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Uns schockt nix mehr, oder?

Seniors
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06.08.2005
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Uns schockt nix mehr, oder?

Heute habe ich in einem Kommentar geschrieben

Was mich in der Realität empören würde, schockiert mich literarisch schon längst nicht mehr.

Wenn ich einen Krimi lese oder sehe, erstaune ich manchmal über meine Abgebrühtheit und meine Vertrautheit mit Hautfetzen, Gehirnmasse und ähnlichem. Wenn ich in einer relativ harmlosen Szene (z.B. Frau allein in trostloser Gegend) innehalte und sie mir als real vorstelle, wirkt das ganz anders.

Wie ist das mit Euch? Bemerkt ihr auch eine Diskrepanz in der Wahrnehmung zwischen Literatur und Realität? Nur in bestimmten Genren, oder ganz allgemein? Bezieht ihr das bei eurem Scheiben mit ein? Und wie?

Muss man auf die Ebene von Krilliams Mosche kommen, um anstößig zu sein, und ist alles Alltägliche zu normal?

 
Zuletzt bearbeitet:

Aber wenn du dich geschnitten hast, schreist du wie am Spieß.

Ach ja, ich und meine Vorurteile, nich?

Nur Spaß!

Du hast in dem Sinne Recht, dass es heutzutage sehr schwer ist, zu schokieren.

z.B. T - shirt Aufschriften: Du kannst mit einer Aufschrift "Ich töte euch alle" rumrennen, und keinen interessierts.

Nur aus Spaß habe ich mir ein Tokio Hotel T - shirt gekauft, und wenn ich damit rumrenne, dann sind so manche Spießer echt noch schokiert.

Aber ist ja auch eine echt geile Band. Was die drauf haben, so rein musikalisch!


Und über HAutfetzen und Blutmassen zu lesen, reizt auch mich nciht, ja.

Eine psychische Grausamkeit oder eine Abnormalie kommen da schon eher in Frage. Wie z.B. in meiner ...
Ach ja, keine Eigenwerbung, Susis Nerven schonen.

 

Mich hat in meinem ganzen Leben noch nichts schockiert, was ich in einer Geschichte gelesen habe. Mein Statement dazu. Alles Weitere wäre überflüssig, aber damit der Beitrag nicht nach Spam aussieht, gehts weiter:

Ich finde einfach nichts gut genug beschrieben, um mich in Wirklichkeit davor zu ekeln/gruseln/was auch immer in dieser Richtung.

Muss man auf die Ebene von Krilliams Mosche kommen, um anstößig zu sein, und ist alles Alltägliche zu normal?
erstens meinst du sicherlich krilliams Mosche, zweitens finde ich krilliams Mosche, welches sich in der Kategorie Sonstige befindet, was Elisha sicher nur vergessen hat zu erwähnen (so, jetzt genug Werbung gemacht) nicht anstößig. Und ob Alltägliches zu normal ist ... keine Ahnung, wäre es Alltäglich, wenn es nicht normal wäre? :rolleyes: Und wozu gibt es eigentlich die Kategorie Alltag, wenn Alltägliches zu normal ist?

Okay, ich bin draußen.

Yeahboyyy!

EDIT, wg Überschneidung:

Aber ist ja auch eine echt geile Band. Was die drauf haben, so rein musikalisch!
oho, jetzt bin ich aber schockiert, gähn

 

Ich weiß nicht genau. Ich ekele mich in Filmen vor diesem ganzen Splatterkram, weil ich ein unbeteiligter Zuschauer bin. In Computerspielen beziehungsweise als aktiver Anwender habe ich damit kein Problem. Ich mache einen Bogen um Splatterliteratur, weil ich keine Lust habe, ständig in den obskursten Situationen an diese Dinge zu denken (was bei mir leider schnell passiert). Aber davor ekeln?
Gut, dass wir hier in einer übersättigten Gesellschaft leben, die mit so etwas keine Probleme mehr hat.

Wenn ich sehe, dass eine Frau in einer einsamen Gegend unterwegs ist, denke ich mir, dass sie ihre Gründe dafür haben wird. Wenn ich lese, dass eine Frau in einer einsamen Gegend unterwegs ist, weiß ich, dass der Autor mit dieser Erzählung einen Sinn und Zweck verfolgt und warte eher darauf, was ihr denn jetzt passiert. Wie oft sind Frauen an Orten unterwegs, an denen die wildesten Dinge passieren könnten, und es passiert nichts?

 

Manchmal sollte man sich beim Lesen auch mal dazu überreden, schokiert zu sein. Bei so Splattersachen ist das sicherlich schwierig, aber man unterscheidet ja auch zwischen aktiven und passiven Lesern.

In wie fern ist der Betrachter in der Lage, eine Situation, die in der Psyche eines Prots beschrieben wird, auszumalen oder überhaupt erst einmal zu fantasieren.

Die moderne Literatur kaut alles vor, heißt es. Die leute können nicht mehr richtig lesen, heißt es.
Ob das stimmt, weiß ich nicht. und das passt jetzt auch schon fast nicht mehr in den tread.

PS: Freitag ist ein guter Tag, um auf die Kacke zu hauen!

 

Ich ekele mich in Filmen vor diesem ganzen Splatterkram, weil ich ein unbeteiligter Zuschauer bin.
Gut, das habe ich natürlich mal wieder vergessen zu erwähnen: Bei Filmen kann mir das schon passieren, ich bekomme ja direkt visualisiert, was schockieren/ekeln/gruseln soll (auch wenn ich mich noch bei keinem Film gegruselt oder erschreckt habe).

Aber ekeln, das ist drin. Z.B. bei Saw 2 die Anfangsszene, als die Kopfmaske zuklappt ... das war wirklich eklig.

Also, bei Filmen: Ja, durchaus; bei Literatur: Niemals; vielleicht liegt das auch nur am jeweiligen Autor, die Emotionen nicht gut genug rüberbringen zu können ... ;)

Manchmal sollte man sich beim Lesen auch mal dazu überreden, schokiert zu sein.
Finde ich nicht. Wenn der Autor wollte, dass der Leser schockiert ist, und es nicht erreicht, ist es doch nicht meine Schuld und ich werd mich sicher nicht zu irgendwas überreden.

P.S:

PS: Freitag ist ein guter Tag, um auf die Kacke zu hauen!
heute ist Freitag ...

 
Zuletzt bearbeitet:

PS: Freitag ist ein guter Tag, um auf die Kacke zu hauen!
heute ist Freitag ...

seeehhhhr richtig!
Ich bin auch schon in Kneipenschlägereistimmung!


Edit: Hab ich nur geschrieben, weil ich das Wort Kneipenschlägereistimmung so toll fand.

In Wirklichkeit schmuse ich gerade mit meinen Plüschtieren.

Ergo Absurdum: Will sagen: Ich halt jetzt die Fresse und geh mich betrinken!

 

Ich bin auch schon in Kneipenschlägereistimmung!
go, machen wir! Hab voll Bock grad ... aber heut is schlecht, es is Das Fest bei uns ... hm, da wirds vermutlich auch hoch hergehn ... hehe ... man wird sehen. Wenns abgeht, schreib ich ne Geschichte darüber, und DANN wollen wir mal sehen, ob sie euch schockiert oder nicht.

Aporpos schockiert: Ich mag jetzt echt keine Werbung machen, aber in einer Satire hier wird relativ gut, wie ich finde, gezeigt, dass man nur noch durch Schockeffekte eine Reaktion erwarten darf, bei diesem Beispiel ruft einer einfach ohne Zusammenhang

Distel sagte unvermittelt: „Die alte Fotze würde jetzt bestimmt gerne auf meinem steifen Glied sitzen! WOW, Schockeffekt!“
, womit er sofort die Aufmerksamkeit aller hat. Und das ist irgendwo traurig.

 

Manchmal sollte man sich beim Lesen auch mal dazu überreden, schokiert zu sein.
Genau! Ob eine Geschichte gut ist oder schlecht, liegt einzig am guten Willen des Lesers. :rotfl:

 

Nicht am guten Willen, sondern am kreativen Vorstellungsvermögen.

Und ich meine nicht dich, oder sonst wen, sondern ich stelle das gelegendlich mal an mir fest.

Wenn ich z.B. kafkas erzählungen lese, kann ich mir manche Geschichten gut vorstellen, bin in der Geschichte, manche weniger. Und die Geschichten sind gleich gut geschrieben, da sie den selben Stil aufweisen.

 

oh oh, die ebene mosche.

Für mich macht den großen unterschied aus:

lebewesen wie du und ich, oder sind es überzeichnete charakter-dummies ohne persönlichkeit. letztere kann ich persönlich die übelsten sachen durchmachen lassen, ohne auch nur die geringsten gewissenbisse zu bekommen. sobald es sich um realistische figuren handelt, wie zum beispiel der sterbende king kong, oder der junge in my girl (der so ... schnüff ... die bienen ... überall bienen schnief :( ) nimmt es mich schon mit.

abgestumpft sind wir aber natürlich schon. wen gruselt als konsument schon noch ein knarzen im wandschrank, als reale person würde einen das warscheinlich zu tode erschrecken.

ausserdem hat mosche dich doch zumindest angewidert, das ist doch schonmal ein gutes zeichen. :D

 

oh oh, die ebene mosche.
:lol: So richtig ... einfach diese Ebene Mosche :lol: feststehender Begriff in der Literatur :lol: kann net mehr ...

wen gruselt als konsument schon noch ein knarzen im wandschrank, als reale person würde einen das warscheinlich zu tode erschrecken.
Hat Aris dazu nicht mal ne Geschichte geschrieben? Oder warte, habe ich diesen Witz nicht schon mal verwandt? Vermutlich weiß Elisha, von wem es stammt.

Aber im Prinzip hast du Recht. Keine Ahnung, in welchem, aber du hast Recht.

 

ondern am kreativen Vorstellungsvermögen
... zu dem man sich überreden muß?

nicht direkt, das mag ich falsch ausgedrückt haben. Ich merke es nur an mir, dass ich an manchen Tagen fitter bin, mir eine Geschichte visueller besser vorstellen zu können, beigeisterungsfähiger bin.

Wobei das SICHERLICH größtenteils an dem liegt, was ich lese. Hat aber auch was mit neuronalem Energieaufwand zu tun, der nicht willkürlich aufzufahren ist, sondern pendelt, weil er biologisch ist.

Bekifft kann ich z.B. nicht gut lesen, oder wenn ich STress mit meiner Freundin habe, da mir dann andere Dinge im Köpfchen rumspuken.

Ich will es Offenheit nennen, nicht guter Wille.

Edit: Ich habe keine Geschichten mit knarrenden Wandschränken.

 

Hallo zusammen,

es gibt bestimmte Handlungsmuster, die sich ergeben, wenn wir in einem Film/ einem Buch lesen, "die junge Frau schloss ihr Wagen in der dunklen Tiefgarage ab, und ging in Richtung Ausgang".
Das hat wenig mit unseren persönlichen Erfahrungen zu tun, sondern mit einem kollektiven Muster, dass aus Film/ Buch bekannt ist. Dementsprechend sind wir wenig überrascht. Wie sehr wir trotzdem mitgehen, hängt von der Erzählung, unser Einfühlungsgabe und unserem Einfühlungswillen ab.

Bei der Moschegeschichte ist die Erzählung eines der Probleme, die eine Einfühlung fast unmöglich macht. Die Figur ist unsympathisch, die Handlung verläuft unvorbereitet (d.h. die Wendungen kommen aus dem Nichts), und die Handlung ist insgesamt völlig überzeichnet.
Das führt nicht zu einer Einfühlung, kann aber durchaus recht unterhaltend sein.

Und ja, man kann Leser immer noch schocken, aber mehr Splatter, mehr Blut, mehr Gewalt ist kaum ein gutes Mittel, weil das Mehr oft überzeichnet ist, und damit wenig gruselig.
"Das Blair-Witch Projekt" hat z.B. gezeigt, wie gruselig etwas ist, was man nicht sehen können. Was nicht gesagt wird, nicht gezeigt wird, wo man nur die Reaktion sehen kann.
Ein anderes Beispiel sind Tabubrüche, jede Woche hier in der KG zu sehen, die gut gemacht durchaus schockieren können. Meist gehen sie aber in leere Provokation.
Insgesamt ist es sogar leicht zu schockieren, meist stört es aber bei einer Geschichte, weil damit der Leser ein wenig aus der Geschichte geworfen wird.

Gruss

Thomas

 

Nur aus Spaß habe ich mir ein Tokio Hotel T - shirt gekauft
ich glaube dann habe ich dich gesehen. bist du dieses kleine dicke mädchen, dass immer mit seinem fahrrad die straße auf und ab fährt? :D

wenn die situation auf sein eigenes leben übertragbar ist, ist die hemmschwelle um einiges niedriger.
das merkt man ja schon in den nachrichten: explodiert in indien eine gasfabrik und 20000 menschen verbrennen qualvoll, wird weitergezappt.
fliegen zwei flugzeuge in die twin-tower, liegt wochenlang das öffentliche leben brach.
ich denke so kann man das auch auf literatur und film übertragen. der wahre schrecken entsteht doch, wenn man sich selber in die situation versetzen kann.

 

Edit: Ich habe keine Geschichten mit knarrenden Wandschränken.
dann wirds aber ma Zeit hier, näch ...

wenn die situation auf sein eigenes leben übertragbar ist
fliegen zwei flugzeuge in die twin-tower, liegt wochenlang das öffentliche leben brach.
wo ist da mein eigenes Leben? Also, ich will das nicht herunterspielen, aber mit mir hat das ja nichts zu tun; und dass in Indien 20000 Menschen sterben, trifft mich das sogar mehr, sind ja mehr als bei den Twinnies, nicht?

Aber im Grunde hast du - mal wieder ;) - Recht, wenn die Möglichkeit der eigenen Erfahrung besteht, ist es natürlich gleich viel intensiver!

 

Ich oute mich hier mal als Weichei.
Mich kann man relativ schnell eklen und auch schocken. Ein Grund, warum ich hier fast nie in Horror/Grusel lese.
Etwas anderes ist das in sprachlicher Hinsicht. Da darf es gerne auch mal derbe und brutal sein. Wenn ich dann noch einen Sinn hinter dem Schockeffekt sehe, finde ich es großartig, selbst, wenn es mich schockt. Wenn ich das Gefühl habe, hier wollte jemand mal einfach nur derbe sein, um zu schocken, finde ich es langweilig und ärgerlich oder eben auch einfach eklig.

 

ja du weißt was ich meine. indien ist ein kulturkreis von dem man (und damit ich nicht falsch verstnaden werde, ich halte das für eine kranke denkweise) katastrophenbilder gewohnt ist. wenn dann so viele menschen in der sogenannten westlichen zivilisation sterben, sieht man sich selber bedroht.
man versetzt sich in die situation.

 

Wenn ich das Gefühl habe, hier wollte jemand mal einfach nur derbe sein, um zu schocken, finde ich es langweilig und ärgerlich oder eben auch einfach eklig.
ich glaube, ich weiß was du damit meinst :) und du hast ja recht.

 

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