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Vertrauen

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24.08.2003
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Vertrauen

Vertrau mir, sagst du, als ich vor dir stehe. Vertrau mir, sagst du, als du mir das Kleid vom Körper streifst.
Vertrau mir, sagst du, als du die Fesseln um meine Hände legst.
Zitternd knie ich vor dir und sehe zu dir auf.

Natürlich tue ich es gern, alles, was du verlangst, immerhin macht es mir genau so viel Spaß wie dir. Trotzdem zittere ich, und das wilde Tier in meiner Brust bäumt sich auf gegen die Stricke.
Mein Körper sieht schön aus mit diesen Fesseln. Das sagst du, und ich finde, das du Recht hast. Du streichelst mich, und meine Haut fängt Feuer. Du küsst mich, und die Glut in mir lodert auf.

Meine Knie zittern, als ich aufstehe und du mich an dem Strick um meinen Hals zum Bett führst. Willenlos bin ich, dir zu dienen, ist mein höchster Wunsch. Mit Lust hast du mich geködert, jetzt hänge ich dir am Haken. Auf dich verzichten? Kann ich nicht. Mir Ersatz suchen? Will ich nicht.

Das Bett in meinem Rücken ist kühl, deine Haut ist warm, als du die Fesseln löst. Rote Druckmale auf meiner Haut, obwohl sie nicht zu fest gewesen sind. Rote Striemen auf deiner Haut, als ich mit den Fingernägeln über deinen Rücken fahre.

Bewegung, auf und ab, wie Wellen. Die Bewegung steigert die schwelende Glut zum Feuer und das Feuer wird zur Explosion. Während sich die brennenden Wellen ihren Weg durch meinen Körper suchen, habe ich mich eng an dich gepresst.

Dein Körper neben mir lässt das Feuer nicht erlöschen. Dein Arm um mich geschlungen hält mich und schirmt mich ab vor der grausamen Welt. Sex ist eine Sucht, die mir Vergessen gewährt vor der grausamen Welt draußen. Du bist die Nadel, die mir meine Droge gibt.

Schmerz ist es, der mich das Leben fühlen lässt, Schmerz ist eines der erregendsten Dinge der Welt. Deine sanften Hände, die mir kundig diese Schmerzen geben, sind für mich wie ein Rettungsanker ins Leben.

Gefühle sind schlecht, Gefühle sind etwas für Schwache. Ich bin innerlich kalt, denn sonst würde ich weinen. Um mein Herz ist ein Panzer, der die Gefühle fest zurückhält. Nur in deiner Gegenwart kann ich ihn richtig öffnen, nur in deiner Gegenwart bin ich befreit.

Die Freiheit war der Köder, mit dem du mich gefangen hast, die Freiheit ist es, die ich begehre. Die Freiheit dir zu dienen, wenn ich es will. Und dann die Freiheit, einfach zu gehen.
Aber ich will nicht gehen. Halt mich fester!

 

Hallo vita

Diese Beschreibung einer scheinbar hoffnungslos verliebten und verwirrten Person gefällt mir eigentlich ganz gut.
Was fehlt ist aber die Handlung in deiner Geschichte, man erfährt nichts genaueres über die zwei, warum liegt sie im so zu Füßen, warum tut sie alles, was er von ihr verlangt mit dieser schlafwandlerischen Sicherheit?
Ich finde dieser Text würde sich hervorragend für das Ende einer Kurzgeschichte eignen, aber so stellen sich mir während des Lesens zu viele Fragen.

Naja soweit meine Gedanken zu deiner Geschichte.
Gruß Maniac

 

Hallo vita,

mir hat deine Geschichte gefallen, auch wenn ich mit der Beschreibung der Motivation zur sexuellen Erfüllung in der masochistischen Hingabe ein kleines inhaltliches Problem habe.
Das liegt aber eher daran, dass ich es nicht für notwendig halte, dass diese Spielart der Sexualität notwendigerweise traumatische Ursachen haben muss. Ein bisschen kommt es in deiner Geschcihte allerdings so an.
Meinem Vorschreiber widerspreche ich, denn auch wenn ich ja sonst immer meckere, in diesem Falle hast du tatsächlich eine Geschichte mit Handlung geschrieben. ;)

Besonders dein letzter Absatz gefällt mir sehr gut.

und nein, auch wenn ich mit deiner poetischen SM Beschreibung etwas anfangen kann, diese erotische Spielart entspricht nicht meinen Vorlieben ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo vita,

also, ich finde den Text durchaus verständlich und einiges kann man sich erschließen: Die Protagonistin ist irgendwelchen Zwängen ausgesetzt gewesen; sie fühlt sich gefangen in einer Umgebung, aus der sie ausbrechen will. Ihre >Freiheit< findet sie bei einem Liebhaber, der alles um sie herum vergessen läßt. Sie gewinnt in dem Moment Vertrauen (siehe Titel), in dem sie sich ihm hingibt. Doch gleichzeitig wird sie von ihm abhängig und begibt sich in seine Gefangenschaft - genau das Gegenteil dessen, was sie ja eigentlich erstrebt! Vordergründig scheint ihre Welt in Ordnung zu sein, aber: Wie wird sie langfristig mit diesem Dilemma umgehen?

Hierzu mag jeder sich eine persönliche Meinung bilden........

Interessante Geschichte!
Schöne Grüße,
ababwa

 

Vielen Dank für die lieben Kritiken. Es freut mich, dass eine meiner Geschichten endlich mal mehr als eine einsame Kritik erhält. Und dann gleich gute...

Wie die Protagonistin langfristig mit dem Dilemma klar kommen wird, ist weder mir noch ihr klar. Immerhin ist sie, wie du richtig verstanden hast, heillos verwirrt.
Ich habe mich sehr bemüht, gerade diese Verwirrung einzufangen. Darin liegt mMn der Grund für ihr Bedürfnis, sich ihrem Liebhaber zu unterwerfen.

Danke fürs Lesen
Vita

 

Hi!!!!!
Also, ich fand es wirklich beeindruckend.... wie ich bemerkt habe, spielst du gerne mit Emotionen und der gedanklichen Ebene deiner Protagonisten. Das gefällt mir gut. In diesem Falle besonders, weil es mir schwerfällt, mich in die Lage dieser Person hineinzuversetzen. Es ist lebensecht geworden.
Tolle Leistung!!!!:D
Alles Liebe,
elanor_magdalena

 

Leider, Vita, finde ich deine Geschichte nicht so gut. Leider deswegen, weil ich zwar das Sujet, nicht aber die Art der Durchführung gut finde:

Ein innerer Monolog, bei dem die handelnden Personen direkt angesprochen werden, ist eine Krücke, die wohl das Gefühl einer besonderen Nähe erzeugen soll, aber dir gelingt es nicht, diese Nähe zu erzeugen.

Weil die Protagonistin lügt, ihr Handeln wirkt unecht, die Sätze irgendwo geklaut. Aber der Reihe nach.

Du beginnst stark, der erste Absatz ist sehr gut. Aber dem folgt ein Satz, der vor Lüge nur so strotzt:

Natürlich tue ich es gern, alles, was du verlangst, immerhin macht es mir genau so viel Spaß wie dir.
Das Hervorgehobene verrät die Lüge – vor allem das Wort immerhin -, eine wahrhaft masochistische Prot würde sagen: „Ich tue alles, was du verlangst.“ oder „Ich tue es gern. Alles, was du verlangst.“ wobei hier schon das Wort gern ein bisschen zu viel ist – ob Prot es gern tut, sollte aus der Handlung hervorgehen, muss also nicht behauptet werden.


Du küsst mich, und die Glut in mir lodert auf.
Und 3 Absätze später:
Die Bewegung steigert die schwelende Glut zum Feuer …
Was denn nun? Entweder lodert oder schwellt hier Etwas.


Willenlos bin ich, dir zu dienen, ist mein höchster Wunsch.
Und 6 Absätze später:
Die Freiheit dir zu dienen, wenn ich es will.
Was denn nun? Ist die Prot willenlos oder voller Willen?


Mit Lust hast du mich geködert …
Und wiederum Absätze später:
Die Freiheit war der Köder, mit dem du mich gefangen hast …
Was war nun der Köder: Lust oder Freiheit? Natürlich können es beide sein, doch dann muss das anders beschrieben werden.


Bewegung, auf und ab, wie Wellen. Die Bewegung steigert die schwelende Glut zum Feuer und das Feuer wird zur Explosion. Während sich die brennenden Wellen ihren Weg durch meinen Körper suchen, habe ich mich eng an dich gepresst.
Der Absatz wirkt distanziert, angelesen, nicht erlebt. Der letzte Satz ist belanglos und damit entbehrlich - trotz der ersten Person, die merkwüdig halbherzig dabei ist.


Schmerz ist es, der mich das Leben fühlen lässt, Schmerz ist eines der erregendsten Dinge der Welt. Deine sanften Hände, die mir kundig diese Schmerzen geben, sind für mich wie ein Rettungsanker ins Leben.
Das Hervorgehobene wirkt aufgesetzt, erklärend, oder ist schlicht entbehrlich.


Das Bett in meinem Rücken ist kühl, deine Haut ist warm, als du die Fesseln löst. Rote Druckmale auf meiner Haut, obwohl sie nicht zu fest gewesen sind. Rote Striemen auf deiner Haut, als ich mit den Fingernägeln über deinen Rücken fahre.
Das finde ich unglücklich formuliert. Besser wäre: Das Bett in meinem Rücken ist kühl, deine Haut ist warm. Rote Striemen auf meiner Haut, als du die Fesseln löst. Rote Striemen auf deiner Haut, als ich mit den Fingernägeln über deinen Rücken fahre.


Ich weiß keinen Rat, Vita, wie man die Geschichte noch retten könnte. Vielleicht, indem man auf das du verzichtet und sie in dritten Person schreibt?

Dion

 

*lach* hmm, danke...

Die "Aufgesetztheit" ist ein Effekt, den ich absichtlich zu erzielen versucht habe. Scheint so, als ob mir das gelungen ist.
Ich habe versucht, möglichst viel Interpretationsspielraum zu lassen. Wie bereits von elanor-magdalena erwähnt, spiele ich gern mit Gefühlen herum. Ich wollte in diesem Text Interpretationsspielraum lassen, und das, was du darin siehst, ist offenbar eine Lüge...

So wie ich das sehe, ist die Protagonistin einfach nur hoffnungslos verwirrt.

Unverwirrt grüßt dich
Vita

 

*lach* ich habe aber nirgendwo geklaut... und tatsächlich ist die Protagonistin beinahe eine Verkörperung meiner selbst, weshalb ich sie mit gutem Gewissen als "verwirrt" bezeichnen kann. :D

Zum SM: Mit Wut und Aggressionen hat das nicht besonders viel zu tun. Es ist eine Sache von Vertrauen. Es gibt Menschen, die es erregt, wenn sie anderen Menschen hilflos ausgeliefert sind, und es gibt Menschen, die es erregend finden, wenn ihnen jemand so total vertraut. Sämtliche SM-ler, die ich bisher getroffen habe, waren ruhige und gefestigte Persönlichkeiten, die wussten, was sie wollten und es genossen.
Die Protagonistin, und das ist das, was sie abhebt, weiß das nicht. Einerseits will sie sich hingeben, andererseits hat sie Angst davor...

Vita

 

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