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sonstige

Genre: sonstige

  1. Das Hier & Jetzt

    Als Luise am Sonntagmorgen nach einer unruhigen Nacht von dem Ticken ihrer Uhr geweckt wurde, traute sie ihren Augen nicht. Ihr Verlobter war weg. Ein Brief lag auf seiner Holzkommode, die sie damals in Holland zusammen gekauft hatten. Luise erinnerte sich gerne, wie sie zusammen etliche...
  2. Unter einer weißen Schicht

    Daran, wie Marah an ihrer Bluse zupfte, die Ledertasche durchwühlte und sich dabei Haarsträhnen aus der Stirn blies, erkannte Roland, dass es in ihr brodelte. Wieder mal. »Ich bin spät dran«, sagte sie. Er zog die Pyjamahose höher und schlurfte Richtung Küche. »Willst du Kaffee?« Sie blickte auf...
  3. Geraldine und Semjon

    Geraldine und Semjon sitzen zusammen am Tisch. Der Tisch ist heute etwas größer als ihr Tisch vor Jahren. Verschiedenes stimmt nicht überein. "Verschiedenes stimmt nicht überein", sagt Semjon und schnippt etwas, das er so oft wie es ging gefaltet hat, auf der Tischplatte vor sich hin und her. Er...
  4. Diagnosen

    Mein Name ist Sarah Werner. Ich bin 26 Jahre alt und verbrachte die meisten Jahre meines Lebens in Heimen. In das erste Heim kam ich, als ich gerade neun Jahre alt wurde. Zu früh? Nein, es war viel zu spät. Ich habe eine psychische Besonderheit, meine Umwelt leidet darunter. Autismus ist die...
  5. Hautkontakt

    Auf meiner linken Handfläche steht 'Romy' geschrieben. Mit blauem Kugelschreiber, in Blockschrift. Das O ist dick und rund, wie ein Kreis, der mich einschließen will. Ich zittere. Schließe die Hand zur Faust. Romy ist weg. Öffne die Hand erneut. Romy ist wieder da. Ich atme ein und ein und ein...
  6. Die letzte Reise

    Auf meinem Schreibtisch steht eine durchsichtige Miniaturvase, aus der sechs dürre Bäume emporwachsen, deren Wurzeln auf dem Grund eines weißgelben Sees liegen. Jede Baumkrone ragt in eine andere Richtung und hält selbst dem stärksten Unwetter stand. Ich kann es wehen, regnen, donnern und auch...
  7. Camposanto

    Du fühlst schon länger dieses Kribbeln. Seit einigen Monaten merkst du es mal etwas mehr, mal etwas weniger. Diese kaum spürbaren Vibrationen machen dich ganz verrückt. Du fährst oft ziellos durch die Gegend und hoffst, den Ursprung dieses Gefühls zu finden. Heute bist du wieder unterwegs...
  8. Lapplands Sonne

    Als Erik Södersen sein Haus gestrichen hatte, strotzte dieses Rot wie er selbst in jenen Jahren vor Kraft und Optimismus. Nicht grell wie Rebellion oder Revolte, sondern warm und stark – eine Farbe des Vertrauens und der Zuversicht. Drei sorgfältig aufgetragene Farbschichten sollten das Holz...
  9. Bis sich was ändert ...

    Zwischen leeren Chipstüten, getragenen Unterhosen, Synthesizern und Glockenspielen, zwischen Schallplatten und Notenständern, an meinem Klavier saß ich klimpernd. Anstelle von Noten verwendete ich das Plattencover: Sie in lässiger Pose vor einem Abgrund, übersät mit Fettflecken und...
  10. Der alte Mann und das Mädchen

    „Es muss gerade erst passiert sein“, sagte der alte Mann. „Was denn?“, fragte das kleine Mädchen und zupfte dabei zappelnd an ihrem rosa Kleid herum. Der Mann schielte sie an. Er konnte sich nicht erinnern, wann sich das Mädchen neben ihn auf die Parkbank gesetzt hatte. „Siehst du nicht denn...
  11. Anzug

    Eigentlich bettreif steigt er von den Schultern des großen Mannes mit Bart und Brille. Rutscht vielmehr herunter. Zieht sein Sakko glatt, greift die Aktentasche von der linken in die rechte Hand und verabschiedet sich. Flüchtig, mit schlaffem Arm winkt er ohne hinzusehen. Ein Wegwinken...
  12. Das Vier-Meilen-Riff

    Der Sturm der letzten Tage hatte seine Spuren hinterlassen. Eine zentimeterdicke, feine Sandschicht lag auf dem Asphalt der Straßen. An den Rändern, an manchen Stellen bis hin zur Fahrbahnmitte, häuften sich kleine Sanddünen. Kam ihnen ein Wagen entgegen, wischte der Fahrtwind den Sand von der...
  13. Grenzen in Fluss

    Etienne trat aus dem Gebäude, das ich einmal schön gefunden hatte. Ich hob den Arm, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Er schirmte die Augen mit der Hand gegen die Sonne ab, nickte und kam näher. »Hat ziemlich lang gedauert!«, sagte ich. Die Glut der Zigarette schnippte ich ab, prüfte mit...
  14. Riders on the storm

    Riders on the storm Wie immer schläft er ein, kurz nachdem er sich in den Wagen setzt. Oder eigentlich ist er gar nicht richtig aufgewacht seit er aus dem Bett gestiegen ist. Wobei „steigen“ bei weitem übertrieben ist, in Wirklichkeit kriecht er heraus und schlurft noch halb im Traum ins...
  15. Das Gezeitengestüm

    Die Szene setzte sich fort bis hin in die tiefen Nachtstunden, die zerflossen wie Sägemehl im Wind, der zerkaut durch das Maul der Sonne und verdaut durch den Darm des Mondes hindurch springt, wegfliegt und nie wieder Muscheln, die laut singen, hinter sich herzieht. Es war, als ob die ganze Welt...
  16. Sein Werkzeug

    Schnell, scharf und schmutzig – so war sein Verstand. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Im Kreis des Grauens; bishin zu völliger Orientierungslosigkeit wand er sich in seinen Windungen, die wie Wind in seinen Ohren verstaubten und dann zerfielen wie Marmelade, die zu flüssig war. Aber...
  17. Das Kalenderblatt

    Es war ein perfekter Sommertag. Die Zeit stand still und das gleißende Licht der Sonne ließ die Welt in einem blendenden Weiß verschwinden. Wann immer es ihr beliebte strich eine zarte Brise über die Gräser, das Haus, und manchmal erreichte sie sogar die Küche. Der Stuhl neben dem alten Gasherd...
  18. Wölkchen am provenzalischen Himmel

    Die Sonnenstrahlen knistern, gleich wird Feuer ausbrechen, und geschmolzene Dachrinnen tropfen auf die Blasen des Asphalts. Diesen Nachmittag würde ich am liebsten im Kühlschrank verbringen, nur sind meine Maße dem im Wege. Bleiben die Eisbrocken im Pastis. Viel Flüssigkeit muss man zu sich...
  19. Anna

    Anna Der Herbstwind sprühte nasskalte Tröpfchen über den Krankenhausparkplatz und Paula zog den Mantel enger. Eigentlich übernahm sie gern zusätzliche Schichten. Heute wollte sie nur nach Hause. Sie rannte die Straßen entlang. Vor ihrer Haustür wühlte sie mit steifen Fingern nach dem...
  20. Eduard - Eine Reise in die Waldkindergartenzeit

    Eduard Es war vor einigen Jahren, da traf ich Eduard. Ich besuchte damals einen Waldkindergarten und war in meinem zweiten Jahr dort. Gerade erst war ich fünf Jahre alt geworden, da kam mal wieder ein neuer Praktikant in unsere Gruppe. Das passierte ja oft bei uns. Praktikanten schienen ganz...

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