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Kätti gibt Gas

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02.02.2004
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Kätti gibt Gas

"Denk an deine Hüfte, Oma", mahnt ihr Enkel und zeigt auf die Harley Jahrgang '78. "Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen." Reto ist Rettungssanitäter. Einmal im Monat schaut er bei seiner Oma nach dem Rechten, erledigt Garten- und kleinere Handwerksarbeiten. Seit die Arthrose Katharina Kalbermatten das Gehen erschwert, ist sie zwar äusserst dankbar für Retos Unterstützung, doch das Motorradfahren lässt sie sich nicht ausreden. Hat sich sogar vom Schrauber-Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.

Heute ist Mittwoch. Stammtisch. Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, zieht ihre Lederklamotten an, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster. Mit der Fliegerbrille von ihrem verstorbenen Konrad auf der Nase fährt Kätti los, geniesst den Herbstwind im Gesicht, das beruhigende Vibrieren des Zweizylinders, den grollenden Sound der Auspufftöpfe. Nach engen Kurven hinunter ins Tal führt eine lange Gerade Richtung Dorf. Kätti dreht nochmal richtig auf, bevor sie der stationäre Blitzkasten beim Dorfeingang auf die erlaubten Fünfzig zwingt. Der letzte Strafbefehl ist ihr noch schmerzhaft in Erinnerung. Drei Monate ohne Ausweis waren hart.

Knatternd rollt Kättis Maschine auf den Parkplatz des "Bären", einer der wenigen Gasthöfe in der Gegend, die Corona unbeschadet überlebt haben. Mit dem gesunden Bein klappt Kätti den Seitenständer raus, schiebt die Fliegerbrille hoch und löst den ledernen Kinnriemen. Mit fünfundsiebzig Jahren in den Knochen wird das Absteigen zur Turnübung. Den Helm unterm Arm, gestützt auf die ungeliebte Gehhilfe, humpelt Kätti die drei Stufen hoch zum Eingang.

Drinnen schiebt sie den Windfang zur Seite und humpelt in die Gaststube. In der Ecke sitzen ein paar Gemeindearbeiter vor ihrem Feierabendbier. "Schau an, Harley-Kätti", gluckst der Älteste von ihnen. "Die alte Dame ist nicht tot zu kriegen, was?".
Die anderen lachen artig mit.
Statt einer Antwort winkt Kätti dem Wirt, der gerade Bier zapft.
"Salü, Kätti. Auch eine Stange?"
"Gerne Hene, merci." Sie humpelt weiter zu ihrem Stammtisch unterm Fenster, wo bereits Gertrude Helbling vor ihrem Kräutertee sitzt. Vertieft in die aufgeschlagene Tageszeitung, die Lippen in stummer Bewegung über der Klatschspalte.
"Kätti! Alkohol am Lenker – weisch scho?", murmelt sie ohne aufzublicken.
"Dir auch einen schönen Mittwochabend, Trudi". Kätti lässt sich seufzend auf einen Stuhl fallen, die Krücke wandert unter den Tisch. "Ich musste erst noch Öl nachfüllen, die alte Dame leckt wie Henes Zapfhahn."
"Dafür sind Zapfhähne gemacht", lacht der Wirt und stellt ihr das Bier hin.
"Wir bekommen Regen", meint Trudi.
"Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht." Kätti schaut zum Fenster. Staubteilchen tanzen in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
"Aber weisch, mein Knie zwickt", sagt Trudi und folgt Kättis Blick zum Fenster.
"Gut. Dann braucht Reto nicht zu giessen." Kätti nimmt einen grossen Schluck, rülpst verhalten und grinst Trudi zufrieden an.

"Wo ist eigentlich Vroni? Auf Toilette?"
"Ist bis jetzt nicht aufgetaucht." Trudi blättert weiter zu den Inseraten.
"Komisch, sie ist doch sonst immer die erste." Kätti dreht sich zum Tresen um. "Hene, weisst du was?"
"Nein, auch noch nicht gesehen", ruft er und bringt den Gemeindearbeitern frisches Bier.
"Ob sie krank ist?" Trudi faltet die Zeitung zusammen. "Ich ruf mal an."
Sie wuchtet ihre moderne, aus alten LKW-Planen gefertigte Umhängetasche auf den Tisch und fängt an nach ihrem iPhone zu kramen. "Wo hab ich denn nur ...", murmelt sie vor sich hin, während das Eichenholz langsam unter allerhand Zeugs verschwindet. Lipgloss, Handcreme, ein Moleskine-Notizbuch, Alice Schwarzers Biografie. "Bin mir sicher, ich habs heute Morgen eingesteckt."
"Lass mal!" Kätti zieht ihr Nokia hervor und klappt es auf. Panzertape klebt am Scharnier, das Glas hat einen Sprung.
"Funktioniert das überhaupt noch?", fragt Hene und stellt Trudi einen frischen Kräutertee neben Alice Schwarzer.
"Klar, das hat wenigstens noch richtige Tast... – hallo Vroni. Wo bleibst du? Wir warten hier. Was?"
Kätti schaut auf ihr Handy. "Aufgelegt."
"Wie jetzt. Einfach so?" Trudi räumt ihren Haushalt wieder in die Tasche.
"Einfach so", brummt Kätti und klappt das Handy zu.
"Da stimmt was nicht!" Trudi blinzelt nervös mit den durch die Lesebrille riesig wirkenden Augen. "Der Mittwoch ist Vroni heilig. Sie hätte doch vorher Bescheid gesagt, weisch, wenn ihr was dazwischen –"
"Hätte, hätte, Töfflikette!" Kätti zieht ihre Gehilfe hervor und steht auf. "Komm, wir fahren da mal vorbei."
"Mit deinem Töff? Ich hab aber nur einen Fahrradhelm."
"Ich will jetzt wissen, was mit Vroni los ist. Kannst ja hier in Ruhe deinen Schönheitstee schlürfen."
Trudi will protestieren, aber Kätti humpelt bereits davon. "Jetzt sei doch nicht gleich eingeschnappt, ich komm ja schon."

Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.

Vor Vronis kleinem Einfamilienhaus holpert Kätti aufs Trottoir und parkiert die Sportster neben die Grüntonne. Sichtlich erleichtert steigt Trudi ab, zieht den Fahrradhelm vom Kopf.
"Nächstes Mal bitte etwas langsamer", sagt sie und läuft bereits die Stufen zur Haustür hoch, während Kätti sich noch mit dem Lösen ihrer Krücke abmüht.
"Mistding, vielleicht sollte ich doch mal über ein Ersatzteil nachdenken."
"Eine neue Krücke?", ruft Trudi und drückt die Klingel.
"Eine neue Hüfte", schnaubt Kätti und humpelt über den Gehweg.
Vroni öffnet die Tür. Grauer Rock, geblümte Schürze, Haare zu einem strengen Dutt gebunden. Mit blassem Gesicht steht sie da, in der Hand eine grosse Tüte.
"Ach, ihr seid es. Das passt jetzt ganz schlecht." Sie schaut hektisch in alle Richtungen. "Bitte geht einfach wieder, ja?", flüstert Vroni und schliesst die Tür.

"Was war denn das?" Kätti und Trudi schauen sich fragend an. Nun setzt Kätti ihren Daumen auf die Klingel und lässt ihn dort. Das Dauerklingeln zeigt Wirkung. Kurze Zeit später öffnet sich die Tür zum zweiten Mal.
"Ich hab euch doch gesagt, jetzt nicht!" Vroni will gerade die Tür wieder schliessen, doch Kätti stellt ihre Krücke dazwischen.
"Sag uns wenigstens, ob es dir gut geht, Vroni. Was ist denn los?"
Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite und fuchtelt mit der Hand. "Kommt rein!"

Kätti und Trudi schieben sich rasch in den Flur. Nachdem Vroni die Tür geschlossen hat, folgen sie ihr stumm ins Wohnzimmer.
"Jetzt sag schon, was los ist."
Vroni sinkt kraftlos aufs Sofa.
Die Wohnung wirkt chaotisch, so als ob sie jemand durchsucht hätte. Herausgezogene Schubladen, offene Schranktüren, auf dem Boden verstreut aufgeschlagene Aktenordner, leere Plastikhüllen, wie sie Münzsammler verwenden. Neben einem Früchtekorb auf dem Salontisch liegt die Einkaufstüte, die Vroni beim ersten Öffnen in der Hand hatte.
"Was ist denn hier passiert?" Kätti setzt sich neben Vroni aufs Sofa . Trudi hebt eine Schmuckkassette auf, die bis auf die rote Samteinlage leer ist.
"Hat dich jemand ausgeraubt?"
"Nein, nein, aber ..." Vroni schlägt die Hände vors Gesicht und fängt an zu schluchzen.
"Rico, ihr wisst doch, mein Enkel, hat angerufen. Völlig aufgelöst, er hatte einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der ist jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis." Sie zieht ein Taschentuch aus ihrer Schürze, schnäuzt geräuschvoll hinein.
"Was erzählst du da?" Trudi legt sich die Hand vor den Mund.
"Dann war da plötzlich ein Anwalt am Apparat. Ich soll Geld überweisen, für die Auktion, dann kommt Rico wieder frei ..."
"Auktion? Du meinst sicher Kaution", verbessert sie Trudi und wischt mit der Hand ein paar Flusen vom Kaminsims.
Kätti berührt Vroni vorsichtig am Arm. "Erzähl weiter."
"Zehntausend meinte der. Mein Gott, Zehntausend! Und ich so 'Ich habe nur Fünftausend im Haus' und – ja gut, etwas Schmuck. Und dann halt noch Walters Münzsammlung ..." Trudis Blick wandert kurz zum Portrait über dem Kamin, das Trauerband ausgebleicht und schief. Wieder schnäuzt sich Vroni. "Ich dachte schon, der Anwalt habe aufgelegt. Doch dann – ich soll alles in eine Tüte packen. Ein Kurier kommt sie in der nächsten Stunde abholen, danach wird Rico frei gelassen."
Vroni schnieft und schaut Kätti ins Gesicht. "Der arme Rico, ich muss ihm doch helfen, was macht er auch für Sachen!"
Kätti legt Vroni beide Hände an die Wangen, schaut sie ernst an. "Bist du dir ganz sicher, dass es Rico war?"
"Aber ja! Wer sollte es denn sonst gewesen sein? Er klang doch so verzweifelt!"
Mit dem Zipfel ihrer Schürze wischt sich Vroni über die Augen.
"Stimmen kann man heute super nachmachen, weisch?", meint Trudi. "Mit KI und so."
"KI?", fragt Vroni verwirrt.
"Künstliche Intelligenz", erklärt Trudi.
"Teufelszeug", grunzt Vroni.
"Aber warum sollte der Anwalt lügen?" Vroni lässt den Kopf hängen.
Keine der drei Freundinnen sagt etwas, nur das Ticken der alten Standuhr erfüllt den Raum.

"Geh'n wir doch mal logisch vor", sagt Trudi und schliesst geräuschvoll ein paar Schubladen. "Lebt Rico nicht in Kanada und baut diese Blockhäuser?"
"Ja. Schon." Vroni knetet ihr Taschentuch. "Aber die fahren ja dort auch Auto ..."
"Schon klar. Aber weisch, wenn der Rico in Kanada einen Unfall gebaut hat, warum kommt dann ein Kurier extra zu dir nach Guthofswil? Würde man nicht eher das Geld überweisen lassen?"
"Guter Punkt", stimmt Kätti zu und nimmt sich eine Mandarine aus dem Früchtekorb.
"Wie hat der Anwalt denn mit dir geredet? Englisch?"
"Nein, dann hätt ich ihn ja gar nicht verstanden."
"Stimmt! Hatte er vielleicht so einen Akzent?"
Vroni zupft am Taschentuch und überlegt. "Jetzt wo du's sagst, ja. Aber eher so ausländisch ... so wie der Marroniverkäufer am Markt."
"Also für mich klingt das nicht nach einem Canadian Lawyer", sagt Kätti und beginnt, die Mandarine zu schälen.
"Einem was?"
"Was Kätti sagen will", meint Trudi, "es hört sich nach Betrug an."
"Genau das", meint Kätti und schiebt sich einen Mandarinenschnitz in den Mund.
"Weisch was? Ruf doch Rico einfach zurück!", sagt Trudi. "Vielleicht klärt sich dann alles auf?"
"Oh, daran habe ich noch gar nicht gedacht." Vroni beugt sich vor und nimmt das schnurlose Festnetztelefon vom Tisch.
"Dass du immer noch kein Handy ..."
"Trudi!" Kätti schüttelt den Kopf. "Nicht jetzt!"
Mit jedem leisen Tuten schwindet Vronis hoffnungsvoller Gesichtsausdruck. Ein Klicken und Vroni schaut ihre beiden Freundinnen klagend an. "Nicht mal der Anrufbeantworter."

"Schluss jetzt, wir sollten die Polizei anrufen!" Trudi nimmt Vroni den Hörer aus der Hand.
"Warte!", ruft Kätti mit einer abwehrenden Handbewegung.
"Wenn der Kurier hier Polizei sieht, dann ist der doch gleich wieder weg." Und plötzlich erscheint ein Leuchten in Kättis Augen.
"Ich kenne diesen Blick", meint Trudi und lässt den Hörer sinken.
"Ach komm schon." Kätti zieht die Schultern hoch und breitet die Arme aus. "So leicht wollen wir diesen Gangster doch nicht davonkommen lassen, oder?"
"Ich weiss nicht." Trudi fasst sich ans Kinn. "Wir sind auch nicht mehr die Jüngsten."
"Aber wir sind zu dritt. Wie bei Drei Engel für Charly."
"Drei was?"
"Na die TV-Serie? Drei Engel für ... egal."
Vroni sitzt derweil da wie ein Häufchen Elend. "Was, wenn Rico wirklich im Gefängnis sitzt?"
"Nein, das riecht hundert pro nach Enkeltrick! Da gebe ich Kätti recht, weisch."
"Danke, Trudi!"
"Von diesen Schockanrufen liest man heute fast täglich in der Zeitung. Aber trotzdem – auf eigene Faust – also ich finde das zu gefährlich. Wie soll das überhaupt gehen?"
Trudi zieht sich einen Hocker heran und setzt sich zu den beiden Freundinnen.
"Also, hier mein Plan", raunt Kätti.

Vroni sitzt auf einem Stuhl im Flur. Die Tüte mit den Wertsachen mit beiden Händen fest umklammert. Ihre Gedanken sind wieder bei Rico, in einer kalten Zelle – Vorwürfe, Hoffnung, Scham. Ihre Freundinnen, irgendwo da draussen. Und jetzt? So ganz folgen konnte Vroni Kättis Plan nicht. Doch sie vertraut ihr – und Trudi. Das laute Klingeln reisst Vroni aus ihren Gedanken, die Tüte fällt und schlägt klirrend auf die Fliesen auf. Ihr Puls schnellt hoch. Rasch hebt sie die Tüte auf. Mit klopfendem Herzen tritt sie an die Haustür, öffnet sie einen Spalt. "Ja, bitte?"

Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur platziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
"Wir sind ganz in deiner Nähe", beruhigt Trudi Vroni, zeigt einen erhobenen Daumen und schliesst die Haustür.
Kättis Hüfte protestiert, als sie und Trudi sich hinter einem grossen Kirschlorbeer verstecken.
"Und du bist dir da ganz sicher? Ich meine immer noch, wir sollten lieber die Polizei ..."
"Pscht, da kommt wer!", zischt Kätti und beide spähen durch die dichten Zweige.
Ein Junge in Jeans, schwarzem Hoody und Baseball-Käppi auf einem Skateboard saust geräuschvoll heran. Kurz vor Vronis Grundstück springt er ab, schnappt sich das Brett und schlendert zur Eingangstür.
"Jetzt schicken die schon Teenager vor", stöhnt Kätti.
Der Junge schaut sich kurz um, streckt die Hand aus und klingelt.
Von drinnen ein Klirren. Kurz darauf öffnet sich die Tür einen Spalt.
"Ja, bitte?"
"Guten Tag Frau Förster. Ich komme, um die Tüte abzuholen."
"Was ist mit Rico? Kommt er frei?"
"Rico? Keine Ahnung, ich soll hier nur eine Tüte abholen."
Trudi schiebt ihren Kopf etwas aus der Deckung.
"Ich versteh nicht, was die reden."
"Mir reichts. Los, Trudi, schnappen wir uns das Bürschchen!"
Doch statt loszulaufen kippt Trudi zur Seite. "Na super, mein Bein ist eingeschlafen."
Unsanft landet sie auf Kätti, deren Krücke sich auch prompt im Kirschlorbeer verheddert.

Alarmiert durch den Krach wirbelt der Junge herum. Er sieht, wie eine alte Frau auf dem Rasen hockt und ihr Bein reibt, während eine andere in Lederklamotten an einer Krücke im Busch zieht. Er reisst Vroni die Tüte aus der Hand, nimmt zwei Stufen auf einmal und rennt mit Beute und Skateboard Richtung Gartenausgang. Kätti bekommt ihre Krücke frei und holt weit aus.
"Nicht so schnell, junger Mann." Die Krücke segelt durch die Luft, landet zwischen den Beinen des Jungen. Der kippt nach vorne und knallt Gesicht voran auf die Betonplatten. "Ahh, meine Nafe. Du haft mir meine Nafe gebrochen, Bitch!" Gerade will er sich aufrappeln, da ist Kätti bereits über ihm.
"Schön unten bleiben." Kätti drückt mit der Krücke auf den Rücken des Jungen, so dass der sich nicht bewegen kann.
"So Trudi, jetzt kannst du die Polizei anrufen."
Vroni kommt die Stufen herunter und sammelt die verstreuten Wertsachen ein. Da klingelt es in ihrer Schürze. "Oh!" Erstaunt zieht sie ihr Telefon hervor. "Hab ich wohl in Gedanken eingesteckt." Sie nimmt ab.
"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
Sie lässt den Hörer sinken, Tränen der Erleichterung laufen ihr über beide Wangen.
Trudi nimmt Vroni in den Arm, während Kätti weiterhin den Jungen in Schach hält.
"Ich schäm mich so", schluchzt Vroni.
"Quatsch, der dreiste Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett." Kätti erhöht den Druck auf ihre Krücke.
"Umpf, ich follte doch blof die Tüte abholen."
In der Ferne heult ein Martinshorn.

Hene löscht die Aussenbeleuchtung des "Bären" und stellt eine Runde Kräuterschnaps vor die drei Freundinnen.
"Und ihr habt die Trickbetrüger tatsächlich hochgehen lassen?"
"Na ja, nicht ganz", sagt Trudi gedehnt. "Der Skater war ja nur ein Kurier. Er hatte angeblich 20 Franken von einem Unbekannten bekommen, um die Tüte bei Vroni abzuholen."
"Hauptsache, Vroni hat keinen Schaden genommen", meint Kätti und will gerade zum Schnapsglas greifen.
"Moment, den nehm ich!" Trudi schnappt sich Kättis Glas.
"He, das ist meiner!"
"Ist besser so, weisch. Sonst setzt du deine alte Dame auch noch in einen Busch."

 

Moin @dotslash , als kleine Entschädigung für meine vergessene Antwort kriegst Du jetzt eine Gegenbesuch nach der Bearbeitung!

Ich mag Dein Roadmovie mit Enkeltrick immer noch sehr, die drei Ladies sind Klasse, ich kaufe in einer Geschichte auch wirklich die Überwältigung des Jugendlichen, das Leben zeigt, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt.

Ich habe noch einmal durchzitiert, lauter Kleinkram, nimm von dem Gemecker, was Dir einleuchtet, ansonsten hast Du einfach noch einen Leseeindruck mehr.

"Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen."
In den Dialogen sind für meinen Geschmack zu viele ausgesprochene Wörter, reden die Schweizer wirklich ein so perfektes "Deutsch"? Ich würde hier für nur kratzen plädieren.

Seit die Arthrose Katharina Kalbermatten das Gehen erschwert
Herrlicher Name! War der in der Erstversion auch schon?

Hat sich sogar vom Schrauber-Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.
Alles richtig, dennoch hänge ich mich an dem Satz auf. Vielleicht weil es so sehr weit weg klingt mit dem "hat sich". Ich würde eine Umstellung versuchen. In Richtung "Schrauber Toni musste ihr ... Aber es mag auch einfach Lesegeschmack sein.

Den Helm unterm Arm, gestützt auf die ungeliebte Gehhilfe, humpelt Kätti die drei Stufen hoch zum Eingang. Drinnen schiebt sie den Windfang zur Seite und humpelt in die Gaststube.
Hier hatte ich rauszitiert, weil sie mir zu viel humpelte, aber Du ziehst das durch, also ist es das Gegenstück zu gehen - passt!

"Schau an, Harley-Kätti", gluckst der Älteste von ihnen. "Die alte Dame ist nicht tot zu kriegen, was?".
Die anderen lachen artig mit.
Statt einer Antwort winkt Kätti dem Wirt, der gerade Bier zapft.
Da wackelt mein Bild!
Er sagt etwa sin den Raum hinein oder zu seinem Kollegen
die anderen lachen
Warum sollte Kätti antworten, sie wurde gar nicht angesprochen. Reagieren wäre eine Option.

Sie humpelt weiter zu ihrem Stammtisch unterm Fenster
Hier habe ich es kapiert, ziehe als den oberen Hinweis zurück.

Kätti lässt sich seufzend auf einen Stuhl fallen, die Krücke wandert unter den Tisch.
Grins! Ich bin ja immer noch im Krückenstadium - doofe Idee unterm Tisch, alle Beine verheddern sich darin und man muss sich tief bücken. Aber lassen kannst Du es dennoch, der krückenfreie Mensch bemerkt das nicht.

"Wir bekommen Regen, weisch", meint Trudi.
"Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht." Kätti schaut zum Fenster. Staubteilchen tanzen in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
"Aber mein Knie zwickt, weisch",
Ah, Trudi hat einen Schweizer Anhang bekommen! Höre ich gerne, kenne ich aus den Gesprächen dort. Ja, allerdings würde ich mal die Verteilung im text checken, gefühlt ist es hier vorne sehr auffällig und in der Mitte fehlt es mir. Aber vielleicht habe ich es auch einfach nur als passend überlesen. Und muss das immer an das Satzende? So rein vom Klang her?

"Ob sie krank ist?" Trudi faltet die Zeitung zusammen. "Ich ruf mal an."
Der erste Satz klinkt auch wieder so voll ausgesprochen. Oder im Zweiten das "mal" weg

"Hätte, hätte, Töfflikette!"
Ha, da ist es - das Töffli herrliches Wort!

Ich hab aber nur einen Fahrradhelm."
ich höre in der Stimme das aber auch so!

Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.
Das ist ein süßes Bild! Ist jetzt mehr eine Autorentechnische Überlegung. Ich lese das von weit weg beobachtet, dann passt für mich das Detail mit den Tränen nicht. Aber das mag ich falsch denken. Bei mir ploppt da halt auf - wie sieht der Erzähler das? Sie wischt sich über die Augen? Ne, lass mal, das ist so ein rein und rauszoomen.

Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite. "Kommt rein!" Kätti und Trudi schieben sich rasch in den Flur.
Ich frage mich, warum sie sich rasch reinschieben? Vielleicht könnte Vronis irgendwie Stressaufbauen? Hektisch schauen, mit der Hand scheuchen, ...

Trudis Blick wandert kurz zum Portrait über dem Kamin, das Trauerband ausgebleicht und schief. Wieder schnäuzt sich Vroni, Kätti lässt ihr Zeit.
Für mein Challange-müdes Gehirn sind hierzu viele Namen im pingpong

"Trudi!" Kätti schüttelt den Kopf. "Nicht der richtige Zeitpunkt."
Auch wieder für mich gerne kürzer, knackige, gerade von kätti. Nicht jetzt!

"Also, hier mein Plan", raunt Kätti.
Ich sehe sie vor mir - herrlich!

Beide sind sie fast so etwas wie Schwestern.
Da würde ich nochmal schauen - unnötig schwurbelig.

Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur platziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
"Wir sind ganz in deiner Nähe, weisch", beruhigt Trudi Vroni, zeigt einen erhobenen Daumen und schliesst die Haustür.
Also für mich funktioniert dieser Sprung. Trotzdem würde mich das rein technisch interessieren. @Katla! Magst du bitte mir mal helfen! Ist es technisch so okay, eine Parallele Handlung in einem nachfolgenden Absatz so zu schreiben. Für mich funktioniert es, ich würde es einfach gerne wissen.

Lorbeerstrauch
Nur für die Gärtnerin - Kirschlorbeer oder echter Lorbeer? Wäre der bei euch winterhart?

Doch statt loszulaufen kippt Trudi zur Seite. "Na super, mein Bein ist eingeschlafen."
Unsanft landet sie auf Kätti, deren Krücke sich auch prompt im Lorbeerstrauch verheddert.
Ich liebe diese Szene 🥰

"So Trudi, jetzt kannst du die Polizei anrufen."
Klingt für mich sehr unaufgeregt, ich hätte etwas hektischer erwartet.

Tränen der Erleichterung laufen ihr über beide Backen.
Ich bin Fraktion Wange, nur ums gesagt zu haben 🤣

Hene löscht die Aussenbeleuchtung des "Bären" und stellt eine Runde Kräuterschnaps vor die drei Freundinnen.
"Und ihr habt die Trickbetrüger tatsächlich hochgehen lassen?"
Ich mag den Schluss in der Kneipe.
Also für mich passt es immer noch - schöner Challangebeitrag
Wünsch dir einen schönen 2. Advent
Witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Magst du bitte mir mal helfen! Ist es technisch so okay, eine Parallele Handlung in einem nachfolgenden Absatz so zu schreiben. Für mich funktioniert es, ich würde es einfach gerne wissen.
Dear Witch,

klar. Weil: Auktorialer, übergeordneter Erzähler + Switch von Figurensicht und (dezent) Ort. Ich sehe es auch nicht direkt als parallel, sondern eine Szene, nur zwischendurch im angrenzenden Raum aus der Sicht einer der Figuren, die sonst keine Eigensicht hat, sondern auf die geschaut wird.

Es ist imA kein headhopping, weil die Szenen klar abgegrenzt sind und sonst (wie auch hier), Figur und Stimme sehr klar werden. Auch scheint mir das der einzige Wechsel zu sein.

Ich hab den Text bislang nur überflogen (und finde ihn durchaus sehr charmant-crazy), und meine, dies wäre die einzige Miniszene mit Fokus auf Vroni bzw. ihre Sicht. Ist an sich nicht falsch, ich frage mich aber, was an diesen paar Zeilen so wichtig ist, dass Dot einen Fokuswechsel vornimmt. Andererseits (toll, jetzt argumentiere ich schon mit mir selbst :aua:) find ich, dass es durchaus sehr peppig ist, so ein kurzes Rüberflutschen quasi durch die geschlossene Tür und das eben auch noch bei einem Text, der auch vieles andere nicht ernstnimmt. Passt!

@dotslash Sorry, dear Dot, jetzt rede ich so über deinen Kopf hinweg. Ich möchte den Text noch mal genauer lesen, finde ihn aber so schon sehr unterhaltsam, spritzig, das sind so Unikums, diese Frauen und alles einen Hauch Slapstick, aber nicht zu viel.

Ich musste auch echt lachen bei dem "weisch", höre das so direkt im Ohr. Vielleicht mal drauf achten, dass es nicht überstapziert wird (irgendwo häufte es sich ziemlich).

Im Ohr hab ich dazu Hillbilly Moon Explosion & Sparky: "Jackson" die sind zwar nicht so betagt, aber der Ton / die Ironie ums Alter ist dieselbe.

Hat mir bis jetzt gut gefallen (ich hab jeden Satz gelesen, aber nicht richtig in Ruhe und das kommt noch, denke aber nicht, dass ich was groß zum Kommentieren finde, weil das einfach super im Fluss ist).
Ach ja: "Kätti" fand ich gewöhnungsbedüftig. Käthi? Soll sicher an Catty erinnern, aber puh, finds etwas ... wurschtelig, optisch, mit dem -ätti.. Katty? Hm, ja wäre besser imA. Obwohl es dann eher auf Katarina und nicht mehr auf Käthe verweist. Vielleicht kann Vroni sie ja penetrant mit "Käthe" ansprechen, hehe. Dann hat der Leser beides.

Alles Liebe, einen guten Wochenstart euch beiden,
Katla

 

Ich hoffe @dotslash , es ist okay, das ich mir hier unter Deiner Geschichte kurz von Katla etwas erklären ließ - ich fand Deine Lösung geschickt, hatte sie so aber noch nicht bewusst wahrgenommen.

klar. Weil: Auktorialer, übergeordneter Erzähler + Switch von Figurensicht und (dezent) Ort.
Okay, die Perspektive hatte ich erkannt - nach wie vor nicht meine starke Seite :-)

Ich sehe es auch nicht direkt als parallel, sondern eine Szene, nur zwischendurch im angrenzenden Raum aus der Sicht einer der Figuren, die sonst keine Eigensicht hat, sondern auf die geschaut wird.
stimmt!

Es ist imA kein headhopping, weil die Szenen klar abgegrenzt sind und sonst (wie auch hier), Figur und Stimme sehr klar werden. Auch scheint mir das der einzige Wechsel zu sein.
okay! Danke für Deine Erklärung. Wenn ich Dich damit gleich noch in Dots süße Geschichte gelockt habe -auch fein!
Schönen Wochenstart für alle
witch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch

Ich freue mich natürlich riesig über deinen erneuten Besuch, auch für die Diskussion zur 'angrenzenden' Szene, deren Funktionieren mich nämlich auch interessiert. Doch dazu später. Erstmal deine neuen wertvollen Eindrücke

greenwitch schrieb:
Ich mag Dein Roadmovie mit Enkeltrick immer noch sehr, die drei Ladies sind Klasse, ich kaufe in einer Geschichte auch wirklich die Überwältigung des Jugendlichen, das Leben zeigt, es gibt eigentlich nichts, was es nicht gibt.
Ein herumliegender Gartenschlauch, der als Fesselseil dient. Oder Kätti, die sich einfach auf den Skater draufsetzt (und er beinahe erstickt daran); nichts will mir so recht gefallen und so bin ich echt froh, dass ich deiner Meinung nach durchaus hier Fünfe gerade sein lassen darf.

greenwitch schrieb:
"Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen."
In den Dialogen sind für meinen Geschmack zu viele ausgesprochene Wörter, reden die Schweizer wirklich ein so perfektes "Deutsch"? Ich würde hier für nur kratzen plädieren.
Das Schweizer Hochdeutsch klingt zwar manchmal etwas steif, aber hier wollte ich schon den Lokalkolorit einfliessen lassen, ohne aber direkt Mundart zu verwenden. Dein Gefühl täuscht dich nicht, darf natürlicher sein. Und die anderen Dialoge klappere ich ebenfalls nochmal darauf ab.

greenwitch schrieb:
Seit die Arthrose Katharina Kalbermatten das Gehen erschwert
Herrlicher Name! War der in der Erstversion auch schon?
Ja, Kätti heisst seit der Heirat Kalbermatten. :D

greenwitch schrieb:
Hat sich sogar vom Schrauber-Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.
Alles richtig, dennoch hänge ich mich an dem Satz auf. Vielleicht weil es so sehr weit weg klingt mit dem "hat sich". Ich würde eine Umstellung versuchen. In Richtung "Schrauber Toni musste ihr ... Aber es mag auch einfach Lesegeschmack sein.
Oh je, da hast du ein Darling von mir angemeckert. Von dem Satz könnte ich mich jetzt nur schwer trennen.

greenwitch schrieb:
Den Helm unterm Arm, gestützt auf die ungeliebte Gehhilfe, humpelt Kätti die drei Stufen hoch zum Eingang. Drinnen schiebt sie den Windfang zur Seite und humpelt in die Gaststube.
Hier hatte ich rauszitiert, weil sie mir zu viel humpelte, aber Du ziehst das durch, also ist es das Gegenstück zu gehen - passt!
Vorher stand da steigen, dann habe ich die Turnübung eingebaut und hatte plötzlich die WW mit Absteigen. So kam humpeln rein. Bevor ich nun wieder neue Bewegungs-Verben erfinden muss, kaufe ich lieber deine Aussage: jetzt humpelt Kätti durchgängig. :D

greenwitch schrieb:
"Schau an, Harley-Kätti", gluckst der Älteste von ihnen. "Die alte Dame ist nicht tot zu kriegen, was?".
Die anderen lachen artig mit.
Statt einer Antwort winkt Kätti dem Wirt, der gerade Bier zapft.
Da wackelt mein Bild!
Er sagt etwa sin den Raum hinein oder zu seinem Kollegen
die anderen lachen
Warum sollte Kätti antworten, sie wurde gar nicht angesprochen. Reagieren wäre eine Option.
Naja, die Gaststube ist eng. Das bekommt Kätti schon direkt mit. Der Älteste meint zwar mit 'alter Dame' die Harley, aber damit könnte auch Kätti gemeint sein. :aua:
Ich gebe dir recht, sie könnte jetzt etwas erwidern, lässt es aber an sich abtropfen. Ich schreibe das um, merci.

greenwitch schrieb:
Kätti lässt sich seufzend auf einen Stuhl fallen, die Krücke wandert unter den Tisch.
Grins! Ich bin ja immer noch im Krückenstadium - doofe Idee unterm Tisch, alle Beine verheddern sich darin und man muss sich tief bücken. Aber lassen kannst Du es dennoch, der krückenfreie Mensch bemerkt das nicht.
Argh, klar, du bist ja im Moment Expertin in Sachen Gehhilfe. Ich hatte die Krücke auch schon am Eingang im Schirmständer gelassen, fand das aber dann etwas unglaubwürdig, wie soll sie ohne den Tisch erreichen. Gute Besserung an dieser Stelle.

greenwitch schrieb:
"Wir bekommen Regen, weisch", meint Trudi.
"Glaub nicht alles, was in der Zeitung steht." Kätti schaut zum Fenster. Staubteilchen tanzen in den letzten Sonnenstrahlen des Tages.
"Aber mein Knie zwickt, weisch",
Ah, Trudi hat einen Schweizer Anhang bekommen! Höre ich gerne, kenne ich aus den Gesprächen dort. Ja, allerdings würde ich mal die Verteilung im text checken, gefühlt ist es hier vorne sehr auffällig und in der Mitte fehlt es mir. Aber vielleicht habe ich es auch einfach nur als passend überlesen. Und muss das immer an das Satzende? So rein vom Klang her?
Sehr guter Punkt, ich hab das zu ungenau verteilt, darf natürlich nicht aufdringlich – oder wie angeklebt – wirken. Und nein, von Klang und Aussage her darf ein 'weisch' auch inmitten, oder am Satzanfang stehen. Ich gehe da nochmal durch Trudis Dialoge. Merci dafür.

greenwitch schrieb:
"Ob sie krank ist?" Trudi faltet die Zeitung zusammen. "Ich ruf mal an."
Der erste Satz klinkt auch wieder so voll ausgesprochen. Oder im Zweiten das "mal" weg
Ich habe den ersten gekürzt, merci

greenwitch schrieb:
Ich hab aber nur einen Fahrradhelm."
ich höre in der Stimme das aber auch so!
Als Autor wird man schon mal schwerhörig. Das sind so die Feinheiten, danke dafür.

greenwitch schrieb:
Mit einem Seufzen tritt Vroni zur Seite. "Kommt rein!" Kätti und Trudi schieben sich rasch in den Flur.
Ich frage mich, warum sie sich rasch reinschieben? Vielleicht könnte Vronis irgendwie Stressaufbauen? Hektisch schauen, mit der Hand scheuchen, ...
Das war früher auch mal anders. Ich lass Vroni jetzt mit der Hand fuchteln.

greenwitch schrieb:
Trudis Blick wandert kurz zum Portrait über dem Kamin, das Trauerband ausgebleicht und schief. Wieder schnäuzt sich Vroni, Kätti lässt ihr Zeit.
Für mein Challange-müdes Gehirn sind hierzu viele Namen im pingpong
Kätti ist weg, lässt Vroni jetzt stumm Zeit. :D

greenwitch schrieb:
"Trudi!" Kätti schüttelt den Kopf. "Nicht der richtige Zeitpunkt."
Auch wieder für mich gerne kürzer, knackige, gerade von kätti. Nicht jetzt!
Sehr schön, gekauft, merci.

greenwitch schrieb:
Beide sind sie fast so etwas wie Schwestern.
Da würde ich nochmal schauen - unnötig schwurbelig.
Stimmt! Das Vertrauen sagt ja schon alles. Ich streiche den Satz.

greenwitch schrieb:
Nachdem Kätti Vroni mit der Tüte im Flur platziert hat, humpelt sie mit Trudi im Schlepptau nach draussen.
"Wir sind ganz in deiner Nähe, weisch", beruhigt Trudi Vroni, zeigt einen erhobenen Daumen und schliesst die Haustür.
Also für mich funktioniert dieser Sprung. Trotzdem würde mich das rein technisch interessieren. @Katla! Magst du bitte mir mal helfen! Ist es technisch so okay, eine Parallele Handlung in einem nachfolgenden Absatz so zu schreiben. Für mich funktioniert es, ich würde es einfach gerne wissen.
Es war wirklich ein Versuchsballon, hatte Lust, das mal auszuprobieren. Ich komme am Ende noch mal darauf zurück.

greenwitch schrieb:
Lorbeerstrauch
Nur für die Gärtnerin - Kirschlorbeer oder echter Lorbeer? Wäre der bei euch winterhart?
Stimmt, gut haben wir hier eine Botanik-Expertin. Der Kirschlorbeer soll es sein. Ich schreib den jetzt ohne Strauch hin, versteht man auch so, dass das ein Strauch ist.

greenwitch schrieb:
"So Trudi, jetzt kannst du die Polizei anrufen."
Klingt für mich sehr unaufgeregt, ich hätte etwas hektischer erwartet.
Bewusst so gesetzt. Für mich eine humoristische Einlage, da Trudi im Vorfeld auf Polizeiruf bestand. Hm. muss ich drüber nachdenken.
[Edit: Ich habe das 'jetzt' zur Betonung kursiv gesetzt. (?)]

greenwitch schrieb:
Tränen der Erleichterung laufen ihr über beide Backen.
Ich bin Fraktion Wange, nur ums gesagt zu haben 🤣
Mit @Kerzenschein sind's jetzt schon zwei, ich gebe mich geschlagen. :D

Nun noch zur spannenden Diskussion bezüglich 'Anschlussszene':

Ich hoffe @dotslash , es ist okay, das ich mir hier unter Deiner Geschichte kurz von Katla etwas erklären ließ - ich fand Deine Lösung geschickt, hatte sie so aber noch nicht bewusst wahrgenommen.
Alles gut. Ich hatte ja die Frage auch in einem Kommentar in den Raum gestellt, kann man das so machen. Ich hatte auch keine spezielle Absicht, etwas damit hervorheben zu wollen, um es aus eine anderen Perspektive zu beleuchten oder so. Nein, ich fand es einfach reizvoll, so einen Szenenwechsel mit Rücksprung zu schreiben, einfach um mal zu schauen, ob so was funktioniert.

Ich danke dir fürs nochmalige Hinschauen und immer noch Mögen meines kleinen Cosy-Krimis.
Liebe Grüsse, dot


Hallo liebe @Katla
Ich danke dir für deine super Erläuterungen zu meinem Versuchsballon. :D

@dotslash Sorry, dear Dot, jetzt rede ich so über deinen Kopf hinweg. Ich möchte den Text noch mal genauer lesen, finde ihn aber so schon sehr unterhaltsam, spritzig, das sind so Unikums, diese Frauen und alles einen Hauch Slapstick, aber nicht zu viel.
Alles prima. Ich fand deine Erklärungen sehr einleuchtend, danke dafür!
Und Slapstick, aber nicht zuviel. Genau so sollte es sein. :)

Ich musste auch echt lachen bei dem "weisch", höre das so direkt im Ohr. Vielleicht mal drauf achten, dass es nicht überstapziert wird (irgendwo häufte es sich ziemlich).
@greenwitch hat mich auch schon drauf hingewiesen und ich habe es jetzt hoffentlich sparsamer eingesetzt.

Ach ja: "Kätti" fand ich gewöhnungsbedüftig. Käthi? Soll sicher an Catty erinnern, aber puh, finds etwas ... wurschtelig, optisch, mit dem -ätti.. Katty? Hm, ja wäre besser imA. Obwohl es dann eher auf Katarina und nicht mehr auf Käthe verweist. Vielleicht kann Vroni sie ja penetrant mit "Käthe" ansprechen, hehe. Dann hat der Leser beides.
Ich könnte es in Käthi abändern, aber wohl erst nach der Abstimmung, da sich sonst der Titel auch ändern würde. Irgendwie habe ich mich an Kätti gewöhnt, da man es im Schweizer Dialekt mit harten T's ausspricht.

Ich werde sicher dann auch noch zu deiner Geschichte etwas rückmelden, gelesen habe ich sie bereits.
Liebe Grüsse, dot.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @eltankred
Willkommen bei den Wortkriegern.

Dass du dich aufgrund meiner Geschichte hier angemeldet hast, empfinde ich schon mal als grosses Kompliment.

Schön, dass du Spass hattest, denn das ist schon mal die halbe Miete. Aber eben, du hast mir noch einen spannenden Leseeindruck hinterlassen

Bis zu dieser Stelle hat sich in mir die Neugier aufgebaut, worum es geht:
Völlig aufgelöst, er hatte einen schrecklichen Unfall gebaut, jemanden überfahren und der ist jetzt tot und nun ... sitzt Rico im Gefängnis.
Doch bei diesem Satz entspannte der Spannungsbogen in mir vollständig. Ich wusste Bescheid, ohne dass mich die Neugier auf ein Zwischenthema oder gar die Auflösung bereits bewusst umtrieb.
Das finde ich interessant, denn eigentlich sollte die Spannung hier statt abzunehmen, sich mit den Fragen 'War das wirklich Rico?', 'Können die Freundinnen Vroni beistehen?', 'Was ist Kättis Plan und geht er auf?' eher erhöhen.
Somit würde mich interessieren, was du mit deiner Aussage, 'du wüsstest Bescheid' und dem 'dir fehlenden Übergang' meintest. Bitte nicht falsch auffassen, das war dein Leseeindruck und ich möchte ihn gerne verstehen. :)

PS: Ich möchte nicht ausschließen, dass mich meine mangelnde Fähigkeit, Kritik an Literatur in Worte zu fassen, an meiner Blindheit schuld ist.
Ich finde, allein dass du dich erstmal hier einliest, dir eine Geschichte vornimmst und deine Meinung, mit deinen Worten, in einen Kommentar packst, verdient Respekt.

Nur dass ich dich nicht falsch verstehe, mit Blindheit meintest du tatsächlich fehlendes Sehvermögen? Somit liest du dann eventuell mittels Braillezeile/-display?
Andernfalls könntest du auch die Blindheit gegenüber Literatur gemeint haben, aber das kann ich mir kaum vorstellen, ansonsten hättest du meine Geschichte wohl nicht zu Ende gelesen.

Wie dem auch sei, danke fürs Reinschauen und ich wünsche dir noch viel Spass hier. Auf deine Geschichte bin ich gespannt.
Liebe Grüsse, dotslash

 

Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skuriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius.
Die beiden folgenden etwas um bauen, dann kann der erste Satz weg.
Auf den Satz würde ich verzichten; er nimmt das Bild dem Leser vorweg. Durch deine anschließende Beschreibung kann man sich die beiden sehr gut vorstellen.
Ich hab es probiert und komme zum Schluss, da fehlt dann was. Hab ihn nun etwas eingedampft:
'Ein Bild für die Götter'. ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Dear Dot @dotslash ,

Ja, Prosa ist kein Einkaufszettel. Ich wäre bei diesem Text besonders vorsichtig mit Streichungen, weil der Witz erst durch ein paar Worte mehr (und nicht 'zu viel') entsteht, nämlich weil es sich so nach einer live-dabei geprochen-erzählten Geschichte anhört, wo dann Form und Inhalt Hand in Hand gehen.

Daher rate ich, 'ich rufe mal an' und 'Ich hab aber einen Fahrradhelm' wieder zu reinstallieren und auch das Teasen, dass die Ladies skurril aussahen.

Es ist nicht so, dass man man alle Worte rausstreichen soll, die man rausstreichen könnte (um eine deutliche, klare Information zu bekommen), sondern man sollte Worte rausstreichen, die nichts zum Text beitragen: Nicht zur Info, nicht zum Klang, nicht zum Flow, zur Individualität, zum Inhalt, zur Stimmung, zu einem Genre ...

Wenn du hier alles kickst, was man in einer Gebrauchsanleitung kicken würde, klingt dein Text schief, weil er sich dann einer nüchternen Schriftsprache annährte, die dann im Kontrast zum wild-skurrilen Inhalt & den Figuren stünde.

Mir ist in letzter Zeit verstärkt im Forum aufgefallen, dass eine Tendenz zum Streichen im Sinne eines Einkaufszettels besteht. Also keine Streichungen, die den Text sinnvoll eindampfen, entschlacken, präzisieren. Wir haben hier immer mal solche grassierenden Tipp-Moden und das ist an sich auch fein, weil man dadurch bestimmte Kniffs verstärkt bedenkt. Problem ist, dass sich mit der Zeit & Häufung Begründungen verkürzen und dann nicht mehr klar ist, warum eigentlich was geraten wird.
Gleiches passierte vor langem schon mit 'show, don't tell', was an sich keineswegs eine grundsätzliche Aufforderung sein sollte, tell wegzulassen. Es gibt Geschichten oder Passagen in Geschichten, für die tell wesentlich sinnvoller ist als show. Man kann ganze Texte in tell schreiben und das ist kein Problem, wenn es zur Erzählhaltung/-stimme passt. In vielen Fällen ist tell sinnvoller, neutraler, knapper / unschwurbeliger und gradliniger, ohne banal zu werden. Es gibt nur eben bestimmte Situationen / Szenen, in denen show sinnvoller ist als tell, und das war einmal der Ursprung dieses Rats.

Ich würde es sehr schade finden, wenn dieses 'alles raus' gleichermaßen argumentativ verkürzt ('ohne Begriff x hast du ein Wort weniger') überall geraten würde, weil es im Extrem auch zu einem klanglichen Einheitsbrei gerät, der alles simplifiziert. ImA sind das teils die falschen Impulse. Sprache hat ja weitaus mehr Funktionen als eben die reine Vermittlung von Informationen.

In diesem Sinne viel Glück bei der Challenge, alles Liebe,
Katla

 

Ich wäre bei diesem Text besonders vorsichtig mit Streichungen, weil der Witz erst durch ein paar Worte mehr (und nicht 'zu viel') entsteht, nämlich weil es sich so nach einer live-dabei geprochen-erzählten Geschichte anhört, wo dann Form und Inhalt Hand in Hand gehen.
Moin dot,

normalerweise ist es ja ein Todsünde, zumindest in meinen Augen, Kommentare anderer Autoren zu zitieren, aber HIER (und weil ICH das darf!) und Katla das viel besser ausgedrückt hat, als ich es JE könnte, habe ich das mal getan. Ich gebe ihr vollkommen Recht. Der Text lebt von diesem etwas breiter aufgestellten Sound, da darf es ruhig etwas mehr sein, wie man beim Metzger des Vertrauens sagen würde. Ist auch ein Text, den ich direkt als gelesene Stimme im Kopf habe, dadurch verstärkt sich das Skurrile, Exzentrische einfach noch mal mehr, da gibts mehr Immersion, wie man heute so schön sagt,

Ich habe den Text mehrfach gelesen und finde den sehr gut. Das ist ein guter Sound, der geht so durch. Natürlich kann man sich fragen: ist das realistisch? oder so, aber man kann das auch einfach so lesen, als gut gebutterte Story, die nebenbei noch ein paar wichtige Dinge einfängt: ist erst letztens einem unserer Kunden passiert, der Enkeltrick, aber sie war so schlau und hat direkt die Cops gerufen. Es wäre auch nicht überzeugender in dieser Story, wenn wirklich etwas passiert, etwas Dramatisches, deswegen ist auch das Ende gut so, wie es ist, kein großer Aufriss, die Ladies werden jetzt nicht zu ROBOCOP, das ist genau so gut dosiert.

Gibt so einen kleinen irischen Film, oder vielleicht auch englisch, wo es auch um eine Rentnergang geht, um einen Lottogewinn eines bereits Verstorbenen, und das ganze Dorf hält dicht - so sehe ich diese Story auch als Film vor mir ablaufen, vor meinem inneren Auge, da sind schöne Bilder bei, in der schluchtigen Schweiz, blauhaarige Omas auf Harleys, vielleicht eher Mofas?, das passt.

Zur Sprache und einzelnen Sentenzen ist schon so viel gesagt worden, aber ich bin da ganz bei Katla, das darf gerne etwas mehr schwimmen, etwas mehr Orales rein, das macht den Text reicher, satter.

Gruss, Jimmy

 

Boah, @Katla und @jimmysalaryman

Vielen Dank für eure recht fundierte Abhandlung bezüglich Kürzen / Umformulieren. Als Autor laufe ich ja oft Gefahr, bei gut klingenden Anregungen gleich aufzuspringen und den Text anzupassen. Ausser ich hänge wirklich – wirklich – an so einem Darling.

Daher rate ich, 'ich rufe mal an' und 'Ich hab aber einen Fahrradhelm' wieder zu reinstallieren und auch das Teasen, dass die Ladies skurril aussahen. Es ist nicht so, dass man man alle Worte rausstreichen soll, die man rausstreichen könnte (um eine deutliche, klare Information zu bekommen), sondern man sollte Worte rausstreichen, die nichts zum Text beitragen: Nicht zur Info, nicht zum Klang, nicht zum Flow, zur Individualität, zum Inhalt, zur Stimmung, zu einem Genre ...
Danke für deine Einschätzung. Da ich Sätze eher intuitiv forme und aufbaue, bin ich eben nicht immer sicher, ob die dann auch Stilkonform herauskommen. Mit dem Ansatz "Brauchts das" für oben genannten Kontext und wenn ja, darf man auch schon mal eine Kritik entkräften, dem eigenen Wunsch/Gefühl nachgeben.

Ich wäre bei diesem Text besonders vorsichtig mit Streichungen, weil der Witz erst durch ein paar Worte mehr (und nicht 'zu viel') entsteht, nämlich weil es sich so nach einer live-dabei geprochen-erzählten Geschichte anhört, wo dann Form und Inhalt Hand in Hand gehen.
Moin dot, normalerweise ist es ja ein Todsünde, zumindest in meinen Augen, Kommentare anderer Autoren zu zitieren, aber HIER (und weil ICH das darf!) und Katla das viel besser ausgedrückt hat, als ich es JE könnte, habe ich das mal getan. Ich gebe ihr vollkommen Recht. Der Text lebt von diesem etwas breiter aufgestellten Sound, da darf es ruhig etwas mehr sein, wie man beim Metzger des Vertrauens sagen würde.
Aber klar doch! Weisch, DU darfst das HIER, Katla hat's ja auch wirklich sehr schön formuliert. :D

Fazit: Ich soll meinem Text auch trauen dürfen, wenn es sich richtig anfühlt. Somit recover ich mal mit feiner undo-Klinge.

Kommt wieder rein:
- Statt einer Antwort winkt Kätti dem Wirt, der gerade Bier zapft.
(auch wenns keine direkte Frage war. Ich denke, das könnte so im Sinne von "Darauf muss ich jetzt nicht antworten, oder?" sorry @greenwitch, dass ich da wieder umschwenke. Ist aber auch schwierig, uff)

- "Ob sie krank ist?" Trudi faltet die Zeitung zusammen. "Ich ruf mal an."
(war doch zu stark reduziert)

-"Mit deinem Töff? Ich hab aber nur einen Fahrradhelm."
(Klang/Nachdruck)

und der Teaser :)
- Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab.


Danke nochmal für das Interesse und der Analyse anlässlich meines kleinen Cosy-Krimi-Textes und euch beiden ebenfalls weiterhin Daumendrück für die Challenge.
Liebe Grüsse, dot

 

Hi @dotslash - habe eben deine Geschichte zum zweiten Mal gelesen und lasse diesmal auch einen Kommentar da :)

Die Geschichte ist flüssig und einheitlich geschrieben. Einmal mehr stelle ich fest, dass es beinahe so ist, als schaute ich mir einen Film an (oder lese ein Drehbuch). Alles sehr anschaulich, plastisch, szenisch. Das Präsens als durchgängiges Tempus verstärkt den Effekt.
Narrative Passagen sind kurz und selten.
Dadurch wird die Handlung allerdings auch lang; bis zur Haupthandlung, dem Enkeltrick-Geschehen, dauert es eine Weile.
Dafür sind die Figuren, allen voran Kätti, ausgiebig und sehr liebevoll charakterisiert.
Für eine einzelne KG fast zu lang und ausgiebig. (Ich hatte den Eindruck, das müsste der Auftakt einer Kätti-Serie sein -- Folge eins -- und dass da noch weitere folgen könnten; die Frau ist eigentlich zu schön gemalt, als sie nach einer Story schon verschwinden zu lassen).

Ein ernstes Thema -- die Verbrechermasche -- kommt mit der Haupthandlung, ist aber sehr leichtfüßig und humoristisch präsentiert. Textarbeit: Da ist mir nichts unangenehm aufgefallen; sicherlich könnte man dies oder das kürzen oder dieses und jenes umformulieren, doch als Ganzes stimmt es in sich und ist, was es ist: leichte und gute Unterhaltung, ohne oberflächlich zu sein, mit markanten Figuren und charmantem Finale.
Natürlich, richtig spannend kann es nicht sein, weil man dem Ton der Geschichte vertrauend das Happy End erwartet, (und das muss kommen in so einer Geschichte).
Passt alles zusammen hier ...
Ich nehme an, so hast du es dir auch gedacht.
Ob daran jetzt etwas unrealistisch oder nicht völlig logisch sein könnte -- das zu fragen, hieße, etwas anderes drin sehen zu wollen. Dann muss man fast alle Thriller und Actionfilme neu drehen, wenn das zwingend wär ;)

Gruß von Flac

 

Lieber Dot,

irgendwie musste ich an das Lied denken: "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad ... meine Oma ist 'ne ganz patente Frau! " Also Omas auf Motorrädern sind auf jeden Fall irgendwie schon von vornherein lustig. :D
Das ist eine absolute Entspannungsgeschichte, sprachlich souverän, man weiß, das wird gut enden und das aktuelle Thema bringt auch eine neue Note rein.

Katharina Kalbermatten
Der Name ist klasse. :lol:
Hat sich sogar vom Schrauber-Toni eine Halterung für ihren Krückstock an die Maschine flanschen lassen.
flanschen, sehr schön!
Also wirft Kätti zwei Ibuprofen ein, zieht ihre Lederklamotten an, setzt den alten Stahlhelm auf und besteigt ihre geliebte Sportster.
Schön auch bekannte Elemente, wie die Ibuprofen ...
Knatternd rollt Kättis Maschine auf den Parkplatz des "Bären", einer der wenigen Gasthöfe in der Gegend, die Corona unbeschadet überlebt haben.
... und die Pandemie, so dass du das trotz des urigen Ambientes in der Gegenwart verortest.
Sie humpelt weiter zu ihrem Stammtisch unterm Fenster, wo bereits Gertrude Helbling vor ihrem Kräutertee sitzt. Vertieft in die aufgeschlagene Tageszeitung, die Lippen in stummer Bewegung über der Klatschspalte.
Ja, das ist alles sehr, sehr bildhaft.
"Kätti! Alkohol am Lenker – weisch scho?", murmelt sie ohne aufzublicken.
:D Einer meiner Lieblingssätze. Und die Idee, mit "weisch scho?" ist klasse für die Figur.
"Lass mal!" Kätti zieht ihr Nokia hervor und klappt es auf. Panzertape klebt am Scharnier, das Glas hat einen Sprung.
Sehr typisch.
Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.
Da sehe ich jetzt echt einen Zeichentrickfilm vor mir.
"Genau das", meint Kätti und schiebt sich einen Mandarinenschnitz in den Mund.
Auch die Nebenhandlung mit der Mandarine ist nett, da sind so viele liebevolle Details.
"Jetzt schicken die schon Teenager vor", stöhnt Kätti.
Der Junge schaut sich kurz um, streckt die Hand aus und klingelt.
Von drinnen ein Klirren. Kurz darauf öffnet sich die Tür einen Spalt.
"Ja, bitte?"
Ein bisschen schade, dass es nur den Kurier erwischt. Ich hätte es doch gerne gesehen, wenn es den Hauptbösewicht getroffen hätte, aber der sitzt womöglich ganz woanders.

Er reisst Vroni die Tüte aus der Hand, nimmt zwei Stufen auf einmal und rennt mit Beute und Skateboard Richtung Gartenausgang. Kätti bekommt ihre Krücke frei und holt weit aus.
Und so ganz unschuldig scheint er hier ja auch nicht zu sein.
"Nicht so schnell, junger Mann." Die Krücke segelt durch die Luft, landet zwischen den Beinen des Jungen. Der kippt nach vorne und knallt Gesicht voran auf die Betonplatten. "Ahh, meine Nafe. Du haft mir meine Nafe gebrochen, Bitch!" Gerade will er sich aufrappeln, da ist Kätti bereits über ihm.
Neulich, als ich mit dem Fahrrad einen Berg Hügel hochkeuchte, musste ich an deine Geschichte denken, und überlegte mir, es wäre noch schön, wenn die Harley auch am Ende Teil der Lösung wäre, also, dass sie dem Jungen mit der Harley noch nachsetzen muss und ihn dann mit dem Krückstock vom Skateboard holt. Aber dann habe ich es nochmal gelesen und finde, wie sie ihn hier mit der Krückenwurf ausknockt ebenso komisch. Sehr gekonnt!

"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
:D Wir wollen den Jungen jetzt ja nicht beunruhigen.
Sie lässt den Hörer sinken, Tränen der Erleichterung laufen ihr über beide Wangen.
Trudi nimmt Vroni in den Arm, während Kätti weiterhin den Jungen in Schach hält.
"Ich schäm mich so", schluchzt Vroni.
"Quatsch, der dreiste Dieb hier sollte sich schämen. Alte Leute auszunehmen ist nicht nett." Kätti erhöht den Druck auf ihre Krücke.
"Umpf, ich follte doch blof die Tüte abholen."
In der Ferne heult ein Martinshorn.
Das ist so puschelig, dass hier erst noch Zeit für ein kleines Telefonat bleibt und Kätti den Jungen derweil in Schach hält. :herz:

Ein wirklich ernstes, aktuelles Thema hast du humorvoll verpackt. Ja, das könnte glatt der Auftakt einer Kätti-Reihe sein.

Ich merke, dass ich so gar nichts zu verbessern habe, ich habe mich einfach gut amüsiert mit deiner charmanten Geschichte. Einen schönen Wochenstart morgen und

liebe Grüße von Chutney

 

Lieber @eltankred,
danke fürs Klarstellen dieses Sachverhalts:

Nur dass ich dich nicht falsch verstehe, mit Blindheit meintest du tatsächlich fehlendes Sehvermögen?
Zum Glück nicht. Ich meine die Blindheit, die der mangelnden Erfahrung zugrunde liegt. Bisher habe ich mir nur Feedback zu meinen Texten geholt. Im literarischen Kontext ist es neu für mich, konstruktiv zu kritisieren. Ich glaube jedoch, dass dies eine wertvolle Erfahrung für meinen eigenen Schreibstil werden wird.
Da bin ich froh, das falsch interpretiert zu haben.
Schön, dich am Wochenende in der viruellen Runde getroffen zu haben. Viel Spass noch hier und ich bin gespannt auf deine Vorlesegeschichte mit den Vormenschen und Nichteichhörnchen. :)
Liebgruss, dot

Lieber @FlicFlac
Danke auch dir fürs Vorbeischauen bei meinem Harley-Kätti.

Die Geschichte ist flüssig und einheitlich geschrieben. Einmal mehr stelle ich fest, dass es beinahe so ist, als schaute ich mir einen Film an (oder lese ein Drehbuch). Alles sehr anschaulich, plastisch, szenisch.
Hach, geht runter wie Single Malt, danke!
Dadurch wird die Handlung allerdings auch lang; bis zur Haupthandlung, dem Enkeltrick-Geschehen, dauert es eine Weile.
Jo, ist mir gar nicht aufgefallen, da ich mich ein bisschen in Kätti verliebt hab, weisch? (Aber nicht meiner Frau weiter sagen – obwohl, die weiss das eh schon ... ) :D
Dafür sind die Figuren, allen voran Kätti, ausgiebig und sehr liebevoll charakterisiert.
Für eine einzelne KG fast zu lang und ausgiebig. (Ich hatte den Eindruck, das müsste der Auftakt einer Kätti-Serie sein -- Folge eins -- und dass da noch weitere folgen könnten; die Frau ist eigentlich zu schön gemalt, als sie nach einer Story schon verschwinden zu lassen).
Der mögliche Auftakt zu einer Serie – haben andere auch schon angemerkt.
Hat was, und sollte ich das tatsächlich verfolgen, wäre somit die Kätti nicht umsonst ausgiebig charakterisiert worden. ;)

Natürlich, richtig spannend kann es nicht sein, weil man dem Ton der Geschichte vertrauend das Happy End erwartet, (und das muss kommen in so einer Geschichte).
Passt alles zusammen hier ...
Ich nehme an, so hast du es dir auch gedacht.
Genau so wars gedacht! Leichte Unterhaltung (deshalb Cosy-Krimi im Subtext). Schön, dass du es so liest und es aufgeht, denn das Thema an sich ist ja eher nicht zum Lachen. Aber Humor ist bekanntlich, wenn man trotzdem ...

Freut mich, dass es dich unterhalten hat und schön, dass wir uns in der virtuellen Runde begegnet sind, deine Irre Irma war dufte! :lol:
Liebgruss, dot

Liebe @Chutney
Freut mich, dass du bei meiner Kurzen reingeschaut und mir was hübsches dagelassen hast.

irgendwie musste ich an das Lied denken: "Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad ... meine Oma ist 'ne ganz patente Frau! " Also Omas auf Motorrädern sind auf jeden Fall irgendwie schon von vornherein lustig. :D
Jo, du bist nicht die erste, die das Volkslied assoziiert; und sollte eine Serie daraus entstehen, wird auf jeden Fall Kättis Hühnerstall auch mal eine Rolle spielen ... :D

Schön auch bekannte Elemente, wie die Ibuprofen ...
Schmerztablette hört sich so unnatürlich an, und Ibu kennt wohl jede/r ab 25+ :D

... und die Pandemie, so dass du das trotz des urigen Ambientes in der Gegenwart verortest.
Ja, ich wollte die irgendwie drin haben. Anfangs war die Idee, das Geschehen während der Pandemie zu verorten, so mit Mund-Nasen-Schutz und Kätti hätte stattdessen einen Buff um und Trudi hätte das dauernd angemeckert. Aber war mir dann irgendwie drüber und hätte das Enkeltrick-Thema unnötig konkurrenziert.

"Kätti! Alkohol am Lenker – weisch scho?", murmelt sie ohne aufzublicken.
:D Einer meiner Lieblingssätze. Und die Idee, mit "weisch scho?" ist klasse für die Figur.
Schön! Gleich mal die Blumen weitergereicht an @lakita, die mich anstupste, Trudi stärker zu charakterisieren. :herz:

Die zwei Frauen auf der Harley geben ein skurriles Bild ab. Kätti mit Lederkutte, Fliegerbrille und Krückstock an der Seite. Trudi mit gerafftem Rock und Fahrradhelm auf dem viel zu kleinen Sozius. Der Fahrtwind treibt ihr Tränen in die Augen.
Da sehe ich jetzt echt einen Zeichentrickfilm vor mir.
Klasse, wär dann so was wie Brösels "Werner Beinhart!" :lol:

Auch die Nebenhandlung mit der Mandarine ist nett, da sind so viele liebevolle Details.
Hach, geht runter wie Single Malt Scotch, danke.

"Jetzt schicken die schon Teenager vor", stöhnt Kätti.
Der Junge schaut sich kurz um, streckt die Hand aus und klingelt.
Von drinnen ein Klirren. Kurz darauf öffnet sich die Tür einen Spalt.
"Ja, bitte?"
Ein bisschen schade, dass es nur den Kurier erwischt. Ich hätte es doch gerne gesehen, wenn es den Hauptbösewicht getroffen hätte, aber der sitzt womöglich ganz woanders.
Ja, das ist schon fast zu realistisch. Die Hintermänner sichern sich ab und nur die letzten im Umzug gehen jeweils ins Netz.

Neulich, als ich mit dem Fahrrad einen Berg Hügel hochkeuchte, musste ich an deine Geschichte denken, und überlegte mir, es wäre noch schön, wenn die Harley auch am Ende Teil der Lösung wäre, also, dass sie dem Jungen mit der Harley noch nachsetzen muss und ihn dann mit dem Krückstock vom Skateboard holt. Aber dann habe ich es nochmal gelesen und finde, wie sie ihn hier mit der Krückenwurf ausknockt ebenso komisch. Sehr gekonnt!
Diese Szene hatte ich sogar mal im Kopf, wie Kätti mit der Harley den Jungen verfolgt. Allerdings als ich den Plot manifestieren wollte, bemerkte ich: bis Kätti auf der Harley sitzt, ist der Junge schon über alle Berge. Ich entschied mich dann für die Ninja Nummer.

"Ja, hallo? ... Rico! Gott sei dank. Geht es dir gut? ... Ja, ja, alles prima hier ... Nein, nein, ich dachte bloss, dir sei etwas zugestossen ... ach nur so ein Gefühl. Bin ich froh, dass es dir gut geht ... Ach so, du bist auf Arbeit ... Klar, später ist auch gut. ... Schön. Pass auf dich auf ... ja, bis dann."
:D Wir wollen den Jungen jetzt ja nicht beunruhigen.
Genau, und schämen tun wir uns halt auch scho äs bitzeli ... :D

Das ist so puschelig, dass hier erst noch Zeit für ein kleines Telefonat bleibt und Kätti den Jungen derweil in Schach hält. :herz:
puschelig, herrlich.
Ist halt ein Cosy-Krimi und da darf ruhig Gefühl vor Action eingefordert werden.

Ich merke, dass ich so gar nichts zu verbessern habe, ich habe mich einfach gut amüsiert mit deiner charmanten Geschichte.
Nehme ich dankend als Kompliment. Natürlich konnte ich durch die tollen Rückmeldungen von euch allen den Text weiter verbessern und zu dem machen, was er jetzt ist.
Es freut mich, dass dich meine Geschichte amüsieren konnte. Mehr als kurzweilige Unterhaltung wollte ich – trotz der ernsten Hintergrundthematik – mit dem Text auch gar nicht erreichen. Das kann in einer Challenge natürlich auch nach hinten los gehen. Egal, ich hatte Spass beim Schreiben und freue mich, dass andere Spass beim Lesen hatten. Ziel erreicht.

Danke, liebe Chutney und es hat mich gefreut, dich gestern nach langer Zeit – zumindest virtuell – wieder einmal getroffen zu haben.

Liebe Grüsse, dot

 

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