Was ist neu

satire

Genre: satire

  1. Das Nichtaufwachen

    Stillschweigend saß sie am Rande einer Sitzbank. Langsam und scheinbar immer im gleichen Abstand zueinander schritten schwarzgekleidete Menschen an ihr vorbei. Es glich beinah’ einem Tanz, bei dem sich alle an eine unausgesprochene Choreographie hielten. Einige hielten sich ein Taschentuch...
  2. Der Fliegenfischer

    "Ich bin Fischer", sagte der Herr mit dem großen Krempenhut. "Fliegenfischer", setzte er nach, während er sich bückte, um dem kleinen Jungen näher zu sein. Die großen, schweren Stiefel glichen Säulen und in seiner, am Bund abgeschnürten Wathose sah er aus wie eine riesige Bratwurst. "Ja ja"...
  3. Die Burg

    Sehnsüchtig schaute Jaro Bobul mehrmals am Tag zur Burg. Über dem Fluss thronend, beherrschte sie die Ebene. Mauern, Laufgänge und Türme auf dem Hügel wiesen mit gesichtsloser Mächtigkeit jede Hoffnung auf Eroberung ab. Seit der Besiedelung der Gegend schützten die Felsenquader ihre Bewohner...
  4. Cholesterin

    Mit zusammengekniffenen Augen blickt er in die Leere und sieht die Sonne. Er ist überzeugt, dass ihm der Himmel wieder einmal geholfen hat. Ebenso überzeugt ist er von seiner Gesundheit. Die Natur hier oben gibt ihm alles, was er braucht. Und er kennt die Natur: die Tiere, die Pflanzen und das...
  5. Eilmeldung

    +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Breaking News +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Jochen Müller, Präsident des DVV (deutscher Veganer Verband), holte in einer heute veröffentlichten Stellungnahme zum Rundumschlag gegen die Sanitärindustrie aus. "Mit großer Sorge und wachsendem...
  6. Schrecksekunde

    Ein Anruf: „Herr Müller, kommen Sie bitte in mein Büro!“ Herr Müller kommt ins Büro. „Herr Müller, bitte setzen Sie sich! Ich möchte Ihnen mitteilen, dass Ihre Anwesenheit inzwischen überflüssig geworden ist. Zur Entlastung des Unternehmens und der Gesellschaft werden Sie nun erschossen.“ Herr...
  7. In der Kirche

    „Morgen mein Schatzi. Du, heute geh´n wir in die Kirche.“ „Ich bin müde.“ „Das ist keine Ausrede und eine andere will ich nicht hören, du kommst jetzt mit. Tu doch das für mich, du warst schon so lange nicht mehr und das gehört sich einfach.“ „Aber...“ „Kein Aber, dafür bekommst du danach ein...
  8. Traum

    In dieser Nacht ereilte mich wieder die Traumwelt. Ich lag im tiefsten Wald umgeben von Bäumen und Sträuchern, sonst nur Stille. Es war dunkel, trüb; doch durch einige Bäume am Waldrand schimmerte die Sonne durch. Ihre Strahlen wurden immer stärker, bis der ganze Wald erleuchtet wirkte. Ich...
  9. Tod nach dem Leben

    Grandioses Schweigen. Unter der Erde lieg ich, schon lange. Ich habe das Zeitgefühl verloren, schätzungsweise der dritte Tag im engen Sarg. Mein Körper rührt sich nicht mehr, er ist tot, aber ich denke noch und weiß noch wer ich bin. Ich denke, dass es langweilig ist und weiß, dass ich allein...
  10. Beim Friseur

    Du lieber Spiegel an der Wand, was versuchst du mir zu sagen? Die Frisur, du hast recht, es ist schon wieder 6 Wochen her. Der Besuch der Haarschneiderin ist unumgänglich. Termin geplant. Auto fährt. Geld abgehoben. Betreten des Salons. Grüßen der Friseurin. Platz nehmen. Der Mann im Spiegel...
  11. Modemädchen

    Klick. Pickel weg. Klick. Lachfalten weg. Klick. Rötungen weg. Klick. Dekolletee üppiger. Klick. Fünf Kilo weniger. Klick. Thigh gap. Klick. Andere Haarfarbe. Klick. Speichern. Klick. Hochladen. Zufrieden bemerkt Bella, wie die „Gefällt mir“ Angaben steigen. 100. 200. 300. 400. 500...
  12. Individualisten

    „Kommst du mit?“ „Wohin?“, frage ich, „Zur Demo.“ „Zur Demo?“ „Ja, zur Demo gegen die Einführung von Schuluniformen.“ Eine Demonstration gegen die Einführung von Schuluniformen? Ich habe nichts davon gehört und ich glaube auch nicht, dass viele daran teilnehmen, trotzdem frage ich weiter. „Wo...
  13. Die Keulung

    Das Telefon klingelt. Herr Breuer nimmt den Hörer ab. „Hallo.“ „Otmar Weber, Ordnungsamt der Gemeinde Bernach. Sind Sie Herr Breuer?“ „Ja.“ „Gegen Sie liegt eine Anzeige vor. Ihre Hühner laufen draußen frei herum. Sie sollten doch wissen, dass das nicht mehr erlaubt ist! Wollen Sie uns alle in...
  14. Giersch

    Wenn ich nicht aufpasse, überwuchert es alles. Mit Handschuhen, Eimer und Jätekralle stand Elisa im kniehohen Unkraut, das in weißen Dolden blühte. Die Niemeierin von nebenan winkte freundlich herüber. „Na, auch mal fleißig?“ Elisa bückte sich. Ihre Magensäure floss in den Hals. In der Hocke...
  15. Schattenwerfer sind auch keine Leuchten

    O´Brian werde ich beim nächsten Treffen die Eier durch die Nase ziehen und sie dann an den zwei einsamen Zellen seines Hirns festtuckern. Hohlraumversiegelung vom Feinsten. Aber wozu eigentlich, es könnte ja eh nur heiße Luft aus diesem irischen Kanisterkopp entweichen. Angenommen, man könnte...
  16. Therapieantrag

    Sehr geehrte Frau A von der Radikal-Krankenversicherung! Ich vermute, dass Sie für mich zuständig sind. Ihr Name stand auf dem ersten Ablehnungsbescheid, den Sie mir nach einer fünfwöchigen Ruhephase zukommen ließen. Oder Frau B? Nachdem Frau A plötzlich nicht zu sprechen war, hatten Sie mir...
  17. Das letzte Konzert

    Als fünfjähriger Junge begeisterte Serenus Sacer Fernsehzuschauer und Konzertbesucher mit seiner Geige. Besonders Mütter und Großmütter jauchzten vor Entzücken, wenn das Kind und später der Jüngling im feinen Anzug mit Fliege auf die Bühne tippelte, sich artig verbeugte, vor das Orchester trat...
  18. Der Ritter Rüdiger

    Im fernen Sauerland lebte einst ein Junge namens Rüdiger mit seinem alten Vater. Die beiden hatten nicht die gleiche Meinung, wenn es um Rüdigers Zukunftsplanung ging. „Oh, Rüdiger“, sagte der Alte oft, „wie wäre es so schön, wenn du einmal das aufregende Leben eines Elektroingenieur führst“...
  19. Frau Surbier und die Gießkanne

    Mit nachdenklichem Blick saß Gisela Surbier an ihrem Küchentisch und löste das Kreuzworträtsel der Tageszeitung, während auf dem Herd ein großer Topf Graupensuppe vor sich herbrodelte, den sie vor einer halben Stunde angesetzt hatte. Es war der 22. Januar und bitter kalt im schönen...
  20. Der Demonstrant

    „Wir sind das Volk!“, hallt es durch die Dresdner Innenstadt. Es ist Montagmittag und Alexander Dombrowski befindet sich umgeben von tausenden Leuten auf einer Demonstration. Heute wird gefeiert, denn sie haben es geschafft. Nach zahlreichen Drohungen im Internet und asylkritischen...

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