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Die Stille ist ein hässlicher, schwarzer Wurm, sie windet sich um meine Gedanken

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17.05.2003
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Die Stille ist ein hässlicher, schwarzer Wurm, sie windet sich um meine Gedanken

Wenn ich dich so ansehe, bist du mir eigentlich ein wenig zu schlank. Weisst du, nicht richtig... Ach. Du wirkst einfach ein bisschen kalt und abweisend. Jetzt gerade natürlich besonders, klar. Es ist nicht- wir schweigen uns einfach nur an... Ach, nein.
Manchmal kommt mir diese Stille vor wie ein dunkler, monströser Wurm, eine 1000-beinige Raupe, ein prähistorisches Monster- etwas, das nicht richtig ist hier, es ist ja wirklich nicht schön. Die Stille kriecht durch den Raum, windet sich, unaufhörlich schlängelnd- sie windet sich um die Gedanken, die Worte, sie packt die Worte und die Ideen, die gerade geboren werden, die in den Köpfen enstehen, in meinem Kopf, hinter deiner schönen, weißen Stirn, sie würgt die Worte, bis sie vergehen und- und dann eben nichts.
Schweigen- so wie jetzt.
Vielleicht- ich überlege, ob ich dich jetzt küssen sollte, aber es ist wohl nicht richtig. Du reagierst ja überhaupt nicht auf mich. Liegst nur da. Auf dem Sofa. Liegst da und schaust mich an.
Deine Augen sind wirklich schön, das habe ich dir schon so oft erzählt. Natürlich, das ist jetzt ein wenig kitschig, aber- ich sehe da drinnen wirklich so etwas wie Sterne, so ein weißes Funkeln, wie etwas unfassbar Großes, Weites- Fernes... Vielleicht unerreichbar fern, überlege ich. Vielleicht unerreichbar für mich. Also, nicht nur jetzt. Jetzt natürlich besonders.
Klar.
Ach, deine Vergißmeinichtaugen, vielleicht sind die ja an allem Schuld. Also, manchmal glaube ich, das irgendwie nichts ist hinter diesen Augen, nicht irgendwie die große Liebe, nichts, also- für mich jedenfalls... Warte, ich erklär's dir. Weisst du, früher haben die mittelalterlichen Dorfrichter manchmal einen Diamanten ihre Urteile fällen lassen; sie haben dem angeklagten Hexer, Viehdieb oder Ehebrecher in die Augen geblickt, fest in die Augen, dann haben sie hinter ihrem Richtertisch ihren Diamantenring gerieben und heimlich 'draufgeschaut; und wenn er sich dann heller verfärbt hat, war der Angeklagte unschuldig, wenn er dunkler wurde- tja, Kopf ab, oder vielleicht auch nur 100 Stockschläge. Also, diese Diamanten... Nur, damit du jetzt verstehst, wie ich das meine, mit deinen Augen; also... man lässt so eine Sache, die unheimlich schön ist, die schrecklich kostbar scheint, und man denkt, sie ist wirklich nur eines Königs würdig, also, so eine Sache lässt man entscheiden über Leben und alles, und eigentlich ist sie vielleicht wirklich nicht wichtig. Vielleicht ist sie einfach eine schöne Sache, aber eben das Falsche für einen.
Also, für mich jetzt in diesem Fall.
Weisst du, du bist mir ja sowieso etwas zu schlank.
So um die Hüften rum, am Hintern.
Und richtig reden können wir auch nicht. Klar, jetzt im Moment natürlich besonders nicht.
Mann.
Ich...
Der Wurm kriecht wieder um meine Gedanken, die 1000 fremdartigen Klammerfüßchen krallen sich in meine Hirnwindungen, das ist so eine richtige Kopfschmerz - Sache, es ist auch ein bisschen so, als wenn ein grauer Nebel aus den Ecken kommen würde, so, also, nicht richtig, aber es wird alles nur verwirrter dadurch- Mann, ich bin so- durcheinander. Warum hilfst du mir nicht, verdammt nochmal? Ach, klar.
Fast tut es mir leid.
Also, das jetzt.
Es tut mir leid, und ich möchte mich entschuldigen, aber das bringt es jetzt auch nicht mehr, schnell denke ich an etwas anderes, solche Gedanken, die bringen doch jetzt nichts. Man muss manchmal einfach nach vorne schauen, so eine Nansen - Sache: alle Brücken hinter sich niederbrennen... Nansen, also, der hat das gesagt, das war der mit der Fram, der ist irgendwie zum Südpol gesegelt, Quatsch, zum Nordpol, Pinguine füttern, keine Ahnung. Toller Typ auf jeden Fall. Oder war das Hitler mit den Brücken? Egal.

Du schweigst.
Du schweigst, und ich beginne langsam, verrückt zu werden.
Und wenn ich meine Gedanken schweifen lasse, kommt es mir manchmal so vor, dass du einfach nur ein bisschen erschöpft bist, dass alles in Ordnung ist, und das ich gleich hier weg gehe, und dann rufst du micht heute Abend an, um mir zu sagen, dass es gut wird, dass wir uns wieder vertragen werden, aber du liegst da, wir haben uns fürchterlich gestritten, du liegst da, schaust mich aus gebrochenen Augen an, mit dieser roten Wunde an der Schläfe und den Schrammen am Hals, wir haben geschrien, ich habe dir vielleicht wehgetan, es tut mir leid, du schaust mich an und ich weiß, es wird nie wieder gut-

Der Wurm wagt sich wieder vor, und ich überlege, ob ich vielleicht ein bisschen weinen soll, vielleicht geht er dann weg. Egal.

 

Hallo all-apologies,

ein grandioser Text über eine verruchte Liebe und dem Tod, der nichts ändern kann.
Mehr sag' ich nicht. Ich bin beeindruckt.
Meisterlich, deine Geschichte, fürwahr.

Verneigung - Aqua

 

Hallo all-apologies,

einfach krass, stark!
Toller Schreibstil!

Gruß Joker

 

das mit dem diamanten wusste ich noch gar nicht.


hi all,
interessanter text mit einem aufregenden schluss.
die erzählsform ist gut gewählt und sehr flüssig geschrieben.
schön geworden!

bye

barde


"eine 1000-beinige Raupe"

schreibe die zahl besser aus.

die gedankenstriche verwirren mich ein wenig.

 

Aber, aber, das war doch jetzt nicht nötig, och, danke...

Das motiviert natürlich, so viel Lob.

@aqualung: nun, ich find sie auch gut, aber meisterlich- das heisst ja, das sie von einem Meister ist; und dem ist (NOCH! NOCH!) nicht so. Ich hatte Glück & Inspiration. Aber, danke, danke, klar.

@Barde: eigentlich ist ja die Regel: Zahlen bis einschließlich 10 oder 12 ausschreiben- da hab ich mich dran gehalten. Oder meinst du: "1000beinige Raupe"?

 

Oh, die Frau ist tot? Der Text arbeitet ja die ganze Zeit darauf hin, das irgendwas mit ihr ist, erst nach aqualungs Kritik hab ich's kapiert :idee:
Alles in allem aber genial, die Story...
nur eins gefällt mir nicht: der Titel. Viiiieeeeel zu lang, und fast buchstäblich ein Satz aus dem Text gegriffen. Da gäbs doch wirklich treffendere Titel!


mfg
winternachtstraum

 

Mh. Ich finde den Titel eigentlich gut so, er gefällt mir- ich mag keine pointierten Zusammenfassungen der Geschichte als Titel oder so, das ist doch mal originell, geheimnisvoll und vielleicht sogar poetisch (*selbstlob*).
Ich habe auch eben gerade nocheinmal nachgedacht; mir fällt kein besserer Titel ein. Da ich aber inzwischen den Verdacht habe, das das lange Satzmonster da oben auf potentielle Leser, die NICHT so denken wie ich, eher abschreckend wirkt, wäre ich für einen besseren Vorschlag natürlich sehr dankbar...

Danke dir, Winternachtstraum, auch noch einmal für das Lob.

 

Also ich find den Titel auch gut :)
Ich hätte an deiner Stelle vielleicht statt dem Komma nach "Wurm" nen Gedankenstrich gesetzt (auch wenn das einige verwirrt *gg*) und "sie" groß geschrieben. Dann wäre es doppeldeutiger... Sie, die Tote... und Sie, die Stille. Na, ja... Geschmackssache, ich weiß ;)
Ich denke jedenfalls nicht, dass der Titel so schrecklich viele Leser abschreckt. Ich zumindest fand ihn interessant. Und er hebt sich ja auch schon allein durch die Länge von den anderen ab. Fällt auf. Ok, ok, genug jetzt ;)

Ansonsten: Echt tolle Geschichte!

 

hi

Auch mir hat die Geschichte gut gefallen. Nur wenige schaffen es, einen offensichtlich Verrückten auch verrückt rüberzubringen. Dir gelingt das hier toll durch die Sprache und die absurden Details und Pointen.
Leider verliert die Geschichte, wie die meisten Pointen-stories beim zweiten Lesen einiges.

Gerade der zweite Abschnitt wirkt auf mich noch ein bisschen zu gezwungen.

Natürlich, das ist jetzt ein wenig kitschig, aber- ich sehe da drinnen wirklich so etwas wie Sterne, so ein weißes Funkeln, wie etwas unfassbar Großes, Weites- Fernes... Vielleicht unerreichbar fern, überlege ich.

Irgendwie finde ich den Einschub, dass er es kitschig findet, bei einem Psycho etwas seltsam. Das "überlege ich" kannst du hier auch weg lassen, imo.

Insgesamt aber wirklich klasse Story, mehr davon :)

Liebe Grüße
wolkenkind

 
Zuletzt bearbeitet:

@Wolkenkind
HEY! Er ist kein Psycho! Er ist sehr verwirrt, weil er gerade (im Affekt?) jemanden umgebracht hat, er ist vielleicht psychisch ziemlich labil, aber er ist nicht direkt wahnsinnig. Kommt vielleicht noch, aber im Moment... Naja. Wahnsinn ist aber wahrscheinlich auch nicht eindeutig deffiniert.
Trotzdem: Anscheinend hat da 'was nicht so geklappt, wie ich das wollte. Mh.

Ehrlich gesagt kann ich deiner Kritik bezüglich einer Pointenstory nicht so ganz folgen- was vor allem daran liegen mag, dass ich diese Geschichte auf den einen Satz hingeschrieben habe, der jetzt die Überschrift bildet; und als die Geschichte ganz fertig war, ist mir aufgefallen, hey!, eigentlich würde es ziemlich gut kommen, wenn das Mädchen tot ist (wie pervers das jetzt auch klingt)- und dann kam noch der letzte Absatz dazu... Wirklich, als ich diese Geschichte angefangen habe, wusste ich nicht, das sie mit dieser Pointe enden würde.
Deshalb KLINGT der zweite Absatz vielleicht gezwungen, IST es aber nicht. Wenn du allerdings Ideen hast, wie man es realistischer Gestalten könnte- immer her damit; aber eigentlich bin ich so zufrieden.

Leider verliert die Geschichte, wie die meisten Pointen-stories beim zweiten Lesen einiges.

mehr davon
Nun, dazu muss ich jetzt sagen, dass ich Pointenstories eigentlich nicht gerne mag und es lange vermieden habe, sie zu schreiben.

"Überlege ich" steht da, weil sonst zwei Sätze hintereinander mit "..." aufhören würden, derartige Ellipsen klingen 'falsch' mit 'nem einfachen Punkt am Ende. Ausserdem soll es beschreiben, das der Prot. noch ein wenig nachgrübelt über diese Idee: die nächsten Gedanken hat er sich teilweise während dieses "überlege ich" ausgedacht. Fazit: solange es nicht stört, bleibt es da auch.

'Irgendwie klingt das jetzt kitschig' ist auch meimern Meinung nach tatsächlich ein ganz normaler Gedanke- den der Protagonist öfter denkt, wenn er an diese Person denkt. Liegt jetzt vielleicht daran, das du meinen armen Charakter als Psycho siehst und ich nicht... Hm. Und ausserdem- es IST ein kitschiger Satz, oder? ;)

Tja. Das ist jetzt hoffentlich nicht zu sehr die Apologie eines narzisstischen All-Apologies geworden.

NAchtrag: Oh Gott, ist das lang geworden. Hm. Es ist nur... Ich würde die Geschichte so gerne besser machen. Wenn du vielleicht irgendeine Idee hast... :(

Auf jeden Fall nochmal ein 'Danke'. Ich habe ürbigens ein Märchen geschrieben, in dem, äh... Also... Äh. Ich hoffe, du meldest da keine Copyright - Bedenken an, aber schau mal hier: http://www.kurzgeschichten.de/vb/showthread.php?s=&threadid=11296

@schnufflsche

Erst einmal auch dir ein 'Danke'...

Ich hätte an deiner Stelle vielleicht statt dem Komma nach "Wurm" nen Gedankenstrich gesetzt (auch wenn das einige verwirrt *gg*) und "sie" groß geschrieben. Dann wäre es doppeldeutiger... Sie, die Tote... und Sie, die Stille. Na, ja... Geschmackssache, ich weiß
Eine wirklich faszinierende Idee. Sinnlich, Inhaltlich, Wortspielerisch ist sie meinem Titel überlegen, ich finde nur, meine Version klingt sprachlich besser. Aber ich schreibe mir deine Variante auf und frage nochmal 'rum.

Ach ja, und- LANG bleibt der Titel dann wohl auf jeden Fall, da überwiegen inzwischen (auch bei anderen Geschichten) die positiven Meinungen.

Grüße
All-Apologies

 

Hallo All-Apologies!

Zunächst einmal der Titel. Ich mag ihn, er wirkt so geheimnisvoll. Du läßt ihn jetzt so? Gut!

Dein Schreibstil hat mich beeindruckt. Es läßt sich gut und flüssig lesen. Denkt er es nur, oder spricht er zu ihr? Beides würde passen.

Zwei Sachen haben mich ein wenig gestört, bzw. irritiert.

aber das bringt es jetzt auch nicht mehr, schnell denke ich an etwas anderes, solche Gedanken, die bringen doch jetzt nichts.
Das ist so wie denken denken. Ich hoffe, Du verstehst, was ich meine. Irgendwie passt das nicht zum Rest.

vielleicht geht er dann weg. Egal.
Das Egal am Ende mag ich irgendwie nicht. Ich habe den Eindruck, es ist unnötig. Der Schluß stimmt auch so.

Wirklich gute Geschichte - und so traurig.

Grüße
Silke

 
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Hallo Silke-

schnell denke ich an etwas anderes,
Du hast Recht. Da hbe ich ein bisschen geschlampt. Ich überlege mal...
Nachtrag: ...und mir fällt nichts ein... bis jetzt...

Das Egal allerdings- finde ich perfekt... bleibt!

Dein Schreibstil hat mich beeindruckt.
Denkt er es nur, oder spricht er zu ihr? Beides würde passen.
*geschmeichelt*
Ja, das ist der Witz daran.

Jona

 

Dieser Text ist geschrieben aus der Perspektive eines gewalttätigen Mannes, hat aber stilistisch etwas sehr Weibliches an sich, daß paßt irgendwie nicht ganz zusammen. - Was keinesfalls heißt, daß ich den semipoetischen Stil schlecht finden würde! Fällt mir nur schwer, mich damit zu identifizieren - was nun auch wieder nicht heißt, daß ich ein gewalttätiger Mann wäre (bei all-apologies muß ich da immer vorsichtig sein).

Doch wenn ich recht darüber nachdenke: Es gibt gar keinen verbindlichen Hinweis darauf, daß hier ein Mann eine Frau totgeschlagen hat. Wenn ich mir vorstelle, daß hier eine Frau jemanden totgeschlagen hat, wird der Text plötzlich viel plausibler und stimmiger. Auch der für mich anfangs etwas verstörende Hinweis, daß der Hintern zu schlank ist.

Aber ich werde deswegen die Kripo noch nicht anrufen...

r

 

Dieser Text ist geschrieben aus der Perspektive eines gewalttätigen Mannes, hat aber stilistisch etwas sehr Weibliches an sich, daß paßt irgendwie nicht ganz zusammen.
Äh- wieso? Also, wieso spezifisch weiblicher Stil? Wieso gewalttätiger Mann? Nur weil er sie erschlagen hat? Jetzt komm! Äh.
Ich hab das mehr so als ein Versehen gesehen, aber das ist absolut Interpretationssache.

Aber nun wirklich: Wieso weiblicher Stil? Was ist das? Bestimmt der Stil nicht die Hälfte der Perspektive?

 
Zuletzt bearbeitet:

Geschrieben von all-apologies
Äh- wieso? Also, wieso spezifisch weiblicher Stil?
Die gesamte Metaphorik und Assoziationswelt ist feminin. Auch die Raupe. Alles so weich und metaphysisch. Männliche Gedanken sind hart, konkret und bisweilen brutal.

Wieso gewalttätiger Mann? Nur weil er sie erschlagen hat? Jetzt komm! Äh.
Ich hab das mehr so als ein Versehen gesehen, aber das ist absolut Interpretationssache.
Dazu wirkt er mir nicht entsetzt und verzweifelt genug. Jemand, der solche Gedanken hat, während der Partner ihn tot anblickt, ist eh nicht ganz klar auf dem Radarschirm.

Aber nun wirklich: Wieso weiblicher Stil? Was ist das?
Ein Stil, an dem man erkennen kann, welches Geschlecht der Prot. hat - oder der Autor.
Hab neulich eine Geschichte hier gelesen, die hieß: "Das Luder und der Superstar." Prot. war ein Macho, und der Erzählstil war sehr männlich. Pikanterweise stellte sich aber heraus, daß der Autor eine Frau war, aber man merkte es nicht.

Bestimmt der Stil nicht die Hälfte der Perspektive?
Du hast doch auch den zweiten Teil meines vorigen Kommentars gelesen, oder? Den müßte ich jetzt als Antwort hierauf einfach nur wiederholen.

r

 
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relysium-

Männliche Gedanken sind hart, konkret und bisweilen brutal.
Nein. Holzhammerlogik: Ich bin Männlich. Ich habe die obigen Gedanken gedacht. Männer haben weiche Gedanken.
Das mag dich nicht überzeugen, sollte dir aber klarmachen, warum ich deine Argumentation nicht nachvollziehen kann.

Hm. Ich werde jetzt einfach mal konstruktiver und frage dich : glaubst du, die Geschichte androgyner zu machen (also- 'Hüften' weg, die Frauen, die ich kenne, fahren alle ab auf Hintern) würde ihren Reiz eher erhöhen- oder vermindern?

"Das Luder und der Superstar" habe ich ja auch gelesen- und kommentiert. Hat mich dazu inspiriert, das Spielchen auch einmal zu spielen, und, tatsächlich, auch bei mir merkten einige es erst im Nachwort ("Donna Claire..." in Gesellschaft). Also: ich weiß schon, es gibt einen Stil, der auf einen weiblichen Protagonisten hindeutet. Nur kann ich ihn hier nicht sehen. Und deine dann doch schon eher mittelalterlichen Klischeebilder (Harter Mann, weiche Frau), äh... Sorry ;)

Du hast doch auch den zweiten Teil meines vorigen Kommentars gelesen, oder? Den müßte ich jetzt als Antwort hierauf einfach nur wiederholen.
Ja, entschuldige. Ich war etwas verwirrt, als ich das geschrieben habe.

 

Geschrieben von all-apologies
Nein. Holzhammerlogik: Ich bin Männlich. Ich habe die obigen Gedanken gedacht.
Hm, bisher bin ich irgendwie völlig selbstverständlich davon ausgegangen, es bei dir mit einer Frau zu tun zu haben. Bin mir jetzt noch nicht mal sicher, ob du mich nicht aufs Glatteis führen willst. Du hast definitiv eine weibliche Art und Ausdrucksweise. Nicht nur in dieser Geschichte.

Männer haben weiche Gedanken.
Das mag dich nicht überzeugen, sollte dir aber klarmachen, warum ich deine Argumentation nicht nachvollziehen kann.
Das ist schon korrekt, was ich geschrieben habe. Aber es gibt von jeder Regel Ausnahmen. Es mag Männer mit weichen Gedanken geben, deswegen ist das aber nicht männlich. Gibt ja auch Frauen, die Informatik studieren.

Hm. Ich werde jetzt einfach mal konstruktiver und frage dich : glaubst du, die Geschichte androgyner zu machen (also- 'Hüften' weg, die Frauen, die ich kenne, fahren alle ab auf Hintern) würde ihren Reiz eher erhöhen- oder vermindern?
Erhöhen. Das Klischee des männlichen Totschlägers ist langweilig.

Und deine dann doch schon eher mittelalterlichen Klischeebilder (Harter Mann, weiche Frau), äh... Sorry ;)
Manche Dinge sind biologisch bedingt und somit noch viel älter als das Mittelalter, jedoch keineswegs in der Lage, aus der Mode zu kommen.

r

 

Bin mir jetzt noch nicht mal sicher, ob du mich nicht aufs Glatteis führen willst. Du hast definitiv eine weibliche Art und Ausdrucksweise. Nicht nur in dieser Geschichte.
Kein Scherz. Äh... Ich mach's uns beiden jetzt mal einfach und nehme das als so 'ne Art Kompliment, 'k?

Es mag Männer mit weichen Gedanken geben, deswegen ist das aber nicht männlich.
Mein Punkt war ja auch eher der, dass mann von "harten Gedanken" nicht auf Männer und von "weichen" nicht auf Frauen schließen kannst.
Ich und amalaswintha ('das Luder und der Superstar') sind gute Beispiele, oder?

Erhöhen. Das Klischee des männlichen Totschlägers ist langweilig.
Je länger wir darüber reden, desto besser gefällt mir die Idee eines toten Mannes und einer verwirrten Mörderin. Vorschläge für ein Alternativkörperteil? Ich rufe mal ne Freundin an und so...

Manche Dinge sind biologisch bedingt und somit noch viel älter als das Mittelalter, jedoch keineswegs in der Lage, aus der Mode zu kommen.
Hm. Äh. Das zu diskutieren, würde jetzt zu lange dauern. Deine Meinung UNGLEICH meine Meinung, Thema abgehakt.

Äh. Also. Bevor wir. Also... DU bist aber auch ein Männlein, oder? Sonst geh ich ins Kloster.

 

Hallo all-apologies!

Die Idee, die Stille sei ein hässlicher schwarzer Wurm, der sich um die Gedanken windet, fand ich schon interessant, als ich immer nur den Titel las. Nun hab ich doch endlich auch einmal die Geschichte zur Überschrift gelesen – und meine ganz ehrliche Meinung: Der Idee an sich, also das mit dem Wurm um die Gedanken, finde ich gut herausgearbeitet, davon bin ich sogar begeistert. Auch der Stil, also das Gedachte, gefällt mir gut. – Aber daß Du den wirklich nachdenklich machenden Ideen eine solche Pointe verpaßt hast, enttäuscht mich schwer. Damit nimmst Du jeglichen Sinn aus ihr, der Protagonist wird zum „Psycho“ abgestempelt und die wunderbaren Gedanken, die Du in die Geschichte geschrieben hast, zerplatzen in der Luft wie Seifenblasen und sind gewesen, kaum jemand wird sich damit noch identifizieren wollen… Das finde ich echt schade. :(
Oder kurz gesagt: Der Mord bringt die Geschichte um. :D

Sätze, wie »Jetzt gerade natürlich besonders, klar.« und »Klar, jetzt im Moment natürlich besonders nicht.« wirken auch eher künstlich eingeschoben und nicht sehr einfallsreich. Andere Stellen hast Du vergessen, umzuändern, nachdem Du die Idee hattest, daß sie tot sein könnte, etwa »… die Worte und Ideen, die gerade geboren werden, die in den Köpfen entstehen, in meinem Kopf, hinter deiner schönen weißen Stirn, …« – wenn er weiß, daß sie tot ist, würde er wohl nicht denken, daß hinter ihrer Stirn gerade Gedanken entstehen, hm? Ergo müßtest Du auch Stellen wie diese noch weiter zerstören, wenn Du es vollständig auf den Mord zurechttrimmen würdest.

Viel schöner fände ich zum Beispiel eine interessante Auflösung der Stille – d.h., ich fände es spannend genug, wenn es darum gehen würde, wie und durch wen der beiden die angespannte Stille beendet wird – das ließe sich durchaus interessant gestalten. ;)
Du bräuchtest doch einfach nur die Situation weiterdenken, die Du ursprünglich im Kopf hattest…

Also, ich wart jetzt erst mal auf Deine Antwort, bevor ich Dir mit einer Liste mit Änderungsvorschlägen und ein paar Fehlern aufwarte – falls Du die Geschichte umschreibst, hats ja anschließend mehr Sinn als vorher. ;)

Liebe Grüße,
Susi

PS.: Eine Diskussion über männliche und weibliche Eigenschaften, insbesondere beim Schreiben, könnte sich im Kaffeekranz ganz gut machen - der Teil hier mit relysium liest sich schon mal sehr amüsant … :lol:

 
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Anatomic Loosers - MeloDepriRemix

Wenn ich dich so ansehe, bist du mir eigentlich ein wenig zu schlank. Weisst du, nicht richtig... Ach. Du wirkst einfach ein bisschen kalt und abweisend. Jetzt gerade natürlich besonders, klar. Es ist nicht- wir schweigen uns einfach nur an... Ach, nein.
Manchmal kommt mir diese Stille vor wie ein dunkler, monströser Wurm, eine 1000-beinige Raupe, ein prähistorisches Monster- etwas, das nicht richtig ist hier, es ist ja wirklich nicht schön. Die Stille kriecht durch den Raum, windet sich, unaufhörlich schlängelnd- sie windet sich um die Gedanken, die Worte, sie packt die Worte und die Ideen, die gerade geboren werden, die in den Köpfen enstehen, in meinem Kopf, hinter deiner schönen, weißen Stirn, sie würgt die Worte, bis sie vergehen und- und dann eben nichts.
Schweigen- so wie jetzt.
Vielleicht- ich überlege, ob ich dich jetzt küssen sollte, aber es ist wohl nicht richtig. Du reagierst ja überhaupt nicht auf mich. Liegst nur da. Auf dem Sofa. Liegst da und schaust mich an.
Schaust an mir vorbei.
Schaust aus dem Fenster.
Schaust mich an.

Deine Augen sind wirklich schön, das habe ich dir schon so oft erzählt. Natürlich, das ist jetzt ein wenig kitschig, aber- ich sehe da drinnen wirklich so etwas wie Sterne, so ein weißes Funkeln, wie etwas unfassbar Großes, Weites- Fernes... Vielleicht unerreichbar fern, überlege ich. Vielleicht unerreichbar für mich...
Auf jeden Fall schrecklich fern.

Ach, deine Vergißmeinichtaugen, vielleicht sind die ja an allem Schuld. Also, manchmal glaube ich, das irgendwie nichts ist hinter diesen Augen, nicht irgendwie die große Liebe, nichts, also- für mich jedenfalls... Warte, ich erklär's dir. Weisst du, früher haben die mittelalterlichen Dorfrichter manchmal einen Diamanten ihre Urteile fällen lassen; sie haben dem angeklagten Hexer, Viehdieb oder Ehebrecher in die Augen geblickt, fest in die Augen, dann haben sie hinter ihrem Richtertisch ihren Diamantenring gerieben und heimlich 'draufgeschaut; und wenn er sich dann heller verfärbt hat, war der Angeklagte unschuldig, wenn er dunkler wurde- tja, Kopf ab, oder vielleicht auch nur 100 Stockschläge. Also, diese Diamanten... Nur, damit du jetzt verstehst, wie ich das meine, mit deinen Augen; also... man lässt so eine Sache, die unheimlich schön ist, die schrecklich kostbar scheint, und man denkt, sie ist wirklich nur eines Königs würdig, also, so eine Sache lässt man entscheiden über Leben und alles, und eigentlich ist sie vielleicht wirklich nicht wichtig. Vielleicht ist sie einfach eine schöne Sache, aber eben das Falsche für einen.
Also, für mich jetzt in diesem Fall.
Weisst du, du bist mir ja sowieso etwas zu schlank.
So um die Hüften rum, am Hintern.
Und richtig reden konnten wir ja noch nie richtig.
Heute besonders nicht.
Ich...
Der Wurm kriecht wieder um meine Gedanken, die 1000 fremdartigen Klammerfüßchen krallen sich in meine Hirnwindungen, das ist so eine richtige Kopfschmerz - Sache, es ist auch ein bisschen so, als wenn ein grauer Nebel aus den Ecken kommen würde, so, also, nicht richtig, aber es wird alles nur verwirrter dadurch- Mann, ich bin so- durcheinander. Warum hilfst du mir nicht, verdammt nochmal? Ach, klar.
Fast tut es mir leid.
Also, das hier jetzt.
Es tut mir leid, und ich möchte mich entschuldigen für irgendetwas, aber das bringt es jetzt auch nichts, schnell denke ich an etwas anderes, solche Gedanken, die bringen doch jetzt nichts. Man muss manchmal einfach nach vorne schauen, so eine Nansen - Sache: alle Brücken hinter sich niederbrennen... Nansen, also, der hat das gesagt, das war der mit der Fram, der ist irgendwie zum Südpol gesegelt, Quatsch, zum Nordpol, Pinguine füttern, keine Ahnung. Toller Typ auf jeden Fall. Oder war das Hitler mit den Brücken? Egal.

Du schweigst.
Du schweigst, und ich beginne langsam, verrückt zu werden.

Dann öffnest du die Lippen. Holst... Luft...
Meine Augen kleben an deinem Brustkorb, der sich hebt, um die Luft einströmen zu lassen für die Worte, die du jetzt formulieren möchtest.
Fort, Wurm.
Ich überlege, wie ich dir alles sagen kann. Das ich Zweifel habe. Das du mir irgendwie dann doch zu schlank bist.
Das ich dich irgendwie trotzdem noch liebe.
Verdammt.
Fort, Wurm.

Du öffnest die Lippen und sprichst, dein Brustkorb senkt sich dabei wieder, deine Lippen bewegen sich, die Zunge, nur wenig, nur leicht.
"Ich hole mir mal 'was zu trinken..."

Mist.

Der Wurm wagt sich wieder vor, und ich überlege, ob ich vielleicht ein bisschen weinen soll, vielleicht geht er dann weg. Egal.

- o - o - o - o -

Butterfly in the Eye - RejectedRemix

Wenn ich dich so ansehe, bist du mir eigentlich ein wenig zu schlank. Weisst du, nicht richtig... Ach. Du wirkst einfach ein bisschen kalt und abweisend. Jetzt gerade natürlich besonders, klar. Es ist nicht- wir schweigen uns einfach nur an... Ach, nein.
Manchmal kommt mir diese Stille vor wie ein dunkler, monströser Wurm, eine 1000-beinige Raupe, ein prähistorisches Monster- etwas, das nicht richtig ist hier, es ist ja wirklich nicht schön. Die Stille kriecht durch den Raum, windet sich, unaufhörlich schlängelnd- sie windet sich um die Gedanken, die Worte, sie packt die Worte und die Ideen, die gerade geboren werden, die in den Köpfen enstehen, in meinem Kopf, hinter deiner schönen, weißen Stirn, sie würgt die Worte, bis sie vergehen und- und dann eben nichts.
Schweigen- so wie jetzt.
Vielleicht- ich überlege, ob ich dich jetzt küssen sollte, aber es ist wohl nicht richtig. Du reagierst ja überhaupt nicht auf mich. Liegst nur da. Auf dem Sofa. Liegst da und schaust mich an.
Schaust mich nicht an.

Deine Augen sind wirklich schön, das habe ich dir schon so oft erzählt, selbst wenn sich meine hässliche Tapete in ihnen spiegelt und meine Tür und alles, aber nicht meine Augen.
Wenn ich meinen Blick in deinem Blick sehen kann, sind sie am schönsten, deine Augen.

Natürlich, das ist jetzt ein wenig kitschig, aber- ich sehe dann da drinnen wirklich so etwas wie Sterne, so ein weißes Funkeln, wie etwas unfassbar Großes, Weites- Fernes...
Ach, deine Vergißmeinichtaugen, vielleicht sind die ja an allem Schuld. Also, manchmal glaube ich, das irgendwie nichts ist hinter diesen Augen, nicht irgendwie die große Liebe, nichts, also- für mich jedenfalls... Warte, ich erklär's dir. Weisst du, früher haben die mittelalterlichen Dorfrichter manchmal einen Diamanten ihre Urteile fällen lassen; sie haben dem Angeklagten Hexer, Viehdieb oder Ehebrecher in die Augen geblickt, fest in die Augen, dann haben sie hinter ihrem Richtertisch ihren Diamantenring gerieben und heimlich 'draufgeschaut; und wenn er sich dann heller verfärbt hat, war der Angeklagte unschuldig, wenn er dunkler wurde- tja, Kopf ab, oder vielleicht auch nur 100 Stockschläge. Also, diese Diamanten... Nur, damit du jetzt verstehst, wie ich das meine, mit deinen Augen; also... man lässt so eine Sache, die unheimlich schön ist, die schrecklich kostbar scheint, und man denkt, sie ist wirklich nur eines Königs würdig, also, so eine Sache lässt man entscheiden über Leben und alles, und eigentlich ist sie vielleicht wirklich nicht wichtig. Vielleicht ist sie einfach eine schöne Sache, aber eben das Falsche für einen.
Also, für mich jetzt in diesem Fall.
Was soll das denn sein - du siehst mich ja noch nicht einmal an.

Weisst du, du bist mir ja sowieso etwas zu schlank.
So um die Hüften rum, am Hintern.
Und richtig reden können wir auch nicht. Klar, jetzt im Moment natürlich besonders nicht.
Mann.
Ich...
Der Wurm kriecht wieder um meine Gedanken, die 1000 fremdartigen Klammerfüßchen krallen sich in meine Hirnwindungen, das ist so eine richtige Kopfschmerz - Sache, es ist auch ein bisschen so, als wenn ein grauer Nebel aus den Ecken kommen würde, so, also, nicht richtig, aber es wird alles nur verwirrter dadurch- Mann, ich bin so- durcheinander. Warum hilfst du mir nicht, verdammt nochmal? Ach, man.

Vielleicht ist es einfach nicht das richtige. Klar, wir sind jetzt seit zwei Jahren zusammen. Klar.
Klar, vielleicht ist das jetzt nur eine Phase.
Aber- war es nicht immer so?

Was sind schon zwei Jahre? Man muss manchmal einfach nach vorne schauen, so eine Nansen - Sache: alle Brücken hinter sich niederbrennen... Nansen, also, der hat das gesagt, das war der mit der Fram, der ist irgendwie zum Südpol gesegelt, Quatsch, zum Nordpol, Pinguine füttern, keine Ahnung. Toller Typ auf jeden Fall. Oder war das Hitler mit den Brücken? Egal.

Du schweigst.
Und plötzlich berührst du mich, legst deine Figner auf meinen Mund, lächelst mich an.

Mit einem sanften Kuss verschwinden all diese Gedanken, verschwindet der Wurm, verschwindet das Ferne in deinen Augen, verweht und verfällt der Sternenstaub und die Lügen, die brennenden Brücken, Hitler, deine Knochen, die an den Hüften so stechend schienen...

"Ich habe gerade überlegt, ob wir heiraten sollen", sagst du.
"Vielleicht sollten wir Kinder bekommen. Eins, zwei..."
Ich nicke nur.
Lächle.

Der Wurm wagt sich wieder vor, aber, sieh... Er spiegelt sich in deinen Augen, und ich sehe:
Ein Schmetterling.

- o - o - o - o -

Tumor in your Humor - TwistedRemix

Wenn ich dich so ansehe, bist du mir eigentlich wirklich zu schlank. Weisst du, nicht richtig... Ach. Du wirkst einfach ein bisschen kalt und abweisend. Jetzt gerade natürlich besonders, klar. Es ist nicht- wir schweigen uns einfach nur an... Ach, nein.
Manchmal kommt mir diese Stille vor wie ein dunkler, monströser Wurm, eine 1000-beinige Raupe, ein prähistorisches Monster- etwas, das nicht richtig ist hier, es ist ja wirklich nicht schön. Die Stille kriecht durch den Raum, windet sich, unaufhörlich schlängelnd- sie windet sich um die Gedanken, die Worte, sie packt die Worte und die Ideen, die gerade geboren werden, die in den Köpfen enstehen, in meinem Kopf, hinter deiner schönen, weißen Stirn, sie würgt die Worte, bis sie vergehen und- und dann eben nichts.
Schweigen- so wie jetzt.
Vielleicht- ich überlege, ob ich dich jetzt küssen sollte, aber es ist wohl nicht richtig. Du reagierst ja überhaupt nicht auf mich. Liegst nur da. Auf dem Sofa. Liegst da und schaust mich an.
Deine Augen sind wirklich schön, das habe ich dir schon so oft erzählt. Natürlich, das ist jetzt ein wenig kitschig, aber- ich sehe da drinnen wirklich so etwas wie Sterne, so ein weißes Funkeln, wie etwas unfassbar Großes, Weites- Fernes... Vielleicht unerreichbar fern, überlege ich. Vielleicht unerreichbar für mich. Also, nicht nur jetzt. Jetzt natürlich besonders.
Klar.
Ach, deine Vergißmeinichtaugen, vielleicht sind die ja an allem Schuld. Also, manchmal glaube ich, das irgendwie nichts ist hinter diesen Augen, nicht irgendwie die große Liebe, nichts, also- für mich jedenfalls... Warte, ich erklär's dir. Weisst du, früher haben die mittelalterlichen Dorfrichter manchmal einen Diamanten ihre Urteile fällen lassen; sie haben dem Angeklagten Hexer, Viehdieb oder Ehebrecher in die Augen geblickt, fest in die Augen, dann haben sie hinter ihrem Richtertisch ihren Diamantenring gerieben und heimlich 'draufgeschaut; und wenn er sich dann heller verfärbt hat, war der Angeklagte unschuldig, wenn er dunkler wurde- tja, Kopf ab, oder vielleicht auch nur 100 Stockschläge. Also, diese Diamanten... Nur, damit du jetzt verstehst, wie ich das meine, mit deinen Augen; also... man lässt so eine Sache, die unheimlich schön ist, die schrecklich kostbar scheint, und man denkt, sie ist wirklich nur eines Königs würdig, also, so eine Sache lässt man entscheiden über Leben und alles, und eigentlich ist sie vielleicht wirklich nicht wichtig. Vielleicht ist sie einfach eine schöne Sache, aber eben das Falsche für einen.
Also, für mich jetzt in diesem Fall.
Weisst du, du bist mir ja sowieso zu schlank.
So um die Hüften rum, am Hintern.
Und richtig reden können wir auch nicht. Klar, jetzt im Moment natürlich besonders nicht.
Wahrscheinlich nie wieder.
Mann.
Erinnerst du dich daran, als ich dir Kochen beibringen wollte? Du hast geschrien, meine Güte. Hast geschrien.

Ich...
Der Wurm kriecht wieder um meine Gedanken, die 1000 fremdartigen Klammerfüßchen krallen sich in meine Hirnwindungen, das ist so eine richtige Kopfschmerz - Sache, es ist auch ein bisschen so, als wenn ein grauer Nebel aus den Ecken kommen würde, so, also, nicht richtig, aber es wird alles nur verwirrter dadurch- Mann, ich bin so- durcheinander. Warum hilfst du mir nicht, verdammt nochmal? Ach, klar.
Fast tut es mir leid.
Also, das jetzt.
Es hat sich noch nicht einmal richtig gelohnt.

Es tut mir leid, aber ich möchte mich nicht entschuldigen, das bringt es jetzt auch nicht mehr, schnell denke ich an etwas anderes, solche Gedanken, die bringen doch jetzt wirklich nichts. Man muss manchmal einfach nach vorne schauen, so eine Nansen - Sache: alle Brücken hinter sich niederbrennen... Nansen, also, der hat das gesagt, das war der mit der Fram, der ist irgendwie zum Südpol gesegelt, Quatsch, zum Nordpol, Pinguine füttern, keine Ahnung. Toller Typ auf jeden Fall. Oder war das Hitler mit den Brücken? Egal.

Du schweigst.
Du schweigst, und ich beginne langsam, verrückt zu werden.

Während ich an deinem Daumen herumkaue, überlege ich mir, ob ich vielleicht sowieso verrückt bin, dass ich hier seit geraumer Zeit mit dir rede und gleichzeitig deine Lenden in der Pfanne habe. Ja, und deine Hand halte, obwohl du schon tot bist; aber das geht ja nicht anders, weil, die esse ich ja gerade. Klar.
Bist mir aber wie gesagt eigentlich zu schlank.
Die letzte hatte mehr Fleisch.
Und mit der konnte man sogar noch viel mehr reden als mit dir.
Also, auch als ihr noch am Leben wart, klar.

Der Wurm wagt sich wieder vor, und ich überlege, ob ich vielleicht ein bisschen weinen soll, vielleicht geht er dann weg. Egal. Noch ein Happen.

Ich glaube, ich mache Blätterteigspeisen mit deinen Augen. Die sind ja eigentlich ganz schön.

 

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