Wunder
Manchmal geschehen noch Wunder. Natürlich nicht die großen, die man sich immer erwünscht, wie Weltfrieden oder so, nein die kleinen Wunder des täglichen Zusammenlebens, auf teilweise engstem Raum, die aber für das eigene Wohlbefinden und das Wohlbefinden der anderen Bewohner sehr vorteilhaft sind.
So hat es sich am heutigen Tag zugetragen, dass ich nach Hause kam, wie immer eigentlich. Allerdings war heute etwas anders, das Wunder sozusagen. Nein, es war nicht das aufgeräumte Wohnzimmer, das war ich ja selbst, auch nicht die geputzte Küche, was ebenfalls mir zu verdanken war. Vielmehr war es ein geputztes Bad! Hätte nie gedacht, das ich mich mal über so eine Kleinigkeit derart hätte freuen können, aber man wir ja auch älter. Wie konnte es nun zu diesem Wunder kommen? Nun eigentlich schnell erzählt. In jeder Wohngemeinschaft gibt es, teilweise sogar aufgeschriebene, Regeln, wer, was, wann, manchmal auch wie, zu tun hat. Eigentlich eine ganz normale Sache, stimmen alle beim Einzug überein. Doch jeder sieht die Aufgaben später natürlich aus seinem eigenem sehr engem oder aber doch sehr weitläufigen Sinn für Arbeit, schon ist das Problem identifiziert. Was dann allerdings passiert, ist nicht unbedingt klar, hier reicht der Handlungsspielraum vom klassischen enthalten, „ich bin nicht dran“, bis zur verbalen angriffen „spinnst Du eigentlich?“. Gelegentlich kann es sich dabei auch um einzelne Phasen handeln, zwischen denen im Laufe der Zeit gewechselt wird. Von kleiner Ermahnung witzig in eine Wortspiel verpackt, „Wenn ich dies mache, machst Du dann das?“, bis zur totaler verbaler Funkstille.
Am schönsten ist es natürlich, wenn das ganze dann in einer solchen Kleinigkeit endet, wie im Eingang beschrieben.
Doch ist es nun der Anfang von einem, wie beim Einzug übereinstimmend begrüßtem, harmonischen Zusammenwohnens, oder doch nur ein kleines Auf in einem sich immer wiederholenden Kreislaufen? Man weiß es nicht, denn geredet wird schon seit langem nicht mehr.