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Volodjas Träumerei

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19.05.2015
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Volodjas Träumerei

Präludium
Der Applaus erstirbt, als der alte Mann wieder und wieder in der Garderobe verschwindet, in Lackschuhen über das Parkett schlurft, eine gebeugte Zittergestalt, hohlwangig, altersbefleckt, an der die Bogennase wie ein Fremdkörper klebt. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Jetzt-hab-ich-Greis-es-euch-gezeigt-Blick aus, während all die Akkorde, Tonkaskaden, das Virtuosenrauschen des Konzertabends noch in der Luft schweben, sich erst nach und nach in die Fugen und Nischen des Saals verstecken. Nach der vierten Verbeugung, den Blumengeschenken, den Bravorufen lässt er sich auf den Hocker sinken, beugt den Kopf, schlägt den Saum des Smokings über den Stuhl, rückt die Fliege zurecht, dreht den Stuhl etwas nach oben, stützt die Füße auf den Pedalen ab. Die Hände schweben über den Tasten. Er dreht sich für einen Moment zum Publikum. Dann tritt Stille ein, das Räuspern, Keuchen, Husten der Leute verklingt. Die Orientparfümnoten der Damen aus der ersten Reihe mischen sich mit Schweiß und Haut und faulem Atem, wehen zur Bühne. Volodja wendet sich ab, schließt die Augen, richtet den Blick nach innen, dorthin, wo die Erinnerungen sitzen. Die Bilder reichen weit zurück, zeigen Menschen, Ereignisse, untergegangene Welten, Schattengesichter, trügerisch, ungewiss, voller Fallen und Tücken, Trugbilder der eigenen Vergangenheit. Nur das Bild von Sonia, ihr Kinder-, ihr Mädchenlächeln erscheint so klar vor Volodjas Augen, als wäre sie lebendig.

Er nickt ins Publikum. Dann nimmt er das Seidentaschentuch und tupft sich über die Stirn, riecht für einen heimlichen Moment daran. Die Finger brennen, fühlen sich grauenvoll lebendig an. Volodja versinkt in der Dunkelheit, als wäre er alleine, niemand mehr da, der ihn hören könnte, außer dem Wachspuppengesicht des kleinen Mädchens. Sonia, denkt er, Sonia.

Erster Satz: F-Dur/d-Moll
Den ersten Ton schlägt Volodja ganz hinten an, hält die Finger flach über die Tasten. Eine halbe, eine ganze Note, gefolgt von Vierteln. F-Dur. Das Thema öffnet sich, die Melodie dehnt sich aus, Töne kriechen in den Flügel, setzen sich zwischen den Saiten und Hämmern fest, breiten sich im Raum aus, erzeugen einen Frühlingsklangteppich. Acht Takte, abwärts zu d-Moll. Das Farbenspiel beginnt, rot, blau, violett, Flecken, Kontraste entstehen, während Volodja über die Tasten gleitet, sie traumverloren streichelt, ganz automatisch, als wären die Finger nichts als Seelenverlängerung. Molto adagio, langsam, ganz langsam wiederholt er das Motiv, verkürzt den Auftakt, dehnt die Zeit. Sein Geist entfernt sich, taucht ein, sieht Sterne, die wie das Gleißen der Sonne auf der Wasserfläche tanzen, sieht Sonia. Die Umrisse werden schärfer, Konturen des Gesichts erscheinen. Volodja hört wie sie zwischen den Tönen flüstern, anfangs ganz leise, dann deutlicher, unzusammenhängend, ein Gespräch, das nicht enden will, nirgendwo anfängt, ein Labyrinth von Variationen, Möglichkeiten.

Damals hast du einen Lehrer engagiert. Er ist jung, hat durchsichtige Haut, azurblaue Augen, einer, dem kein Bart wächst. Zwischen den Wandteppichen, den Notenbergen, den Büchern, dort, wo dein Steinway steht, wartet er auf uns. Er riecht nach Erdbeeren. Ich schaue ihn erst gar nicht an, damit er sich nichts einbildet und du nicht eifersüchtig wirst. Du unterhältst dich mit ihm, tippst ihm auf die Schulter. Das Gespräch erstirbt, als ich dazukomme. Du stellst ihn mir vor. Er heißt Petyr und kommt aus Kiew. So sentimental bist du, dass du ausgerechnet einen aus deiner Heimat engagieren musstest. Kann sein, dass ich fünf oder sechs Jahre alt bin, Pippi-Langstrumpf-Zöpfe, Kniestrümpfe, Schnallenschuhe und ein Kleid trage. Warum hast du mir das Musizieren nicht selbst beigebracht, mir erklärt, was es heißt Teufels- und Engelsmusik zu spielen? Schließlich habe ich dir jeden Tag zugehört, gespürt, wie du mit den Stücken gekämpft, gespielt hast. Ich habe gesehen, wie sie in die Hände klatschten, wie das Publikum dich verehrte, dir lauschte, als wärst du ein Gott. Dieselbe Bewunderung erkenne ich in den Augen von Petyr, in der Art, wie er mit dir redet. Er sieht aus, als wolle er sich verbeugen, dieser Petyr Eisenstein, ein Jude, wie du selbst. Er fragt dich dann, ob er anfangen darf, sagt mir, ich solle mich auf den Hocker vors Klavier setzen, will die Sitzhöhe einstellen, wartet darauf, dass du gehst, uns alleine lässt. Da öffnet sich die Tür, der Großvater erscheint, genießt die Maestrowirkung, die er auf andere ausübt, ein italienischer Gentleman, elegant gekleidet, immer der große Arturo Toscanini, dessen Tochter du geheiratet hast. „Wir möchten zuschauen“, höre ich dich mit deiner Ölstimme sagen. Ich will im Boden versinken. Wie die erste Stunde verlief, weiß ich nicht mehr. Mama hat dann ein Machtwort gesprochen, euch verboten beim Klavierunterricht dabei zu sein. Wegen dir, nur wegen dir, probier ich’s dann monatelang, gebe mir richtig Mühe, aber es klappt nicht, mein Kopf spielt nicht mit, die Hände verknoten sich und ich kann mich nicht konzentrieren. Wenn du mich fragst, ob ich dir etwas vorspielen kann, heule ich und renne so schnell es geht auf mein Zimmer.

Zweiter Satz: F-Dur/g-Moll
Aufwärts, abwärts schwingen acht Takte. Variationen melodischer Zärtlichkeit entstehen, wandern über g-Moll zu B-Dur, über d-Moll zurück zum F-Dur-Akkord. Ein Schweißtropfen landet auf den Tasten. Volodja öffnet für einen Moment die Augen, verschwommene Bilder tauchen auf, verschwinden. Er folgt dem Soniasingsang, dem Auf und Ab der Stimme, den Modulationen, Verästelungen, versteht gar nicht genau, was sie sagt, packt den Kofferraum mit dem Picknickkorb, einem Federballspiel, verabschiedet sich von Wanda, öffnet das Maybach-Verdeck. Sonja setzt sich neben ihn, legt den Gurt an. Sie ist zwölf Jahre alt, Ringellocken wackeln bei jeder Bewegung, eine Riesensonnenbrille verdeckt das Gesicht. Sie verlassen das Rauschen der Küste, das Plappern der Menschen, wenden sich den Bergen zu, die Räder tanzen durch die Passkurven, empor, immer weiter empor. Sonias Kleid leuchtet himmelblau, sie hat die Knie aneinandergepresst, schaut nach vorne, singt, betrachtet die Wälder, Esskastanien, Steineichen, Lärchen, Buchen, Kiefern, hört ihnen zu, beachtet Volodja kaum. Schmetterlinge flattern über die Wiesen. Harzgeruch breitet sich aus. Irgendwann niest Volodja lauthals, schüttelt sich. .

„Papa, ich hab extra was für dich eingepackt.“
„Ja? Was denn?“
„Mein Lieblingstaschentuch!“
Sie hält ihm das Seidentuch hin, hellrosa, mit bestickter Bordüre.
„Ach, das ist nett, mein Chou-chou-Mäuschen.“
„Papa, ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht mit dem Babynamen ansprechen.“
„Mm, ja, ich weiß, manchmal denk ich, du bist noch ganz klein.“
„Ich schenk dir das Taschentuch. Aber du musst mir was versprechen.“
„Was denn?“
„Dass du mich nicht mehr Chou-chou nennst und…“
„Und?“
„Das Taschentuch immer bei dir trägst. Es bringt Glück!“
„Einverstanden.“

Dritter Satz: F-Dur / d-Moll
Volodja schlägt den Auftakt zum letzten Satz jäh, gleitet über die Tasten, berührt sie kaum, phrasiert das Thema wieder, weicht ein letztes Mal nach g-Moll aus, als wolle er das Finale verzögern, benutzt das Pedal und lässt den Akkord ausklingen. Bevor er die Augen öffnet, nimmt er das hellrosa Taschentuch, damit die Tränen sich mit Schweiß verbinden können.

Rauch wabert durch den Saal. An den Tischen halten Herren Zigarren in der Hand, grinsen rotlippige Makeupfrauen an. Im Hintergrund läuft leise Instrumentaljazz. Du trägst einen weißen Anzug, ein Gehstock baumelt an deinem Unterarm, hast dir Fingerhandschuhe aus Seide übergestülpt, wirkst wie einer aus den Zwanzigerjahrefilmen, wie damals, als du jung warst. Der spitzbauchige Besitzer des Etablissements eilt dir entgegen, schüttelt dir die Hand, verbeugt sich, führt dich zu einem Tisch in der ersten Reihe, am Rande der Bühne. Ein paar der Gäste erkennen dich, nicken in deine Richtung. Mama steht neben dir, unsichtbar. Ich sehe, wie du den Flügel anschaust, der zugeklappt, abgedeckt, am Rande steht. Ich bin aufgeregt, verkrieche mich hinter dem Vorhang. Ich bin Sonia Toscanini Horowitz, trete zum zweiten Mal im Club auf, trage ein Glitzerpaillettenkleid, als ich die Bühne betrete, das Mikrofon in die Hand nehme, den Blick über das Publikum hinwegschweifen lasse. Niemals irgendeinen aus dem Publikum fixieren, immer in die Ferne gleiten, ein Vogel, ein Schmetterling in den Lüften bleiben, das hast du gesagt und du hast recht. Ich singe Marlene Dietrich, Nancy Sinatra, Ella Fitzgerald. Du applaudierst nach „Lilli Marleen“. Während „Cheek to cheek“ stehst du auf, gehst zum Ausgang. Mama bleibt sitzen. Du kommst erst zurück, als ich fertig bin, klatschst noch einmal in die Hände, winkst mir zu.

„Ich geh weg von euch“, sage ich. Du schweigst. Du hast immer geschwiegen, dich verkrochen, klaviergehämmert. Mama redet mit mir, will mich zurückhalten. Ich erkläre ihr, es wäre schon alles vorbereitet, ich komme beim Großvater unter, in Sonnenitalien, wo sonst. Dort kann ich schlafen, mich ausruhen, nachdenken, singen, ja singen.

Finale
Wanda sitzt in der ersten Reihe. Horowitz sucht ihren Blick, findet ihn nicht. Sie wird bei ihm bleiben, ihn korrigieren, ihm über den Mund fahren, wenn er ein englisches Wort falsch benutzt. Die Köpfe der Menschen sehen wie Schatten aus, einigen sind Hörner gewachsen, sie grinsen aus Narbengesichtern, andere tragen Masken aus weißem Kalk. Dazwischen sitzen flügelbewehrte Engel.
Die Nachricht kam aus San Remo, ein Anruf aus der Villa des Schwiegervaters. Tabletten, zu viel Schlaftabletten, heißt es. Er füllt den Sarg mir Rosen, weiß, rosa, rot, trocknet sich die Tränen mit dem Seidentaschentuch, rosa, mit Bordüre. Dann wendet er sich ab. Die Träumerei hat er für Sonia gespielt, sagt er. Er lügt.

 

Hallo @Isegrims,

Also ich hatte keine Schwierigkeiten in die Geschichte einzutauchen, die Handlung wurde sofort lebendig und hat mich mitgerissen. Auch die verschalteten Sätze, die mich sonst als Leser häufig zur Strecke bringen, haben mich hier nicht rausreißen können.
Hier denke ich fast, das kürzere Sätze, den Lesefluss zerstören könnten.

Mit der musikalischen Fachsprache hatte ich persönlich kein Problem, aber ich kann sehen, wie es jemanden, der damit nichts anfangen kann, die Geschichte verbaut. Es fällt mir aber schwer eine alternative Lösung zu finden. Sicher, man kann Klänge umschreiben, aber dies klappt selten für alle Leser.

Dann kommt der letzte Absatz und ich bin raus. Sie ist doch zum Großvater gegangen und dann kommt die Nachricht vom Schwiegervater, dass sie an einer Überdosis gestorben ist. Oder habe ich das völlig falsch verstanden?

Gruß,
Henrik

 

Sind die beiden „immer“ mit Absicht?
ja, ich wollte die Wirkung verstärken, das Selbsbild Arturo Toscaninis zeigen.

Liebe Maria, ich danke dir für den Kommentar, das offene Feedback. Ich habe gar nicht erwartet, dass du den Text feierst, klar, klassische Musik, eine anklagende zweite Person, kein aufgepeitschtes Wutgeheul, kann dir nicht gefallen.

Die Geschichte ist zu Ende und seit 10 Minuten warte ich darauf, dass ich irgendetwas schreibe, aber mir will einfach nichts einfallen. Ich bin genauso schlau wie am Anfang und ich blicke einfach nicht durch.
vielleicht magst du dir die Schumanns "Träumerei" anhören, dauert nur etwa zwei Minuten. Danach googlest du Sonia Toscanini Horowitz,Arturo Toscanini, Vladimir Horowitz, nur kurz, nur so überflogen, und dann hörst du dir wieder das Stück an und stellst dir vor, dass Horowitz es in Erinnerung an seine Tochter spielt.

Ich habe keine Ahnung, was ein Moll ist, wo der Unterschied zwischen F-Dur und D-Moll liegt und das ist auch etwas, was dafür sorgt, dass ich überhaupt nicht in die Geschichte eintauchen kann.
okay, verstehe ich, wenn man allerdings ein bisschen was über Dur und Moll weiß, hat man mehr von der Musik, egal welche man hört.

dann kommt das mit dem musikalischen Fachchinesisch, das mich völlig weggestoßen hat, dann kommt ein Du-Stil, den ich hasse und dann stirbt der Typ und es war gelogen oder so … ach, ich weiß wirklich nicht, was passiert ist.
dabei habe ich nicht mal was von Dominantseptakkorden erzählt :D

Vielen Dank, Maria, ich liebe es, wenn du meine Geschichten als erste kommentierst. :silly:
Isegrims

Hi Henrik,

freut mich, dass du was zu dem Text schreibst, besonders weil er ja was von einem Experiment hat. Ich wollte Musik beschreiben und gleichzeitig ein Schicksal.

Also ich hatte keine Schwierigkeiten in die Geschichte einzutauchen, die Handlung wurde sofort lebendig und hat mich mitgerissen.
:Pfeif:

Auch die verschalteten Sätze, die mich sonst als Leser häufig zur Strecke bringen, haben mich hier nicht rausreißen können.
Hier denke ich fast, das kürzere Sätze, den Lesefluss zerstören könnten.
das Stück hat ja auch was fließendes, gut dass Musik und Text zueinander passen.

Mit der musikalischen Fachsprache hatte ich persönlich kein Problem, aber ich kann sehen, wie es jemanden, der damit nichts anfangen kann, die Geschichte verbaut. Es fällt mir aber schwer eine alternative Lösung zu finden. Sicher, man kann Klänge umschreiben, aber dies klappt selten für alle Leser.
:thumbsup: die Fachsprache habe ich eher reduziert, bleibt ja kaum was, außer eben Dur und Moll.

Dann kommt der letzte Absatz und ich bin raus. Sie ist doch zum Großvater gegangen und dann kommt die Nachricht vom Schwiegervater, dass sie an einer Überdosis gestorben ist. Oder habe ich das völlig falsch verstanden?
dankeschön, den Schwiegervater habe ich gestrichen, durch den Klarnamen ersetzt.

War sehr hilfreich, Henrik, hat mich gefreut
Liebe Grüße und einen Frühlingssonnenwochenstart für dich
Isegrims

 

Liebe @Isegrims

einfühlsam geschrieben. Mir gefällt, wie detailreich du das Leben dieser Musikerfamilie beschreibst. Ich vertraue mich der Erzählerin an und sie führt mich zum Flügel lässt mich auf alle Saiten schauen. Mal sitze ich im Publikum; stehe zwischen Zuschauern, die sich vom Gesang einer jungen Frau verzaubern lassen. Und dann teile ich ihre Kränkung, Verschämtheit und bitterlichen Momente. Ich denke, man muss sich auf diese Welt einlassen und auf deinen doch opulenten Stil, der zu langer Syntax und eigenwilligen Komposita neigt. Mir hats gefallen.

Die Hände schweben über den Tasten

Schönes Bild. Du nutzt einige Formulierungen, die speziell sind, die ich aber so bereits schon mal gehört habe. Trotzdem verfehlen sie nicht ihre Wirkung. Und das ist das wichtigste.

als wäre er alleine, niemand mehr da, der ihn hören konnte,

müsste „könnte“ (Konjunktiv) heißen, oder?

Erster Satz: F-Dur/d-Moll
Den ersten Ton schlägt Volodja ganz hinten an, hält die Finger flach über die Tasten. Eine halbe, eine ganze Note, gefolgt von Vierteln. F-Dur. Das Thema öffnet sich

Das Thema öffnet sich ist so eine Formulierung, die ein sehr sinnliches Bild in meinem Kopf entstehen lässt. Mir hat auch die formale Einteilung deines Textes gefallen. Schöne Idee, wenngleich sie auch nicht mehr die frischeste, neueste ist.

Volodja hört die sie zwischen den Tönen flüstern

„Wie“ sie zwischen?

azurblauen

So wenige Leute wissen heute noch wie ein azurit(azurid?) aussieht. Würde den Vergleich mehr in der Lebenswelt deiner Prota verorten damit es klar wird. Wie der Azurid im Medaillon der Großmutter.

So sentimental bist du, dass du ausgerechnet einen aus deiner Geburtsstadt engagieren musst

Musstest?

mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfe

Zöpfen

mit Pippi-Langstrumpf-Zöpfe, Kniestrümpfe, Schnallenschuhe und ein Kleid trage

Hier ist was mit den Fällen durcheinander

sich. .

Leerzeichen + Punkt zu viel

Sie verlassen das Rauschen der Küste, das Plappern der Menschen, wenden sich den Bergen zu, die Räder tanzen durch die Passkurven, empor, immer weiter empor. Sonias Kleid leuchtet himmelblau, sie hat die Knie aneinandergepresst, schaut nach vorne, singt, betrachtet die Wälder, Esskastanien, Steineichen, Lärchen, Buchen, Kiefern, hört ihnen zu, beachtet Volodja kaum. Schmetterlinge flattern über die Wiesen. Harzgeruch breitet sich aus. Irgendwann niest Volodja lauthals, schüttelt sich.

Ein wunderbarer Ritt. Nur durch Worte, in meinem Kopf. Danke :-)

siehst aus wie einer aus

Unschön diese aus-aus-Dopplung

spitzbäuchige Boss

Nicht Boss sondern Fachbegriff. Boss ist so Bürosprache

als ich fertig bin, klatscht noch in die Hände

klatschst mit s dazwischen

Tabletten, zu viel Schlaftabletten, heißt es. Volodja füllt den Sarg mir Rosen

Hier wünsche ich mir persönlich noch einen Satz Retardation. Der Sprung, die Schnelligkeit gefällt mit, aber eben noch einen Satz dazwischen nach meinem Geschmack.

Gern gelesen. Bis dann, @Isegrims
Carlo

 

Hallo!


Ich bin interessiert in die Geschichte eingestiegen und trotz der grob eingeschnittenen Rückblenden problemlos durch den Text gekommen. Die Geschichte war nicht unbedingt spannend, da es dem gegenwärtigen Handlungsteil an einem Problem für den Prota fehlt, aber ich habe dennoch ohne langeweile die Geschichte bis zu Ende verfolgen können. Wobei ich allerdings denke, dass die Beziehung zwischen Prota und Tochter micht nicht so berührt hat wie es vermutlich beabsichtigt war, ich führe diesen Umstand auf die Kürze der Geschichte zurück, um mir die Tochter wirklich herzlich nahe zu bringen, bedarf es doch einer intensiveren Auseinandersetzung mit ihr.
Die Strukturierung des Textes finde ich interessant, sie ist meines Erachtens jedoch nicht wichtig für die Geschichte bzw. nicht so wichtig, wie Du es villeicht gerne gehabt hättest. Also sie würde ohne diese Gliederung ganz genauso bei mir ankommen denke ich, und ich denke auch, dass Du dem eine nicht unwichtige Rolle beigemessen hast/beimessen wolltest, daher hier meine Meinung dazu: der Aufgliederung kann von mir keine Signifikanz für die Geschichte erwirtschaften, interessant ist sie jedoch allemal.
Die musikalische "Fachsprache" hat mich nicht gestört, ich habe einfach drüber gelesen. Falls diese mit dem Inhalt verknüpft ist, fiel mir das nicht weiter auf, die Geschichte kommt also auch bei musikalischen Laien gut an.

Was mich also stört an der Geschichte sind zwei Dinge, die auch unmittelbar zusammenhängen:
1) Insgesamt wird ein sehr prätentiöser Ton angeschlagen, es wird viel dramatisiert, mir als Leser damit zu viel Gefühl aufgebürdet, sodass meine eigenen Gedanken und Gefühle dabei schon fast untergehen, denn
2) Werde ich emotional geradezu durch die Geschichte geführt, mir werden kurz und knapp einige Personen vorgestellt (Vater und Tochter), ein wenig über deren Vergangenheit wird preisgegeben, was mir tiefe Einblicke in deren Beziehung gibt, aber dennoch insgesamt eher zusammenhanglos und wie "ausgewählt" erscheint. Damit steht die Vorlage und das ganze kulminiert dann wie gebacken im tragischen Tot (Selbstmord?) der Tochter. Ich habe als Leser zu sehr das Gefühl, dass mir die Tragik hier aufgebunden wird, ich wollte lieber selbst die Tochter und den Vater gern haben und traurig über deren auseinandergerissenes Verhältnis sein.

Hier noch:

Volodja hört die sie zwischen den Tönen flüstern, anfangs ganz leise, [...]
Harzgeruch breitet sich aus. Irgendwann niest Volodja lauthals, schüttelt sich. .
Ein Punkt am Ende hat sich hier seiner Eliminierung entzogen.
Er nickt ins Publikum. Dann nimmt er das Seidentaschentuch und tupft sich über die Stirn, riecht für einen Moment daran. [...], niemand mehr da, der ihn hören konnte, außer dem Wachspuppengesicht des kleinen Mädchens. Sonia, denkt er, Sonia.
Ahja hier der erste Hinweis: die Tochter ist gestorben. Man muss, denke ich, erst die Geschichte komplett gelesen haben, um dieser Stelle diese Bedeutung ansehen zu können.
Also ich persönlich finde, nach dieser (ersten) Erwähnung Sonias wäre es passend, direkt mit einer ihr-bezüglichen Rückblende oder Erinnerung weiterzumachen. Das würde den Leser nicht so hin- und herschubsen, hätte mehr Konsistenz, aber mehr als ein flüchtiger Eindruck ist das nicht.

Es sind jetzt weitere Kommentare eingegangen, während ich schrieb, daher Dopplungen möglich. Ich habe gerne gelesen, danke für die Geschichte. Ich muss auf eine andere Geschichte von @rieger hinweisen Einen Triller lang und hoffe, dass das nicht respektlos Dir gegenüber erscheint. Ich musste diese beiden Geschichten einfach ein wenig miteinander vergleichen, da mich Deine sehr schnell an die von Rieger erinnert hat. Seine Geschichte hat Ähnlichkeit mit dieser hier und ich finde, dass er die Rückblenden besser in den Griff bekommen hat, vielleicht möchtest Du da mal reinschauen.

MfG Putrid Palace

 

Hi @Isegrims

ich hab deine Geschichte direkt am Anfang gelesen, als sie noch einen anderen Namen hatte. Du hast den Namen dreimal geändert, oder? ;) Finde ich gut, denn der Name ist superwichtig. Der jetzige gefällt mir am besten. Denn genau darum geht es ja, die Träumerei des Vaters ... oder vielleicht auch dessen Narzissmus, der alles vernichtet und keinen Raum mehr für andere Dinge lässt?

Volodjas Träumerei

:thumbsup:

Der Applaus erstirbt, als der alte Mann wieder und wieder in der Garderobe verschwindet, in Lackschuhen über das Parkett schlurft, eine gebeugte Zittergestalt, hohlwangig, altersbefleckt, an der die Bogennase wie ein Fremdkörper klebt.

Der erste Satz ist gut, für meinen Geschmack vielleicht etwas heavy. Finde es immer schöner, wenn man nicht direkt mit sechs Kommata konfrontiert wird. :D Aber sonst fein.

Die Finger brennen, fühlen sich grauenvoll lebendig an.

Sehr gut.

außer dem Wachspuppengesicht des kleinen Mädchens.

Das ist jetzt warscheinlich ne Geschmackssache, aber ich finde das Wort "Wachspuppengesicht" nicht schön. :D Aber andererseits passt es zum Setting der Story ... und zu den Gedanken des alten Mannes.

während Volodja über die Tasten gleitet, sie traumverloren streichelt, ganz automatisch, als wären die Finger nichts als Seelenverlängerung.

Seelenverlängerung ist ein mega Wort!

Dort kann ich schlafen, mich ausruhen, nachdenken, singen, ja singen.

Hier liegt der Konflikt begraben, oder? Sonja will eigentlich garnicht Klavier spielen, sie will aus dem Schatten des übermächtigen Vaters heraustreten und eigentlich einfach nur singen. Aber er duldet es nicht, hat keine Zeit für ihre eigene Kunst, verlässt sogar den Saal bei ihrem Auftritt. Schlimm!

Die Köpfe der Menschen sehen wie Schatten aus, einigen sind Hörner gewachsen, grinsen aus Narbengesichtern, andere tragen Masken aus weißem Kalk. Dazwischen sitzen flügelbewehrte Engel.

Das finde ich auch toll, passt super zur düsteren Atmosphäre.

Alles in allem sehr fein, liebe Isegrims. :) Tolle Sprache, ich mach die dichte Erzählart und für mich war es eigentlich auch relativ klar mit dem Schicksal der Kleinen ... glaube ich zumindest. Am Ende bringt sie sich um, weil sie es nicht erträgt, ihren Vater enttäuscht zu haben, oder? Sie weiß, dass sie niemals seine Gunst gewinnen kann und fühlt sich ohnmächtig. Ich habe nicht gegoogelt und hatte keine Ahnung von den Protagonisten, aber ich finde, es hat sich gut geklärt. Von Musik habe ich auch keine Ahnung, aber das ist eigentlich auch garnicht wichtig. Ich habe mir einfach irgendein klassisches, dramatisches Stück vorgestellt, da kam das passende Gefühl schon ganz von allein. ;)

Ich finde es super! :) Die kleineren Fehlerchen haben die anderen schon ausgemerzt, das brauch ich ja jetzt nicht wiederholen. Daher belass ich's beim Postiven! Toll gemacht.

Viele liebe Grüße, PP

 

Lieber @Carlo Zwei

dankeschön für den Besuch, die Zeit, die wohlwollendüberlegten Anmerkungen, hat mich sehr gefreut. By the way: wie war's denn in Basel? So ne Lesung vor Publikum ist ja bisschen wie ein Auftritt, stösst Adrenalin aus, wenn's gut läuft, was wie Glück.

einfühlsam geschrieben. Mir gefällt, wie detailreich du das Leben dieser Musikerfamilie beschreibst.
und ich habe eine Menge weggelassen, der Text war ursprünglich doppelt so lang.

Ich denke, man muss sich auf diese Welt einlassen und auf deinen doch opulenten Stil, der zu langer Syntax und eigenwilligen Komposita neigt.
besser bisschen polarisieren, insgesamt habe ich mir einfach ein paar Ausdrucksmöglichkeiten erarbeitet und suche nach Präzision.

Du nutzt einige Formulierungen, die speziell sind, die ich aber so bereits schon mal gehört habe. Trotzdem verfehlen sie nicht ihre Wirkung. Und das ist das wichtigste.
:Pfeif:

Das Thema öffnet sich ist so eine Formulierung, die ein sehr sinnliches Bild in meinem Kopf entstehen lässt. Mir hat auch die formale Einteilung deines Textes gefallen. Schöne Idee, wenngleich sie auch nicht mehr die frischeste, neueste ist.
muss ja auch nichts Neues sein, ich fand, dass die Form perfekt zu dem passt, was ich erzählen wollte.

So wenige Leute wissen heute noch wie ein azurit(azurid?) aussieht. Würde den Vergleich mehr in der Lebenswelt deiner Prota verorten damit es klar wird. Wie der Azurid im Medaillon der Großmutter.
mm, darüber muss ich nachdenken, Azurid kling schön, der vorgeschlagene Vergleich schreit aber nach deutlich mehr Text, nach einer Großmutterszene sozusagen. (die unerwähnten Korrekturhinweise habe ich übernommen, Extradank dafür)

Hier wünsche ich mir persönlich noch einen Satz Retardation. Der Sprung, die Schnelligkeit gefällt mit, aber eben noch einen Satz dazwischen nach meinem Geschmack.
ich glaube, den Vorschlag werde ich aufgreifen, muss allerdings noch mal drüber schlafen.

viele Nachtgrüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Putrid Palace

und vielen Dank für den Kommentar. Deine Vorbehalte habe ich ganz gut verstanden, ist halt eine Frage, welche Erwartungen man an einen Text hat und was man am Ende geliefert bekommt.

Die Geschichte war nicht unbedingt spannend, da es dem gegenwärtigen Handlungsteil an einem Problem für den Prota fehlt, aber ich habe dennoch ohne langeweile die Geschichte bis zu Ende verfolgen können. Wobei ich allerdings denke, dass die Beziehung zwischen Prota und Tochter micht nicht so berührt hat wie es vermutlich beabsichtigt war, ich führe diesen Umstand auf die Kürze der Geschichte zurück, um mir die Tochter wirklich herzlich nahe zu bringen, bedarf es doch einer intensiveren Auseinandersetzung mit ihr.
der Protagonist hat ein großes Problem, fühlt er sich doch mitverantwortlich für den Tod seiner Tochter. Die Geschichte habe ich als eine Art Schlüsseltext angelegt, spiele auf die Biographie von Vladimir Horowitz an, dessen Tochter sich umgebracht hat, der viele Jahre nicht öffentlich aufgetreten ist, weil er sich einer Elektroschocktherapie unterzogen hat (evtl. um homosexuelle Neigungen zu unterdrücken), unter Depressionen litt und von dem überliefert ist, dass er die Träumerei von Robert Schumann immer in Erinnerung an seine Tochter Sonia gespielt hat.

Die Strukturierung des Textes finde ich interessant, sie ist meines Erachtens jedoch nicht wichtig für die Geschichte bzw. nicht so wichtig, wie Du es villeicht gerne gehabt hättest.
na ja, mein Gedanke war, dass der Leser nebenher das Stück hört.

Die musikalische "Fachsprache" hat mich nicht gestört, ich habe einfach drüber gelesen.
habe ich in der überarbeiteten Version etwas reduziert.

Insgesamt wird ein sehr prätentiöser Ton angeschlagen, es wird viel dramatisiert, mir als Leser damit zu viel Gefühl aufgebürdet, sodass meine eigenen Gedanken und Gefühle dabei schon fast untergehen,
ist eine Frage des Schreibstils, der die Gefühle des Lesers eher unterstützen sollte.

Ich habe als Leser zu sehr das Gefühl, dass mir die Tragik hier aufgebunden wird, ich wollte lieber selbst die Tochter und den Vater gern haben und traurig über deren auseinandergerissenes Verhältnis sein.
ja, verstehe ich, dann wäre der Text viel viel länger geworden.

Ich muss auf eine andere Geschichte von @rieger hinweisen Einen Triller lang und hoffe, dass das nicht respektlos Dir gegenüber erscheint. Ich musste diese beiden Geschichten einfach ein wenig miteinander vergleichen, da mich Deine sehr schnell an die von Rieger erinnert hat. Seine Geschichte hat Ähnlichkeit mit dieser hier und ich finde, dass er die Rückblenden besser in den Griff bekommen hat, vielleicht möchtest Du da mal reinschauen.
ich kenne riegers wunderbare Geschichte sehr gut, habe mich auch mit ihm dazu ausgetauscht, noch bevor ich ein Wort geschrieben habe, weil der Text zu einem bestimmten Anlass entstanden ist.

viele Sommertraumgrüße
Isegrims

Hallo @Kahasimir

Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut, nicht nur wegen des Lobs, sondern vor allem weil ich darauf gehofft habe, dass der eine oder andere Leser die Lektüre mit Musik verbindet.

habe diese Geschichte über die letzten Tage mehrmals gelesen. Ich fand ziemlich alles daran von Anfang an sehr interessant/famos geschrieben, wollte aber sichergehen, sie aus der richtigen Stimmung heraus zu lesen. (Beim ersten Mal lief im Hintergrund Insane Clown Posse, das hat sich nicht so gut gedeckt ;-) )
na ja, nicht jede Musik passt :D

Ich wurde jedenfalls durch deine schönen Formulierungen gefesselt, obwohl mir der Bezug zu klassischer Musik fehlt (meinerseits).
ich glaube, es macht gar keinen so großen Unterschied, ob man einen direkten Bezug zu klassischer Musik hat.

Allerdings knüpfte meine Erinnerung beim Lesen sofort eine Verbindung zu einem anderen Musiker, den ich selbst sehr bewundere, der in der Tiefe und Sinnlichkeit seiner Texte/Melodien/Themenwahl deinem Protagonisten ziemlich ähnelt (für mich und wahrscheinlich absolut subjektiv).
du machst mich neugierig, verrätst du, welchen Musiker du meinst?

obwohl dein Werk für meinen persönlichen Lesegeschmack beinahe zu anspruchsvoll ist.
ach je, anspruchsvoll klingt so kompliziert, aber, wenn du ausdrücken willst, dass es mehrere Ebenen in dem Text gibt, dann passt es.

Dein "Er lügt" empfinde ich als perfekten Abschluss.
gut zu wissen, war mir unsicher, ob das Ende so funktioniert.

viele Grüße aus dem Frühlingstaunus
Isegrims

 

“...
Heaven, I'm in heaven
And my heart beats so that I can hardly speak
And I seem to find the happiness I seek
When we're out together dancing cheek to cheek
...“ Ella F. an Louis A. (Cheek to Cheek)​

Wie die erste Stunde verlief, weiß ich nicht mehr. Mama hat dann ein Machtwort gesprochen, euch verboten[,] beim Klavierunterricht dabei zu sein.

Puh, darf eine kurz- und doch zugleich altersweitsichtige, halbtaube Nuss hier überhaupt hineinschauen, selbst wenn sie die drei großen B der europäischen Musikgeschichte (Bach – Beethoven – Beatles) gern hat, obwohl er in des Wortes vielfältiger Bedeutung "schlecht" hört [Kennzeichnung durch seine Mutter "schlecht hören kann er gut"], wenn wir schon mal Biografisches erfahren und Chester A. Burnetts (bekannter als “Howlin‘ Wolf“) Stimme für Wohlklang und die London Sessions für einen Höhepunkt hält,

liebe Isegrims,

aber mir wird, als wäre es hier nahe beim totalen Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit, wenn der Engel der Geschichte privatisiert und Bilder aus der Vergangenheit im Kopf und hierorts auftauchen, „Töne kriechen“ und „flüstern“, ein „Farbenspiel“ beginnt (und mir zudem Rimbauds „Voyelles“ in den Sinn kommen) und es nach „Erdbeeren riecht“ und dann Sonya, das dem Vater „ewige“ Kind, das Anfang seines fünften Jahrzehnts seinem Leben ein Ende setzt mit der offenen Frage

Warum hast du mir das Musizieren nicht selbst beigebracht, mir erklärt, was es heißt[,] Teufels- und Engelsmusik zu spielen?
aus dem feinfühligere Menschen als ich sicherlich mehr herausholen können, als ich grober Klotz.
Nur das Bild von Sonia, ihr Kinder-, ihr Mädchenlächeln erscheint so klar vor Volodjas Augen, als wäre sie lebendig.
Das Mädchen, das immer ein Kind bleiben wird
..., außer dem Wachspuppengesicht des kleinen Mädchens. Sonia, denkt er, Sonia.
...
„Mm, ja, ich weiß, manchmal denk ich, du bist noch ganz klein.“
was wahrscheinlich viele Väter gerne hätten … und der Schlusssatz offenbart‘s ja, dass Eltern-Kimd-Beziehungen selten utopisch nur harmonisch verlaufen, wobei ich mich jetzt nicht zur Dialektik von Herr- und Knechtschaft verleiten lass, wenn das Mündel Vormund werden will ... denn weder kenn ich die eine wie die andere Biografie (und da bin ich erst beim B angelangt, Biermann und zuletzt Buchheim, wobei Crazy Horse das C eröffnete und zumindest Gustav Adolfs Tochter noch dran glauben muss)

Neben den schon aufgezeigten Kommas läuft übrigens hier ein Punkt frei rum

Irgendwann niest Volodja lauthals, schüttelt sich. .

Gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo @PlaceboParadise (schön zweideutiger Name übrigens)

Tja, was bleibt mir zu antworten, wenn ich so viel Lobendes über einen Text lese, an dem ich hart genug gearbeitet habe, der trotz der Opulenz wie du es nennst auf die Hälfte des ursprünglichen Textvolumens zusammengeschmolzen ist. Ich danke dir für den Besuch, deine Zeit, für deinen Blick auf den Text.

Du hast den Namen dreimal geändert, oder? ;) Finde ich gut, denn der Name ist superwichtig. Der jetzige gefällt mir am besten.
ja, Titelsuche finde ich komplex, weil's entweder zu flach oder zu kompliziert klingt, was ich mir manchmal ausdenke.

oder vielleicht auch dessen Narzissmus, der alles vernichtet und keinen Raum mehr für andere Dinge lässt?
sicher beides, wer im Rampenlicht steht, ist vor Narzissmus nicht gefeit und belastet das persönliche Umfeld.

Finde es immer schöner, wenn man nicht direkt mit sechs Kommata konfrontiert wird. :D Aber sonst fein.
Ich fange gern mit Satzmäandern eine Geschichte an, nicht so sehr aus Narzissmus :D eher um den Leser einzufangen, einen Sog zu erzeugen, klappt natürlich nicht bei jedem.

Das ist jetzt warscheinlich ne Geschmackssache, aber ich finde das Wort "Wachspuppengesicht" nicht schön. :D Aber andererseits passt es zum Setting der Story ... und zu den Gedanken des alten Mannes.
mir gefällt, aber klar, kann als zu süßlich empfunden werden.

Aber er duldet es nicht, hat keine Zeit für ihre eigene Kunst, verlässt sogar den Saal bei ihrem Auftritt. Schlimm!
gut, dass du die Szene so deutest. In der ersten Fassung hatte ich ein Dialog zwischen den beiden, in dem er ihr sagt, sie habe kein Talent. So reicht eine Geste aus, um dasselbe auszudrücken.

Am Ende bringt sie sich um, weil sie es nicht erträgt, ihren Vater enttäuscht zu haben, oder?
ich habe ein wenig recherchiert, nicht viel dazu gefunden, man kann es sicher so deuten, wobei ein Selbstmord nie eine einzige Ursache hat.

Ich habe mir einfach irgendein klassisches, dramatisches Stück vorgestellt, da kam das passende Gefühl schon ganz von allein.
:Pfeif:

Liebe Dämmerhimmelgrüße
Isegrims

Hallo @Manlio

Ich verstehe ganz gut, was du schreibst. Ist ein Wagnis über einen Heroen, eine Jahrhundertgestalt zu schreiben, dabei auch an den Schattenseiten zu rühren. Vielen Dank gerade deshalb für deine Anmerkungen.

ich liebe V. H. sehr und deshalb habe ich deine "Träumerei" zunächst mit großem Interesse, dann aber auch mit einigem Befremden gelesen.
die Träumerei gespielt von Horowitz findet man zweimal bei youtube.
Eine Aufnahme von 1978 im Weißen Haus: (hier schwebt die linke Hand über den Tasten, zögert), nicht lange nach dem Tod Sonias entstanden.
Eine zweite aus dem Jahr 1986, da ist er 83 Jahre alt und spielt in Moskau, kommt zurück nach Russland, das er 60 Jahre nicht betreten hat:
(Und nur zum Vergleich eine Aufnahme des Stücks von der derzeit besten lebenden Pianistin, Martha Argerich. Sie ist mittlerweile 77 Jahre alt, jeder, der sie hören kann, sollte es tun, die Argerich haucht das Stück, leider ohne Blick auf das Klavier:
Ich finde die Konstruktion komisch. Ist das Absicht? Im Anschluss an diese erste Beschreibung setzt sich V. H. wieder ans Klavier, deshalb schiene mir besser:
stimmt, ich habe das nicht geändert, weil mir das Applausaufbranden so plakativ vorkam, aber du hast recht, das ließe sich ändern, muss ich drüber nachdenken.

Nochmal? Mag von einem realen Vorgang hergenommen sein, gefällt hier aber trotzdem nicht besonders.
ein Nicken habe ich entfernt.

Irgendwie ist das sehr tellig. Würdest du das indirekter einflechten, hätte es vielleicht mehr Kraft.
die brennenden Finger finde ich nicht so tellig, ich mag das Bild, das darauf entsteht.

Das ist mir ein Rätsel, das Einbringen dieses Kosenamens, denn noch eben wahrte die Erzählstimme ganz, ganz viel Distanz zu V. H.
im ganzen Text wird Horowitz Volodja genannt, ich empfinde die Stimme nicht so distanziert.

kommt mir von V. H. bekannt vor, aber haben die Finger nicht eben noch "geschwebt"?
die Finger schweben über den Tasten, berühren sie.

Also ich weiß nicht, der Text ist thematisch sehr interessant, aber du könntest sicher noch mal schauen, ob wirklich alles passt.
ein paar Dinge habe ich noch geändert.

Vielen Dank, dein Kommentar hat mir wirklich was mitgegeben.
Liebe Grüße aus der Nachdämmerung
Isegrims

 

Ach Friedel,
du hast das Musikstück doch ganz gut verstanden trotz deines Understatements, das sich zwar notenaffin gibt, aber von Erinnerungen lebt, von Leid, Verletzung, Tod, einem toxischen Tochter-Vater-Verhältnis.

selbst wenn sie die drei großen B der europäischen Musikgeschichte (Bach – Beethoven – Beatles) gern hat, obwohl er in des Wortes vielfältiger Bedeutung "schlecht" hört [Kennzeichnung durch seine Mutter "schlecht hören kann er gut"],
wäre jetzt auch mal interessant zu wissen, was die drei B's miteinander verbindet.

„Töne kriechen“ und „flüstern“, ein „Farbenspiel“ beginnt (und mir zudem Rimbauds „Voyelles“ in den Sinn kommen)
Rimbaud, mm, eine poetische Inspiration.

denn weder kenn ich die eine wie die andere Biografie (und da bin ich erst beim B angelangt, Biermann und zuletzt Buchheim, wobei Crazy Horse das C eröffnete und zumindest Gustav Adolfs Tochter noch dran glauben muss)
ja, ich weiß, ist schon ein intellektuelles Stück, von dem man evtl. mehr hat, wenn man schnell mal paar biographsche Details nachschlägt.

Vielen Dank und eine zauberfriedelbare Woche für dich
Isegrims

 

...
wäre jetzt auch mal interessant zu wissen, was die drei B's miteinander verbindet.

Will ich Dear,

Isa,

kurz erklären ...

Es gibt mindestens zwo, eher drei Brüche in der Nachfolge des Blues - und am Anfang steht "Roll over Beethoven" und Lennon bekannte sich zeitlebens, dass er nur Chuck Berry spiele. Der zwote Bruch war, als Lennon und Dylan sich 1964 das erste Mal begegneten und die Schülerpoesie (Love me do, She loves you, yeah, yeah, yeah) ein Ende fand - vorsichtig beginnend zB mit eight days a week, a hard day's night, mit Norwegian Wood und der ersten indischen Klänge fürs abendländische Ohr ein erster ironischer Versuch von Weltmusik "einwanderte" und mit Rubber Soul der Bruch zur Schlichtheit und einfachen Instrumentierung aufgegeben wurde und Lennon sich in guter engl. Tradition auch an Nonsense herantraute usw. Das Glück der Fab Fur war halt ach, dass mit George Martin ein hervorragender Steuermann im Hintergrund arbeitete. Pech natürlich für Brian Wilson, dass die Vier immer einen Tick schneller waren als seine Truppen. Tatsächlich musss aber der heute fast vergessene Donovan genannt werden, der ihnen nicht nur das Fingerpicking näher brachte ... Alles in allem der Beweis, dass jeder das Zeug zum Genie hat - und sei's im Kollektiv. Ein Nonsense Gedicht hab ich sogar in deutscher Übersetzung im Kopf, die Akkorde von I'ver got to hide your love away passen sogar darauf. Aber ich weiß nicht den Namen des Übersetzers - ist also nicht von mir, was itzo kömmt: "Ich saß allein im Waldrevier / demütig, klein und dick / ein zartes Stimmchen sang zu mir / verborgen meinem Blick. // Das zarte Stimmchen lullt' mich ein / für ein oder zwei Stund' / dann blickt ich in den Wald hinein / kein Fräulein hab ich gefund'. // Doch plötzlich, auf dem kleinsten Ast / sah ich, bei meiner Seel / ein Ferkel, minniwinzig fast / das sang aus voller Kehl. // Ich hielt dich für ein Mägdelein / rief ich in Kicherton / und trau'n, fürwahr, das Mägdelein / stand auf und flog davon."

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Lieber Friedel,

vielen Dank für die Erklärungen. Die Beatles waren natürlich wahnsinnig innovativ, klar, auch wenn's nicht ganz meinem Musikgeschmack entspricht, lässt sich's doch gut hören, die hatten richtig Spass an dem, was sie der Welt vor die Füße warfen, um zu Göttern zu werden. Das Innovative verbindet sie sicher mit Bach und Beethoven, bleibt noch die Frage, wen man in diese Reihe aufnehmen müsste, welche R&B-, Hip-Hop-, Techno-, Rockgrößen.

Alles in allem der Beweis, dass jeder das Zeug zum Genie hat - und sei's im Kollektiv.
ein großes Wort, der Geniegedanke jedoch war mir immer verdächtig, schließlich gründet alles auf harter Arbeit. Was die Wortkrieger verweisen.

"Ich saß allein im Waldrevier / demütig, klein und dick / ein zartes Stimmchen sang zu mir / verborgen meinem Blick. // Das zarte Stimmchen lullt' mich ein / für ein oder zwei Stund' / dann blickt ich in den Wald hinein / kein Fräulein hab ich gefund'. // Doch plötzlich, auf dem kleinsten Ast / sah ich, bei meiner Seel / ein Ferkel, minniwinzig fast / das sang aus voller Kehl. // Ich hielt dich für ein Mägdelein / rief ich in Kicherton / und trau'n, fürwahr, das Mägdelein / stand auf und flog davon."
:D

Und noch ne Info zu "Volodjas Träumerei". Der Text hat es unter die ersten 25 von über 500 Einsendungen für ein Literatur- und Musikfestival aus Anlass des 125. Jubiläums der Münchner Philharmoniker geschafft. Gestern habe ich die Mailinfo darüber erhalten. 20 Texte werden von Schauspieler*Innen gelesen. Jubel-thread-Jubeln will ich aber erst, wenn er wirklich dort vorgetragen wird. Drückt(t) mir mal die Daumen, bitte. :Pfeif:

Liebe Grüße aus dem Freitagsrest
Isegrims

 

Und noch ne Info zu "Volodjas Träumerei". Der Text hat es unter die ersten 25 von über 500 Einsendungen für ein Literatur- und Musikfestival aus Anlass des 125. Jubiläums der Münchner Philharmoniker geschafft. Gestern habe ich die Mailinfo darüber erhalten. 20 Texte werden von Schauspieler*Innen gelesen. Jubel-thread-Jubeln will ich aber erst, wenn er wirklich dort vorgetragen wird. Drückt(t) mir mal die Daumen, bitte.

Nicht, dass Du noch berühmt wirst ... gerühmt ist ja auch schon ganz schön schön.

Aber bevor ichs vergess:

hääzlichen Jlückwunsch,
wenn mein letzter Auftritt nicht daneben gegangen wär (erst zu nah, dann zu weit weg vom Mikrophon im Altarraum - das Kirchengewölbe lässt kein lautes, deutliches, hallloses Sprechen ohne Technik zu, wäre aber gut zu jodeln) würd ich mich als frischgebackener Straßentheatermacher anbieten. Schräg wie Ulrich Matthes (siehe aktuelles Zeitmagazin "Ich habe einen Traum") bin ich mindestens und fremde Texte kann ich auch ziemlich schnell auswendig, nicht aber die eigenen. Vllt. bin ich mir selbst nicht geheuer.)

So, soll ich Dir noch'n paar dicke Socken schicken? Handmade inne Verwandtschaft

Schönes Wochenende aus'm spätaprilligen Pott vonnet

Dante Friedchen

 

Hej Isegrims,

ich schreibe mal beim Lesen mit (nachdem ich beide YouTube-Videos angehört habe :herz:, grob weiß, um wen es hier geht und jetzt neugierig bin, auf Deine Interpretation):

Der Applaus erstirbt, als
Das klingt nach einer Gleichzeitigkeit, als würde der Applaus ersterben, während der alte Mann (durch dieses "wieder und wieder" beinahe sience-fictionmäßig flimmernd) in der Garderobe verschwindet, ohne jedoch wieder aufzutauchen - was genau genommen auch nicht ganz korrekt ist, denn der Applaus erstirbt oder wird schwächer, wenn ein Künstler die Bühne verlässt, die Garderobe aber u.U. gar nicht erreicht.
Wenn Du nicht so schnell einsteigen und dem Kommen und Gehen auf und von der Bühne mehr Raum geben würdest, wäre das klarer, meine ich.
Oder vielleicht wenigstens so etwas:
in Lackschuhen zurück über das Parkett schlurft

an der die Bogennase wie ein Fremdkörper klebt
nachdem ich das Video gesehen hatte, wusste ich genau, was Du meinst. Ohne diesen optischen Eindruck hat mein Kopf bei der Formulierung aber kein Bild hinbekommen.

sich erst nach und nach in die Fugen und Nischen des Saals verstecken.
Irgendwie verbinde ich mit einem "Verstecken" Stille und Heimlichkeit. Und das läuft konträr zu dem lauten Applaus, den ich mir hier vorstelle.

schlägt den Saum des Smokings über den Stuhl
Das verstehe ich nicht. Ein Saum ist eine umgenähte Stoffkante, wie und welche schlägt er über den Stuhl? Meinst Du einen Frackschoß?

dreht den Stuhl etwas nach oben
Bis hierher habe ich angenommen, dass er gerade gespielt hat und das hier die Zugabe ist. Jetzt bin ich mir unsicher, weil er den Stuhl neu einstellt.

und faulem Atem
Das muss ein mächtig fauler Atem sein oder eine sehr kleine Bühne, wenn er das so riecht.
Ich frage mich auch, aus welchem Grund Du den faulen Atem hier einbringst, wofür der steht. Alles, was mir spontan einfällt, ungutes Essen vor dem Konzert, arme Leute mit schlechten Zähnen, alte Leute mit Krankheiten, ein Krankenhaus oder Altersheim vielleicht, scheint mir nicht eindeutig zu passen, aber ich behalte es im Kopf, vielleicht klärt sich das noch auf.

Die Bilder reichen weit zurück, zeigen Menschen, Ereignisse, untergegangene Welten, Schattengesichter, trügerisch, ungewiss, voller Fallen und Tücken, Trugbilder der eigenen Vergangenheit.
Konkrete Bilder würden die Stelle plastischer machen. So, wie sie jetzt da steht, ist sie sehr beliebig, träfe auf jeden älteren Menschen zu.

Die Finger brennen, fühlen sich grauenvoll lebendig an.
Eigentlich ist es nicht grauenvoll, sich lebendig zu fühlen. Als Pianist und in Bezug auf die Finger erst recht nicht.
Ich vermute, es geht es um eine Art Grauen in Bezug auf Sonias Tod, aber kurz bevor der loslegt finde ich diese Empfindung trotzdem merkwürdig.

Ich finde den Versuch, einen Konzertpianisten während eines Konzertes zu beschreiben schon sehr mutig. Du beschreibst das Gleiten der Hände über die Tasten einmal als "ganz automatisch". Ich bin sicher, in Wahrheit handelt es sich dabei um einen Vorgang, der hohe Konzentration erfordert und nichts von einem Automatismus an sich hat.

Sein Geist entfernt sich, taucht ein, sieht Sterne, die wie das Gleißen der Sonne auf der Wasserfläche tanzen, sieht Sonia.
Ich halte solche Gedanken einfach für wenig wahrscheinlich. Die kann sich höchstens ein bequem sitzender Zuhörer leisten, der kann in Erinnerungen und Emotionen schwelgen.
Wenn Du dann sein Spiel beschreibst, geht es mir ein wenig wie Manlio, diese Beschreibung von Farben lässt mich fast ein wenig an Frederik denken, ich finde da nicht hinein, für mich entsteht da kein Bild.

Dass die Sequenzen über Sonia wie Erinnerungen formuliert sind, in denen sie ihren Vater direkt anspricht, diese oft etwas sperrige Perspektive, lässt diese Textstellen in meinen Augen wenig flüsternd wirken.
Dieses "Du" und "ich" hat eine Wucht, die ich einerseits passend finde, wenn Sonia irgendwie auch anklagend oder vorwurfsvoll klingen soll, aber gleichzeitig auch als merkwürdig empfinde, angesichts der Tatsache, dass Sonia tot ist und der Besitzer dieser Erinnerung (mal angenommen, es funktioniert irgendwie doch) sich mitten in einem Konzert befindet. Zuviel Substanz, irgendwie.

Danke Dir für die vielen Denkanstöße, die mir die Geschichte gegeben hat.

Gruß
Ane

 

Präludium
Der Applaus erstirbt, als der alte Mann wieder und wieder in der Garderobe verschwindet, in Lackschuhen über das Parkett schlurft, eine gebeugte Zittergestalt, hohlwangig, altersbefleckt, an der die Bogennase wie ein Fremdkörper klebt. Auf seinem Gesicht breitet sich ein Jetzt-hab-ich-Greis-es-euch-gezeigt-Blick aus, während all die Akkorde, Tonkaskaden, das Virtuosenrauschen des Konzertabends noch in der Luft schweben, sich erst nach und nach in die Fugen und Nischen des Saals verstecken. Nach der vierten Verbeugung, den Blumengeschenken, den Bravorufen lässt er sich auf den Hocker sinken, beugt den Kopf, schlägt den Saum des Smokings über den Stuhl, rückt die Fliege zurecht, dreht den Stuhl etwas nach oben, stützt die Füße auf den Pedalen ab. Die Hände schweben über den Tasten. Er dreht sich für einen Moment zum Publikum. Dann tritt Stille ein, das Räuspern, Keuchen, Husten der Leute verklingt. Die Orientparfümnoten der Damen aus der ersten Reihe mischen sich mit Schweiß und Haut und faulem Atem, wehen zur Bühne. Volodja wendet sich ab, schließt die Augen, richtet den Blick nach innen, dorthin, wo die Erinnerungen sitzen. Die Bilder reichen weit zurück, zeigen Menschen, Ereignisse, untergegangene Welten, Schattengesichter, trügerisch, ungewiss, voller Fallen und Tücken, Trugbilder der eigenen Vergangenheit. Nur das Bild von Sonia, ihr Kinder-, ihr Mädchenlächeln erscheint so klar vor Volodjas Augen, als wäre sie lebendig.

Er nickt ins Publikum. Dann nimmt er das Seidentaschentuch und tupft sich über die Stirn, riecht für einen heimlichen Moment daran. Die Finger brennen, fühlen sich grauenvoll lebendig an. Volodja versinkt in der Dunkelheit, als wäre er alleine, niemand mehr da, der ihn hören könnte, außer dem Wachspuppengesicht des kleinen Mädchens. Sonia, denkt er, Sonia.

Erster Satz: F-Dur/d-Moll
Den ersten Ton schlägt Volodja ganz hinten an, hält die Finger flach über die Tasten. Eine halbe, eine ganze Note, gefolgt von Vierteln. F-Dur. Das Thema öffnet sich, die Melodie dehnt sich aus, Töne kriechen in den Flügel, setzen sich zwischen den Saiten und Hämmern fest, breiten sich im Raum aus, erzeugen einen Frühlingsklangteppich. Acht Takte, abwärts zu d-Moll. Das Farbenspiel beginnt, rot, blau, violett, Flecken, Kontraste entstehen, während Volodja über die Tasten gleitet, sie traumverloren streichelt, ganz automatisch, als wären die Finger nichts als Seelenverlängerung. Molto adagio, langsam, ganz langsam wiederholt er das Motiv, verkürzt den Auftakt, dehnt die Zeit. Sein Geist entfernt sich, taucht ein, sieht Sterne, die wie das Gleißen der Sonne auf der Wasserfläche tanzen, sieht Sonia. Die Umrisse werden schärfer, Konturen des Gesichts erscheinen. Volodja hört wie sie zwischen den Tönen flüstern, anfangs ganz leise, dann deutlicher, unzusammenhängend, ein Gespräch, das nicht enden will, nirgendwo anfängt, ein Labyrinth von Variationen, Möglichkeiten.

Damals hast du einen Lehrer engagiert. Er ist jung, hat durchsichtige Haut, azurblaue Augen, einer, dem kein Bart wächst. Zwischen den Wandteppichen, den Notenbergen, den Büchern, dort, wo dein Steinway steht, wartet er auf uns. Er riecht nach Erdbeeren. Ich schaue ihn erst gar nicht an, damit er sich nichts einbildet und du nicht eifersüchtig wirst. Du unterhältst dich mit ihm, tippst ihm auf die Schulter. Das Gespräch erstirbt, als ich dazukomme. Du stellst ihn mir vor. Er heißt Petyr und kommt aus Kiew. So sentimental bist du, dass du ausgerechnet einen aus deiner Heimat engagieren musstest. Kann sein, dass ich fünf oder sechs Jahre alt bin, Pippi-Langstrumpf-Zöpfe, Kniestrümpfe, Schnallenschuhe und ein Kleid trage. Warum hast du mir das Musizieren nicht selbst beigebracht, mir erklärt, was es heißt Teufels- und Engelsmusik zu spielen? Schließlich habe ich dir jeden Tag zugehört, gespürt, wie du mit den Stücken gekämpft, gespielt hast. Ich habe gesehen, wie sie in die Hände klatschten, wie das Publikum dich verehrte, dir lauschte, als wärst du ein Gott. Dieselbe Bewunderung erkenne ich in den Augen von Petyr, in der Art, wie er mit dir redet. Er sieht aus, als wolle er sich verbeugen, dieser Petyr Eisenstein, ein Jude, wie du selbst. Er fragt dich dann, ob er anfangen darf, sagt mir, ich solle mich auf den Hocker vors Klavier setzen, will die Sitzhöhe einstellen, wartet darauf, dass du gehst, uns alleine lässt. Da öffnet sich die Tür, der Großvater erscheint, genießt die Maestrowirkung, die er auf andere ausübt, ein italienischer Gentleman, elegant gekleidet, immer der große Arturo Toscanini, dessen Tochter du geheiratet hast. „Wir möchten zuschauen“, höre ich dich mit deiner Ölstimme sagen. Ich will im Boden versinken. Wie die erste Stunde verlief, weiß ich nicht mehr. Mama hat dann ein Machtwort gesprochen, euch verboten beim Klavierunterricht dabei zu sein. Wegen dir, nur wegen dir, probier ich’s dann monatelang, gebe mir richtig Mühe, aber es klappt nicht, mein Kopf spielt nicht mit, die Hände verknoten sich und ich kann mich nicht konzentrieren. Wenn du mich fragst, ob ich dir etwas vorspielen kann, heule ich und renne so schnell es geht auf mein Zimmer.

Zweiter Satz: F-Dur/g-Moll
Aufwärts, abwärts schwingen acht Takte. Variationen melodischer Zärtlichkeit entstehen, wandern über g-Moll zu B-Dur, über d-Moll zurück zum F-Dur-Akkord. Ein Schweißtropfen landet auf den Tasten. Volodja öffnet für einen Moment die Augen, verschwommene Bilder tauchen auf, verschwinden. Er folgt dem Soniasingsang, dem Auf und Ab der Stimme, den Modulationen, Verästelungen, versteht gar nicht genau, was sie sagt, packt den Kofferraum mit dem Picknickkorb, einem Federballspiel, verabschiedet sich von Wanda, öffnet das Maybach-Verdeck. Sonja setzt sich neben ihn, legt den Gurt an. Sie ist zwölf Jahre alt, Ringellocken wackeln bei jeder Bewegung, eine Riesensonnenbrille verdeckt das Gesicht. Sie verlassen das Rauschen der Küste, das Plappern der Menschen, wenden sich den Bergen zu, die Räder tanzen durch die Passkurven, empor, immer weiter empor. Sonias Kleid leuchtet himmelblau, sie hat die Knie aneinandergepresst, schaut nach vorne, singt, betrachtet die Wälder, Esskastanien, Steineichen, Lärchen, Buchen, Kiefern, hört ihnen zu, beachtet Volodja kaum. Schmetterlinge flattern über die Wiesen. Harzgeruch breitet sich aus. Irgendwann niest Volodja lauthals, schüttelt sich. .

„Papa, ich hab extra was für dich eingepackt.“
„Ja? Was denn?“
„Mein Lieblingstaschentuch!“
Sie hält ihm das Seidentuch hin, hellrosa, mit bestickter Bordüre.
„Ach, das ist nett, mein Chou-chou-Mäuschen.“
„Papa, ich hab dir doch gesagt, du sollst mich nicht mit dem Babynamen ansprechen.“
„Mm, ja, ich weiß, manchmal denk ich, du bist noch ganz klein.“
„Ich schenk dir das Taschentuch. Aber du musst mir was versprechen.“
„Was denn?“
„Dass du mich nicht mehr Chou-chou nennst und…“
„Und?“
„Das Taschentuch immer bei dir trägst. Es bringt Glück!“
„Einverstanden.“

Dritter Satz: F-Dur / d-Moll
Volodja schlägt den Auftakt zum letzten Satz jäh, gleitet über die Tasten, berührt sie kaum, phrasiert das Thema wieder, weicht ein letztes Mal nach g-Moll aus, als wolle er das Finale verzögern, benutzt das Pedal und lässt den Akkord ausklingen. Bevor er die Augen öffnet, nimmt er das hellrosa Taschentuch, damit die Tränen sich mit Schweiß verbinden können.

Rauch wabert durch den Saal. An den Tischen halten Herren Zigarren in der Hand, grinsen rotlippige Makeupfrauen an. Im Hintergrund läuft leise Instrumentaljazz. Du trägst einen weißen Anzug, ein Gehstock baumelt an deinem Unterarm, hast dir Fingerhandschuhe aus Seide übergestülpt, wirkst wie einer aus den Zwanzigerjahrefilmen, wie damals, als du jung warst. Der spitzbauchige Besitzer des Etablissements eilt dir entgegen, schüttelt dir die Hand, verbeugt sich, führt dich zu einem Tisch in der ersten Reihe, am Rande der Bühne. Ein paar der Gäste erkennen dich, nicken in deine Richtung. Mama steht neben dir, unsichtbar. Ich sehe, wie du den Flügel anschaust, der zugeklappt, abgedeckt, am Rande steht. Ich bin aufgeregt, verkrieche mich hinter dem Vorhang. Ich bin Sonia Toscanini Horowitz, trete zum zweiten Mal im Club auf, trage ein Glitzerpaillettenkleid, als ich die Bühne betrete, das Mikrofon in die Hand nehme, den Blick über das Publikum hinwegschweifen lasse. Niemals irgendeinen aus dem Publikum fixieren, immer in die Ferne gleiten, ein Vogel, ein Schmetterling in den Lüften bleiben, das hast du gesagt und du hast recht. Ich singe Marlene Dietrich, Nancy Sinatra, Ella Fitzgerald. Du applaudierst nach „Lilli Marleen“. Während „Cheek to cheek“ stehst du auf, gehst zum Ausgang. Mama bleibt sitzen. Du kommst erst zurück, als ich fertig bin, klatschst noch einmal in die Hände, winkst mir zu.

„Ich geh weg von euch“, sage ich. Du schweigst. Du hast immer geschwiegen, dich verkrochen, klaviergehämmert. Mama redet mit mir, will mich zurückhalten. Ich erkläre ihr, es wäre schon alles vorbereitet, ich komme beim Großvater unter, in Sonnenitalien, wo sonst. Dort kann ich schlafen, mich ausruhen, nachdenken, singen, ja singen.

Finale
Wanda sitzt in der ersten Reihe. Horowitz sucht ihren Blick, findet ihn nicht. Sie wird bei ihm bleiben, ihn korrigieren, ihm über den Mund fahren, wenn er ein englisches Wort falsch benutzt. Die Köpfe der Menschen sehen wie Schatten aus, einigen sind Hörner gewachsen, sie grinsen aus Narbengesichtern, andere tragen Masken aus weißem Kalk. Dazwischen sitzen flügelbewehrte Engel.
Die Nachricht kam aus San Remo, ein Anruf aus der Villa des Schwiegervaters. Tabletten, zu viel Schlaftabletten, heißt es. Er füllt den Sarg mir Rosen, weiß, rosa, rot, trocknet sich die Tränen mit dem Seidentaschentuch, rosa, mit Bordüre. Dann wendet er sich ab. Die Träumerei hat er für Sonia gespielt, sagt er. Er lügt.

Zu kompliziert für jemanden, der sich mit Musik nicht gut auskennt, aber interessant geschrieben.

 

Hi Friedel,

danke für deine Ergänzungen. :schiel:

Nicht, dass Du noch berühmt wirst ... gerühmt ist ja auch schon ganz schön schön.
na ja berühmt, ein großes Wort, reicht mir, wenn ich berüchtigt genug bin, um gelesen zu werden. :D

würd ich mich als frischgebackener Straßentheatermacher anbieten.
oha, erzähl mal!

So, soll ich Dir noch'n paar dicke Socken schicken?
wenn ich dir jetzt sage, dass ich ein paar Tage in Sonnegefilde fliege, wo man kaum Söckchen braucht, dann wirst du bestimmt dicke Socken anziehen.

Liebe Grüße, jetzt noch aus dem Taunusregen
Isegrims

Hi @Ane

ich freue mich, dass du dich auf den Text eingelassen hast, danke dir für die erhellenden Hinweise, die investierte Zeit, hoffe du hast Musik und Text letztlich etwas genossen.

während der alte Mann (durch dieses "wieder und wieder" beinahe sience-fictionmäßig flimmernd) in der Garderobe verschwindet, ohne jedoch wieder aufzutauchen - was genau genommen auch nicht ganz korrekt ist, denn der Applaus erstirbt oder wird schwächer, wenn ein Künstler die Bühne verlässt, die Garderobe aber u.U. gar nicht erreicht.
ich verstehe den Einwand, von außen betrachtet mag das Geschehen ungenau beschrieben sein, ich beschreibe aus der Perspektive des Pianisten und der konzentriert sich auf die Encores, seine Gedanken und Erinnerungen.

Wenn Du nicht so schnell einsteigen und dem Kommen und Gehen auf und von der Bühne mehr Raum geben würdest, wäre das klarer, meine ich.
ja, mag sein, muss ich nachdenken, ob ich daran noch mal schraube, danke für den Impuls.

Ohne diesen optischen Eindruck hat mein Kopf bei der Formulierung aber kein Bild hinbekommen.
mm, weiß nicht, ich denke, man kann sich auch ohne das Video vorstellen, was gemeinst ist.

Irgendwie verbinde ich mit einem "Verstecken" Stille und Heimlichkeit. Und das läuft konträr zu dem lauten Applaus, den ich mir hier vorstelle.
ich wollte ein Bild beschreiben, Töne, die im Saal ausklingen, Spuren hinterlassen.

Das verstehe ich nicht. Ein Saum ist eine umgenähte Stoffkante, wie und welche schlägt er über den Stuhl? Meinst Du einen Frackschoß?
den Frackschoß, ja, den meine ich, aber was für ein unschönes Wort, sollte ich womöglich dennoch ändern.

Bis hierher habe ich angenommen, dass er gerade gespielt hat und das hier die Zugabe ist. Jetzt bin ich mir unsicher, weil er den Stuhl neu einstellt.
ist ein Ausdruck von Nervosität oder eben ein Automatismus, noch mal am Stuhl zu schrauben, machen einige Pianist*innen.

Das muss ein mächtig fauler Atem sein oder eine sehr kleine Bühne, wenn er das so riecht.
Ich frage mich auch, aus welchem Grund Du den faulen Atem hier einbringst, wofür der steht.
auch das ist bloß ein Bild, das ich dem Leser hinwerfe, um eine Assoziation zu ermöglichen.

Konkrete Bilder würden die Stelle plastischer machen. So, wie sie jetzt da steht, ist sie sehr beliebig, träfe auf jeden älteren Menschen zu.
den Einwand verstehe ich nicht, schließlich folgen ja konkrete Bilder, ich geh sozusagen vom allgemeinen ins besondere.

Eigentlich ist es nicht grauenvoll, sich lebendig zu fühlen. Als Pianist und in Bezug auf die Finger erst recht nicht.
Ich vermute, es geht es um eine Art Grauen in Bezug auf Sonias Tod, aber kurz bevor der loslegt finde ich diese Empfindung trotzdem merkwürdig.
grauenvoll lebendig finde ich gar nicht abwegig, angesichts der Geschichte, die erzählt wird.

Du beschreibst das Gleiten der Hände über die Tasten einmal als "ganz automatisch". Ich bin sicher, in Wahrheit handelt es sich dabei um einen Vorgang, der hohe Konzentration erfordert und nichts von einem Automatismus an sich hat.
die Träumerei kann ein durchschnittlich begabter Klavierspieler in kurzer Zeit durchaus ansehnlich spielen, ein Konzertpianist wird sich bei diesem Stück eher auf den Ausdruck konzentrieren, weniger auf die Finger. Wär's Rachmaninoff, Chopin, Liszt könnte er das sicher nicht, müsste das Spiel, die Finger, absolut kontrollieren.

Ich halte solche Gedanken einfach für wenig wahrscheinlich. Die kann sich höchstens ein bequem sitzender Zuhörer leisten, der kann in Erinnerungen und Emotionen schwelgen.
siehe oben, wenn man mit irgendeinem Instrument, das man beherrscht, ein Stück spielt, das technisch nicht aufwändig, zudem wohlbekannt ist, geht das.

Dass die Sequenzen über Sonia wie Erinnerungen formuliert sind, in denen sie ihren Vater direkt anspricht, diese oft etwas sperrige Perspektive, lässt diese Textstellen in meinen Augen wenig flüsternd wirken.
die Stimmen schreien zwar, kommen aber aus längst vergangenem Nebel, liegen viele Jahre zurück.

aber gleichzeitig auch als merkwürdig empfinde, angesichts der Tatsache, dass Sonia tot ist und der Besitzer dieser Erinnerung (mal angenommen, es funktioniert irgendwie doch) sich mitten in einem Konzert befindet. Zuviel Substanz, irgendwie.
es funktioniert, weil er sich eben nicht mitten im Konzert befindet, sondern seine final Zugabe gibt.

Liebe Grüße aus dem Anfang der Traumnacht.
Isegrims

Hi @londoneyes21

Zu kompliziert für jemanden, der sich mit Musik nicht gut auskennt, aber interessant geschrieben.
tja, hören und lesen, dazu braucht man sich nicht sehr auszukennen, danke dir für dein Feedback.

viele Grüße
Isegrims

 

Hallo @Manlio

danke dir für die Hinweise. Ich denke, dass es unterschiedliche Verhaltensweisen gibt. Jetzt gerade zum Beispiel, beim Schreiben dieser Zeilen, achte ich nicht auf die Tastatur, tippe im Rhythmus, was ich sagen will, denke, dass es auf diese Weise oft besser fließt.

Hm, da ich selbst regelmäßig Klavier spiele, fällt es mir schwer, dir zu glauben. Hast du das aus eigener Erfahrung? Mir geht es selbst bei einfachen Stücken so, dass ich gedanklich praktisch nie abschweife, weil ich mich ganz auf die Ausführung konzentriere.
ich bin ein leidlicher Pianist, längst nicht mehr ambitioniert, aber bei Stücken wie der "Träumerei" von Schumann, die keine besonderen technischen Anforderungen stellen, bleibt Raum für Gedanken zumal es sich ja oft nur um Blitze handelt, der ganz normal Gedankenwirrwarr,was einem für Millisekunden durch den Kopf schießt.

Ich konzentriere mich auch bei extrem schlichten Stücken immer auch auf die Technik und bin ganz davon absorbiert, das Äußerste aus dem Stück herauszuholen, technisch wie expressiv.
versteh ich gut, ein großer Musiker, der täglich ein paar Stunden trainiert wird das bei bestimmten Stücken kaum brauchen, findet den Ausdruck innen und transportiert ihn nach außen.

"Träumerei" ist im übertragenen Sinne gemeint, oder? Denn hier stehen die Sätze eines Klavierkonzerts.
Schumanns "Träumerei" ist wie ein Konzertsatz aufgebaut, trotz der kleinen Form, der gefälligen Melodie.

viele Sonentraumgrüße
Isegrims

 

Oh! Ok. Darauf wäre ich bei der Lektüre nicht gekommen. Den Ansatz finde ich originell, er kann bei Lesern aber auch zu Verwirrung führen.

Meine Vermutung war, dass Volodja ein Klavierkonzert spielt und als Zugabe die Träumerei.

Hi Manlio,
der Text ist natürlich dicht komponiert, einerseits Musik, Volodjas Biographie, ist aber auch die tragische Geschichte einer Tochter-Vater-Beziehung, die sich in Musik und Erinnerungen spiegelt.
liebe Grüße
Isegrims

 

@Dion hat die Lesung des Textes durch Stefanie von Power am Maxwerk mitgeschnitten und bei YouTube (allerdings in nicht öffentlicher Ansicht, Suchfunktion funktioniert also nicht) eingestellt.
Wer sich für den Link interessiert, schreibt mich einfach.an.

Außerdem sollen die Texte des Hörgangs vom 1.6. vertont werden und auf der StoryApp https://www.storyapp.de/#home-alt ( Android und Apple) veröffentlicht werden.

 

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