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Genre: alltag

  1. Verschärfte Regeln

    alltag 
    Es scheppert, klirrt, Scherben rutschen über das jahrzehntelang gepflegte Parkett. Ein unterdrücktes Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der andern Umzugshelfer lässt mich aufhorchen. Was haben sie jetzt wieder zerstört? Ich kralle die Hand ins schmiedeeiserne Balkongitter. Nicht...
  2. Kätti gibt Gas

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    "Denk an deine Hüfte, Oma", mahnt ihr Enkel und zeigt auf die Harley Jahrgang '78. "Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen." Reto ist Rettungssanitäter. Einmal im Monat schaut er bei seiner Oma nach dem Rechten, erledigt Garten- und kleinere Handwerksarbeiten. Seit die Arthrose...
  3. Schmeiß die Oma vom Balkon!

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    „Wenn du dir’s aussuchen müsstest –“ „Wieso muss ich? Gib her!“ „Weil dir sonst der Schwanz abfällt!“ Tommi reichte ihm den Joint. „Weil deine Oma stirbt – such dir was aus.“ „Meine Oma stirbt?“ Max sah beunruhigt aus, zog gierig an der Zigarette. „Nein! Woher soll ich das denn wissen?“ Tommi...
  4. Ich darf das!

    „Du musst mir unbedingt beibringen, wie man das mit dem Ersteigern genau macht“, sagte er und während sie nickte, hatte sie seinen Wunsch schon wieder vergessen. Aber er ließ nicht locker, erinnerte immer mal wieder daran und irgendwann stand er vor ihrem Schreibtisch: „Du wolltest mir das mit...
  5. Als mein Vater schön wurde

    Ich erinnere mich an unsere zwei letzten Begegnungen. Nummer eins, ich sitze in der Bahn und spüre seinen Blick in meinem Nacken, ich starre aus dem Fenster und draußen zieht die Nacht vorbei, ich spiegele mich in der Scheibe und sehe: Ihn. Ich steige aus, gehe den Weg entlang, vorbei an den...
  6. Wunderbar!

    Vergifteter Lärm vertreibt ihr den Schlaf. Schreie. Huftrampeln. Schauerliche Schreie! Sie setzt sich auf und stellt mit Schrecken fest, dass sie allein ist. Mairead läuft nach draußen und sieht, wie der Mutter ein hölzerner Speer durch den Leib getrieben wird, der Vater mit dem Gesicht nach...
  7. Schneewittchen

    Hildegard saß am Fenster, wie sie es oft, genaugenommen fast immer tat. Ihr Blick ging durch den Garten und verweilte bei den Apfelbäumen, die jetzt schon viele Blätter verloren hatten. An den Ligusterhecken vorbei spazierte er dann in den Park und die Pappelallee mit den gold-gelb gefärbten...
  8. Depression - oder einfach Horst?

    „Sie sind depressiv.“ sagt meine Ärztin. Und während ihre in so ruhigem, gelassenem Tonfall dargebrachten Argumente, die ihre Einschätzung stützen, noch verklingen, reagiert mein so lapidar umrissenes Hirn empört, mit Unverständnis und ich entsprechend mit gereizt hochgezogenen Augenbrauen...
  9. Aasfresser

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    Der Flur roch nach Schuhputzmittel, Altfrauenparfüm und Frittierfett. An einer Garderobe hingen Jacken und Schals, auf der Ablage lag ein Damenhut. Günther zeigte auf den Boden. “Das Linoleum muss auch raus.” Wir rückten ins Wohnzimmer vor. Für eine Etagenwohnung war es groß. Gegenüber von einem...
  10. Remembrance

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    Jean Paul schrieb einst, Erinnerungen seien das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können – aber manchmal irrt sich auch ein Schriftsteller. Diese Erkenntnis kam Rémy bei einem Besuch seiner Oma Celia. Er fuhr morgens mit seinem Firmenwagen aus Rheinbach nach Auw bei Prüm. Er...
  11. Feuerlöscher

    „Müssen wir da hin?“, fragt Jonathan. „Müssen wir“, sagt meine Frau zu unserem Sohn. „Oma Hilde wird 85.“ „Das ist aber ganz schön alt“, sagt meine Tochter. Sie hat einen Schuh verkehrt herum angezogen und streift ihn wieder ab. Ich schleppe die Koffer zum Auto und befestige den Kindersitz auf...
  12. Die Tannenzapfen fallen

    alltag 
    „Erinnerst du dich noch an all die Abende? Wir haben Chopin gehört, schwenkten im Wohnzimmer. Ich erinnere mich an den Geruch deiner Haare, an die Wärme deiner Wangen und wie ich mich fühlte.“ „…“ Er packte den Korb: zwei Teller, zweimal Besteck, zwei Gläser und einen Wein. Über zehn Jahre...
  13. Es darf nicht wieder sein wie vor einem Jahr

    „Dirk, was ist mit dir?“ fragt Steffen in einem ruhigen Moment. Dirk wirkt gedankenverloren. Sein Blick liegt auf seinem Sohn, der am Rand einer Gruppe Kameraden in der Fahrzeughalle steht. Seine Augen scheinen in die Ferne zu blicken, als wären sie an einem Ort, den niemand sonst betreten...
  14. Begraben

    alltag 
    Nach gut zweihundert Kilometern tauchte seine Heimatstadt das erste Mal auf einem der blauen Schilder am Straßenrand auf. “Es wird ernst.” Sie lachte. “Vielleicht sollten wir uns doch ein Zimmer im Zentrum nehmen”, sagte er. Sie legte ihre Hand auf sein Knie. “Mach dir nicht so viele Gedanken!”...
  15. Rauchmelder

    alltag 
    Das Aufstehen, das ist ein Problem. Nicht das Laufen. Das Aufstehen. Selbst wenn er aufs Klo muss, kommt er manchmal nicht mehr hoch. Die Frau, die zweimal die Woche klingelt, die ihm die Wäsche macht und das Geschirr aus weißem Hartplastik von der AWO rausstellt, würde gerne mehr helfen. Aber...
  16. Verheerung

    Welches Lied pfiff Jack the Ripper? Ich fand den nie besonders komisch, obwohl ich trotzdem gelacht habe. Der Witz ist eben, wie man ausblenden kann, dass man Menschen aufschlitzt. Trotzdem habe ich nie an Melodien gedacht. Das ist Roberts Marotte, mich lenkt es nur ab. Ich wünschte, er würde...
  17. Melancholie in Rubin

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    Die Rose ist verblüht. Sie schaut etwas melancholisch auf die braunverfärbten, welken Blütenblätter, die langsam abfallen. Der Blick nach draussen zeigt den beginnenden Herbst, regnerisch und diesig. Melancholie - die positive Traurigkeit ,I've got the Blues' ... Solche Tage mit...
  18. Zwanziger Schrot

    In den letzten Tagen brachte ich ihm morgens eine Handvoll Munition, und jedesmal fragte er mich nach der guten Flinte und dem 20er Schrot. Nein, sagte ich. Das Luftgewehr reicht. Wir haben hier keine Nachbarn, sagte er. Das hat keine Sau zu interessieren, das ist immer noch mein Grundstück...
  19. Haselnüsse

    Wie überrascht mein Opa war, als ich ihn umarmte, fest um seinen runden Bauch, wie beschämt er mir da die große Hand auf den Kopf legte, als ob er gar nicht wüsste, dass die Welt sich weitergedreht hat, dass jetzt ich am Fenster stehe und raus starre, wie er es immer getan hat, dass jetzt ich...
  20. Wahnbachtalsperre

    Es ist dunkel, und wir stehen auf dem schmalen Vorsprung hinter der Dammmauer. Warst du wirklich noch nie hier? Sie schüttelt den Kopf. Ich nehme einen der Steine, der auf dem Boden liegt und lasse ihn fallen. Er schlägt ein paarmal gegen die Mauer, bevor er auf die Oberfläche trifft. Gugung...

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