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Genre: alltag

  1. Isabell

    alltag 
    19.23 Uhr. Isabell steht am Wohnzimmerfenster und schaut in den dunklen Novemberabend. Wo bleibt er nur? Er hat doch schon vor über drei Stunden Feierabend gehabt. Aus den Fenstern ihrer Parterrewohnung kann sie die kleine Straße nur ein winziges Stück einsehen. Die Straße macht einen leichten...
  2. 1988 - Eine Woche im Kreislauf - die Wirklichkeit eines unzerstörbaren 17jährigen

    1988 – ein beliebiger Montag Berufsschule. Ich habe verschlafen, der Sonntag war wohl zu lang. Ich hänge mir meinen dunkelbraunen Wildlederbeutel mit den Fransen und dem gummierten Motörheadpatch um den Hals. Das Ding habe ich von Ingolf, hat er aus Ungarn mitgebracht, und ist bei den Metallern...
  3. Im Rausch der Gedanken

    Für einen Samstagabend war die U-Bahn gut besetzt, platzte aber, anders als an Wochentagen, keineswegs aus allen Nähten, wodurch man nicht nur in den Genuss einer Sitzgelegenheit kam, sondern obendrein – solange man nicht ins Visier eines Schaffners geriet – seine Beine bequem am freien Platz...
  4. Ein seltsamer Morgen

    Er wachte auf. Die Sonne stand nur knapp über dem Horizont. Er blickte auf. In wenigen Minuten würde sein Wecker klingeln. Er richtete sich langsam auf. Sein Blick fiel auf eine große, braune, fast schon antike Kommode, die er bereits vor einiger Zeit reparieren wollte. Lange dünne Nägel ragte...
  5. Die alte Frau

    alltag 
    Mühselig bückte sich die alte Frau nach einer Zeitung die auf der Straße lag. Der Zeitungsjunge hatte sie bei seiner Arbeit verloren und es war ihm egal. Er war froh, seine Ware loszuwerden, egal wie. Er kotzt mich an. Die Zeitung verschwand in einem Müllsack, den die Frau auf ihrem Rollator...
  6. Schattenboxen

    Schweigend stellte er seinem Immunsystem eine Zigarette vor. Er bewegte sich flüssig und gelassen, er wusste, dass ihm die Luft nicht deswegen wegblieb und auch nicht wegbleiben würde. Während des Trainings war er stark. Seine Atmung war kontrolliert und sein Verstand arbeitete ruhig und...
  7. Und dann war da Ruhe

    Als er heute Morgen in sein Büro kam, lag da eine Maus. Sie lag mitten im Raum. Auf Boden. Als wenn sie mitten im Laufen liegengeblieben wäre. Einfach so. Er näherte sich ihr. Sie blieb liegen. Offensichtlich tot. Um ihre Schnauze ein weißer Bart. Weißes Pulver. Es hatte nicht geschneit. Sie...
  8. Wir grillen

    alltag 
    Mein Gastgeschenk ist ein ordentlicher Wein. Sehr ordentlich sogar, der Preis gerechtfertigt. Man sollte ihn mit wachen Sinnen und halb geschlossenen Augen genießen. Für einen Rausch ist er ungeeignet. Rainer hat eingeladen und bedankt sich. Etwas fahrig vielleicht, aber er hat volles Haus. „Geh...
  9. Die Spinne

    Rot! Zwei rote Streifen. An einem grauen, nebligen Novembertag. Marie hielt den Teststreifen noch einmal vor das Fenster. Kein Zweifel möglich. Sie knipste das Licht an, obwohl es noch nicht einmal drei Uhr war. Vielleicht was falsch gemacht. Bestimmt. Marie las sich die Gebrauchsanweisung ein...
  10. Buena Vista

    Der Atlantik schien bemüht zu sein, Compays Gitarre mit der tosenden Brandung zu übertönen, scheiterte aber an dessen unverkennbarer Art, die Saiten zum Singen zu bringen. Ibrahim hatte sich einen ganzen Straßenzug lang Mühe gegeben, seinen Schritten eine gewisse Zielstrebigkeit abzunötigen. Das...
  11. Den Wald vor Bäumen nicht

    Ich habe meinen Schlüssel verloren, ausgerechnet heute. Um sechs Uhr bin ich los gelaufen, durch den Wald, um den Kopf frei zu bekommen nach einer schlaflosen Nacht. Am Ende der Straße biege ich ein in den vertrauten Wald, Lieblingsplatz und Zufluchtsort meiner Kindheit und Jugend. Nach dem...
  12. Sündhaft teure Geschenke

    Der Betrag, den mir die Kassiererin von der Kreditkarte hobelte, stand in keinem Verhältnis zu der Menge Stoff, die ich dafür erhielt. Die hübsche Brünette hinter dem Tresen umgab eine Wolke aus irgendeinem Aroma, dem ein ordentlicher Schuss betäubender Pheromone beigemischt sein musste. Unter...
  13. Timo Tusker ist nicht mehr.

    Mir ist, als ob es gestern wär - Timo Tusker ist nicht mehr. Am Morgen öffnete sich die schwere Eichentür der Kapelle von St. Johannis. Der dezent geschmückte, aber nicht sonderlich große Bauch des Kirchenschiffes lag vor den eintretenden Menschen. Auf dem Weg in den Raum stellte man fest...
  14. Das Etwas

    alltag 
    Die S-Bahntür öffnete sich automatisch, ich ging hinein und Carmèn folgte mir. Die Tür schloss sich wieder, ich lehnte mich ans Fenster und blickte hinaus, wie ich es immer tat, egal womit und wohin ich fuhr. Meistens hatte ich ein Buch dabei, wenn ich längere Fahrten antreten musste aber ich...
  15. Serie Havanna-Blues

    Das mächtige Schiff schaukelt ein wenig, drängt sich an die Mauer, stößt sich rhythmisch ab, als könne es sich nicht entscheiden, ob es bleiben oder aufs Meer treiben soll. Stahlseile halten es fest. Signallichter blinken auf. Auf den Decks sehe ich die Schatten der Wachleute. Sonst ist keiner...
  16. Eine Reise

    Die SMS meiner Mutter kommt nicht unerwartet und doch viel zu früh. "Oma ist im Himmel". Zehn Jahre hat Oma darauf gewartet. Zehn Jahre Krankheit und Schmerzen haben ein Ende. Gott sei Dank. Ich setze mich an den Küchentisch. "Mutti, wie geht es dir?" flüstere ich in den Hörer.Sie klingt gefaßt...
  17. Das Duell

    Nervös öffnete ich meine Dose. „Hey, ich hab Kuchen mitgebracht. Möchte jemand ein Stück?“ Es war als hätte jemand das Horn zur Hetzjagd geblasen. Meine Klassenkameraden konnten nicht schnell genug sich zu mir durchdrängen. Freudestrahlend stand ich da und reichte allen ein Stück. Ich nahm...
  18. Waldrand

    alltag 
    In Ordnung kürzte Mutter mit „iO“ ab, ohne Punkt nach i und O. An vielen Abenden trug Mutter iO in den Familienplaner ein. Ein Familienplaner aus fünf langen Spalten, ganz links – unter einer Zwiebel – Johannes, ihr Sohn, Mitte links – unter einem Kürbis – die Mutter. Die anderen Spalten...
  19. Hunger

    Ich enthüllte meinen schweren, trägen, vollen Körper. Ich blickte in den Spiegel und sah meine Brust an. Das Auge, eingerahmt von Rosen, starrte alles an außer mich. Ich ging in die hintere Ecke, in die dunkle, reinigende Höhle. Ich stieg hinein in die Höhle, hob das eine Bein, das andere...
  20. Mehr Schein als Sein

    Sie brauchte einen Moment, um zu erkennen, aus welcher Richtung der matte Schein des Mondes auf sie fiel. Die Welt wirkte blass und fern, obwohl erkennbar war, wie sich draußen der Tag verabschiedete und seine betriebsamen Einwohner wechselten. Die Nachtgestalten kamen aus ihren Verstecken und...

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