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Trinkpäckchen-Faulfrettchen

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13.02.2008
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Trinkpäckchen-Faulfrettchen

Im Reisebus zum Schullandheim in Urft gab es drei Arten von Kindern. Erstens, Kinder mit muttergeschmierten Broten: Doppelte Stullen mit Butter und Käse oder Butter und Gesichtswurst. Zweitens, Kinder mit mehrgängigen Menüs: Kalte Schnitzel oder Frikadellen mit Kartoffelsalat, geschälte und entkernte Apfelviertel, meistens braun, manchmal in durchsichtige Folie gewickelt, eine Packung Haribo zum Teilen. Drittens, Kinder mit Fünfmarkstücken, mit denen Bockwürstchen, Raider und Yps an der Raststätte gekauft wurden. Alle drei Arten von Kindern hatten Trinkpäckchen. Die hatten winzige Plastikstrohhalme an die Rückseiten geklebt, mit Klebstoffplacken, die man abknibbeln und mit den Fingernägeln zu Splittern auseinanderknipsen konnte. Und dann musste man den Strohhalm mit dem spitzen Ende zuerst aus der knistrigen Hülle drücken und in das silberne Loch bohren, dabei nicht zu fest quetschen, sonst kam der Orangensaft rausgepieselt.

Es gab drei Arten von Kindern im Bus – und mich.

Meine Mutter hatte am Tag zuvor gesagt: „Vergiss nicht, dir was zu essen einzupacken.“
Ich blickte finster in den Kühlschrank. „Wir haben nur Gouda!“
Meine Mutter zog ihren gelben Mantel an, der nach Mutter und Zigaretten roch, der Platz hatte, dass man mit rein konnte, der sich um einen schloß wie ein Tipi. „Ich lass dir Geld da. Du kannst zum Aldi gehen und Leberwurst kaufen. Wir brauchen eh noch Brot.“
„Kann ich mir auch Trinkpäckchen kaufen?“
„Du kannst Orangensaft kaufen und ihn in deinen Becher füllen.“
Mein Becher! Ich hatte ihn mir im Wander- und Klettergeschäft selbst ausgesucht. Schön sah er aus, blau mit gelben Kringeln um den Deckel. Der Schraubverschluss saß nie wieder so schön gerade und dicht wie an diesem Tag im Wander- und Klettergeschäft. Und diesmal ging es um was. Mein Hasenrucksack sollte nicht so fies riechen wie mein Schulranzen.
„Aber Orangensaft im Becher ist nicht dasselbe wie Trinkpäckchen.“
„Stimmt, Trinkpäckchen ist Orangensaft mit Wasser und Zucker und viel Plastikmüll drumrum.“
Es war hoffnungslos. Nachdem meine Mutter zum Spätdienst gefahren war, ging ich zum Aldi, wo ich an den Paletten mit den lachenden Sonnen stehenblieb und dann weiterlief. Leberwurst und ein eingeschweißtes Roggenmischbrot ist nicht viel zu tragen. Es war ein schönes Gefühl, sich den runden Laib, der kein echtes Teekesselchen war, unter den Arm zu klemmen und den Berg runter zu rennen. Man musste sich nur vorbeugen und die Beine laufen lassen.

Beim Abschiedswinken fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, Brote zu schmieren und Orangensaft in den Becher zu füllen. Ich saß neben meiner besten Freundin, der dicken Nadine mit der Schweinenase und den schönen langen, blonden Haaren. Sie gehörte auch zu keiner der drei Kinderarten. Wie jeden Tag hatte sie ihrer dicken Mutter mit der kaputten Hüfte und keinem Mann Geld aus dem Portemonaie gestohlen und sich am Kiosk eine gemischte Tüte für zwei Mark gekauft. Sie gab mir ein paar Gummischlümpfe und Brauseufos ab. Und Lena, die zur ersten Kinderart gehörte, schenkte mir ein Brot, das aussah wie Leberwurst, in Wirklichkeit aber Teewurst war und scheußlich schmeckte. Sowas konnte passieren, wenn eine Mutter schmierte. Sie gab mir auch von ihrem Trinkpäckchen ab. Aber in so einem Päckchen ist nicht viel drin, da musste ich mich verteilen, von Sitzreihe zu Sitzreihe gehen und fragen: „Kann ich einen Schluck aus deinem Trinkpäckchen haben?“ Viele Kinder ließen mich trinken, natürlich nicht Andi und seine doofen Freunde, aber die meisten. Die Fahrt war lang. Wenn jemand in großzügiger Stimmung war, hob er sein Päckchen hoch und rief „Trinkpäckchen“, dann kam ich und holte mir einen Schluck ab.

Manches in Urft war gut, anderes schlecht, das meiste mittel. Das Schullandheim hatte einen Stall mit Kühen und Ziegen, aber wir durften nicht alleine rein. Nur mit dem Referendar und der hatte nur gute Schuhe mitgenommen. Wenigstens saß die gefleckte Katze immer draußen. Wir wanderten mit Frau Pate und ihrem Mann, der Richter mit Zwirbelbart war und uns faul und langsam schimpfte. Wir suchten Fossilien, Dinosaurierknochen, und fanden ein paar Kiesel mit Schneckenabdrücken. Das Großartigste war, dass ich mir eines Tages am Frühstückstisch den halben Daumennagel mit dem Käsehobel bis ins Fleisch hinein abhobelte und von Frau Pate ins Krankenhaus gefahren wurde. Ich bekam einen Verband mit Netzstrumpf drumherum, der bald grau wurde. Wir aßen alle das gleiche Essen, auch komische Sachen wie rote Grütze mit Vanillesoße. Für die Rückreise bekamen wir Proviantbeutel. Das waren braune Papiertüten mit zwei Käsebroten und einem ungeschälten und ungeschnittenen Apfel. Für alle das gleiche. Dazu durften wir uns eine große Flasche Sprudelwasser mitnehmen. Keiner hatte mehr Trinkpäckchen übrig.

Auf der Rückfahrt bewarfen wir uns mit den nutzlosen Äpfeln, bis der Richter uns anschnauzte. Nadine und ich lasen Wendy, da rief es plötzlich von vorne: „Trinkpäckchen!“ Das war Andi und er hielt einen Sunkist-Beutel hoch, hundertmal wertvoller als ein normales Trinkpäckchen. Ich quetschte mich an Nadine vorbei und lief durch den schaukelnden Bus zu Andi hinüber. Er grinste und fragte: „Willst du was abhaben?“ Seine Freunde lachten. Ich sagte „Ja“ und erwartete, dass er eine Bedingung stellen würde. Vielleicht müsste ich ihn eine Brennnessel auf meinem Arm machen lassen. Ich war bereit für den Schluck mit Schmerz zu zahlen, aber er sagte nur „hier“ und gab mit den Beutel. Ich zog lange an dem dünnen Strohhalm. Wenn man nur einen Schluck hat, muss man gut und schnell saugen können. Aber da war was verkehrt. Ich spuckte den Saft auf den Boden und schmiss Andi den Beutel an den Kopf, dass es nur so spritzte. „Du Arschaffe! Der ist faul!“, schrie ich und stürzte mich auf Andi, warf ihn zu Boden und riss ihm Haare aus seinem gelockten Nackenschwänzchen. Wir kugelten über den Boden und boxten uns in die Bäuche, da erhob sich ein Gesang: „Trinkpäckchen-Faulfrettchen! Trink_päck_chen-Faul_frett_chen!“
Das Silbenklatschen hatten wir gerade erst in Deutsch gelernt.
„Was ist da hinten los?“, fragte der Busfahrer in das Mikrofon. Obwohl ich noch kämpfte, konnte ich sehen, dass Nadine mitsang: „Trinkpäckchen-Faulfrettchen!“
Ich rief: „Halt’s Maul, du fette Kuh!“
Da hielt sie die Klappe und drehte ihr rotes Schweinegesicht zum Fenster.
Der Richter riss mich und Andi an den Armen hoch. Das war schlimmer als Brennnessel. Er richtete: Andi musste vorne bei ihm und Frau Pate sitzen und ich musste den Saft aus dem dunkelrot gewürfelten Reisebusteppich schrubben, mit einem Schwamm, der im Notfallkotzeimer neben dem Fahrer aufbewahrt wurde.
Ich war noch immer am Putzen, als der Richter die erste Zeile vorsang: „Die Wissenschaft hat festgestellt, festgestellt, festgestellt, dass Coca Cola Ei enthält, Ei enthält.“ Und die Klasse sang hinterher: „Drum trinken wir auf jeder Reise, jeder Reise, jeder Reise, Coca Cola eimerweise, eimerweise.“
Da fuhr der Bus um die Ecke und mir wurde schlecht.

 
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Ah, das ist ja furchtbar.
Also das ist eine grausame Geschichte über gesellschaftlichen Status und Erziehung, und es ist brilliant erzählt. Beste Stelle war die Mutter mit keinem Vater.

Ich hab zwischendurch gedacht, dass das Mädchen, das da erzählt, ja eigentlich - literarisch gesehen - die beste Mutter hatte. Die bewussteste, die offenste, jemand, der sich Gedanken macht und nicht nur so geistlos konsumiert. Und genau das spiegelt sich dann in dem Mädchen böse wieder, weil ihr die gesellschaftlich-angezogene Scham fehlt. Dieses "Wir gehen nicht zu Fremden und betteln da", denn "das sieht so aus, als könnten wir uns nichts leisten". Kinder kriegen eigentlich früh beigebracht, den gesellschaftlichen Status ihrer Eltern zu schützen - wenn man das hört, nickt wahrscheinlich jeder und sagt: Stimmt!; aber so formuliert und bewusst war mir das bis zu der Geschichte noch nie.

Und wenn die Erzählerin da durch den Bus pilgert, zu jedem, der "Trinkpäckchen" ruft - und man meint so in der Erzählstimme noch die Scham darüber rauszuhören, oder anders, eigentliuch hört man die Abwesenheit dieser Scham raus, weil da eben nicht darauf eingegangen wird, das ist schon toll.

Dann ist natürlich dieser Aufenthalt dort auf dem Land fast ein Paradies des Kommunismus, weil jeder den gleichen Scheiß essen muss, und es für eine Weile keine Statussymbole gibt (der Bauernhof als klassenlose Gesellschaft!), bis es dann auf der Busfahrt zum Eklat kommt - zum Glück war wohl nicht das in dem Päckchen, was ich zuerst dachte.

Die Geschichte müsste man eigentlich in der Schule rumzeigen, wenn dort über Schuluniformen diskutiert wird. Also das Brilliante an der Geschichte ist, dass sie dieses Muster nimmt, Kindheitserinnerungen und so bisschen naives-Gemache (was die Grundlage für viele ganz furchtbare Texte und Comedy-Nummern ist - Stichwort Lamy-Kinder und Pelikan-Kinder) und die Geschichte schafft es, damit ein Ding in unserer Gesellschaft zu beleuchten, über das man immer so drüber geht. Dieses ganze "Was sollen denn die Leute denken"-Erziehungs-Statussymbol-Ding.
Das machen bestimmt andere Geschichten auch, aber so konsequent und zartbitter wie hier, habe ich das noch nie gelesen, glaube ich. Allen dass sich die Erzählstimme jede Art von Pathos oder Geschichtsklitting verkneift, dass sie eben nicht merkbar versucht, die Geschichte mit Bedeutung zu füllen, macht sie sehr gut.

Noch als Addendum: Die anderen Bestandteile der Geschichte, der Referendar mit den "nur guten Schuhen", der über Remoulade singt - Woah! Genau so Leute schreiben hier bestimmt Kurzgeschichten! Ich bin mir sicher! Man müsste viel grausamer zu Germanistikstudenten sein, die haben es verdient.
Dann das verräterische Gruppenzwang-Mädchen! Alles wirklich toll.


Wirklich sehr gut gelungen, Kompliment
Quinn

 

Hallo fiz!

Ich hatte auch so eine blöde Trinkflasche, und es ist genauso wie es da steht, die halten genau einen Tag und danach kann man sie nur noch vertikal transportieren. :)
Ich mag vor allem die Art, wie du Dingen, die keinen Namen haben, einen geben kannst, und es ist perfekt, weil das genau die Details sind, die wichtig sind und mit denen man was anfangen kann, obwohl man das Wort zum ersten Mal hört. Plastikplacken, echt toll. Der erste Absatz ist einfach richtig stark. Ich kenne eine, die hatte bis in die Oberstufe entkernte, geviertelte braune Apfelstücke in der Schule! :)
Was gut ist, ist dass die Protagonistin ein Kind ist, und man es keine Sekunde lang anzweifelt. Passiert nicht so häufig.

Es war ein schönes Gefühl, sich den runden Laib, der kein echtes Teekesselchen war,
Versteh ich nicht.
Sie hatte ihrer dicken Mutter mit der kaputten Hüfte und keinem Mann wie jeden Tag Geld aus dem Portemonaie gestohlen
Würde den Satz vielleicht umstellen, so dass das "wie jeden Tag" woanders steht. Ich hab ne Weile gebraucht, bis ich gerafft hab, dass es nicht "keinem Mann wie jeden Tag" heißt und die Mutter somit nicht ziemlich häufig den Liebhaber wechselt (wobei die Formulierung da auch irgendwie strange gewesen wär) sondern einfach nicht verheiratet ist.
Nur mit dem Referendar und der hatte nur gute Schuhe mitgenommen.
Was für ein Sack!
und gab mit den Beutel.
mir
Seit diesem Tag wurde ich auf dem Schulhof „Trinkpäckchen-Faulfrettchen“ gerufen.
Ich bin so hin- und hergerissen mit dem letzten Satz. Finde den eigentlich blöd, irgendwie nicht rund, er hat so dieses "Puh der Text ist zu Ende, aber der letzte Satz klingt noch nicht nach letztem Satz, schreib ich halt Und alle gingen nach Hause!" Einerseits. Andererseits klingt es auch bewusst gewählt. Ich finds trotzdem doof, sorry. :)

Liebe Grüße,
strudel

 

Hallo fiz,

ach Urft ... Steinfossilien sammeln und auf den wohl längsten Wanderschaften, die man sich als Kind nur vorstellen kann, den Grünen Pütz besuchen ...
ich fühl mich in meine Vergangenheit versetzt :)
Nur das stimmt nicht ganz

Ich saß neben meiner besten Freundin, der dicken Nadine mit der Schweinenase und den schönen langen, blonden Haaren
eigentlich ist die dicke Nadine, mit den langen, blonden Haaren, meine Schwester und ich hatte die Schweinenase :lol:

Zitat:
Es war ein schönes Gefühl, sich den runden Laib, der kein echtes Teekesselchen war,
Versteh ich nicht.
versteh ich auch nicht ganz. Meinst du wegen Laib und Leib? o0

Naja, wie gut sozialkritisch dein Text ist hat Quinn ja schon ausführlich beschrieben. Ich wollte dir nur mal einen Eindruck geben, wie realistisch dir dein Text gelungen ist :thumbsup:

LG, Lyenn
(P.S. Zum Glück hatte ich immer Trinkpäckchen, aber die Brote hab ich auch vergessen :D)

 

Hallo fiz!

Gefällt mir wieder ausgezeichnet. Deine Geschichte ist so bunt und trotzdem bissl traurig. Du schreibst nicht Süßigkeiten, sondern Gummischlümpfe und Brauseufos und dadurch wird alles so lebendig.

Und was du eigentlich erzählst steht zwischen den Zeilen und der naive Erzählton macht dann nachdenklich und Peng! Ja, so ist es und nebenbei entwirst du Bilder von Personen, die jeder zu kennen scheint. Oft mit einem einzigen Satz. Das ist große Klasse. Hinzu kommt, dass man auch noch lachen muss, wegen deiner Formulierungen

Wir suchten Fossilien, Dinosaurierknochen, und fanden ein paar Kiesel mit Schneckenabdrücken
. Ach ja, ich mag deine Art sehr.

Gruß

Jan

 

Ich sag's euch ohne Pathos: Diese Geschichte hat definitiv eine Empfehlung verdient.
Wer sich hier nicht in die Kindheit zurückversetzt fühlt, der muss ein Hirn wie ein Schweizer Käse haben. Das ist alles so schön beobachtet und ja, so furchtbar grausam detailliert bei den Beschreibungen. So liebevoll beschrieben, manchmal denke ich, du bist doch ein Mädchen und kein Kerl. :P
Die Geschichte kann ich immer wieder lesen, glaub ich. Wenn sie mich beim dritten Mal immer noch begeistert, dann empfehle ich sie! Ausrufe--AUSrufezeichen!

Sehr hilfreicher Kommentar, aber was soll man da jetzt bitte großartig bekritteln?

Ich hatte einen einzigen Fehler gefunden, und den hat dir Apfelstrudel schon gezeigt, mit dem "mir/mit" und was sie über den letzten Satz sagt, entspricht der Wahrheit. Oh, schon weg gemacht, du, feirefiz, bist der Traum aller Kritiker.

JoBlack

 

Hallo feirefiz,
Eine wirklich starke Geschichte lieferst du hier ab. Gleich nach dem ersten Satz war ich drin, bin mit Auf Reise gegangen und habe mich echt getroffen gefühlt, als dieses böse Ende kam. Kalt und konsequent. Das ist eine ungeheure Leistung, das alles aus der Perspektive des Kindes anzubieten und dabei so unheimlich authentisch zu sein. All die feinen und wunderbar verdichteten Beobachtungen, da kann ich nur meinen Hut lüpfen. Einzelne Passagen zitieren kann ich gar nicht, hier ist jeder Satz eine geschliffene Perle.

Grüßlichst weltenläufer

 
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Mensch Quinn,

ich muss fast weinen. Diese Kritik werde ich mir an den Kuehlschrank pinnen.

Beste Stelle war die Mutter mit keinem Vater.
pfuh, da bin ich erleichtert. Ich habs bestimmt fuenfmal gestrichen und wieder reingeschrieben

Und genau das spiegelt sich dann in dem Mädchen böse wieder, weil ihr die gesellschaftlich-angezogene Scham fehlt. Dieses "Wir gehen nicht zu Fremden und betteln da", denn "das sieht so aus, als könnten wir uns nichts leisten". Kinder kriegen eigentlich früh beigebracht, den gesellschaftlichen Status ihrer Eltern zu schützen
Das ist verdammt gut gelesen. Und obwohl die Geschichte selbst erfunden ist, trifft diese Diagnose meine Kindheit sehr genau. Ich glaube in der Grundschule, die in einem sehr buergelichen Umfeld lag, haben viele der Eltern uns echt ein bisschen verwahrlost gefunden, weil meine Mutter alleinerziehend war und im Schichtdienst gearbeitet hat, weil wir uns selbst angezogen haben und auch so aussahen: Turnhose und Gummistiefel. Meine Schwester hat mal vergessen eine Unterhose unter den Rock zu ziehen, das gab ein Theater. Und weil uns niemand beigebracht hatte, dass man Erwachsene siezt. Dabei waren wir sehr gluecklich und meine Mutter war sowieso viel klueger als die ganzen ordentlichen Hausfrauen drumrum. Die Scham kam erst viel spaeter, als eine Nachbarin uns ein altes Buegelbrett schenken wollte und ich ganz empoert gesagt hab "Wir haben ein Buegelbrett". Meine Mutter hat spaeter gesagt: "Warum hast du's nicht genommen, wir haben doch keins." Schwatz, schwatz, schwatz, ich hoer jetzt auf.

Also wenn die Geschichte so funktioniert wie bei Dir bin ich sehr gluecklich. Obwohl, ich fand sie eigentlich nicht hauptsaechlich grausam, sondern hauptsaechlich lustig. Das Kind ist ja zumindest kein armes Opfer, sondern haut zurueck.

Die anderen Bestandteile der Geschichte, der Referendar mit den "nur guten Schuhen", der über Remoulade singt - Woah! Genau so Leute schreiben hier bestimmt Kurzgeschichten! Ich bin mir sicher! Man müsste viel grausamer zu Germanistikstudenten sein, die haben es verdient.
Also den Zusammenhang zu den Germanistikstudenten muesstest Du nochmal erklaeren, aber: Ja, man muesste zu denen viel grausamer sein :)

Hallo strudel,

Du hast hoffentlich gesehen, dass ich alles sofort geandert habe. Vor allem mit dem letzten Satz war ich selbst nicht gluecklich.
Ich freu mich auch, dass die Kinderstimme glaubhaft ist und die Klebstoffplacken wie auch das Flaschenproblem offenbar Wiedererkennungswert haben.

Hallo Lyenn,

ja, der gruene Puetz, den hatte ich beim Schreiben ganz vergessen. Seitdem habe ich nochmal auf die website des Schullandheims geguckt und hab mich gewundert wie schoen es da tatsaechlich ist.

Guten Tag, herrlollek,

Du schreibst nicht Süßigkeiten, sondern Gummischlümpfe und Brauseufos und dadurch wird alles so lebendig.
Die Bestandteile einer gemischten Tuete wurden ja auch sorgfaeltig ausgewaehlt. 3 Schluempfe, 5 Brauseufos, 3, nein besser 4 Colakracher. Man geht ja nicht in den Kiosk und kauft Suessigkeiten.
Also freut mich sehr, dass es Dir so gut gefallen hat, vor allem, dass Du es auch lustig fandst, denn das ist mir echt wichtig, keine Jammertexte zu schreiben, gerade bei eigentlich ernsten Themen.

Hi Jo,

So liebevoll beschrieben, manchmal denke ich, du bist doch ein Mädchen und kein Kerl. :P
Das passiert mir oefter, auch auf der Strasse oder im Club. Das kann schon nervig sein.
Ja, eine Empfehlung haette ich natuerlich gerne, da fang ich gar nicht an Bescheidenheit zu luegen. Aber schon komisch wie das mit Geschichten manchmal so ist. Diese hab ich an einem Abend und an einem Morgen geschrieben, ohne viel rumzudenken und sie ist gut. Bei anderen hab ich mich totgeackert und ... na ja, wem erzaehl ich das.

Und weltenlaeufer,

ein besseres Lob kann ich mir nicht wuenschen. Vielen Dank!

Und ueberhaupt, vielen Dank an alle fuers Lesen und Kommentieren. Ich komm mir schon ganz seltsam vor bei so viel Lob.

fiz

 

Hallo feirefiz,

nochmal Lob. :thumbsup:

Gut geschriebene Geschichte, die so viele kleine Details enthält, die zwischen den Zeilen aber hohe Aussagekraft haben.

Dass Eltern manchmal eigentlich das Richtige für ihre Kinder entscheiden und damit zugleich das Unrichtige, hast du an dem Beispiel mit den Trinkpäckchen wunderbar beschrieben.
Klar enthalten diese Trinkpäckchen den schlimmsten Dreck, den man sich vorstellen kann.Der ebenfalls nicht besondes natürliche Orangensaft ist um Längen besser. Aber exakt diese "gesunde Entscheidung" bereitet dem Kind die Hölle.

Und dann hat mich beeindruckt, wie gut du das Kindverhalten eingefangen hast. Einerseits das solidarische Verhalten der Kinder, die etwas abgeben und zugleich die Überheblichkeit, die damit heranwächst und die Brutalität, mit der ein Kind ausgegrenzt und verletzt wird.

Ach, da ist so viel in dieser Geschichte drin.

Eine Frage habe ich dennoch bzw. möchte ich dich daran erinnern, Apfelstrudels Frage wegen des Teekesselchens zu beantworten. Diese Frage hab ich nämlich auch.

Lieben Gruß
lakita

 
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Hallo lakita,

vielen Dank fuer Deine Rueckmeldung und Deine Gedanken zum Richtig-Falschen. Man hats schon schwer als Eltern. Wie man's macht isses verkehrt!

Und dann hat mich beeindruckt, wie gut du das Kindverhalten eingefangen hast. Einerseits das solidarische Verhalten der Kinder, die etwas abgeben und zugleich die Überheblichkeit, die damit heranwächst und die Brutalität, mit der ein Kind ausgegrenzt und verletzt wird.
Hm ja, wobei ich glaube, die Kinder finden zunaechst echt nichts Schlimmes an diesem "Trinkpaecken!"-Spiel, wo es einem als Erwachsenen graust, wie erniedrigend! Aber irgendwann kippts dann eben. Da dringt das Boese ein, muhaha! Dieses Umschlagen wollte ich zeigen. Obwohl es eigentlich auch banal ist. Also ich wollte jetzt nicht schlimmstes und langzeittraumatisierendes Mobben zeigen, sondern so die kleinen Fiesheiten im Kinderalltag. Die nunmal da sind und die man wohl auch nicht verhindern kann.

Eine Frage habe ich dennoch bzw. möchte ich dich daran erinnern, Apfelstrudels Frage wegen des Teekesselchens zu beantworten. Diese Frage hab ich nämlich auch.
Ah Mist, das hab ich ganz vergessen. Aber Lyenn hat es eigentlich schon erklaert. "Laib" und "Leib" ist eben kein richtiges Teekesselchen, da ist der Gedanke nur sehr verkuerzt dargestellt. Hab ich so geschrieben, weil Kinder ja manchmal so reden, fuer sie ist die Verbindung ganz offensichtlich, deshalb gehen sie davon aus, dass auch jeder das sofort nachvollziehen koennen muss und erklaeren nicht gross.

Danke fuer Deinen Kommentar und liebe Gruesse,
fiz

 
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Gruß dem großen Bruder,

bisher glaubte ich, größre Brüder wären immer so –
größer eben und nicht nur älter.
Und jetzt das! Ich glaub’s nicht:
Du warst auch mal klein?! –
Aber doch - zumindest der Icherzähler – der nun nicht gerade den erstbesten Ritter, der ihm übern Weg kommt, auf & vorn’n Kopf haut, sich aber immerhin wehrt und Konsequenzen trägt.
Aber ist das mit den vielen Passagen reiner Beschreibung incl. Werbung (Sonnenkiste oder so) überhaupt eine Kurzgeschichte?
Aber ja doch – diese kurze Geschichte lebt ja davon …

Vergnügt gelesen vom kleinen tumpen Bruder,

Der durchs Tal geht

Achja: nimm's nicht tragisch mit der ersten Minne. Kommt Zeit, kommt Rat, sagte Mutter Herzeloide immer, und dann sagte ich: Und kommt der nicht, kommt sein Stellvertreter!

 

Hey feirefiz,

ich komm da jetzt wie ein Wackeldackel hinterher und nicke brav zu den Kommentaren, die da schon stehen. Und irgendwie fühle ich mich, als wenn ich jetzt abschreiben würde, aber was soll ich denn machen?

Eine sehr schöne Geschichte. Das schöne daran, dass sie nach außen so einen unterhaltsamen, leicht naiven und in Teilen witzigen Charakter entwickelt und es dabei eine doch sehr kritische Geschichte ist. Und dabei ohne erhobenen Zeigefinger und langweilig daherreferierenden Erzähler auskommt. Das ist schön, weil der Leser die Wahl hat, eine Geschichte zur Unterhaltung oder eine zur Interpretation zu lesen, das "böse" darin aufzuspüren. Und beide Seiten werden gut bedient, kein Leser wird von der Autorin enttäuscht.

Bei Quinns Kommentar und auch bei den anderen, die Kindheitserinnerungen erwähnen, musste ich mal kurz zurück in meine Kindheit. Das war im Osten dann tatsächlich ein Stück anders. Es gab ja keine Gesichtswurst und schon gar keine Trinkpäckchen. Es gab sogar Angaben, wie viel Geld die Kinder mithaben sollten - eine Mark oder im Ferienlager 20. Wir hatten alle die gleiche Trinkflasche, den gleichen Füller und sonst so Zeugs.
Aber es gab die Pfefferminztee- und die Saftkinder ;). Und dann gab es die neuen Sachen und die, der älteren Geschwister. Ach ja - und die Briefe der Großeltern. Mit oder ohne Geld. Darauf komme ich eigentlich auch nur, weil Dein System ja auch im Osten griff und Quinn was von Schuluniformen sagte. Sie werden die Probleme der Kids ohne Markenklamotten nicht mindern, nur umverlagern. Weil die am Schulkiosk trotzdem neidisch auf die anderen blicken.

Ein Trinkpäckchen als Statussymbol und soziale Ungerechtigkeitsmetapher. Und das, obwohl es sich wirklich fast jeder leisten kann und das Zeug darin widerlich ist. :). Oder als Lehrformel, dass übertriebene Pädagogik auch nicht immer zum Vorteil der Kinder ist. Ich meine, wer prügelt sich denn da am Ende ...
So einfach und deshalb genial.

Ich bedanke mich brav für den Lesespaß.
Liebe Grüße Fliege

 

Hey fiz!

Ich wollte dir ja schon lange anworten, hab auch damit angefangen, und dann kam meinem Browser ein Windows-Update dazwischen. Egal, dann eben jetzt.

Ja, sehr schöne Geschichte. Die wirkt so authentisch mit all den Details, dass man sich in die Zeit zurückversetzt fühlt. Insofern erzählt die Geschichte nicht viel Neues, aber es ist schön, diese Dinge nochmal sehen zu können.

Dieses Mädchen da, mich würde ja nicht wundern, wenn sie in ein paar Jahren klaut - einfach nur, damit sie bekommt, was sie will. Ein Opfer ist sie ja nicht, wirklich nicht. Die hat schon Pfeffer im Arsch, und sie schämt sich nicht. Kinder, denen das nicht anerzogen wurde, tun das nicht, und damit ecken sie an bei Kindern (und vor allem bei deren Eltern, was ist denn DIE für ein Umgang!), denen Korrektheit schon mit der Muttermilch vermittelt wurde.

Aber wie man es macht, macht man es verkehrt, und egal wie man es erlebt, man ist später darüber unglücklich. Ich war ja selber ein Butterbrotkind. Die habe ich aber am Anfang in Mülleimer entsorgt und am Ende dann verschimmeln lassen, bis ich keine mehr mitbekommen habe - ohne sagen zu müssen, dass ich keine wollte. Allerdings hatte ich Trinkpäckchen, juhu. Sogar Sunkist. Die andere Kinder habe ich um Smacks angebettelt und dafür durften die von meinem Sunkist triken.
Jetzt weiß ich endlich, was an dem so toll war. Im Prinzip das Gleiche wie an Smacks - der Neid macht die Sachen besser, als sie sind.

Interessant fand ich auch den Bauernhof und dass das Tollste daran war, dass sie sich den Daumennagel abgehobelt hatte. Ja - das ist natürlich ein Abenteuer und da steht man kurz im Mittelpunkt, juhu, eine Kriegsverletzung. Wenn es den anderen Kindern passiert, ist das immer schlimm, weil es einem selber nicht passiert ist - und wenn es einem selber doch mal passiert, ist es nicht so schön, weil es verdammt weh tut.
Aber ein Abenteuer ist es trotzdem.

Und Äpfel sind wirklich nutzlos, man kann damit nichts machen, nur dumme Leute essen Äpfel unaufbereitet und haben hinterher klebrige Finger und Münder, aber denen ist das egal, weil sie Hunger haben und vor dem Essen nicht drüber nachdenken.

Das Ende ist mir bisschen zu flach jetzt. Der Satz, den du am Anfang da mal hattest, der war zu kratzig, aber jetzt fehlt der Stöpsel, der den Text am Rausfließen hindert.

Das mit der Teekanne hab ich auch nicht verstanden, weil solche Assoziationen wohl nur spontan passieren, aber es ist die einzige solche von deinem Kind, deshalb wirkt sie für mich unpassend. Ich versteh schon deine Erklärung, keine Frage, aber im Text hats nicht funktioniert.
Ich würds aber trotzdem drinlassen, zu gerade und unabenteuerlich muss der Text ja auch nicht werden.

Bis bald!
yours

 

Hallo zusammen und dann direkt nochmal einzeln:

Hallo Bruederchen,

Du warst auch mal klein?! –
wieso ich. Das ist doch alles Fiktion

Aber ist das mit den vielen Passagen reiner Beschreibung incl. Werbung (Sonnenkiste oder so) überhaupt eine Kurzgeschichte?
Aber ja doch – diese kurze Geschichte lebt ja davon …

Vergnügt gelesen vom kleinen tumpen Bruder

Das freut mich, vor allem dass Du mir die Werbung verzeihst. In diesem speziellen Text geht es halt nicht ohne.

Hey Fliege,

Bei Quinns Kommentar und auch bei den anderen, die Kindheitserinnerungen erwähnen, musste ich mal kurz zurück in meine Kindheit. Das war im Osten dann tatsächlich ein Stück anders. Es gab ja keine Gesichtswurst und schon gar keine Trinkpäckchen. Es gab sogar Angaben, wie viel Geld die Kinder mithaben sollten - eine Mark oder im Ferienlager 20. Wir hatten alle die gleiche Trinkflasche, den gleichen Füller und sonst so Zeugs.
Aber es gab die Pfefferminztee- und die Saftkinder . Und dann gab es die neuen Sachen und die, der älteren Geschwister. Ach ja - und die Briefe der Großeltern. Mit oder ohne Geld. Darauf komme ich eigentlich auch nur, weil Dein System ja auch im Osten griff und Quinn was von Schuluniformen sagte. Sie werden die Probleme der Kids ohne Markenklamotten nicht mindern, nur umverlagern. Weil die am Schulkiosk trotzdem neidisch auf die anderen blicken.
Das ist mal ne interessante andere Perspektive. Ich glaub auch nicht, dass Kommunismus oder Schuluniformen solche Probleme loesen koennen. Im Kindergarten meiner Cousine muessen die Eltern sogar den Joghurt in neutrale Behaeltnisse umfuellen, damit es keine Diskriminierung von Aldi- durch Danonekinder gibt. Das ist auch bescheuert.
Beim Trinkpaeckchen geht es ja auch weniger um soziale Ungerechtigkeit, bzw. Armut (die sind echt billig) als um Gesundheits- und Umweltargumente. Aber letztendlich ist es eben wurscht, aus welchem Grund man anders ist. Das verstehen Eltern oft nicht, diesen Wunsch nach Gleichheit. Andererseits ... ach, hoffnungslos.

Hallo yours,

Dieses Mädchen da, mich würde ja nicht wundern, wenn sie in ein paar Jahren klaut - einfach nur, damit sie bekommt, was sie will. Ein Opfer ist sie ja nicht, wirklich nicht. Die hat schon Pfeffer im Arsch, und sie schämt sich nicht. Kinder, denen das nicht anerzogen wurde, tun das nicht, und damit ecken sie an bei Kindern (und vor allem bei deren Eltern, was ist denn DIE für ein Umgang!), denen Korrektheit schon mit der Muttermilch vermittelt wurde.
Also da wuerde ich schon nen Unterschied machen. Nee, da bestehe ich auf einem Unterschied! Also nur weil die Mutter dem Kind nicht beigebracht hat, dass man nicht bettelt, heisst das ja nicht, dass sie ihm nicht beigebracht hat, dass man nicht klaut. Das sind ja schon ganz unterschiedliche Register von Verhaltensregeln und so wie sie da steht, sich Muehe gibt, das Kind vernuenftig zu erziehen und nicht wie einen Idioten zu behandeln, glaube ich nicht, dass die Mutter das Kind so bar jeglicher Konventionen, inklusive der sinnvollen erzieht. Oft klauen die besonders streng erzogenen Kinder.

Das Ende ist mir bisschen zu flach jetzt. Der Satz, den du am Anfang da mal hattest, der war zu kratzig, aber jetzt fehlt der Stöpsel, der den Text am Rausfließen hindert.
Ich bin ja froh um ein bisschen Kritik. Aber das Ende bleibt so. Ich mag so Un-Enden. Und es ist so schoen bizarr, und alles geht weiter, als waere nix gewesen.

Vielen Dank Euch dreien. Es freut mich, dass es Euch gefallen hat und noch mehr freue ich mich, wenn ich Texte schreibe zu denen die Kritiker mir dann Episoden aus dem eigenen Leben erzaehlen koennen. Das ist echt schoen.

lg,
fiz

 

Hallo Feirefaz,

eine wundervolle Geschichte und ja, auch ich habe mich zurückversetzt gefühlt. Meine Mutter war auch alleinerziehend mit drei Kindern und trotzdem man nie Hunger erleiden musste, wurde einem doch spätestens in der Grundschule bewusst, dass man sozial benachteiligt ist. Ich habe es gehasst! Und Urft ebenfalls (da musste ich als Kind zweimal mit ner Jugendgruppe hin)

Ich fand das Thema grossartig heraus gearbeitet und ansonsten ist ja schon alles gesagt worden.

Der Schraubverschluss saß nie wieder so schön gerade und dicht wie an diesem Tag im Wander- und Klettergeschäft.
Zum Glück gibts heutzutage die guten SIGG Flaschen...die einzigen die wirklich dicht verschliessen (sogar Mineralwasser)

Wie jeden Tag hatte sie ihrer dicken Mutter mit der kaputten Hüfte und keinem Mann Geld aus dem Portemonaie gestohlen und sich am Kiosk eine gemischte Tüte für zwei Mark gekauft. Sie gab mir ein paar Gummischlümpfe und Brauseufos ab.
find die Stelle ebenfalls stark..

„ Vielleicht müsste ich ihn eine Brennnessel auf meinem Arm machen lassen.
hört sich irgendwie komisch an. Müsste es nicht heissen: Vieleicht müsste ich mir (von ihm) eine Brennessel auf dem Arm machen lassen......??

super gerne gelesen !!!!

lg
Engelchen

 

hey fiz,

die finde ich zurecht empfohlen. Tolles Ding. Mein persönlicher Favorit ist dieser Satz, in denen die Knipsel abgeknibbelt werden, erinnert mich stark an Schrubbseitenstrukturen, irgendwann krieg ich noch raus, warum diese Sätze so cool sind, erstmal lass ich die mir schmecken.
Hat schon jemand was zum Titel gesagt? Ziemlich strange, neugierig machend plus guter Klang - mehr kann man von Titeln eigentlich nicht erwarten. Gruselig, die Gesichtswurst, vor allem wenn man bedenkt, dass Nadine ein Schweinegesicht hat, kommt auch in Kontrast mit dieser kindlichen Perspektive fein fies rüber ... ist aber zu kurz, die Geschichte, hm, jetzt ist meine einzige Kritik auch noch ein verstecktes Lob geworden, aber die hats auch verdient.

Wir suchten Fossilien, Dinosaurierknochen, und fanden ein paar Kiesel mit Schneckenabdrücken.

bündig auf'n punkt - was sich in dieser Sucherei alles finden lässt.

Kubus

 

Hallo Engelchen,

Hallo Feirefaz
hehe, so viele Vokalen zum Wuerfeln.
Freut mich, dass es Dir gut gefallen hat. Man kann uebrigens statt SIGG-Flaschen auch einfach PET-Flaschen wiederverwenden, die halten dicht und sind umsonst. Gab es damals wahrscheinlich noch gar nicht.

hört sich irgendwie komisch an. Müsste es nicht heissen: Vieleicht müsste ich mir (von ihm) eine Brennessel auf dem Arm machen lassen......??
Nee, das ist schon richtig so. Ich meine keine echte Brennnessel, sondern wenn man so mit beiden Haenden den Unterarm packt und in Gegenrichtung verdreht, dass die Haut brennt. Das heisst bestimmt ueberall anders.

Hallo Kubus,

schoen, dass Du die Knipseleien mochtest, die waren der Ausgangspunkt der Geschichte. Und der Titel gefaellt mir selbst auch gut. Die verbindung von Nadines Schweinegesicht mit der Gesichtswurst war mir noch nicht aufgefallen, mir war "Gesichtswurst" fuer sich schon fies genug, aber Du hast recht.

vielen Dank fuer Eure Kommentare und liebe Gruesse,

fiz

 

Hallo feirefiz (diesmal richtig :)

ch meine keine echte Brennnessel, sondern wenn man so mit beiden Haenden den Unterarm packt und in Gegenrichtung verdreht, dass die Haut brennt.
Bei uns hiess das auch so. Ich fand die Satzstellung trotzdem komisch, rein vom Gefühl her. Kann sein, dass es trotzdem so richtig ist.

lg Engelchen

 

Hallo Engelchen,

das war dann wohl ein Missverstaendnis. Wahrscheinlich gibt es keine verbindlichen Gebrauchsregeln fuer solche Ausdruecke :)

Vielen Dank fuer die Rueckmeldung.

fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo feirefiz,

Also bei dem Text fühle ich mich wirklich als Ausländer! :)
Du hast hier offensichtlich einen Nerv getroffen mit der Geschichte, sie scheint wirklich gut anzukommen und allerlei Erinnerungen zu wecken.
Ich war nie auf einer deutschen Grundschule, deswegen bei mir nicht ganz so, ich musste beim Lesen die ganze Zeit daran denken wie deutsch das alles ist.

Doppelte Stullen mit Butter und Käse oder Butter und Gesichtswurst. Zweitens, Kinder mit mehrgängigen Menüs: Kalte Schnitzel oder Frikadellen mit Kartoffelsalat, geschälte und entkernte Apfelviertel, meistens braun, manchmal in durchsichtige Folie gewickelt, eine Packung Haribo zum Teilen. Drittens, Kinder mit Fünfmarkstücken, mit denen Bockwürstchen, Raider und Yps an der Raststätte gekauft wurden.

Haha! Also das ist alles so wahnsinnig deutsch (oder auch unamerikanisch). Kartoffelsalat, Haribo, kalte Schnitzel, später kommen noch Schlümpfe und Brauseufos.. du hast da wirklich alles drin.. also diese Sachen gabs bei uns alle nicht …

Außerdem war ich dort nie im Schullandheim, da gab es zwar field trips, aber dann ist man auch nachmittags wieder heim.
Und Bauernhöfe und Wandern usw.. wurde in Miami schon mal gar nicht angeboten.

Aber natürlich entdecke ich trotzdem gewisse Parallelen … Kinder sind wohl überall nicht so verschieden.


Ich fand die Geschichte nicht traurig, das Mädchen drückt ja nirgends Trauer aus. Manche Kinder werden gehänselt, und tragen ihr Leben lang Schaden davon, und andere schreien "Du Arschaffe", oder "Halt's Maul du fette Kuh!" und raufen sich mit Andy, und werden dann so oder so respektiert. Kinder sind ein bisschen wie Hunde in der Hinsicht, sie greifen Schwäche an, aber das ist kein schwaches/ängstliches Mädchen, das da erzählt, deswegen ist sie auch irgendwie sympathisch. Also sie wird diese Zeit schon gut überstehen, denke ich, und zwar ganz egal was sie von ihrer Mutter zum Essen bekommt. Ich glaub die Mama macht schon auch was richtig.


Gern gelesen,

JuJu

 

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