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Genre: alltag

  1. Der Diebstahl der Zukunft

    Die Tür steht offen und der Wind spielt mit ihr. „Nicht schon wieder“, entfährt Femi die Vorahnung der Verzweiflung. Der Wind klingt in ihren Ohren wie ein höhnisches Flüstern. Sie eilt zu ihrer kleinen Blechhütte, um Gewissheit über den Schaden zu erlangen. Ihre letzten Schritte knirschen auf...
  2. Fünfzehn Stufen

    Seine Schwester schläft. Er ist aus dem Zimmer geschlichen, hat die Klinke langsam heruntergedrückt und die Tür hinter sich zugezogen. Sie ist nicht aufgewacht. Er ist ihr auch nicht mehr böse, dass sie ihn verpetzt hat beim Vater. Er weiß warum, kennt ihre Angst. Sie hofft, dass der Vater ihr...
  3. Gabi & Bumpel

    Seit Tagen erwacht Gabi mit einem Gefühl von Endlichkeit. Am Himmel sieht sie letzte Sterne verblassen, es hat zu dämmern begonnen. Neben ihr schläft Bumpel, die Decke ist mit Raureif überzogen. Die Sterne waren immer schon da, denkt Gabi, werden immer da sein, auch wenn sie jeden Morgen aufs...
  4. Motte

    Ich hasste die Fahrschule. Es war nicht das Autofahren. Das machte mir Spaß und dafür hatte ich ein Händchen. Mein Vater hatte mich schon früh im Urlaub auf dem Feldweg fahren lassen und seit einem Jahr übte ich auf der Straße vor unserem Haus Anfahren und Einparken. Wir wohnten in einer...
  5. Stoke Newington

    alltag 
    Ich dachte: „So ein Scheiß“. Es war nachts, und es war in London, wo ich mutterseelenallein auf der Straße stand. Der Film „Die Tote aus der Themse“ kam mir in den Sinn. Miriam hatte sich mit ihrem Punk davongemacht, und meine Freundin Dana hatte in dem Klub, vor dem ich jetzt einsam stand, ein...
  6. Die Bäume wachsen nicht in den Himmel

    Ich finde den Lichtschalter nicht, zu lange Zeit bin ich weg gewesen. Ich warte, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben und arbeite mich entlang der Wand des Flurs zum Zimmer vor. Die Tür knarrt, als ich sie öffne. Ich erkenne die Papierkugel von IKEA wieder, die mir als...
  7. Das ausgeliehene Sakko

    Ich lag auf dem Sofa und wusste wieder nichts mit mir anzufangen. Mir kam eine Idee. Die Jacke kratzte über meine Arme, in die fertiggeschnürten Schuhe konnte ich hineingleiten, die Schlüssel klirrten. Ich trat vor die Tür. Es regnete schon wieder, doch es machte mir nichts aus. Am Kiosk nebenan...
  8. Neue Fenster

    alltag 
    Der Sessel meines Vaters ist mit braunem Leder bezogen. Da, wo sein Kopf liegt, während er vor dem Fernseher schläft, hat es sich dunkel verfärbt. Meine Mutter ärgert sich über die speckige Stelle, überhaupt ist die Garnitur, die mal edel und teuer war, ziemlich schäbig inzwischen. Aber mein...
  9. Fäulnis im Wurzelsystem

    Die einzige Stütze nach dem Verlassen des Hauses wäre die verschmutzte Wand links neben mir. Ich versuche die Blicke der Passanten auf mich zu ziehen, doch sie gleiten über mich hinweg, noch bevor ich den Mund geöffnet habe. Es muss so gehen. Nach einigen Schritten steigt mir der...
  10. Gefrierfleischorden

    Mein Großvater steht vor dem Herd und rührt in einem großen Topf, feuchter Dunst zieht durch das angekippte Fenster. Er schöpft mit einer Kelle Schaum ab, und erst jetzt sehe ich den Kopf, der auf dem kochenden Wasser schwimmt. Hier, sagt er und schneidet mit einem seiner Ausbeinmesser ein Stück...
  11. Hackordnung

    Als ich um kurz vor acht zur Baustelle kam, standen sie schon da. Zwei große Kerle Ende zwanzig. Einer mit zu viel auf den Rippen, der andere mit rasierten Seiten und Zöpfchen am Hinterkopf. Ich stieg aus und grüßte: „Morgen!“ Der mit der eigenwilligen Frisur kam näher, streckte mir die Hand...
  12. Zozo

    alltag 
    »Warum isst du die Weißen nicht?«, fragt Zozo. »Mag die nicht«, antwortet Oriol. Er pickt ein Weißes aus der Tüte, legt es quer auf den Daumennagel und schnippt es über die Mauer in den Fluss. Ringe tanzen auf der Oberfläche, ein Fisch schnappt danach, schlägt mit der Schwanzflosse und taucht...
  13. Schnee

    SIEBEN Maria überlegte, den Brief hier zurückzulassen. Brief? Sie warf einen Blick auf das Papier, das sie in der Hand hielt; kaum eine halbe Seite, drei Sätze, das war ihre letzte Mitteilung. Drei Sätze, an niemanden gerichtet. Niemand ist mir eingefallen. VIERZEHN So endet es. Von Anfang bis...
  14. Vor einer dunklen Nacht ging er aus seiner stillen Hütte

    alltag 
    Die Sonne hatte sich zurückgezogen, und mit ihr die flimmernde Schwere des Tages. Erste Tropfen fielen, kaum sichtbar auf der Fensterscheibe. Er stand am Glas, die Hände locker auf der Lehne seines alten Stuhls, und schaute. Bald folgten weitere Tropfen, zunächst vereinzelt, tastend, ehe dann...
  15. Verschärfte Regeln

    alltag 
    Es scheppert, klirrt, Scherben rutschen über das jahrzehntelang gepflegte Parkett. Ich horche auf. Ein Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der anderen Umzugshelfer. Was haben sie jetzt wieder zerstört? Als meine selbstgebastelte Tiffanylampe zu Bruch ging, hieß es von den jungen...
  16. Kätti gibt Gas

    alltag 
    "Denk an deine Hüfte, Oma", mahnt ihr Enkel und zeigt auf die Harley Jahrgang '78. "Ich möchte dich nicht eines Tages vom Asphalt abkratzen." Reto ist Rettungssanitäter. Einmal im Monat schaut er bei seiner Oma nach dem Rechten, erledigt Garten- und kleinere Handwerksarbeiten. Seit die Arthrose...
  17. Schmeiß die Oma vom Balkon!

    alltag 
    „Wenn du dich entscheiden müsstest: Jessica Alba oder lieber –“ „Wieso muss ich? Gib her!“ „Weil dir sonst der Schwanz abfällt!“ Tommi reichte ihm den Joint. „Weil deine Oma stirbt – such dir was aus.“ „Meine Oma stirbt?“ Max sah beunruhigt aus, zog gierig an der Zigarette. „Nein! Woher soll ich...
  18. Ich darf das!

    „Du musst mir unbedingt beibringen, wie man das mit dem Ersteigern genau macht“, sagte er und während sie nickte, hatte sie seinen Wunsch schon wieder vergessen. Aber er ließ nicht locker, erinnerte immer wieder daran und irgendwann stand er vor ihrem Schreibtisch. „Du wolltest mir das mit dem...
  19. Als mein Vater schön wurde

    Ich erinnere mich an unsere zwei letzten Begegnungen. Nummer eins, ich sitze in der Bahn und spüre seinen Blick in meinem Nacken, ich starre aus dem Fenster und draußen zieht die Nacht vorbei, ich spiegele mich in der Scheibe und sehe: Ihn. Ich steige aus, gehe den Weg entlang, vorbei an den...
  20. Alva

    Die nasse Wäsche wog schwer in Maireads Händen. Ihre Finger, knotig und kalt, krallten sich in das Geflecht des Korbes. Rauch lag in der Luft, sie beeilte sich ins Dorf zurückzukommen. Die letzte Anhöhe hinauf fiel ihr das Atmen schwer, der Rauch kratzte in ihrer Kehle. Jeder Schritt schien ihr...

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