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Genre: gesellschaft

  1. Haariger Wahn

    Ein Blick in den Spiegel. Ein Blick ins Leere. Die Frau ist dieselbe und doch erkennt sie sich nicht. Liegt es an der Frisur, die längst keine mehr ist? Ein Frisörtermin ist fällig. Gedankenversunken greift sie zur Schere. Sie würde morgen anrufen und sich einen Termin geben lassen. Und wie die...
  2. Pierre

    Die Bar ist heute Morgen schlecht besucht. Ich trete trotzdem ein, ziehe den Gesichtslappen von Nase und Mund, stecke ihn weg. An einem Tisch im Eck sitzt ein Bekannter aus dem Viertel. Seine Maske baumelt ihm lässig vom linken Ohr. Ich bestelle und setze mich zu ihm. Er heißt Pierre. Pierre...
  3. Bademeisterdiktatur

    „Es juckt doch nur ein wenig zwischen den Zehen!“, sagte Anselm und das Gesicht des Bademeisters ärgerte ihn. „Schreiber“ stand auf dessen Namensschild, aber er sah wie ein Schreiberowska aus. „Ähm, Sie müssten…“, fing der an, dann wusste er nicht weiter. Anselm stemmte die Hände in die Hüften...
  4. Der letzte von Pechmann

    Sie war hübsch, jung und exotisch. Die reinste Blutkur für die von Pechmanns. Clemens würde sie ansprechen und zwei Tage später heiraten. Er war 48 und immernoch kinderlos. Ein Egomane. Gleichzeitig altpreußisches Grafengeschlecht. Mit ihm würde eine ganze Adelslinie aussterben. Papa ging...
  5. Fühlst du dich einsam?

    Die Corona Pandemie bringt bei sehr vielen Menschen die Einsamkeit hervor. Besonders schwer betroffen davon sind die, welche sonst gerne von ihren Mitmenschen umgeben sind, um sich abzulenken. Ein Tag im Lockdown, welcher genauso unspektakulär war wie der davor, letzte Woche oder gar letzten...
  6. Unbemerkt

    Unsichtbar stolperte Gregor die Treppe runter. Wie jeden Morgen war er pünktlich um 06.00 Uhr vom Wecker geweckt worden, hatte geduscht, sich rasiert, angezogen, Rührei mit Toast gefrühstückt, Zähne geputzt und dann seine Wohnung um genau 07.05 Uhr verlassen und wollte das Treppenhaus runter zur...
  7. Лазурит (Lazurit)

    Agafja steht mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Wie jeden Tag. Sie blinzelt und schaut zum Himmel, als sie aus der Hütte tritt. Gott ist überall und in der Natur ist man ihm am nächsten. Sie legt den blauen Stein vor sich auf den Schrein und nimmt die Bibel zur Hand, streicht über das Leder...
  8. Der Tankstellenpriester

    Wenn es Melly schlecht ging, legte sie sich gelegentlich auf die Couch. Sie wünschte sich dann jemanden, der ihr zuhören und mit ihr reden möge. Leider konnte die Couch weder das eine noch das andere, doch hatten die beiden – Melly und die Couch – schon einiges zusammen erlebt. Die Couch hatte...
  9. Tausendmal Du ....

    Rums, die Tür flog auf und dann mit einem lauten Krachen wieder zu. Und da stand sie dann, der Sturm hatte sie hereingeweht. Mit einer schnellen Bewegung strich sie ihr langes, braunes Haar aus dem Gesicht. Keck schaute sie sich um und grinste. Es roch nicht nur nach Qualm, Alkohol und Schweiß...
  10. Maskenball

    Eine weitere Bremsschwelle nehmen wir zu schnell. Die Fahrerin beschleunigt. Die Häuser rauschen nur so an uns vorbei. Ich sitze auf der Rückbank eines SUV, zupfe nervös an meiner Gesichtsmaske, rücke sie zurecht. „Musst Du immer daran herummachen“, knurrt mein Sitznachbar. Ich versuche meine...
  11. Der Elefant mit der Blume

    In einer anderen Zeit und einer anderen Welt, lebte ein kleiner Elefant. Er war ein seltsames kleines Kerlchen. So sagten es zumindest die anderen in seinem Rudel. Das Rudel bestand aus 23 Elefanten. Neben ihm gab es noch sieben weitere kleine Elefanten. Er war nicht allein. Zumindest nicht...
  12. Noli me tangere

    Habt ihr das von diesem … Otchorak? Niemand hat das bisher gefragt, obwohl das Plakat seit Wochen im Fenster hängt. ›Ein Buch übers Abtauchen in eine Parallelwelt‹, damit kenn ich mich aus. Und ein Buch, das niemand lesen will. Ich sehe sie draußen vorbeigehen, kleiner Seitenblick und weiter...
  13. Die Muse

    Die Backsteinfassade leuchtet. Eigens für diesen Abend installierte Strahler heben die ehemalige Fabrikhalle noch deutlicher von den benachbarten Glas- und Betonbauten ab. Es sind fünf Grad unter null. Der Schnee der letzten Tage türmt sich schwarz gesprenkelt neben dem gusseisernen Zaun...
  14. Bereit zu der Reise

    Bereit zu der Reise Mit geschlossenen Augen liegt er da, dahingestreckt, ausgespuckt von einer weiteren widerwärtigen Nacht. Langsam, sehr langsam lösen sich seine Gedanken von der Erbärmlichkeit der alles durchdringenden Schmerzen. Ihm fallen die fast vollständigen Papiere in seiner...
  15. Türkisblau

    Als sie in den von der Sonne aufgeheizten Wagen steigt, spürt Maja, dass sie angefangen hat zu schwitzen und der Stoff des dünnen Sommerkleids unter ihren Achseln feucht wird. Sie lässt den Wagen an und dreht die Klimaanlage hoch. `Auf der kurzen Strecke wird das Auto kaum abkühlen`, denkt sie...
  16. Nachbarskind

    Ich komme vom Einkaufen, als sie aus dem Fenster fällt. Die Henkel der Tüten entgleiten meinen Fingern, ich renne zu ihr, knie vor ihrem kleinen Körper. Will sie packen, an mich ziehen – warum schreit sie nicht? –, ihr übers feine braune Haar streichen und sagen, alles wird gut, war doch gar...
  17. Mutprobe

    Hätte es an jenem Tag, im Sommer vor vier Jahren, doch genauso aus Kübeln geschüttet. Der Gedanke hallt nach, während ich die abgenutzte Stelle im Goldrand unserer Geburtstagstasse entdecke. Der erste Schluck der süßen, heißen Schokolade, jedes Jahr wieder ein altersloser Genuss. Vorsichtig...
  18. Der erste Lockdown

    Einkaufen ist nicht mein Ding. Große Räume, viele Menschen, Gedränge, fürchterlich! Darum sorge ich immer erst dann für Nachschub, wenn ich keinen sauren Apfel mehr habe, in den ich beißen kann. Leider brachte mich diese Taktik am Anfang des ersten Lockdowns etwas in Bedrängnis. Der Kühlschrank...
  19. Die graue Rampe

    Es gibt einen Grund dafür, warum ich mir stets zuerst meinen linken Schuh anziehe, warum ich immer auf der linken Straßenseite entlanglaufe und warum ich immer mit dem linken Bein aus dem Bett steige. Immer wenn ich schwarz-weiß Aufnahmen aus einer längst vergangen Zeit sehe, stelle ich fest...
  20. Regeln

    Weil Devin dachte, dass jeder Mensch ein Talent besitze und seines sicherlich im Schreiben liege, denn wo sollte es auch sonst sein, glaubte er an sich und sein Können und strich deswegen den ersten Satz seiner Kurzgeschichte nur sehr zögerlich, aber doch mit Nachdruck durch, denn eine...

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