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was aber war geschehen?

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13.10.2001
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was aber war geschehen?

Es emporwandete sich der Geruch von Schwefel, wie einige meinten. Der Fürst der Firsten veranberaumte sich unter Unbefangenen. Gleichsam erzürnt, wie später konsterniert berichteten einige Augenzeugen von brennenden Augen, von Schleimhäuten, die ihrer Aufgabe überdrüssig Wasser entsandten, tränend. Der Übertretung gewiss, der Sünde eingedenk und mit Sicherheit mit himmelstürmender Dreistigkeit bedachte der Genusssehnsüchtige die Spitze seiner Zigarette mit entzündlicher Hitze. Drei Frauen, zwei junge Männer und ein Kind, ein Wachstum veratmen wollendes, befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Raum, den der Übertreter betrat. Es sei hier nicht erlaubt zu rauchen! verschallte nicht ungehört, vielmehr ignoriert – von zumindest einer Seite. Namen gab es hier nicht, nur entzogene Zettelchen mit fortzählenden Nummern. Der kardinale Wert der Nummer auf dem knopfdruckbeantworteten Zettelchen des Rauchers, war der größte in jenem Raum. Drei Frauen, ein junger Mann und ein Kind, ein weiblich – wachstümlich neugieriges entwendeten dem Neuzugang Blicke unverhohlener Missbilligung. Denn der zweite junge Mann bezeigte dem Hereingekommenen ein an der Tür befestigtes Schild mit rotem Kreis, durchgestrichenerweise, worin ein längliches schwarzes Rechteck und schwarze nach oben sich zerstreuende Wellen zu sehen waren. Das Kind freilich hatte keine Nummer in der Hand, die die eine der Frauen um Sitz auf dem Schoß entbittend war. Aber hochverlagert bezeichnete nun auch das Kind die in diesem Raum gesehene Seite der Tür, das Symbol so doppelt bedeutsam. Der Raucher belippte die kühlere Seite des, im wirklichen Leben zylindrisch vermuteten Objekts und erhob beide Schultern, doppelt sprachlos. Wonach wieder verschuldigend, der erstere Deuter sich enteifernd zu Vorwürfen hinreißen lässt: Um der Frauen und des Kindes Willen, wäre es nett, das Warten nicht zu verräuchern.
So der befolgende Empörer gehorsam, sogar neugierig die paarweise und äußerlich sichtbaren Organe der visuellen Wahrnehmung der Frauen und des Kindes, nacheinander betrachtend: Würde den (vier)Damen es angenehmer sein, wenn er seine Rauchwaren nicht in diesem Raum ihrer Bestimmung übergäbe?

Die erste der Damen erwürgte ihn ohne Blickes, entscheidender die zweite, die eine Stelle des Teppichs zu fixieren schien, die vor seinen Füssen lag. Die Symbolik des Teppichs, allerdings war etwas verworrener, als zumindest eine der Augenzeuginnen bestätigen würde. Die dritte Dame jedoch, während die vierte auf ihrem Schoß befleißig ihre Bewegungen zweifach nachahmt, gab den Ausschlag. Der Raucher öffnete das Fenster, auf dem sich die symbolhafte Nachahmung der Gestalt eines Vogelkörpers befand, ermundete sich ein letztes mal seines Zylinders und stieß etwas begram eine graue Wolke und das brennende Rechteck zum Fenster hinaus.

Die dritte Dame hatte genickt.

 

Moin Zoern,

bei aller Liebe für hochgekünstelte Sätze und Formulierungen sollte man als Autor meiner Meinung nach nicht vergessen, den Inhalt an vorderste Stelle zu setzen. Und der geht hier durch übergroßen Einsatz von zuweilen gewagten Stilmitteln leider verloren.

Um was geht es? Rauchen verboten!

Durch den in meinen Augen übertriebenen Einsatz von gewollter Kreativität hinterläßt der Text den Leser eher gespalten. Was soll man loben? Was bemängeln? Flüssig lesen läßt sich der Text nicht. Man stolpert über zuweilen sehr komische Formulierungen. Klar, daß heißt hier nicht umsonst "Surreale Geschichten", aber, und das habe ich schon öfters zu vielen anderen gesagt, weniger ist manchmal mehr. Warum kann man Surreales nicht einfach in den Text einfließen lassen? Muß man wirklich den Leser mit jedem Satz darauf hinweisen? So nach dem Motto: Hier, lies das und vergöttere mich!

Ich möchte dir gern ein paar Beispiele nennen:

Es emporwandete sich der Geruch von Schwefel, wie einige meinten. Der Fürst der Firsten veranberaumte sich unter Unbefangenen.

Drei Frauen, zwei junge Männer und ein Kind, ein Wachstum veratmen wollendes, befanden sich zu diesem Zeitpunkt im Raum, den der Übertreter betrat.

Der kardinale Wert der Nummer auf dem knopfdruckbeantworteten Zettelchen des Rauchers, war der größte in jenem Raum.

Du übertreibst ganz schön, um uns das Surreale (sind Sätze, die nur durch ausgefeilte Formulierungen, nicht jedoch durch tatsächlich befremdlich wirkende Inhalte eigentlich surreal?) auch wirklich ins Hirn zu treiben. Wobei ich betonen möchte, daß ich nichts gegen Poesie habe! Um Gottes (nicht vorhandenen) Willen!

Die Art und Weise, wie du einge Wörter verfremdest...

emporwandete

...kommt mir irgendwie bekannt vor. Weiß nicht, wo ich das mal gelesen oder gehört habe.

Ich als Sprecher der proletarisch schreibenden Bewegung hier in diesem Forum ;) behaupte einfach mal schlicht und ergreifend, daß der Sinn des Challenge hier mehr als deutlich verfehlt wurde.

Gruß,

Poncher

Aber nicht umsonst ist das ja eigentlich eher ein Workshop, nicht wahr?

 

huhu poncher!

das emporwanden hab ich bei nem kumpel geklaut, ich gebs zu. wos der herhat weiß ich nicht, frag ihn aber für dich ma, okee? eine definition von surrealismus, kann ich dir aber nich bieten.

du hast aber recht: muß es immer hochtrabend sein?

ich komme leider immer wie die jungfrau zum kinde mit meiner schreiberei. bin auch eher poet als prosaisch.
aber es hat in den fingern gekitzelt als ich das thema las. also ging ich eine rauchen, wo es verboten war.

weniger ist mehr? yup und ich nehm sofort das desert...
gewagte stilmittel finde ich oben kaum: da sind haldn paar präfixe vertauscht...

ohne moralisieren zu wollen, habe ich eine vollkommen subjektive sicht auf eine alltägliche situation geschildert. vom sinn des challange weiß ich nichts, oder nur wenig. surreal, illegal...

eine schöne zeit, bis denne

 

Hallo zoern!

Ich fand die Geschichte lustig, gerade wegen der hochgestochenen Sprache.

eine definition von surrealismus, kann ich dir aber nich bieten

Am Anfang des Threads steht etwas dazu!

Ciao,

Mario

 

Hallo zoern!

Nein, surreal ist Deine Geschichte wirklich nicht. Du hast nur versucht, eine nicht-mitreißende Handlung durch umständliche Formulierungen derart darzustellen, daß sie interessant wirkt. Das tut sie aber dennoch nicht. Zu offensichtlich ist, was hier geschieht, und das ist nicht viel.
Deine Geschichte regt nicht zum Denken an und zu Deuten gibt es schon gar nix, kein versteckter tieferer Sinn... schade.

Liebe Grüße
Susi

 

ja, ja, aber zumindest versucht zoern, sich einer surrealen sprach zu bedienen, obwohl der inhalt leider nicht surreal ist.
aber ich finde, dass es schon mal eine bessere annäherung an das thema des challenge ist, wenn man wenigstens die form nicht ausser betracht lässt (wie viele hier)...

...und wenn man recht bedenkt, könnte man den "kübelreiter" von kafka doch auch auf eine recht profane handlung reduzieren...

trotzdem: zoern, du solltest dem geschehen selbst noch das surreale "verpassen" - da fehlt noch etwas...

gruss,
nikto

 

Den Kübelreiter möchte ich mit dieser Geschichte keinesfalls vergleichen. Zum Kübelreiter siehe meine Erklärung hier...

 

@häferl
aber den interpretationsansatz, den du dort wiedergibts, der ist sehr psychoanalytisch - und es gibt sehr viele andere ansätze, den kübelreiter zu analysieren (strukturalistisch, hermeneutisch, diskurstheoretisch, intertextuell etc.)!

ausserdem habe ich nur gesagt, dass man den text auf eine profane handlung reduzieren könnte. ich habe nicht behauptet, dass der kübelreiter real ist (aber wenn man sich mühe gäbe, wer weiß, könnte man das vielleicht sogar schaffen, dies als these mit argumenten zu untermauern)!

gruss,
nikto

 

hallo leute!

danke, für eure antworten. mein text scheint die meinungen hier etwas zu polarisieren. dafür entschuldige ich mich. aber was ich heraus gelesen habe fasse ich mal zusammen:
-sprachlich in ordnung,
-aber inhaltlich schwach bis schütter.

was ich nun gar nicht verstehe: was ist ein surrealer inhalt? jetzt außer traumhaftem. wenn ich nen dali in surrealer sprache schreibe, dann versteht wohl niemand mehr was. also habe ich wenigstens den inhalt einfach gehalten. ein kleines stück zwischenmenschliches leben hat einen ausdruck in meiner beschreibung gefunden. gut, auf der basis ist jede geschichte surreal.

sacht mal an!
da zoerg.

 

Hallo zoern,

solche Sprachspielereien liebe ich auch. Sie sollten aber nur Zugabe sein und nicht Selbstzweck und die einzige Aussage einer Geschichte. Die Methode, Präfixe zu tauschen ist OK, man muß trotzdem eine aussagegerechte Selektion vornehmen.
Was den einfachen Inhalt Deiner geschichte angeht: Das ist auch nicht unbedingt etwas negatives. Es gab schon Zeiten in der Literaturgeschichte, in denen man gerade das Alltägliche schätzte (ähnliches gab`s in der bildenden Kunst).
Was ist surreal? Wenn die Gedanken nicht von Vernunft und Erziehung gesteuert, vom Unbewußten her sich ausdrücken und trotzdem bei der Interpretation einen Sinn ergeben. Die Interpretation gelingt, weil man weiß, daß das Unbewußte eine Rolle spielt, die verwendeten Symbole in ihrer Deutung bekannt sind, oder in der Geschichte definiert werden.
Das ist natürlich nur meine persönliche, kleine Meinung...

Tschüß... Woltochinon
PS. Es muß wohl `verschallte´, nicht "verschalte" heißen.

 

huhu!

aber die kleine meinung habe ich verstanden. danke.

da zoerg.

 

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