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Das letzte belletristische, was ich las (meist les ich Sachbücher) war Handkes "Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter", nachdem ich kurz zuvor schon sein "Die linkshändige Frau" gelesen hab.
In "Die Angst..." geht es um einen offensichtlich geistesgestörten (nahe am Autismus "leidenden") Mann mit dem Namen "Bloch", der seine Umwelt nur in Form von Gegenständen und Bewegungen wahrnimmt. Er missversteht laufend die Gesten, Anspielungen und Aufforderungen seiner Mitmenschen und interpretiert diese auf eine befremdlich unnatürliche Weise. Schließlich ermordet er eine Frau, die er erst ein paar Stunden zuvor kennengelernt hatte, vordergründig ganz willkürlich und ohne Motiv. Erst später wird einem dann klar: Es war wohl die einzige für ihn verbleibende Möglichkeit, aus seiner Isolation auszubrechen. Indem er Leben in Tod verwandelt. Helfen tut es ihm allerdings nicht. Die Entfremdung ist übrigens ein typisches Handke-Thema.
Das wird aber bis auf Weiteres trotz der interessanten Thematik das letzte Mal sein, das ich Handke lese! "Die Angst..." hat mich am Ende dann doch ganz schön enttäuscht, weil die "Handlung" einfach keinerlei Entwicklung aufweist und nur auf der Stelle tritt! Eigentlich könnte man das Buch auch ohne Verlust von hinten nach vorne lesen, ähnlich wie etwa Borroughs "Naked Lunch".
Ansonsten les ich noch (eher sporadisch): "Fremder in einer fremden Welt" vom Science-Fiction-Autor Robert Heinlein (unter anderem bekannt durch die Verfilmung von "Startroopers"). Ein Roman, der wegen seinem revolutionärem Gedankengut besonders in der Hochzeit der Hippies in den Sechzigern und Siebzigern sehr angesagt war, andererseits aber angeblich auch so zwilichte Zeitgenossen wie Charles Manson zu seiner Sektiererei inspirierten. Ansonsten: Sehr amerikanisch geschrieben.