Na ja, wenigstens haben sie ihr sonst nichts getan.

Trotz der Warnungen anhand dieser gezeigten Beispiele kommt es immer wieder vor. Die Leute, die es betrifft, sind ja nicht alle dement. Und die Machenschaften sind oft total überdurchsichtig, und heute hat auch jeder ein Handy.
Die Geschichten, die sich da abspielen, sind vollkommen verrückt. Warum funktioniert diese Scheiße bloß immer noch?

Erfreuliche Schilderung von der Solidarität von Senioren untereinander.
Gruß Frieda

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @dotslash

Also diese drei Engel haben meine volle Sympathie. Jede von ihnen hast du liebevoll charakterisiert und ich habe die Daumen gedrückt, dass Kätties Plan aufgeht. Eine Harley-Oma und ihre Freundinnen gesellen sich zu den anderen in der Challenge, super – obwohl du damit die Männerquote hier noch weiter runterdrückst.

Ich habe mich gut unterhalten und musste auch innerlich schmunzeln über die Unbedarftheit von Vroni. Dazu hat sich auch sofort Wut auf die Leute eingestellt, die so was tatsächlich ausnutzen.

Dass der Teenager sich dadurch in Schach halten lässt, dass Hättie ihm eine Krücke in den Rücken drückt, wird in der Realität allerdings wohl nicht vorkommen. Das ist ein richtiger Turnbeutelverlierer.
Gibt es da nicht irgendeine andere Möglichkeit?

Jetzt noch ein paar Kleinigkeiten:

Drei Monate ohne Ausweis war hart.
"waren hart" oder "- das war hart"
Knatternd rollt Kättis Maschine auf den Parkplatz des Bären, einer der wenigen Gasthöfe in der Gegend, die Corona unbeschadet überlebt haben.
… eines der wenigen Gasthöfe
"Schau an, Harley-Kätti", gluckste der Älteste von ihnen.
gluckst
"Sie ist bis jetzt nicht aufgetaucht."
„Ist bis jetzt nicht aufgetaucht“, klänge besser nach wörtlicher Rede. Oder „Die ist bis jetzt …“
ruft er und bringt den Gemeindearbeiter frisches Bier.
Den Gemeindearbeitern
"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Keller und stellt Kätti einen neuen Kräutertee auf den Tisch.
Ich dachte, Kätti trinkt was Stärkeres. Warum dann die missbilligende Bemerkung von Trude?
Kätti und Trudi schieben sich rasch in den Flur. Nachdem Vroni die Tür geschlossen hat, folgen sie ihr stumm ins Wohnzimmer.
"Jetzt sagt schon, was los ist."
Jetzt sag schon
Völlig aufgelöst, er habe einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der sei jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis."
Klingt nicht wie mündliches Erzählen: habe, sei? So redet man doch nicht.
"Wir sind auch nicht mehr die jüngsten."
Die Jüngsten


Grüße
Sturek

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch
Hui, hab ich mich gefreut über deine Rückmeldung.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Heute ist Mittwoch. Stammtisch.
Ich höhe Friedel nach seinen geliebten Ausrufzeichen fragen, vielleicht liegt es aber auch nur an der Kürze der Sätze ...
Ich weiss nicht so recht, wir sind ja nicht auf dem Kasernenhof. :D Ausrufezeichen wären mir hier zu dominant.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, schlüpft in ihre Lederklamotten,
Haha - ja, Schmerzmittel sind manchmal die Lösung. Das schlüpft ist für mich ein wenig zu locker, ich empfand das Anziehen der Lederkombi auch ohne Arthrose immer als sperrig und umständlich. Aber was weiß ich schon.
Stimmt, da wäre das kleine Schwarze besser geeignet. Geändert in anziehen, danke.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Mit Fliegerbrille von ihrem verstorbenen Walter auf der Nase fährt Kätti los,
mein Sprachgefühl wünscht sich ein "Mit der Fliegerbrille ..."
Gekauft.

greenwitch schrieb:
Ich hatte sofort eine Motorrad-Oma vor Augen, Roadmoviemäßig ...
greenwitch schrieb:
Ach schön, da liest man den Motorradfahrer ! Liest sich super!
So wollte ich meine Harley-Kätti rüberbringen.
Schön, dass es bei dir auch so ankommt.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
ohne Ausweis
Ich erweitere ja familienbedingt gerne meinen schwitzerischen Wortschatz? Wird so also der Führerschein genannt? Hier ist der Ausweis halt das normale Ausweispapier (tolle Erklärung, sorry, Sonntag)
Ja, in CH gebräuchliche Kurzform für Führerausweis.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
wäre da nicht die Krücke an ihrer Sportster.
Das mit der Krücke war oben sehr eingängig, hier könnte ich drauf verzichten.
Ich glaube zu wissen, was du meinst. Ich streiche es einfach.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
"Wo ist eigentlich Vroni? Etwa auf Toilette?"
Hier frage ich mich, wozu es das Etwa braucht, klingt so, als ginge Vroni da nie hin?
Da musste ich lachen. Kommt weg.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Keller
Ups! Habe ich oben nicht aufgepasst. Der Wirt wurde doch Hene genannt, oder? Wer ist das jetzt hier?
In einer früheren Fassung hatte ich den Wirt als Heinz Keller vorgestellt, ist beim Reduzieren rausgeflogen. Somit auch hier nur mit Kosename 'Hene', danke.
[Edit: Ach nee, der Heinz Keller ist ja oben noch drin, egal, Hene ist besser]

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
blassem Gesicht steht sie da, in der Hand eine grosse Tüte.
"Ach, ihr seid es. Das passt jetzt ganz schlecht." Sie schaut hektisch in alle Richtungen.
"Bitte geht einfach wieder, ja?", flüstert Vroni und schliesst die Tür.
Der letzte Satz gehört nicht in eine neue Zeile, es spricht immer noch Vroni. Mag aber auch an meinem Gerät liegen, also nur zur Sicherheit.
Nein, der Umbruch war falsch. Sehr gut hingeschaut, merci!

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite. "Dann kommt halt kurz rein."
Hier ahne ich noch nichts. Im Nachhinein finde ich Ihr "Dann kommt halt kurz rein" nicht so ganz passend, die müsste doch viel aufgeregter klingen.
Absolut, jetzt hör ich's auch. "Kommt rein!" ist knackiger – mit Ausrufezeichen für Fridel. :)

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
"Mit KI und so."
"KI?", fragt Vroni erstaunt.
"Künstliche Intelligenz", erklärt Kätti. "Teufelszeug."
ist erstaunt das richtige Verb?
Gut erkannt, ich nehme verwirrt.

greenwitch schrieb:
"Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht." Vronis Miene hellt sich auf und sie nimmt den Hörer vom Tisch.
Auch hier könnte Ihre Reaktion etwas überraschter, verwirrter sein, oder?
Ich kaufe überrascht.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
"Nicht mal die Combox", flüstert Vroni besorgt.
Combox - Anrufbeantworter?
In der Schweiz oft allgemein verwendet für den Anrufbeantworter der Mobilfunkanbieter. (Eigentlich ein Copyright der Swisscom). Ich ändere es in Anrufbeantworter

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Trudi nimmt die leeren Plastikfolien vom Hocker und setzt sich zu den beiden Freundinnen.
"Also hier mein Plan", raunt Kätti.
Das habe ich nicht verstanden, ist aber auch nicht so wichtig,
Da liegen ja überall diese leeren Plastikhüllen von Walters Münzsammlung herum. Aber ich kann das streichen, hat für die Story keinen Mehrwert.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Vroni sitzt nun seit zehn Minuten auf einem Stuhl im Flur.
Vielleicht ohne "nun"?
Gekauft.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur plaziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
Das hier meine ich nicht als Verbesserungsvorschlag - ist mehr eine Lernfrage für mich. Du hast ja einen Zeitsprung, die Handlung lief vor bzw. gleichzeitig mit dem Absatz davor. Ich habe es auch sofort verstanden. Löst man das immer so oder wäre eine andere Überleitung (gleichzeitig .... oder ähnliches) sinnvoller?
Cool, dass du das ansprichst. Es war ein Versuchsballon, ob so was im Rahmen einer Kurzgeschichte funktioniert. Ob es dafür eine Blaupause gibt, weiss ich nicht. Habe es intuitiv umgesetzt. Aber schön, dass es für dich funktioniert hat.

greenwitch schrieb:
dotslash schrieb:
"Quatsch, der kleine Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett." Kätti erhöht den Druck auf ihre Krücke.
nicht nett ist süß, aber vorher war sie nicht so zimperlich bei der Wortwahl :-)
Nett soll hier sarkastisch rüberkommen. Muss ich mir noch überlegen, ob ich stattdessen ein Kraftwort einbaue ...

greenwitch schrieb:
Netter Happen für zwischendurch, süße Protagonisten. Alles richtig gemacht!

Ich danke dir ganz herzlich fürs Lesen und deine Anregungen.
Liebe Grüsse, dot

Hallo @Frieda Kreuz

Frieda Kreuz schrieb:
Die Leute, die es betrifft, sind ja nicht alle dement. Und die Machenschaften sind oft total überdurchsichtig, und heute hat auch jeder ein Handy.
Die Geschichten, die sich da abspielen, sind vollkommen verrückt. Warum funktioniert diese Scheiße bloß immer noch?

Das ist ja das Erstaunliche, wie leicht es den Betrügern oft gelingt, grosse Summen abzugreifen. Doch es liegt eben an der raffinierten Masche, den Menschen punktgenau in seiner Schwäche zu treffen. Ich weiss nicht, wie ich im ersten Moment bei einem Schockanruf reagieren würde. Und wenn ich dann noch meine/n Tochter/Sohn im Hintergrund zu hören "glaube". Klar, nüchtern betrachtet sollte das dann ins Leere laufen, weil ich einen Kontrollanruf verlange, Rückfragen stelle, usw.
Aber trotzdem verurteile ich die Menschen nicht, die in ihrer Panik nicht klar denken konnten und sich am Ende dann schämen für ihr falsches Verhalten. Deshalb sind Aufklärung, Pflege des sozialen Umfelds (wo möglich!), sowie offene Augen und Ohren so immens wichtig.
Zum Glück hatte Vroni da ihre aufmerksamen Freundinnen. ;)

Danke dir fürs Lesen und deine Rückmeldung zu diesem ernsten Thema.
Liebe Grüsse, dot


Hallo @Sturek

Freut mich, dass dir meine "drei Engel" gefallen haben.
Das runterziehen der Männerquote ist dem Challenge-Titel geschuldet. :p

Sturek schrieb:
Ich habe mich gut unterhalten und musste auch innerlich schmunzeln über die Unbedarftheit von Vroni. Dazu hat sich auch sofort Wut auf die Leute eingestellt, die so was tatsächlich ausnutzen.
Mir geht es auch so, ich bekomme jedesmal einen dicken Hals, wenn ich in einer Reportage sehe, wieviel Leid den Leuten wiederfährt, oft gehen da ja nebst dem finanziellen Schaden auch viele Erinnerungen (Schmuck, Wertsachen) für immer verloren.

Sturek schrieb:
Dass der Teenager sich dadurch in Schach halten lässt, dass Hättie ihm eine Krücke in den Rücken drückt, wird in der Realität allerdings wohl nicht vorkommen. Das ist ein richtiger Turnbeutelverlierer.
Gibt es da nicht irgendeine andere Möglichkeit?
Turnbeutelverlierer, klasse! :D Ja, ich weiss, da habe ich etwas geschummelt mit der magischen Krücke. Muss ich mir also überlegen, wie ich den Kerl noch besser festsetzen könnte.

Sturek schrieb:
dotslash schrieb:
Knatternd rollt Kättis Maschine auf den Parkplatz des Bären, einer der wenigen Gasthöfe in der Gegend, die Corona unbeschadet überlebt haben.
… eines der wenigen Gasthöfe
Aber es ist doch der Gasthof, wäre da eines nicht für etwas Sächliches, wie z.B. eines der Dörfer? Hm, bin verwirrt ...

Sturek schrieb:
dotslash schrieb:
"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Keller und stellt Kätti einen neuen Kräutertee auf den Tisch.
Ich dachte, Kätti trinkt was Stärkeres. Warum dann die missbilligende Bemerkung von Trude?
Stimmt, Kätti trinkt Bier, Trudi trinkt Tee. Gut hingeschaut! Merci.

Sturek schrieb:
dotslash schrieb:
Völlig aufgelöst, er habe einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der sei jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis."
Klingt nicht wie mündliches Erzählen: habe, sei? So redet man doch nicht.
Gehe ich mit dir einig, grammatikalisch zwar korrekt, aber klingt eher unnatürlich. Ich ändere das ab.

Deine anderen Fundsachen habe ich gerne umgesetzt, danke fürs genaue Hinschauen.

Liebe Grüsse, dot

 

Lieber @dotslash,

endlich auch mal eine Geschichte von dir zu einem Wettbewerb. Das freut mich sehr!

Ich habe deine muntere Geschichte über drei betagte Damen sehr gern gelesen, einmal, weil sie alle drei von dir so munter und aufgeräumt dargestellt werden, da kann mich mich als alte Schachtel ganz gut rein- und wohlfühlen, zum anderen, weil richtig viel passiert und das bis auf eine Stelle sehr stimmig.

Was mir etwas gefehlt hat, ist die charakterliche Unterscheidbarkeit deiner drei Damen. Klar, man kann sie gut auseinanderhalten, weil sie ja auch hochunterschiedliche Dinge tun. Verwechselungsgefahr bestand da nicht.
Aber was mir fehlt, ist noch etwas mehr Charakter. Vielleicht spricht eine der Damen etwas ungewöhnlicher als die anderen, hat besondere Ausdrücke, die sie noch mehr speziell machen. Bei Kätti ist es ja schon so, dass sie von allen die Mutigste ist, die ist schon ganz gut ausgestattet mit Besonderheit.
Aber den anderen beiden fehlt noch was. So mein Gefühl. Vielleicht hat eine davon irgendeinen Tick?

Hat sich sogar vom Schrauber Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.
Haha... patent!
ederklamotten an, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster. Mit der Fliegerbrille
Wow, hier knallt aber voll das Klischee rein. Lederklamotten, Stahlhelm, Harley, Fliegerbrille. (btw: Den Mund darf sie ja dann während der Fahrt nicht öffnen, um keine Fluginsekten zu verschlucken, nich? :D)
Kätti dreht nochmal richtig auf, bevor sie der Blitzkasten beim Dorfeingang auf die erlaubten Fünfzig zwingt.
Da die Motorräder vorne kein Nummernschild haben und meist nur der Blitzkasten aufgestellt ist, aber keine Polizei ein Stück dahinter steht, um die Fahrsünder rauszufischen, könnte sie doch eigentlich ganz entspannt sein oder?
Aber vielleicht ist sie so eine bekannte Type dort in der Gegend, dass man sie auf jeden Fall sofort kennt?

den Parkplatz des Bären,
Ich würde "Bären" in Anführungsstriche setzen, weil es ja der Eigenname der Gaststätte ist.
"Salü, Kätti. Auch eine Stange?"
Erst wollte ich monieren, dass ich nur vermuten kann, es ist Bier, aber später löst du das geschickt durch die Bemerkung Trudis auf. Also muss auch nicht hier was erklärt werden.
. Panzerband klebt am Scharnier,
Lustig. Panzertape kann man immer gebrauchen. Einerseits finde ich diese Handy-Reparatur schön individuell, hätte sie aber wegen des Panzertapes viel eher Kätti zugetraut.
Wie, du kannst gerade nicht."
Den Satz würde ich streichen.
"Da stimmt was nicht." Auf Kättis Stirn erscheint eine strenge Falte. "Der Mittwoch ist ihr heilig."
Mir ist die Kätti einen Tick zu schnell. Mir würde stimmiger erscheinen, wenn Trudi, die ja das Telefonat führt, auch diejenige ist, die zweifelt und etwas komisch findet, während dann Kätti die Handelnde ist, die jetzt Aktionen fordert.
Vroni schaut ungläubig auf ihr Handy. "Aufgelegt."
Neee, die Trudi schaut!
"Komm Trudi, wir fahren da mal vorbei."
Trudi würde ich streichen, sie sind ja nur zu zweit.
Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.
Lustige Szene.
Trudi hebt eine Schmuckkassette auf die bis auf die rote Samteinlage komplett leer ist.
...auf (Komma) die bis auf ....
"Hat dich jemand ausgeraubt?", fragt sie und deutet mit einer umfassenden Geste in den Raum.
Ich würde nur die wörtliche Rede lassen, Rest streichen. "Hat dich jemand ausgeraubt?"

"Das war mit Sicherheit auch kein Anwalt", meint Trudi. "
Geht mir hier ein bisschen zu schnell mit der Sicherheit, dass man Vroni betrügen möchte.
"Schluss jetzt, wir sollten die Polizei anrufen!" Trudi zieht ihr Nokia aus der Tasche, klappt es auf.
"Warte!", ruft Kätti mit einer abwehrenden Handbewegung.
"Wenn der Kurier hier Polizei sieht, dann ist der doch gleich wieder weg." Und plötzlich erscheint ein Leuchten in Kättis Augen.
Könnten die Damen nicht doch ein wenig nachdenken? Die Betrugsfälle, die ich so kenne, bei denen wird tatsächlich eine Kaution verlangt. Wobei das mit der Kaution ja hanebüchen ist, weil es die gar nicht hier gibt. In der Schweiz, so vermute ich, auch nicht.
Hast du deswegen den Enkel nach Kanada verlegt?
Wie wäre es, wenn du ihn doch in der Schweiz lässt? Dann könnten die Damen sich fragen, ob man überhaupt eine Kaution zahlen muss und da stutzig werden. Aber, da sie sich vielleicht in deinem Fall nicht zu 100% sicher sind, könnte ja auch mal eine neue Regelung geben, die sie noch nicht kennen, bleibt so eine Restfurcht, dass doch was dran sein könnte.

Oder du lässt den Enkel in Kanada, aber eine der Damen fragt, wie sich das denn die Person in der Schweiz vorstellt, die Ware zu Geld zu machen und nach Kanada zu schaffen?

Ich will darauf hinaus, dass sie kritischer hinterfragen könnten, ohne die Lösung endgültig zu finden zu diesem Zeitpunkt und damit nicht sofort auf einen Betrüger kommen.

. "Was, wenn Rico wirklich im Gefängnis sitzt?"
Genau, das soll Vroni ruhig noch unruhig denken.
"Nein, das riecht hundert pro nach Enkeltrick, da gebe ich Kätti recht ..."
Hier könnte ein Argument folgen, eines, dass nicht alles ausräumt an Zweifeln.
Doch sie vertraut ihnen, Kätti und Trudi, beide sind sie fast so was wie Schwestern seit damals. Vor drei Jahren. Erst Koni, dann Fredl und zuletzt Walter. Drei Beerdigungen, alle im gleichen Jahr.
Für mein Gefühl würde ich das alles hier streichen. Man merkt ja anhand des Verhaltens der drei, dass sie sich sehr gut verstehen und miteinander harmonieren, ein Team sind. Das hast du bereits gut dargestellt.
Loorberstrauch
Lorbeerstrauch
Loorbeerstrauch
Weiter unten nochmals.
"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
Das Telefonat würde ich auch noch mehr straffen. Vielleicht so: "Ja, hallo? Rico! Gott sein Dank, geht es dir gut? Wo bist du? Ach so, du bist auf Arbeit. Nein, alles prima hier. Klar, später ist auch gut. Schön. Ja, bis dann."
, jammerte der Junge.
Würde ich streichen.
des Bären
"Bären"

Deine Geschichte war schön flüssig runterzulesen und hat mir Spaß gemacht.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @dotslash,

eine amüsante, trotz des relevanten Themas leichtfüßig daherkommene Erzählung!

"Kätti, du weisst, was ich von Alkohol am Lenker halte?", murmelt sie ohne aufzublicken.
"Dir auch einen schönen Mittwochabend, Trudi"
Ja, so reagiert man geschickt ...
Kätti nimmt einen grossen Schluck, wischt sich den Schaum vom Mund.
Kann sie nicht etwas anderes machen? "Schaum vom Mund", das ist so das Übliche, wie 'gelangweilt Rauch in die Luft blasen' und Ähnliches.

"Das war mit Sicherheit auch kein Anwalt", meint Trudi. "Aber ruf doch Rico zurück. Vielleicht klärt sich dann alles auf?"
"Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht", sagt Vroni überrascht und nimmt den Hörer vom Tisch.
Dieses 'die Leute vom (handelnden) Denken' abzuhalten, ist genau die angewandte Masche.

Kättis Hüfte protestiert, als sie und Trudi sich hinter einem grossen Loorberstrauch verstecken.
Hmm ... Lorbeerstrauch (oder gibts da regionale Unterschiede?).

. Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl.
Einerseits toll, wie sie sich rausredet, andererseits ein typisches Zeichen der empfundenen Scham.

Wie gesagt, lässig erzählt, aber auch ohne überraschende oder tiefergehenden Elemente. Die Wahrscheinlichkeit spricht gegen den geschilderten Erfolg der Oma-Gang, aber manche Leute gewinnen auch im Lotto ... :lol:

L G,

Woltochinon

 

Hallo @lakita

lakita schrieb:
Ich habe deine muntere Geschichte über drei betagte Damen sehr gern gelesen, einmal, weil sie alle drei von dir so munter und aufgeräumt dargestellt werden, da kann mich mich als alte Schachtel ganz gut rein- und wohlfühlen, zum anderen, weil richtig viel passiert und das bis auf eine Stelle sehr stimmig.
Oh, das geht runter wie Öl, merci, merci.

lakita schrieb:
Aber was mir fehlt, ist noch etwas mehr Charakter.
Kräutertee vs. Küchenschürze zuwenig?:D
Hm, nun gilt es also, analog Kätti den anderen beiden noch ein Alleinstellungsmerkmal zu verpassen. Muss ich drüber nachdenken ...

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
ederklamotten an, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster. Mit der Fliegerbrille
Wow, hier knallt aber voll das Klischee rein. Lederklamotten, Stahlhelm, Harley, Fliegerbrille. (btw: Den Mund darf sie ja dann während der Fahrt nicht öffnen, um keine Fluginsekten zu verschlucken, nich? :D)
An was erkennt man den freundlichen Töfffahrer? An den Fliegen zwischen den Zähnen.
Klischee? Ist halt die typische Harley-Ausrüstung. Stahl-, statt Integralhelm. Schützt nicht, sieht aber cool aus. Fliegerbrille statt Visier. Es bitzeli Steam Punk gönn ich mir. Und die Lederklamotten hat sich Kätti extra selber genäht, c'mon! Hinten mit so einem tollen Weisskopfadler drauf.

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Kätti dreht nochmal richtig auf, bevor sie der Blitzkasten beim Dorfeingang auf die erlaubten Fünfzig zwingt.
Da die Motorräder vorne kein Nummernschild haben und meist nur der Blitzkasten aufgestellt ist, aber keine Polizei ein Stück dahinter steht, um die Fahrsünder rauszufischen, könnte sie doch eigentlich ganz entspannt sein oder?
Aber vielleicht ist sie so eine bekannte Type dort in der Gegend, dass man sie auf jeden Fall sofort kennt?
Ich dachte an einen festinstallierten Blitzkasten (schreib ich am besten noch dazu), die blitzen bei uns in der Schweiz von hinten. (Die ganz neuen von vorne UND hinten)

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Panzerband klebt am Scharnier,
Lustig. Panzertape kann man immer gebrauchen. Einerseits finde ich diese Handy-Reparatur schön individuell, hätte sie aber wegen des Panzertapes viel eher Kätti zugetraut.
Soviel zu Charakterzeichnung. Trudi ist die belesene der dreien, liest auch diese Life hacks in der Illustrierten, also auch, wie man Handys wieder flott bekommt, aber ich rede mich um Kopf und Kragen. :D Ja, ja, ich überlege mir was. Vielleicht findet Trudi ihr Handy nicht, packt ihre Handtasche auf den Tisch mit allerlei Nippes (Tick von Trudi) und dann telefoniert Kätti mit ihrem Panzertapehandy, oder so ... ?

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Wie, du kannst gerade nicht."
Den Satz würde ich streichen.
Gekauft.

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
"Da stimmt was nicht." Auf Kättis Stirn erscheint eine strenge Falte. "Der Mittwoch ist ihr heilig."
Mir ist die Kätti einen Tick zu schnell. Mir würde stimmiger erscheinen, wenn Trudi, die ja das Telefonat führt, auch diejenige ist, die zweifelt und etwas komisch findet, während dann Kätti die Handelnde ist, die jetzt Aktionen fordert.
Find ich'n guten Einwand. Ich lasse jetzt Trudi zweifeln und dann Kätti handeln:
Trudi schaut auf ihr Handy. "Aufgelegt."
"Da stimmt was nicht." Sie blinzelt nervös mit den durch die Lesebrille vergrösserten Augen. "Der Mittwoch ist Vroni heilig. Sie hätte uns doch Bescheid gesagt, wenn was dazwischen ..."
"Hätte, hätte, Fahrradkette." Kätti zieht ihre Gehilfe hervor und steht auf. "Komm, wir fahren da mal vorbei."

Und ist das schon bisschen mehr Charakter für Trudi? :p

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
"Hat dich jemand ausgeraubt?", fragt sie und deutet mit einer umfassenden Geste in den Raum.
Ich würde nur die wörtliche Rede lassen, Rest streichen. "Hat dich jemand ausgeraubt?"
Gekauft, danke!

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
"Das war mit Sicherheit auch kein Anwalt", meint Trudi.
Geht mir hier ein bisschen zu schnell mit der Sicherheit, dass man Vroni betrügen möchte.
Ich stelle mir das so vor, dass Trudi, die Belesene und Kätti die Handfeste die Berichte und Aufklärungskampagnen zum Thema intus haben.


lakita schrieb:
dotslash schrieb:
"Schluss jetzt, wir sollten die Polizei anrufen!" Trudi zieht ihr Nokia aus der Tasche, klappt es auf.
"Warte!", ruft Kätti mit einer abwehrenden Handbewegung.
"Wenn der Kurier hier Polizei sieht, dann ist der doch gleich wieder weg." Und plötzlich erscheint ein Leuchten in Kättis Augen.
Könnten die Damen nicht doch ein wenig nachdenken? Die Betrugsfälle, die ich so kenne, bei denen wird tatsächlich eine Kaution verlangt. Wobei das mit der Kaution ja hanebüchen ist, weil es die gar nicht hier gibt. In der Schweiz, so vermute ich, auch nicht.
Ach, ich wusste nicht, dass das mit der Kaution nicht stimmen soll. Denn wenn man diesem Link hier trauen kann:
https://duisburg.polizei.nrw/kautio... behaupten, dass der,auf freiem Fuß zu halten.
So ist mein Plot nicht ganz abwägig, oder?


lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Doch sie vertraut ihnen, Kätti und Trudi, beide sind sie fast so was wie Schwestern seit damals. Vor drei Jahren. Erst Koni, dann Fredl und zuletzt Walter. Drei Beerdigungen, alle im gleichen Jahr.
Für mein Gefühl würde ich das alles hier streichen. Man merkt ja anhand des Verhaltens der drei, dass sie sich sehr gut verstehen und miteinander harmonieren, ein Team sind. Das hast du bereits gut dargestellt.
Mist. Das ist so ein Darling, schieb ich mal zu unerledigt ...

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Loorberstrauch
Lorbeerstrauch
Peinlich, danke!

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
Das Telefonat würde ich auch noch mehr straffen. Vielleicht so: "Ja, hallo? Rico! Gott sein Dank, geht es dir gut? Wo bist du? Ach so, du bist auf Arbeit. Nein, alles prima hier. Klar, später ist auch gut. Schön. Ja, bis dann."
Da fehlt aber dann Ricos Nachfrage (im off) warum Vroni angerufen hat, ob wirklich alles in Ordnung sei. Ich meine, Vroni ruft extra in Kanada an. Ja, ich möchte das so lassen.

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Doch sie vertraut ihnen, Kätti und Trudi, beide sind sie fast so was wie Schwestern seit damals. Vor drei Jahren. Erst Koni, dann Fredl und zuletzt Walter. Drei Beerdigungen, alle im gleichen Jahr.
Für mein Gefühl würde ich das alles hier streichen. Man merkt ja anhand des Verhaltens der drei, dass sie sich sehr gut verstehen und miteinander harmonieren, ein Team sind. Das hast du bereits gut dargestellt.
Mist. Ist so ein Darling. Ich schiebe das mal zu Unerledigt

lakita schrieb:
dotslash schrieb:
Loorberstrauch
Lorbeerstrauch
Peinlich, danke!

lakita schrieb:
Das Telefonat würde ich auch noch mehr straffen. Vielleicht so: "Ja, hallo? Rico! Gott sein Dank, geht es dir gut? Wo bist du? Ach so, du bist auf Arbeit. Nein, alles prima hier. Klar, später ist auch gut. Schön. Ja, bis dann."
Das möchte ich gerne so lassen, weil mir in deiner Version Ricos Nachfragen und dieses beschämte Rumdrucksen fehlen.


Danke lakita fürs Lesen und die tollen Anmerkungen.
Liebe Grüsse, dot


Hallo @Woltochinon


Woltochinon schrieb:
dotslash schrieb:
Kätti nimmt einen grossen Schluck, wischt sich den Schaum vom Mund.
Kann sie nicht etwas anderes machen? "Schaum vom Mund", das ist so das Übliche, wie 'gelangweilt Rauch in die Luft blasen' und Ähnliches.
Wollte halt den Charakterzug verruchte Lady annbringen. Na ja, dann muss ich mir wohl noch was überlegen ...

Woltochinon schrieb:
Hmm ... Lorbeerstrauch (oder gibts da regionale Unterschiede?).
Nein, die heissen auch bei uns so. :D

Woltochinon schrieb:
dotslash schrieb:
. Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl.
Einerseits toll, wie sie sich rausredet, andererseits ein typisches Zeichen der empfundenen Scham.
Prima, genau die Wirkung wollte ich erzielen.

Woltochinon schrieb:
Die Wahrscheinlichkeit spricht gegen den geschilderten Erfolg der Oma-Gang, aber manche Leute gewinnen auch im Lotto ... :lol:
Wie wahr!:lol:

Danke auch dir fürs Lesen und apropos Lotto: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Liebe Grüsse, dot

 

Lieber @dotslash,

eigentlich muss ich mal bald ins Bett, deswegen greife ich vorsorglich, damit es keine heißen unnützen Diskussionen darüber gibt, nur diesen einen Punkt heraus, der Rest folgt dann morgen:

DIE KAUTION.

Es gibt in Deutschland irgendwo in der Strafprozessordnung so einen oder zwei Paragraphen dazu. Aber in unserer Kanzlei gab es in rund 35 Jahren keinen einzigen Fall, bei dem eine Kaution gestellt werden konnte oder gar musste.
Die Richter und es ist ja der Richter, der hierüber entscheidet, gehen wie folgt vor: Entweder sie sind davon überzeugt, dass der Angeschuldigte in U-Haft bleiben muss, weil man ihm eine Flucht oder das Vertuschen der Tat zutraut, wenn er draußen bliebe oder aber, die vermeintlich begangene Tat ist so schwerwiegend, dass es sich schon von daher verbietet.
In allen anderen Fällen liegt es im Ermessen des Richters, den Angeschuldigten nicht in U-Haft zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass er pünktlich zu seiner Strafverhandlung vor Gericht erscheint. Bis dahin ist er sozusagen frei oder aber, das gibt es auch, er muss gewisse Auflagen erfüllen, z.B. sich regelmäßig bei seiner zuständigen Polizeiwache melden.

Die Frage nach einer Kaution, sowie die Gestellung einer solchen, ist in Deutschland eher zu vernachlässigen. Das war nicht nur in unserer Kanzlei so.

Und zum korrekten Ablauf, den auch viele Täter nicht kennen: Es ist nie! die Polizei, die diese Summe fordern darf, sondern, wenn überhaupt eine Kaution gestellt werden soll und kann, wird der Richter die Höhe festlegen. Der ermittelnde Polizist hat damit nix am Hut.

Trotzdem und das möchte ich hier auch noch am Rande bemerken, ist es so, dass diese Betrüger es gut verstehen, die Angerufenen in einen Schockzustand zu versetzen und in helle Aufregung, so dass es ihnen dann auch gelingt, diese normalerweise höchst seltsamen Forderungen und Ansprüche zu stellen. Denn immerhin schaltet sich unser recht eindimensional funktionierendes Gehirn in den Alarmmodus und sorgt dann dafür, dass andere Gehirnareale erstmal brach liegen, u.a. auch die, die die Logik betreffen.
Nur so kann man nachvollziehen, wieso es immer wieder erfolgreiche Betrugsfälle dieser Art gibt.

Der Rest zu deiner Erwiderung folgt, wie schon erwähnt, dann später.

Lieben Gruß

lakita

 

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