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Früher brannten mehr Bäume

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08.01.2002
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Früher brannten mehr Bäume

Sobald meine Eltern mich für alt genug hielten, die Strecke zu Omi allein zu laufen, hieß es:
„Geh du schon mal vor, wir kommen nach!“ Und für mich war klar, sie würden auch dieses Jahr zu Omis Weihnachtsfeier zu spät kommen.
Den zwanzigminütigen Fußweg zu ihrer großen Altbauwohnung trottete ich stets in einem Zwiespalt. Erschien ich pünktlich, musste ich die inquisitorische Befragung meiner Verwandten ertragen. Kam ich als die Quasi-Vorhut zu spät, wurde ich getadelt, dass man so etwas nicht tue und ob mir solch ein Verhalten etwa meine Eltern beigebracht hätten.
Bange klingelte ich.
„Kommen deine Eltern nicht?“ Meine Tante Thea spähte irritiert an mir vorbei die Treppe runter.
„Die kommen nach.“
„Na, denn frohe Weihnachten, komm rein!“ Die Haustür ließ sie sperrangelweit auf.
„Die kommen später“, klärte ich sie auf und drückte die Tür zu.
„Ach so, wann kommen sie denn? Omi hat gesagt, allerspätestens um sechs.“
Ich zog die Schultern hoch, doch mein unförmiger Wintermantel ließ das nicht erkennen.
„Haben sie dir nicht gesagt, wann sie kommen?“
Ich blickte überrascht meine Tante an. Meine Eltern wären im Leben nie auf die Idee gekommen, ihrem Kind etwas über ihre Pläne mitzuteilen.
Gab es Eltern, die das taten? Oder war das eine Fangfrage? Meine Wangen glühten.

Woher sollte ich wissen, wo sie jetzt waren.
Sie hatten keine Lust auf die Weihnachtsfeier. Das wusste ich.
In meiner Naivität hatte ich das in einem Jahr mal redselig mitgeteilt und durfte mir stellvertretend für meine lustlosen, säumigen Eltern wüste Vorwürfe anhören. Selbst das dümmste Kind tut dies kein zweites Mal. Einen „Du-kannst-nix-für-deine-Eltern-Bonus" gab es bei meinen Verwandten nicht.
Dreist etwas zusammenzulügen, das gelang mir meist schon im Ansatz nicht. Blieb nur zusammengestotterte Flucht nach vorn:
„Ich, äh, finde auch, dass sie nie pünktlich kommen, also, äh, das ist echt unmöglich.“
Der durchdringende Blick meines Onkels Paul ruhte auf mir und besagte:
„Dich durchschau ich. Du bist so durchtrieben wie deine unmöglichen Eltern.“
Ansonsten war nun Ruhe. Nur ich hatte keine, weil jede weitere Minute, in der meine Eltern nicht erschienen, auf mir lastete, als sei ich allein dafür verantwortlich.

Jedes Jahr, das wussten wir alle, trieb meine Omi ihren Schwiegersohn Jochen in den Tannenbaumwahnsinn.
Es musste für ihre Wohnstube mit der hohen stuckverzierten Decke eine meterlange Tanne sein, das brauchte sie nicht zu erwähnen.
Da sie kaum noch laufen konnte, schleppte er ihr mehrere Modelle in die Wohnung, unter denen sie wählen konnte.
„Was soll ich mit dieser Tanne? Geh mir damit weg“, hieß es dann.
„Da sind zu viele Zweige oben herum.“
„Wieso, die ist dadurch schön grün.“
„Wie soll ich denn da die Kugeln reinhängen, die haben ja keinen Platz.“

„Himmel, hast du denn nicht gesehen, wie krumm die gewachsen ist? Da wird man ja seekrank.“
„Das ist Natur.“
„Natur nennst du das? Ach geh, bist du auf dem Land aufgewachsen? Ich weiß, wie ein Tannenbaum auszusehen hat.“

„Hattest du keine Augen im Kopf? Auf diese Fichte passt keine Spitze. Die hättest du gleich dalassen können. Und der Baum nadelt.“

„Herrgott nochmal, ich hatte gesagt, nicht mehr als 15 Mark. Ich zahle keine 16!“
„Dann pack ich die eine Mark obendrauf und gut ist.“
„Untersteh dich. Man kann diese Räuber nicht auch noch unterstützen. Bring die Tanne sofort zurück.“

Am Ende bearbeitete dann mein Onkel den jeweiligen Baum mit Säge und Holzbohrer, um ihn nach den ausgefeilten Wünschen meiner Omi umzugestalten.
„Und? Wie oft ist dein Vater dieses Mal wegen der Tanne losgezogen?“, fragte ich meinen Cousin, der wortwörtlich zu den Leidtragenden gehörte. Meist musste er mit, um den riesigen Tannenbaum zu schleppen.
„Frag nicht! Sechsmal.“
„Konntet ihr denn die Bäume immer wieder umtauschen?“
„Der erste Tannenbaumverkäufer kannte uns schon. Der hat gleich gesagt: ‚Ihr schon wieder, dieses Jahr ist aber beim dritten Baum Schluss mit lustig.‘ Da mussten wir einen Zweiten suchen, aber der war am Ende so grantig, dass er mit der Axt rumgefuchtelt hat.“
„Und mit dem Baum war Omi auch wieder nicht zufrieden oder?“
„Genau, aber dann ist Vati ausgerastet: ‚Du nimmst jetzt den oder keinen, ich geh kein weiteres Mal los. Mir scheißegal, ob du dann Heiligabend einen hast oder nicht!‘
Dann war Omi erst mal mucksch und Vati hat ihn stundenlang umgearbeitet. Er wär schneller fertig gewesen, wenn er nochmals losgezogen wär. Schau: Hier und da und da hat er Zweige rein, ach, hihi und hier.“
„Da sind überall Zweige reingesetzt worden? Was, wenn die mit den brennenden Kerzen wieder rausfallen?“
„Dann ist hier was los“, grinste mein Cousin verschmitzt.
Besorgt blickte ich auf den Baum, sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen, Kerzen Funken sprühen, Parkett und Gardinen entflammen, auf die Sofakissen übergreifen und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versperren.
„Haste Schiss?“, juxte mein Cousin und drückte einen der Zweige so weit nach unten, dass er wie ein gespannter Bogen beim Loslassen nach oben schnellte. Der Baum wackelte. Die Kerzen schwankten, rotzten heißes Wachs auf Zweige, Lametta rutschte ab und regnete pietätlos auf die Köpfe der Krippenfiguren.
„Was macht ihr da?“, rief meine Tante Thea, „kommt da mal sofort vom Baum weg.“
„Nix“, sagte mein Cousin, „sie wollte nur sehen, wo Vati überall gebohrt hat.“

Wenn endlich meine Eltern eingetroffen waren, saßen neun Erwachsene am Esstisch und weil der nicht ausreichte, quetschten wir fünf Kinder uns an den Katzentisch. Obwohl unsere Teller darauf kaum Platz hatten, waren wir froh, nicht bei den Großen essen zu müssen. Wann immer sie redeten, und das taten sie ununterbrochen, durften wir Kinder nichts dazwischen sagen. Und wir mussten ausgesucht manierlich essen.
„Sag mal, Birgit, wie hältst du denn die Gabel, die nimmt man doch nicht in die Faust. In deinem Alter musst du das aber schon können.“
„Lass sie doch, das wird noch. Ich seh das nicht so eng.“
„Also wirklich, Thea! In diesem Alter müssen beim Kind schon ein paar Dinge abgeschlossen sein. Komm, Birgit, ich zeig dir, wie man die Gabel richtig hält.“
„Ich hab gesagt, lass sie, du verdirbst ihr ja das ganze Essen.“
„Himmel, man wird ja noch ..., ich mein es doch nur gut.“
„Was ist denn mit Peter? Hat der immer noch sein Stottern?“
„Ist das eine Retourkutsche von dir?“
„Wieso? Darf man sich nicht mehr erkundigen?“
„Kinder, Kinder“, meine Omi meinte damit ihre eigenen, „greift tüchtig zu und esst. Und Schluss mit diesem Gerede!“
„Ich möchte darauf aber noch antworten.“
„Reichst du mir mal den Rotkohl?“
„Vor dir steht direkt die Schüssel.“
„Ach, die hab ich komplett übersehen. Wer hat grad die Soße?“

Da waren wir lieber unter uns, kicherten über Omis Essen, das uns zum Teil richtig gut schmeckte. Das gab man der Witzeleien wegen natürlich nicht zu. Und wir erlebten gebannt mit, wie am Nachbartisch Onkel Paul sagte:
„Ich kann keinen Schweinebraten mit Rotkohl mehr sehen. Jedes Jahr dasselbe. Ich ess das nicht mehr.“
Nach diesen Sätzen war es im Wohnzimmer seltsam still geworden, bis auf das feine Knistern der Dochte, wenn wieder am Tannenbaum eine der Wachskerzen seitlich auslief.
„Dann lässt du es“, erwiderte meine Omi und an der Art, wie eisig sie es gesagt und weil sie nur vier Worte benötigt hatte, war jedem klar: Er kann sofort gehen. In den nachfolgenden Jahren aß Onkel Paul weiterhin stoisch Schweinebraten mit Rotkohl und sagte nie wieder etwas dazu.

Während wir Kinder in kichernder Einigkeit an unserem Tisch hockten, schwappten die Satzfetzen der Erwachsenenunterhaltung zu uns rüber. Da wir die Themen kannten, die allweihnachtlich abgehandelt wurden, reichten die wenigen Brocken aus, um zu wissen, um was es gerade ging.
Jedes Jahr wurde zunächst harmlos diskutiert, wer den ersten Kühlschrank in seinem Haushalt hatte, alternativ und zur Abwechslung ging es auch um den ersten Fernseher und später um die erste Waschmaschine.
„Habt ihr schon gehört, dass wir uns einen Kühlschrank mit Eisfach gekauft haben? Einen Bauknecht.“
„Wofür braucht ihr denn ein Eisfach?“
„Bauknecht weiß, was Frauen wünschen.“
„Thea, wir haben keinen Bauknecht.“
„Nein? Was denn? Verwechsel ich das? Dann sag du es, Jochen.“
„Einen von AEG.“
„Alles erlesener Gammel. Prost Weihnachten!“
„Prost, ich dachte, wir hätten einen Bauknecht gekauft.“
„Na ja, AEG ist ja eine gute Marke, unser erster war ein AEG, nich‘, Günther?“
„Ja, wir hatten den Ersten.“
„Das kann nicht sein, ihr seid ja erst 56 in die Wohnung vom Bauverein gezogen, dann hättet ihr ja schon davor in der alten Wohnung einen gehabt. Das geht nicht zusammen.“
„Wir hatten auf jeden Fall den Ersten! Ihr habt ja erst zwei Jahre später ...“
„Nee, den hatten wir, denn wir sind 55 in den Garstedter Weg gezogen.“
„Wer will Weißwein? Keiner? Dann schütt ich mir den Rest ins Glas.“
„Thea, geh bitte in die Speisekammer, da steht rechts unten eine Flasche von der Spätlese.“
„Hast du die nicht gekühlt? So pipiwarm kann man die nicht trinken.“
„Wir haben ja schon 55 ...“
„Wer will Cognac?“

Meist wurde wegen der zunehmenden Erinnerungslücken aus der Diskussion ein Streit. Jeder wollte der Erstbesitzer gewesen sein. Wir Kinder begriffen von diesen heißblütig geführten Diskussionen: Wer den ersten Kühlschrank angeschafft hatte, gehörte zu den Wohlhabenden, die anderen waren arme Schlucker.

Zum Nachtisch gab es meist eine von meiner Tante Thea hergestellte Buttercremetorte. Ich kann mich nicht entsinnen, jemals davon ein ganzes Stück gegessen zu haben. Erst recht nicht, dass meine Mutter jemals so eine Fettschwerstlast zu Hause auf den Kaffeetisch gebracht hätte. Ich erinnere mich, wie ich einmal eine Gabel von dieser akkurat mit Cremetuffs, Kirschen und Schokoplättchen dekorierten Torte probiert hatte, denn ihr Aussehen war sehr verlockend. Das fettige Gefühl am Gaumen, die sogleich einsetzende Panik, nie wieder den Fettfilm mit der Zunge abgewaschen zu bekommen, blieben mir unvergesslich. Dabei liebte ich schon als Kind Torten, aber weder die Buttercrememodelle, noch das, was meine Mutter fabrizierte.
Wenn es bei uns überhaupt Torte gab, dann handelte es sich um einen Billigbiskuitboden aus dem Laden. Es wurde ein Glas eingemachte, abgetropfte Sauerkirschen aus unserem Schrebergarten drübergekippt und der aus dem aufgefangenen Saft angerührte Tortenguss mit verwegenem Schwung, so heiß, wie er war, drübergeschüttet. Das Ergebnis war eine Torte, die den Namen nicht verdiente. Der heiße Tortenguss grub sich durch den Fabrikbiskuit bis auf den Tortenteller, an den Rändern des Kuchens lagen die Sauerkirschen frei und kullerten nach dem Anschneiden haltlos seitlich fort. Irgendwann wagte ich es, mich darüber zu beklagen.
„Mir schmeckt Muttis Torte“, sagte mein Vater und ließ stets den Kuchenrand auf dem Teller übrig. Und so lief ich mit meiner Beschwerde über das mütterliche Produkt der hohen Tortenkunst auf.
Und mutierte als Folge dieser Geschmacksmisere später zu einem Gast, der sich außerhalb des Elternhauses sehr bereitwillig ein drittes Stück Obsttorte aufnötigen ließ.

Nach dem Abräumen des Geschirrs war dann der Höhepunkt des Abends an der Reihe oder anders gesagt, der alljährliche Beweis dafür, dass ich über kein Schauspieltalent verfügte: die Bescherung der Kinder.
Umringt von allen Verwandten wurde nacheinander immer nur einem Kind ein Geschenk überreicht.
Ich wusste nie, welche Mimik von mir beim Auspacken erwartet wurde. Gleich wird mich jemand schelten, weil ich undankbar blicke, war meine begleitende Angst. Selbst wenn ich gewusst hätte, was sie von mir für eine Miene erwarteten, ich hätte sie nicht ausführen können. Für mein Leben gern hätte ich auf diese Geschenke verzichtet, um sie nicht vor diesen prüfenden Augen auspacken zu müssen. Aber es gab nie ein Entrinnen.
Erst recht nicht, wenn Tante Irma, die gleich nach Kriegsende nach Australien ausgewandert war, ein Weihnachtspaket geschickt hatte. Meist wurde es erst im Beisein aller geöffnet und was dann für uns Kinder zum Vorschein kam, zeugte von der immensen Distanz zwischen Hamburg und Melbourne.
Tante schickte mit einem Jahreskalender bedruckte kreischbunte Handtücher. Was sollten wir Kinder mit Geschirrhandtüchern, deren Anblick einen jahrelang in der Küche verfolgte? Wenn man noch größeres Pech hatte, wickelte man eines ihrer selbstgestrickten Kleidungsstücke aus dem Geschenkpapier, die immer so aussahen, als feierten die Aussis täglich Karneval. Das beschenkte Kind musste unter Ah- und Oh-Beifall der Verwandten das jeweilige Kleidungsstück wie bei einer Modenschau präsentieren.
„Dreh dich noch mal! Doch, es sieht schön aus, dies Jäckchen. Warte, ich zieh am Ärmel, damit er länger wird.“
„Ja, ja, die Irma, die strickt und strickt, wo sie steht und geht. In ihren Luftpostbriefen schreibt sie laufend davon, wem sie grad was handarbeitet. Ich könnt´ das ja nicht, mit so viel Fäden.“

Traf es mich, wurde mir schmerzlich klar, dass in mir null Theaterblut brodelte.
In diesen Momenten, in denen ich am liebsten unsichtbar geworden wäre, war ich wie üblich elternlos. Mag sein, dass sie nicht ahnten, dass ich mich schämte. Mag sein, dass sie befanden, ich sei des Beistandes nicht wert. In meiner kindlichen Verlassenheit wurde mir damals ernüchternd klar, dass es noch viele Momente geben wird, in denen man sich auf die Eltern nicht verlassen konnte.

Nach der Bescherung und bevor alle Erwachsenen wegen des beständig ausgeschenkten Cognacs nicht mehr grade stehen konnten, wurde zum krönenden Abschluss das große Familienfoto gemacht. Mein Onkel Jochen, der der sich mit Omis Tanne rumquälen musste, war dafür zuständig.
Meist dauerte es über eine halbe Stunde, bis alle so zusammenstanden, wie meine Omi es haben wollte.
Dann äugte mein Onkel durch die Kameralinse und brachte wieder alles durcheinander, weil nicht alle in den Bildausschnitt passten.
Wir Kinder standen vorne und blieben dort, während hinter uns die Neuaufstellungen weitergingen. Wir hatten somit genügend Zeit, etwas Ungeheuerliches auszuhecken:
„Wollen wir gleich, wenn es blitzt, die Zunge rausstrecken?“
„Oh ja, hihi, das machen wir.“
„Nein, bist du doof, doch nicht jetzt schon. Erst, wenn er auf den Auslöser drückt.“
„Nein, erst wenn er auf den gedrückt hat und dann zu seinem Platz gerannt ist, sonst sieht er das und wird böse.“
„Abgemacht, hihi, die werden sich wundern. Aber es machen alle mit, klar?“
„Klar.“
So nutzten wir die elende Wartezeit, um diese Verschwörung anzuzetteln. Ich kann mich jedoch an kein Foto erinnern, bei dem eines von uns Kindern die Zunge herausgestreckt hat.

 
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Hallo lakita

Weihnachten das Fest der Liebe und Besinnlichkeit. Leider nicht für alle, wie dein realsatirischer Rückblick auf vergangene Kindertage drastisch aufzeigt. Nein, da kommt wirklich keine Freude auf und das Familientreffen wird zum Schaulaufen der Eitelkeiten und als Höhepunkt die traumatisierende Bescherung auf dem Laufsteg.

Die unmöglichen Erwachsenen ohne Manieren (Cognac a gogo) massregeln die Kinder wegen ihres Essverhaltens. Oma Feldweibel sorgt für das Einhalten der Hierarchie, wem was nicht passt, Kopf ab. :D

Ho ho, auch wenn ich mich dankbar und nur mit warmen Gefühlen an vergangene Weihnachten erinnern kann, so sind solche Disastergeschichten natürlich unterhaltsam. Allerdings klingt hier wohl auch autobiografisches mit, was mich dann mein Grinsen hinter die vorgehaltene Hand verschwinden lässt.

„Dich durchschau ich. Du bist so durchtrieben wie deine schlechten Eltern.“
Hier stockte ich, weil mir duchtrieben und schlecht irgendwie nicht zusammenpassen will. Vorschlag: durchtrieben wie deine unmöglichen Eltern.

Meist musste er mit los, um den riesigen Tannenbaum zu schleppen.
Ist das was regionales? Man kann doch entweder mit oder los, aber beides zusammen?

Dann war Omi erst mal mucksch und Vati hat ihn stundenlang umgearbeitet.
Süss, kannte ich nicht. Aufmucken ja, aber mucksch. Guugel sagt norddeutsch.

„Also wirklich, Thea! In diesem Alter müssen beim Kind schon ein paar Dinge abgeschlossen sein. Komm, Birgit, ich zeig dir, wie man die Gabel richtig hält.“
„Ich hab gesagt, lass sie, du verdirbst ihr ja das ganze Essen.“
„Himmel, man wird ja noch ..., ich mein es doch nur gut.“
Da wird Birgit zur Bertha. Loriot hätte seine Freude. :)

„Dann lässt du es“, erwiderte meine Omi und an der Art, wie eisig sie es gesagt und weil sie nur vier Worte benötigt hatte, war jedem klar: Er kann sofort gehen.
Boah, keine Wohlfühloma, nee.

Und wir erlebten gebannt mit, wie am Nachbartisch Onkel Paul in einem Jahr sagte:
[...]
Während wir Kinder in kichernder Einigkeit an unserem Tisch hockten, schwappten ab und zu die Satzfetzen der Erwachsenenunterhaltung zu uns rüber.
Ich führe die beiden Sätze zusammen auf, weil mir beim zweiten so ein unnötiges Wiederholungsgefühl aufkam.

„Ist das eine Retourkutsche von dir?“
„Wieso? Darf man sich nicht mehr erkundigen?“
„Kinder, Kinder“, meine Omi meinte damit ihre eigenen, „greift tüchtig zu und esst. Und Schluss mit diesem Gerede!“
„Ich möchte darauf aber noch antworten.“
„Reichst du mir mal den Rotkohl?“
„Vor dir steht direkt die Schüssel.“
„Ach, die hab ich komplett übersehen. Wer hat grad die Soße?“
Ich kann es förmlich vor mir sehen, alle so geschäftig bei Tisch und richtig durcheinander.
Hugh. Feldweibel hat gesprochen, basta. Und das Ausweichen auf Thema Rotkohl ist so was wie frühzeitliches ghosten :D

dass meine Mutter jemals so eine Fettschwerstlast zu Hause auf den Kaffeetisch gebracht hätte.
Fettschwarte? Ach nee – ich musste das Wort wirklich mehrfach lesen, bis ich den Sinn verstand. :schiel:

Und mutierte als Folge dieser Geschmacksmisere später zu einem Gast, der sich außerhalb des Elternhauses sehr bereitwillig auch noch ein drittes Stück Obsttorte aufnötigen ließ.
Dieser Satz hat mich aus dem damals ins heute katapultiert und liess mich stocken.

In diesen Momenten, in denen ich am liebsten unsichtbar geworden wäre, war ich wie üblich elternlos.
Bitter, das wünsche ich keinem Kind.

Ich kann mich an kein Foto erinnern, bei dem auch nur eines von uns Kindern es getan hat.
Brav, eben gut dressiert.

„Omi, soll ich dir beim Abräumen und Abwaschen helfen?“, ich war ja gut dressiert,
Erstaunlich bei diesen schlechten Eltern. :Pfeif:

„Nein, danke, ihr seid alle meine Gäste. Ihr habt die gute Laune mitzubringen und ich, ich sorge für alles andere.“
Diese Antwort imponierte mir damals so sehr, dass sie heute auch zu meiner Maxime geworden ist.
Eine Antwort mit Subtext: hört mal, ich rackere mich für euch ab, also seid gefälligst gut gelaunt.
Deshalb erstaunt es mich, dass die Antwort dem kleinen Mädchen/Erzählerin von damals so imponierte und es sich zu seiner Maxime gemacht hat. Oder habe ich ein völlig falsches Bild von Omi? Du siehts, ich bin bezüglich (versöhnlichem) Ende etwas verunsichert.
Nichtsdestotrotz hat mir deine Geschichte gefallen, weil der Weg war hier das Ziel, die Erzählung von damals gute Unterhaltung.

Oh, fast vergessen und weil es bereits schon mehrfach erwähnt wurde, hier etwas Öl ins Feuer – Der Titel: Früher brannten mehr Bäume. Wie ist das gemeint? Und ja, ich hätte da auch etwas mehr erwartet dazu. Henusode

Liebgruss und eine friedliche Advenszeit,
dot :xmas:

 

Lieber @Woltochinon ,

zunächst herzlichen Dank für dein weiteres erläuterndes Feedback, das mir geholfen hat, dein erstes besser zu verstehen.

Es gibt schon Stellen in deiner Geschichte, die verschroben bis Loriotesk humorvoll sind. Der Kampf um den perfekten Tannenbaum, der Rotkohl-Krieg (von Historikern kaum beachtet), diese Angebergespräche rund um Elektrogeräte. Das kam bei mir nicht an, nicht wegen irgendeinem Mangel deinerseits, :thumbsup:sondern weil ich mit solchen Gesprächen schlechte Erfahrungen verbinde, so, dass das Unangenehme überwiegt.
Mir ist gar nicht so sehr bewusst gewesen, wie tragisch das zum Teil ist, was ich da geschrieben habe. Es gab ja auch noch andere Kritiker, die ihren Fokus auf das leidende Kind gelegt haben.
In meiner Erinnerung fand ich diese Omi-Weihnachtsfeiern gar nicht so schlimm, schlimmer war, dass meine Eltern so rein gar nicht in der Lage waren, den Heiligabend ohne Streit miteinander zu bekommen, zu verbringen. Dann saß da eine heulende Mutter und ein Vater mit aufeinander gepressten Lippen und keiner sprach.
In vorauseilender Furcht vor dieser Wiederholung bin ich dann mindestens einmal just am Heiligabend fett fieberkrank gewesen, ich bin also auf meine psychosomatische Weise ausgestiegen aus dieser Horrorveranstaltung. Und grad fällt mir ein, dass ganz oft just dann das Telefon klingelte, wenn wir es doch geschafft hatten, friedlich alle nebeneinander zu stehen, um ein Weihnachtslied zu singen. Dreimal darfst du raten, wer an der anderen Leitung war. :D:xmas:
Auch wenn man eine Kritik objektiv schreiben will, erwischt es einen halt manchmal aus dem subjektiven ‚Hinterhalt‘.
Stimmt. Ich bemühe mich immer so neutral wie nur möglich zu sein, wie jeder hier, aber manchmal gehen mit einem die Pferde durch.
Glaubt die Oma denn wirklich, sie hätte für alles andere gesorgt? Wer bei dem Stress gute Laune mitgebracht, und sie behalten hat, ist ein Held.
Ja!

Ich habe nun auch endlich die Verbesserungen vorgenommen, insbesondere das Umtauschen der Bäume mit eingearbeitet. Nochmals lieben Dank für deine Mühe.


Liebe Grüße

lakita

 

Lieber @dotslash ,

hab lieben Dank für dein freundliches Feedback und deine Korrekturvorschläge.

Hier stockte ich, weil mir duchtrieben und schlecht irgendwie nicht zusammenpassen will. Vorschlag: durchtrieben wie deine unmöglichen Eltern.
Hab ich in"unmöglich" geändert. Danke.
Ist das was regionales? Man kann doch entweder mit oder los, aber beides zusammen?
Jein, würde ich sagen, es sei denn, dass du das "wir ziehen jetzt mal los" oder "losziehen", so auch nicht kennst. Ich hab es aber eliminiert, weil es tatsächlich auch ohne gut geht.
Süss, kannte ich nicht. Aufmucken ja, aber mucksch. Guugel sagt norddeutsch.
Genau, ich liebe dieses Wort. Ich bin kein Sprachwissenschaftler, aber meine Laienidee wäre die, dass es quasi von dem Wort "aufmucken" irgendwie abgeleitet sein könnte.
Da wird Birgit zur Bertha. Loriot hätte seine Freude. :)
Dankeschön, was für ein Lob.
Ich führe die beiden Sätze zusammen auf, weil mir beim zweiten so ein unnötiges Wiederholungsgefühl aufkam.
Ich hab "ab und zu" gestrichen, geht auch ohne.
Fettschwarte? Ach nee – ich musste das Wort wirklich mehrfach lesen, bis ich den Sinn verstand. :schiel:
Fettschwerstlast ist (m)eine Worterfindung.
Dieser Satz hat mich aus dem damals ins heute katapultiert und liess mich stocken.
Verstehe ich. Falls da noch mehr Kritiker auftauchen, die das bemängeln, fliegt es raus.
Eine Antwort mit Subtext: hört mal, ich rackere mich für euch ab, also seid gefälligst gut gelaunt.
Deshalb erstaunt es mich, dass die Antwort dem kleinen Mädchen/Erzählerin von damals so imponierte und es sich zu seiner Maxime gemacht hat. Oder habe ich ein völlig falsches Bild von Omi? Du siehts, ich bin bezüglich (versöhnlichem) Ende etwas verunsichert.
Da sieht man mal wie unterschiedlich dieser Satz von Omi aufgefasst wird. Ich hatte ihn immer als positiven Satz gesehen, dass sie nicht verlangt, dass ihre Gäste was mitbringen, mithelfen, sie stundenlang mit Komplimenten und Dankbarkeit überhäufen, sondern einfach ihren Part dazu beitragen, dass es ein gutes Treffen wird, in dem sie die gute Laune im Gepäck haben. Aber und das finde ich immer wieder so faszinierend hier bei uns Wortkriegern, man kann es auch ganz anders deuten.
Und dann verunsichert die Aussage der Großmutter gewiss, weil natürlich keiner der Teilnehmer gutgelaunt ist.
Oh, fast vergessen und weil es bereits schon mehrfach erwähnt wurde, hier etwas Öl ins Feuer – Der Titel: Früher brannten mehr Bäume. Wie ist das gemeint? Und ja, ich hätte da auch etwas mehr erwartet dazu. Henusode
Öl zurückreich. Der Titel zielt auf den abgelutschten Spruch "Früher war mehr Lametta" ab, aber nicht nur das, sondern früher brannten wirklich mehr Bäume, das belegt die Statistik und natürlich ist das vollkommen klar, weil vor der Zeit der elektrischen Kerzen (und Plastikbäumen) wurde mit jedem Tag, an welchem der Baum weiter austrocknete, die Chance größer, dass er Feuer fängt. Es soll also auch gleichzeitig ein Hinweis darauf sein, dass diese Geschichte zu der Zeit, wo dies noch der Fall war, spielt.
Klar hätte ich auch in dieser Geschichte den Baum abfackeln lassen können, das wäre dann aber eine andere Geschichte geworden. Vielleicht eine Idee für die nächste Weihnachtsgeschichte. Mal sehen.


Lieben Dank nochmals für deine Mühe.


Liebe Grüße

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Der Titel zielt auf den abgelutschten Spruch "Früher war mehr Lametta" ab, aber nicht nur das, sondern früher brannten wirklich mehr Bäume, das belegt die Statistik und natürlich ist das vollkommen klar, weil vor der Zeit der elektrischen Kerzen (und Plastikbäumen) wurde mit jedem Tag, an welchem der Baum weiter austrocknete, die Chance größer, dass er Feuer fängt. Es soll also auch gleichzeitig ein Hinweis darauf sein, dass diese Geschichte zu der Zeit, wo dies noch der Fall war, spielt.
Liebe lakita, nur kurz nachgeschoben, weil ich – auch nach deiner Erklärung – Titel und Geschichte immer noch nicht in Einklang bringen kann. Wenn ich den Titel mit "Früher war mehr Lametta" gleich setze, so bleibt dessen Bedeutung ja, dass es früher mehr Schmuck, Glanz, festliche Stimmung oder Ähnliches gab.
Deine Geschichte widerspiegelt aber eher die Schattenseite von mehr Lametta, weshalb ich eben Titel und Erzählung nicht in Einklang bringe.

Übrigens war ich 30 Jahre bei der Freiwiligen Feuerwehr. Mindestens ein brennender Weihnachtsbaum war bis zuletzt leider immer noch oft einer der ersten Einsätze im neuen Jahr. 🎄

 

Lieber @dotslash ,

Übrigens war ich 30 Jahre bei der Freiwiligen Feuerwehr. Mindestens ein brennender Weihnachtsbaum war bis zuletzt leider immer noch oft einer der ersten Einsätze im neuen Jahr.
Da hast du meinen großen Respekt! Und dann noch so eine lange Zeit, alle Achtung!
:kuss:
Und ja, was würdest du sagen, sind es die Unverbesserlichen, die die sagen:"Weihnachten gehören richtige Kerzen in den Tannenbaum" und dann machen die das auch stur wie Panzer und natürlich ist derartig schnell mal ein Moment der Unaufmerksamkeit passiert und die meist dann schon ausgetrocknete Tanne lässt sich rasch von den Flammen auffressen. Was sind das also für Leute, die ... ?
Liebe lakita, nur kurz nachgeschoben, weil ich – auch nach deiner Erklärung – Titel und Geschichte immer noch nicht in Einklang bringen kann.
Oh je. Ich will dich da jetzt auch nicht hängenlassen und deswegen den Versuch einer Erklärung unternehmen.
Wenn ich den Titel mit "Früher war mehr Lametta" gleich setze, so bleibt dessen Bedeutung ja, dass es früher mehr Schmuck, Glanz, festliche Stimmung oder Ähnliches gab.
Richtig!
Deine Geschichte widerspiegelt aber eher die Schattenseite von mehr Lametta, weshalb ich eben Titel und Erzählung nicht in Einklang bringe.
Richtig!

Stelle dir vor, der Titel würde so lauten:

Früher war mehr Lametta, aber es brannten auch mehr Bäume

Das war meine Aussage, die ich treffen wollte.

Da man aber nicht so einen Titel kreiert, denn der wäre einerseits zu lang und andererseits ja schon ein kompletter Satz, habe ich quasi den 1. Teil weggelassen, wobei ich unterstellt habe, dass ich durch die Formulierung Früher brannten mehr Bäume auch gleichsam angedeutet habe, wie dieser 1. Teil ausehen würde.
Das ist Akt eins der Erklärung. Der zweite Akt ist Ironie. Jeder kennt diesen Spruch mit dem Lametta und der wird jetzt verballhornt, indem ich das Gegenteil draus mache.


Übrigens hab ich mal geforscht und im Internet gefunden:

Woher stammt der legendäre Satz Früher war mehr Lametta?

Genau genommen geht es um das Zitat „Früher war mehr Lametta“. Es stammt aus Loriots Sketch „Weihnachten bei Hoppenstedts“. In der Szene beschwert sich der Opa über die zu spärliche Dekoration.
(Erstausstrahlung des Sketch im Dezember 1978)

Übrigens brannte das ursprünglich bleihaltige Lametta besonders gut. Also eine passende Kombination mit Engelshaar und Strohsternen so schön direkt an die Tannenbaumkerzen gesetzt. (Achtung: Ironiealarm) :D


Liebe Grüße

lakita

 

Hallo @lakita

In deiner Story wird der ganz normale Familienwahnsinn sehr lustig weihnachtlich superlativiert. Spießbürger sehen in geselliger Runde in den Spiegel.

Schön, dass es noch ein versöhnliches Ende gab – der gute Wille zählt - und außerdem der Weihnachtsbaum nicht entflammt wurde. Obwohl, das hätte noch ein dramatischer Höhepunkt sein können. Ich hätte gezündelt.:D Insgesamt habe ich die Story gerne gelesen.
Und ich mag auch keine Buttercremetorte, igitt.

Hier noch Kleinigkeiten:

Kam ich als die quasi Vorhut zu spät, wurde ich getadelt, dass man so etwas nicht tut und ob mir solch ein Verhalten etwa meine Eltern beigebracht haben.
Weil indirekte Rede: "tue" und "hätten" sähe besser aus.
Besorgt blickte ich auf den Baum, sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen und die brennenden Kerzen den Baum und das Parkett entzünden, die Gardinen entflammen, Funken sprühend auf die Sofakissen übergreifend und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versperrend.
Wer ist hier übergriffig und sperrig? Die Zweige? Die Kerzen? Mit dem Satz stimmt was nicht.
Traf es mich, wurde mir schmerzlich klar, dass in mir null Theaterblut brodelte.
Das weiß der Leser doch schon.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek,

lieben Dank für das Lesen und deinen konstruktiven Besuch unter meiner Geschichte.

In deiner Story wird der ganz normale Familienwahnsinn sehr lustig weihnachtlich superlativiert.
Jau, richtig und danke für diese Einschätzung.
Spießbürger sehen in geselliger Runde in den Spiegel.
Genau.
Und ich mag auch keine Buttercremetorte, igitt.
Danke, dachte schon, ich bin nur so krüsch. Zum Glück sind die ja schon ganz gut aus der Mode.
Weil indirekte Rede: "tue" und "hätten" sähe besser aus.
Ändere ich. Danke für den Hinweis.
Wer ist hier übergriffig und sperrig? Die Zweige? Die Kerzen? Mit dem Satz stimmt was nicht.
Jo, ich weiß, mit diesem Satz hab ich so ein sperriges Monsterding erschaffen. Ich muss da nochmals ran, das sehe ich absolut ein. Ich befürchte nur, dass dieser Klickmoment, wo einem dann genau das Passende einfällt, sich bei mir grad nicht einstellen mag. Aber ich bleib dran.
Das weiß der Leser doch schon.
Ja, richtig. Aber hier will ich meinen Darling nicht killen:Theaterblut in mir brodelt. Sorry.:shy:

Lieben Dank

lakita

 

Hallo @Sturek,

so, nun habe ich mir den fachlichen Rat von @Friedrichard eingeholt und besagten Satz
etwas in die Spur genommen. Es ließ mir doch keine Ruhe, das Ding.

Meinen Dank an dich, dass du da deinen Finger drauf gelegt hast und an Friedrichard für die Schützenhilfe.

Er lautet jetzt so:

Besorgt blickte ich auf den Baum, sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen, Kerzen Funken sprühen, Parkett und Gardinen entflammen, auf die Sofakissen übergreifen und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versprerren.

Liebe Grüße an euch beide

lakita

 

Hallo @lakita

Ich fürchte, das Monster ist noch nicht tot. Das Problem bleibt doch auch in dieser Version bestehen. Die Kerzen machen dies und das und greifen dann auf die Sofakissen über. Das einzige, das hier übergreifen kann, sind Flammen.

Die alten Römer empfahlen in solchen Fällen: Teile und herrsche.

Wie wäre es so:

Besorgt blickte ich auf den Baum. Ich sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen, Kerzen Funken sprühen, Parkett und Gardinen entzünden. Ich sah die Flammen auf die Sofakissen übergreifen und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versperren.

Wenn du unbedingt alles in einen Satz pressen willst, kannst du natürlich auch so formulieren:

Besorgt blickte ich auf den Baum, sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen, Kerzen Funken sprühen, Parkett und Gardinen entzünden, sah die Flammen auf die Sofakissen übergreifen und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versperren.

Grüße
Sturek

 

Hallo @Sturek,

deine Beharrlichkeit ehrt dich und lieben Dank, dass du das Thema somit noch nicht abgehakt und nochmals drüber geschaut hast. Verpflichtet bist du dazu ja nicht.

Ich kann zwar nachvollziehen, was dich stört. Ich bleibe jetzt bei der obigen Formulierung.
Ich sehe das als entschuldbare Formulierungstat, weil hier die "Funken sprühen" und somit das weiter phantasierte Unheil anrichten.
Ich stimme dir zu, dass "Flammen" das eindeutigere und wuchtigere Wort für die dann am Ende entstehende Feuersbrunst wären.
Jedoch hab ich grad in letzter Zeit mich auf youtube mit diesen Survival-Serien vergnügt und dort live miterleben dürfen, wie winzigste von einem Feuerstahl- oder stein entstandene Fünkchen in der Lage waren, am Ende ein fettes Lagerfeuer zu machen. Demnach können Funken ein Anfang sein, es muss nicht zwingend die Flamme sein.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Lakita,
bei Deinem Text ist bei mir noch am meisten Weihnachtsstimmung aufgekommen. Obwohl alle in ihm nur eine Kritik an Eurem Familienfest sehen, lese ich es als eine Erinnerung an die verlorene Kindheit mit vielen Verwandten und Cousins und Cousinen und mittendrin Oma. Was ist so schlimm an Schweinebraten mit Rotkohl und Buttercremetorte. Ich hab schon schlechter gelebt. Die Mißhelligkeiten sind doch völlig harmlos. Für Leute, die mit wenig family aufgewachsen sind wie ich: ohne Vater, keine Geschwister, Tanten, Onkels, hört sich das eigentlich ganz beneidenswert an.
Gruß Frieda

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Frieda Kreuz ,

danke für dein Feedback mit dieser anderen Sichtweise.
Selbstverständlich hat jeder Leser meiner Geschichte seine eigene Deutungshoheit.

Man kann diesen Text also sehen, wie du ihn siehst. Und wie immer kommt es dann entscheidend auf die Perspektive an.
Wenn ich deine einnehme, dann würde ich auch sagen: Ja, es gibt oft genug deutlich schlechtere Verhältnisse und wenn man die in den Vergleich setzt zu dem, was in meiner Geschichte passiert, dann nimmt sich das durchaus nicht so schlecht aus wie es da in den Fokus gestellt wird.

Und das ist eben das Gute hier bei uns Wortkriegern, dass jeder seine Ansicht äussern kann und durch diese Vielfalt lernt man viel.

Lieben Gruß

lakita

 

Liebe @lakita

Die anderen Kommentare habe ich überflogen. Oh ja, diese Stimmung einer vergangenen, vielleicht auch zurecht verlorenen Welt, einer Epoche aus Weihnachten mit Butterkuchen und Gesprächen darüber, wer wen an vermeintlichem Wohlstand übertroffen hat, fängst du mit deiner Geschichte ganz wunderbar ein. Ich mag es sehr, dass auf diese Weise die Vergangenheit eingefangen und festgehalten wird. Man kann vieles an Erinnerungsliteratur kritisieren, aber sie erfüllt die Gegenwart mit dem, was war und auch im guten wie im bösen verloren gegangen ist.

Gab es Eltern, die das taten? Oder war das eine Fangfrage? Meine Wangen glühten.
Woher sollte ich wissen, wo sie jetzt waren. Vielleicht schon auf dem Weg oder noch lange nicht bereit, aufzubrechen.
Für meinen Geschmack ist die Szene des Fremdschämens etwas zu lang. Das kapiere ich als Leser schnell und werde dann weiter draufgestossen.

Jedes Jahr, das wussten wir alle, trieb meine Omi ihren Schwiegersohn Jochen in den Tannenbaumwahnsinn.
Es musste für ihre Wohnstube mit der hohen stuckverzierten Decke eine meterlange Tanne sein, das brauchte sie nicht zu erwähnen.
Da sie kaum noch laufen konnte, schleppte er ihr mehrere Modelle in die Wohnung, unter denen sie wählen konnte.
Na ja, das ist Slapstick Loriot'schen Ausmaßes. Wenn du das willst, müsste es noch einen Ticken skurriler werden, aber amüsant finde ich die Szene durchaus. Obwohl ich nicht recht glauben kann, dass einer wirklich ein paar Bäume zur Auswahl heimschleppt und mich frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, die Omi mit oder ohne Rollstuhl zum Baumaussuchen zu schleppen.

„Untersteh dich. Man kann diese Räuber nicht auch noch unterstützen. Bring die Tanne sofort zurück.“
Sag mal, Birgit, wie hältst du denn die Gabel, die nimmt man doch nicht in die Faust. In deinem Alter musst du das aber schon können.“
„Lass sie doch, das wird noch. Ich seh das nicht so eng.“
„Einen von AEG.“
„Alles erlesener Gammel. Prost Weihnachten!“
Richtig stark und authentisch finde ich die Dialoge: Alle!

Dabei liebte ich schon als Kind Torten, aber weder die Buttercrememodelle, noch das, was meine Mutter herstellte.
herstellte, na ja, das klingt sehr technisch, vielleicht besser kreierte, aber das ist auch nicht perfekt.

Traf es mich, wurde mir schmerzlich klar, dass in mir null Theaterblut brodelte.
In diesen Momenten, in denen ich am liebsten unsichtbar geworden wäre, war ich wie üblich elternlos. Mag sein, dass sie nicht ahnten, dass ich mich schämte. Mag sein, dass sie befanden, ich sei des Beistandes nicht wert. In meiner kindlichen Verlassenheit wurde mir damals ernüchternd klar, dass es noch viele Momente geben wird, in denen man sich auf die Eltern nicht verlassen konnte.
Theaterblut, okay, dabei könntest du womöglich etwas tiefer in die Gefühlswelt deiner Protagonisten eintauchen.

„Abgemacht, hihi, die werden sich wundern. Aber es machen alle mit, klar?“
„Klar.“
Ich kann mich an kein Foto erinnern, bei dem auch nur eines von uns Kindern es getan hat. Immerhin nutzten wir diese elende Wartezeit, um diese Verschwörung anzuzetteln, auch wenn sie im gedanklichen Versuchsstadium stecken blieb.
köstliche Szene!

Omi, soll ich dir beim Abräumen und Abwaschen helfen?“, ich war ja gut dressiert, entgegnete sie:
„Nein, danke, ihr seid alle meine Gäste. Ihr habt die gute Laune mitzubringen und ich, ich sorge für alles andere.“
Diese Antwort imponierte mir damals so sehr, dass sie heute auch zu meiner Maxime geworden ist.
Und einn passender Schluss, der mich merkwürdig rührt.

Vielen Dank für die Geschichte, die mir sehr gefallen hat.
Isegrims

 

Lieber @Isegrims,

ganz lieben Dank für deinen lobenden Besuch bei mir und über deine kritischen Bemerkungen habe ich mich ebenso gefreut.

Für meinen Geschmack ist die Szene des Fremdschämens etwas zu lang. Das kapiere ich als Leser schnell und werde dann weiter draufgestossen.
Versteh ich. Mein derzeitiges Problem ist gerade das, dass ich so innerlich denke, die Geschichte steht jetzt und da kenne ich mich schon ganz gut, da benötige ich einen deutlichen zeitlichen Abstand, um mich dann nochmals wie so ein Drittleser kritisch an die Geschichte zu machen. Mit anderen Worten, ich kann deinen Hinweis nachvollziehen, habe aber im Moment eine Löschsperre. Die Betonung liegt jedoch auf "Moment".
Die anderen Kommentare habe ich überflogen.
Ich hoffe, du fühlst dich nicht verpflichtet, alle Komms zu lesen, denn ich erleb mich ja auch so. Wenn ich alle Geschichten einer Challenge kritisiere, was ich bisher stramm getan habe, dann kann ich unmöglich noch alle vorherigen Beiträge lesen. Das würde den Zeitrahmen mächtig sprengen. Und ich finde es auch irgendwie überhaupt nicht negativ, wenn ich z.B. wie in dem Kästchen davor, von dir hingewiesen, solch ein Hinweis von mehreren Kritikern kommt und sie sich nicht, aus Furcht, ich könnte mich wegen der Wiederholungen langweilen, zurückziehen. Das hat durchaus seine Vorteile, wenn praktisch niemand die Komms der anderen liest.
fängst du mit deiner Geschichte ganz wunderbar ein.
Dankeschön!
Na ja, das ist Slapstick Loriot'schen Ausmaßes. Wenn du das willst, müsste es noch einen Ticken skurriler werden, aber amüsant finde ich die Szene durchaus.
Oh, das freut mich ja wie Bolle, dass auch du an Loriot erinnert wirst, wenn auch ich diesem absolut unerreichtem Komiker der Alltagssituationen nicht die Hand reichen kann.

Dein Wunsch nach noch skurriler, würde hier der Geschichte eine etwas andere Richtung geben, denn bisher bin ich mit meiner Erzählung tatsächlich so ziemlich eng an der Wahrheit geblieben.

Obwohl ich nicht recht glauben kann, dass einer wirklich ein paar Bäume zur Auswahl heimschleppt und mich frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, die Omi mit oder ohne Rollstuhl zum Baumaussuchen zu schleppen.
Was dann sofort zur Beantwortung deines Einwandes einleitet: Oh ja, du hast meine Omi nicht gekannt, die war so. Die hat es tatsächlich geschafft, dass ihr ein paar Bäume zur Auswahl gebracht werden mussten. Allerdings habe ich mit 6 durchaus etwas übertrieben, wir sind ja hier nicht im Biographiemodus.
Ich habe eine kleine Weile, weil ich es in der elterlichen Wohnung nicht mehr ausgehalten habe, bei ihr ein Zimmer gemietet gehabt und ab und zu für sie eingekauft. Ich kann dir nicht erklären, was da ablief, aber sie hat es geschafft, mich wegen eines ganz normalen Brotes aus dem Supermarkt, dreimal!!! wieder hinzuschicken, weil ich ihr nicht das Richtige gekauft hatte.
Und bis dahin dachte ich auch immer, dass ich durchaus nicht schwer von Begriff bin. :D
Richtig stark und authentisch finde ich die Dialoge: Alle!
Das ist mal ein Lob, dankeschön! Tut gut!
herstellte, na ja, das klingt sehr technisch, vielleicht besser kreierte, aber das ist auch nicht perfekt
Oh ja, ich verstehe, was du meinst. Ich werde über diese Formulierung nochmals nachdenken, vielleicht kommt mir noch was Treffenderes in den Sinn.
Theaterblut, okay, dabei könntest du womöglich etwas tiefer in die Gefühlswelt deiner Protagonisten eintauchen.
Mit Protagonisten meinst du? Den Ich-Erzähler? Die Verwandten? Aber ich verstehe eigentlich auch schon, was du meinst. Ich denke drüber nach, vielleicht fällt mir noch was dazu ein.
Und einn passender Schluss, der mich merkwürdig rührt.
Das freut mich, denn ich habe ihn eigentlich so als versöhnlichen Moment am Ende gebracht, auch wenn er ein wenig wie angepappt wirkt. Es gibt hier andere Stimmen, die diesen Spruch von Omi genauso kritisch betrachten wie ihr sonstiges Verhalten und auch das könnte man so sehen. Das nehme ich keinem Übel, denn wie schon zu Frieda Kreuz gesagt, der Leser hat die Deutungshoheit.
Aber gut, dass du den Schluss so empfindest, wie ich ihn mir gedacht hatte.

Lieben Dank für dein Feedback und lieben Gruß


lakita

 

Hallo @lakita,

und vielen Dank für die vielen Schmunzler, die ich während der Lektüre deiner Weihnachtsgeschichte haben durfte. Ich habe den Text sehr gern gelesen, das liest sich alles sehr routiniert und sehr flüssig.

Ja, die Situation, die deine Prota beschreibt, ist mir nicht ganz unbekannt. Okay, ganz so extrem war's natürlich nicht, aber der Kindertisch, die immer gleichen Unterhaltungen, die Omi als klare Zeremonienmeisterin … Das hast du alles sehr schön eingefangen. Ein wenig Mühe hatte ich jedoch mit dem vielen Personal. Besonders in den Dialogen hatte ich oft keine Ahnung, wer da jetzt genau spricht. Ich denke, dass du hier Abhilfe schaffen könntest, indem du da und dort mehr Inquits verwendest oder aber die Stimmen der einzelnen Figuren schärfer zeichnest. Ich gehe weiter unten noch einmal auf diese Thematik ein.

Ansonsten aber wie gesagt eine herrliche Weihnachtsgeschichte, die das Thema der Challenge sehr gut trifft. Well done!

Hier noch ein paar Eindrücke aus dem Text:

Den 20-minütigen Fußweg zu ihrer großen Altbauwohnung trottete ich stets in einem Zwiespalt
Ich finde Zahlen immer ein wenig unschön … Warum nicht: Den zwanzigminütigen …? Auch an anderen Stellen im Text kommen vor, die du mMn problemlos ausschreiben könntest.

Kam ich als die quasi Vorhut zu spät, wurde ich getadelt, dass man so etwas nicht tue und ob mir solch ein Verhalten etwa meine Eltern beigebracht hätten.
Die Quasi-Vorhut könnte zusammengeschrieben werden, liest für mich dann sauberer und klarer.

„Ach so, wann kommen sie denn? Omi hat gesagt, allerspätestens um sechs Uhr.“
Ohne Uhr fände ich die Aussage natürlicher.

Woher sollte ich wissen, wo sie jetzt waren. Vielleicht schon auf dem Weg oder noch lange nicht bereit, aufzubrechen.
Könntest du mMn getrost streichen. Außerdem wäre ein Fragezeichen anstelle des Punktes nach waren vielleicht ganz passend.

Einen „du kannst nix für deine Eltern“- Bonus gab es bei meinen Verwandten nicht.
Ich meine, dass es "Du-kannst-nix-für-deine-Eltern"-Bonus oder "Du-kannst-nix-für-deine-Eltern-Bonus" heißen könnte, aber das geht wahrscheinlich nur mir so.

Da sie kaum noch laufen konnte, schleppte er ihr mehrere Modelle in die Wohnung, unter denen sie wählen konnte.
Oh je, der Arme 🙈 Ein bisschen überzeichnet vielleicht (wer tut sich das schon wirklich an?), aber für die Figurenzeichnung der Omi natürlich optimal.

Wieso, die ist dadurch schön grün.
Warum die Kursivschrift in der direkten Rede?

„Natur nennst du das? Ach geh, bist du so wie ich auf’m Land aufgewachsen? Ich weiß, wie ein Tannenbaum auszusehen hat.“
Könntest du weglassen, das wird im darauffolgenden Satz bereits klar.

„Herrgott nochmal, ich hatte gesagt, nicht mehr als 15 DM. Ich zahle keine 16!“
Auch hier würde ich die Zahlen unbedingt ausschreiben, und vielleicht "Mark" statt "DM"?

„Schau: Hier und da und da hat er Zweige rein, ach, hihi und hier.“
… hat er Zweige rein … Fehlt da nicht etwas?

Besorgt blickte ich auf den Baum, sah in meiner Phantasie die ersten Zweige rausrutschen, Kerzen Funken sprühen, Parkett und Gardinen entflammen, auf die Sofakissen übergreifen und eine Feuersbrunst uns den Weg aus dem Wohnzimmer versprerren.
Kerzen, die Funken sprühen … Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Es wären wenn dann ja die Nadeln, aus denen die Funken sprühen, nicht? Den Satz als Ganzes finde ich auch etwas ungelenk.

Wenn endlich meine Eltern eingetroffen waren, saßen neun Erwachsene am Esstisch und weil der nicht ausreichte, quetschten wir fünf Kinder uns an den Katzentisch. Auch, wenn unsere Teller darauf kaum Platz hatten, waren wir froh, nicht bei den Großen essen zu müssen. Wenn sie redeten, und das taten sie ununterbrochen, durften wir Kinder nichts dazwischen sagen. Und wir mussten ausgesucht manierlich essen.
Einige Doppelungen. Das erste Wenn könntest du vielleicht durch ein Nachdem ersetzen und ich meine, dass das Komma bei "Auch, wenn …" weg muss.

„Sag mal, Birgit, wie hältst du denn die Gabel, die nimmt man doch nicht in die Faust. In deinem Alter musst du das aber schon können.“
„Lass sie doch, das wird noch. Ich seh das nicht so eng.“
Hier stolperte ich zum ersten Mal, weil ich keine Ahnung hatte, zwischen welchen Figuren sich dieser Dialog abspielt.

Und wir erlebten gebannt mit, wie am Nachbartisch Onkel Paul in einem Jahr sagte:
„Ich kann keinen Schweinebraten mit Rotkohl mehr sehen. Jedes Jahr dasselbe. Ich ess das nicht mehr.“
Und wir erlebten gebannt mit, wie am Nachbartisch Onkel Paul in einem Jahr sagte: Das mit dem "in einem Jahr" habe ich nicht verstanden … Meinst du damit vielleicht "ein Jahr später"?

„Habt ihr schon gehört, dass wir uns einen Kühlschrank mit Eisfach gekauft haben? Einen Bauknecht.“
„Wofür braucht ihr denn ein Eisfach?“
„Bauknecht weiß, was Frauen wünschen.“
Auch hier: Wer spricht da?

„Habt ihr schon gehört, dass wir uns einen Kühlschrank mit Eisfach gekauft haben? Einen Bauknecht.“
„Wofür braucht ihr denn ein Eisfach?“
„Bauknecht weiß, was Frauen wünschen.“
„Thea, wir haben keinen Bauknecht.“
„Nein? Was denn? Verwechsel ich das? Dann sag du es, Jochen.“
„Einen von AEG.“
„Alles erlesener Gammel. Prost Weihnachten!“
„Prost, ich dachte, wir hätten einen Bauknecht gekauft.“
„Na ja, AEG ist ja eine gute Marke, unser erster war ein AEG, nich‘, Günther?“
„Ja, wir hatten den Ersten.“
„Das kann nicht sein, ihr seid ja erst 56 in die Wohnung vom Bauverein gezogen, dann hättet ihr ja schon davor in der alten Wohnung einen gehabt. Das geht nicht zusammen.“
„Wir hatten auf jeden Fall den ersten! Ihr habt ja erst zwei Jahre später ...“
„Nee, den hatten wir, denn wir sind 55 in den Garstedter Weg gezogen.“
„Wer will Weißwein? Keiner? Dann schütt ich mir den Rest ins Glas.“
„Thea, geh bitte in die Speisekammer, da steht rechts unten eine Flasche von der Spätlese.“
„Hast du die nicht gekühlt? So pipiwarm kann man die nicht trinken.“
„Wir haben ja schon 55 ...“
„Wer will Cognac?“
Hier wird's dann ganz extrem. Ich weiß zu Beginn nicht, wer jetzt spricht, erst spät fallen die Namen Jochen (kenne ich) und Günther (kannte ich bislang noch nicht). Das hat mich doch ein wenig verwirrt … Oder ist es gar Absicht von dir, dass diese Verwirrung auftritt? So im Stil von "Es ist total egal, wer spricht, sie reden ja ohnehin über den gleichen, inhaltsleeren Kram"?

Ich erinnere, wie ich einmal eine Gabel von dieser akkurat mit Cremetuffs, Kirschen und Schokoplättchen dekorierten Torte probiert hatte, denn ihr Aussehen war sehr verlockend.
Ich erinnere mich, …?

Aber auch wenn ich gewusst hätte, was sie von mir für eine Miene erwarteten, ich hätte sie nicht ausführen können.
Eine Miene ausführen … Eine Miene aufsetzen würde besser passen, finde ich.

Tante schickte mit einem Jahreskalender bedruckte kreischbunte Handtücher.
Welche Tante ist das jetzt genau? Es sind ja mind. zwei zugegen.

„Dreh dich noch mal! Doch, es sieht schön aus, dies Jäckchen. Warte, ich zieh am Ärmel, damit er länger wird.“
„Ja, ja, die Irma, die strickt und strickt, wo sie steht und geht. In ihren Luftpostbriefen schreibt sie laufend davon, wem sie grad was handarbeitet. Ich könnt´ das ja nicht, mit so viel Fäden.“
Again: Ich weiß nicht, wer hier spricht 🤷🏼‍♂️

Das waren so meine Gedanken und Eindrücke zu deinem Text, von denen ich hoffe, dass sie für dich hilfreich sind. Nochmals vielen Dank für deinen Challenge-Beitrag und ich wünsche dir viel Erfolg bei der Abstimmung!

Grüße
sevas

 

Hallo @sevas,

lieben Dank für dein lobendes Feedback und nicht zu vergessen, deine konstruktiven Verbesserungsvorschläge, von denen ich, wie du sehen wirst, fast alle übernommen habe.
Es ist einfach faszinierend. Mit jeder weiteren Kritik, die ich erhalte und ich arbeite ja jeweils alle diese Veränderungen ein, denke ich stets: So, jetzt kann eigentlich nur noch inhaltliche Kritik kommen und dann haut es mich von den Socken, wenn ich lese, was so der einzelne Kritiker dann noch alles vorfindet.
Und ich bin dann immer so in einem gemischten Gefühl von einerseits großer Dankbarkeit, dass so viel Sorgfalt an meinen Text gelegt wird und andererseits dieser Gedanke, was alles nicht optimal oder teils sogar fett verkehrt geschrieben wurde und wie unfertig und unterentwickelt ich als Schreiberin noch bin. Aber vermutlich geht das allen Autoren hier so.

und vielen Dank für die vielen Schmunzler, die ich während der Lektüre deiner Weihnachtsgeschichte haben durfte. Ich habe den Text sehr gern gelesen, das liest sich alles sehr routiniert und sehr flüssig.
Lieben Dank für dein Lob.
Ein wenig Mühe hatte ich jedoch mit dem vielen Personal. Besonders in den Dialogen hatte ich oft keine Ahnung, wer da jetzt genau spricht.
Zum Glück bist du die erste Person, die es bemängelt. Ich wollte hier einerseits nicht 14 Leute namentlich einfügen in die Geschichte, weil das wäre für den Leser grausam, die Leute alle auseinanderzuhalten und es ist tatsächlich fast egal, wer das sagt. Natürlich geht damit dann eine gewisse Individualität der einzelnen Person flöten, aber irgendwas ist ja immer. Die Sätze der Verwandten sind sozusagen austauschbar. Ich habe versucht, nur den Jochen wieder zu erwähnen, das passiert an drei Stellen, die Thea, das passiert auch an drei Stellen und den Paul an zwei Stellen. Der Rest wie Günther, Irma, Birgit, Peter taucht nur einmal auf und dann auch jedes Mal so, dass man sich nicht fragen muss, wer es ist. Ich hoffe, dass es weiterhin so funktioniert und nicht noch mehr Leser hier Probleme haben.

Ich finde Zahlen immer ein wenig unschön … Warum nicht: Den zwanzigminütigen …? Auch an anderen Stellen im Text kommen vor, die du mMn problemlos ausschreiben könntest.
Seltsamerweise habe ich genau das gegenteilige Gefühl. Ich werde es jedoch ändern an dieser Stelle, weil es so auch gut aussieht.
Die Quasi-Vorhut könnte zusammengeschrieben werden, liest für mich dann sauberer und klarer.
Übernehme ich.
Ohne Uhr fände ich die Aussage natürlicher.
Streich ich.
Könntest du mMn getrost streichen. Außerdem wäre ein Fragezeichen anstelle des Punktes nach waren vielleicht ganz passend.
Streich ich auch.
Ich meine, dass es "Du-kannst-nix-für-deine-Eltern"-Bonus oder "Du-kannst-nix-für-deine-Eltern-Bonus" heißen könnte, aber das geht wahrscheinlich nur mir so.
Die zweite Variante übernehme ich.
Oh je, der Arme 🙈 Ein bisschen überzeichnet vielleicht (wer tut sich das schon wirklich an?), aber für die Figurenzeichnung der Omi natürlich optimal.
Ja, ein bisschen überzeichnet, vielleicht waren es früher so zweimal bis dreimal.
Warum die Kursivschrift in der direkten Rede?
Weil ich hier deutlich machen möchte, dass jemand anderes redet. Da ich in keinem Fall : "Sagte X, sagte Y" schreiben wollte, habe ich es hier, der besseren Lesbarkeit wegen, in kursiv gesetzt. Das passiert auch noch ein weiteres Mal und an genau diesen beiden Stellen hatte ich den Eindruck, dass es den Leser etwas unterstützt.
Könntest du weglassen, das wird im darauffolgenden Satz bereits klar.
"...so wie ich..." streiche ich.
Auch hier würde ich die Zahlen unbedingt ausschreiben, und vielleicht "Mark" statt "DM"?
Hier weigere ich mich, weil, aber das ist reinste Gefühlssache, Bezahlvorgänge passender in Zahlen erfassbar sind. Aber ich werde Mark aus DM machen. Man hat ja früher auch nie DM gesagt, sondern der Sprachgebrauch war "Mark".
… hat er Zweige rein … Fehlt da nicht etwas?
Ja, wenn du diesen Satz rein grammatikalisch betrachtest. Aber hier redet der Cousin und er spricht verkürzt.
Kerzen, die Funken sprühen … Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Es wären wenn dann ja die Nadeln, aus denen die Funken sprühen, nicht? Den Satz als Ganzes finde ich auch etwas ungelenk.
Ui, ui, das ist schon spannend, dass dieser Satz ganz oft herausgegriffen wird, weil er dem jeweiligen Kritiker nicht so ideal erscheint. Da muss ich also auf jeden Fall nochmals ran.
Im Moment merke ich, dass mir so ein wenig Esprit fehlt, den Satz komplett zu überarbeiten. Vielleicht benötige ich noch ein wenig mehr zeitlichen Abstand. Aber ich kann sofort verstehen, was du mit ungelenk meinst.
Einige Doppelungen. Das erste Wenn könntest du vielleicht durch ein Nachdem ersetzen und ich meine, dass das Komma bei "Auch, wenn …" weg muss.
Das ändere ich, aber das erste "Wenn" bleibt, weil es auch noch so einen gewissen Vorwurf enthalten soll. Wenn ich sage: "Wenn sie denn eingetroffen sind" so klingt das anders als "Nachdem sie eingetroffen sind." In dem 1. Satz steckt etwas Vorwurf, der 2. ist harmlos oder neutral. Aus dem zweiten "Wenn" mache ich ein "obwohl" und aus dem dritten ein "Wann immer".
Hier stolperte ich zum ersten Mal, weil ich keine Ahnung hatte, zwischen welchen Figuren sich dieser Dialog abspielt.
Siehe oben.
Und wir erlebten gebannt mit, wie am Nachbartisch Onkel Paul in einem Jahr sagte: Das mit dem "in einem Jahr" habe ich nicht verstanden … Meinst du damit vielleicht "ein Jahr später"?
Ich glaube, ich kann mich von "in einem Jahr" trennen, es müsste auch so funktionieren.
Auch hier: Wer spricht da?
Siehe oben
Hier wird's dann ganz extrem. Ich weiß zu Beginn nicht, wer jetzt spricht, erst spät fallen die Namen Jochen (kenne ich) und Günther (kannte ich bislang noch nicht). Das hat mich doch ein wenig verwirrt … Oder ist es gar Absicht von dir, dass diese Verwirrung auftritt? So im Stil von "Es ist total egal, wer spricht, sie reden ja ohnehin über den gleichen, inhaltsleeren Kram"?
Siehe oben
Ich erinnere mich, …?
Füge ich hinzu.
Eine Miene ausführen … Eine Miene aufsetzen würde besser passen, finde ich.
Da muss ich noch etwas nachdenken, ob mir eine gelungenere Formulierung einfällt.
Welche Tante ist das jetzt genau? Es sind ja mind. zwei zugegen.
Ich fürchte, das hast du überlesen. Hier ging es ausschließlich um die Tante Irma, die in Australien lebt. Und diese Tante ist nur mittelbar oder indirekt mit ihrem Weihnachtspaket anwesend.
Again: Ich weiß nicht, wer hier spricht 🤷🏼‍♂️
Siehe oben. (ich hoffe, du hältst mich nicht für unhöflich, dass ich immer auf das verweise, was ich weiter oben ausgeführt habe)

Uff, so jetzt werde ich mich mal an die Korrekturarbeit machen. Dir danke ich ganz besonders für die vielen Inputs und wie du siehst, gehe ich mit fast allen konform.


Lieben Gruß


lakita

 

Hallo @Henry K. ,

lieben Dank für deinen Besuch und dein Lob. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

ich würde mal schätzen, stark autobiografisch gefärbt,
Stimmt, allerdings habe ich den Boden der Autobiographie desöfteren deutlich verlassen, um gewisse Spitzen einzubauen.

kommt mir Loriot in den Sinn. Davon hat deine Story was,
Boah, was für ein Lob. Danke. Aber mein Respekt vor diesem Grande der Alltagskomik ist so groß, dass ich mich nie mit ihm vergleichen würde. Was dieser Mann und das übrigens schon vor Jahrzehnten aus mancher Alltagssituation erschaffen hat ist einfach grandios und unerreicht.
Mein einziger Kritikpunkt, aber das kann man der Story aufgrund der Challenge nicht zur Last legen, ist, dass katastrophale Weihnachtsabende oder andere Feste wirklich schon unzählige Male durchgespielt wurden, in allen Facetten und Sprachen.
Ein ganz großes "ich stimme dir zu". So ist es. Es gibt derartig viele Geschichten über schräg verlaufende Weihnachtsfeste und auch die Zeit davor, dass man fast behaupten kann, dass wirklich alles nur Erdenkliche schon mal beschrieben und literarisch behandelt worden ist. Der Abnutzungseffekt ist immens.

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @lakita,

und vielen Dank für deine ausführliche Antwort auf meinen Kommentar.

Es ist einfach faszinierend. Mit jeder weiteren Kritik, die ich erhalte und ich arbeite ja jeweils alle diese Veränderungen ein, denke ich stets: So, jetzt kann eigentlich nur noch inhaltliche Kritik kommen und dann haut es mich von den Socken, wenn ich lese, was so der einzelne Kritiker dann noch alles vorfindet.
Haha, ja, dieses Gefühl im Stile von "So, jetzt passt aber alles!" kennen bestimmt alle Autoren, genau wie hier:

Und ich bin dann immer so in einem gemischten Gefühl von einerseits großer Dankbarkeit, dass so viel Sorgfalt an meinen Text gelegt wird und andererseits dieser Gedanke, was alles nicht optimal oder teils sogar fett verkehrt geschrieben wurde und wie unfertig und unterentwickelt ich als Schreiberin noch bin. Aber vermutlich geht das allen Autoren hier so.
Ich würde das überhaupt nicht als unfertig oder gar unterentwickelt sehen oder bezeichnen, liebe @lakita! Einerseits sind wir doch alle ab einem bestimmten Zeitpunkt betriebsblind und andererseits wäre es wahrscheinlich das Schlimmste, das dir passieren könnte, wenn du als Autorin fertig oder fertigentwickelt wärst. Ich meine aber genau zu wissen bzw. verstehen, was du meinst.

Ein wenig Mühe hatte ich jedoch mit dem vielen Personal. Besonders in den Dialogen hatte ich oft keine Ahnung, wer da jetzt genau spricht.
Zum Glück bist du die erste Person, die es bemängelt. Ich wollte hier einerseits nicht 14 Leute namentlich einfügen in die Geschichte, weil das wäre für den Leser grausam, die Leute alle auseinanderzuhalten und es ist tatsächlich fast egal, wer das sagt. Natürlich geht damit dann eine gewisse Individualität der einzelnen Person flöten, aber irgendwas ist ja immer. Die Sätze der Verwandten sind sozusagen austauschbar. Ich habe versucht, nur den Jochen wieder zu erwähnen, das passiert an drei Stellen, die Thea, das passiert auch an drei Stellen und den Paul an zwei Stellen. Der Rest wie Günther, Irma, Birgit, Peter taucht nur einmal auf und dann auch jedes Mal so, dass man sich nicht fragen muss, wer es ist. Ich hoffe, dass es weiterhin so funktioniert und nicht noch mehr Leser hier Probleme haben.
Jetzt, mit ein wenig Abstand zum Text, finde ich diesen Ansatz sogar ganz wunderbar! Eine spannende Technik, die ich mir hinter die Ohren schreiben werde 🤓

Ich finde Zahlen immer ein wenig unschön … Warum nicht: Den zwanzigminütigen …? Auch an anderen Stellen im Text kommen vor, die du mMn problemlos ausschreiben könntest.
Seltsamerweise habe ich genau das gegenteilige Gefühl. Ich werde es jedoch ändern an dieser Stelle, weil es so auch gut aussieht.
Super 👍🏼 Aber in erster Linie muss es natürlich für dich stimmen, und ich hoffe, dass du die Änderung nicht zähneknirschend vornehmen musstest 😬

Warum die Kursivschrift in der direkten Rede?
Weil ich hier deutlich machen möchte, dass jemand anderes redet. Da ich in keinem Fall : "Sagte X, sagte Y" schreiben wollte, habe ich es hier, der besseren Lesbarkeit wegen, in kursiv gesetzt. Das passiert auch noch ein weiteres Mal und an genau diesen beiden Stellen hatte ich den Eindruck, dass es den Leser etwas unterstützt.
Alles klar, vielen Dank für die Erklärung.

… hat er Zweige rein … Fehlt da nicht etwas?
Ja, wenn du diesen Satz rein grammatikalisch betrachtest. Aber hier redet der Cousin und er spricht verkürzt.
Okay, jetzt verstehe ich das natürlich, daran habe ich ehrlich gesagt gar nicht gedacht.

Kerzen, die Funken sprühen … Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Es wären wenn dann ja die Nadeln, aus denen die Funken sprühen, nicht? Den Satz als Ganzes finde ich auch etwas ungelenk.
Ui, ui, das ist schon spannend, dass dieser Satz ganz oft herausgegriffen wird, weil er dem jeweiligen Kritiker nicht so ideal erscheint. Da muss ich also auf jeden Fall nochmals ran.
Im Moment merke ich, dass mir so ein wenig Esprit fehlt, den Satz komplett zu überarbeiten. Vielleicht benötige ich noch ein wenig mehr zeitlichen Abstand. Aber ich kann sofort verstehen, was du mit ungelenk meinst.
Der Esprit wird ganz bestimmt kommen! Und der Satz funktioniert ja auch so, von daher alles bestens.

Einige Doppelungen. Das erste Wenn könntest du vielleicht durch ein Nachdem ersetzen und ich meine, dass das Komma bei "Auch, wenn …" weg muss.
Das ändere ich, aber das erste "Wenn" bleibt, weil es auch noch so einen gewissen Vorwurf enthalten soll. Wenn ich sage: "Wenn sie denn eingetroffen sind" so klingt das anders als "Nachdem sie eingetroffen sind." In dem 1. Satz steckt etwas Vorwurf, der 2. ist harmlos oder neutral. Aus dem zweiten "Wenn" mache ich ein "obwohl" und aus dem dritten ein "Wann immer".
Okay, ich verstehe deine Intention und finde die Lösung ganz wunderbar!

Again: Ich weiß nicht, wer hier spricht 🤷🏼‍♂️
Siehe oben. (ich hoffe, du hältst mich nicht für unhöflich, dass ich immer auf das verweise, was ich weiter oben ausgeführt habe)
Absolut nicht 😄 Das ist doch perfekt so!

Uff, so jetzt werde ich mich mal an die Korrekturarbeit machen. Dir danke ich ganz besonders für die vielen Inputs und wie du siehst, gehe ich mit fast allen konform.
Super, ich freue mich sehr, dass du mit meinen Inputs etwas anfangen konntest.

Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag!

Grüße
sevas

 

Hello liebe @lakita und alles Liebe und Gute nachträglich zu deinem Geburtstag. Habe ein ganz wunderbares neues Lebensjahr!

Deinen Challengetext habe ich gerne gelesen. Das erwachsene Ich, das rückblickend einordnen kann, die Perspektive von damals kennt und gleichzeitig mit einem Augenzwinkern von heute aufs Gestern schaut. Humor finde ich oft hilfreich im Umgang mit Dingen und es geht ja hier auch nicht um schlimme Traumatisierungen, sondern um den ganz normalen Wahnsinn. Aber klar, wenn man von heute drauf schaut auf den Umgang mit Kindern, dann ist das schon ein wenig befremdlich, auch die ganze Familiendynamik, die stellst du toll dar, wie überhaupt die ganze Atmosphäre dieser Zeit. Ich fand auch die Dialoge gut gelöst, also dass man nicht weiß, wer redet, dadurch werden zwar die Erwachsenen eine Art homogene Masse, aber ich glaube, dass es auch vom Kind so wahrgenommen wurde, zumindest gibt es keinen Ausbrecher unter ihnen, keine Tante, die an den Katzentisch kam, um sich mit den Kindern zu unterhalten, kein Onkel, der mal mit den Kindern Quatsch gemacht hat oder so. Die Erwachsenen sitzen rum und labern, eine labernde Masse. Wäre genauso gut, wenn du explizite Gestalten rausschälst, aber für mich hat das so wie es ist gut gepasst. Vielleicht würde ich mir Individuen noch am ehesten bei den Kindern wünschen bzw. auch die Freiheiten der Kinder, die ja auch in diesen Situationen entstanden sind, der Text dreht sich eher um die Erwachsenenwelt. Ich mochte, dass das Ich "Omi" sagt (nicht: Oma), auch Vati und Mutti, ich dachte, das sei vor allem im Osten so gewesen und der Westen hätte vorzugsweise Mama und Papa gesagt.

Gab es Eltern, die das taten? Oder war das eine Fangfrage? Meine Wangen glühten.
Ich finde das Wangenglühen schön, das zeigt so gut ihren Stress: Erwachsene wollen eine Antwort, aber welche konnte man geben?

Dreist etwas zusammenzulügen, das gelang mir meist schon im Ansatz nicht. Blieb nur zusammengestotterte Flucht nach vorn
Ja, man muss sehen, wie man überlebt, mit den Ressourcen die man hat. Manchen können lügen, andere nicht ...

„Herrgott nochmal, ich hatte gesagt, nicht mehr als 15 Mark. Ich zahle keine 16!“
„Dann pack ich die eine Mark obendrauf und gut ist.“
„Untersteh dich. Man kann diese Räuber nicht auch noch unterstützen. Bring die Tanne sofort zurück.“
Ja, da gehts ums Prinzip. Das ist, glaube ich auch so ein Ding aus der Zeit: das Prinzip. Da waren auch noch viele Nachwirkungen vom Krieg zu spüren, denke ich. Im Westen ja auch wieder ganz anders als im Osten, aber den Umgang mit den Kindern, den erkenne ich schon wieder. Das Buch "Kriegsenkel" kennst du wahrscheinlich, oder? Da musste ich jedenfalls auch dran denken, obwohl der Krieg ja wirklich mit keinem Wort erwähnt wird und für das Kind ja auch keine Rolle spielt (vermutlich).

Wie gesagt: Gerne gelesen!
Viele Grüße
Katta

 

Liebe @Katta ,

herzlichen Dank für dein freundliches Feedback und deine bemerkenswerten Betrachtungen.
Ich finde es immer herzerfrischend, wie vielfältig wir hier sind und wer den Fokus jeweils auf was in einer Geschichte legt. Das allein ist schon eine hochspannende Sache, das mitzuerleben.
Und du bringst neue Aspekte in diese Geschichte.

Deinen Challengetext habe ich gerne gelesen.
Dankeschön.
und es geht ja hier auch nicht um schlimme Traumatisierungen, sondern um den ganz normalen Wahnsinn.
Vollkommen korrekt.
. Aber klar, wenn man von heute drauf schaut auf den Umgang mit Kindern, dann ist das schon ein wenig befremdlich, auch die ganze Familiendynamik, die stellst du toll dar, wie überhaupt die ganze Atmosphäre dieser Zeit.
Und ich bin mir sicher, wenn in 50 Jahren die Leute auf heute schauen, geht es ihnen ähnlich im Kopf rum, dass sie ihn unweigerlich schütteln müssen wegen so mancher kaum zu ertragenden Verhaltensweisen der Eltern zu ihren Kindern. Ich bin in eine Zeit geboren worden, wo es hieß: Ärmel aufkrempeln und zupacken und aufbauen. Und heute? Heute werden Müssiggänger geradezu geächtet, aber mindestens belächelt. Wieder stehen Eltern ganz gründlich unter Strom und wieder ist es fast unmöglich, sich Zeit für die Kinder zu nehmen. Die Geschichte wiederholt sich.
Und Kinder werden schon in der Vorschule getrimmt, während uns alles Schulische tatsächlich erst in der Schule traf, nicht schon weit vorher. Es hat jede Generation ihre absoluten Vorteile und erst recht ihre Schattenseiten.

die Erwachsenen eine Art homogene Masse, aber ich glaube, dass es auch vom Kind so wahrgenommen wurde,
Ja, waren sie. Zumindestens bei diesen Feiern, sie waren im Grunde genommen heftigst damit beschäftigt, sich vor den anderen zu produzieren und wenn ihnen nicht danach war oder es ihnen nicht gelang, dann wenigstens die anderen zu provozieren. :Pfeif: Da blieb gar keine Zeit für die Kinder.
Die Erwachsenen sitzen rum und labern, eine labernde Masse.
Genau.
Ich mochte, dass das Ich "Omi" sagt (nicht: Oma), auch Vati und Mutti, ich dachte, das sei vor allem im Osten so gewesen und der Westen hätte vorzugsweise Mama und Papa gesagt.
Ich weiß es nicht, ob es so ist, dass es da einen Ost-West-Unterschied gibt. Es war mein Sprachgebrauch, wobei dass mit der Omi war schon doch eine Besonderheit, denn diese Oma wollte partout nicht Oma genannt werden, sondern fand "Omi" nicht so altmodisch. F Bescheuert. Aber für mich hatte es einen großen Vorteil, es war von vorneherein immer klar, über wen ich oder meine Eltern sprachen. Es gab eine Oma für mich und eine Omi und das war praktisch, es kam somit nie zu Verwechslungen.
Ja, da gehts ums Prinzip. Das ist, glaube ich auch so ein Ding aus der Zeit: das Prinzip.
Das ist ein interessanter Aspekt, den du da siehst. Meinst du, heutzutage gibt es keine Prinzipienreiter mehr? Obwohl, wenn es um einen Euro ginge, naja, ich glaube, da würde man nicht so einen Aufriss machen und ihn einfach zahlen, weil weniger Stress mindestens so viel an Wert hat. Das ist dann doch wohl heute anders.
Das Buch "Kriegsenkel" kennst du wahrscheinlich, oder? Da musste ich jedenfalls auch dran denken, obwohl der Krieg ja wirklich mit keinem Wort erwähnt wird und für das Kind ja auch keine Rolle spielt (vermutlich).
Genau das Buch kenne ich noch nicht, aber habe es sofort auf meine Merkliste für die Bücherhalle gesetzt. Ich las von Sabine Bode "Die vergessene Generation" und fand es hochinteressant, was sie über meine Generation geschrieben hat. Dein Hinweis ist insoweit wunderbar, weil ich bis dato dachte, es gibt nur dieses eine Buch über dieses Thema und nachdem ich in der Bücherhalle geschaut habe, konnte ich feststellen, dass es doch schon mittlerweile einen ganz gut bestückten Bestand dazu gibt. Danke für deinen Hinweis.

Lieben Gruß

lakita

 

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