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Achterbahn

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21.04.2015
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Achterbahn

Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen. Als wollten sie mich dazu zwingen, ihnen beim Verliebtsein zuzuschauen. Und die Blicke, die sie sich danach zuwerfen. Da wird mir schlecht. Am schlimmsten ist es, wenn er ihr eine Haarsträhne hinters Ohr schiebt mit diesem glänzenden Film auf den Augen. Grenzdebil sieht das aus. Ich will dann immer seine Hand wegschlagen. Oder die Frau an den Schultern packen und sie schütteln. Ich meine – ernsthaft?
Die U-Bahn rast durch den Tunnel, der mir zu eng vorkommt. In der Scheibe kann ich das Spiegelbild der beiden Turteltauben sehen. Ich schaue in mein Buch, hebe es vor mein Gesicht und blende sie aus. Das Schmatzen höre ich trotzdem.

Früher gingen wir in den Sommerferien immer in den Freizeitpark. Es gab einen Bus, der vom Rathaus in unserem Dorf abfuhr, man konnte ein Kombiticket lösen, das Busfahrt und Parkeintritt beinhaltete. Wir waren meist zu viert oder zu sechst. Es musste eine gerade Zahl sein, sonst hatten wir ein Problem mit der Sitzverteilung in den Achterbahnen. Gab ja nur Zweier- oder Viererreihen. Einmal waren wir zu fünft, da gabs dauernd Diskussionen, wenn wir in der Schlange standen, weil niemand derjenige sein wollte, der allein mit Fremden fahren muss. Ich habe mich damals schon gefragt, warum es keine Bahnen mit ungeraden Sitzreihen gibt.

Meine Haltestelle wird angesagt und ich lächle. Es ist der U-Bahn-Fahrer, der immer schlechte Laune hat. Man versteht ihn kaum, weil er in tiefstem Bayerisch ins Mikrofon nuschelt. Ich beobachte gerne die Gesichter der Fahrgäste, wenn er die Stationen durchsagt. Das Stirnrunzeln und leichte Kopfschütteln, wenn sie wieder nur die Hälfte verstanden haben. In Gedanken nenne ich ihn Lokführer Hubert. Keine Ahnung, warum.
Hubert ist es egal, dass die Leute von ihm eine klare Aussprache erwarten. Er scheißt drauf und nuschelt in sein Mikrofon. Manchmal schreit er auch. Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus. Brüllt in sein Mikrofon und scheißt den Typen vor allen Fahrgästen zusammen.
Ich mag Hubert.

Die Busfahrt zum Park dauerte jedes Mal viel zu lang. Wir zappelten auf den Sitzen herum, ein einziger Ameisenhaufen. Unsere Stimmen überschlugen sich, unser Lachen war hysterisch. Wahrscheinlich gingen wir den anderen Fahrgästen tierisch auf die Nerven. Aber egal – dieser Tag gehörte uns.
Wir saßen immer ganz hinten, ich meistens am Fenster. Ab und zu konzentrierte ich mich auf die Landschaft und atmete tief durch, um meine Nervosität in den Griff zu kriegen. Es fühlte sich an, als müsste ich gleich vor die Klasse treten und ein Referat halten. Oder als lächelte Benjamin aus der Neunten mich an, ganz plötzlich und mit diesem Augenzwinkern. Wie Murmeln, die im Bauch umherkugeln.

Auf dem Weg ins Büro kommen mir zwei Frauen mit Kinderwägen entgegen. Sie sind in meinem Alter und irgendwie sehen sie sich ähnlich. Enge Röhrenjeans, oversized Pullover, wild gemusterter Cardigan aus kratziger Wolle. Von den Kindern sehe ich nur die kleinen runden Gesichter unter der Decke hervorlugen. Ihre dicken Backen sind rot, die Augen glasig, sie sehen durch mich hindurch.
Ich steh nicht besonders auf Kinder. Klar, die von meinen Freundinnen, die mag ich. Auch wenn sie kleine Hindernisse sind, die sich quengelnd und plappernd zwischen uns schieben.
„Jetzt erzähl doch mal, was gibts ... Lukas, nein! Entschuldige, was gibts Neues?“ Sie sieht mich an, ihr Blick flattert. Lukas zieht am Ärmel ihres Pullovers.
Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal.
Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.

Wir rannten los, sobald wir uns durch die Drehkreuze am Eingang geschlängelt hatten. Der Plan war jedes Mal der gleiche: Die schlimmste Bahn zuerst. Man sah sie schon von weitem, über hundert Meter ragte sie hoch, vier Sekunden freier Fall bei der ersten Abfahrt. Ich kannte sie auswendig, jede Kurve, jeden Anstieg und jede Beschleunigung. Aber in der Schlange war mir schlecht. Bis wir vorne an der Bahn ankamen, raste mein Herz, die Hände waren nass und ich konnte die Luft nur noch in kleinen Dosen einatmen.
Am schlimmsten war der Anfang der Fahrt, wenn die Wagen ratternd auf den Schienen hinauf gezogen wurden. Ich kniff die Augen zusammen und zählte die Sekunden, bis wir oben ankamen. Fünfundneunzig. Erst, als ich spürte, dass die Wagen langsam kippten, traute ich mich, wieder hinzuschauen. Genau in dem Moment, in dem die Bahn den steilen Abstieg hinunter raste. Ich weiß noch, wie ich den Mund aufriss, um zu schreien, aber der Fahrtwind erstickte jeden Laut in meiner Kehle.

„Scheiße!“ Er knallt die Tasse auf den Tisch und reibt hektisch mit einer Serviette auf dem Kaffeefleck herum, der mitten auf seinem weißen Hemd prangt. Frisch von der Uni ist er, arbeitet erst seit zwei Monaten hier. „Fuck, ich muss doch gleich zum Weidemann.“
Ich sehe auf die Uhr. „Jetzt noch?“
„Feedback-Gespräch, hat er gesagt.“ Die Haut an seinem Haaransatz glänzt. „Was mach ich denn jetzt?“
„Ist doch nur ein Fleck.“ Ich kann seine Aufregung nicht verstehen, sehe aber, dass ihn die Situation echt fertig macht. Also sage ich: „Um die Ecke ist ein H&M.“
„Falls jemand fragt: Ich hole schnell eine Akte aus dem Archiv.“
Ich nicke und er flitzt los. Es ist kurz vor sechs, draußen wird es langsam dunkel. Durch die Glasscheiben der Großraumbüros beobachte ich die anderen. Auch sie sehen nicht so aus, als würden sie bald den Stift fallen lassen.
Sie lieben das hier. Ohne Scheiß, das tun sie wirklich. Und ich stehe da und starre sie an.
Vor einer Woche habe ich den neuen Kollegen in einer Bar gesehen. Er stand auf einer kleinen Bühne und trug einen Text vor. Wirkte so anders ohne seinen Anzug. Das gedimmte Licht machte seine Züge ganz weich. Er hat den Slam nicht gewonnen, aber er kam unter die ersten drei. Und jetzt hetzt er durch den Laden und sucht nach einem neuen Hemd.
Als er wieder da ist, schalte ich den Computer aus, packe meine Sachen und verlasse das Büro.
Auf dem Weg zur U-Bahn fallen die ersten Regentropfen. Ich stelle mir vor, am Straßenrand würden Palmen stehen. Ein bisschen Sand zwischen den Zehen.

Mit zittrigen Beinen und tränenden Augen liefen wir die Rolltreppe hinunter zum Ausgang der Bahn. Ich weiß noch, wie mir das Gesicht wehtat, weil ich nicht aufhören konnte zu grinsen. Wir sahen aus wie eine Bande Wilder, die Haare klebten auf der Stirn, die Augen weit aufgerissen und glänzend. Auf dem Weg zum nächsten Fahrgeschäft jubelten wir und klatschten uns gegenseitig ab.
Wir flitzten von der Bobbahn zum Geisterschloss. Vom Alpenblitz zur Schiffschaukel. Die Murmeln im Bauch waren verschwunden. An ihre Stelle trat ein nicht enden wollendes Lachen. Bei jeder Abfahrt fühlte es sich an, als rutschte uns der Magen in den Hals, wir kreischten, rissen die Arme in die Luft, es gab nichts, was wir uns nicht getraut hätten.
Zwischendurch aßen wir fettige Pizza, versteckten uns hinter den Fressbuden und rauchten heimlich Zigaretten. Wir taumelten durch den Park, zwängten uns durch die Menschenmassen und doch waren da nur wir. Ich weiß noch, wie leicht sich jeder Schritt anfühlte.

Ich bin in mein Buch vertieft, als ich eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahrnehme. Ein Kerl mit viel zu engen Hosen, wild gestyltem Haar und einem Schal, der aussieht wie eine Sofadecke, kommt durch den Gang der U-Bahn auf mich zu. Er setzt sich auf die Sitzbank mir gegenüber und wirft einen Blick in die spiegelnde Fensterscheibe, fährt sich durchs Haar, bevor er zu mir rübersieht. Er zwinkert mir zu. Ich drehe mich von ihm weg, halte das Buch ein Stück höher.
„Was liest’n da?“
„’n Buch.“ Ich blättere um und lese weiter.
„Was’n für eins?"
Ich schaue auf. Er grinst mich an. Ganz kurz flackert sein Blick wieder zum Fenster, wahrscheinlich muss er checken, ob die Sofadecke noch richtig liegt. Dann grinst er weiter. Am liebsten würde ich ihm gegens Schienbein treten. Stattdessen hebe ich das Buch in die Luft, sodass er den Titel sehen kann.
Der Schaum der Tage ...“, liest er ab. „Kenn ich gar nicht.“ Ach was!
Ich zucke mit den Schultern, versuche ihn auszublenden. Die Bahn fährt in die nächste Station ein, die Türen öffnen sich ratternd, niemand steigt ein. Der Typ fixiert mich immer noch. Ich konzentriere mich auf die Zeilen vor mir.
„Worum gehts denn?“
Einfach weiterlesen. Irgendwann kapiert er es schon.
„Ich les ja eher selten, aber ...“ Er lehnt sich zu mir rüber. „Vielleicht kannst du mir ja was empfehlen.“
Ich klappe das Buch zu. Mein Fuß zuckt. Soll ich mich einfach umsetzen? Oder ihn anbrüllen, was für ein beschissener Idiot er ist? Gerade als ich mich für Letzteres entscheide und den Mund öffne, höre ich eine tiefe, heiser klingende Stimme hinter mir.
„Alter, raffst dus nicht?“
Ich drehe mich um. Er hat dunkles Haar, sehr kurz. Sein Dreitagebart kratzt sicher beim Küssen. Aber nur ganz leicht, sodass es doch irgendwie gut ist. Wir sehen uns an. Die braunen Augen werden zur Pupille hin immer dunkler, wie ein kühler, tiefer Brunnen. Ich will auf die Mauer steigen und reinspringen.
„Hab ich mit dir geredet, oder was?“, sagt der Typ mit der Sofadecke um den Hals.
„Nee, aber sie offensichtlich auch nicht mit dir. Schleich dich einfach!“
Der Typ holt Luft, öffnet den Mund, kneift die Augen zusammen. Dann steht er auf und geht.
Ich drehe mich wieder nach vorn, starre auf mein Buch und halte den Atem an. Hinter mir höre ich seinen Herzschlag.

Auf der Fahrt nach Hause schliefen wir meistens. Oder wir träumten. Ich beobachtete die Wolken am Himmel, die von der untergehenden Sonne angestrahlt wurden. Sie sahen aus, als hätten sie einen Heiligenschein.
Ich lächelte. Die ganze Zeit.

Bei jeder Station konzentriere ich mich auf die Bewegungen hinter mir. Ob das Polster der Rückenlehne plötzlich nachgibt, weil er aufsteht. Als es schließlich passiert und ich über mein Buch hinweg sehe, wie er vor den Türen steht und darauf wartet, dass sie sich öffnen, will ich aufspringen und ihn umarmen. Ich will mit den Händen über sein Gesicht streichen und spüren, wie sein Bart kratzt auf meiner Haut. Aber ich kralle mich am Buch fest und zwinge mich dazu weiterzulesen. Als er ausgestiegen ist, lass ich es in den Schoß sinken. Mein Blick fällt auf den leeren Sitz neben mir. Da liegt ein Zettel, zusammengefaltet, etwa so groß wie meine Handfläche.
Immer wieder gerne, steht da. Und eine Handynummer.
Ich starre auf die Buchstaben, die leicht nach links geneigt auf dem Papier stehen. Die U-Bahn fährt in der Endhaltestelle ein und erst als der Fahrer das zweite Mal „Bitte alle aussteigen“ ins Mikrofon plärrt, stehe ich auf. In meinem Bauch kugeln Murmeln umher.
Ich fahre die Rolltreppe nach oben und gehe durch den Regen nach Hause. Der Zettel steckt in meiner Hosentasche, er brennt ein Loch in den Stoff. Ich denke an damals, den steilen Aufstieg, an das Rattern der Räder auf den Schienen, den Schrei, der vom Wind erstickt wird.
Zu Hause ziehe ich den Zettel aus der Tasche, hole das Handy heraus und tippe auf das Nachrichtensymbol. Es passiert wie automatisch. Ganz leicht. Ich schreibe das Erste, was mir in den Sinn kommt. Das Einzige, was wichtig ist.
Fährst du gerne Achterbahn?

 
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Lieber Friedrichard, bevor ich mich deinen wunderbaren Habitätern widme (hoffentlich heute noch) will ich dir mal bei einem Kaffee ein bisschen in die Parade fahren. Aber liebevoll natürlich, deshalb auch :kaffee: für uns zwei. Der Plural "Wägen" steht zwar nicht im Wörterverzeichnis des Rechtschreibrates, aber da steht ja auch gar kein Plural. Und im Duden (wie auch in anderen Verzeichnissen) steht "Wägen" schon, nämlich als regionalsprachliche Variante.
"der Wagen; Genitiv: des Wagens, Plural: die Wagen, süddeutsch, österreichisch: Wägen" Zitat aus dem Duden, Link anbei.
https://www.duden.de/rechtschreibung/Wagen
Scrolle mal ganz nach unten auf dieser Seite. Dieser Plural ist tatsächlich im süddeutschen Raum üblich. Und steht im Duden.

Dein Graf Ortho, ist zwar recht rigoros, aber die nachfolgenden Beiträge in diesem Orthografie-Forum, aus dem du zitiert hast, geben ihm nicht unbedingt Recht. Da ist der Plural "Wägen" regional zulässig.
Ich zitiere mal aus einem Beitrag von 2016 von einem Norbert.
"Bezüglich der Rechtschreibung wird von einigen Wörterbüchern nur „die Wagen“ als Pluralform angegeben (siehe z. B. canoo.net) und von anderen für den süddeutschen Raum auch die Form „die Wägen“ (siehe z. B. Duden und DWDS). Im Wörterverzeichnis des amtlichen Regelwerks ist kein Plural verzeichnet. Demnach sind beide Schreibungen (wenngleich auch nur regional gebräuchlich) zulässig."
Ich sage selbst Wägen - und wohne in Frankfurt. In meiner letzten Geschichte wurde ich darauf hingewiesen, dass Wägen kein gebräuchlicher Plural sei, bin also auf die Suche gegangen. Mein Ergebnis: Kinderwägen ist als Ableitung von Wägen/Wagen eine regional übliche Form des alltäglichen Sprachgebrauchs in Österreich und im süddeutschen Raum.
Hier dazu auch mal eine Karte, herausgegegebn von der Uni Augsburg, und da habe ich dann mit Erstaunen festgestellt, dass tatsächlich auch in der Maingegend Wägen benutzt wird, nicht nur in Bayern.
Hier mal der Link dazu.
http://www.atlas-alltagssprache.de/runde-3/f02a-b/

Was schließe ich daraus? Der Plural Wägen würde vermutlich von einer Tagesschausprecherin nicht benutzt werden, aber durchaus von einer Geschichtenfigur, die im süddeutschen Raum lebt, und darum gehts doch eigentlich.

Meine Güte, eigentlich hab ich keine Zeit. Und jetzt sowas, liebe RinaWu, sorry, dass ich dich so volltexte. In meiner Geschichte habe ich zwar die Wägen in Wagen abgeändert, aber es war mir irgendwie ein inneres Anliegen, meine Kinderwägen zu retten, die ich seit über sechzig Jahren gebrauche. Ich meine das Wort.

Jetzt aber zu deiner Geschichte:

Ich habe sie sehr gerne gelesen. Und ich finde sie auch einen passenden und schönen Beitrag zum Thema. "Im Gegenwind" könnte man ja auch leicht so verstehen, dass es in der Geschichte überhaupt einen Konflikt oder einen Widerstand gibt, den der Protagonist überwinden muss, aber das würde dann zu jedem Thema nund jeder Geschichte, die einen Konflikt enthält, passen. Also es muss schon was sein, wo jemand ganz allein gegen den Strom schwimmt. Ob er dann irgendwo am Rand (wie deine Protagonistin) im Kehrwasser so ein bisschen rumdümpelt und verharrt und mal alles sondiert, finde ich trotzdem zum Thema passend. Der Rest des Wassers fließt ja in die Gegenrichtung.
Also schöne Umsetzung dieses Themas.
Ich mag deine Protagonistin, ihre etwas burschikose und freche Art. Ihre Art, die Dinge zu sehen, sich nach dem Anderen, Freien und Unbeschwerten zu sehnen, oder auch einfach nur dnach, gegen den Strom schwimmen zu können. Ich kann mich direkt und unmittelbar in sie einfühlen. Einen Teil ihrer Persönlichkeit und ihrer Wünsche und Bedürfnisse charakterisierst du duch die Achterbahnrückblenden. Ich finde die toll, mag die, hab auch keine Probleme, die zu erkennen. Ich würde sie aber trotzdem (ein wenig ähnlich wie Schwups das glaube ich auch meinte) ausbauen oder betonen. Damit an denen erkennbar wird, was sie sucht. An den Achterbahnfahrten ist ja schon jetzt ersichtlich, dass sie sich davor fürchtet, alleine sein/sitzen zu müssen. Sozusagen das fünfte Rad am Wagen, daher finde ich die Sache mit den Wägen (ach Mensch siehst du) auch so passend. Aber was aus meiner Sicht noch nicht so ganz deutlich wird, das ist die Leichigkeit, diese Aufbruchsstimmung, das Gefühl, die Welt steht einem offen, nur weil man sich selbst überwunden hat. So eine Achterbahn hat ja auch was Rauschhaftes.

Ich finde das eine sehr schöne, gut geschriebene Geschichte.

Ich picke noch paar Details raus:

Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen. Als wollten sie mich dazu zwingen, ihnen beim Verliebtsein zuzuschauen.
Toller erster Satz. Gerade weil der so überzogen klingt. Ich weiß sofort über deine Protagonistin Bescheid. Sie liebt es überhaupt nicht, dieses vordergründige Vorzeigen, sehr her, ich hab die beste, die geilste Liebe. Sehr nur alle her.

Ich meine – ernsthaft?
Gefällt mir, durch diesen Sprachgebrauch weiß ich sofort, wie alt sie etwa ist.

Einmal waren wir zu fünft, da gab’s dauernd Diskussionen, wenn wir in der Schlange standen, weil niemand derjenige sein wollte, der allein mit Fremden fahren muss. Ich habe mich damals schon gefragt, warum es keine Bahnen gibt mit ungeraden Sitzreihen.
Ja, das finde ich schön. An dieser Frage merkt man, dass ihr schon damals die Eingerichtetheit der Welt auf den Sack gegangen ist. Allers pärchenweise strukturiert. Und sie hasst es eigentlich, allein zu sein.

Hubert ist es egal, dass die Leute von ihm eine klare Aussprache erwarten. Er scheißt drauf und nuschelt in sein Mikrofon. Manchmal schreit er auch. Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus. Brüllt in sein Mikrofon und scheißt den Typen vor allen Fahrgästen zusammen.
Ich mag Hubert.
Und ich mag diesen Abschnitt. Diesen lapidaren letzten Satz. Bei uns in Frankfurt ist das so ähnlich, wie du das hier schilderst. Da halten die Kids zur Mittagszeit die Türen offen für tausend andere Kids. Und irgendwann kommt dann eine Durchsage vom Fahrer. Leider meistens höflich, aber zum Piepen ist es, wenn er raunzig wird. Leider gibt es aber in Frankfurt keinen so tollen Hubert. Der heißt bestimmt Hubert von Hubert und Staller.


Wir zappelten auf den Sitzen herum, ein einziger Ameisenhaufen.
Dieser Übergang zur Achterbahnnebenhandlung war die einzige, die mich kurz hat stoppen lassen. Da war ich noch kurz in der U-Bahn der Gegenwart. Ich glaube, das liegt daran, dass hier von Sitzen die Rede ist, das passt so gut dazu. Und die Jugendlichen sind offensichtlich auch in einem Zug. Würdet ihr was anderes machen, was nur in der Achterbahn geht, oder zumindest auf sie Bezug nimmt, wär das kein Problem.

Aber egal – dieser Tag gehörte allein uns.
Ich würde "allein" streichen. Kommt mir ohne stärker und betonter vor.

Es fühlte sich an, als würden Murmeln im Bauch umherkugeln.
Schön. Die Kugeln sind klasse. Was du dir noch überlegen könntest, ist, dieser Nervosität noch einen Zacken mehr Positives zu geben. Damit die Kugeln eben alles symbolisieren: Angst, Vorfreude, Nervosität und Aufbruchstimmung.

Auf dem Weg ins Büro kommen mir zwei Frauen mit Kinderwagen entgegen. Sie sind in meinem Alter und irgendwie sehen sie sich ähnlich. Enge Röhrenjeans, oversized Pullover, wild gemusterter Cardigan aus kratziger Wolle.
Ja, so sehen sie aus. Und sie blockieren den Bürgersteig in voller Breite (und Länge :D ) und alle haben sie diesen Ausdruck im Gesicht: Seht her, was ich Wundervolles zustande gebracht habe.

Nur ist alles so anders.
War mir bisschen knapp.

Ich fange an zu erzählen. Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal. Nach ein paar Sätzen hört sie mir nicht mehr zu.
Toll. Vielleicht könntest du dir den letzten Satz sogar sparen. Ich find das so klasse für den Leser, du verarschst einen da ja so ein bisschen. Die ersten Sätze sind ganz normal und dann kommt dieser Klops mit dem nackt rumrennen. Und man sagt sich: Oha? Und dann rafft mans natürlich. Ich glaub echt, ich würd den letzten Satz weglassen, wenn du bissel Mut hast. Das würde deinen schönen Effekt noch mehr betonen. Hoffe ich jedenfalls.

Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.
Auch toll. Sie fühlt sich sehr alleine mit ihrer Sicht der Dinge, mit der Art, wie sie leben will. Schön gemacht.

Ich weiß noch, wie ich den Mund aufriss, um zu schreien, aber der Gegenwind erstickte jeden Laut in meiner Kehle.
Ich hab das auch schon erlebt oder zumindest gedacht, was weiß ich. Ich war früher begeisterter Achterbahnfahrer, ich fand das berauschend, beängstigend und irgendwie auch so unendlich wunderwunderschön. Ein hohes Gefühl von Freiheit, auch wenn man ja gar nichts selbst macht. Egal. Es gibt Leute, die auf sowas stehen, Fahrtwind, Geschwindigkeit, irgendwo runterrauschen, ob das Schnee ist oder Meer oder eben eine Achterbahn. Es ist die Sucht des Gleitens.

Die Büroszene danach mochte ich eigentlich auch. Ich weiß, dass es Gegner gibt. Für mich hat es funktioniert, und zwar weil du diesen jungen Mann hast auftreten lassen in seiner Freizeit, da mist er so mutig und macht was Ungewöhnliches. Und im Büro schafft er es noch nicht mal, zu sagen, dass er sich ein Hemd holen gehen muss, weil er den Kaffee draufgekloppt hat. Also das ist doch ein tolles Bild dafür, dass jeder meint, er müsse bei Gefahr des eigenen Untergangs mit dem Strom schwimmen. Und wenn er eigentlich noch so individualistisch ist. Es ist auch so etwas wie gewalt, die einem da angetan wird. Oder man sich selbst antut, manchmal weiß mans gar nicht mehr so genau.

Auf dem Weg zur U-Bahn fallen die ersten Regentropfen. Ich stelle mir vor, am Straßenrand würden Palmen stehen. Ein bisschen Sand zwischen den Zehen.
Ja, das wünscht sie sich. Einfach mal ausbrechen können.

Danach war alles nur noch halb so wild. Wir flitzten von der Bobbahn zum Geisterschloss. Vom Alpenblitz zur Schiffschaukel. Die Murmeln im Bauch waren verschwunden. Zwischendurch aßen wir fettige Pizza, versteckten uns hinter den Fressbuden und rauchten heimlich Zigaretten. Wir taumelten durch den Park, zwängten uns durch die Menschenmassen und doch waren da nur wir. Ich weiß noch, wie leicht sich jeder Schritt anfühlte.
Schöner Abschnitt. Der allerletzte Satz passt gut zu der Thematik. Dem allerersten hätte ich noch ein bisschen mehr Chancen gegeben. Du betonst da nämlich nur, dass es vorbei ist und dass danach alles halb so wild ist. Aber, ich denke mir, dass die Gefühle nach der ersten Bahn durchaus vielschichtiger sind. Diese erste Bahn bedeutet ja eine Art von alljährlicher Initiation oder ein Ritus, etwas Anspannendes und weil man es macht und schafft, etwas völlig Befreiendes. Das ist doch ein Wahnsinnsgefühl, wenn man eine Angst überwunden hat und dann noch gar nicht genau weiß, ob man das Runterrauschen jetzt geil oder doch noch beängstigend finden soll. Da werden Adrenalin, aber auch Endorphine hochgespült, dass es nur so knallt. Möglicherweise wäre das ein Ansatzpunkt, durch das Beschreiben der Gefühle die Achterbahnsache noch ein bisschen mehr zu verdeutlicehn.

Ein Kerl mit viel zu engen Hosen, wild gestyltem Haar und einem Schal, der aussieht wie eine Sofadecke, kommt durch den Gang der U-Bahn auf mich zu. Er setzt sich auf die Sitzbank mir gegenüber und lehnt sich vor.
Ich hab so gelacht. Besonders dieser dämliche Schal. So sehen die alle aus. Und dann ragen Beinchen dünn wie zarte Stecken aus dem zu großen Parka.

„Was liest’n da?“, fragt er und grinst dämlich.
Ich will ihm gegen’s Schienbein treten. Stattdessen hebe ich das Buch in die Luft, sodass er den Titel sehen kann.
Na das ist ja recht zivil. Aber ein bisschen mehr Aversion hätte ich ihr schon zugetraut.

Mein Fuß zuckt. Ich atme tief ein, hin- und hergerissen, ob ich ihn einfach ignorieren oder fragen soll, ob das sein beschissener Ernst ist.
Der zuckende Fuß ist gut. Aber danach – die soll echt frecher sein. Sein beschissener Ernst – das ist zu wenig.

Die braunen Augen werden zur Pupille hin immer dunkler, wie ein kühler, tiefer Brunnen. Ich will auf die Mauer steigen und reinspringen.
Sehr süß

Ich starre auf die sechzehn Buchstaben, die leicht nach links geneigt auf dem Papier stehen. Die U-Bahn fährt in der Endhaltestelle ein und erst als der Lokführer das zweite Mal „Bitte alle aussteigen“ ins Mikrofon plärrt, stehe ich auf. In meinem Bauch kugeln Murmeln umher.
Sehr schön. Ich finde es sehr fein, dass du die Murmeln hier wieder aufgreifst. Aber eventuell würde ich dieses Gefühl in seiner Vielschichigkeit doch vorher bisschen ausgestalten. Nicht in dem Murmelbild selbst, nee, wenn du diese bestimmte Sorte Nervosität charakterisierst. Der Leser muss dieses Gefühl mit dem Murmelbild von vorneherein gleichsetzen können.

Zu Hause ziehe ich den Zettel aus der Tasche, hole das Handy heraus und tippe auf das Nachrichtensymbol. Es passiert wie automatisch. Ganz leicht. Ich schreibe das Erste, was mir in den Sinn kommt. Das Einzige, was wichtig ist.
Fährst du gerne Achterbahn?
Ganz ganz süßes Ende.

Also ja, ich mag deine Geschichte.

 

Hallo Raindog,

vielen Dank für deine Rückmeldung. Es ist immer gut zu hören, ob die Änderungen der Geschichte Gutes tun oder eher nicht. Es freut mich, dass du es so empfindest, dass Ersteres der Fall ist.

Ja, wie gesagt, eine direkte Verbindung zwischen Jetzt und Rückblenden gibt es auch nicht, jedenfalls keine Sichtbare, sondern, wie du schon schreibst, eine eher Fühlbare.

Viele Grüße an dich!
RinaWu


Liebe Novak,

wow, was für ein Kommentar. Ich finde es immer wieder Wahnsinn, welche Zeit und Sorgfalt du in deine Rückmeldungen steckst, das ist toll, vielen Dank. Ich hoffe, wir lernen uns im nächsten Jahr beim Wortkrieger-Treffen kennen, das würde mich echt freuen!

Zuallererst kommen wir mal zu den Kinderwägen. Nach deinen Ausführungen und Recherchen habe ich es nun im Text wieder in Wägen zurückgeändert. Denn wenn es regional richtig, bzw. akzeptiert ist, dann hat das hier auf jeden Fall seine Berechtigung, denn meine Protagonistin lebt ja im Süden von Deutschland. Und ich sage, obwohl ich ursprünglich von der Ostsee komme, auch schon gefühlt immer Wägen, dachte aber, das ist tatsächlich nur Dialekt und literarisch falsch. Umso besser, wenn dem nicht so ist.

Es freut mich echt sehr, wie du die Geschichte gelesen hast. Ursprünglich hatte ich nur den Text, der in der Gegenwart spielt. Dann habe ich das Thema zur Challenge gesehen und mir fiel sofort die Szene im Silverstar ein mit dem wortwörtlichen Gegenwind. Naja und dann habe ich das miteinander verschwurbelt und bin froh, dass das zu funktionieren scheint. Wo ich dir recht gebe und was ich bisher tatsächlich übersehen habe, ist deine Anmerkungen zu den Absätzen im Europapark. Da kann ich mehr draus machen. Nicht die Szenen an sich mit mehr Ereignissen ausbauen, sondern mit der Stimmung, die da herrscht. Wie fühlt sie sich als Kind nach der Achterbahn? Das Euhorische, das Erfolgsgefühl, der Mut, den man auf einmal hat ... Das habe ich zu wenig im Auge gehabt und ich glaube, das würde der Geschichte echt gut tun. Da setze ich mich in den kommenden Tagen mal konzentriert ran. Danke für diesen Tipp. Es ist nämlich tatsächlich so, dass da viel mit einem passiert. Ich war vor drei Jahren das letzte Mal im Europapark und war noch Tage danach high. Das sind schon krasse Endorphine, die da ausgeschüttet werden.

Toller erster Satz. Gerade weil der so überzogen klingt. Ich weiß sofort über deine Protagonistin Bescheid. Sie liebt es überhaupt nicht, dieses vordergründige Vorzeigen, sehr her, ich hab die beste, die geilste Liebe. Sehr nur alle her.
Toll, das freut mich so! Ich will schon eeeewig eine Geschichte schreiben, die mit diesem Satz beginnt. Weil ich ihn so mag. Hat aber dann doch ein halbes Jahr gedauert, bis ein Schuh draus wurde.

Ja, das finde ich schön. An dieser Frage merkt man, dass ihr schon damals die Eingerichtetheit der Welt auf den Sack gegangen ist. Allers pärchenweise strukturiert. Und sie hasst es eigentlich, allein zu sein.
Also, Novak, dafür möchte ich dich jetzt knutschen. Wirklich. Es tut gut zu lesen, dass dieser Satz bei jemandem erreicht, was ich ausdrücken wollte. Ich war wirklich schon am hadern, ob ich das streichen soll, weil es einfach in meinem Kopf zu sehr umme Ecke gedacht ist. Danke!

Ich glaube, das liegt daran, dass hier von Sitzen die Rede ist, das passt so gut dazu. Und die Jugendlichen sind offensichtlich auch in einem Zug. Würdet ihr was anderes machen, was nur in der Achterbahn geht, oder zumindest auf sie Bezug nimmt, wär das kein Problem.
Okay, das sehe ich mir noch mal an.

Ich würde "allein" streichen. Kommt mir ohne stärker und betonter vor.
Stimmt. Wird gestrichen.

Was du dir noch überlegen könntest, ist, dieser Nervosität noch einen Zacken mehr Positives zu geben. Damit die Kugeln eben alles symbolisieren: Angst, Vorfreude, Nervosität und Aufbruchstimmung.
Habe da schon eine Idee, danke für den Hinweis.

War mir bisschen knapp.
Sehe ich mir auch noch einmal an.

Toll. Vielleicht könntest du dir den letzten Satz sogar sparen. Ich find das so klasse für den Leser, du verarschst einen da ja so ein bisschen. Die ersten Sätze sind ganz normal und dann kommt dieser Klops mit dem nackt rumrennen. Und man sagt sich: Oha? Und dann rafft mans natürlich. Ich glaub echt, ich würd den letzten Satz weglassen, wenn du bissel Mut hast. Das würde deinen schönen Effekt noch mehr betonen. Hoffe ich jedenfalls.
Gute Idee! Wie sagt ihr immer so richtig: Man muss dem Leser schon auch was zutrauen und nicht alles vorkauen. Ich glaube, ich traue mich!

Also das ist doch ein tolles Bild dafür, dass jeder meint, er müsse bei Gefahr des eigenen Untergangs mit dem Strom schwimmen. Und wenn er eigentlich noch so individualistisch ist. Es ist auch so etwas wie gewalt, die einem da angetan wird. Oder man sich selbst antut, manchmal weiß mans gar nicht mehr so genau.
Und noch ein Knutscher für dich hierfür. Danke, genau das!

Diese erste Bahn bedeutet ja eine Art von alljährlicher Initiation oder ein Ritus, etwas Anspannendes und weil man es macht und schafft, etwas völlig Befreiendes. Das ist doch ein Wahnsinnsgefühl, wenn man eine Angst überwunden hat und dann noch gar nicht genau weiß, ob man das Runterrauschen jetzt geil oder doch noch beängstigend finden soll. Da werden Adrenalin, aber auch Endorphine hochgespült, dass es nur so knallt.
Ja, ja und ja. Wie gesagt, das hilft mir sehr, diese Szenen noch einmal anzupacken. Mache ich die Tage auf jeden Fall.

Ich hab so gelacht. Besonders dieser dämliche Schal. So sehen die alle aus. Und dann ragen Beinchen dünn wie zarte Stecken aus dem zu großen Parka.
Schlimm. Ich kann sie nicht leiden. Ich möchte, dass Männer weitere Hosen tragen als ich. Keine Leggins.

Also ja, ich mag deine Geschichte.
Das freut mich sehr. Klingt vielleicht komisch, aber als ich die Geschichte hier hochgeladen habe, dachte ich, sie könnte dir gefallen. Vielleicht habe ich es auch eher gehofft. Und deshalb hatte ich ein bisschen Bammel vor deinem Kommentar, weil ich dachte, shit, wenn sie ihr nicht gefällt, dann bin ich bissi traurig. Aber jetzt, jetzt geh zufrieden in die neue Woche.

Einen schönen Abend dir!
RinaWu

 
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Hallo ihr zwo,

liebe Novak,

ich wäg mal ab ...

Recht hastu getan, liebe RinaWu,

denn darf einer, der spricht (und manchmal schreibt), wie ihm der Schnabel gewachsen ist (MundArt nennt man es manchmal) und auch nur im Internet manchmal nur halbe Sachen liest ... nicht nur, weil die obligatorische Stunde WeltWeitengeWerbes rasch rum ist ... gegen Dialekt(ik) mosern? Nein! Asche auf mein Haupt oder eine Woche unter einer Achterbahn schlafen müssen ...

Tschüss

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu,
für mich schaffst Du es in Deinem Text, eine Gesprächigkeit im positiven Sinn - also keine Geschwätzigkeit, die nervig sein könnte - mit einer ironischen Brechung zu verbinden. Das gefällt mir ausgesprochen gut und könnte doch so schnell in die typischen Alltagsgeschichten abgleiten, die man landauf und ab liest: Da sitzt man im Auto und sieht nebenan jemand sitzen, träumt vor sich hin, was werden könnte, gleicht das ab mit dem eigenen langweiligen und gescheiterten Leben. Und das emfpinde ich in Deinem Text nicht, diese Drögheit und Langeweile, die von dieser Thematik oft ausgeht, hundertmal abgelutscht und ausgesaugt, und wenn ich mich frage, warum, liegt es an drei Dingen, glaube ich:
Einerseits an originellen Bildern und Ãœberraschungen, aus denen das "Nackt durch die Nacht laufen" und der gemochte Hubert herausragen.
Dann an den Rückblenden, die atmosphärisch dicht und spannend erzählt sind und dann eben nicht mit der "Huch-wie-läppisch-ist--mein-Leben-geworden-und-dabei-war-es-früher-unbeschwert-und-spannend"-Attitüde daherkommen, sondern als fühlbare Wirklichkeit.
Zuletzt finde ich den Erzählton, der entspannt aus dem spontanen Bericht kommt, angenehm ehrlich.
Am Schluss verknüpfen sich die Fäden der Gegenwart und des Erlebten zum einzig möglichen Satz. Das ist schön.
Über zwei Dinge bin ich gestolpert:
- Dass ein Kaffeefleck thront, finde ich übertrieben oder nicht ganz passend. Vielleicht Geschmackssache.
- Dass der Zettel ein Loch in die Hose brennt, ist ein recht abgedroschenes Bild. Vielleicht könnte er sie auch einfrieren. Aber das nur als Nebenbemerkung. Hoffentlich fahren sie bald Achterbahn.
Herzlich
rieger

 

Hallo rieger,

lieben Dank, dass du vorbeigeschaut hast. Es tut gut zu lesen, dass es für dich keine dröge Alltagsgeschichte ist, sondern bei dir ankam, was ich vom Tonfall her schaffen wollte.

Genau, ich wollte mit den Abschnitten, die von der Gegenwart erzählen, eben nicht erzählen oder nur überlegen, sondern ihre Gefühle und ihre Stimmung anhand von exemplarischen Szenen oder Personen beschreiben. Toll, wenn das für dich so gut funktioniert hat.

An die Rückblenden werde ich mich dank Novaks und Schwups Anmerkungen/Motivationsanschüben/Inspirationen noch einmal setzen. Aber schön, wenn sie dich auch jetzt schon erreicht haben.

Zuletzt finde ich den Erzählton, der entspannt aus dem spontanen Bericht kommt, angenehm ehrlich.
Das freut mich ganz besonders, danke!

Der thronende Kaffeefleck ist in der Tat ein Problem. Mir gefällt das auch nicht so recht, aber mir fällt einfach gerade kein anderer Ausdruck ein. Kommt noch ... Hoffentlich!

Vielen Dank für deine Worte!
RinaWu

 

Liebe RinaWu,

als der Europa-Park eröffnete, war ich schon einige Jährchen der wilden Teenyzeit entfleucht. In der Anfangsphase war er noch relativ gemütlich. Das Aufregenste war die Wasserrutsche, kein Vergleich mit den High-tech-Geschichten von heute, den Themenhotels und Events. Aber ich hatte immer Azubis beiderlei Geschlechts, die auch im dritten Lehrjahr noch darauf bestanden, den Klassenausflug im Europa-Park abzuarbeiten:D Man konnte sich so schön aneinanderklammern.
Die Achterbahn habe ich auf dem Oktoberfest erlebt. Ich ging ähnlich wie deine Prota vor:

Die schlimmste Bahn zuerst.

Danach konnte ich den Rest genießen.

Das Bild vom Gegenwind finde ich nicht so recht in den Abschnitten Büro und Bahn. Die junge Frau ist sperrig, mag keine demonstrativen Zärtlichkeiten und verabscheut plumpe Anmache. Da unterscheidet sie sich nicht sehr von vielen anderen Mädchen und Frauen. Mir fehlt der Konflikt, da wo sie nicht nur gegen den (Main-)Strom schwimmt, sondern sich absichtlich in den Gegenwind stellt.

Und Hand aufs Herz, wenn es um Romantik geht, da sollte sie sich nicht gerade einen aussuchen, der gern Achterbahn fährt. Könnte ja sein Lebensmotto sein.;)

Ich frage auch mal vorsichtig:
Muss es der Drei-Tage-Bart sein, und muss das Bild von den Murmeln im Bauch gleich dreimal auftauchen? Gib ihm doch lieber eine Blitznarbe auf der Stirn.

Auch wenn sie wie kleine Hindernisse sind, die ...

Das Unterstrichene würde ich weglassen. Sie sind ja Hindernisse. Das sehen auch begeisterte Mütter von Zeit zu Zeit.

Schön formulierter Text, da gibt es nichts zu meckern.

Freundliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo wieselmaus,

als ich noch ein Kind war, da gab es im Europapark den Eurosat und die Schweizer Bobbahn. Das waren die wildesten Geschichten. Dann kam irgendwann der Silverstar und das war und ist einfach die krasseste Bahn dort. Es hilft tatsächlich, sie zuerst zu fahren, wie du schon sagst, danach kann man alles andere genießen ;)

Das Bild vom Gegenwind finde ich nicht so recht in den Abschnitten Büro und Bahn. Die junge Frau ist sperrig, mag keine demonstrativen Zärtlichkeiten und verabscheut plumpe Anmache. Da unterscheidet sie sich nicht sehr von vielen anderen Mädchen und Frauen. Mir fehlt der Konflikt, da wo sie nicht nur gegen den (Main-)Strom schwimmt, sondern sich absichtlich in den Gegenwind stellt.
Schade, dass du den Gegenwind in den von dir genannten Abschnitten nicht findest. Ich sehe ihn schon recht deutlich. Aber wie das immer so ist mit Geschichten, liest sie jeder unterschiedlich und das ist auch total okay. Ich sehe meine Protagonistin ein wenig differenzierter, als du sie beschreibst, aber auch das ist Ansichtssache, da kann ich nicht viel machen. In meinen Augen durchlebt sie mehrere innere Konflikte, die ich zwar nicht plakativ anspreche, die aber dennoch in jeder Szene mitschwingen. Und dazu ist eben auch jede Szene da, um einen anderen Aspekt darzustellen. Und es geht in dieser Geschichte nicht darum, dass sie sich dem Gegenwind stellt. Das ist ja auch nicht unbedingt nötig, um ihn trotzdem existieren zu lassen. Sie befindet sich in einer Lebensphase, in der sie sich gegen den Strom entwickelt, sei es nun durch ihre Lebenssituation, ihren zukünftigen Lebenentwurf oder aber durch ihre Wünsche, die vielleicht nicht dem entsprechen, was ihr Alltag hergibt. Richtig, sie stellt sich dem Ganzen noch nicht, denn sie befindet sich dabei, sich überhaupt zurechtzufinden. Lange Rede, kurzer Sinn, ich denke, das liest eben jeder auf seine Weise.

Und Hand aufs Herz, wenn es um Romantik geht, da sollte sie sich nicht gerade einen aussuchen, der gern Achterbahn fährt. Könnte ja sein Lebensmotto sein.
Sehe ich anders. Die Achterbahn steht hier ja für etwas, nach dem sie sich sehnt. Damit möchte ich ja etwas ausdrücken. Und jemand, der da ähnlich empfindet wie sie, ist vielleicht gar nicht mal so verkehrt. Kann man positiv sehen oder negativ, in diesem Fall sehe ich eher den positiven Aspekt.

Muss es der Drei-Tage-Bart sein, und muss das Bild von den Murmeln im Bauch gleich dreimal auftauchen? Gib ihm doch lieber eine Blitznarbe auf der Stirn.
Ja, ja und nein. Der Drei-Tage-Bart hat etwas Raues und doch etwas, das deutlich zu spüren ist. Die Murmeln, das habe ich weiter vorne schon erklärt, die mögen nicht jedem gefallen, aber mir gefallen sie sehr. Und ich finde das Bild passend und schön. Und die Blitznarbe tun wir jetzt mal beide mit einem Schmunzeln ab, denke ich ;)

Das Unterstrichene würde ich weglassen. Sie sind ja Hindernisse. Das sehen auch begeisterte Mütter von Zeit zu Zeit.
Stimmt, das macht die Aussage klarer.

Hab noch einen schönen Abend.
Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Bas,

oha, ja, das stimmt, dieses Mal hat es überhaupt nicht gefunkt. Aber das macht nichts. Das gehört dazu. Immerhin hat es bei anderen Geschichten schon gefunkt, das ist doch auch etwas. Also ich kann damit leben, alles gut.

Deine Textanmerkungen nehme ich gerne an, danke dir, das bessere ich später gleich aus.

Nun, zu deiner übrigen Kritik weiß ich nicht so recht, was ich sagen soll. Ich hatte bisher das Gefühl, dass der Wechsel zwischen Gegenwart und der Freizeitparkszene aus ihrer Jugend, recht gut verstanden wird, also abgetrennt genug ist. Mir widerstrebt es einfach, das deutlicher zu machen, z.B. durch Kursivstellung, weil ich an dem Glauben festhalte, dass sich der Rhythmus des Textes dem Leser selbst erschließt. Und bei manchen hat das ja durchaus funktioniert. Deshalb möchte ich daran auch erst einmal nichts ändern.

Was ich mit den Freizeitparkszenen darstellen will, habe ich bereits erklärt, du wolltest ja sowieso mal die anderen Kommentare durchlesen, da siehst du es dann ;) Ja, die sind umstritten, dem einen gefallen sie, dem anderen nicht. Ich glaube, auch damit kann ich leben. Ich glaube auch, hier geht es tatsächlich um die Geschmacksfrage. Wenn dir weder der Stil, noch der Klang, noch die Rhythmik getaugt haben, dann ändert es auch nichts, wenn ich inhaltlich deutlicher werden würde oder mehr erklären würde. Mein Stil bleibt ja der gleiche. Und klar, als lalala lala lalala empfinde ich selbst den Text natürlich nicht, ich steh ja dahinter und halte auch was davon, habe mir was dabei gedacht, etc.

Aber ich akzeptiere total, dass es dir so ging, da steckt ja keiner drin.

Hab einen schönen Tag,
RinaWu

 

Hallo Bas,

nein, nein, alles gut, ich glaube, ich weiß schon was du meinst ;) Ich wollte damit nur ausdrücken, dass ich das selbst natürlich anders empfinde und da schon einen Rhythmus sehe.

Viele Grüße

 

Hallo RinaWu,

diesmal weder Horror noch schreiende Salatblätter. Na ja, ist auch Challenge-Zeit, graubeschauliche Frühweihnachten. Da denkt man an die Achterbahnfahrten der Jugend, die genutzten und verpassten Chancen.
Richtig gut gefällt mir, wie dir du zwischen Vergangenheitserinnerungen und Gegenwart wechselst, dadurch ein Erinnerungsstrom erzeigst, der dem Gedankengewusel gleicht, dem wir ständig ausgesetzt sind.
Na ja, ansonsten hasse ich Achterbahn und Rummelplätze ganz allgemein. Zu viel Leute auf einem Haufen! Mit glasigen Augen und Sehnsuchtsvergnügungsblicken. Auf Weihnachtsmärkten geht’s ja nicht anders zu. „Scheiße“ denkt sie für meinen Geschmack zu häufig, aber das ist eine Frage des Klangs, unrealistisch ist es nicht. Eine rauzarte Geschichte die ich mag.

Textstellen:

In der Scheibe kann ich die Reflexion der beiden Turteltauben sehen.
o ja, wer kennt dieses Bild nicht.

Oder als lächelte Benjamin aus der Neunten mich an, ganz plötzlich und mit diesem Augenzwinkern. Wie Murmeln, die im Bauch umherkugeln.
warum schreibst du: wie Murmeln? Der hat doch keine Murmeln im Blick, sondern sein Blick bewirkt die Murmeln in ihrem Bauch.

Von meinem Job, dem letzten Urlaub, wie ich letzte Nacht nackt durch die Stadt gerannt bin. Völlig egal.
echt, nackt durch die Stadt? Das wär doch eine spannende Geschichte! Darf ich die schreiben, fremdverwerten?:confused:

Vor einer Woche habe ich den neuen Kollegen in einer Bar gesehen. Er stand auf einer kleinen Bühne und trug einen Text vor.
so wie du während des Gatherings 2018.:D

Ich drehe mich um. Er hat dunkles Haar, sehr kurz. Sein Dreitagebart kratzt sicher beim Küssen. Aber nur ganz leicht, sodass es doch irgendwie gut ist.
schöne Stelle:Pfeif:

Liebe Grüße und ein wunderbares Achterbahnwochenende
Isegrims

 

Hi RinaWu ,

dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen.
Ich mag das Geräusch. Erinnert mich an ASMR.

Ich meine – ernsthaft?
Haha.

Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus.
Der Satz hat mich irgendwie raus geworfen. Vielleicht wäre es besser, wenn du nur "Wenn jemand in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus."

Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.
Schön.

Ich atme tief ein, hin- und hergerissen, ob ich ihn ignorieren oder ihm ins Gesicht brüllen soll, was für ein beschissener Idiot er ist.
Wenn sie sich direkt gefragt hätte "Ich atme tief ein. Soll ich ihn jetzt lieber ignorieren oder ihm ins Gesicht brüllen, was für ein beschissener Idiot er ist.", hättich es, denke ich, spannender gefunden.

Immer wieder gerne, steht da. Und eine Handynummer.
Aww :3

Es passiert wie automatisch. Ganz leicht.
Und so ist sie ein bisschen reifer geworden :D

Das ist echt toll gemacht. Hat mir voll gefallen :D vor allem das Ende.
LG,
alexei

 

Hallo Isegrims,

nein, kein Horror oder schreiende Salatblätter. Mir ist gerade nicht danach. In der Tat befinde ich mich gerade in einer Lebensphase, in der ich viel über genutzte oder verpasste Chancen nachdenke und mir für das neue Jahr fest vornehme, sie besser zu erkennen. Mal sehen, wie das so klappt ;)

Es freut mich total, dass dir der Wechsel zwischen Erinnerungen und Gegenwart gefällt, dass du da gut reingekommen bist. Das ist toll! Nein, dein Ernst, du hasst Achterbahnen??? Ich bin ja auch nicht mehr so mutig wie früher, aber ich liebe es immer noch, in den Freizeitpark zu fahren. Rummelplätze liegen mir auch nicht besonders, aber Freizeitparks, die geben mir immer ein Stück Kindheit, das ich total genieße.

"Rauzart", das gefällt mir :)

warum schreibst du: wie Murmeln? Der hat doch keine Murmeln im Blick, sondern sein Blick bewirkt die Murmeln in ihrem Bauch.
Nee, das bezieht sich ja auch auf das Gefühl, das sie zu beschreiben versucht. Das davor sind Beispiele, wann sie dieses Gefühl hat. Ich schaue mir das noch mal an.

echt, nackt durch die Stadt? Das wär doch eine spannende Geschichte!
Nun ja, das ist von ihr ja nicht so wirklich ernst gemeint, sondern stellt viel mehr dar, dass sie erzählen könnte, was sie will, ihre Freundin hört ihr eh nicht richtig zu. Aber wenn du dadurch inspiriert wirst zu einer Geschichte über eine Frau, die nackt durch die Stadt rennt - ich würde sie gerne lesen ;)

so wie du während des Gatherings 2018
Eher, so wie ich es mich nicht trauen würde ...

Danke dir für deine Gedanken zu meiner Geschichte.
Liebe Grüße!

Hey alexei,

danke dir, dass du vorbeigeschaut hast. Nee, ich bin da ja (oh, welch Überraschung) meiner Protagonistin sehr ähnlich. Ich war noch nie ein Mensch, der es besonders angenehm findet, vor anderen mit meinem Partner Zärtlichkeiten auszutauschen. Also im Sinne von Rumknutschen und aneinander hängen. Das ist einfach unangenehm für diejenigen drum herum. Ich bin da vielleicht nicht ganz so angewidert, wie die Protagonistin, denke aber doch, dass es eher was Intimes ist. Naja, und dieses Schmatzgeräusch, das mag ich in der Tat nicht :)

Wenn sie sich direkt gefragt hätte "Ich atme tief ein. Soll ich ihn jetzt lieber ignorieren oder ihm ins Gesicht brüllen, was für ein beschissener Idiot er ist.", hättich es, denke ich, spannender gefunden.
Das ist eine gute Idee, danke, übernehme ich gerne.

Ja, ich habe es ähnlich empfunden, dass sie am Schluss ein Stück weiter ist. Ich weiß nicht, ob ich es reifer nennen würde, aber sie übersteigt auf jeden Fall eine Blockade, wird aktiv.

Freut mich sehr, dass es dir so gefallen hat!
Liebe Grüße

Meine liebe maria.meerhaba,

ja, ja, ich weiß, ich hätte noch Zeit gehabt, aber ich bin da immer recht fix. Ich kann nicht ewig an einem Text sitzen und immer wieder mit mir hadern. Wenn er fertig ist und ich mehrmals drüber gelesen und korrigiert und verändert habe und damit zufrieden bin, dann will ich das Ding herzeigen und brauche die Blicke von außen auf meine Worte, um dann gescheit weiter dran zu arbeiten. Deshalb ja, es ging fix ;)

Wah, schöner erster Satz :3
Ohne Scheiß, Maria, ich musste beim Schreiben dieses ersten Satzes an dich denken. Wirklich, ich schwöre! Ich habe mir gedacht, dieser Satz, der könnte Maria gefallen. Und er tut es. Das ist geil!

Das Problem für mich ist, dass ich ständig eine Teenagerin vor Augen habe, obwohl diese Dame doch in einem Büro arbeitet und eindeutig älter ist. Ich werde dieses Bild nicht los und es verstärkt sich mit jedem weiteren Satz.
Warum gibt es denn nur die Stufen Teenagerin und Dame? Liegen da nicht noch viel mehr Nuancen des Frau-Seins dazwischen? Nur, weil sie im Büro arbeitet, muss sie keine Dame sein. Und nur weil sie flucht und nicht redet, wie eine Dame, muss sie doch keine Teenagerin sein. Ich weiß noch, wie ich früher mit 16 immer gedacht habe, also wenn ich mal dreißig bin, dann bin ich ja voll reif und erwachsen und rede auch voll gewählt und so. Und jetzt bin ich in den Dreißigern und Pustekuchen. Ich rede immer noch nicht super gewählt, ich fluche für mein Leben gerne, arbeite im Büro und komme mir oft trotzdem noch vor wie ein Mädchen. Ich finde, das eine schließt das andere nicht aus.

Du hüpfst zwischen Gegenwart und Vergangenheit, er wird zu dem tollen Freund, der mit ihr Achterbahn fährt und so, der sie von diesem Ekel befreit und dann so ganz billig seine Nummer hinterlässt
Wo steht denn, dass er zu dem tollen Freund wird, der mit ihr Achterbahn fährt? Und dass er sie von ihrem Ekel (auf was eigentlich?) befreit? Also, es ist alles abhängig von der Art, wie man den Text liest und wie er bei einem ankommt, das verstehe und akzeptiere ich natürlich. Aber so wie du es beschreibst, sehe ich es ganz und gar nicht. Das macht aber nichts, wie du schon schreibst, du bist damit nicht recht warm geworden und das ist total okay. Manchmal funzt es einfach nicht ;)

Ich hoffe, du kommst zum Wortkrieger-Treffen 2018, ich will dich kennenlernen!
Liebe Grüße

Hallo snif,

ach, das macht doch nichts. Ich mag Romantik auch. Aber eher die, die nicht von der Stange kommt. Mit Rosen kannst du mich jagen oder mit romatischen Dinners bei Kerzenlicht. Da gibt es kleine Szenen des Alltags oder Gesten, die tausend Mal mehr Romantik innehaben.

Wie romantisch du hier die Romantik zerhackst. Toll.
Schön gesagt, danke!!

1000 Worte in drei kurzen Sätzen.
Auch hierfür danke! Ich wollte hier ihre Bereitschaft, zu fallen, ihre Sehnsucht in Worte packen und natürlich auch, dass der Typ sie vom Hocker haut, ohne dabei zu kitschig zu werden oder zu ausführlich. Super, wenn das für dich funktioniert hat.

Von A-Z gerne gelesen und mich darin komplett heimisch gefühlt. Herzlichen Dank.
Ich danke dir für die lieben Worte!

Viele Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

Ich kann es nicht ausstehen, dieses demonstrative Schmatzen, wenn zwei Menschen sich küssen.
Ja! Hier hattest Du mich schon! Einfach Spitze! Eigentlich der ganze erste Absatz! Wunderbar!
Und es ist sofort klar: Sie ist Single, neidischer Single.

Ich mag Hubert.
Ich auch. Und es ist toll, dass er fast als Einziger einen Namen bekommt.

„Um die Ecke ist ein H&M“, sage ich grinsend.
Hier dürfte es für mich etwas weniger neutral sein, sie darf ruhig grinsen, denn im Prinzip findet sie es doch witzig, oder nicht?

Er stand auf einer kleinen Bühne und trug seinen Text vor.
Ich schenke Dir ein S. Das ist ein Slam, da gibt es doch eigene Sachen, oder nicht? Das wusste die Prota sicher bereits, nur der Leser nicht...

Ich versuche, zu verstehen, was das heißt: Erfüllung. Aber dann schalte ich den Computer aus, packe meine Sachen und verlasse das Büro.

Sorry, das Aber stört mich. Habe aber grad keine Verbesserung parat.

„Kenne ich gar nicht“, sagt er. Ach was!
„Ist es gut?“ Mein Fuß zuckt.
Den anderen Zeilenwechsel fände ich besser...
Ich atme tief ein, hin- und hergerissen, ob ich ihn ignorieren oder ihm ins Gesicht brüllen soll, was für ein beschissener Idiot er ist. Gerade als ich mich für letzteres entscheide, das Buch sinken lasse und den Mund öffne, höre ich eine tiefe, heiser klingende Stimme hinter mir.
Ich weiß nicht, aber schreibt man Letzteres nicht groß?

Sein Dreitagebart kratzt sicher beim Küssen. Aber nur ganz leicht, sodass es doch irgendwie gut ist. Wir sehen uns an. Die braunen Augen werden zur Pupille hin immer dunkler, wie ein kühler, tiefer Brunnen. Ich will auf die Mauer steigen und reinspringen.
Dass das toll ist, weißt Du schon.

„Nee, aber sie offensichtlich auch nicht mit dir. Schleich dich einfach!“
Also ich fände das sie groß oder kursiv geschrieben besser, auch wenn´s nicht richtig ist.
Dann könnte man sozusagen seine betonende Wortwahl lesen.

Beim nächsten Mal würden wir wieder zuerst die schlimmste Bahn fahren. Ich würde vor Angst fast kotzen und mich dauernd fragen, warum ich das eigentlich mache. Und trotzdem konnte ich es kaum erwarten.
Der letzte Satz hier ist für mich zeitlich irgendwie ungenau.
Vielleicht: Und trotzdem konnte ich es jedes Mal kaum erwarten.

Die U-Bahn fährt in der Endhaltestelle ein und erst als der Lokführer das zweite Mal „Bitte alle aussteigen“ ins Mikrofon plärrt, stehe ich auf.
Diemal nicht Hubert? ;)

Ach - wie schön! Insgesamt gerne gelesen.
Die Zeitsprünge haben mich anfangs leicht verwirrt, machen aber die Geschichte extrem temporeich und flüssig. Die Prota ist sehr sympatisch, auch ohne Namen, was mir sehr gefällt.
Tolle Kleinigkeiten: Das Buch, das sie liest, wird nicht genannt / Benjamin aus der Neunten :D etc.

Lob gab es ja berechtigterweise schon reichlich.
Tolle Geschichte!

Viele Grüße, C.

 

Lieber christianheynk,

freut mich sehr, dass die Geschichte dir gefällt.

Ich finde es hilfreich, wenn die zwei Ebenen auch physisch unterscheidbar sind (durch Kursivschrift z.B.) oder durch Asterisken o.ä. voneinander getrennt werden, aber das ist vielleicht nur eine persönlich Vorliebe.
Ja, das wurde jetzt schon ein, zwei Mal vorgeschlagen, aber ich tue mich damit irgendwie schwer, weil ich mich dann so fühle, als würde ich meinen Text und die Struktur dem Leser vorkauen. Weißt du, was ich meine? Also, das einzige, was ich mir vorstellen könnte, wären Asterisken, mal sehen ... Kursivschrift ist mir einfach zu plakativ. Zu sehr "da, schau her, da wechsle ich jetzt in die Vergangenheit".

Die Überschneidung der beiden Ebenen am Ende (v.a. der Schlusssatz) ist eine gelungene Pointe und macht den Text 'rund'.
Danke, das ist toll.

An dieser Stelle habe ich mich gefragt, ob du Englisch studierst oder sonstwie mit der Sprache zu tun hast
Pah, ich bin tatsächlich ausgebildete Europasekretärin und rede und schreibe sehr viel Englisch im Büro. Ist daher vielleicht wirklich eingedeutsch, aber ich würde es dennoch gerne lassen, weil mir der Klang gefällt :shy:

Liebe Grüße
RinaWu

Hallo pinkbaerbel,

Ja! Hier hattest Du mich schon! Einfach Spitze! Eigentlich der ganze erste Absatz! Wunderbar!
Und es ist sofort klar: Sie ist Single, neidischer Single.
Hmm. Also, erstmal finde ich es toll, dass ich dich mit dem Anfang gekriegt habe, das hört man gerne ;) Aber als neidischen Single würde ich sie nicht zwangsläufig betrachten. Klar, das kann jeder lesen, wie er möchte, aber nur weil sie dieses demonstrative Getue nicht mag, muss sie nicht neidisch sein. Sehnsüchtig vielleicht, aber nicht neidisch. Weißt, was ich meine? Ihr geht dieses Getue prinzipiell auf die Nerven, auch wenn sie vergeben wäre. Aber klar, ich verstehe auch dich, da schwingt natürlich auch was anderes mit, eine gewisse Art von Unzufriedenheit.

Hier dürfte es für mich etwas weniger neutral sein, sie darf ruhig grinsen, denn im Prinzip findet sie es doch witzig, oder nicht?
Nee. Findet sie nicht ;) Sie hat eher Mitleid und will helfen.

Ich schenke Dir ein S. Das ist ein Slam, da gibt es doch eigene Sachen, oder nicht? Das wusste die Prota sicher bereits, nur der Leser nicht...
Ich denke, das erschließt sich von selbst. Dass es ein Slam ist und somit auch sein eigener Text. Mit hat mal jemand gesagt, mit Possessivpronomen soll man nicht so um sich werfen, nur wenn es unbedingt nötig ist. Diese Notwendigkeit sehe ich hier nicht.

Sorry, das Aber stört mich. Habe aber grad keine Verbesserung parat.
Vielleicht lasse ich es einfach weg?

Den anderen Zeilenwechsel fände ich besser...
Ich nicht ;) Denn der Typ redet ja weiter. Deshalb bleibt das in der gleichen Zeile. Der Zeilenwechsel, so wie du ihn machst, sieht so aus, als würde sie etwas fragen, als würde jemand Neues sprechen.

Ich weiß nicht, aber schreibt man Letzteres nicht groß?
Jawoll, ich glaube auch. Das habe ich übersehen. Ist abgeändert, danke.

Also ich fände das sie groß oder kursiv geschrieben besser
Kursiv finde ich gut.

Der letzte Satz hier ist für mich zeitlich irgendwie ungenau.
Vielleicht: Und trotzdem konnte ich es jedes Mal kaum erwarten.
Der stört mich echt auch. Schaue ich mir noch mal an.

Vielen Dank für deine hilfreichen Anmerkungen - und den liebes Lob :)
Viele Grüße
RinaWu

 

Juter, großer J,

liebe Rina,
Mme. Wou,

ich muss Abbitte leisten!

In der 14. Stunde am ersten Adventssonntag d. J. 2017 hatte ich eine Erscheinung, als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel in einem mäßig besetzten Kino - ich hörte zum ersten Mal leibhaftig den Plural "Wägen" für Wagen!

Wer hätte das erwogen! Ich nimmer ...

Töchterlein und Enkel rufe ich zu Zeugen an, denn es ist gewisslich wahr, was die APK -, keine bange, ist keine verbotene Terrororganisation, - Anhänger seit Fiete Appelschnuts seligen Angedenkens dort mit eigenem Ohr vernahm.

Ein Hoch auf die Augsburger Puppenkiste und das, obwohl Frau Cornelia Funke schwerlich mit einem Michael Ende mithalten kann.

Das Urteil kann für mich nur bedeuten, in Sack und Asche zu gehen! Vietnamnahkampfschnitt und Bart ab - ist aber schon wieder drei Tage alt, kratzt dafür zur Strafe wenige mich als ...

Tschüss

der reuige Sünder
Friedel

 

Mein lieber Friedel,

In der 14. Stunde am ersten Adventssonntag d. J. 2017 hatte ich eine Erscheinung, als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel in einem mäßig besetzten Kino - ich hörte zum ersten Mal leibhaftig den Plural "Wägen" für Wagen!
:lol:

Du bist herrlich. War es ein großer Schreck für dich? Ich hoffe, das beschäftigt dich jetzt nicht zu sehr. Es geht ja nun auch wirklich beides, die Wagen und die Wägen, da muss man sich ja nicht für eins entscheiden :shy:

Hab einen schönen Tag!
Liebe Grüße
RinaWu

 

Liebe Rina,

hat viel Schwung, deine Geschichte, deine Sprache prickelt und da sind schöne Ideen drin. Und dennoch finde ich, was den Plot betrifft, dass du Potential verschenkst. Du startest mit einer kolossal schlechtgelaunten Grumpycat Protagonistin. Die finde ich toll. Und ich gehe davon aus, dass das auch irgendwie Thema bleibt. Die Jahrmarkt-Einschübe verstehe ich eigentlich nicht in ihrer Funktion für den Text. Achterbahn, Angst haben, sich was trauen, Lustangst, Fliegen, das Rauschhafte. Mir ist nicht so klar, inwieweit das das Thema des anderen Handlungsstranges spiegelt. Selbst als Gegenpol, als das es wohl gedacht ist, gibt es mir zu wenig her. Genau genommen langweilen mich die Achterbahnszenen sogar, obwohl das sprachlich alles super ist. Den Haupthandlungsstrang finde ich interessanter. Da gibt es Frustration, sowas wie eine Suche, den eigenen Platz im Leben zu finden, Überdruss, sie fühlt sich genervt durch die Menschen um sie herum. Das müsstest du für mich auch nicht erklären, aber halt irgendwie beim Thema bleiben. Denn, wie sich das am Ende auflöst, das ist mir zu banal. Hätte sie dem Typen doch vors Schienbein getreten, ihn aus der S-Bahn geschubst und sie hätten sich gezofft. Diese Verbindung hätte ich interessant gefunden. Aber dass der andere Mann sie erst rettet und dann auch noch einen Zettel hinlegen muss, da hat sie mich enttäuscht. Und, wenn du das Achterbahnthema wieder aufgreifen wolltest, dann hätte sie sich hinterher etwas trauen müssen, was sie sich vorher nicht getraut hat. Nur zurückrufen, wenn sie schon den roten Teppich ausgerollt bekommen hat, das ist mir zu wenig.


Ich will dann immer seine Hand wegschlagen. Oder die Frau an den Schultern packen und sie schütteln. Ich meine – ernsthaft?

Den ganzen ersten Abschnitt finde ich sehr gelungen.

Wenn jemand zu spät in die Bahn springt und in den sich schließenden Türen hängenbleibt, dann flippt Hubert aus. Brüllt in sein Mikrofon und scheißt den Typen vor allen Fahrgästen zusammen.
Ich mag Hubert.

Die Frau ist voller Wut, die der Hubert für sie auslebt. Interessant.

Der Fleck macht ihn echt nervös. Er sieht zu mir auf, die Haut an seinem Haaransatz glänzt.
„Um die Ecke ist ein H&M“, sage ich.
„Falls jemand fragt: Ich hole schnell eine Akte aus dem Archiv.“

Schönes Detail.

Manchmal bin ich die einzige zwischen lauter Müttern. Spätestens nach einer Stunde will ich sie alle ohrfeigen. Oder schreiend wegrennen. Oder einfach nur heulen. Sie laufen alle in die gleiche Richtung und wundern sich, warum ich ihnen entgegenkomme.

Echtes Konfliktpotential.

Auch in der Szene am Ende hast du echt tolle Bilder. Das liest sich angenehm. Aber, wie gesagt, nach dem unkonventionellen Start hätte ich mir etwas Überraschenderes gewünscht.

Liebe Grüße von Chutney, die sich auch schon freut, dich auf dem WK-Treffen kennenzulernen.:)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Chutney,

hmm, ich befürchte, ich kann da gar nicht so viel sagen jetzt gerade :shy: Es ist interessant, wie unterschiedlich die verschiedenen Geschichten hier immer aufgenommen werden, jedes Mal von neuem. Ich selbst habe natürlich etwas gedacht, gefühlt und beabsichtigt, als ich meinen Text geschrieben habe. Ich kann nachvollziehen, wenn da an mancher Stelle anderes erwartet wurde, aber das war eben nicht meine Intention. Deshalb ist es gerade ein bisschen schwierig für mich. Aber ich versuche es.

Du startest mit einer kolossal schlechtgelaunten Grumpycat Protagonistin.
Das ist schon mal der erste Punkt, den ich ganz anders sehe. Und klar, wenn man so an die Protagonistin rangeht, bzw. sie so liest, dann erwartet man nach diesem Einstieg etwas mehr Wut, etwas mehr Aktion, ein Aufbegehren oder so etwas. Ich sehe sie aber gar nicht als Grumpycat, sondern einfach als Frau, die a)eine andere Vorstellung von Romantik hat, als dieses knutschende Paar da vor ihr und b)eher traurig ist, als wütend.

Selbst als Gegenpol, als das es wohl gedacht ist, gibt es mir zu wenig her.
Ja, es ist ein Gegenpol. Dass dieser für dich nicht funktioniert, ist schade. Ich weiß auch nicht, ich sehe darin viel, in diesen Szenen, abgesehen von Lustangst, Fliegen und Rausch, aber das muss natürlich nicht jeder so sehen wie ich.

Hätte sie dem Typen doch vors Schienbein getreten, ihn aus der S-Bahn geschubst und sie hätten sich gezofft. Diese Verbindung hätte ich interessant gefunden.
Siehst du - und ich so gar nicht ;) Versteh mich nicht falsch, ich kann nachvollziehen, was du dir hier eher gewünscht hättest, ich glaube, ich weiß auch, was du mit "banal" meinst, aber ja, was soll ich sagen. Mir war nach einem Happy End. Brauch das gerade.

Es freut mich trotzdem sehr, dass dir sprachlich so manche Stelle gefallen konnte, das ist doch auch was Schönes.

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo RinaWu,

Am schlimmsten ist es, wenn er ihr eine Haarsträhne hinter’s Ohr schiebt mit diesem glänzenden Film auf den Augen.

Hier frag ich mich, ob nicht „mit diesem Glänzen in den Augen“ schöner und treffender wäre. Alternativ: „mit diesem Leuchten in den Augen“.
Bei dir, mit dem Film auf den Augen, herrjeh, hat er gerade eine medizinische Augensalbe aufgetragen, oder wie? Okay, der ironische Tränenfilm solls sein, oder? „Feucht schimmernde Augen“ wären mir dann lieber.

Ich kannte sie auswendig, jede Kurve, jeder Anstieg und jede Beschleunigung.

Ich würde denken, bei dieser nachgesetzten Aufzählung bleibe man im Akkusativ. Dann müsste es heißen „jeden Anstieg“.

Ich weiß noch, wie mir die Wangen wehtaten, weil ich nicht aufhören konnte zu grinsen.

Welcher Mensch spricht denn von seinen eigenen Wangen? Ich würde eher ans Gesicht denken, also „Ich weiß noch, wie mir das Gesicht wehtat, weil ...“

Hm, also ich werde mit deiner Geschichte nicht warm. Weiß auch nicht. Diese Achterbahneinschübe, die sagen mir nichts. Gut, mag damit zusammenhängen, dass ich persönlich diese Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten verabscheue. :D

Den Anfang, dass sie das Geschmatze und Rumgeknutsche von Pärchen in der Öffentlichkeit nervt, das kauf ich. Find ich okay. Aber dann in der U-Bahn-Station. Dass sie dem einen Typen sofort ans Schienbein treten will und beim anderen schon im zweiten Satz daran denkt, dass sein Dreitagebart sicher beim Küssen kratzen würde. Das ist mir viel zu hoppla-di-hopp. Und dann der Zettel mit der Handynummer ... ist das nicht genauso aufdringlich wie fragen, was sie liest? Wenn sie wenigstens in der Bahn nebeneinander gesessen und ein paar Worte miteinander gewechselt hätten! So ist das halt alles eine Träumerei, mehr nicht. Ich spür kein wirkliches Knistern. Den Schluss verstehe ich auch nicht: Das Einzige, was wichtig ist, ist, ob er gerne Achterbahn fährt?

Also, deine Geschichte ist schon flüssig und souverän geschrieben, gut strukturiert und so weiter, das kannst du alles. Sie trifft einfach nur nicht meinen persönlichen Geschmack. Bzw. meine Erwartungshaltung angesichts des Romantik-Tags wird nicht bedient. Für dich ist es wohl die Rummelplatzromantik und ich hätt natürlich lieber mehr über sie und den Typen in der U-Bahn gelesen. :Pfeif:

LG, Anne

 

Hallo Anne49,

erst einmal kurz zu deinen sprachlichen Anmerkungen: Den glänzenden Film würde ich gerne behalten. Wie du schon sagst, es klingt einfach negativer, ironischer, als wenn ich schreiben würde "mit einem Glänzen in den Augen" oder "mit leuchtenden Augen". Das klänge für diese Situation und ihre Meinung darüber einfach zu positiv.

Die beiden anderen Anmerkungen habe ich gerne so übernommen, danke für dein wachsames Auge.

Hm, also ich werde mit deiner Geschichte nicht warm. Weiß auch nicht. Diese Achterbahneinschübe, die sagen mir nichts. Gut, mag damit zusammenhängen, dass ich persönlich diese Fahrgeschäfte auf Jahrmärkten verabscheue.
Das macht nichts. Ich habe schon gemerkt, dass es bezüglich dieser Geschichte zwei Lager gibt, die einen, bei denen genau das ankommt, was ich ausdrücken wollte, und die anderen, die damit herzlich wenig anfangen können. Aber das ist total okay, so ist das eben. Dazu kommt natürlich, dass, wenn du Fahrgeschäfte sogar verabscheust, dieses positive Gefühl der Leichtigkeit, des Loslassens und der Unbeschwertheit bei dir damit überhaupt nicht assoziiert wird. Deshalb machen diese Einschübe dann auch wenig Sinn für dich, auf emotionaler Ebene. Das verstehe ich.

Aber dann in der U-Bahn-Station. Dass sie dem einen Typen sofort ans Schienbein treten will und beim anderen schon im zweiten Satz daran denkt, dass sein Dreitagebart sicher beim Küssen kratzen würde. Das ist mir viel zu hoppla-di-hopp.
Also, es ist ja so, dass der eine Kerl eine Lachnummer ist, ein Hipster, der meint, er hätte es voll drauf. Der nicht checkt, dass man eine lesende Frau einfach in Ruhe lässt. Nein, er unterbricht sie plump und er gefällt ihr nicht. Natürlich kriegt sie da Aversionen. Der andere Typ hingegen gefällt ihr optisch. Das ist doch eine ganz natürliche Sache, oder? Sagt ein Typ "Hi", den du unattraktiv findest, reagierst du darauf ganz anders, als wenn das Gleiche von einem Mann kommt, der dich anzieht. Ich finde das gar nicht so abwegig, diese beiden unterschiedlichen Reaktionen. Plus: Der Mann, der ihr dann die Handynummer gibt, ist zurückhaltender. Klar schiebt er ihr seine Nummer zu, aber nein, das ist nicht so aufdringlich, wie sie dumm anzuquatschen. Mag mein persönlicher Geschmack sein bei Flirtversuchen ;) Ich finde, der zweite Kerl gibt ihr viel mehr Raum, er legt den Zettel hin, überlässt ihr die Entscheidung, wie sie sich verhalten möchte.

So ist das halt alles eine Träumerei, mehr nicht.
Ja, es ist eine Träumerei. Eine, aus der sich mehr entwickeln könnte - oder auch nicht.

Den Schluss verstehe ich auch nicht: Das Einzige, was wichtig ist, ist, ob er gerne Achterbahn fährt?
Hm, naja, nein. Die Achterbahn steht in diesem Text ja nicht nur für sich, sondern für ein Gefühl. Das jetzt aber bis ins Kleinste zu erklären, möchte ich nicht, ich hoffe du verstehst das. Entweder das kommt an beim Leser oder nicht. Wenn ich das jetzt in Einzelteilen aufdrösle, verliert der Text, finde ich.

Bzw. meine Erwartungshaltung angesichts des Romantik-Tags wird nicht bedient. Für dich ist es wohl die Rummelplatzromantik und ich hätt natürlich lieber mehr über sie und den Typen in der U-Bahn gelesen.
Nein, es geht mir nicht um Rummelplatzromantik ;) Der Vergnügungspark steht für ihre Sehnsüchte. Aber das habe ich weiter unten bereits mehrfach versucht zu erklären, das ist auch ein Aspekt des Textes, der entweder ankommt oder nicht. Das akzeptiere ich. Und klar, Romantik sieht jeder anders, das ist eh eine Tatsache.

Viele Grüße
RinaWu

 

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