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Thema des Monats Wege aus der Finsternis

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09.06.2015
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Wege aus der Finsternis

Paul wuchtete die Rucksäcke aus dem Auto, schnürte seine Stiefel zu und zeigte auf ein Schild, das an einem Baum befestig war.
„Zur Meilerhütte, hier lang“, rief er mir zu.

Einem Bachlauf folgend kamen wir rasch voran. Nach einiger Zeit verengte sich das Tal und der Weg wurde deutlich steiler, nach einer weiteren Stunde richtig steil. Inzwischen hatten wir die Sonnenbrillen ausgepackt und die Jacken geöffnet. Immer öfter reichte mir Paul die Wasserflasche und forderte mich auf, einen Schluck zu trinken. Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und bemühte mich, meinem Mann zu folgen, der mit zügigen und ausdauernden Schritten voraus ging. Wir waren beide nicht mehr die Jüngsten, hier und da zwickte es bereits, doch wir bemühten uns, in Bewegung zu bleiben und das Alter nicht allzu wichtig zu nehmen.

Wir befanden uns auf dem Steig zwischen dem Schachenhaus und der Meilerhütte, als Paul plötzlich stehen blieb. „Amelie, schau mal, da drüben, über der Alpspitze, da hängt eine Wolke!“
„Was bedeutet das?“, fragte ich.
„Das Wetter könnte sich ändern. Ich bin mir nicht sicher.“
Doch die Wolke über dem Gipfel rührte sich nicht. Im schönsten Sonnenschein bewegten wir uns weiter hinauf. An manchen Stellen wurde der Weg schmal und luftig, gerne ließ ich mich von Pauls Hand führen.
Paul blieb stehen, er schaute zu dem Berg. „Die Wolke über der Alpspitze hat sich verändert. Sie ist größer geworden, grauer.“
Erst schaute ich mir die Wolke an, dann bemerkte ich die senkrechte Falte auf Pauls Stirn. Machte er sich ernstlich Sorgen? Unsere Gespräche verstummten, still wanderten wir weiter. Während der nächsten halben Stunde verschwand die Sonne hinter einem Nebelschleier, der Wind frischte auf.
„Bis zur Meilerhütte ist es noch eine Stunde. Wir sollten versuchen, die Hütte zu erreichen“, rief Paul und legte einen Schritt zu.

Der Wind wehte jetzt stärker, die Temperatur war deutlich gefallen. Eine dunkle Wolkenwand schob sich uns entgegen. Immer häufiger musste Paul stehen bleiben, um auf mich zu warten.
Paul kam ein paar Schritte zurück. „Es wird gleich zu schneien anfangen. Wir müssen einen Unterschlupf finden.“
Eine heftige Böe zerrte an unseren Parkas. Innerhalb von Minuten hatte sich der Nebel ausgebreitet und nahm uns die Sicht. Das Gehen wurde beschwerlich, wir kämpften uns weiter, Schritt für Schritt. Für einen Augenblick öffnete sich die Nebelwand, bevor sie sich wieder schloss.
„Dort oben ist eine Nische im Fels!“, rief mir Paul zu.
Auf Händen und Füßen arbeiteten wir uns die Geröllhalde hinauf. Erste Flocken peitschte uns der Wind in die Augen. Mit letzter Kraft zog mich Paul zu sich auf das Plateau, keuchend kroch ich weiter bis tief in das Gestein hinein. Geschafft! Zwischen den Felsen war es trocken und windstill.
„Hier können wir es eine Weile aushalten“, meinte Paul und warf seinen Rucksack auf den sandigen Boden.

Dichter Schneefall hatte eingesetzt, der Sturm heulte, es war dunkel geworden. Wie lange werden wir hier aushalten müssen? Und wie kommen wir von hier wieder zurück ins Tal, überlegte ich. Paul schien meine Gedanken lesen zu können.
„Hier sind wir erst einmal sicher. Es kann uns wirklich nichts passieren“, ermutigte er mich.
Während ich ein Butterbrot auspackte und verzehrte, interessierte sich Paul für das Felsgestein hinter unserem Rücken. „Ich schau mir das mal an!“, sagte er und verschwand.
Es dauerte eine Weile, bis Paul zurück kam, so hatte ich Zeit, den Inhalt meines Rucksacks zu überprüfen. Ich hatte noch nicht alles wieder eingepackt, als Paul zurück kam. Er schien aufgeregt.
„Amelie! Amelie, ich habe eine Höhle entdeckt“, rief er schon von Weitem.
Er half mir auf die Beine und schulterte seinen Rucksack. „Wir nehmen alles mit, vielleicht können wir dort das Unwetter abwarten.“

Paul führte mich zu einem engen Pfad zwischen den Felsen, der an einer dicht bewachsenen Öffnung endete. „Du musst dich nur ein wenig bücken, gleich kannst du wieder stehen.“
Es war nicht allzu schwierig, durch den schmalen Spalt in das Innere der Höhle zu kriechen. Der Boden war mit Geröll bedeckt und leicht ansteigend. Nur wenige Meter weiter erreichten wir einen weiten und hohen Gang, über dem sich Gesteinsmassen türmten, schwaches Tageslicht drang durch die Ritzen, doch als wir nur wenige Schritte weiter in den Fels liefen, wurde es stockdunkel. Eine Weile standen wir still und lauschten in die Finsternis.
„Unheimlich! Meinst du die Höhle ist gefährlich?“, gab ich zu bedenken.
"Ungefährlich ist eine Höhle nie. Da kann schnell etwas passieren, wenn man nicht aufpasst."
"Dann sollten wir besser nicht weiter hinein."
"Nur ein paar Meter. Du kannst ja hier warten."
"Auf keinen Fall bleibe ich hier alleine zurück."
"Erst einmal brauchen wir Licht."

Wir holten die Taschenlampen aus den Rucksäcken. Paul leuchtet die Wände ab, mal hier, mal da. Nacktes Gestein und Felsen, die sich spaltartig in der Höhe verloren. Vorsichtig wagten wir uns weiter, Schritt für Schritt, der Boden unter unseren Füßen von zahllosen Rissen und Stufen durchsetzt. Feuchter und erdiger Geruch strömte uns entgegen. Nach einiger Zeit neigte sich der Weg steiler nach unten, gleichzeitig wurde er enger. Mit einer Hand hielt ich die Taschenlampe fest, mit der anderen fand ich Halt an der zerklüfteten Felswand. Wir stiegen und stiegen, die Zeit verging.
„Paul! Wie weit willst du noch gehen? Mir ist das nicht geheuer. Lass uns lieber umkehren.“
„Ein Stück noch."
„Ich weiß nicht, Paul. Ich habe ein komisches Gefühl.“
„Du brauchst wirklich keine Angst zu haben. Geh ganz langsam und verliere deine Taschenlampe nicht.“
Trotz der Lampe blieb es finster, richtig ausgeleuchtet war immer nur eine Fläche, so groß wie ein Handteller.
„ Ich möchte wirklich zurück!“
„Wovor hast du Angst?“
In engen Kehren schlängelte sich der Pfad weiter in die Tiefe. Die Felswände traten zurück, eine Geröllhalde tauchte vor uns auf. Mächtige Brocken lagen herum.
„Siehst du das?“ flüsterte ich.
„Was?“
„Da hinten, zwischen den Felsen, da hat sich was bewegt.“
Paul leuchtet in die Richtung, die ich ihm zeigte. „Ich kann nichts erkennen.“
Ein paar Schritte weiter sah ich die schattenhaften Bewegungen wieder. Gestalten, die in der Ferne vorüber zogen. Geister? Menschen?
Ebenso schnell wie sie gekommen waren, verschwanden sie auch wieder. Unheimlich. Der Schlag meines Herzens beschleunigte sich.
„Paul, da drüben!“ Vor Aufregung konnte ich kaum sprechen. Meine Kehle war wie zugeschnürt.
„Da ist nichts. Ich glaube, du siehst Gespenster.“ Paul lachte.
Er nahm mich nicht ernst. Ich schmollte. Und langsam wurde ich wütend. „Paul, ich will jetzt sofort zurück!“, verkündete ich mit Nachdruck.

„Paul!“
Keine Antwort.
„Paul!“
Wo war Paul? War er weitergelaufen, ohne auf mich zu warten? Mit meiner Lampe leuchtete ich die Felswände ab. Nichts. Meine Beine zitterten, Tränen schossen mir in die Augen, mein Pulsschlag beschleunigte sich. Nur wenige Schritte weiter verlor ich plötzlich den Boden unter den Füßen. Ich schlitterte, sauste in die Tiefe und landete weich. Der Haufen, in dem ich stecken blieb, lebte, er bewegte sich. Noch ganz benommen von meinem Rutsch, fühlte ich glitschige Körper auf mir herumkriechen. Im Schein der Lampe erkannte ich Grottenolme, augenlose Amphibien, durchsichtig wie Glas, die aufgeschreckt durcheinander wimmelten. Ihr Anblick versetzte mich in einen Zustand von Entsetzen. Immer wieder versuchte ich, mich aus diesem Berg heraus zu arbeiten, immer wieder scheiterte ich und immer wieder fühlte ich die schleimigen Tiere auf meinem Gesicht, auf meinem Hals und überall.
Schließlich drängten die Grottenolme auseinander, ergriffen die Flucht und retteten sich in ein nahe gelegenes Gewässer.

Minutenlang lag ich erschöpft auf dem Boden, versuchte die Panik zu überwinden, die mich zu überrollen drohte. Meine Beine fühlten sich matschig an, auf Knien, mit ausgestreckten Armen, kroch ich fort.
„Paul!“ Meine Stimme verlor sich in der Finsternis. Plötzlich wurde mir schrecklich kalt, ich fing zu frösteln an. Paul musste irgendwo sein und ich musste ihn finden. Der Weg wurde steiler, die Höhlenwand kam auf mich zu. Noch ein Schritt und mein Fuß trat ins Leere. Ich taumelte zurück. Ein Abgrund tat sich auf. Ein fühlbarer Luftzug kam aus der Tiefe. Wie erstarrt schaute ich in den dunklen Schlund. Ich muss umkehren, überlegte ich, da sah ich einen Lichtschein in der Ferne, der sich auf mich zu bewegte. Paul. Gott sei Dank!
Paul rief etwas. Er stand dicht am Abgrund auf einem schmalen Sims, nur wenige Fuß breit und winkte. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen, kletterte auf die Felswand zu und ergriff Pauls Hand. Das war knapp. Sekundenlang ging mein Atem heftig.
„Wo warst du?“ Paul hielt mich fest in seinem Arm.
„Ich habe dich gesucht“, antwortete ich mit dünner Stimme.
„Du bist mir nicht mehr gefolgt.“
„Plötzlich warst du weg.“ Mir war übel.
„Lass uns erst einmal den Ausgang finden, ich denke, hier geht es weiter.“ Pauls Stimme klang zuversichtlich.
Schnell verloren wir an Höhe. Dann versperrte uns ein mächtiger Gesteinsbrocken endgültig den Weg. Durch einen schmalen Spalt, direkt vor uns, drang ein schwacher, grauer Lichtschein. Paul stellte sofort fest, dass es hier einen Ausgang aus dem Höhlenlabyrinth geben musste.
„Wir haben es geschafft!“, rief er.
„Da kommen wir nicht durch. Unmöglich!“, entgegnete ich ihm.

Er zog einen Schuh aus und nahm Maß.
"Die Faustregel eines jeden Höhlenforschers lautet: Solange eine Öffnung breiter als ein Schuh ist, passt man durch."
Mir stockte der Atem. Ich schielte auf den engen Spalt, der im Schatten eines Vorsprungs verborgen lag. Er reichte vom Boden bis zur Decke, war aber höchstens vierzig Zentimeter breit. Paul hielt ein brennendes Streichholz davor. Die Flamme wich vor der Öffnung zurück.
„Ich schau mal nach, wie es weiter geht.“ Schon war Paul im Felsen verschwunden. Nach kurzer Zeit war er zurück. "Der Durchgang ist weniger als zwei Meter tief und mündet in einen Tunnel. Nur noch eine klitzekleine, enge Stelle, kurz vor dem Ausgang.“
Er schaute mich an, seine Augen weiteten sich. „Was ist passiert? Du bist käseweiß.“
„Paul, ich kann das nicht. Ich komme da nicht durch.“
Mein Herz raste, ich zitterte am ganzen Leib. Diese Enge, dieser Felsen, er würde mich erdrücken, ich wusste es genau. Wären wir nur umgekehrt!
Paul nahm mich in den Arm. „Amelie, du hast keine Wahl. Wenn du nicht mit kommst, kann es viele Stunden dauern, bis ich Hilfe holen kann. Und dann wird der Spalt auch nicht größer.“
Und dann wird der Spalt auch nicht größer. Ich hatte verstanden, ich musste da durch, aber ich konnte nicht.
Paul durchwühlte seinen Rucksack. Er fand ein Fläschchen Jägermeister, das er mir vor die Nase hielt.
„Trink, es hilft!“
Der Alkohol suchte sich brennend seinen Weg in meinen Bauch. „Brrrr!“, ich schüttelte mich. Doch mir wurde wärmer. Und ich wollte es versuchen.
Der Fels hatte Paul wieder verschluckt. Die Rucksäcke würde er später mit einem Seil herausziehen.
„Komm! Du schaffst das!“ hörte ich Paul rufen.

Vorsichtig näherte ich mich dem Durchgang, befühlte die zerklüftete Felswand, dann schloss ich die Augen und drückte mich hinein. Während ich mich Zentimeter um Zentimeter in den Spalt schob, versuchte ich mein Herzflattern zu unterdrücken. Der Fels hielt mich ganz umfangen, die Wände schlossen mich ein und kamen auf mich zu. Sekundenlang überfiel mich panische Angst. Ich öffnete die Augen und sah den schwachen Lichtschein hinter der engen Biegung. Pauls Hand streckte sich mir entgegen. Mit einem heftigen Ruck schoss ich aus der Spalte, direkt in seine Arme.

Nur wenige Minuten später öffnete sich der Fels über uns. Wir traten hinaus in das graue Licht des Morgens.

 
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Liebe Andrea, gerade habe ich deine Kritik entdeckt und natürlich auch gelesen. Du hast mir sehr viel kostbare Zeit geschenkt und dafür erst einmal herzlichen Dank!

Deine Kritik will ich gerne ganz genau unter die Lupe nehmen. Ordentlich daneben gegangen, scheint die Überarbeitung zu sein. Horror ist nicht mein Lieblingsthema und Fantasie ebenfalls nicht.

Ich bitte um Nachsicht, wenn ich mir etwas Zeit für die Beantwortung nehme. Ich vergesse dich nicht.

Liebe Grüße!
Amelie


Die Baustelle ist wieder eröffnet.


Ich hatte die erste Fassung noch irgendwie im Hinterkopf und was sehr überrascht über die Umarbeitung, leider ist die gründlich danebengegangen.

Das tut mir lehr leid.

Nach einer kurzen Fahrt hatten wir den Waldparkplatz Elmau erreicht. Es sollte ein sonniger Wandertag werden, weder der Wetterbericht noch die Wetterlage ließen den geringsten Zweifel daran aufkommen.
Wozu ist dieser Einschub gut? Was tut das zur Sache? Nachdem du mit dem ersten Satz sofort mitten im Geschehen bist, brichst du gleich wieder ab und schreibst diesen Rückblick, der außerdem sehr nach Schulaufsatz klingt. Also ersatzlos streichen!

Dieser Einschub sollte den späteren Wetterumschwung vorbereiten. Wer begibt sich bei unsicherer Wetterlage auf eine so lange Wanderung?

der mit zügigen und ausdauernden Schritten voraus ging
zusammen: vorausging

wird korrigiert

Wir bestaunten die gigantische Bergwelt
Ich würde zu gerne wissen, wie eine gigantische Bergwelt aussieht.

Gigantisch steht für: riesig, kolossal, ungeheuer, grandios majestätisch, gewaltig ….

Für einen Augenblick öffnete sich die Nebelwand, bevor sie sich wieder schloss.
der Nebensatz ist redundant - wenn sich eine Nebelwand nur für einen Moment öffnet, ist es klar, dass sie sich gleich wieder schließt.

Sehr gut beobachtet. Der Nebensatz wird gestrichen.


Auf Händen und Füßen arbeiteten wir uns die Geröllhalde hinauf. Erste Flocken peitschte uns der Wind in die Augen. Mit letzter Kraft zog mich Paul zu sich auf das Plateau, keuchend kroch ich weiter bis tief in das Gestein hinein. Geschafft! Zwischen den Felsen war es trocken und windstill.
Dichter Schneefall hatte eingesetzt, der Sturm heulte, es war dunkel geworden, obwohl es erst Mittag war. Wie lange werden wir hier aushalten müssen? Und wie kommen wir von hier wieder zurück ins Tal, überlegte ich. Paul schien meine Gedanken lesen zu können.

„Hier sind wir erst einmal sicher. Es kann uns wirklich nichts passieren“, ermutigte er mich.

Während ich ein Butterbrot auspackte und verzehrte, interessierte sich Paul für das Felsgestein hinter unserem Rücken. „Ich schau mir das mal an!“, sagte er und verschwand.
Es dauerte eine Weile, bis Paul zurück kam, so hatte ich Zeit, den Inhalt meines Rucksacks zu überprüfen. Zwei Butterbrote, zwei Äpfel, eine Tafel Schokolade und vier Müsliriegel kramte ich hervor. Dann die Wasserflasche, Wundpflaster, Sonnenmilch, Tennissocken und die Taschenlampe. In einem Nebenfach fand ich eine Ersatzbatterie, Toilettenpapier und ein Päckchen Kaugummi. In einem weiteren Tempotaschentücher und Geld.
Der Text wichtet nicht, das heißt, er setzt keine Akzente, betont nicht, alles wird gleich und als gleich wichtig und zu übergenau dahererzählt. Während die spannende Stelle mit dem In-den-Felsen-Retten gerade mal drei Zeilen bekommt, widmest du dem Inhalt des Rucksacks fast fünf Zeilen. Die Angst, die die Protagonistin sicher empfindet, bekommt in einem inneren Dialog knappe zwei Zeilen. Sie wird kaum spürbar. Du verschenkst da viel. Sinnliche Eindrücke bekommt man überhaupt keine geliefert. "Dichter Schneefall", "heulender Sturm" - das sind Gemeinplätze, Beschreibungen, die jeder verwenden würde. Aber wie sieht der Schneefall wirklich aus? Welche Farben? Welche Geräusche macht der Sturm WIRKLICH zwischen den Felsen? Welche Sehnsüchte bekommt die Protagonistin, wenn sie die bunte Schleife der Schoko sieht oder den Aufdruck der Sonnenmilch? Würde sie sich nicht nach einer ganz anderen Situation sehnen, nach dem warmen Wohnzimmer oder einem faulen Tag am Meer vielleicht. Solche Dinge fehlen der Geschichte massiv! Stattdessen nennst du uns die Marke der Taschentücher! Hat das irgendeine Relevanz?
Und auch das Verhältnis zwischen den beiden! Ich würde nicht wollen, dass mich mein Partner bei Schneefall und Sturm allein zwischen den Felsen sitzen lässt! Du verschenkst Konfliktpotential! Aber gut, sie untersucht den Inhalt ihres Rucksackes, eine vorbildliche Bergwanderpartnerin, für mich aber kein authentisches, weibliches Verhalten. Ich würde da sitzen, vor Angst und Kälte und auch Wut zittern und jeden zartesten Schatten überprüfen, ob nicht mein Freund endlich zurückkommt! Selbst wenn es sich nur um fünf Minuten handeln würde. Aber die Rollen sind von Anfang klar verteilt, werden niemals durchbrochen, das ist langweilig, er, der erfahrene Bergführer, der immer weiß, wo´s langgeht und sie, die alles mit sich geschehen lässt, ohne Aufmucken und Zickereien und Hinterfragen seiner Entscheidungen. Nicht glaubwürdig!

Liebe Andrea, das sind alles berechtigte Fragen, doch reagieren Menschen nicht ganz unterschiedlich in solchen Situationen? Wenn ich mich in die Szene hineinversetze, so bin ich diejenigen, die erst einmal im Rucksack wühlt um zu sehen, wie lange die Butterbrote noch reichen und das Trinkwasser. Warum sollte mich mein Partner nicht alleine lassen und die Umgebung untersuchen? Ich bin ja kein Kind, das man auf dem Schoß halten muss. Und Wut? Auf wen, auf was und warum? Ich finde es großartig, einen Partner zu haben, der Sicherheit vermittelt.
Doch hier sind wir in einer Geschichte und diese sollte spannend sein. Also frage ich mich, ist es wichtig zu wissen, was meine Prot. beim Durchsuchen des Rucksacks denkt? Wie sieht dichter Schneefall aus? Und wie heult der Sturm? Darüber werde ich nachdenken.

Die Höhle, Paul, meinst du sie ist groß
Komma: du, sie

wird korrigiert

Dann die Höhle, anscheinend findet die Heldin sie interessant, aber kein Wort darüber, wie die aussieht, wie sie riecht, wie es sich unter den Sohlen anfühlt. Und in welcher Weise machen sie es sich bequem? Liegen sie da aneinandergekuschelt? Man könnte hier so gut die Art ihrer Beziehung einbringen. Aber das lässt du auch wieder liegen! Küssen sie sich, halten sie sich an den Händen oder haben sie Abstand zwischen sich?

Auch diesen Punkt werde ich bei der Überarbeitung berücksichtigen.


der Boden, von zahllosen Rissen und Stufen durchsetzt
ausgeleuchtet ist immer nur eine Fläche, so groß wie ein Handteller
in beiden Fällen kein Komma

wird korrigiert

Schattenhafte Bewegungen zwischen dem Gestein schrecken mich auf. Ich sehe Gestalten, die in der Ferne vorüber ziehen. Menschen? Geister? Ebenso schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Unheimlich und furchteinflößend. Der Schlag meines Herzens beschleunigt sich. Ich sollte umkehren, denke ich, doch wie von magischen Kräften getrieben, stolpre ich weiter hinunter, in den dunklen Schlund.
zusammen: vorüberziehen
stolpere
"Unheimlich und furchteinflößend" ist wieder redundant - das sollte eigentlich schon aus der Beschreibung vorher deutlich werden, aber ja, die "Gestalten" werden auch wieder nicht gezeigt, wie gleitet denn da das Licht der Taschenlampe drüber, wie bewegen die sich, gibt es Farben, nur Grauschattierungen, welche Form haben sie?

Wie kann man Gestalten beschreiben, die nur im Kopf eines Menschen existieren. Da huschen Schatten vorüber, die man nicht greifen kann.

Unheimlich oder furchteinflößend. Ich werde mich entscheiden müssen. Meine Prot. glaubt eine Bewegung gesehen zu haben.

Es fühlt sich an, als stecke ich in einem Bett aus Watte. Der Haufen unter mir lebt, er bewegt sich. Noch ganz benommen von meinem Rutsch, fühle ich glitschige Körper, die sich schlangenartig um mich winden. Im Schein der Lampe erkenne ich Grottenolme, augenlose Amphibien, durchsichtig wie Glas, die aufgeschreckt durcheinander wimmeln. Ihr Anblick versetzt mich in einen Zustand von Entsetzen. Mein Herz fängt zu rasen an, immer wieder versuche ich, mich aus diesem Berg heraus zu arbeiten
da stimmt auch vieles nicht: Wie kann man bloß Watte mit einem Haufen glitschiger Grottenolme vergleichen? Und das müssen verdammt große Olme sein, dass sie sich um den Körper winden können. "schlangenartig" ist redundant - es ist offensichtlich, dass Olme Ähnlichkeit mit Schlangen haben, "Ihr Anblick versetzt mich in einen Zustand von Entsetzen." - reicht das Zeigen der Olme nicht aus, muss man noch extra dazusagen, dass man entsetzt ist? Also auch redundant.
zusammen: durcheinanderwirbeln, herauszuarbeiten

Also kein Bett aus Watte. Vielleicht besser ein Bett aus glitschigem Pudding. Nicht jeder graust sich vor Grottenolmen. Da darf man schon bekennen, dass man entsetzt ist, denke ich.

Ich finde den ganzen Traumeinschub zu sehr von Indiana Jones inspiriert - warum kommen hier neue Ängste vor Spinnen und glitschigen Tieren und riesenschwänzigen Monstern hinzu, wenn es doch eigentlich um die Angst vor engen Räumen geht? So wirkt das Ganze aufgesetzt und effektheischend und ein bisschen lächerlich. Literarische Texte sind von vorneherein mit Bedeutung gesättigt, weil sie sich eben als literarische Texte präsentieren. Wenn da auf einmal Spinnen, glitschige Tiere und ein finsteres Monster mit spitzen Zähnen und Riesenpenis auftauchen, dann frage ich mich, was das soll und fühle mich verarscht, wenn ich die Funktion nicht erkennen kann. Was trägt das zur Geschichte bei? Ach so ja, am Ende drückt sie sich aus Angst vor dem Monster in eine Spalte und ihre Angst vor engen Räumen kommt wieder zum Vorschein, ganze zwei Zeilen lang! So wird also das ganze Schreckensbrimborium gerechtfertigt!

Ja, ich weiß nicht, der ganze Traumabschnitt überzeugt mich überhaupt nicht. Träume sind immer billig, weil man glaubt, da kann man eh machen, was man will, das kann aber schnell lächerlich werden.
Ich glaube, dein Problem ist, dass du dich zu wenig in die jeweilige Situation hineinversetzt, dich darin zu wenig umsiehst. Aus dem ursprünglichen Plot könnte man viel machen, wenn du 1. das Ganze sinnlich greifbarer machst, 2. dich mehr auf die Platzangst der Heldin konzentrierst und 3. Spannung zwischen den beiden Protagonisten (in welche Richung auch immer) aufkommen lässt.


Liebe Andrea, du hast mir ein hervorragendes Lektorat gegeben und ich bedanke mich sehr. Ich werde über deine Kritik nachdenken und zu einem Entschluss kommen. Vielleicht kehre ich zu ersten Fassung zurück und bearbeite diese.

Erst einmal wünsche ich dir eine besinnliche Adventzeit und schicke
Grüße!
Amelie

 

Hallo AmelieS

Deine Geschichte hat mir gut gefallen. Besonders der Umstand, dass ich als Leser einfach in die Handlung "geworfen" werde, macht das Ganze sofort packend. Ich brauchte eine Weile, bis ich verstand, dass es sich um die Überwindung von Platzangst handelte. Der Schluss hat mich ein wenig verwirrt: Hat sie in der Höhle geträumt, dass sie in der Höhle war? Soweit ich das verstanden habe, war es am Ende doch nur ein Traum, sie sitzt dennoch in der Höhle und etwas steht bevor. Interessante Wendung! Die Szene mit dem Mann, der sie verfolgt war wirklich gut beschrieben und ich merkte förmlich, wie ich weiterlesen wollte. gut gemacht!

Betreffend der Wortwiederholung von:
"Wie weit wollte Paul noch gehen?"
"Wie weit wollen wir noch gehen Paul?" schliesse ich mich Holg an.

Angenehm :)

Grüsse
Ozymandiaz

 

Liebe AmelieS,

ich habe deine Geschichte schon in der ersten Fassung gelesen, einige Kommentare dazu mitgelesen und möchte nun zur aktuellen, überarbeiteten Version was sagen.
Möglicherweise sind einige Anmerkungen doppelt bzw. schon gesagt worden …

zeigte auf ein Schild, das an einem Baum befestigt war.
Zur Meilerhütte.
Zur Meilerhütte würde ich mit Anführungsstrichen schreiben.

Nach einer kurzen Fahrt hatten wir den Waldparkplatz Elmau erreicht.
Hier komme ichn zeitlich durcheinander. Er hatte doch vorher die Rücksäcke aus dem Auto geholt …
Ich weiß, dass das die Zeit davor beschreiben soll, aber mit den drei sehr kurzen Absätzen sofort nacheinander wirkt das irgendwie komisch.
Warum machst du diesen Satz hier nicht einfach als erstes?
Nach einer kurzen Fahrt hatten wir den Waldparkplatz Elmau erreicht. Es sollte ein sonniger Wandertag werden, weder der Wetterbericht noch die Wetterlage ließen den geringsten Zweifel daran aufkommen.

Wir bestaunten die gigantische Bergwelt und freuten uns über das Gezwitscher der Vögel, das von irgendwoher zu kommen schien.
Was heißt denn, das Gezwitscher schien von irgendwoher zu kommen?
Das „schien“ verstehe ich nicht.

Wir befanden uns auf dem Steig zwischen dem Schachenhaus und der Meilerhütte
Einen kuzen Nebensatz mit der Erklärung, was das Schachenhaus ist, fände ich gut.
Ihr Ziel ist ja die Meilerhütte, dann müssten sie das Schachenhaus (Restaurant?) ja schon erwandert haben oder sind sie daran mit dem Auto vorbeigefahren?

Warum machst du danach bei fast jedem neuen Satz einen neuen Absatz?
Später sogar Mal vier Leerzeilen …

„Bis zur Meilerhütte ist es noch eine Stunde. Wir sollten versuchen, die Hütte zu erreichen“, rief Paul und legte einen Schritt zu.
Welche Hütte sollten sie versuchen, zu erreichen? Das Schachenhaus? Ist das eine bewirtschaftete Hütte/Lokal? Eine leere Hütte zum Rasten?

Inzwischen war es halb zwei geworden, wir befanden uns auf einer Höhe von über 2000 Metern, die Meilerhütte noch mehrere Hundert Meter entfernt.
Die Zeitangabe sagt mir gar nichts, ohne irgendeinen vorherigen Bezug, wann sie aufgebrochen sind oder wie viele Stunden sie schon unterwegs sind.

Wie lange werden wir hier aushalten müssen? Und wie kommen wir von hier wieder zurück ins Tal, überlegte ich.
Gedanken würde ich kursiv schreiben zwecks besserer Unterscheidung zur Erzählung.

Es dauerte eine Weile, bis Paul zurück kam, so hatte ich Zeit, den Inhalt meines Rucksacks zu überprüfen.
Warum überprüft sie den Inhalt? Weiß sie nicht, was drin ist? Hat Paul ihn für sie gepackt? Ist es ihre erste Tour?

Er schien aufgeregt.
Schien er nur aufgeregt zu sein oder war er tatsächlich aufgeregt?
„Scheinen“ macht es immer sehr ungenau.

Es war nicht allzu schwierig, durch den schmalen Spalt in das Innere der Höhle zu kriechen. Der Eingang war weit und hoch, wir konnten aufrecht stehen.
Das verstehe ich nicht. Erst ist es ein schmaler Spalt, den ich als Eingang vermute, dann ist der Eingang weit und hoch. Was ist der Unterscheid zwischen dem schmalen Spalt, in dem sie in meinen Augen hereinkommen und dem Eingang?

Heimlich stehle ich mich davon, tapse in die Dunkelheit.
Warum plötzlich der Wechsel in die Gegenwart?
Folgt da möglicherweise eine Einbildung, ein Traum? :shy:

Und dann stelle ich fest, dass diese Version der Geschichte kaum mehr was mit der ersten zu tun hat.

Etwas noch zu den Dialogen. Ich finde sie genauso wie große Teile des Textes nicht immer allzu überzeugend, zu einfach gestrickt.

„Die Höhle, Paul, meinst du sie ist groß?“
„Schnee, es wird gleich zu schneien anfangen. …
Merkwürdiger Satzaufbau. Wer spricht denn so?

„Sicher ist das interessant. Doch eine Höhle betritt man nicht alleine und auch nicht ohne entsprechende Ausrüstung. Das kann schnell gefährlich werden.“
Wirkt sehr emotionslos.

Die Geschichte hat m.E. durch den neuen Verlauf nur etwas hinzugewonnen. So hast du zwar geschickt die kritischen Kommentare bzgl. Unglaubwürdigkeit in der (ersten) Handlung umschifft, aber wirklich überzeugen konnte mich die Story leider immer noch nicht. Ich sehe die Gefahr, dass dieser Traum eine neue Baustelle ist, hat er doch nichts mit der kurz von Paul angedeuteten Klaustrophobie zu tun. Es klingt für mich wie eine Notlösung, um die Geschichte irgendwie noch gerade zu biegen.

Viel Spaß noch.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Ozymandiaz, schön, dass du meine Geschichte gelesen hast! Danke für deinen Kommentar, ich habe mich gefreut!

Dies ist die überarbeitete Höhlengeschichte. Nachdem meine Leser über zu wenig Aktion und Spannung geklagt haben, ist dieser Höhlen-Traum entstanden. Du vermutest richtig, meine Protagonistin hat den Höhlenspaziergang geträumt. Sie und ihr Freund sitzen noch immer im Eingangsbereich der Höhle und warten den Schneesturm ab.

Ich wünsche dir eine schöne Vorweihnachtszeit!
Amelie


Lieber GoMusic, ich freue mich, von dir zu lesen. Meine Höhlengeschichte hat bereits einige Steinschläge überlebt und hier also, die neueste Fassung. Dein Eindruck täuscht nicht, ich habe mir etwas einfallen lassen, was meiner Geschichte nicht wirklich bekömmlich ist. Wie auch immer, ich habe es versucht und ich werde es weiter versuchen.

zeigte auf ein Schild, das an einem Baum befestigt war.
Zur Meilerhütte.
Zur Meilerhütte würde ich mit Anführungsstrichen schreiben.

Das, lieber GoMusic, dürfte eine der leichtesten Aufgaben sein.


Nach einer kurzen Fahrt hatten wir den Waldparkplatz Elmau erreicht.
Hier komme ichn zeitlich durcheinander. Er hatte doch vorher die Rücksäcke aus dem Auto geholt …
Ich weiß, dass das die Zeit davor beschreiben soll, aber mit den drei sehr kurzen Absätzen sofort nacheinander wirkt das irgendwie komisch.
Warum machst du diesen Satz hier nicht einfach als erstes?
Nach einer kurzen Fahrt hatten wir den Waldparkplatz Elmau erreicht. Es sollte ein sonniger Wandertag werden, weder der Wetterbericht noch die Wetterlage ließen den geringsten Zweifel daran aufkommen.
Wir bestaunten die gigantische Bergwelt und freuten uns über das Gezwitscher der Vögel, das von irgendwoher zu kommen schien.
Was heißt denn, das Gezwitscher schien von irgendwoher zu kommen?
Das „schien“ verstehe ich nicht.

Der Satz lautete in der ersten Fassung genauso, wie du ihn mir vorschlägst. Eine der Veränderungen, die ich zurücknehmen werde.

Auf einem Wanderpfad in den Bergen gibt es keine Wälder. Trotzdem hört man Vogelgezwitscher. Die Landschaft ist offen.


Wir befanden uns auf dem Steig zwischen dem Schachenhaus und der Meilerhütte
Einen kuzen Nebensatz mit der Erklärung, was das Schachenhaus ist, fände ich gut.
Ihr Ziel ist ja die Meilerhütte, dann müssten sie das Schachenhaus (Restaurant?) ja schon erwandert haben oder sind sie daran mit dem Auto vorbeigefahren?


Wir befinden uns auf einer Bergtour im Gebiet von Garmisch Partenkirchen. Die Meilerhütte ist ziemlich bekannt. Um sie zu erwandern, kommt man erst einmal zur Wettersteinalm und dann weiter zum Schachenhaus. Schachenschloss.


Warum machst du danach bei fast jedem neuen Satz einen neuen Absatz?
Später sogar Mal vier Leerzeilen …
„Bis zur Meilerhütte ist es noch eine Stunde. Wir sollten versuchen, die Hütte zu erreichen“, rief Paul und legte einen Schritt zu.
Welche Hütte sollten sie versuchen, zu erreichen? Das Schachenhaus? Ist das eine bewirtschaftete Hütte/Lokal? Eine leere Hütte zum Rasten?

Mit der Hütte ist die Meilerhütte gemeint. Man kann dort nicht nur essen, sondern auch übernachten. Die Meilerhütte liegt mitten zwischen schroffen Felsen, auf einer Höhe von 2372m.
Warum so viele Leerzeilen? Zwischen den Sätzen liegt Zeit, in der weiter gewandert wird. Kann ich aber gerne ändern, wenn es befremdlich ist.

Inzwischen war es halb zwei geworden, wir befanden uns auf einer Höhe von über 2000 Metern, die Meilerhütte noch mehrere Hundert Meter entfernt.

Die Zeitangabe sagt mir gar nichts, ohne irgendeinen vorherigen Bezug, wann sie aufgebrochen sind oder wie viele Stunden sie schon unterwegs sind.

Verständlich, wenn man sich in der Gegend nicht auskennt. Vom Parkplatz in Elmau aus, sind es 12.92km bis zur Meilerhütte. Man läuft etwa viereinhalb Stunden. An dieser Stelle muss ich nachbessern.

Wie lange werden wir hier aushalten müssen? Und wie kommen wir von hier wieder zurück ins Tal, überlegte ich.
Gedanken würde ich kursiv schreiben zwecks besserer Unterscheidung zur Erzählung.
Es dauerte eine Weile, bis Paul zurück kam, so hatte ich Zeit, den Inhalt meines Rucksacks zu überprüfen.
Warum überprüft sie den Inhalt? Weiß sie nicht, was drin ist? Hat Paul ihn für sie gepackt? Ist es ihre erste Tour?

An dieser Stelle gebe ich zu, dass ich gerne in meinem Rucksack wühle und mich vergewissere, dass ich alles mitgenommen habe, was mir wichtig erscheint. Auch Handtaschen unterziehe ich gerne einer Prüfung, nachdem ich das Haus schon lange verlassen habe. Nennen wir es Tick.

Er schien aufgeregt.
Schien er nur aufgeregt zu sein oder war er tatsächlich aufgeregt?
„Scheinen“ macht es immer sehr ungenau.


Meine Prot. hatte den Eindruck, dass Paul aufgeregt sei. Noch ist er ja weit weg und ruft ihr zu, dass er eine Höhle entdeckt hat.

Es war nicht allzu schwierig, durch den schmalen Spalt in das Innere der Höhle zu kriechen. Der Eingang war weit und hoch, wir konnten aufrecht stehen.
Das verstehe ich nicht. Erst ist es ein schmaler Spalt, den ich als Eingang vermute, dann ist der Eingang weit und hoch. Was ist der Unterscheid zwischen dem schmalen Spalt, in dem sie in meinen Augen hereinkommen und dem Eingang?

An dieser Stelle habe ich recherchiert. Und ich konnte feststellen, dass es Höhlen gibt, deren Inneres man nur durch einen schmalen Spalt, oder einen längeren Tunnel, oder durch eine Klettertour am Seil, erreichen kann. Jochen Schweizer bietet Höhlentouren an. Es gibt Fotos, auf denen Teilnehmer im Inneren der Höhle aufrecht stehen.


Heimlich stehle ich mich davon, tapse in die Dunkelheit.
Warum plötzlich der Wechsel in die Gegenwart?
Folgt da möglicherweise eine Einbildung, ein Traum?

Und dann stelle ich fest, dass diese Version der Geschichte kaum mehr was mit der ersten zu tun hat.

Deine Vermutung ist richtig. „Meine Augen fallen mir zu.“ Ein Hinweis darauf, dass meine Prot. eingeschlafen ist. Der Ausflug in die Höhle ist geträumt. Den Traum habe ich im Präsens getextet. Ich denke, man träumt immer in der Gegenwart.
Ja, die Geschichte habe ich an dieser Stelle umgeschrieben. Es kam zu viel Kritik an Paul, der seiner Partnerin eine lebensgefährliche Höhlenwanderung zumutete.


Etwas noch zu den Dialogen. Ich finde sie genauso wie große Teile des Textes nicht immer allzu überzeugend, zu einfach gestrickt.
„Die Höhle, Paul, meinst du sie ist groß?“
„Schnee, es wird gleich zu schneien anfangen. …
Merkwürdiger Satzaufbau. Wer spricht denn so?
„Sicher ist das interessant. Doch eine Höhle betritt man nicht alleine und auch nicht ohne entsprechende Ausrüstung. Das kann schnell gefährlich werden.“
Wirkt sehr emotionslos.

Emotionslos. Ja, das ist gewollt. Die beiden sind müde von der langen Wanderung, sitzen jetzt hier fest und wissen nicht, wie sie wieder nach Hause kommen. Jeder döst vor sich hin. Da kommt keine Unterhaltung zustande. Konnte ich mir vorstellen.

Die Geschichte hat m.E. durch den neuen Verlauf nur etwas hinzugewonnen. So hast du zwar geschickt die kritischen Kommentare bzgl. Unglaubwürdigkeit in der (ersten) Handlung umschifft, aber wirklich überzeugen konnte mich die Story leider immer noch nicht. Ich sehe die Gefahr, dass dieser Traum eine neue Baustelle ist, hat er doch nichts mit der kurz von Paul angedeuteten Klaustrophobie zu tun. Es klingt für mich wie eine Notlösung, um die Geschichte irgendwie noch gerade zu biegen.

Ich sollte die Klaustrophobie herausnehmen, denke ich, da hätten sich einige Kritikpunke erledigt.

GoMusic, du hast dir viel Zeit für meine Geschichte genommen. Vielen herzlichen Dank! Ich werde einen letzten Rettungsversuch unternehmen. Dein Kritikpunkte werde ich in meinem Text berücksichtigen.

Einen besinnlichen Advent!
Amelie

 

Liebe Wortkrieger, ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest!

 
Zuletzt bearbeitet:

AmelieS schrieb:
Liebe Wortkrieger, ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest!

Meinst du nicht, Amelie, dass so was im „Frohe-Weihnachten-Thread“ besser aufgehoben wäre?
Hier unter einer deiner Geschichten wirkt es nämlich ein bisschen wie Thread-Bumping.

Dir auch frohe Weihnachten.

offshore

 

Novak schrieb am 10.12.:

Also ein paar Geschichten werden doch sicherlich nicht mehr überarbeitet. Wie Peeperkorns Sprung oder Flieges Geschichte undundund.
Sind das echt so viele, die eine grundlegende Überarbeitung angekündigt haben, jobär?

Vielleicht könnten diese Autoren ja kurz vor dem Beginn der Abstimmungsphase, einen Post reinhauen mit dem Inhalt: Geschichte überarbeitet. Ist zwar formal, aber in diesem Falle wäre das ja trotzdem was Gutes.

Oder der Webby gönnt uns ein Überarbeitungstempelchen. Naja, das wird wohl nicht gehen, weil arg kompliziert.

Oder man schreibt Fliege eine PM oder einem der anderen Moderatoren, dass in den Titel ein Zusatz kommt: Neue Version oder sowas. dann weißt du, welche Geschichten du noch mal ganz gründlich lesen musst.

Ich denk grad nur mal ins Blaue. Vielleicht gibts ja noch andre Ideen.

Hallo Ernst, meine Geschichte ist überarbeitet und ich hatte eine andere Idee, ich habe ein frohes Fest gewünscht.

Nochmals Frohe Weihnachten!
Amelie

 

Hey AmelieS,

da ich ja zur Abstimmung auch alle Versionen bis zum Stichtag berücksichtigen will, habe ich heute noch einmal bei Dir vorbeigeschaut. Und tatsächlich gibt es hier die dritte Auflage der Geschichte :). In dieser Geschichte steckt echt viel Arbeit deinerseits.

Zwischenzeitlich habe ich eine Version gelesen, die auf einen Alptraum endete. Ich finde gut, dass Du davon wieder Abstand genommen hast. So Traumenden sind immer irgendwie beliebig. Da passiert irgendwas und dann - Traum. Aha, denkt man dann als Leser nur. Da hätte ja vorab alles passieren können, von super gut bis super böse, von Alliens bis zur Schwiegermutter alles möglich.
In der Jetzt-Version hast Du eine Stelle drin gelassen, sie wirkt wie ein Fremdkörper auf mich, mir will sie nicht recht in das sonst doch sehr realistische Geschehen passen. Aber vielleicht ist das auch so ein Geschmackding, ich steh weder auf Fantasie noch auf Horror. Mag sein, Freunde der Zunft haben da Gefallen dran. Ich mein, Du bereitest das ja etwas vor, die Schatten die sie wahr nimmt ... vielleicht könnte man das noch verstärken, damit die Grottenolme nicht so "plötzlich" daherkommen. Warum sie dann wieder so plötzlich verschwinden, weiß ich auch nicht. Sie strampelt und wehrt sich und es scheint aussichtslos, aber dann verziehen sie sich urplötzlich wieder. Weil man einfach nur lang genug stramplen muss? Da könnte man noch ein bisschen was nachlegen. Die Olme mehr vorbereiten und dann auch ihren Kampf und womit sie sie dann am Ende bezwingt mehr ausbauen.
Ich kann aber auch verstehen, wenn Du sagst, Schluss jetzt. Strich drunter, Geschichte ist für mich beendet. Dann vielleicht bei der nächsten Story, in der Du mit solchen Elementen arbeiten willst.

Das noch mal als schnelle Rückmeldung. Ich habe noch einiges vor mir und das Gefühl, ich komme da nie durch. Ganz wie Amelie durch den Spalt in die Freiheit ;). Danke für all deinen Fleiß und deine Mühe, ich schätze das sehr.

Liebe Grüße, Fliege

 

Liebe Fliege, und ich schätze es sehr, dass du meine Geschichte noch einmal gelesen hast. Grottenolme sind ja keine Gespenster, wie du sicher weißt. Das sind Tiere, die in Höhlen wohnen. Und meine Prot. ist in einen Haufen von ihnen gefallen.

Wie auch immer, ein Ausflug in eine Höhle ist immer ein Risiko und in der Finsternis kann man leicht von bösen Geistern überrascht werden. Für mich war dieses Abenteuer eine erschreckende Erfahrung. Und das nicht wegen der Grottenolme.

Ich danke dir herzlich für deine lieben Worte!
Amelie

 

Hallo AmelieS,

bei deiner Geschichte bin ich unentschieden, ob ich sie gut oder allenfalls mittelmäßig finden soll.

Was dir gut gelingt, ist das Drumherum einzufangen und den Leser in die Gebirgslandschaft mitzunehmen. Man spürt, hier schreibt jemand, der sich in dieser Gegend auskennt. Ob das nun wirklich der Fall bei dir ist oder nicht, kannst nur du wissen. Aber ein Kompliment ist es garantiert, wenn du gar keine Bergwanderin bist und ich dir als Autorin genau das Gegenteil unterstelle, nicht wahr? :)

Was mir auch gefallen hat, war das Aufbauen der Spannung und gerade an diesem Punkt fängt es aber an, dass ich mich nicht entscheiden kann.

Zum einen habe ich mich gefragt, was die beiden nun überhaupt in der Höhle zu suchen hatten.
Es fing an, draußen arg ungemütlich zu werden, ok, das war der Grund diesen Unterschlupf zu suchen, aber es hätte gereicht, darin einfach abzuwarten bis das Wetter wieder ok ist.
Wenn du beschrieben hättest, dass es aus welchen Gründen auch immer nun lebensnotwendig wurde, weiter in die Tiefe zu dringen, dann hätte ich deine Geschichte weitaus spannender gefunden und logischer.

Die Heldin deiner Geschichte muss, wenn du Spannung aufbauen willst, sprichwörtlich immer tiefer in den Schlamassel geraten. Und wieder kann ich mich nicht für oder gegen die Geschichte entscheiden, weil du ja gerade das tust. Deine Prota gerät immer tiefer in den Felsen, obwohl sie gehörig Angst davor zu haben scheint. Dazu gleich noch.

Aber mir fehlt eben das erklärende Bindeglied, überhaupt weiter in den Felsen gehen zu müssen.
Der Grund ist nicht da und nun sag nicht, weil ihr Mann da reinging und sie eben mitgeht. Auch für ihn gibst du keine Gründe an.

Noch was Technisches: ist es richtig so von mir verstanden, dass die beiden Personen deswegen unbedingt durch diesen Spalt sich drücken wollen, weil sie ansonsten den weiten Weg hätten zurücklaufen müssen?
Wenn das nicht der Fall war, fehlt hier auch noch was an Erklärung.

Und dann habe ich mich gefragt, was die beiden eigentlich, geistig betrachtet, für Menschen waren. Geht man wirklich derartig schlecht ausgerüstet in so einen Berg rein? Ich meine, was wäre denn passiert, wenn die Lampen ausgefallen wären?

Die Szene mit den Molchen war herrlich. Die hättest du für den Leser noch ein wenig mehr dramatisieren können. Aber grundsätzlich hat die mir sehr gut gefallen.

Aber was mich etwas stutzig gemacht hat, war deine Protagonistin. Was ist sie denn nun für ein Typ? Hat sie Angst vor Enge? Bekommt sie beklemmende Gefühle, wenn sie in so eine Höhle hinein muss?
Wie ausgeprägt ist das? Und hast du da nicht vielleicht gehörig Potential verschenkt, indem du das alles noch deutlich, kräftiger hättest ausmalen können?

Ich bin z.B. so eine ausgeprägte Tunnelangsthäsin. Mich hättest du keine 20 Meter da rein bekommen.
Vorher wär ich schon vor lauter Herzrasen und Atemnot und überhaupt lauter Fluchtgedanken getürmt.
Wenn ich aber nicht anders gekonnt hätte? Was dann?
Bei deiner Protagonistin kommen zwar auch Zweifel und Ablehnung auf, aber irgendwie folgt sie ihrem Mann wie ein braves Mädchen.
Fies ausgedrückt, würde ich sagen, dass ihr Wille zum Gehorsam ausgeprägter war, als ihre Furcht vor der Enge und der Dunkelheit.
Ich bin mir sicher, dass du eine konkrete Figur beschreiben wolltest und ich hoffe, du erkennst an all meinen Fragen, was an ihr noch nachgearbeitet werden muss, damit sie glaubwürdig erscheint.

Es waren also jede Menge wirklich gute Ansätze in dieser Geschichte drin, aber durch die großen Lücken im Plot und in den Charakteren, ist sie leider nicht so rund, wie sie es hätte sein können.
Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita, deinen Kommentar habe ich gerade mit viel Interesse gelesen. Herzlichen Dank!

Jetzt frage ich mich, liebe lakita, hast du denn nicht gesehen, dass dies eine Fantasy Geschichte ist? Braucht es Gründe, um in eine Höhle zu gehen, wenn die Autorin gerade an einer Idee bastelt, die da: "Die letzte Ausfahrt" heißt? :D

Die Geschichte ist bereits drei Mal umgeschrieben, ich nenne das verschlimmbessert. Trotzdem stehe ich zu meinem Text. Es geht ja nicht um die Frage, warum folgt sie ihrem Mann so gehorsam in den Felsen, sondern ist der Leser neugierig, wie es weiter geht. Und genau an dieser Frage entscheidet es sich, ob eine Geschichte funktioniert oder nicht.

Also ich wollte keine konkrete Figur beschreiben, ich wollte eine Szene schreiben, eine Kurzgeschichte eben. Und sie sollte zum Thema passen. Der letzte Fels ist dann auch die letzte Möglichkeit, aus der Höhle zu kommen. Und Paul gibt seiner Frau auch zu verstehen, dass es Stunden dauern kann, bis Hilfe kommt und dass sie dann trotzdem durch den Spalt muss. Eine Rückweg, nach dieser Talfahrt, zu den Grottenmolchen, halte ich für ausgeschlossen.

Der Alptraum Höhle ist noch immer präsent, ich werde mich weiterhin damit beschäftigen. Vielleicht melde ich mal zu einer Exkursion bei Jochen Schweizer an. Dann schreibe ich die Geschichte noch einmal um. :D

Herzlichen Dank noch einmal, dein Kommentar, deine Kritik, waren aufschlussreich und sehr freundlich.

Liebe Grüße!
Amelie

 

Hallo Amelie,

Jetzt frage ich mich, liebe lakita, hast du denn nicht gesehen, dass dies eine Fantasy Geschichte ist?
Das hab ich erst gesehen, als ich nach dem Absenden nach oben gescrollt habe und ich war für eine Sekunde in der Versuchung, dir zu schreiben, dass du da den falschen Tag genommen hast.

Ich verstehe dich gewiss falsch. Wenn aber nicht, muss ich leider deiner Aussage widersprechen.
Nur, weil eine normale Alltagsgeschichte an manchen Stellen nicht erklärlich ist für den Leser kannst du es dir als Autor nicht erlauben, in der Fantasy-Abteilung zu verschwinden.
Ich glaube auch, dass Fantasy-Geschichten noch was ganz anderes sind als das, was du hier als solches "verkaufst".
Das konnte doch alles genauso passieren, wie du es beschrieben hast oder? Wo ist denn da die Fantasy?


Ich finde es bemerkenswert, dass du nicht aufgibst und die Geschichte eventuell nochmals umschreiben willst. Dazu gehört schon eine große Portion Durchhaltevermögen.
Aber ich bitte dich, vorher gründlich darüber nachzudenken, welche Aussage du deiner Geschichte geben willst. Was willst du erzählen? Und wenn du danach mit dieser Antwort im Kopf in die Rolle des Lesers schlüpfst, musst du die zweite Frage stellen: Will das auch der Leser lesen?

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo lakita, wie Recht du doch hast! Unter einer Fantasiegeschichte verstehe ich selbst auch etwas anderes, doch ich habe mich dem Rat meiner Kritiker gebeugt und "Fantasie" drüber geschrieben. Natürlich ist das keine selbst erlebte Geschichte, doch sie als solche zu "verkaufen", hat man mir sehr übel genommen.

Wo ist die Fantasie? Ich musste mich belehren lassen, dass es eine solche Höhle nicht geben kann. In einer Höhle kann man nicht stehen. Auch gehen vernünftige Menschen nicht ohne Ausrüstung in den Felsen, in dem man schnell verunglücken kann. Ursprünglich stand "Alltag" drüber.

Und noch eine Frage: Will das auch der Leser lesen?

Eine interessante Frage. Warum und für wen schreiben wir eigentlich? Für mich ist das Schreiben eine emotionale Erfahrung. Traumfiguren erwachen zum Leben, Fantasien werden zu Worten. Stellt sich da die Frage: Will sie auch der Leser lesen?
Es ist mir gelungen, für drei meiner Kurzgeschichten einen Autorenvertrag an Land zu ziehen. Da gibt es sicher Leser, die sie lesen wollen. Ob mir das mit meiner Höhlengeschichte gelingt? Abwarten.

Herzlichen Dank für dein Interesse an meiner Geschichte!

Liebe Grüße!
Amelie

 

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