Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Schweigen im Wind

    Erstaunt verknotete sich mein Magen, als ich auf der Düne zum Stehen kam. Im kühlen Wind kniete eine Frau und wirbelte Sand in alle Richtungen. Mein Hund raste hinunter und tat es ihr gleich, aber ich wollte weiter gehen. Und bleiben. Auf einer Fläche so groß wie zwei Picknickdecken waren Löcher...
  2. Familienzeit

    Weihnachten mit der Familie Kühne. Ein großes Schweigen. Der Sohn starrt auf das Handy, die neue Freundin. Die Tochter starrt auf die Narben auf ihrem Unterarm, der Ex-Freund. Einzig die Mutter starrt die beiden an und kaut an den Fingernägeln. Seit er weg ist, läuft nichts mehr rund...
  3. Der Schlund

    Wie auf Schienen lenkte ich das Auto die Serpentinen hinunter und nur gelegentlich warf ich einen Blick auf meine Kollegin. Sie saß auf dem Beifahrersitz und studierte aufrichtig konzentriert die Broschüre der Fortbildung, die wir besuchen wollten – Palliativmedizin in der Neurologie. „Sonntag...
  4. Die perfekte Frau

    David zog seine Bifi unter dem Bett hervor, riss die Verpackung auf und verschlang den Inhalt mit zwei Bissen. Das war der schönste Moment des Tages. Manchmal versuchte er ihn lange hinauszuzögern, denn alles, was danach kam, war Langeweile. Seine Mutter musste den Verstand verloren haben, als...
  5. Notbewegungshelfer

    „Notbewegungshelfer“. Ich wiederhole das Wort auf meinem Passierschein innerlich mehrmals. Das bin ich jetzt also. Irgendwie entspricht das dem Hauptinhalt meines gesamten Berufslebens. Vom Grundsatz her betrachtet, helfe ich anderen Individuen dabei, sich zu bewegen. Nur hat sich die Anzahl der...
  6. Heimfahrt

    Da stand er, ganz einsam auf seine Rückkehr wartend. Der Blaue, er hatte tapfer ausgeharrt, während seine morgens noch rücksichtslos dicht gedrängte Nachbarschaft den Nachmittag hindurch immer gefräßiger werdende Betonlücken hinterlassen hatte. Spät abends im Laternenlicht erinnerte er Lars...
  7. Der Schuss

    Spät ist es geworden, beinahe zu spät. Die Sonne ging schon langsam unter und immer noch hatte er es nicht getan. Er schaute nach links und rechts. Keiner, der ihn beobachtete. Gut so. Unter Druck war er noch nie besonders effektiv. Sein Blick richtete sich wieder nach vorne. „Ruhig atmen“...
  8. Copywrite Treppe runter

    Als ich aus der Haustür trete, erstreckt sich unter mir ein Wald. Die Straße vor dem Haus, der Asphaltgeschmack in der Luft; sie sind verschwunden. Mir weht der Geruch von Sommerregen und Erde entgegen. Ich blinzle. So weit ich sehen kann, dicht bewaldete Berghänge, Dunstschleier, die in...
  9. Der letzte Tag

    Heinz Kasupke wachte auf. Das Morgenlicht, das durch das Fenster schien, war noch schwach, ließ ihn aber schon Konturen erkennen: den großen Schrank am Fußende, links daneben den Tisch mit den drei Stühlen. Er wusste, wo er sich befand und das beruhigte ihn. Heinz richtete sich auf. Der Rücken...
  10. Copywrite Ein Nachmittag aus dem Leben eines Chamäleons

    »Was in Bangladesch passiert, bekommt auch keiner mehr mit«, sagt Nick. »Wahrscheinlich nicht, ist kein Thema mehr«, antworte ich. »Hauptsache, wir können uns immer neue Klamotten kaufen. Woher die kommen und wie giftig das alles ist … Scheiß drauf, ist ja nicht bei uns, oder?« Wir sitzen auf...
  11. Schlaf ist heilig

    Es war Sommer und der grüne Bär Jojo hielt seinen nächtlichen Winterschlaf. Er war tief in die himmlische Umarmung des Schlafes versunken und träumte von einem Bett, das noch gemütlicher und einladender war als seines. Sein leises Schnarchen jedoch verstummte jäh, als ein wesentlich schrilleres...
  12. Die Witwe

    Der 16. November war ein trister, grauer und früh-winterlicher Tag. Es war einer dieser Tage, an denen es schwer fällt aufzustehen und die Energie aufzubringen, sich anzuziehen. Mein Blick war auf mein Fenster gerichtet und ich sah die Dächer der Häuser aus meiner Nachbarschaft. Rechts neben dem...
  13. Sternenstaub

    Gina Marie hatte heute ihren sechsten Geburtstag. Sie hatte die ganze Nacht nicht schlafen können vor Aufregung. Und schon den ganzen Morgen hatte sie ihre Mutter auf Trab gehalten. Jetzt klingelte es an der Haustüre und sie und ihre Mutter Ramona kamen gleichzeitig bei der Tür an, um sie zu...
  14. Einzeltiere

    Er hat es gern in jeder Pore – aber woher weiß ich – dass er das Salz gern in jeder Pore hat? Dass er im schmalen Badezimmer steht und der Blütenpyjama aus Tussahseide ist und er ihn von den Schultern wischt, wie das Büßergewand vorm Scheiterhaufen, sich, die Hände mit Blut vollgelaufen und...
  15. Der ertrunkene Mann

    Es war ein wunderschöner, sonniger Tag, weshalb ich beschloss, mit meinen Freunden an den Strand zu fahren. Nun, da es endlich Sommer war, war die Gelegenheit perfekt, um unseren Schulabschluss zu feiern. Für mich würde es auch der Tag sein, an dem ich Tess meine Liebe gestehe. Dieser Tag würde...
  16. Die Galerie der Erinnerungen

    I Tief versteckt unter der Erde gibt es einen Ort, an dem jede Erinnerung eines Menschen, in Form eines Gemäldes, gespeichert ist. Ich hörte zum ersten Mal als Kind von diesem Ort. Jeder Mensch hat dort seine eigene Galerie, mit all seinen Erinnerungen. Keine einzige gleicht der anderen. Die...
  17. Das schwarze Moleskine

    Das erste Mal sah ich ihn im Biologieunterricht. Seine überdimensionierte Brille und sein abweisender Blick stießen mich ab – ich konnte ihn nicht leiden. Wenn er redete, dann nur mit den Lehrern. Seine Antworten auf ihre Fragen waren kurz, auf den Punkt gebracht und intelligent. Insgeheim...
  18. Spätschicht

    Ganz schön leer hier im Büro. Gäbe es hier Grillen, würde ich sie zirpen hören. Die Uhr tickt. Der Regen prasselt gegen das Fenster. Die Lampe vor mir flackert. Was für eine Atmosphäre. Vielleicht kommt bald ein Geist zwischen den Akten hervor? Ich würde mich freuen, dann wäre ich wenigstens...
  19. Ohnmacht

    Ich war in meinem Leben erst ein Mal ohnmächtig. Als es geschieht bin ich jung, halte mich für erwachsen und stehe am Empfangstresen des Kieferorthopäden. Noch vor wenigen Minuten waren zwei Fremde mit Skalpell, Spüler, Sauger, Wattebäuschen und anderem Kram in meinem Mund zugange. Nun habe ich...
  20. Dunkelheit

    Schwarz. Alles ist Schwarz. Er öffnet seine Augen – nichts ändert sich. Dunkelheit, wie sie im Buche steht. Pure Dunkelheit. Tage vergehen – nichts ändert sich. Verzweiflung macht sich breit. Dunkelheit begünstigt Depressionen, Verzweiflung. Er denkt an schöne Zeiten. Es gab sie, die schönen...

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