Was ist neu

seltsam

Genre: seltsam

  1. Der Mond über dem Finsteraarhorn

    Ein Geräusch hatte Jolanda geweckt. Ein kehliger Laut. Ihr eigenes Stöhnen. Das Nachthemd war bis zum Bauchnabel hochgeschoben und klebte am Körper. Zwischen ihren Brüsten stand Schweiß. Noch bevor sie die Augen öffnete, tastete sie über das Kopfkissen im Nebenbett. Leer. Micha, durchfuhr sie...
  2. Endstation

    Meine Hand strich über die leere Wolldecke, die auf der Couch des Hotelzimmers lag, und es war, als richteten sich feine Haare auf, als sprächen die Fasern mit meiner Haut, sagten ihr irgendwas. Gestern hatte sie unter ihr geschlafen. Schmucklose, graue Fabrikhallen, die sich nur kurz neben mir...
  3. Verschwiegene Schatten

    Sie stand noch heute Vormittag am sonnigsten Fleck, draußen im Garten. Sie blickte durch das Fenster hinein, sah ihn, den Gefährten Ihrer Seele. Die Lampen würden abends leuchten, in einem warmen gelben Ton, dem Ton, nach dem sie ewig in zig Baumärkten gesucht hatten. „Lampen? Das ist also eine...
  4. Begegnungen

    Umkleidekabine. Schlüssel in den Spint. Nummer merken, Nummer merken. An der Glastür vorbei -kurzer Blick. Es wird nicht besser. Egal. Es ist wie es ist, wem soll ich denn überhaupt noch gefallen, gefallen wollen. Mein Hirn gefällt mir - immerhin. Hinein in das entspannende Solebad und floating...
  5. Koffer

    „Legen Sie bitte das Gepäck auf die Waage“, höre ich die Frau hinter dem Schalter sagen. Aus meiner Perspektive sieht sie ganz nett aus mit ihrer Frisur und der tadellos sitzenden Uniform. Ganz anders als meine Trägerin. Warum stellt sie mich nicht auf die blöde Waage? Das hat sie doch früher...
  6. Herr Sander

    Diese Hand ist nicht meine. Sie gehört einem fremden, schönen und starken Mann. Diese Hand fährt zärtlich über meinen Unterarm, gleitet sacht über die Härchen, die sich sogleich aufstellen. Ein wohliger Schauer fährt mir über den Rücken und ich lege den Kopf in den Nacken, schaue nach oben...
  7. Im Gewächshaus

    Wie Schmetterlingskokons warten die Knospen der Magnolie darauf, dass es Frühling wird. Als könnte es jeden Tag losgehen. Als gäbe es den langen, dunklen Winter nicht. Helene steht im Gewächshaus und spürt ihn bereits in den Knochen. Sie setzt sich schwerfällig auf die Bank zwischen den...
  8. Die Ratte

    Als es am Morgen graute und der Wecker klingelte, vermisste Stefan seinen rechten langen Arm, um den Wecker wie gewöhnlich auszustellen. Er vermisste auch den anderen Arm, mit der er die Brille auf seinem linken Beistelltischchen normalerweise an sich zog, um die Welt mit scharfer Sicht zu...
  9. Schwarz

    Wolkenfetzen begraben den Vollmond, bis nur noch sein bleiches Schimmern am Himmel liegt - ein Totenschädel unter zerschlissenem Leichentuch. Die Kirche steht nebelumflossen auf einem Hügel, wo Bethlehem und Golgatha vereint sind. Hier erweckt die Schlange den Geist des Todes zum Leben. Die Zeit...
  10. Spuren der Zeit

    Seine Atemzüge beschlugen das Fensterglas, der hoffnungslose Versuch zurück in die Freiheit zu finden. Er war mit der Zeit gegen die Geräusche in seinen Ohren taub geworden, dennoch ließen sie ihn nachts nicht schlafen. Er hatte keine Anteilnahme an seinen Atemzügen. Der Tag ermüdete daran ihn...
  11. Ich sehe die Giraffen

    Sie schreiten voran auf langen, starken Spinnenbeinen. Die Hälse recken sie bis in die Wolken hinauf. Ihre gierigen Mäuler verschlingen die friedlich dahinschwebende Schäfchenherde. Das Rot der Sonne spiegelt sich in den langen Reißzähnen. Kräftige Zungen wischen die Vogelschwärme vom...
  12. Ein neuer Freund

    „Ich habe dir ein Brot für unterwegs gemacht, mein Schatz! Du hast doch heute wieder einen schweren Tag“, sagte Katharina und schmiegte sich an ihren Mann. „Danke dir! Ich komme sobald wie möglich zurück.“ „Ja, bitte, Papa! Spielst du dann wieder mit mir Verstecken?“ Jürgen hob Mia hoch und...
  13. Novelle Der Dämon am Haken

    Wieder fällt eine blau-grüne Feder auf den Boden des Käfigs. Der von Mitleid geplagte Abt des Klosters bemerkt es, und kann es doch nicht über sich bringen seinen wunderschönen Kanarienvogel freizulassen. Wo soll der Vogel schon hin? Die Welt da draußen ist ausgesprochen feindlich...
  14. Der Schneemann

    Auslöser: Florian Meimberg@tiny_tales 23. Dez. 2009: "Eines Morgens stand ein Schneemann in ihrem Vorgarten. Außerdem war ihr Mann weg. Ein Zusammenhang, der ihr erst im März klar werden sollte." Meine Geschichte dazu: Seit Wochen war es kalt. Immer wieder hatte es ein wenig geschneit, aber es...
  15. Eine Begegnung mit einem Tod

    Der fremde Mann sah ihn an, als ob er ein Gespräch beginnen wollte. Wahrscheinlich hatte er ihn in den Nachrichten gesehen. Aber Paul Riggs hatte keine Lust auf Gespräche. Nicht heute. Nicht nach dem, was passiert war. Dabei hatte der Nachmittag so gut begonnen. Es war Urlaubszeit und Freitag...
  16. Wo der Himmel liegt

    Sein Fang bekannte sich erst zum Verlust seiner Freiheit, als er nicht mehr atmen konnte. Der Wasserspiegel zog die Grenze zwischen Kampf und Kapitulation. Der geschwächte Fisch wog weniger als die Kraft, die es brauchte, um ihn aus dem Wasser zu ziehen. Er war Fischer, das nötige Zubehör einer...
  17. Schatten

    Wie bin ich hierhergekommen? Gerade noch war der Boden unter mir weich und es roch nach nasser Erde. Jetzt tut alles weh, der Boden ist so hart geworden. Mein Kopf liegt unbequem auf nassem harten Untergrund. Ich kann ihn nicht heben, etwas Warmes sickert neben meinem Ohr herunter. Es ist...
  18. Der Autor

    Der Autor Ein wohliger Kaffeegeruch erfüllte den Raum. Es war nicht das erste Mal heute, dass die Maschine lief. Peter griff die mit vertrockneten Kaffeeflecken beschmierte Tasse und nahm einen kräftigen Schluck des viel zu heißen Gesöffs. Er schlenderte durch die abgedunkelte Wohnung. Es...
  19. Das Schattending

    Da war ein Licht am Ende des Tunnels. Genau wie es einem immer versprochen wurde. Ein wunderschönes Licht, warm und golden, wie das der Oktobersonne, wenn sie Abends zwischen dichten, herbstlichen Baumkronen versinkt und die Welt in ihr Zauberlicht hüllt. Sein Anblick erfüllte mich mit einer...
  20. Der Narr

    In einem Eck neben dem Thron hockt der Narr. Seinen Rücken hat er dem König zugewandt, sein Blick schweift über die Menschen, die eng gedrängt den Thronsaal füllen. Sein Gesicht liegt halb im tiefschwarzen Schatten, halb im gleißenden Sonnenlicht: Ein Mundwinkel, der sich in einem scharfen Bogen...

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