Also irgendwie fühl ich mich mitschuldig, daß der Eindruck entsteht, es gäbe weniger konstruktive Kritiken, weil ich selbst ja auch in letzter Zeit nicht so viel geschrieben habe. Das hat aber weniger mit midnetcrisis zu tun, sondern damit, daß zu der Zeit, wo ich wirklich viel kritisiert habe, mein RL ein bisschen hinten geblieben ist. Das versuch ich mir jetzt ein bisschen besser einzuteilen, bei mir hat das also nix mit der Qualität der Geschichten hier zu tun.
Meiner Meinung nach gibt es ja schlechte Geschichten und schlechte Geschichten. Also die Geschichten, die schlecht sind, weil sich der Autor keine Mühe geben will und gern Scheiße postet, und die, wo es der Autor ernst meint, aber es eben (noch) nicht besser kann. Letztere sind für mich sicher kein Grund, nicht zu lesen und zu kritisieren. Ganz im Gegenteil – wir sind ja nicht nur hier, um gute Geschichten zu lesen, sondern auch, um Autoren, die etwas lernen wollen, zu helfen, soweit man es halt kann.
obwohl ich mich danach umschaue finde ich weniger konstruktive Kritiken
Es stimmt natürlich, daß jetzt viel mehr aktive User als früher da sind, aber das spricht ja nur für kg.de.
Aber viele von den neuen Usern fangen auch gerade erst an, zu schreiben – natürlich sind dann auch viele Geschichten da, die nicht so supertoll sind. Und dazu kommt auch, daß nicht jeder, der neu hereinkommt, sofort wirklich konstruktive Kritiken schreiben kann – das lernen manche genauso wie das Geschichtenschreiben hier auf kg.de. So macht es halt zur Zeit den Eindruck, als würde die Qualität sowohl der Kritiken als auch der Geschichten sinken.
Aber liegt es da nicht doch auch sehr an „uns alten“, daß wir den neuen Usern helfen, bald besser zu schreiben? Dadurch würde die Qualität dann ja wieder gesteigert, oder?
Und obwohl ich nie ein Befürworter von Verreißer-Kritiken war, wünsche ich mir diese eher zurück, als jene die nichts weiter sagen "Besonders diese und diese Stellen haben mir gefallen und auch sonst supi Geschichte"
Es gibt Geschichten, die schreien förmlich nach einer Verreißer-Kritik – nämlich die, wo man eindeutig merkt, daß der Autor selbst das Schreiben nicht ganz ernst nimmt. Andererseits stellt sich dann die Frage, ob sie den Verriß überhaupt wert sind, aber das ist dann die Entscheidung des jeweiligen Kritikers.
Nur drunter zu schreiben, daß man die Geschichte scheiße findet, finde ich nicht in Ordnung, da sollte man dann schon auch, zumindest in kurzen Worten, dazusagen, weshalb.
Wenn aber jemand zu einer Geschichte einfach nur schreibt, daß sie ihm gefallen hat, ohne daß er etwas Konstruktives beitragen könnte, finde ich das schon in Ordnung. Irgendwie kommt das ja einem Danke gleich – man hat etwas bekommen, nämlich eine Geschichte, die einem gefallen hat, und gibt dem Autor dafür ein paar Worte der Anerkennung. Das is doch nichts Schlimmes, oder?
Zum Thema Samthandschuh möcht ich sagen, daß ich sie manchmal schon anziehe… Wenn ich merke, es meint jemand ernst, und es gibt viele Punkte, die man ihm aufzählen müßte, dann beschränke ich mich erst mal auf die, die mir am wichtigsten erscheinen. Nirgends, wo man etwas lernen will, bekommt man den ganzen Stoff auf einmal vorgesetzt – aus dem einfachen Grund, daß es sich nach und nach leichter lernt. Das mag dann schon mal nach Samthandschuh klingen, hat aber eben seinen Grund. Ich will ja niemanden verschrecken, sondern ihm helfen.
Aber auch, wenn es heute von allem mehr gibt als früher, von einem gibt es heute weniger – und zwar Geschichten, die unkommentiert stehen bleiben. Und das sehe ich doch recht positiv.