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Genre: gesellschaft

  1. Das Mädchen und die eisigen Tränen

    Sie steht still. Atmet ruhig. Nichts kann sie aus der Ruhe bringen. Noch drei Schritte bis zum Abgrund. Sie hat es sich gut überlegt. Hatte lang genug Zeit dafür. Hat lang genug den Anderen die Zeit gegeben. Die Möglichkeit, sie zu retten. Die Chance, ihr zu helfen. Doch die Anderen haben ihre...
  2. Chaosfahrt

    Die Buchseiten rochen muffig. Über mir erblickte ich nichts als die gelbbraunen Seiten. Es tat gut, einmal nicht den Gestank nach Käsefüßen und altem Schweiß in der Nase zu haben, nicht die hässlich gemusterten Bezüge der Sitze anzusehen, nicht die Hinterköpfe der Fahrgäste, die ich schon seit...
  3. Jemen, ich und der liebe Gott

    Jemen, ich und der liebe Gott Es ist Freitag, der 22. Dezember 2017. Die letzten Unterrichtsstunden dieses Jahres sind erledigt. Endlich Ferien! Zwei Wochen! Ich stehe in Linz vor der Trafik in der Landstraße. Die Werbezeile über der Eingangstür für den Lottojackpot läuft unermüdlich. Das...
  4. Blitzgescheit

    Alles hier war viel zu hell, es hätte dunkel sein müssen als ich die Augen wieder öffnete. Die Hand, die sie mir hinhielt hatte wohl eher symbolischen Charakter. Die Dame schien gerade kräftig genug, sich selbst auf den Beinen zu halten. Ich griff dennoch danach und stand langsam auf. Meine Hose...
  5. Ein Stück Erdbeerkuchen hat 269 kcal

    „Ist dir das auch genug? Ich meine, es gibt noch Erdbeerkuchen im Angebot, wenn du willst“, sagt er. Ich schaue angewidert in die leere Suppenschüssel vor mir. Die Reste von Linsen und Erbsen erinnern an getrocknetes Erbrochenes. Ohne Kommentar verlasse ich den Tisch mit meiner Tasche und gehe...
  6. Der Dank der Familie

    Sie erreichten die Küste kurz vor Sonnenaufgang. Zwar hatte das Licht der Morgendämmerung den Strand noch nicht berührt. Dennoch waren sie spät dran; die Fahrt von Sirte hatte länger gedauert, als sie erwartet hatten und auch eine geeignete Stelle zum Anlanden hatten sie erst suchen müssen. Der...
  7. Im Supermarkt

    Der Plan war folgendermaßen: Noch schnell ein paar Kleinigkeiten besorgen und ab nach Hause. Die Kopfschmerzen brummten schon und die Augen waren schwer. Es war ein langer Tag im Büro gewesen. Aus dem „schnell“ wurde nichts. Was ich nämlich nicht sah, als ich mich an die Kasse stellte, war...
  8. Schutzgeld

    Wie aus dem Nichts stand er plötzlich neben dem kleinen Fiat Panda und klopfte an die Scheibe. „Verdammt habe ich mich erschrocken!“, rief Adrian, während er das Lenkrad noch in der Hand hielt. Als er das Gesicht des Fremden sah, spürte er Panik in sich aufsteigen. Sicher würden die anderen sein...
  9. Fallen

    Mit einem leisen, fast zarten Geräusch öffnet er sie, die letzte in dieser Nacht und tritt einen Schritt zurück. Im Wald ist es dunkel und Feuchtigkeit durchwebt die Luft. Er muss sich auf den Heimweg machen. Nach Hause, das keines ist. Festen Schrittes macht er sich auf den Weg durch den...
  10. p

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  11. Na also, geht doch!

    Vincent ist ein schmächtiger Junge, vielleicht sechs Jahre alt, mit raspelkurzem blondem Haar und dem gleichen versoffenen Blick, den auch seine Mutter im Gesicht trägt: kleine, eng stehende Augen, zu einem Drittel durch das obere Lid verdeckt, unsteter Blick nach oben. Vincent ist kein hübsches...
  12. Der Parkwächter

    „Du Schaßtrommel, kannst du nicht lesen? Fahrrad fahren verboten! Hier ist kein Fahrradweg. Im ganzen Park hier ist Fahrrad fahren verboten. Verboten!“ Der ältere Mann deutete sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, schüttelte den Kopf und murmelte noch etwas vor sich hin. Kurz zuvor hatte er...
  13. Windschattenjahre

    Georgia verschwand an einem Sturmtag, der heulend die Stadt anzischte, Fassaden verletzte, während Sturzbäche auf den Asphalt krachten, Neonblitze den Tag erhellten und die Menschen in die Häuser flohen. Ich stieg triefnass die Treppen hoch, hörte dem Holz zu, das unter den Schuhsohlen ächzte...
  14. die Schizophrenie des Besitzens

    Die Wohnung ist klein, aber gut gelegen. Sie ist teuer, aber dafür eben gut gelegen. Anton hatte keine große Auswahl. Er hatte keine Wahl. Die Wohnung gefällt ihm, sie muss ihm gefallen. Eigentlich muss sie ihm auch nicht gefallen, weil er nicht lange hier wohnen bleiben wird. Hier wohnen...
  15. Hoch-Zeit

    Die Stimmung kochte und es war etwas wuselig. Karl trug vor aus der Hymne Die huntertelf Namen der Angela Merkel. Begeistertes Volk tanzte und sang kaum manisch mit. Dramaturgische Hochzeit der kleinen Festivität zur Drucklegung der neuen Ausgabe ihrer Zeitschrift. Die der Kardinal noch stets...
  16. Am Ende bleibt der Wind

    Albrecht führte den Rotmarder-Pinsel langsam über das Aquarellpapier und tupfte zartes Gelb auf einen grünen Hügel, während der Klapphocker ein Stück im Boden des Geestrückens versank. Eine große Wolke verdeckte das Sonnenlicht, das eben noch die Gräser glänzen ließ. Der Dackel Paul erhob den...
  17. Norbert Hainemann: Wie die DDR mir ein Leben raubte.

    Es ist das erste Mal in mehr als drei Jahrzehnten Ehe, dass sich Norbert Hainemann nachts aus dem gemeinsamen Einfamilienhaus in Leuna schleicht. Er will verschwinden. Sitzt mit pochendem Herzen in seinem Auto in der Einfahrt jenes Einfamilienhauses. Die Fahrertür, noch geöffnet, wird von ihm...
  18. Die nervige Stimme

    „Sollen wir am Esstisch oder auf der Couch essen?“ „Lieber auf der Couch. Ich würde gerne nebenbei Nachrichten gucken, wenn es dir Recht ist.“ „Klar! Ich habe übrigens noch eine Flasche Ginger Ale gekauft. Sollen wir ein Glas zum Essen trinken?“ „Oh ja. Hast du die Flasche kalt gestellt?“ „Ja...
  19. Im Namen Gottes

    "Ich danke euch vielmals, mein Herr!", bedankte sich die Bauerfrau freudig während der Mann sein blutiges Schwert mit einem weißen Lumpen säuberte. Vor ihm lagen die Leichen zweier Männer, die soeben mit dem Schwert im Namen Gottes gerichtet wurden. Sie hatten vorgehabt, die Frau zu...
  20. Mit der Tochter meiner Frau

    Statt zu stoppen gab ich Gas, der Junge sprang panisch nach hinten, was lächerlich aussah. Ich sah seine grotesk entgleisten Gesichtszüge, sie erfreuten mich wie ein Sonnenaufgang. Nach einer Schrecksekunde sprang er wütend auf mich zu und donnerte theatralisch mit der Hand auf den Kühler meines...

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