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Blaues Leuchten

Seniors
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22.10.2011
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Blaues Leuchten

„Du kannst es nicht, du kannst es nicht.“
Lachend liefen die Kinder davon und ließen die Kleine zurück. Sie starrte auf die Hüpfkästchen. So groß waren sie. Kästchenriesen! Wenigstens die ersten paar musste sie schaffen, sonst ließen die Kinder sie nie mitspielen. Entschlossen warf sie die Zöpfe zurück, stellte sich knapp vor den ersten Strich und sprang. Geschafft! Der nächste. Und noch einer. Edith sah zum vierten Kästchen. Je länger sie darauf starrte, desto weiter weg war es. Ihr Bein wog schwer, immer schwerer. Schnell jetzt. Edith holte mit den Armen aus, sprang, für einen Moment schwankte sie in der Luft, als könnte ihr Körper sich nicht entscheiden, wo er landen sollte. Und gerade, als sie glaubte, jetzt klappte es, da mogelte sich der Strich doch unter ihren Schuh. Sie stampfte auf: „Böser Fuß!“ Von weitem hörte man Kinder lachen. Hatten sie das etwa beobachtet? „Blöde dicke Bowkes, ich wollte ja sowieso nicht mit euch spielen“, schniefte sie, dann nahm sie die Schürze vor das Gesicht und verbarg ihre Enttäuschung in dem mürben Stoff.
Hinter dem Zaun des nächsten Hauses schrien Gänse und rannten flügelschlagend auf die Straße, ein weißes Geschwader mit Schnäbeln wie hartes Holz. Ängstlich sah das Mädchen sich um, Willumeits Gänse waren gefürchtet in ganz Brösen. Ihr Herz hämmerte. Wo sollte sie hin? Gerade, als sie davonlaufen wollte, hörte sie eine Jungenstimme hinter sich. „Haut ab oder ich zieh euch den Holzschlorren über, ihr weißen Deiwel!“ Das Kreischen der Gänse verebbte. Als sie sich umwandte, watschelten sie zurück in den Hof. Vor ihr stand ein Junge, den sie noch nie gesehen hatte. Er war schmal. Arme und Beine schlotterten an ihm, als gehörten sie zu einem viel größeren Menschen. Irgendwie sah er falsch zusammengesetzt aus. Selbst der blonde Haarwust stand in einem verkehrten Winkel vom Kopf ab. Der Junge blickte auf sie herunter, als wollte er prüfen, wen er da vor sich hatte. Dann lächelte er. Mit einem so schiefen Mund, dass sie laut lachen musste.
„Bist du der schiefe Junge?“, sagte sie.
„Na hör mal, Marjellchen, grad pflück ich dir die Gänse von deinen dicken, kleinen Waden, jetzt wirst du mucksch.“ Während er das sagte, lächelte er weiter. Sogar die Nase krauste sich zu einem drolligen Fächer. „Wie alt bist du?“
„Ich bin schon fünf.“
„Und wie heißt du?“
„Edith.“
„So, Edith, ich bin der Georg, jetzt zeig ich dir mal, wie man hüpft, damit deine Freunde dich nicht mehr auslachen können. Nimm meine Hand und mach einfach mit. Und sprich mir alles nach.“ Er spreizte sein linkes Bein ab wie ein Storch, wartete, bis sie beide ruhig standen, dann hüpfte er los, zog sie mit, und sang im Rhythmus der Sprünge dazu:
Schwarz weiß rot
Der kleine Mann ist tot
Wir wollen ihn begraben
In einem Puppenwagen

Ihr Beinchen hüpfte und balancierte, fing sich und hüpfte weiter, die Zunge klemmte zwischen den Lippen, gleich hatte sie es geschafft. Schon waren sie im Himmelbogen, drehten und sprangen zurück, ein Kästchen, schwarz weiß rot, und noch ein Kästchen, der kleine Mann ist tot. Und da waren sie. Ohne Fehler.
„Ich kann es“, schrie Edith, „ich kann Kästchen hüpfen.“ Und der Junge mit dem schiefen Mund und dem schiefen Körper lachte sein schiefes Lächeln.
„Wohnst du hier?“, fragte Edith.
„Jetzt ja, früher wohnten wir in Kleschkau.“ Georg zupfte an seiner Oberlippe, ein Hautstreifchen löste sich und schwebte zu Boden. Das musste doch weh tun, dachte Edith.
„Du bist lieb, schiefer Junge, aber warum hilfst du mir? Mein Cousin macht das nie und der ist schon groß. So wie du.“
Das Lächeln des Jungen wurde gerade und so glatt, dass Edith sich das schiefe zurückwünschte. „Vielleicht, weil du mich an meine kleine Schwester erinnerst?“
„Wo ist die“, Edith hüpfte aufgeregt auf und ab. „Vielleicht kann ich mit ihr spielen?“
„Das wird nicht gehen“, sagte der Junge leise.
„Warum nicht, ich kann doch jetzt Hüpfkästchen.“
„Es geht wirklich nicht. Sie ist fort.“
„Fort? Ganz allein?“
„Sie ist nicht allein. Sie ist jetzt im Himmel. Die See hat sie geholt."
„Oh“, Edith runzelte die Stirn. „Das glaub ich dir nicht. Da hat dir einer Märchen erzählt. Das tut die nicht, die Ostsee, die ist nicht bös, die hat sogar Osterlämmchen. Die wohnen da. Komm, ich zeig sie dir. Man muss aber früh aufstehen. Genau am Ostersonntag, da kann man sie sehen.“

*

Es war noch dunkel. Aus dem Stall drang warmer, süßer Heugeruch, Kühe brummelten, träumten von einer saftigen Sommerwiese. Edith schlich über den Sandweg, ihr Blick kletterte das Rosenspalier hinauf zu dem Fenster der Mutter. Es war geschlossen. Gut, dachte Edith, ihre Mutter durfte nicht wissen, dass sie dem Jungen die Osterlämmchen zeigen wollte. Es war verboten, allein an die See zu gehen. Aber für Edith war es das Schönste. Wenn noch niemand da war, wenn selbst der Wind noch schlief, konnte man am besten sehen, wie die Sonne rotgoldenes Gefunkel auf das Wasser streute und den Sand versilberte. Zu Staub zerfallene Muscheln, die immer noch glänzen. Und wenn die See darüber hinwegbrandete, nach ihren Füßen leckte und wieder zurückwich, haftete Schaum darauf, der nach Tang roch und nach Salz.
Als sie von der Promenade auf den Strand bog, sah sie schon die Silhouette des Jungen.
„Schiefer Junge“, rief sie, „wir müssen uns beeilen.“ Energisch packte sie seine Hand und zog ihn zum Wasser. Sie stapfte durch den Sand, sank ein bis zu den Knöcheln, ein kühler Strumpf, der zwischen den Zehen rieb.
Dann blickten sie hinaus auf das Meer, bis die Weite sie einsaugte. Dünne Striche vor einem Land voller Wälder und Seen. Das Meer schimmerte grau. Doch der Himmel war schon in rosafarbenes Licht getaucht, Wolken türmten sich zu Bergen, hinter denen man fremde Länder ahnte. Violette Schlieren schoben sich davor, vereinten sich zu immer breiteren, rotglänzenden Flüssen und wurden orange.
„Wer hat dir das erzählt mit den Osterlämmchen?“, fragte Georg.
„Mein Vater. Aber er kann sie mir nicht mehr zeigen. Er ist in Amerika, Geld verdienen, und jetzt kann er nicht mehr zurück.“
Als er ihren Blick sah, sagte er: „Du hast wohl heut dein Sonntagskleid angezogen?“ Er zupfte an ihrem Puffärmelchen und lachte. „Nein, ich glaube, das ist eher ein Himmelskleid für ein Ostermädchen.“ Er deutete auf die blauen Blumen, die sich von dem orangen Stoff abhoben. Als er ihre schmutzigen Füße sah, lachte er noch mehr. „Himmel, Stall und Erde, passend zum Land“, sagte er. „Aber es ist noch kalt, du wirst Schnupfen kriegen.“
„Das ist mein Osterkleid“, sagte Edith stolz und fuhr mit dem Finger die Blüten nach. Blassblaue Vergissmeinnicht, zwischen denen die Tupfen kräftiger Veilchen leuchteten. „An Ostern muss man sein bestes Kleid anziehen für die Osterlämmchen, aber die Schuhe muss ich sparen.“ Vor Verlegenheit blies sie ihren Pony in die Höhe, dass er wie ein waagrechtes kleines Dach von ihrem Kopf abstand. Und dann war es soweit. „Schau! Da sind sie“, schrie sie und deutete hinaus. Als die Sonne sich zur Hälfte aus dem Wasser erhoben hatte, schickte sie ihre Strahlen wie suchende Finger über das Meer, und dort, wo sie die Oberfläche betasteten, brachen sie das Wasser und sprengten silbrige Lichter auf die Wellen. Wie kleine hüpfende Körper, die mutwillig miteinander spielten und rangen und hin und her sprangen, junge Schafe auf einer Weide.
„Siehst du die Osterlämmchen?“
„Ja“, sagte der Junge, „ich sehe sie.“

*

Und dann war Sommer. So schnell war er gekommen mit seinen Sommergästen und den Kornblumen, die das Gold des Roggens sprenkelten, viel zu schnell für ihre Mutter und für die anderen Erwachsenen, die arbeiteten und doch nie genug Geld hatten, um die Hände still zu halten. Die See wurde ruhig und tobte nicht mehr. Und am Abend, wenn man nur weit genug am Wasser entlang lief, bis die Lichter Brösens nur noch Punkte waren, dann glaubte man, das Atmen der Tiere zu hören, so leise berührten die Wellen den Strand.
Und viel zu schnell auch war der Sommer für Georg gekommen. Edith sah ihn nur selten, denn er spielte mit den großen Jungen. Doch manchmal, wenn er aus einem Fußballspiel aufblickte, wenn er sich vielleicht gerade um einen Gegner herumgespielt hatte, sah sie sein schiefes Grinsen, wie es für einen Moment auf ihr ruhte. Und wenn Hans, einer der anderen Jungen, schrie: „Pass doch auf, tu ihn rein, den Dubbas, was will das Madammche hier schon wieder“, senkte er rasch seinen Blick und trat nach dem Ball.
Doch manchmal traf sie ihn am Strand und dann liefen sie am Ufer entlang, kleine Schwester, großer Bruder, vorbei an der Seebrücke und dem Strandhotel, aus dem Jitterbug-Klänge zu ihnen wehten: My Little Bimbo Down On The Bimbo Isle. Und sie zeigten gleichzeitig mit dem Finger auf den anderen, kreischten Bimbo und sangen das Lied, obwohl sie nichts verstanden.
Und eines Tages zeigte er ihr das Leuchten der Ostsee.

„Hier“, sagte er, und deutete auf den Meeresabschnitt weit hinter dem letzten Strandbad, „hier darfst du nie weit reingehen. Siehst du da draußen, wo die See ganz dunkel wird? Wie es hochdampft? So ein ganz blaues Schillern?“
Edith kniff die Augen zusammen. „Es ist überall blau“, sagte sie.
„Ganz weit, bestimmt einen halben Kilometer weg, siehst du? Da steigt es hoch. Blauer Dunst.“
„Oh“, sagte Edith, „jetzt seh ich es auch, komisch. Das Wasser ist wirklich blauer. Wie ein Edelstein. Und der Nebel darüber ist auch blau. Und er wackelt. Was ist das?“
„Nein, er wackelt nicht, das sind Temperaturunterschiede. Mein Vater sagt, es sind gefährliche Gase. Da darfst du nie hinschwimmen. Versprich mir das. Nie!“
„Aber du auch nicht“, sagte Edith.
„Nein, das ist zu gefährlich. Aber hier am Ufer können wir rein. Wer als erster drin ist!“
Sie kreischten, weil die Kälte in ihre Haut schnitt, bespritzten sich und kreiselten wie flinke Fische. Und als er, einen Schwall Wasser vor sich herschiebend, mit verstellter Stimme brummte: „Siehst du die Osterlämmchen, hier kommen die Osterlämmchen, kleiner Bimbo“, da verschluckte sie sich vor Vergnügen. Dann stieg sie auf seine Schultern. Da oben stand sie, in ihrem dunkelblauen Badeanzug, bereit für ihren ersten Kopfsprung.
Als sie auftauchte, sah sie eine Schar Jungen über den Strand kommen. Die Fußballer. Mit Handtüchern um ihre braun gebrannten Jungenkörper und weiß gebleichten Haaren. Allen voran Hans. „Auf! Wir spielen Johnny Weißmüller. Bis zum blauen Leuchten. Wer als erster wieder hier ist. Nu los, Georg!“
„I wo. Mein Vater verbietet es. Da geht nuscht. Ich bin auch schon lang nich mehr so viel geschwommen.“
„Ei Georg, warst du in Kleschkau auch schon son Vaterkind? Was soll mir das?“
„Ne, nich, aber …“, er sah verstohlen zu Edith.
„Was die Ältern reden, das is doch schlimmer als Kleckermussupp. Hätt Kolumbus so rumgemaddert, würden wir heut noch im Poggenteich sitzen. Mein Vater hat im Wanderkino gesehen, dass eine Frau nach England geschwommen is. Eine Frau! Und du traust dich nich! Wer‘s gewinnt, kriegt zehn Dittchen. Wer‘s nich macht, is ein feiger Hund.“ Dann drehte Hans sich zur Seite, legte die Arme um die Schultern der beiden neben ihm stehenden Jungen und redete vertraulich auf sie ein.
„Ich weiß nich.“ Georg kratzte sich am Kopf und sah zu der Jungengruppe hin.
Edith stampfte mit dem Fuß, baute sich vor Hans auf, die Fäuste geballt, und trat mit Wucht gegen sein Schienbein.
„Au“, schrie der, „du verdammte Kreet. Was soll das? Du kannst froh sein, dass du noch so klein bist und Georgs Schwester.“
„Ihr dürft da nicht schwimmen.“
„Das ist nich meine Schwester, nur eine …“
„Was jetzt … dein Puppke vielleicht? Was betudderst du die kleine Kreet. Pomuchelskopp. Weißt du, dass die andern dich Rodolfo Valentino nennen? Ich sag ja immer was dagegen, aber …“
Georg senkte den Kopf. „Ich könnt‘ ja den Startschuss geben, statt Heinrich.“
Hans spuckte auf den Boden. „Du bist nich zu retten. Der hat ein offenes Bein, er würd alles drum geben, mitzumachen. Und du flennst. Willst du einen Lutschpungel? Bleib doch hier, lass dich schützen von einem Suckelkind. Du … Rodolfo.“ Er spie den Namen aus, als wäre er Dreck, der seinen Mund verstopfte.
Georg prallte zurück, als hätte Hans einen Stein geworfen und nicht einen Namen. Er sah zu Edith hin, dann wieder zu Hans, der an ihm vorbeiging, und ihn dann zur Seite stieß, so roh, dass Georg aus dem Kreis der Jungen taumelte.
„Feiglinge können abhauen“, sagte Hans ruhig, dann drehte er sich weg, als wäre da keiner mehr.
Georg vermied Ediths Blick. Er sah aus, als wäre etwas Schlimmes mit ihm geschehen, etwas, das Edith nicht verstand. Er hob den Kopf und schrie: „Komm mir nich so. Oder du kriegst gleich eene inne Fress. Ich mach mit, da gibt’s nuscht. Doch wehe, einer kadreiert das meinem Vater.“
„Ei, was glaubst du!“
Edith fing an zu weinen. „Du hast gesagt, da darf man nicht hinschwimmen, du hast gesagt, das ist gefährlich.“
„Nur für kleine Leute.“
„Du lügst. Du hast es versprochen.“
Doch Georg hatte sich abgewandt und sah zum Meer. Nur einmal noch spürte sie seinen Blick.
Dann hob ein Junge den Arm, schaute auf seine Uhr und gab das Kommando: „Auf die Plätze fertig“, bei „Los“ fiel sein Arm. Die Beine von sieben Jungen trommelten auf den feuchten Strand und wurden langsamer, als das Wasser an ihren Körpern hochstieg, dann tauchten sie ein, in die Wellen, dass man nur noch ihre Köpfe sah. Immer kleiner wurden sie, dann war da nur noch Wasser. Weit draußen wirbelten blaue Schlieren zum Himmel, verloren sich in seiner Weite und wirbelten erneut. Der Junge neben Edith schaute immer wieder auf seine Uhr, jedes Mal, nachdem er sie geprüft hatte, barg er sie umständlich in seinem Handtuch. Und endlich, endlich kletterte der erste erschöpfte Junge aus dem Wasser und ließ sich auf den Strand fallen. Edith stand still, wartete weiter und ließ die Zurückkehrenden an sich vorbeiziehen, Einzelne, einmal eine Traube von drei Jungen. Sie starrte weiter auf das Wasser, als könnte sie das blaue Leuchten mit ihren Blicken bezwingen. Dann kam keiner mehr.
Als sie sich umdrehte und die Jungen anschaute, starrte Hans zurück, blickte zu seinen Freunden und hinaus auf das Meer. Er zählte. Zählte noch einmal. „Einer fehlt.“ Und dann schrien alle durcheinander, sprangen ins Wasser und schwammen los, bis ihre Köpfe von den Wellen verschluckt wurden, trotzdem hörte man ihre Rufe bis an den Strand. Sie verstummten erst, als Hans zurückkam und nach Brösen rannte. Ein Junge nach dem anderen kehrte aus dem Wasser zurück. Aufgereiht standen sie neben ihr, starrten hinaus und warteten auf die Erwachsenen.
Um sie herum war plötzlich Geschrei, Leute rannten herum, von Brösen näherten sich Boote, erst vier, dann sechs oder sieben, sie schwirrten hinaus, hin zu dem blauen Leuchten und wieder zurück, kreuzten auf und ab, als wollten sie das Wasser vermessen. Der Strand war voller Menschen. Edith irrte zwischen ihnen herum, zupfte die Männer am Arm und fragte nach Georg. Doch keiner antwortete ihr, sie redeten und befahlen und redeten wieder. Und dann sah Edith eine blonde Frau. Sie wusste, dass das Georgs Mutter war, denn ihr Lächeln hing schief in ihrem Gesicht. Und als ein Polizist mit dem Kopf schüttelte, fing das schiefe Lächeln an zu zucken. Der große Mann neben ihr nahm sie am Arm und ging mit ihr fort. Weg vom Strand, hin zu den Weizenfeldern. Dort, wo das kleine Haus stand mit der Schaukel unter dem Apfelbaum, mitten in einem Garten voller Ringelblumen.
Als es dämmerte, saß sie immer noch am Ufer und schob den Sand zu kleinen Dämmen auf. Rahmte Kästchen bis zum Wasser und während sie häufelte, sang sie ein Lied: schwarz weiß rot, der kleine Mann ist tot und dann sang sie nicht weiter, sondern wiederholte die Verse, bis ein Nachbar kam und sie nachhause brachte.

*

In der Nacht hatte der erste Sturm das Meer aufgewühlt und das, was es verborgen hielt, dem Ufer zurückgegeben.
Als Edith an den Strand kam, wunderte sie sich; im Osten sah sie eine Menschenmenge. Blaue Uniformen, dazwischen die braunen Oberkörper von Jungen. Alle konzentriert auf einen Punkt. Ihr Herz schlug, endlich hatte man ihn gefunden. Das war ein weiter Weg zurück an den Strand. Da würde er müde sein. Bestimmt war er nur müde. Sonst nichts. Erst würde sie ihn schelten und dann lieb drücken.
Sie zwängte sich durch die Menge, vorbei an den Beinen der Männer, ignorierte ihr Geschimpfe, stieß und schob, bis nur noch ein Mann vor stand. Vor ihm sah sie einen Körper auf dem Boden liegen, bedeckt mit einem Laken. Fror er denn, der Georg? Edith kniff den vor ihr stehenden Mann, so dass er zur Seite zuckte und den Weg freigab.
„Gottverdammich, was …“, fluchte er los, doch als er das kleine, blasse Mädchen sah, das vor dem Laken kniete, verstummte er. Vorsichtig hob Edith das Tuch, ganz leicht, doch kaum hatte sie das getan, glitt ein schwarzer, langer Körper unter dem Laken hervor und schlängelte sich fort, Richtung See. Edith stand auf. Sie öffnete den Mund wie zu einem Schrei, doch nichts war zu hören. Der Schrei gellte zurück. In sie hinein, verbrannte sie. Der Mann packte Edith am Arm und sagte: „Ei Marjellchen, das ist nur ein Aal. Der tut dir nichts. Die Seele des Jungen hat die See geholt, den Körper überlässt sie ihren Totengräbern. Die haben nur getan, was in ihrer Natur liegt.“
Edith machte sich von ihm los und ging zum Wasser. Sie sah hinaus, hin zu dem blauen Leuchten, das wie ein dunkler Edelstein schillerte, und sie fürchtete sich vor der See und hasste sie.

*

Die Nächte wurden länger und die Tage kürzer. Und immer hörte man das Rauschen der See. Irgendwann war es eine Melodie, die den Atem der Menschen umspielt und die Seele gebrannter Kinder heilt. Als Edith im folgenden Jahr Georgs Grab besuchte, wuchsen darauf dunkelblaue Blüten, in deren Mitte kleine Sonnen glühten. Und die Luft summte wie von tausend Bienen.
Am nächsten Morgen ging sie an den Strand. Zusammen mit ihrem Vater, der zurückgekehrt war, um mit ihr die Osterlämmchen zu suchen. Da begrüßte sie den Himmel, der goldene Lichter auf die See zauberte. Und sie fragte sich, ob das alles tote Kinder waren und ob sie eines von ihnen erkennen würde. Das Wasser glitzerte, und sie wusste, dass die See tötete, wenn sie wollte. Aber jetzt machte ihr das nichts mehr aus. Denn die See sprach zu ihr und schenkte ihr Gesichter.

 
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An alle meine Kommentatoren: Hab den Text überarbeitet, auch wenn ich noch nicht allen geantwortet habe.
Gestern habe ich ihn neu eingestellt.


Lieber schwups, vielen Dank erst mal für dein Lob, das genaue Hingucken und deine Ideen und Gedanken zum Text.
Lob ist immer gut, das weiß ja jeder. Und ich freu mich vielleicht im Moment noch ein Stückchen mehr.
Ich freu mich auch immer über das Heraussuchen von schönen Stellen, weil es manchmal passiert, dass man bei einer Überarbeitung dann auf einmal Sachen raushaut, die gar nicht so übel sind. Und dann ist die Gesch. auf einmal trotz Überarbeitung ein winziges Stück ärmer.
Vielen Dank auh für deine sehr differenzierte Auseinandersetzung mit dem Text.

Die Farben:
Waren dir zu viele, genau wie Fliege.
Ich habe ein bisschen was rausgestrichen. Aber es war dann gar nicht so viel. Das Bild, bei dem du dich verrenken musstest, hat z.B. eine Farbe weniger gekriegt, ich will ja nicht, dass du einen Hexenschuss kriegst. ;)

Mir ist durch eure Kritik auf einmal klar geworden, warum ich so auf der optischen Ebene rumgeturnt bin. Sonst (in anderen Geschichten) spreche ich ja immer viele Gerüche, vor allem das Hören an. Warum hier auf einmal anders?
Als ich es überarbeiten wollte, hab ich gemerkt, dass mir das Optische in diesem Fall total wichtig ist. Das war mir selbst nicht bewusst. Die Wahrnehmung dieser Osterlämmchen ist eben eine rein optische, und die wollte ich auskosten.
Was ich gemacht habe, das ist, ein paar Farben rauszunehmen und die Bilder um andere Sinne zu ergänzen.

Eine Geschichte, in der ein fünfjähriges Mädchen als Prot. agiert, finde ich eine anspruchsvolle Aufgabe. Es ist schwer, sich in den Kopf einer Fünfjährigen hineinzuversetzen. Du machst das gut,
Danke dafür, ich fand es selbst gar nicht so anstrengend, manchmal darf man wohl kein Bewusstsein der Schwierigkeiten haben. Aber ganz allgemein finde ich auch, dass aus der Perspektive eines andreren zu schriebn wirklich sehr anspruchsvoll ist. Wie weit geht man da? Es könnte ja auch zu viel sein. Lauter solche Überlegungen. Und manche finden ja auch, dass ich an manchen Stellen die Blickhöhe geändert habe.


Ihr Herz hüpfte, endlich hatte man ihn gefunden. Das war ein weiter Weg zurück an den Strand. Da würde er müde sein. Aber jetzt war es egal, erst würde sie ihn schelten und dann lieb drücken.
Da wirkt sie auf mich zu naiv. Das passt nicht so recht zu dem Mädchen, das Georg frühmorgens heimlich mit zum Strand nimmt.
vielleicht willst du in der Szene auch andeuten, dass sie unter Schock steht und sich das nur einzureden versucht, aber sie wirkt für mich im Laufe der Geschichte reifer als am Ende.
Letzteres ist der Fall, ich wollte ihr Geschocktsein andeuten. Hab jetzt noh was eingefügt (ganz wenig nur) in der Hoffnung, dass es klarer wird.

Was mag aber Edith an ihm? Ist es nicht eher so, dass lose Kontakte in diesem Alter einfach einschlafen?
Der Vater der Kleinen ist ja in Amerika, sie ist auch ziemlich allein, als sie am Strand sitzt, holt nicht die Mutter sie, sondern ein Nachbar. Ein Kind, das sich vernachlässigt fühlt, sucht sich oft jemanden, der es ein wenig behütet. Sie sucht einen großen Bruder, dachte, das wäre durch die Familienkonstellation und das Nichtvorhandensein derMutter klar, dass sie einsam ist. Hab jetzt eine Winzigkeit eingefügt, um das zu verdeutlichen.

Doch manchmal traf sie ihn am Strand und dann liefen sie am Ufer entlang,
Hm, ja, klingt als wären sie zehn Jahre älter. Du weisst sicher besser, wie Kinder in diesen Regionen aufwachsen, aber für mich könnten sie sich bspw. auch auf einem Spielplatz tummeln oder so. Nichtsdestotrotz: Ich würde an deiner Stelle evtl. noch einen Hinweis einflechten, vielleicht ungefähr an diese Stelle, worin für Edith die Motivation liegt, sich mit Georg zu treffen.
Ediths Motive siehe oben. Genau hier hab ich auch was eingebaut.
ie müssen am Strad lang laufen, weil das Mädchen ein absolutes Faible für das Meer hat. Und dass sie gleichaltrig sind, das hat auch noch jemand anderes angemerkt. Ich finde nicht, dass diese Singerei und sich gegenseitig Bimbo sagen Gleichaltrigen vorbehalten bleibt. Weiß das noch aus der eigenen Kindheit, dass der/die Ältere im Spiel mit dem Geschwisterchen manchmal selbst ganz kindisch wird und umgedreht. Beobachte das auch heute oft.

Davon abgesehen finde ich die Figur aber sehr gut getroffen. Besonders gefällt mir, wie ihr Georgs "Schiefe" auffällt, auch als sie ihn "schiefer Junge" nennt fand ich gut. Da kommt sie für mich sehr glaubhaft rüber.
Ja das Schiefe, das mag ich auch ungeheuer gerne.

Ich bin nicht so recht schlau geworden, wie alt er ist, vielleicht acht oder so?
Hab ihn jetzt zwölf werden lassen. Mit acht würden sie nicht eine so große Strecke im Meer schwimmen. Da Edith das schätzt, hab ich auch etwas Luft.

Mich würde interessieren, warum du die tote Schwester hier erwähnst: Bereitest du hier wirklich schon das Ende vor? Das wird für mich dadurch nämlich etwas unrealistischer: Würde er wirklich so weit ins Meer schwimmen, wenn schon seine Schwester darin umgekommen ist? Oder brauchst du einen Grund, warum er den Kontakt zu ihr knüpft und sie ihm die Lämmchen zeigen geht?
Die tote Schwester ist der Grund, warum er sich mit der Kleinen abgibt.
Und zu dem ersten: Hast schon recht, das ist ein Problem, er will ja auch nicht unbedingt schwimmen und sein Vater hats verboten. Aber ich kenne das auch, dass man sich trotzdem wieder in Gefahrensituationen begibt, was für die kleine Schwester galt, muss ja nicht für einen selbst gelten. Und ihn treibt ja hier auch die Angst davor, vo den Jungen aussortiert zu werden.

Vorwerfen muss ich dir - was du aber weisst und absichtlich gemacht hast - dass die Szene zu konstruiert ist - erst das Versprechen und direkt danach das Brechen desselben. Und im Hinterkopf dazu noch die tote Schwester. Ich finde, man kann das hier so lösen, der Dramatik und des Spannungsbogens zuliebe.
Ne ne, da hast du schon den Finger auf die Wunde gelegt. Ich finde, das ist ein Schwachpunkt. Er entscheidet sich da zu schnell für das Schwimmen und gegen das Versprechen. Ich habe das jetzt versucht doller rauszuarbeiten, es hoffentlich nicht übertrieben, aber das ist ein wichtiger inhaltlicher Punkt.

Also ich würde es vermutlich so lösen, dass ich diesen letzten Satz "Es ist alles gut ..." rausnehmen würde. Stattdessen könnte er sich ja nur "schief" anschauen oder so. Fände die Szene dann besser.
Genau der Satz ist rausgeflogen hab dafür die Szene mit Hans ausgebaut.

Das finde ich eine schreckliche Vorstellung, vor dem Meer zu stehen in dem Wissen, dass jemand unter der Oberfläche ist. Und man demjenigen nicht helfen kann. Unfassbar schlimm sowas, vor allem in den ersten 2-3 Minuten, wo man denkt, wenn ich ihn jetzt finde, dann überlebt er vielleicht noch. Das hast du toll gemacht, diese knappe szenische Darstellung, auch wie die Erwachsenen plötzlich auftauchen.
Mensch, dass das so rübergekommen ist, das freut mich ungemein. Hab da schon ziemlich lang dran rumgebosselt.

Auch der Aal am Ende - also die Nähe zu Horror ist auch in dieser Geschichte nicht ganz von der Hand zu weisen, liebe Novak ;-) (nicht dass ich was dagegen hätte ...). Klar, ist auch wieder so ein symbolträchtiges Bild, vielleicht ein Stück zu weit entfernt von der Realität, aber in einer Geschichte wie dieser durchaus zulässig.
Ich muss immer wieder lachen, weil du nicht der einzige bist, der den Aal für unrealistisch hält. Die Bemerkung über mich und den Horror, das hat mich natürlich sehr geehrt. Lachen musst ich über was andres:
Also an der Geschichte ist so ziemlich alles erstunken und erlogen außer der Beziehung der Protagonistin zum Meer, den Osterlämmchen und dem Aal, der aus der Leiche klettert.
So oft schon hab ich es erlebt, dass Leute hier geschrieben haben, das Erlebte klinge in der Geschichte unrealistisch. Jetzt hab ich es selbst erlebt.
Kennst du Blechtrommel von Günter Grass? Ich glaub, da kommt auch so eine Szene vor. Sehr viele, die an der Ostsee lebten, haben genau das erlebt, wenn ein Toter angeschwemmt wurde. Die Aale fressen aber nicht den toten Körper, sondern verstecken sich wohl. Die Menschen früher haben aber gedacht, dass Aale Tote fressen.

Deine Verbesserungsvorschläge habe ich glaube ich allesamt übernommen.
Ich danke dir noch einmal sehr für alles.
Viele Grüße, lass es dir gut gehen.

Und Hallo, PSS,

Liebe Novak,

einen stillen Horror verbreitest du da. Ich bin sehr beeindruckt, dass du dich traust, diese Kindheitserinnerung deiner Mutter in eine Geschichte zu packen. Ich weiß nicht, ob ich das könnte.
Also erst mal Danke für das Lob und das Trauen, das hatte ich mir gar nicht so überlegt, war eine relativ spontane Entscheidung, die Zweifel kamen erst hinterher, dehalb hab ich das auch in dem Nachpost hingeschrieben.

Und ich wette, sie hat genau so entschlossen die Lippen aufeinander gepresst.
Woher kennst du sie?
Jetzt ehrlich, das hab ich ja gar nicht geschrieben, aber, dass das so bei dir angekommen ist, das hat mich schon sehr gefreut.

Was ich nicht verstehe, ist, weshalb das Wellenglitzern bei Sonnenaufgang als Osterlämmchen bezeichnet wird. Der ganze Oster-Zusammenhang ist mir nicht klar: Weshalb zieht Edith sich ihr Osterkleidchen an? Wegen der Osterlämmchen, die sie eigentlich jeden Tag sehen könnte? Also das ist etwas, das verstehe ich nicht.
Ihr Vater hatte ihr genau an Ostern diese Lichtreflexe gezeigt und sie als Osterlämmchen bezeichnet. Dem Kind war gar nicht klar, dass es die jeden Tag gibt. die Erzählung des Erwachsenen hat um diesen tag und die Lichterscheinungen dieses Tages etwas Märchenhaftes gewoben und es in den Augen des Kindes zu etwas Besonderem gemacht. Hab jetzt da noch mal ein bisser was eingeflochten, damit es deutlicher wird. Ist nur der Hinweis auf Ostersonntag, vielleicut versteht man es ja soch besser.

ein weißes Geschwader mit Schnäbeln wie hartes Holz
Sorry, aber: Geil.
Das Gleiche ist meiner Schwstser passiert, da war sie ungefähr so alt wie Edith - und sie hat bis heute ein Gänsetrauma. Sehr schön getroffen!
Mir auch, ich spür die Viecher heut noch am Haxen. Ich trau denen weniger als einem Tiger.

„Junge“, rief sie, „wir müssen uns beeilen.“ Energisch packte sie seine Hand und zog ihn zum Wasser.
Das Junge ist hier verwirrend. Sie kennt ja seinen Namen, weshalb benutzt sie ihn nicht? Dann dachte ich, vielleicht verwendest du es als Ausruf, im Sinne von Junge, Junge! Aber dann denke ich mir, Edith ist fünf, sie ist zu jung dafür. Oder ist das das Städter-Äquivalent zu Georgs Mamsell?
Ich hab sie jetzt "Schiefer Junge" rufen lassen, weil mir dein Einwand eingeleuchtet hat. Irgednwie passt es für mich nicht zu diesem Kind, wenn es Georg ruft.
Aber wenn du Schiefer Junge total daneben findest, sag mal Bescheid, dann ändere ich es doch auf Georg, da hängt jetzt für mich auch keine Weltlage von ab.

Wie mit der Kamera draufgehalten, richtig, richtig gut. Ich finde, hier bist du voll und ganz in der Perspektive der kleinen Fünfjährigen geblieben, da gibt es keine Antworten, nur ratloses Zuschauen. Also der Leser weiß natürlich, was los ist, aber du bleibst hammerhart in der Kleinen. Das gefällt mir, da sehe ich sie, wie sie einfach da steht und noch nichts ahnt. Richtig gut.
Ich muss mal zugeben, dass ich mir da gar nicht viel überlegt habe, ich wollte halt nachvollziehbar machen, wie diese Situation für sie gewesen sein muss, was sieht sie, welches Verständnis hat sie von der Sit., wie definiert sie sich da, welche Gefühe hat sie. En Älterer würde ja sofort helfen wollen. Also ich freu mich super, dass dir das gefiel, manchmal hab ich das Geühl, dass ich bestimmte Sachen ganz unbewusst mache. Hätte gerne die Kontrolle darüber. Echt, ist momentan eines meiner persönlichen Ziele, dass ich mit bestimmten Sachen kontrollierter umgehen lerne.

orsichtig hob Edith das Tuch an, ganz leicht, doch kaum hatte sie das getan, glitt ein schwarzer, langer Körper unter dem Laken hervor und schlängelte sich fort, Richtung See. Edith stand auf. Sie öffnete den Mund wie zu einem Schrei, doch nichts war zu hören. Der Schrei gellte zurück. In sie hinein, verbrannte sie.
Und hier ist die Kamera von außen irgendwie. Das ist nicht mehr die Kleine, die beobachtet, das kommt nicht mehr aus ihr heraus. Und das finde ich richtig gut an der Stelle, dieser Perspektivwechsel. Das ist so krass und hart gezeichnet. Also wenn man die Kleine in dem Moment fotographiert hätte, man müsste das Bild nehmen und bearbeiten, den Kontrast bis zum Anschlag erhöhen, Farben raus, vielleicht noch mit Bleistiftskizzeneffekt. Ein Bild, in dem die Zeit stehen bleibt.
Das ist auch hier so. Es stimmt, was du schreibst. Das Irre ist auch hier: Ist mehr oder weniger unbewusst geschehen. Ich wollte das Tragische dieser Situation zeigen, dieses Kalte, was man erlebt, wenn einen plötzlich ein Schicksalsschlag ereilt. Wenn man sich entäußert fühlt. Vielleicht hab ich doch zu viele Murnau-Filme gesehen.

Edith machte sich von ihm los und ging an den Strand.
Sie sind doch schon am Strand. Vielleicht besser: zum Wasser?
Hab ich gekauft

Und am Ende. Ja, das ist schwierig. Ich habe dran rumgebosselt, hab das Gesicht in den Singular gesetzt. Wie es ja, da hast du Recht, logisch sein müsste. Aber - es gefällt mir einfach nicht.
Es macht ihr nichts mehr aus, weil sie das Meer geliebt hat, dann hat sie es gehasst, sie hat sich vor der Gewalt der Natur gefürchtet. Danach hat sie das Meer selbst wieder geheilt. Dieses eintönige einlullende Rauschen, tagein, tagaus, das (das steht in dem Absatz davor). Es macht ihr also nichts mehr aus, weil sie die Naturgewalt akzeptiert.
Liebe Grüße und einen ganz herzlichen Dank für deine Hilfe und dein Lob und deine krtischen Anmerkungen

 
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Hi Novak,

ich noch mal kurz. Habe eben Maeusers Kommentar gelesen, und nun will ich noch was hinzufügen (zu meinem ersten Kommentar):

Was es dann nochmal etwas künstlich macht sind diese, hm, eben "künstlichen" Elemente, am deutlichsten der Aal.
Weißt du, woran mich dieses Bild erinnert hat? An die Szene aus der Blechtrommel, als das Hausmädchen (war es das Hausmädchen?) da im Klo steht und den Fisch aus ihrer Hand (fr)isst, weil schwanger und so. Das Gefühl, das ich damals hatte, als ich diese Szene sah, dieses Gefühl habe ich bei der Aalszene in deinem Blauen Leuchten. Maeuser schreibt dann:
Ich mag das hier eher nicht, weil es eben zu der Saubergespültheit noch mehr Künstlichkeit in das eigentlich Realistische, Lokalkolorithafte mengt
Ich finde, der Aal - und der in Edith zurückgellende Schrei, der sie verbrennt - sind unglaublich künstlich, das vollkommene Gegenteil zum Rest der Geschichte - und genau darin liegt mE der Kunstgriff. Also gerade weil die Szene so vollkommen überzeichnet ist, und du plötzlich dieses Bild in die Geschichte gravierst, das so vollkommen für sich alleine stehen kann - der Aal, der stumme Schrei, das Verbrennen - es eine Art erzählerischen Kontrapunkt darstellt.
Also klasse. Die Stelle macht die Geschichte erst zu dem, was sie ist.

So. Musste ich nur noch mal loswerden. :shy:

Lieben Gruß,
PSS

Nachtrag:
Ich sehe gerade, du beziehst dich nun selbst auch auf die Blechtrommel. Dann scheine ich ja nicht allzu daneben gelegen zu haben. Yeah. :D

 

Himmel, das geht ja hier wies Brezelbacken. Grad komm ich mit dem Antworten nicht mehr hinterher.
Hab jetzt erst mal die Tippfehler verbessert, die sich bei der Überarbeitung eingeschmuggelt haben, fehlende Anführungszeichen und so. Wollte es halt schnell einstellen (Danke, Maeuser), Hab das Alter von zwölf wieder rausgekippt, weil erneut nachdenken. Und über alles andere denk ich eh noch nach, hab jetzt einfach mal das korrigiert, was zweifelsfrei ist.

Aber eins muss ich mal klar stellen.
nachhause darf man so schreiben, lieber Maeuser, vielleicht ist es ungewöhnlich, und dir zuliebe würd ichs direkt tauschen, aber guckt im Duden. Es ist wirklich richtig.
http:http://www.duden.de/rechtschreibung/nach_Hause//

Und Einzelne ist hier substantiviert.
Zur Schreibung von einzelner Einzelner, siehe hier:
http://www.duden.de/rechtschreibung/Einzelne

Liebe Grüße und danke schon mal Ane, Marai, weltenlaeufer, nachtschatten, ernst offshore, jimmysalaryman, Maeuser und nochmal Purersternenstaub.
Hoffentlich hab ich niemanden vergessen.

 

Ich sehe gerade, du beziehst dich nun selbst auch auf die Blechtrommel.

Ich habe auch an dem Bild mit dem Aal rumüberlegt - es gibt aber noch eine andere Szene, entweder in der Blechtrommel oder Es war einmal in Amerika, da liegt ein Kuhkopf am Strand und Aale liegen drin und drumrum - das war bei mir sofort vor Augen. Kann mir mal jemand sagen, in welchem Film das war , bitte?

 

Ich glaube, das war die Blechtrommel.
Am Ufer liegt so ein Pferdekopf, ein Fischer hat mit dem geangelt. Und als dann Oskar Matzerath kommt mit seiner Mutter, schlängeln sich ganz viele Aale raus und schlingeln sich so umeinander. So hab ich das jedenfalls in Erinnerung. Eine ekelhafte Szene.
Ich hab mir aber erzählen lassen, dass die Szene gestellt sei, Aale seien, wenn sie in Leichen eindringen, was wie gesagt, meine Mutter gesehen hat, auf Verstecke aus, würden aber kein Aas fressen. Und in einer derartigen Menge, wie ich das jedenfalls von der Blechtrommel in Erinnerung habe, sei das auch nicht der Fall.

 

Während ich gesucht habe, kam mir Novak mit der Antwort zuvor. Hier ist die Szene:
[ame]http://www.youtube.com/watch?v=AgMPJV3lk6s[/ame]

Gruß, offshore

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Novak,

das ist eine schöne Geschichte.

Aber erstmal:

Bist du dir mit "muksch" ganz sicher? Ich kenn das als "eingeschnappt" oder "beleidigt" (Bist du jetzt muksch oder was? Sei doch nicht gleich muksch!).

Ich habe nicht alle Kommentare gelesen, nur die ersten paar, und ich schließe mich Flieges Kritik an: diese eine Stelle, wo ich vor lauter Farben die Ostsee nicht mehr sehen kann, die war mir zu bunt. Da würde ich irgendwas streichen oder umformulieren.

Sprachlich gefällt mir die zweite Hälfte besser als die erste, die ist schlanker. Du solltest öfter Äktschn schreiben. ;)
Also, mein Problem mit der ersten Hälfte: zu bemüht mit den Vergleichen. Du versuchst da so viele Bilder zu bringen, da erlitt ich eine Überdosis. Und sehr oft benutzt du direkte oder indirekte Vergleiche. Immer sehr originelle Vergleiche, was einerseits gut ist, andererseits sehr akrobatisch wirkt, weil so viele so schnell hintereinander kommen. Ich fand das zu extravagant für das bisschen Text. Über einen Roman verteilt: super. Auf den paar Seiten hier: zu konzentriert.

... ein weißes Geschwader mit Schnäbeln wie hartes Holz
... Ihr Herz flatterte wie ein kleiner Vogel
... Das Kreischen der Gänse verebbte, als hätte es jemand abgestellt
... Arme und Beine schlotterten an ihm, als gehörten sie zu einem viel größeren Menschen
... Während er das sagte, lächelte er weiter, als wäre sein Gesicht von innen her erleuchtet
... Kühe brummelten, als träumten sie von einer saftigen Sommerwiese
... Wie zu Staub zerfallene Muscheln, die immer noch glänzen
... Sie stapfte durch den Sand, fühlte ihn bis zu den Knöcheln, ein kühler Strumpf, der zwischen den Zehen rieb wie gekörnter Samt
... Dann blickten sie hinaus auf das Meer, bis die Weite sie einsaugte. Dünne Striche vor einem Land voller Wälder und Seen
... schickte sie ihre Strahlen wie suchende Finger über das Meer
... Wie kleine hüpfende Körper, die mutwillig miteinander spielten und rangen und hin und her sprangen, junge Schafe auf einer Weide
Und dabei ist der Wurm schon weggekürzt!
Ich kann auf keine Stelle zeigen und sagen "das ist ein doofer Vergleich / ein schlechtes Bild", es ist wirklich die Häufung, die mich stört. Für sich genommen sind die alle gut ausgedacht.
In der zweiten Hälfte, wo die Handlung Gas gibt, passt sich dein Stil automatisch an und gefällt mir viel viel viiiiel besser. Bildhaft bleibt es ja trotzdem.

Mir hat der Text sehr gut gefallen, weil ich die Geschichte rührend fand und die Figuren, großer Bruder, kleine Schwester, für mich kein Problem, dass die beiden so gut wegkommen (also: fleckenfreie Charaktere). Dafür ist es eben ein Weihnachtstext.
Wenn man jetzt unbedingt einen Antagonisten möchte, vielleicht kann man Hans' Rolle ausbauen? Der könnte die Prota am Anfang auch bedrohen, statt der weißen Deiwel.
Aber sowas braucht es für mich nicht unbedingt. Nicht hier.
Vorposter haben es schon gesagt, das ist sehr liebevoll geschrieben.
Ich mochte vor allem diesen Absatz:: „Ihr Beinchen hüpfte und balancierte, fing sich […] Das tut die nicht, die Ostsee, die ist nicht bös, die hat sogar Osterlämmchen. Die wohnen da.“

Schönes Jahresende,
MG

(Ach so, schönen Weltuntergang sollte ich vielleicht wünschen, seh ich eben. :D)

---
Edit: Nachtrag, das seh ich jetzt erst - das sind reale Kindheitserinnerungen deiner Mutter? Ähm, so schön ich als Unbeteiligte den Text auch fand, bist du dir sicher, dass deine Mutter zu Weihnachten daran erinnert werden möchte, wie ihr Freund ertrunken ist?

 

Hallo!

Sie starrte auf die Hüpfkästchen.

Ich hatte ein Problem mit den „Kästchen“, weil ein Kästchen natürlich eigentlich etwas dreidimensionales ist. Ich habe mich gefragt, ob die in Kästchen hineinhüpfen. Es war dann natürlich klar, hab auch gleich vermutet, worum es geht, aber es hat mir den Einstieg schwer gemacht. Nüchtern gesagt, ist das halt auch einfach falsch, ich würde Rechteck schreiben, was ist daran schlecht?

(...) ein weißes Geschwader mit Schnäbeln wie hartes Holz.

Das kam bei mir nicht an. Offenbar wird da die Konsistenz der Schnäbel beschrieben, mehr sagt das glaube ich nicht, auch wenn es so klingen will. Ich verstehe nicht ganz wozu.

Das Kreischen der Gänse verebbte, als hätte es jemand abgestellt.

Das ist meiner Meinung nach ein Widerspruch. Wenn etwas verebbt, ist das etwas, das aus sich selbst heraus geschieht. Etwas wird langsam schwächer, verliert an Kraft, ohne direkte Ursache. Wenn jemand etwas abstellt, ist derjenige erstens ein Verursacher und zweitens geschieht das plötzlich.

Während er das sagte, lächelte er weiter, als wäre sein Gesicht von innen her erleuchtet.

Mir wäre es oft ganz recht gewesen, wenn mal etwas einfach nur ein Lächeln gewesen wäre oder ein Lachen oder ein Schluchzen. Muss hier jetzt sein Gesicht leuchten? Ich finde das ist halt auch so ein Bild, das es sich irgendwie zu einfach macht. Es betont überdeutlich, dass das jetzt etwas ganz positives ist, aber es ist auch ganz vage irgendwie. Ich kann mir das jetzt nicht besser vorstellen, es präzisiert ja nicht – und ein gutes Bild eben schon, wie ich finde. Ich denke halt an einen Lampenschirm mir Smiley face, mal übertrieben gesagt.

Wenn noch niemand da war, wenn selbst der Wind noch schlief, konnte man am besten sehen, wie die Sonne rotgoldenes Gefunkel auf das Wasser streute und den Sand versilberte.

Das ist zum Beispiel eine sehr gute Formulierung. Gefunkel ist genau das richtige Wort, da entsteht bei mir sofort ein Bild.

Und am Abend, wenn man nur weit genug am Wasser entlang lief, bis Brösens Häuser nur noch gelbe Punkte in die Nacht streuten, dann glaubte man, das Atmen der Tiere zu hören, so leise berührten die Wellen den Strand.

Auch hier: Muss das Haus jetzt gelbe Punkte streuen? So was lässt den Text wahnsinnig bemüht wirken. Leuchtende Fenster – das ist doch wirklich nicht so ungewöhnlich, dass man jetzt die personifizierte Nacht noch brauchen würde.

„Hier“, sagte er, und deutete auf den Meeresabschnitt weit hinter dem letzten Strandbad, „hier darfst du nie weit reingehen.

Ab hier wird das viel besser finde ich. Da kann ich Möchtegern nur zustimmen.
Allerdings was den Inhalt betrifft: Diese Szene mit den Jungs, die ihn überreden hinauszuschwimmen, dieses Mutproben-Ehren-Ding, das kommt halt in jedem zweiten Jugendfilm oder -buch. Auch mit dieser Provokation: "Was jetzt … dein Puppke vielleicht?" Diese Szene - ein zu eins - hab ich einfach schon viel zu oft irgendwo sehen oder lesen müssen. Ich finde, in dieser Form kann man das nicht mehr machen.

In der Nacht hatte der erste Sturm das Meer aufgewühlt und das, was es verborgen hielt, dem Ufer zurückgegeben.

Das ist mir viel zu dick. Genauso wie das:

Die Seele des Jungen hat die See geholt, den Körper überlässt sie ihren Totengräbern.

Für mich ist das – tut mir Leid, ich sag das Wort nicht gern – Kitsch. Aber ich bin da auch vielleicht überempfindlich.

Es gab noch so ein paar Stellen, die ich als sehr „süßlich“ bezeichnen würde:

„Böser Fuß!“ Von weitem hörte man Kinder lachen. Hatten sie das etwa beobachtet? „Blöde dicke Bowkes, ich wollte ja sowieso nicht mit euch spielen“, schniefte sie, dann nahm sie die Schürze vor das Gesicht und verbarg ihre Enttäuschung in dem mürben Stoff.

Das ist so wie Pandababy beim Niesen. Die Krönung wäre, wenn sie jetzt noch so ein bisschen lispeln würde wegen ihrer niedlichen Zahnlücke oder so was. Ich finde, das Mädchen ist hier eine Comic-Figur.

Hier ganz ähnlich:

Der Junge senkte den Kopf noch mehr, sein Lächeln wurde gerade und so glatt, dass Edith sich das schiefe zurückwünschte. Dann sagte er: „Vielleicht, weil du mich an meine kleine Schwester erinnerst?“
„Wo ist die“, Edith hüpfte aufgeregt auf und ab. „Vielleicht kann ich mit ihr spielen?“
„Das wird nicht gehen“, sagte der Junge leise.
„Aber warum denn nicht, ich kann doch jetzt hopsen.“
„Es geht wirklich nicht. Sie ist fort.“
„Fort?“ Edith schluckte. „Aber wohin denn? Und ganz allein?“
„Sie ist nicht allein. Sie ist jetzt im Himmel. Die See hat sie geholt."
„Oh“, Edith runzelte die Stirn. „Das glaub ich dir nicht. Da hat dir einer Märchen erzählt. Das tut die nicht, die Ostsee, die ist nicht bös, die hat sogar Osterlämmchen.

Die Szene finde ich effekthascherisch, kann ich nicht anders sagen. Dass seine Schwester tot ist, ist sofort klar. Muss das Mädchen jetzt auch noch auf und abhüpfen und „vielleicht kann ich mit ihr spielen“ sagen? Und dann kapiert sie’s immer noch nicht und sagt auch noch, dass sie "hopsen" kann. Und dann, als sie versteht, was los ist, muss sie auch noch schlucken? Da hab ich mir, ohne Scheiß, beim Lesen eine Sprechblase vorgestellt mit „Schluck“ drin. Das ist mir viel zu dick und zu süßlich. Ich glaube auch, man tut sich keinen Gefallen, wenn man Kinder zu naiv macht.

Also ich habe damals die erste Geschichte, die Du hier eingestellt hast gelesen – und die hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn ich sie nicht kommentiert habe leider! Die Sache mit den Kastanien, das war doch die erste, glaub ich? Die war wunderschön leise und dezent. Bei dieser hier kam ich mir erschlagen vor von den ganzen Bildern und Vergleichen. Man darf sich da nicht zu hinreißen lassen als Autor.

Gruß

Hal

 

Wie das so geht im Leben eines Deibels wie mir, ich les den Titel und schweif aus gegebenem Anlass schon ab, wie denn das blaue Licht in den Haus- und Kindermärchen sei –

und dann was gänzlich anderes, ein biografischer Abschnitt über die Gefährdungen des „blauen Dunstes“, der nicht nur kindliche Köpfe vernebeln kann, sondern unter den Schwarz-Weiß-Roten Farben drei Generationen Erwachsener umnebelte. Und doch hat’s Gelesene was von den Brüdern Grimm, welche die ihnen zugetragenen Geschichten aus dem Freundes- und Bekanntenkreis (die geradezu beauftragt wurden und dann – Importe vor allem aus Frankreich, mein Gottchen! - als deutsch einreichten vor 1812). Die Brüder wussten schon, warum das keine Volksmärchen sind. Spätestens mit der zweiten Auflage passten sie die nun erweiterte Sammlung dem herrschenden Geschmack an und siehe, getrost kann ich das Bild aus der Vorrede von 1819 übernehmen, wenn es heißt „[w]ir finden es wohl, wenn von Sturm und anderem Unglück, das der Himmel schickt, eine ganze Saat zu Boden geschlagen wird, dass noch bei niedrigen Hecken oder Sträuchern, die am Wege stehen, ein kleiner Platz sich gesichert hat, und einzelne Ähren aufrecht geblieben sind. Scheint dann die Sonne wieder günstig, so wachsen sie einsam und unbeachtet fort : keine frühe Sichel schneidet sie für die großen Vorratskammern, aber im Spätsommer, wenn sie reif und voll geworden, kommen arme Hände, die sie suchen, und Ähre an Ähre gelegt, sorgfältig gebunden und höher geachtet als sonst ganze Garben, werden sie heimgetragen, und winterlang sind sie Nahrung, vielleicht auch der einzige Samen für die Zukunf“, denn kein Mensch lebt vom Brot allein – und hier findet sich eine einzelne Ähre aus dunkler Zeit.
Mögen solche Geschichten nicht verloren gehen und dann noch jemand findet, der sie aufliest, wenn möglich, sammelt. Bis hinein in die Farbsymbolik darf nix verlorengehn, denn schon Bismarck hatte bewusst Schwarz-Weiß-Rot (Preußen schwarz/weiß, Brandenburg und Hansestädte rot/weiß) zu Farben des Norddeutschen Bundes unter preußischer Führung nach der 1848-er Revolution mit ihrem Schwarz-Rot-Gold gewählt. So enthält bereits der Kinderreim

Schwarz weiß rot
Der kleine Mann ist tot
Wir wollen ihn begraben
In einem Puppenwagen​

Der Kinderreim zeigt das ganze Elend eines Dreißigjährigen Krieges von 1914 – 1945, der mit Ansätzen zu Vereinten Nationen direkt in den Kalten Krieg stolperte.

Aber,

liebe Novak,

ist es nicht ein starkes Stück, kurz vor Weihnacht ein Osterläm(m)pchen anzuzünden?

„Du kannst es nicht, du kannst es nicht.“
Kannze nich’! Oder milder ausgedrückt: Passiert schon ma'!

Und dass man

[verbotene!!!] Jitterbug-Klänge –
hörte, lässt vermuten, sie hörten da nicht den siegesgewissen Volksempfänger, sondern horchten über ihn ins Ausland … Das gefiele mir, könnte man das von der Mehrheitsbevölkerung erwarten können … Und auch die Kinderverse! Mein Großvater mütterlicherseits (Hugenottenderivat aus’m Memelland, aber bereits in den 1920-ern mit Sack & Pack als Hufschmied (ich entsinn mich noch der Hände so groß wie Baggerschaufeln) ins bergbäuerliche Ruhrgebiet gekommen, sang bei geöffnetem Fenster, dass der Familie vor Angst fröstelte: „Es geht alles vorüber, / es geht alles vorbei, / selbst Adolf Hitler / mit seiner Partei.“ Die heutigen Klone hätt’ er glatt für Clowns gehalten.

Ach ja: Wem das nix sagt, Jitterburg: ein Modetanz aus den 1930-ern Jahren, der aber überlebt hat in Boogie und Jive und dessen bekloppteste Interpretation m. E. 1940 (!) in Bukka White’s Jitterburg Swing – eigentlich ein Blues - gemeinsam mit Washboard Sam eingespielt wurde.

Bernadettes Bezugspunkt bzgl. ihrer Anmerkung zu den Aalen findet sich in der Blechtrommel.

Bleibt noch anzumerken der andere Kindervers, dreihundert Jahre zuvor in der Nachbarschaft entstanden, zwischen 1618 und 1648, der Krieg, der immerhin mit einem ersten Völkerrecht abschloss:

„Maikäfer, flieg,
Dein Vater ist im Krieg,
Die Mutter ist im Pommernland,
Pommernland ist abgebrannt…“​

Friedchen is' ganz angetan!,
vor allem, weil jede Szene Deutungen zulässt, die über die individuellen Geschichten hinausgehn. Hätte denn einer befürchtet, einer der sich im gotischen wie mittelhochdeutschen Sprachraum bedient, könnte hier dran vorbeigehn?

Tschüss aus'm Niesel im Pott sagt der

Friedel

 

Hallo Ane,

erstmal Hut ab vor so einem Geschenk! Ich würde mir etwas Vergleichbares nicht ohne weiteres zutrauen. Außerdem ist es eine wunderschöne Idee. Deine Mutter freut sich bestimmt.

Viele Bilder haben mir sehr gefallen und sind hängengeblieben.
In Erinnerung hab ich aber auch noch, dass ich dem Jungen kein konkretes Alter zuordnen konnte und er dadurch nicht ganz greifbar war.

Vielen Dank für dein Lob. Ich habe mich sehr gefreut. Ich war mir dann irgendwann doch unsicher, ob es das mit dem Geschenk so bringt und ich war dann einfach nur froh, wenn so viele sagen, dass es bestimmt ein gutes Geschenk ist.

Ja das Alter. Bin erst mal deinem Vorschlag gefolgt und hab an der Stelle, wo du das vorgeschlagen hast, ein Alter eingebaut. Das war easy. Mir hat dein Argument ja auch eingeleuchtet. Dann kam der nächste Kommentator und fand es komisch, dass ich ein Alter eingebaur habe. Jetzt hab ich es wieder rausgenommen und denk erst mal nach. Im Moment (so war es auch am Anfang, wollte ich mich altersmäßig gar nicht festlegen) sehe ich es so, dass der Junge ja aus Ediths Sicht gesehen wird. Sie sieht ihn Fußball spielen, er kann weit schwimmen, sie empfindet ihn als groß. Also kann er nicht sechs oder sieben sein, aber auch nicht gerade siebzehn. Irgendwas zwischen neun und zwölf halt. Mir ist es dann auch komisch vorgekommen, dass das Mädchen ihn im Dialog gleich altersmäßig abfragen will, ich dachte mir, dass die Kleine andre Interessen hat. Hab jetzt in den Dialog lieber andere Aussagen eingefügt, die Georg über sich macht. Dein Hinweis, dass du es nicht verstehst, wieso die Jungen sich so verhalten, der ist ja sehr stichhaltig. Der war dann erst mal vorne auf der Prioritätenliste. Aber steht unten noch was Genaueres dazu.

Ich mag an einem solchen Geschenk nicht lang und breit herumkritteln, zum Kitsch-Kontest bist Du für mich jedenfalls nicht einmal zugelassen.
Aneseidank!

Das Wurmbein ist weg. Die Fädchen auch.

IWarum nennt sie ihn nicht bei seinem Namen?
Ja du hast recht. Ich verstehe, wenn es euch komisch vorkommt. Aber es ja ein eigenartiges Mächen. So wollte ich sie jedenfalls haben. Sie nennt ihn nicht Georg. Ich kann das nicht richtig erklären, aber immer, wenn ich darüber nachdenke, kommt mir ein kleines Mädchen in den Sinn, das ihren Bruder immer Junge genannt hat. So eine Marotte. Möglicherweise hat sich die Erinnerung da reingeschlichen. Jetzt hab ich „schiefer Junge“ geschrieben. Wollte einfach,dass sie ihn neckt.

„Wer hat dir das erzählt, mit den Osterlämmchen?“, fragte Georg.
Du hast das Komma anders gesetzt. Von den Kommaregeln her setzt man da keins, aber ich weiß genau, was du meinst. Du würdest, weil die O-Lämmchen nachgestellt sind und eine hohe Bedeutung haben, eine Atempause machen. Da ist was dran. Ist dann mehr ein literarisch gesetztes Komma. Ist ja nur eine Kleinigkeit, aber ich bin am Überlegen.

Ein schöner Absatz. Ich mag diesen Zsuzsa-Bank-Tonfall
Ich kannte die bisher gar nicht, aber ich glaub ich werde mal was lesen.

Vorschlag: ... dann glaubte man, das Atmen der Tiere in den Ställen / auf den Weiden zu hören, so leise berührten die Wellen den Strand.
Oder sind andere Tiere gemeint?
wilde Tiere sind gemeint, vielleicht auch Tiere auf dem Hof näher gelegener Gehöfte. Elche, Rehe, alles was da rumkreucht und fleucht. Allgemeine Tiere.

Und sie zeigten gleichzeitig mit dem Finger auf den anderen, kreischten Bimbo und sangen das Lied, obwohl sie nichts verstanden.
Hier und im Folgenden wirken sie auf mich eher wie Gleichaltrige.
Haben auch andre schon geschrieben. Kann es absolut nachvollziehen, wollte es aber dennoch so lassen. Siehe dazu die Antwort an schwups.

Was ist mit seinem Vater? Ist es, weil seine (Georgs) Schwester auch ertrunken ist? Müsste es dann nicht heißen: Wegen meiner Schwester? Oder liege ich total daneben? Für mich ist das wichtig, weil ich ab hier ahne, dass Georg ertrinken wird und überlege, warum er das so bereitwillig tut. Warum die anderen ihn lassen, wenn sie wissen, was mit seiner Schwester passiert ist.
Also du bist schon ein sehr logischer Mensch, das fand ich schon immer an deinen Kommentaren toll, wenn du Fragen an die Texte gestellt hast und den Gedanken konsequent so weitergeführt hast, dass er dann ganz deutlich ad absurdum geführt wurde.
Du hast hier auf jeden Fall den Finger auf einen wunden Punkt gelegt. Ich hab ursprünglich lang dran rumgebosselt. Es bleibt in der alten Fassung unklar, warum die Jungen glauben, sie sei seine Schwester und warum sie ihn schwimmen lassen, wenn er doch eine ertrunkene Schwester zu beklagen hat.
Mein Gedanke war, dass die anderen Jungen eben nicht wissen, dass die Schwester gestorben ist. Ich wollte, dass er neu in den Ort gekommen ist, auch ein bisschen allein ist, die Jungen zwar kennt und bei ihnen ankommen will, aber keiner in Brösen weiß, was der Familie passiert ist. Meine Vorstellung war, dass die Eltern nicht wollen, dass über den Todesfall geredet wird. Hab jetzt so ein bisschen Hintergrundinfo, dass sie zugezogen sind, eingefügt, vielleicht macht es das ein bisschen deutlicher, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber du hast schon recht, das war ein Punkt, an dem ich ziemlich rumüberlegt habe, hab mich gewundert, dass es niemandem sonst einfiel. Aber das bist eben du mit deiner Logik.

wuchsen darauf dunkelblaue Blüten, in deren Mitte kleine Sonnen glühten.
Das reimt sich. Soll es?
Mmmhh, eigentlich nicht. Da ist mir ein Reim unterlaufen. Wie eklig. Ne, jetzt im Ersst, war keine Absicht. Ich weiß auch nicht, ob das schlimm ist. Ich glaub, ich find s nicht schlimm, Reime haben doch was oder?!

Lieben Dank noch mal für deine guten Wünsche und deine Zeit und deine Gedanken. Fand es toll, dass du dich mit meiner Geschichte auseinandergesetzt hast, für dein Lob, den Zuspruch wegen des Geschenks, und natürlich nicht zuletzt für das Aufdecken der Unstimmigkeiten.
Bis denn Novak

Liebe Marai,
hat mich gefreut, dass du die Geschichte gelesen hast und dass dir einige der Bilder etwas geben konnten, die Lichtreflexe, die Farben. Da war ich glücklich, dass das ankbommt.
Das Bein hängt immer noch, aer das Wurmige hab ich weggemacht. Gänse und Junge sind auch ausgebessert.

Bei den "dünnen Armen und Beinen von Georg", habe ich vor mir die schlacksigen Jungen gesehen, die so plötzlich in die Höhe schiessen und ich habe gedacht, genau so ist es.
Ja, genau so war es gemeint. Gottseidank. Weil sich so viele „beschwert haben, hab ich es geändert, aber, du kannst ja mal gucken, ich finde es jetzt auch schön und so, dass das Schlaksige rüberkommt.

Das Atmen der Tiere am Strand, kann ich mir nicht gut vorstellen. Sind das die Osterlämmchen, die man bis ans Ufer hört?
Nein, wilde Tiere, die in den Wäldern waren oder am Strand, sind gemeint. Ich wollte mit diesem Bild die Ruhe der See zeigen.

Und womit ich Mühe habe, ist das mit ldern dem Aal. Muss das sein?
Da musste ich total lachen. Ich kann das seher gut verstehen, dass du diesen Aal eklig findest. Er ist es ja auch. Aber genau der ist Teil der Jugenderinnerung. Er muss definitiv drin bleiben. Denn genau das hat sie gesehen. Es war ein bisschen so für mich, als hätte mir jemand die Aufgabe gestellt, mach eineGeschichte, es muss drin sein: kleines Mädchen, Osterlämmchen, Meer, ertrunkener Junge, Aal.
Außerdem, Marai, du weißt doch, dass ich vom Horror komme, :) da muss wohl bei mir ab und an irgendwas Schrilles drin sein, sonst fühl ich mich nicht wohl. Das kann ich nicht ändern, selbst für dich nicht oder Maeuser, der auch Aalverächter ist.

Zum Schluss möchte ich einfach sagen, es ist eine sehr berührende Geschichte und ein wunderschönes Geschenk.
Vielen Dank für diese Einschätzung, das fand ich sehr sehr nett von dir.

Frohe und friedvolle Weihnachten wünscht Dir Marai.
Ich dir auch.
Viele liebe Grüße von Novak


Hallo Nachtschatten,
Das Bein ist hoffentlich lähmungsfrei geworden. Der schiefe Junge ist hoffentlich nicht mehr wortwörtlich schief. Bei der ersten Beschreibung ist der Wurm gekillt und ich habs ein bisschen geglättet. Bei der zweiten sind die Fädchen aufgeribbelt.

Der Anfang kommt mir ein wenig schleppend vor und die Entscheidung, dass er ins Wasser geht, kam auch mir ein wenig zu schnell daher. Da du am Überarbeiten bist, werde ich jetzt erst einmal enden.
Ja, schade, dass der Anfang dir schleppend vorkommt, das ist natürlich doof. Aber mir fällt da nicht viel ein, ich fürcht, ich brauch da alles. Jetzt hat Möchtergern mich ja auf was aufmerksam gemacht, die vielen Vergleiche. Vielleicht streich ich da zwei Halbsätze raus, um meinen „Bilderreichtum“ auf die Stellen zu fokussieren, die mir für die Geschichte wichtig sind. Aber das muss ich überlegen und ausprobieren.
Die Zeit, bis er sich entscheidet, hab ich jetzt geändert, das hat mir sofort eingeleuchtet, denn Jandalf, der erste Kommentator hat das auch sofort angemerkt. Hoffe, es ist nachvollziehbarer und besser geworden.
Vielen Dank für das Lesen und deine Beschäftigung mit der Geschichte. Es hat mich gefreut.
Mach es gut, Novak


Hallo Weltenlaufer

Ich habe deine Geschichte in eine Rutsch gelesen, war und bin berührt und bin dann durch die Beiträge gescrollt und musste feststellen, dass hier doch relativ viel Kritik aufgeploppt ist. Einiges konnte ich nachvollziehen von dem, was da gesagt wurde. Aber erst im Nachhinein, während des Lesens war mein innerer Monitor aus, war ich ganz in der Geschichte. Für mich ist das eigentlich der wichtigste Punkt.
Ich hab mich wahnsinnig über deinen Kommentar gefreut.
Die o.a. Stelle einfach mal als Beispiel. Ich freue mich sehr, wenn die Geschichte bei dir funktioniert und dich berührt hat. Ja auch am Lob kann eine Autorenseele reifen.

Das hier ist jetzt also so ein undifferenzierter Kommentar. Da knisterte die ganze Zeit über dieses drohende Unheil zwischen dem zerbrechlichen Glück, ich finde das hast du sehr gekonnt eingefangen. Auch das "schiefe" hat mir sehr zugesagt, das war so schön warm in Szene gesetzt, den musste man einfach lieb haben. Für mich an keiner Stelle zu süß oder aufgesetzt.
Sehr gerne gelesen und ich bin mir sicher, über dieses Geschenk wird sich jemand mächtig freuen.
Noch einmal meinen ganz, ganz großen Dank. Es gibt beim Schreiben auch Situationen, da kommt man ins Schwiemeln und Zweigfeln, da tut so ein Lob natürlich sehr gut. Meine Geschichten (außer der allerersten scheinen ja oft sehr zu polarisieren und Kritik hervorzurufen, das ist es einfach toll, wenn sie jemandem auch einfach mal gefällt. Ich bin echt froh.
Vielen lieben Dank für einen tüchtigen Batzen Motivation und Schreibunterstützung.
Ein schönes Wochenende von mir und lasst uns den Weltuntergang genießen.
Viele Grüße
Novak

Hallo ernst offshore,
darfst ruhig gefühlsduseliges Zeug schrieben, bin ich ja von dir gewohnt … :D hähä, jetzt hast du aber kurz mal gezuckt, oder? Mein ich natürlich nicht ernst, will dich nur ärgern.
Naja, dass du meine Bedenklichkeiten da zitierst, ob nun in dem Erklärungspost, wo ich den Zweck der Geschichte erklärt habe und meine Befürchtung, oder aus der PM (du Schluri!) das ist natürlich blöd für mich. Ich glaube, ich muss etwas an meiner Selbstdarstellung arbeiten, wenn du dich sonst gar nicht mehr traust, überhaupt noch eine Geschichte zu lesen von mir, das wär ja was. Ich glaube, ich zweifele oft an meinen Schreibfähigkeiten, das ist sicherlich bei vielen Leuten so, also was ganz Normales. Ich finde es auch nicht schlimm, wenn man von mir weiß, dass ich ab und an an mir zweifele. Ich schrieb das nicht, weil ich fishing for compliments betreibe, sondern es ist einfach eine Widerspiegelung meiner Schreibgefühle. Und ich finde auch, dass Zweifel ein guter Motor ist, man wird nicht größenwahnsinnig und außerdem kann Zweifel auch ein sehr guter Antrieb sein, sich zu verbessern. Man muss ihn nur dosieren.

Ich bin froh, dass dir Geschichte nicht kitschig vorkam, sondern dass du sie einfühlsam und behutsam geschrieben findest. Und sogar schön und originell. Und sie dich an Siegfried Lenz erinnert, Mann, darüber hab ich mich sehr gefreut. Was will man denn mehr.
Das war mein Ziel, dass es so ankommt. Auch dass dir die Stelle gefallen hat, die du zitiert hast, das ging mir wie Öl runter, ist auch eine meiner Lieblingsstellen.

Auch das sonstige Lob hat mich gefreut. Gut, dass es trotz vieler Bilder bei dir geklappt hat.
Der Wurm und die Fäden sind gekappt, weißt du ja schon.

Was die Beschreibung des Sonnenaufgangs betrifft, liegst du genau richtig. Ich wollte zwar nicht eine Erzählstimme haben, die absolut deckungsgleich ist mit der des Kindes, sondern auch Distanz ermöglicht, aber es sollte eben nah an den Kindern bleiben. Und apricot oder mauve würde Kindern nichts sagen und schon gar nicht diesen Kindern, diese Ausdrücke kennen die gar nicht.

Wie die ganze Geschichte gepasst hat, wunderschön und ergreifend geschrieben. Jessas, liebe Novak, ich hatte gegen Ende einen Kloß im Hals, kein Scheiß. Oder, um es mit Philippe Djian zu sagen: "Die Gänsehaut wurde erfunden, damit man nicht andauernd mit den Zähnen klappern muss."
Meine Güte, das ist wie ein Weihnachtsgeschenk. Dankeschön.
Lassesdir gut gehen, Novak


Hi Jimmy,
dein Lob ist wunderschön. Ich hab mich wahnsinnig gefreut. Dass die Stimmung für dich melancholisch ist, wehmütig und ein bisschen dunkel, das war das, was ich im besten Sinne erreichen wollte. Bei dem einen Leser kommt es an, bei einem anderen vielleicht nicht. Toll, dass du das Geschehen als Lesegenuss wahrgenommen hast.
Werd demnächst auch bei deiner neuen Geschichte reinschneien. Kann dir aber schon sagen, dass ich die mag. Herr des Himmels, woher nimmst du das nur immer.
Vielen Dank fürs Lesen und deinen Kommentar trotz Zeitmangel.
Bis bald
Novak


Hallo Maesuser,
schön, dass dir die Geschichte trotz kritikabler Punkte gut gefallen hat.
Das Saubergespülte der Figuren. Ok, das kann ich nachvollziehen, konnte ich auch schon bei flieges Kommentar. Meine Idee, den Konflikt zu verstärken, dem Georg da ausgesetzt ist, der hat dann leider wohl nicht dazu geführt, dass die Figur des Georg ein bsschen grauer gespült wurde.
Denn du hast die Geschichte ja nach der Änderung gelesen. Schade, aber vielleicht ist die Umentscheidung doch rauszuschwimmen wenigstens klarer geworden.
Das mit den künstlichen Elementen konnte ich nicht nachvollziehen. Also dass es dich stört, klar, das ist dein Eindruck, der lässt sich nicht wegdiskutieren.
Der Aal gehört halt zu der Erinnerung, zu der ich das schreiben wollte, da führt kein Weg dran vorbei. Ist jetzt im Moment halt wie selbstgewählte Auftragsschreiberei. :D
Und zum anderen ist es so, dass es mir genau auf diese Stellen auch sehr ankam. Für mich stand die Beziehung des Kindes zum Meer im Vordergrund. Und ihre zarte, tröstliche Beziehung zu Georg. Für mich kulminiert die Störung dieser Beziehungen genau an dieser Stelle. Da fliegt sozusagen alles auf. Ich habe das deutlich herausgehoben, weil es mir an dieser Stelle richtig erschien. Es sollte sehr deutlich sein. Allerdings habe ich natrürlich deinen Eindruck mit großem Interesse aufgenommen, ich finde es schön, nachzuvollziehen, wie Texte oder auch bestimmte Textstellen immer wieder anders wirken und ankommen.
War ein bisschen froh, dass PSS da noch was zu geschrieben hat, er hat das sehr zutreffend in meinem Sinne zusammengefasst.

Ich hab noch ein bisschen Textkram. Manches ist ziemlich kleinkariert, kannst ja gucken, ob du mit was davon was anfangen kannst:
Ich find Textkram nie kleinkariert, im Gegenteil, ich ärgere mich immer, wenn sich bei mir irgendein Fehler beim Überarbeiten einschleicht, ich bin dafür ausgesprochen dankbar, wenn das jemand findet ud mir sagt
Die fehlenden Anführungszeichen etc. habe ich alle ausgebessert.

Edith holte mit den Armen aus, jetzt, das war das letzte Kästchen.
Du machst das manchmal, dass du Sachen zusammenpackst, die ich trennen würde (ist aber sehr subjektiv). Der erste Teil hier ist der Erzähler, das "jetzt" denkt Edit und der Rest des Satzes ist eher wieder Erzähler (könnte auch zur Denke gehören). Das würde ich nicht so zusammenpacken.
Der letzte Halbsatz ist für mich nicht direkt Erzähler, sondern was dazwischen, es könnte auch noch ihre erlebte Rede sein. Und dass ich das manchmal zusammen packe, das stimmt schon. Ist wohl eine Eigenart von mir. Ich verspreche, dass ich drauf achte, vielleicht auch anderes ausprobiere. Aber es gehört andererseits auch zu mir.

Über sein Alter hat der Junge nichts gesagt, das "so wie du" müsste sich also auf die Größe beziehen - fraglich ist dann, ob es das Alter überhaupt braucht, so eingeschoben hat es mich jedenfalls kurz irritiert.
Ich hatte das Alter aufgrund von Kritiken eingebaut. Ich hatte das Alter ursprünglich nicht drin, weil ich dachte, ein kleines Mädchen denkt nicht in Jahreszahlen. Aber mir leuchtete auch das Argument der Kritiker ein. Jetzt hast du mich wieder zurückverunsichert, ich habs jetzt mal so gemacht, wie es ursprünglich war, denk aber noch mal darüber nach.


Den Einschub würde ich streichen, zum einen, weil eine Fünfjährige nicht so schnell auf den Trichter kommt (zumal sich danach zeigt, dass sie es ja auch nicht tut), und zum anderen, weil da schon so oft er und sie erwähnt werden - lass sie ruhig mal ein paar Zeilen reden ohne "sagte er", "erwiderte sie" und so.
Das stimmt aber gar nicht, dass da so oft sagte er oder erwiderte er stünde. Letzteres steht z. B. gar nicht da. Oder ich bin blind. Ich habs auch mal so gelassen weil ich den Dialog so lassen wollte. Ist doch ein ganz normaler Dialog?!

Würde ich einfach streichen. Das ist ein (ich finde, nicht gut funktionierender) Vergleich, mit dem du den Sand beschreiben willst, aber der Sand ist bereits genannt, also wozu..
Hab es noch nicht weg gemacht, bin aber schon auf dem Sprung dazu.
Ist wohl des Guten zuviel.

Hier hab ich das innere Bild verloren - ich sah die im Wasser stehen und du schreibst nicht, dass sie an den Strand gehen, oder so.
Darüber hab ich lange nachgedacht. Hab sogar mit einigen Leuten darüber gesprochen.
Ich habe nicht gechrieben, dass sie aus dem Wasser rauskommen, um mteinander zu sprechen. Es war mir völlig klar, dass sofort jeder peilt, dass die jetzt draußen sind, dass man nicht extra dazu schreiben muss, dass sie rauskommen. Ungefähr wie wenn man schreibt er trat ein, dass man da nicht noch dazu schreiben muss, dass er die Türklinke gedrückt hat. Soviel kann man, dachte ich, dem Leser zumuten. Findest du nicht? Mir erscheint das wie eine Übergenauigkeit. Aber ich lass mich da auch belehren, bisher bist du der einzige, dem das sauer aufstößt. Also ich verschweige dem Leser ja nichts Wesentliches, sondern er reimt sich den Zusammenhang dann zusammmen. Aber ich guck noch mal, vielleicht wäre ein Absatz da wirkungsvoll. Mal schauen.

Hier auch - offenbar sind die plötzlich wieder an Land..
Natürlich, sie sind ja raus und reden, warum sollen sie denn dazwischen wieder ins Wasser reingehen? Um dann noch mal rauszukommen. Oder ich versteh dich da falsch und du hast das nur als Ergänzung zu der zitiertenTextstelle von vorher hinzugefügt.

Das geht mir zu schnell. Der Ablauf ist so, dass man schnell reinrennt, dann hebt man die Beine, je tiefer man kommt, und schließlich macht man so eine Art Kopfsprung. Zumindest ist das mein Bild von ins Meer rennen.
Ich gucke mir die Stelle noch mal an und lass sie vielleicht abtauchen.
Weiß ich aber noch nicht genau.

Dort, wo das kleine Haus stand mit der Schaukel unter dem Apfelbaum, mitten in einem Garten voller Ringelblumen und wenn man auf der Schaukel nach oben blickte, sah man rotbackige Äpfel, wie sie mit dem Schwung des Schaukelns auf und nieder tanzten.
Finde ich eine plumpe, nicht recht passende Verknüpfung, das kannst du eleganter.
Auch hier guck ich noch mal die Tage. Für den Moment werd ich wohl einfach das und rausnehmen. Das klingt dann vielleicht schon mal besser.

Hinter. Denn wenn er vor ihm läge, läge er ja vor ihr (du bist da ja in ihrer Perspektive).
Ich verstehe dich da nicht. Ich glaube du machst eine ganz andree Anordnung. Der Leichnam liegt doch vor ihr. Sie schaut auf ihn drauf, nur dazwischen steht ein Mann. Sein Rücken ist ihr zugekehrt, weil er zu der Leiche guckt, vor diesem Mann also liegt der tote Körper. Vor dem Mann und also auch vor ihr, weil der Mann ja auch schon vor ihr ist. Der Mann steht doch nicht mit dem Rücken zur Leiche.

Was die Rechtschreibung betrifft, da hab ich ja schon entrüstet gekontert.
Wenn Makita, Tserk und Friedel die Rechtschreibpäpste sind, dann hab ich die Anwartschaft auf den Rechtschreibkardinal, aber mindestens.

Danke für deine Hilfe, deine Anmerkungen, deine Ideen. Schön, dass du mal wieder reingeschaut hast. Klasse.

Bis die Tage, Novak

Und noch mal ein großes Dankeschön an dich, PSS,
du hast das, was ich mit dieser Stelle ausdrücken will, so wie ich es intuitiv geschrieben hatte, sehr schön ausgedrückt und zusammengefasst.

Da war ich furchtbar dankbar.


Hi Möchtegern,

danke für dein Lob und genauso auch für deine Einschätzung.

Das ist ja total lustig, dass du das Wort kennst. Muksch ist auch eingeschnappt, das stimmt, aber auch ganz allgemein böse. So hat es zumindest meine Großmutter benutzt, hab dann sprachlich ein bisschen recherhiert. Und gemeint ist es hier ja so, dass er mit dem „Vorwurf“ muksch ja nur spielt, er tut so, als sei er böse und würde ihr eine trotzige, beleidigte Antwort unterstellen.

Ich habe nicht alle Kommentare gelesen, nur die ersten paar, und ich schließe mich Flieges Kritik an: diese eine Stelle, wo ich vor lauter Farben die Ostsee nicht mehr sehen kann, die war mir zu bunt. Da würde ich irgendwas streichen oder umformulieren.
Im Moment werde ich da nicht mehr streichen. Weil es mir gerade auf das Optische ankam. Ein kleines bisschen hab ich wohl gekürzt, aber ich glaube, du hast eh schon die etwas veränderte Fassungs gelesen.

Sprachlich gefällt mir die zweite Hälfte besser als die erste, die ist schlanker. Du solltest öfter Äktschn schreiben.
Fand ich gut. Mal schaun, was draus wird mit der Äktschn.

Was ich dann sehr interessant und ich muss fast sagen, sehr lehrreich fand, das ist das mit den Bildern und Vergleichen.
Erst mal einen riesengroßen Dank für die Zusammenstellung. Das macht mir ganz klar, was du meinst.
Ich glaube, die Vergleicherei oder eine bilderreiche Sprache, das ist eine Eigentümlichkeit bei mir, es schleicht sich wohl auch sehr oft in mein Sprechen ein.
Von daher kommt das, was dir da bei mir aufgefallen ist, für mich auf einen ganz persönlichen Geschichtenschreibmerkzettel.
So nach dem Motto: Halt, Novak, keine Bilderflut, Vergleiche kritisch beäugen. Ich denke, dass die andren Leser, die die Geschichte schön fanden sie immer noch gut finden, selbst wenn da drei Vergleiche weniger drin sind. Nicht dass du noch eine Überdosis kriegst. Da sei der sonstwas vor!
Was hier den Text jetzt betrifft, geh ich noch mal durch, ob da Vergleiche dabei sind, die mir gar nicht so wichtig sind. Und die können dann ja schon mal raus.
Gefreut habe ich mich darüber, dass du die Bilder trotzdem schön und originell fandst, ich sitz da oft auch lange dran. Aber dein Tipp, da sparsamer zu werden, das ist auch ein sehr guter. Ist wohl ein richiges kleines Missverständnis, dem ich da aufsitze.
Danke dafür

Mir hat der Text sehr gut gefallen, weil ich die Geschichte rührend fand und die Figuren, großer Bruder, kleine Schwester, für mich kein Problem, dass die beiden so gut wegkommen (also: fleckenfreie Charaktere). Dafür ist es eben ein Weihnachtstext.
Wenn man jetzt unbedingt einen Antagonisten möchte, vielleicht kann man Hans' Rolle ausbauen? Der könnte die Prota am Anfang auch bedrohen, statt der weißen Deiwel.
(...)
Vorposter haben es schon gesagt, das ist sehr liebevoll geschrieben.

Darüber habe ich mich wahnsinnig gefreut. Du hast die Intention gemerkt und gesehen. Und klar, den Hans könnte man ausbauen, aber das lass ich jetzt mal, weil es mir bei dieser Geschichte auf was anderes ankam. Grundsätzlich ist das ja auch oft so, dass eine Geschichte gewinnt, wenn zwei gleichstarke Protagonisten "gegeneinander" antreten.

Deine Sorge im Edit fand ich sehr sympathisch. Irgendwo in einem Kommentar habe ich geschrieben, dass die Mutter das mit dem Aal gesehen hat, auch die Osterlämmchen sind Kindheitserinnerung. Aber der Ertrunkene war kein Freund.
Von daher wird sie hoffentlich eher die schönen Seiten sehen. Diese ganze Freundschaftskiste ist reine Erfindung.

Auch dir noch einen schönen Weltuntergang. :D
Hab heute von einem Freund, der Lehrer ist, erzählt bekommen, dass mehrere Mütter die Kinder zuhause gelassen haben, um die letzten Stunde gemeinsam mit ihrem Kind zu erleben. :D

Und vielen Dank, mal wieder, für deine Zeit und deine Ideen. Für die Auseinandersetzung und die Hilfe.

Hallo Hal,
also ich hab ganz schön dumm geguckt, als ich deinen Kommentar gelesen habe. Er ist schon sehr grundsätzlich. Musste erst mal in den Keller gehen, eine Ladung Kohlen schippen.
Aber erst mal danke ich dir für deine Ehrlichkeit, und dass du den Text trotzdem gelesen hast, obwohl er dir so gar nicht gefallen hat. Manchmal hatte ich das Gefühl, du wärst lieber eine Runde kotzen gegangen, so schlimm fandst du den wohl. :D
Aber danken tu ich dir trotzdem, das ist ganz ernst gemeint.

Im Moment fällt es mir nur sehr schwer, mit deiner Kritik umzugehen, das heißt, aus deiner Kritik etwas Gutes, Weiterbringendes für mich herauszuziehen, an dem ich ansetzen kann. Ich kann es noch nicht mal nachvollziehen, wie ich es bei den bisherigen Kritiken konnte. So ein Aha-Effekt.
Im Moment kommt es mir so vor, als müsste ich den Text löschen, um deine Kritik umzusetzen.
Vielleicht kannst du dich ein bisschen reinversetzen in mein Problem. Krieg es nicht gebacken, ob es jetzt mehr Geschmack ist oder was auch immer. Was ich sozusagen übernehmen kann in meine Geschichtenschreibliste. Ich find das schade. Wenn du jetzt so ganz anders schreiben würdest als ich das mag, dann wäre das noch was anderes, aber z. B. deine letzte Geschichte habe ich sehr gemocht.

Ich kann deiner Kritik inhaltlich auch nicht überall folgen.

Aber mal im Einzelnen.

Ich hatte ein Problem mit den „Kästchen“, weil ein Kästchen natürlich eigentlich etwas dreidimensionales ist. Ich habe mich gefragt, ob die in Kästchen hineinhüpfen. Es war dann natürlich klar, hab auch gleich vermutet, worum es geht, aber es hat mir den Einstieg schwer gemacht. Nüchtern gesagt, ist das halt auch einfach falsch, ich würde Rechteck schreiben, was ist daran schlecht?
Es ist schlecht, Rechteck zu schreiben. Weil es aus der Sicht eines Kindes geschrieben ist. Würde ein Kind sagen "ich gehe Rechteck-Hüpfen?" Wenn es so ein Kind überhaupt gäbe, hätte es Glasbausteine vor den Augen, zwanzig Chemiebaukästen, wäre nachmittags im Hochbegabtenclub.
Also ne, da finde ich, liegst du ganz falsch.

Das kam bei mir nicht an. Offenbar wird da die Konsistenz der Schnäbel beschrieben, mehr sagt das glaube ich nicht, auch wenn es so klingen will. Ich verstehe nicht ganz wozu.
Um ihre Angst zu zeigen. Und die Härte der Schnäbel. Gänse sind echt kriminell. Das wollte ich damit darstellen.

Das ist meiner Meinung nach ein Widerspruch. Wenn etwas verebbt, ist das etwas, das aus sich selbst heraus geschieht. Etwas wird langsam schwächer, verliert an Kraft, ohne direkte Ursache. Wenn jemand etwas abstellt, ist derjenige erstens ein Verursacher und zweitens geschieht das plötzlich.
Das stimmt, ist mir vorher nicht aufgefallen. Toll finde ich deine große Genauigkeit.

Mir wäre es oft ganz recht gewesen, wenn mal etwas einfach nur ein Lächeln gewesen wäre oder ein Lachen oder ein Schluchzen. Muss hier jetzt sein Gesicht leuchten? Ich finde das ist halt auch so ein Bild, das es sich irgendwie zu einfach macht.
Das kann ich auch nachvollziehen. Genau diese Stelle hatte ich auch (nach MGs Komm) vor, rauszuschmeißen.

Gefunkel ist genau das richtige Wort, da entsteht bei mir sofort ein Bild.
Ja, hab auch lang dran rumgefummelt.

Muss das Haus jetzt gelbe Punkte streuen? So was lässt den Text wahnsinnig bemüht wirken. Leuchtende Fenster – das ist doch wirklich nicht so ungewöhnlich, dass man jetzt die personifizierte Nacht noch brauchen würde.
Nicht die Nacht ist personifiziert, sondern die Häuser, aber das ist ja auch egal, darauf kam es dir nicht an. Das ist so ein Fall, wo ich nur sagen kann, ich will eine bestimmte Atmosphäre hier erzeugen. Darum dieses Bild. Ich werde es natürlich noch mal anschauen und ganz, ganz kritisch prüfen. Ich weiß, dass du das scheiße findest. Das kann ich nur akzeptieren und ein bisschen den Kopf einziehen, deine Meinung in mir wirken lassen, aber so richtig nachvollziehen kann ich deinen Kitschabwehrzorn halt nicht. Was ich momentan daran verstehe ist, dass du findest, wenn etwas ein ganz normaler Sachverhalt ist, dann darf/soll da kein Bild hin. Wird sonst bemüht und dadurch Kitsch und ja, so eine Aussage würde ich sofort unterschriebn, nur das Doffe ist, die Stelle war ja für mich was Besonderes. In deisem Text spielen die Natur (Strand, Meer) und die Umgebung am Meer eine große Rolle. Dieses Kind liebt diese Gegend. Es ist etwas ganz Besonderes, deshalb diese Auspinselung.

Ab hier wird das viel besser finde ich. Da kann ich Möchtegern nur zustimmen.
Naja, wenns mal so gewesen wäre. Aber wenn man genau liest, gefällt es dir ja auch inhaltlich nicht.

Diese Szene - ein zu eins - hab ich einfach schon viel zu oft irgendwo sehen oder lesen müssen. Ich finde, in dieser Form kann man das nicht mehr machen.
Das empfinde ich als ein ziemliches Dogma, ohne unhöflich sein zu wollen. Ich habe es halt für deinen Geschmack nicht gut gemacht, das muss ich wie gesagt akzeptieren, aber allein das Thema als überholt zu kennzeichnen ist aus meiner Sicht eine Überzeichnung. Da verwechselst du für mich Thema mit einer speziellen Geschichte zu diesem Thema (meiner), die du halt kacke findest.
Aber das spricht nicht gegen das Thema generell.

Für mich ist das – tut mir Leid, ich sag das Wort nicht gern – Kitsch. Aber ich bin da auch vielleicht überempfindlich.

Es gab noch so ein paar Stellen, die ich als sehr „süßlich“ bezeichnen würde:
Das ist so wie Pandababy beim Niesen. Die Krönung wäre, wenn sie jetzt noch so ein bisschen lispeln würde wegen ihrer niedlichen Zahnlücke oder so was. Ich finde, das Mädchen ist hier eine Comic-Figur.

Die Szene finde ich effekthascherisch, kann ich nicht anders sagen. Dass seine Schwester tot ist, ist sofort klar. Muss das Mädchen jetzt auch noch auf und abhüpfen und „vielleicht kann ich mit ihr spielen“ sagen? Und dann kapiert sie’s immer noch nicht und sagt auch noch, dass sie "hopsen" kann. Und dann, als sie versteht, was los ist, muss sie auch noch schlucken? Da hab ich mir, ohne Scheiß, beim Lesen eine Sprechblase vorgestellt mit „Schluck“ drin. Das ist mir viel zu dick und zu süßlich. Ich glaube auch, man tut sich keinen Gefallen, wenn man Kinder zu naiv macht.

An diesen Stellen merke ich, dass zwischen dir und mir Welten liegen. Du empfindest das so, das ist dein gutes Recht.
Ich habe zwar befürchtet, dass ich zu rührselig und zu kitschig bin, leigt auch ein bisschen an dem Zweck der Geschichte. Von daher war ich froh über die vielen Hinweise die kamen. Auch von dir. Aber für mich sind deine Anmerkungen so grundsätzlicher Natur, es ist so, als würde ich, wenn ich dir folgen würde, einen Teil von meiner Schreibe abschneiden und von der Geschichte so gut wie alles. Eigentlich bleibt von der Geschichte nichts übrig, an dem man aus deiner Sicht ansetzen könnte.

Für mich schließt sich da übrigens ein Kreis vom Anfang.
Du schriebst, man tue sich keinen Gefallen, wenn man Kinder zu naiv macht. Für mich ist das einer der Knackpunkte unserer unterschiedlichen Einschätzung. Du findest, ich mache sie zu naiv, nur weil ich sie kindlich sprechen und hopsen lasse, du würdest ein Kind Rechteck springen lassen.

Also ich habe damals die erste Geschichte, die Du hier eingestellt hast gelesen – und die hat mir wahnsinnig gut gefallen, auch wenn ich sie nicht kommentiert habe leider! Die Sache mit den Kastanien, das war doch die erste, glaub ich? Die war wunderschön leise und dezent.
Ja, das war die erste. Und cch liebe sie auch sehr. Es war die vierte Geschichte, die ich überhaupt in meinem Leben geschrieben habe.
Und wenn du mal nachliest, die ist voller Bilder. Wirklich total voll. Das ist meine Eigenart offensichtlich.
Dass man ganz grundsätzlich als Aurot die Menge der Bilder relfektieren muss, das ist mir klar geworden. Aber die alte Geschichte ist wie gesagt auch voller Bilder. Vielleicht hab ich vor einem Jahr noch einen Ton getroffen, der mir verloren gegangen ist, vielleicht war die Herbstbastelei ja nur ein Zufallstreffer. Keine Ahnung.
Vielleicht gibts ja auch mal wieder was, was dir mehr zusagt. Mal gucken, wie es weiter geht.
Viele Grüße von Novak

 

Na gut, als alternative Schreibweise.. ;)

Einzelne, einmal eine Traube von drei Jungen.
Substantivierung - ach so, ich dachte, das bezieht sich auf "Jungen"

Ich hatte das Alter aufgrund von Kritiken eingebaut. Ich hatte das Alter ursprünglich nicht drin, weil ich dachte, ein kleines Mädchen denkt nicht in Jahreszahlen. Aber mir leuchtete auch das Argument der Kritiker ein. Jetzt hast du mich wieder zurückverunsichert, ich habs jetzt mal so gemacht, wie es ursprünglich war, denk aber noch mal darüber nach.
Dass du das Alter überhaupt nennst, meinte ich nicht, nur die Position dieser Information, denn es las sich für mich: Mein Cousin ist zwölf, so wie du. Dabei hatte er sien Alter gar nicht genannt..

Das stimmt aber gar nicht, dass da so oft sagte er oder erwiderte er stünde. Letzteres steht z. B. gar nicht da.
Nein, ist veranschaulichend gemeint:
Dann sagte er: „Vielleicht, weil du mich an meine kleine Schwester erinnerst?“
„Wo ist die“, Edith hüpfte aufgeregt auf und ab. „Vielleicht kann ich mit ihr spielen?“
„Das wird nicht gehen“, sagte der Junge leise.
„Aber warum denn nicht, ich kann doch jetzt hopsen.“
„Es geht wirklich nicht. Sie ist fort.“
„Fort?“ Edith schluckte. „Aber wohin denn? Und ganz allein?“
„Sie ist nicht allein. Sie ist jetzt im Himmel. Die See hat sie geholt."
„Oh“, Edith runzelte die Stirn. „Das glaub
Meine Augenmerk lag auf dem konkreten Einschub und diesen Punkt der Unterbrechungen hab ich dann mitgenommen, weil ich es so empfand. Brauchst es ja nicht zu ändern.

Es war mir völlig klar, dass sofort jeder peilt, dass die jetzt draußen sind
Warum, kann man sich im Wasser nicht unterhalten?
Soviel kann man, dachte ich, dem Leser zumuten. Findest du nicht?
Klar, aber darum geht's nicht. Ich hatte halt das Bild vor Augen, dass die da im Wasser stehen (weil du nicht geschrieben hast, dass sie rausgehen), und dann stampft sie auf und tritt sie ihm vors Schienbein und so (Bruch; kleiner Minuspunkt bzgl. Leseerlebnis). In meinem Kopf stehen die im Wasser, während die Jungen am Strand ankommen und dann rufen die sich halt zu.
Oder ich versteh dich da falsch und du hast das nur als Ergänzung zu der zitiertenTextstelle von vorher hinzugefügt.
Ja.

Der Leichnam liegt doch vor ihr. Sie schaut auf ihn drauf, nur dazwischen steht ein Mann.
Genau, also liegt die Leiche hinter dem Mann (ihre Perspektive).

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, Du kannst vieles von dem, was ich gesagt habe, unter Geschmacksurteil verbuchen, das ist ganz klar! Ob etwas kitschig ist, oder nicht, dafür gibt es ja keine Formel. Ich gehöre auch ganz sicher nicht zu den bewundernswerten Leuten hier, die einen Text von weiter Entfernung beurteilen können. Ich bin immer sehr nah dran und ich versuche halt immer, vielleicht mehr für mich selbst, auszuloten, warum mir etwas gefällt oder nicht. Und dann klingt das vielleicht auch zu hart. Insofern bin ich, glaube ich, ein sehr egoistischer Kommentator. Bei dem letzten Text, den ich eingestellt habe, war die "Reizflut" natürlich auch Programm, das mache ich ja eigentlich nicht und mir gefällt er auch nicht mehr.

Was ich momentan daran verstehe ist, dass du findest, wenn etwas ein ganz normaler Sachverhalt ist, dann darf/soll da kein Bild hin.

Ich finde, dass man sich auch mal trauen muss, etwas einfach zu sagen. Ich habe bei vielen Autoren hier das Gefühl, dass sie bei jedem Satz Angst haben, dass der Leser abspringt. Deshalb versuchen sie jeden Satz besonders klingen zu lassen und möglichst für alles irgendein Bild zu finden – ich glaube, dass man Atmosphäre mit wenigen gut platzierten Bildern erzeugt, da bin ich vielleicht auch nicht der einzige. Und gerade bei dieser Stelle hatte ich den Eindruck, dass es zu viel ist. Warum ich da von personifizierter Nacht etwas geschwafelt hab, das weiß ich nicht, da ist irgendwas schiefgegangen.

Zu der Dogma-Sache ganz kurz. Das sehe ich wirklich anders. Es gibt einfach bestimmte Szenen und auch Konfliktlösungsmuster, oder auch Pointen, die man zu oft gesehen hat. Und diese Mutprobenszene, die gibt es wirklich genau so schon sehr, sehr oft. Das ist doch dann auch klar, dass Dir jemand das ankreiden wird, das hat doch nichts mit Verbohrtheit oder Kleinkariertheit zu tun. Bei den Bchmannpreisen gab es mal eine Szene in einem Text, wo einem Huhn der Kopf abgeschlagen wurde und das Huhn danach noch hin und her gerannt ist. Das wurde dem Text auch zum Vorwurf gemacht. Das gibt es einfach schon zu oft, hat jeder schon mal gehört. Und das ist auch unabhängig von einer Thematik, auf die sich das eventuell bezieht. Es ist einfach so, dass ich diese Szene zu oft gesehen habe – immer leicht abgewandelt natürlich.

Du findest, ich mache sie zu naiv, nur weil ich sie kindlich sprechen und hopsen lasse, du würdest ein Kind Rechteck springen lassen.

Also das mit dem Rechteck, so einen Dilettantismus will ich mir dann nicht vorwerfen lassen. Ich finde nicht, dass der Text in kindlicher Sprache geschrieben ist. Ein Kind würde, glaube ich, zum Beispiel nie das Wort „verebben“ benutzen. Das ist zu reflektiert, so etwas denken sich Erwachsene aus. Kinder sprechen direkter und einfacher (deshalb natürlich nicht weniger schön!). Das ist natürlich schon ein personaler Erzähler, aber ein Kind spricht da nicht, finde ich. Rechteck ist sicher kein sehr gutes Wort, vielleicht gibt es ein besseres.

Ja, das war die erste. Und cch liebe sie auch sehr. Es war die vierte Geschichte, die ich überhaupt in meinem Leben geschrieben habe.
Und wenn du mal nachliest, die ist voller Bilder. Wirklich total voll.

Nee, da war irgendwas anders, dem gehe ich mal bei Gelegenheit nach und dann schreibe ich vielleicht auch noch einen Kommentar zu der Geschichte, das wollte ich eigentlich sowieso schon mal machen.
Also, zu ruppig wollte ich nicht sein.

Gruß

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Hal,
Nein, du bist nicht ruppig gewesen, Hal. So wollte ich auf keinen Fall verstanden werden. Im Gegenteil, du bist sehr sachlich, sehr direkt und sehr ehrlich. Wenn ich da nachdenklich werde, und Kohlen schippen muss, dann ist das einfach dem geschuldet, dass ich gerne eine schöne Geschichte (im Sinne von gut) schreiben will und sehr kritisch mit mir selbst bin.
Viele hier schreiben ja, wenn mal einer die Geschichte sehr grundsätzlich kritisiert, einfach nur: "Vielleicht gefällt es dir ja beim nächsten Mal" oder so ähnlich. Und dann sind sie damit fertig. Ich bin da anders, ich denk da immer sehr drüber nach und überlege, was an der Kritik dran sein könnte, auch wenn sie einem nicht passt. Klar gibt es vielleicht auch mal jemanden, bei dem ich nicht nachdenken würde, aber sicherlich ist das nicht bei dir der Fall, deine Meinung ist mir schon sehr wichtig.
Deine Botschaft, den Mut zu haben, auch mal ganz einfach zu sein, den habe ich wohl wahrgenommen. Es ist ja ein Plädoyer dafür, Bilder oder die besondere Sprache so zu reduzieren, dass sie dafür umso mehr leuchten können. Ich muss das nur mal mit meiner Intenton und dem angestrebten Ziel, dass Umgebung und Natur hier ganz besonders hervortreten sollten, abgleichen. Vielleicht ist durch die Kritik, dass andere Sinneseindrücke fehlen, nochmal eine Reihe von Vergleichen reingerutscht. Wollt diese sinnliche Ebene nachliefern, vielleicht hab ich da zu viel des Guten getan. Ich prüf es einfach.

Auf die Rechtecke wollte ich dich nicht festlegen, ich dachte halt, ich hätte da den Punkt der Differenz zwischen uns erwischt (die Rechtecke waren da nur ein wohl nicht so gut gewähltes Synonym): also, wie stelle ich ein Kind dar oder wie würde ein Kind sprechen. Ich weiß natürlich, dass meine Erzählstimme nicht die eines Kindes ist, ich also auch ganz viele Rechtecke drin hab :D. Wie gesagt, ich dachte, da läge irgendwo der Unterschied zwischen uns

Wenn du irgendwann mal Zeit hast und natürlich auch Lust, (fühle dich bitte nur nicht verpflichtet, ganz ernst gemeint) es würde mich schon sehr interessieren, was bei der herbstbastelei anders ist. Ich empfinde das auch oft so. Hab überlegt, ob es die Perspektive ist. Oder der Stil? Ich schreib immer sehr intuitiv. Mir ist also oft nicht klar, was ich eigentlich da gerade mache.
Vielen Dank noch einmal für deine Rückmeldung, das fand ich sehr nett von dir.
Grüße von Novak

Und Hallo noch mal Maeuser, schön, dass du dich noch mal meldest.

Dass du das Alter überhaupt nennst, meinte ich nicht, nur die Position dieser Information, denn es las sich für mich: Mein Cousin ist zwölf, so wie du. Dabei hatte er sien Alter gar nicht genannt..
OK, jetzt habe ich es verstanden. Die Stelle ist nicht gut gewählt oder der Zusammenhang unglücklich formuliert. Gegen das Alter ganz grundsäzlich hast du nichts. Ok, da guck ich noch mal.

Dann sagte er: „Vielleicht, weil du mich an meine kleine Schwester erinnerst?“
„Wo ist die“, Edith hüpfte aufgeregt auf und ab. „Vielleicht kann ich mit ihr spielen?“
„Das wird nicht gehen“, sagte der Junge leise.
„Aber warum denn nicht, ich kann doch jetzt hopsen.“
„Es geht wirklich nicht. Sie ist fort.“
„Fort?“ Edith schluckte. „Aber wohin denn? Und ganz allein?“
„Sie ist nicht allein. Sie ist jetzt im Himmel. Die See hat sie geholt."
„Oh“, Edith runzelte die Stirn. „Das glaub
Meine Augenmerk lag auf dem konkreten Einschub und diesen Punkt der Unterbrechungen hab ich dann mitgenommen, weil ich es so empfand. Brauchst es ja nicht zu ändern.
Das hatte ich auch nicht verstanden, jetzt ist mir klar, was du meinst, das sind ja keine Redeeinleitungsformeln, sondern ich wollte zeigen, was sie tun. Da guck ich noch mal.

Es war mir völlig klar, dass sofort jeder peilt, dass die jetzt draußen sind
Warum, kann man sich im Wasser nicht unterhalten?
Ich hab das schon verstanden, und jetzt durch deine Nachfrage noch mal mehr, dass es für dich ein Bruch ist. Aber ich muss mal darüber nachdenken, ob der schlimm ist. Mir kommt das einfach so komisch vor, so übergenau, wenn ich schreibe, dass die beiden aus dem Wasser gehen. Muss ich mal gucken, aber nicht mehr heute.

Zitat:
Der Leichnam liegt doch vor ihr. Sie schaut auf ihn drauf, nur dazwischen steht ein Mann.
Genau, also liegt die Leiche hinter dem Mann (ihre Perspektive).
Mensch, lieber Maeuser, ich steh da echt auf dem Schlauch. Wenn vor mir ein Mann steht, und vor dem liegt eine Leiche, dann ist die Leiche doch immer noch vor mir und vor dem Mann, auch wenn ein Mann zwischen mir und der leiche steht. Um hinter sagen zu können, müsste der Mann mit dem Rücken zur Leiche stehen.
Also ich raffs nicht, warum wir da so aneinander vorbeireden. Ich muss schon lachen darüber, wahrscheinlich träum ich heut nacht von der Leiche und dem Mann und über allem hängt eine Girlande auf der steht: Vor oder hinter, das ist hier die Frage.
Ich wollte Friedel würde sich diesem Problem widmen, ich würde ihn als Richterspruch zwischen dir und mir akzeptuieren, lieber Maeuser.
Ich dank dir noch mal sehr für deine erneute Rückmeldung und dein Richtigstellen an den Punkten, an denen ich dich missverstanden hatte. Es arbeitet im Kopf.
Machs gut und dir noch ein schönes Wochenende.

Und hallo Friedrichard, meine Energie ist verpufft, ich kann nicht mehr zu dieser Geschichte antworten. Ich mach das morgen, versprochen.
Und dabeu hab ich mich so sehr gefreut, dass dir dieser alte Abzägl- und Spottvers aufgefallen ist. Dafür schon mal ein großes Dankeschön.
Dann bis morgen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak,

ich habe die Geschichte und deine Kommentierung gelesen, aber sonst nichts. Du hast dazu ja schon viele Meinungen bekommen und ich hoffe, dass mein Kommentar dich wegen möglicher Wiederholungen nicht langweilt.

Ich spüre beim Text, dass er eine "Auftragsarbeit" ist. Warum? Der Text wirkt sehr ambitioniert und sehr bemüht in seinem Bestreben, alles an dieser Geschichte besonders und besonders gut zu machen. Im ersten Teil lieferst du ein Metaphernfeuerwerk, das deutlich zeigt, wie du in jedem Satz, fast in jedem Wort nach Unverwechselbarem und Einmaligem strebst. Das ist mir zu viel, wie ein 8-Gänge Menü mit viel zu großen Portionen. Durch diese ständigen Bilder wirkt der eigentliche Handlungsfaden wie mühsam eingefädelt und muss nach jedem Bild wieder nachgefädelt werden. Im Lauf der Handlung nimmt das dann ab und bekommt mehr Fluss.

Aber du wirkst nicht nicht wirklich frei, bist dem Thema verpflichtet, den Bildern, (viel zu) häufig den Farben, den Eindrücken und dem Verlauf der Geschichte, deren tragisches Ende man praktisch von Anfang an ahnt. Zu wenig überlasst du dabei der Fantasie der Leser, hast deine klare Vorstellung im Kopf und überträgst die sehr präzise in den Text.

Deinem handwerkliches Können fehlt in diesem Text die Dosierung, oder postiver ausgedrückt, du lässt es bei den Formulierungen aber richtig krachen, schäumen und blitzen, und auch wenn es abgegriffen und öde klingt, altbekannte Sprüche zu wiederholen: Weniger wäre (auch in diesem Fall) mehr gewesen.

Und so schaukelt das kleine Boot der Handlung in der wortgewaltigen See auf und nieder.

Das ist de härtere Teil meiner Kritik,

Aber, es wird mir in letzter Zeit immer deutlicher: Da die meisten von uns, die hier kritisieren, auch selbst schreiben, und einen völlig "versauten", "überheblichen" und "voreingenommen" Blickwinkel auf die Arbeiten anderer ForumskollegInnen haben, mit einer nahezu nie erfüllbaren Erwartungshaltung (weil mans mit den eigenen Texten ja auch nie schafft), sind unsere Kritiken nicht wirklich dafür geeignet zu beurteilen, ob/wie das, was man geschrieben hat, bei einem "normalen" Leser ankommt.

Als Geschenk eignet sich deine KG bestimmt sehr gut, und wenn sie sich tatsächlich an einem realistischen Geschehen orientiert, umso schöner ist das, was du da geschrieben hast. Mit sehr viel Mut zur Sentimentalität, und natürlich auch kitschig. Zweifellos wolltest das Thema aus einer nüchternen Vergangenheit befreien, und hast aus einem alten Schwarzweißfoto ein buntes, opulentes und prächtiges Gemälde geschaffen, und literarisch war deine Devise "Mehr ist mehr" (Vielleicht auf "Meer ist mehr" ;-)).

Und ich habe die Story einmal laut gelesen, mit Emotion und dramatischer Betonung. So passt es. Diese Bilderflut ist vorgelesen gut zu bändigen und zu steuern und bietet tolle Möglichkeiten. Nur bei der Wörtlichen Rede hatte ich Schwiergkeiten.

Du wirst es doch vorlesen, oder?

Als Geschenk ist es also sicher geeignet, s wird Freude machen, berühren und bestimmt auch ein Tränchen erzeugen.

Ich könne mir vorstellen, dass man sich nach so einer Arbeit erst mal wieder im Horrer-Genre regenerieren muss ;-)

Tja, ich hoffe, der Kommentar hilft dir irgendwie.

Rick

 

Hallo an Friedel und an Rick, und an alle, die mich vorher kommentiert haben.

Ich danke euch allen für die Unterstützung, die Hilfe, die Direktheit und Ehrlichkeit und natürlich auch für das Lob, das ich für die Geschichte von vielen erhielt.

Ich sag es mal ganz platt: Im Moment bin ich sehr am Hadern und Zweifeln mit mir selbst. Es geht sogar so weit, dass ich überlege, das Schreiben zu stecken. Ich schreibe das nicht, um Mitleidspunkte zu sammeln. Sondern es ist eine sachliche und sehr ernsthafte Auseinandersetzung mit meinem eigenen Schreiben.
Natürlich könnte ich mich einfach auf die positiven Rückmeldungen beziehen, die waren ja genau so ehrlich wie die Verrisse. Der Mensch ist halt anders. Vielleicht bin ich auch zu ernsthaft oder zu ehrgeizig oder sehe was falsch.
Ricks und Hals Kritiken, die ich sehr gut und sehr ehrlich finde, deine, lieber Rick, ist sogar ausgesprochen liebenswürdig, aber das Kritische wiegt für mich einfach schwerer als das Lob. Und sicher gibt es noch mehr, die die Geschichte so richtig oberzuckersüß finden, die nur so nett waren, mir nicht weh tun zu wollen. :)
Es liegt nicht daran, dass ich die Kritik zu hart fände. Oder keine Kritik vertrüge. Nein, es ist eher anders herum, ich vertrag die Kritik so gut, dass sie mich schon sehr daran zweifeln lässt, ob das das richtige Hobby für mich ist. Vielleicht liegt meine Stärke mehr im Kommentieren?
Wenn ich mal diese Geschichte hier nehme, klar ist es eine Art von Auftragsarbeit, Rick, aber doch ein selbst gesetzter Auftrag. Sie zu schreiben, das hat mir eine unbändige Freude bereitet. Es war eine der Geschichten, die mir mal richtig flott von der Hand ging. Ganz anders als sonst. Ja, selbst gesetzter Auftrag, aber viel viel Spaß, ein Umgang mit der Sprache, der mir einen totalen Genuss bereitet hat. Aber: Ich befürchte, dass meine Art zu schreiben, wohl grundsätzlich anders ist als die, die heute modern und gut ist. Ich muss nur mal hier Geschichten lesen, die ich selbst als Leserin ausgezeichnet finde, und die dann mit meiner Art zu schreiben vergleichen. Ich schreib einfach anders. Bei mir sind die Charaktere anders. Da sind eine Unmenge Bilder. Nichts ist schlank, sondern opulent. Auch in den Horrorgeschichten.
Und: Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht so schreiben wie andere Autoren das tun. Aber ich will es auch gar nicht, weil es dann nicht mehr mein Text oder meine Art zu schreiben wäre.
Kurz zusammengefasst sehe ich im Moment für mich einfach keine Entwicklungsmöglichkeiten, sondern Rückschritte. Ganz einfach. Das fing mit der Geschichte "Freier Fall" an. Am deutlichsten wurde es mir, als Hal "Blaues Leuchten" mit der "Herbstbastelei" verglich. Und die letztere gut fand. Das war mein erster Text. Besser kann man einen Rückschritt nicht kennzeichnen.
Ich glaube als Autor will man sich jede Menge Patzer erlauben können auf seinem persönlichen Weg, unendlich viele sogar, darum geht es nicht. Patzer sind verdammt gut für die Entwicklung. Aber man will als Autor auch eine Entwicklung sehen. Und im Moment sehe ich die nicht mehr.

Natürlich stelle ich den Froschtext, von dem ich ja schon öfter gesprochen hatte, hier noch ein, er ist ja eigentlich fertig, liegt in den letzten Überarbeitungszügen.
Aber ehrlich gesagt rechne ich bei dem mit noch viel dolleren Verrissen als bei diesem Text. Und ich will die auch hören, wenn ich ihn schon geschrieben habe. Das meine ich sehr ernst. Schließlich sehe ich die Probleme selbst.
Bei diesem Text hier hatte ich zwar mit Kritik gerechnet (bisschen zu viel Rührseligkeit sowas, aber nicht mit der grundsätzlichen Abneigung, auf die er bei einigen stößt) eigentlich wollte ich vor dem Froschtext, bei dem ich wie gesagt selbst die Probleme erkenne, noch mal Luft holen. Naja, ist wohl ziemlich schief gegangen. :D

Ich weiß, es ist sehr ungewöhnlich, wenn sich jemand so zu seinem Schreiben äußert. Vielleicht findet ihr es auch doof.
Ist mir in dem Fall egal. Ich wollte nicht einfach sang- und klanglos aufhören zu schreiben und nur noch kommentieren, sondern erzählen, warum das so ist.
Es ist auch alles nicht schlimm für mich, Schreiben ist nur ein Hobby, ich hab so viele, meine Güte.
Viele Grüße Novak

 
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Hallo Novak,

ich glaube nicht, dass deine Überlegungen und Rückschlüsse in die richtige Richtung gehen. Ich denke eher, dass du hier mit einem sehr, sehr emotionalen Ansatz und einem ganz besonderen Ziel geschrieben hast. Und das Korsett, in das du dich freiwillig begeben hast, war es, sehr persönlich für "eine Zielgruppe" zu schreiben. Das ist verdammt schwer, egal ob es beim Schreiben Freude macht oder nicht.

Ich finde, diese Herangehensweise ist deutlich heraus zu lesen und deshalb unterscheidet sich die Geschichte auch deutlich von deinen anderen.

Du solltest (emotional) einen Schritt zurücktreten, das ganze einfach mal sacken lassen, die Geschichte als Geschenk verwenden (und sie vorlesen, wie ich schon empfahl) und möglichst bald in freier Themenwahl einen neuen Text verfassen.

Du haderst jetzt fälschlicherweise mit deiner Begabung und deinen Fähigkeiten. Mach das nicht :-)

Aber ich kenne diese Phasen sehr gut. Man postet hoffnungsvoll einen Text, der mit reinstem Herzblut geschrieben wurde, und dann setzt das Sperrfeuer der Kritik ein (was ja auch gewünscht wird). Ich wollte hin und wieder auch schon umsteigen, und Modellboote aus Holz bauen ;-)

Rick

 

Schon alleine diese Reflexion zeigt, dass du dranbleiben musst.

Wenn kreative Leute sich immer nur an anderen orientiert hätten, sähe die Kunst- und Kulturwelt sehr dürftig aus. Zweifeln gehört zur Kunst wie das Klappern zum Handwerk.
Dass du gerade nach der Diskussion dieser Geschichte haderst, ist nachvollziehbar (siehe Rick, so denke ich auch).

Gib dir einfach mal ein wenig Zeit.

 

Nix zu danken,

liebe Novak,

Ich wollte Friedel würde sich diesem Problem widmen, ...
und weil das ein gewaltiger Vertrauensbeweis ist, soll es wohl so werden und ich kümmer mich, wenn auch nicht hier im Internetcafé und somit nicht sofort. Ich schau mir die Angelegenheit an und komm morgen, eher aber Heiligabend darauf zurück,

bis dahin rat ich, einfach abschalten und was gänzlich anderes machen (Holzhacken, mit Kindern oder Hunden rumtoben oder was immer möglich sei ...)

Bis dahin

Halt' die Ohren steif!

Friedel,
der ziemlich baff ist, aber ein dickes Fell hat

und noch ein schönes Wochenende.

 

Mann, Novak, in die Ecke stellen und schämen!
Aus dir spricht der galoppierende Feiertagskoller, möchte ich wetten.
Selbstzweifel sind das normalste von Welt, wenn man irgendwas gut machen möchte und ehrgeizig ist.
Und speziell beim Schreiben ist es so, dass man am Anfang alles gut findet, was man fabriziert, und dann kommt eine Phase, wo man alles hasst. Und dann pendelt es sich irgendwo ein.

viel viel Spaß, ein Umgang mit der Sprache, der mir einen totalen Genuss bereitet hat
Und warum genau willst du auf viel viel Spaß und totalen Genuss verzichten? :susp:

Aber: Ich befürchte, dass meine Art zu schreiben, wohl grundsätzlich anders ist als die, die heute modern und gut ist. Ich muss nur mal hier Geschichten lesen, die ich selbst als Leserin ausgezeichnet finde, und die dann mit meiner Art zu schreiben vergleichen. Ich schreib einfach anders.
Es gibt nicht DIE Art zu schreiben, die heute modern und gut ist.
Und du hast (noch) nicht DEINE Art zu schreiben, du probierst doch noch rum. Ich hab extra nochmal geguckt, die Sache mit den Vergleichen zum Beispiel, die ist doch neu. Im Freien Fall war das anders.

Und: Selbst wenn ich wollte, könnte ich nicht so schreiben wie andere Autoren das tun. Aber ich will es auch gar nicht, weil es dann nicht mehr mein Text oder meine Art zu schreiben wäre.
Keine Panik, du bist noch überhaupt nicht festgelegt auf irgendwas. Man kann doch nicht sagen, dass Novak-Stil unmodern oder "schlecht" oder was auch immer ist, wenn sich nicht definieren lässt, was der Novak-Stil ist.

Kurz zusammengefasst sehe ich im Moment für mich einfach keine Entwicklungsmöglichkeiten, sondern Rückschritte. Ganz einfach. Das fing mit der Geschichte "Freier Fall" an. Am deutlichsten wurde es mir, als Hal "Blaues Leuchten" mit der "Herbstbastelei" verglich. Und die letztere gut fand. Das war mein erster Text. Besser kann man einen Rückschritt nicht kennzeichnen.
Quark. Alles, was man daraus ableiten kann, ist, dass die Herbstbastelei ein anderer Text ist als das Blaue Leuchten.
Rückschritt - ich bin mir nicht mal sicher, ob es beim Schreiben überhaupt möglich ist, Rückschritte zu machen. Außer man hat einen Schlaganfall oder sowas.

Wart mal ab, wie du 2013 drüber denkst ;)

 
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Hallo Novak

Ja, schade, dass der Anfang dir schleppend vorkommt, das ist natürlich doof. Aber mir fällt da nicht viel ein, ich fürcht, ich brauch da alles.

Ich habe mir heute noch einmal deine Geschichte durchgelesen. Vielleicht lag es an dem falschen Bild, dass ich hatte, und was mich vor ein paar Tagen irritierte, vielleicht brauchte es auch die Ruhe, die ich beim ersten Lesen leider nicht wirklich bekommen konnte. Heute empfand ich es nicht so. Deine Geschichte geht runter wie Öl.

Jetzt hat Möchtergern mich ja auf was aufmerksam gemacht, die vielen Vergleiche. Vielleicht streich ich da zwei Halbsätze raus, um meinen „Bilderreichtum“ auf die Stellen zu fokussieren, die mir für die Geschichte wichtig sind.

Ich weiß nicht, ob du es schon geändert hast, aber ich empfand den »Bilderreichtum«, »Farbenreichtum« jetzt nicht zu viel oder gar störend. Ich finde, es passt alles zu diesen kleinen Mädchen, dass ich in deiner Geschichte lieben gelernt habe. Es sind doch ihre Augen, ihre Gedanken, die den Leser durch die Geschichte führen. Also ich finde wirklich, alles gehört zusammen, denn Kinder sehen mit anderen Augen. Ihre Welt ist bunt und in der Regel sorglos.

Hoffe, es ist nachvollziehbarer und besser geworden.

Das ist es und ich werde sie mir auf jeden Fall noch einmal durchlesen.

LG
Nachtschatten

 

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