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15.03.2008
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"Du bist sein Freund, du kennst ihn. Wird er bleiben?"
"Ich weiß nicht", sagte er. "Frag ihn."
Robert sah aus dem Fenster. Über schneebedeckte Hügel und den hohen schwarzen Zaun entlang, zu der einzigen Bewegung in seinem Sichtfeld: Die fand innerhalb des umzäunten Grundstücks der Maiers statt: Ein schwarzer Hund lief im Radius einer festgestellten Leine um einen Pflock. "Die Hügel sind Markus und ich damals runtergerodelt", erinnerte Robert.
"Ja ... ", sie lächelte. "Lang ist es her."
"Ich sehe den Schlitten noch vor mir", sagte er. "Er war mit vielen roten Äpfeln beklebt. Manche Details vergisst man anscheinend nie."
Sie folgte seinem Blick, ein kleines Zittern durchlief ihren Körper, dann drehte sie sich weg. "Und manches lässt sich nicht vergessen", sagte sie. Er hörte ihre Schritte, dann die Tür.

Robert duschte, zog frische Sachen an und ging zwei Etagen tiefer. In den Keller, zu Markus. Der saß im Schneidersitz vor der Playstation und ließ gerade eine Zigarette in eine fast leere Bierflasche fallen. Es zischte leise. "He", sagte Robert und fläzte sich in einen Sessel.
"Wie läufts?", fragte Markus, während er den Joypad bearbeitete. Seine Spielfigur zog einen Autofahrer aus einem vor einer Ampel parkenden Straßenkreuzer, stieg ein, und fuhr über die rote Ampel und durch die Straßen. "Deine Alte nervt", sagte Robert. "Sie macht Anspielungen auf das, was damals gelaufen ist. Hoffentlich will sie nicht darüber reden."
Markus lachte. "Besser du simulierst Interesse. Sie ist die Hausherrin, mein Freund. Du schläfst unter ihrem Dach und frisst ihre Vorräte."
"Wir sind schon zu lange hier", sagte Robert.
Markus Spielfigur schlich durch ein halbverfallenes Haus und ballerte mit einer abgesägten Schrotflinte auf abgerissene Gestalten. "Nach dem Geburtstag des Alten", sagte er, "können wir verschwinden."
"Ja klar", sagte Robert. "Deswegen sind wir hier."
"Samstag ist es so weit", sagte Markus. "Morgen, glaub ich."
"Keinen Tag länger", sagte Robert.

Lise schaufelte mit Reggae im Ohr Trampelpfade zu Garage und Briefkasten, machte die Eisschicht vor dem Garagentor mit dem Spaten kaputt, bis es sich wieder öffnen ließ, und ging mit Lola, der schwarzen Labradorhündin, spazieren. "Hi Ma", sagte sie zu Hedwig, als sie mit Lola durch die Küche ins Haus kam. "Was gibts heute?"

Mittag

"Kannst du dir nicht mal was Vernünftiges anziehen? Ein Mindestmaß Respekt kann nicht zu viel verlangt sein."
"Wir sind doch unter uns", sagte Markus, "der Alte ist unterwegs. Wir müssen uns nichts vormachen. Lise trägt ja auch kein Galakleid."
"Lise hat bis eben gearbeitet."
"Ma, rumhängen ist auch harte Arbeit. Ihr macht euch keine Vorstellung, wie viel Mühe es gekostet hat, den jetzigen Verwahrlosungszustand zu erreichen. Und wie viel Überwindung es braucht, den zu erhalten, trotz der zwanghaften Ordnungsvorstellungen, die hier so herrschen. Man kann jeden Tag sein Leben ändern - das zu wissen ist furchtbar lästig."
"Ach, Markus", sagte sie, "mach doch nicht so ein Riesenfass auf. Setz dich bitte einfach nicht in deinem sabschigen Bademantel an den Mittagstisch ... Guten Appetit."
Sie löffelten schweigend ihre Suppe. "Schmeckt", brummelte Robert zwischendurch.
"Die ist toll geworden", sagte Lise, "Heiße Kartoffelsuppe ist bei dem Wetter genau das Richtige."
"Hauptsache", sagte Hedwig, "du bist zu Papas Geburtstag ordentlich angezogen. Ich habe dir was rausgelegt, probiere bitte ob es passt. Dass du auf der Feier nicht rumläufst wie ein Strauchdieb."
"Ja klar, Ma, kein Problem. Mit dem entsprechenden Kostüm werde ich mich auch leichter in meine Rolle einfühlen können. Wir können wetten, der Alte wird versuchen, mich als erfolgreich hinzustellen und diesen Erfolg als seinen zu verkaufen. Das kann er wenigstens: Lügen und verkaufen", sagte Markus.
"Bitte Markus", sagte seine Mutter. "Lass das."
"Mich würde es freuen", sagte Lise, "wenn wir dich wieder öfter zu Gesicht bekommen würden."
Markus lächelte sie an und löffelte den letzten Rest Suppe aus. Als er aufstand, reichte seine Mutter ihm ein Kuvert. "Vom Vater", sagte sie.

Robert und Markus

Robert beobachtete von seinem Zimmer im ersten Stock Lola, die den Zaun ablief und ihre Nase immer wieder in den Schnee steckte. Sie suchte nach den Löchern, die sie gegraben hat, um nach draußen zu kommen. Aber die Löcher waren alle wieder zugeschaufelt und der Boden mittlerweile gefroren.

Markus legte sich hin, fand aber keinen Schlaf. Das wiederaufgenommene Sinnlosgespräch hatte einen verdrängten Erinnerungsbereich stimuliert. Und eine Argumentationsmaschinerie in Gang gesetzt, die jetzt lief.
Markus ging ins Badezimmer. Das Kellergeschoss war sein Reich, das hatten die Eltern auch während seiner fünfjährigen Abwesenheit nicht geändert, alles stand an seinem Platz, er benutzte ein Stück Seife, das vor ungefähr 1500 Tagen das letzte Mal in seiner Hand gelegen hatte, mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der die alten Argumente über seine Zunge gingen.
Beim Rasieren fiel ihm auf, wie krank er aussah. Das liegt an dem künstlichen Licht, erinnerte er sich, diese kalten Neondeckenleuchter. Der Alte hat diese Leuchter einbauen lassen, damit ich krank davon werde, jeden Tag mein Gesicht in diesem Unlicht zu sehen, das allem die Farbe und Vitalität raubt. In dem Badezimmer seiner Eltern fand er das Licht nicht so kühl und fahl, sich selbst nicht blass und grau, dort war vitales Licht, in dem die Wangen rosig wirkten und die Zähne strahlender.
Contenance, ermahnte er sich.
Markus klopfte den Rasierer im Waschbecken aus, entfernte die Reste von Rasierschaum mit dem Handtuch und ging in sein Zimmer. Zog eine Jogginghose über, warf sich den fleckigen Bademantel um die Schultern und schaltete die Playstation an.

Robert klopfte und kam herein. "Klebt der an dir?", fragte er. "Du ziehst den Kaftan ja gar nicht mehr aus."
"Warum sollte ich."
"Lass uns heute abend Filmchen kucken. Ich habe Lise gefragt, sie will auch kommen. Mal schauen, ob man ein vernünftiges Wort mit ihr reden kann, wenn wir unter uns sind. Die war doch auch mal ein lässiges Mädchen, das kann doch nicht alles weg sein", sagte Robert.
"Keine Ahnung", sagte Markus, "sie ist meine Schwester."
Seine Spielfigur machte ein paar Sätze Krafttraining, dann ließ er sie in einen Learjet einsteigen und flog über die Canyons eines virtuellen Amerika in den Sonnenuntergang.
"Aber das mit dem Gelaber würd ich sein lassen, echt", sagte Robert. "Schalt mal nen Gang runter. Du hast dich doch gar nicht unter Kontrolle, allein was du am Mittagstisch von dir gegeben hast, dabei waren dort nur wir. Das wird eine Sternstunde der Lächerlichkeit, wenn du mit solchen Klugheiten bei deinem Alten ankommst."
"Tja", sagte Markus, "da hab ich mich in was verstiegen."
"Glaubst du, am Geburtstagsabend kannst du auf dem Teppich bleiben - wenn der Alte dich rumzeigt wie ein Wundertier?"
Markus schüttelte den Kopf und landete den Jet auf einer staubigen Piste. Die Spielfigur stieg aus und ging in einen Hangar, wo Markus speicherte.
"Ich muss mich zusammenreißen. Tun, was er von mir will, damit ich kriege, was ich von ihm will."
"Du prostituierst dich", sagte Robert. "Aber das ist schon in Ordnung. Ich würde euch sogar das Mieder schnüren, Madame Ungefällig, und in die illustre Abendgesellschaft stoßen. Irgendwo muss das Geld ja herkommen ..."
"Was ist eigentlich mit deinen Alten", fragte Markus.
"Funktioniert nicht", sagte Robert. "Gib mal Geld, ich fahre in die Stadt, bisschen Dope und den Film holen." Markus fand einen zerknitterten Fünfziger in einer Tasche des Bademantels und gab ihn Robert.

Robert fand Markus Mutter vor der Garage, wo sie den Neuschnee wegschippte. "Warte, Hedwig", sagte er, "ich helfe dir." Er nahm den zweiten Schneeschieber und schob die weiße Decke zu kleinen Haufen am Rand der Auffahrt zusammen. "Du solltest dir nicht so viel zumuten."
"Danke", sagte sie, "aber man muss schon bisschen was machen. Ich bin ja kein Invalide, nur weil ich alt bin."
"Nein, nein", sagte Robert, "das sagt ja auch niemand. Aber um Hilfe bitten ist keine Schande, oder?" Hedwig sah ihn überrascht an.
"Lass mich das mal zu Ende machen", sagte Robert, "Jetzt habe ich den Schneeschieber schon in der Hand, das soll sich auch lohnen."
"Das ist nett", sagte sie, stellte ihr Werkzeug neben die Eingangstür und klopfte die Stiefel auf der Fußmatte ab.
"Sag mal, Hedwig. Kann ich nachher deinen Wagen haben?", fragte Robert. "Ich muss ein paar Kleinigkeiten besorgen." Sie sah ihn scharf an, nickte müde und sagte, dass er ja wisse, wo der Schlüssel hänge.

Mit und ohne Korsett

Lise rauchte ohne zu inhalieren und beobachtete Markus, der mit halbgeschlossenen Lidern auf den breiten Flachbildschirm linste und sich Chips zwischen die fettglänzenden Lippen schob. Robert lachte sich halbtot, und keuchte, dass er gleich sterbe, wenn der Streifen so weitergehe. Tatsächlich war gerade jemand gestorben. Im Film.
Ein junger Edelmann hatte seinen besten Freund zur Rede gestellt, weil er glaubte, dass der mit seiner Verlobten geflirtet hätte. Der Freund meinte, ihr keine schönen Augen gemacht zu haben, das wäre auch unnötig, weil sie offen für jeden sei. Das war der Anlass für das Duell im nebligen Morgengrauen. Mit zwei kreuzhässlichen Sekundanten, irgendwo in der Provinz des zaristischen Russlands. Die Treffsicherheit des jungen Edelmannes war eindeutig nicht so ausgeprägt entwickelt wie sein Ehrempfinden - jetzt lag er mit einem recht harmlos aussehenden Loch in der Stirn auf den hölzernen Bohlen des Stegs, tot.
Tragisch, das alles, dachte Lise. Sie konnte sich dabei aber nicht so recht entscheiden, ob das eigentlich Tragische in diesem Raum die Verwicklungen der russischen Seele in Liebe und Tod waren oder Markus und Robert in ihrem natürlichen Umfeld erleben zu müssen.

"Bist du beim Geburtstag des Alten auch da?", fragte Markus.
"Was für eine Frage", sagte sie. "Natürlich bin ich da. Und du – wo bist du eigentlich gerade?"
Konnte sein, dass er zwischen seinen Lidern verschlafen zu ihr rüberschielte, das ließ sich nicht zweifelsfrei feststellen. "Somewhere out of order", sagte er und hielt den Joint Richtung Robert. Der kaute auf der Unterlippe und sah zu, wie der überlebende Duellant mit gramvollem Gesicht neben dem Erschossenen kniete. Die Kamera schwenkte zu einer jungen Frau, die hinter einem Baum verborgen alles beobachtete.
"Robert!", rief Lise und registrierte befriedigt sein Zusammenzucken. Er schüttelte den Kopf und meinte, er bräuchte einen Kaffee.
"Du siehst noch ziemlich frisch aus", sagte er und kuckte Lise an. Die lächelte.
"Kann nicht klagen", sagte sie.
"Wie hältst du das hier eigentlich die ganze Zeit aus?", fragte Robert. "Du warst doch auch mal cool und hattest vernünftige Ansichten. Und jetzt gehst du brav arbeiten, machst Hausfrauenjobs, diese ganze Normaloscheiße", sagte er, "Womit macht man dich gefügig?"
"Fügen?", lachte Lise. "Was für ein Unsinn!"
"Trotzdem bist du auf diese Scheiße reingefallen ... wie jeder. Verräter und Dummköpfe, alle miteinander."
"Du hältst Respektlosigkeit und Ignoranz immer noch für Tugenden! Beeindruckend ist daran nur deine Lernresistenz."
"Die haben dich verbogen, Lise", sagte er, "die Gesellschaft und das ständige Hiersein haben dich krank gemacht." Sie schüttelte den Kopf und rieb ihre Augenhöhlen.
"Was treibt euch beide überhaupt her?", fragte sie. "Nach dieser kleinen Ewigkeit – was ist passiert?"
"Der Alte wollte mich auf seinem Geburtstag haben", nuschelte Markus.
"Und, was hast du davon?"
"Wa-Was meinst du?", fragte er. "Ich komme zu Papas Geburtstag, für eine Versöhnung. Das weißt du doch."
"Woher der Sinneswandel?", fragte sie. "Warum willst du dich versöhnen? Nachdem du es fünf lange Jahre nicht einmal für nötig gehalten hast, eine Karte zu schreiben oder anzurufen."
Markus fingerte nach der Chipstüte, steckte sich eine Hand voll der gewürzten Kartoffelscheiben in den Mund und kaute krachend.
"Markus hat das immer zu schaffen gemacht", sagte Robert. "Er hat oft von euch gesprochen, vor allem von dir, Lise, wagte es aber nie, sich zu melden."
Lise sah Markus an, der nickte und stellte den Fernseher lauter. Im Film wurde gefeiert. Die Geliebte des totgeschossenen Duellanten hatte ganz rote Wangen und fächerte sich hektisch Luft zu, während sie mit einem anderen Provinzadligen kicherte. Der Duellsieger sah den beiden zu, nur ein scharfer Knick des rechten Mundwinkels verriet eine Gemütsbewegung.

Nachdem sich die Unerfüllbarkeit seiner spät entdeckten Sehnsucht herausgestellt hatte, in einer offenherzigen Szene voller Wollen ohne Dürfen, war der Duellsieger und Filmheld eine Prachtstraße in Sankt Petersburg hinuntergelaufen, im Vordergrund liefen die Textbänder des Abspanns über den Bildschirm. Lise schaltete den Fernseher aus. Sie war als einzige noch wach. Und betrachtete im matten Licht zweier Lavalampen das feist und aufgeschwemmt wirkende Gesicht ihres Bruders, um dessen Mund es fettig glänzte.
Ich würde dich gerne öfter hier sehen, hatte sie am Mittagstisch gesagt. Das war ein Vorschuss gewesen, für den er noch etwas tun müsste. Sie überlegte jetzt, ob sie sich tatsächlich freuen würde, ihn hier zu haben, in diesem Haus und ihrer aller Leben. Was er hier wollte, ob man ihm trauen konnte, ob er sich selbst trauen konnte. Nachdem sie einige irrationale Momente gegen den Impuls ankämpfen musste, den schlafenden Robert zu ohrfeigen, knipste sie die Lampen aus und ging in ihr Zimmer.

Anprobe

Markus probierte die herausgelegten Sachen an: schwarze Anzughose, weißes Hemd und dunkelblaues Jackett. In der neuen Hülle fühlte er sich, das überraschte ihn, gut. Vergessen für den Moment seine verächtlichen Statements über den Alten, das Lustigmachen über die Show. Er sah sich im Spiegel und fand schick, was er sah. Markus lächelte sein Spiegelbild an, machte eine halbe Drehung und hob den Jackettsaum, um den Sitz der Hose zu prüfen. Sitzt.
Quer schoss ihm der Gedanke in den Kopf, wie es wäre, wieder hier zu leben. Er könnte bei seinem Vater in der Firma arbeiten, wie es früher der Plan des Alten gewesen war. Markus würde einen eleganten Wagen fahren, in einem Haus wohnen und, warum nicht, irgendwann Frau und Kinder haben. Markus im Konjunktiv-Modus, in der Verbindung von Möglichkeitswelt und Outfit spürte er das seltene Gefühl von innerer und äußerer Kongruenz. Seine Lebenswidersprüche lösten sich auf - bis es klopfte.
"Ja", sagte Markus. Seine Mutter kam herein, über dem Arm ein paar frische Handtücher. Hedwig lächelte, als sie ihn sah. "Wie hübsch das aussiehst", sagte sie. Hedwig kam auf ihn zu, strich über den linken Oberarm, Schulter und Rücken und hob dann schnell das Jackett, um zu kucken, wie die Hose am Hintern sitzt. "Mama!", beschwerte sich Markus und spürte den Kopf heiß werden.
"Entschuldige", sagte sie ungerührt. Genau wie früher, dachte Markus und dass sie es beim nächsten Mal wieder tun würde, wenn er nicht aufpasste. "Du ahnst gar nicht, wie viele Sorgen wir uns gemacht haben." Hedwig legte eine Hand auf seine Schulter.
"Sorgen?"
"Ja. Vater auch, obwohl er getan hat, als wäre nichts. Aber ich weiß, was in ihm vorgeht."
"Wann kommt er zurück?", fragte Markus.
"Er kommt heute abend direkt aus China zu dem Hotel. Der Sturkopf hat es sich nicht nehmen lassen, alles selbst zu organisieren." Sie seufzte.
"Es ist sein Jubiläums-Geburtstag, die Geschäfte laufen gut, alle feiern ihn, du machst einen ordentlichen Eindruck – er wird milde gestimmt sein."
"Glaubst du denn, er will das?", fragte Markus.
"Ja. Ich habe mit ihm gesprochen. Er wird sich einer Versöhnung nicht in den Weg stellen."

Fahrt zum Hotel

Dann, am Abend, die Fahrt zum Hotel. Der Vater hatte einen Wagen mit Chauffeur bestellt, entgegen ihrer Wünsche, niemand wollte das, aber der Vater. Es war ja sein Ehrentag.
Jetzt in einer Stretchlimousine, sie saßen nebeneinander, nicht einmal die Hälfte der Sitzplätze war besetzt. Auf der anderen Seite des Innenraums waren Bar, Fernseher und Kühlschrank. Eine Flasche Schampus in einem Eiskübel.
Peinlich, dachte Lise, so ein Auto, peinlicher, für eine Fahrt damit fünfhundert auf den Tisch zu legen, am peinlichsten, dass sie drin saßen. Sie registrierte ihre verkrampfte Sitzhaltung und begann die Schultern zu kreisen.
Markus war ganz unruhig, er würde gerne etwas mit den Händen machen, ihm fehlte der Joypad, oder mit Robert zu quatschen oder – ich wäre gern woanders, irgendwo anders, dachte er.
Ihn fiel die Idee an, dass er mittlerweile gut in diese Umgebung passte, die er früher so gehasst hatte. Falschheit und Genusssucht hatte er vor Jahren vor allem der Welt seines Alten zugeschrieben. Jetzt saß er in diesem absurden Fahrzeug, überdachte sein geliebtes Feinbild und glaubte es wiederzuerkennen in den eigenen verweichlichten Zügen, die sich im Fenster spiegelten.

Der Gedanke trieb vorbei, verwirbelte zu flirrendem Schwarz, der Farbe der hohen Hecken, an denen vorbei sie durch den späten Abend fuhren, scherenschnittartig hoben sich gegen den etwas helleren Himmel die Spitzen und Piken der Zäune im Villenviertel ab, stachelbewehrt, genau wie der zweieinhalb Meter hohe Stahlzaun der Maiers. Um Menschen draußen zu halten, dachte Markus, oder drinnen, je nachdem. Aber, aber.
Was für einen perfiden Plan hat sich der Alte eigentlich ausgedacht, überlegte er. Warum treffen wir ihn erst auf der Feier und warum habe ich ... und Lise, ja, dachte er, die haben mich abgelenkt, aber auch das könnte Teil ihres Plans, mich - wer weiß, was die mit mir vorhaben.
Konzentrier dich Mann!, heute abend, da bist du an einem Scheideweg, zurück zur Fam... Oder weiter nach Irgendwo, Treibenlassen - ich weiß nicht, ob.

Markus versuchte sich das Gesicht seines Alten vorzustellen, flüsterte die Worte vor sich her, die er ihm sagen wollte, oder er wollte die Worte vor sich herflüstern, die Lippen bewegten sich. Konzentrier dich! aber keine Worte, kein Gesicht, nur phonetische Fetzen und Bildstücke, die aus irgendwelchen Tiefen emporstiegen, das darfst du nicht vermasseln, das Gesicht seines Alten, wie ging das noch mal, letzte Abfahrt, kein Gesicht schälte sich heraus, nur eine starre Maske, nein, eine dunkle Masse, eine schwarze Wand, die immer näher kam, immer.

"Markus!", schreckte ihn Mutters Stimme aus dieser düsteren Meditation. Er sah, wie sie ihm ein Glas Champagner reichte, automatisch griff er danach, umfasste den dünnen Stiel mit drei Fingerkuppen, sein ganzer Arm zitterte, der Inhalt des etwas zu vollen Glases schwappte bedrohlich. Dann, ein Fleck auf der Hose.
Lise zog die Augenbrauen hoch, reichte eine Serviette. Markus wollte danach greifen, kriegte aber diesen Arm nicht unter Kontrolle, hielt mit der freien Hand seinen Zitterarm am Ellbogen fest, dann ging es. Hilflos sah er zu, wie seine Mutter die Serviette nahm und auf dem Fleck herumwischte. Auf dem Oberschenkel, nah an seinem.

Markus grinste dümmlich. Lise wollte das nicht sehen, sah aus dem. Die Mutter meinte, so, fertig, war doch gar nichts. Markus spürte Nässe durch die Hose sickern. Er unterfasste das Gläschen wie einen Kelch mit beiden Handflächen, und schlürfte es mit einem langen Schluck leer. Hedwig rang sich ein Lächeln ab, das in ihrem verspanntem Gesicht schrecklich falsch wirkte und stieß mit Lise an, deren Profil Markus hektischer Blick im Vorbeiflug als versteinert meldete. Er schloss die Lider, machte Zähl- und Atemübungen, und hatte sich, als der Wagen hielt, wieder einigermaßen unter Kontrolle.

Die Feier

Sie hielten in einer freien Parktasche direkt vor dem Hotel. Ein livrierter Page eilte herbei und öffnete nacheinander die Türen. Hedwig stieg zuerst aus, nachdem sie ihr Partylöwengrinsen aufgesetzt hatte, vor dem Markus sich als kleines Kind gefürchtet hatte. Er hatte diesen wiederkehrenden Traum in der Kindheit gehabt, Mama, die ihm eben noch aus einem Buch vorlas, dreht sich kurz weg, reagiert verräterisch lange Sekunden nicht auf die piepsige Stimme des Kleinen, und wenn sie sich zurückdreht.
Lise setzte als zweite ihren Fuß in den Abend, schlicht und klassisch, im kleinen Schwarzen, sie lächelte zurückhaltender, man könnte es kühl nennen, aber nein, sie war nur verhaltener, vorsichtiger.
Und Markus - machte eine gute Figur. Eigentlich wie jemand, der dafür geschaffen ist, dachte Hedwig, als sie einen kurzen Blick auf ihr Sorgenkind warf. Aber Sorge war im Moment augenscheinlich nicht nötig, er machte einen soliden bis guten Eindruck. Markus ging mit festen Schritten, lächelte gelassen, als wäre er es.

Er war es. In welches Chaos sein Innenverkehr vorher auch ausgebrochen war – er empfand es nur noch als schwammiges Etwas, einen kleiner werdenden Punkt aus verwirbelndem Rot und Schwarz. Jetzt herrschte Ruhe, nun fühlte er sich wie am richtigen Ort zur richtigen Zeit, auf diesem roten Teppich, freundlich dem Pagen zunickend, als wäre er in dieser Welt zu Hause.

Die Brasserie, das Hotelrestaurant, war hell erleuchtet, festlich geschmückt; durch die großen Fenster erkannte Markus ein langes Buffet, mit Köchen alle sieben Meter, die strahlten, ihre Hüte in vor der Hüfte gefalteten Händen haltend; Grüppchen von Menschen in Smoking, Galakleidern und solchem Zeugs; mit Gläsern in der Hand standen sie um diese kleinflächigen und hochbeinigen Rundtische herum, die scheinbar nur für diese Parties erfunden worden waren.

Er spürte seinen Schwung, sah die Flügeltüren mit den Messingknäufen, hinter denen das Reich seines Alten begann, und ging unwillkürlich etwas langsamer. Links und rechts hakte man sich ein. Meine Frauen, dachte Markus und freute sich, wie schön das Jetzt harmonierte, wie gut er in diese Form passte. Markus dachte beim Hineingehen, dass er seinen Vater nicht nach Geld fragen wird, um seine Rückkehr nicht mit billigen Begierden zu entweihen, sondern das Versöhnungsangebot des Alten anzunehmen, als wäre es das Einzige, was ihn interessierte.

Aber erst die Reden. Die drei waren ziemlich spät eingetroffen, die Feier war schon in vollem Gange. "Ungewöhnlich", flüsterte Markus.
"Sicher", raunte Lise zurück, "Ich weiß auch nicht, warum Paps es so eingerichtet hat." Jetzt wechselten sich alte Freunde und Geschäftspartner bei der Beweihräucherung des Alten ab, der mit dem obligatorischen Glas an einem Tisch stand, neben einer dreißig Jahre Jüngeren. Er hatte die obersten Hemdknöpfe über dem breiten Brustkorb geöffnet, als ob er Hitze hätte, schwarzes Drahthaar auf gebräunter Haut; seine goldene Nickelbrille saß etwas schief auf der Nase, die Haare waren leicht durcheinander. Der Baron nach einer schnellen Nummer im Stroh des Reitstalls, dachte Markus.

Der Jubiliar registrierte seine Familie sofort, als hätten spezielle Sensoren angeschlagen. Er lächelte Hedwig und Lise zu und hob das Glas. Markus schien es, als verliere sein Lächeln Wärme, als er es Markus, seinem Sohn widmete. Der kämpfte gegen das altbekannte Gefühl, ein Klischee oder einen Pappkameraden zu sehen, wenn er seinen Alten sah, und zwang sich zu einem Lächeln.

Sie stellten sich an einen Tisch und wappneten sich gegen die zu erwartenden Lobreden. Jeder Gratulant schien sich genötigt zu fühlen, eine mindestens viertelstündige Laudatio zu halten, um gegenüber dem Gastgeber oder im Vergleich zu den Vorrednern nicht schlecht dazustehen. Man ließ die Zuhörerschaft durch endlose Wortwüsten wandern, allerdings ohne die eleganten Schwünge der Dünen, dafür mit einer kantigen Bürokratensyntax, die nie etwas wagte, und wenn sie doch etwas wagte, es sogleich verlor.
Alle steuerten die mehr oder weniger gleichen Oasenpunkte an, große Stationen im Laufe eines groß gewordenen oder geredeten Lebens: des Alten erstes Moped, mit dem er als Vierzehnjähriger Kartoffeln von den umliegenden Bauernhöfen aufgekauft und am Rande von Wochenmärkten für einen lächerlich geringen Aufpreis verkauft hatte. Ausbeutung und -bildung als Handelsgehilfe, Klassenbester. Heirat. Eröffnung eines kleinen Ladengeschäfts in der Krenstraße, für das sein Schwiegervater ihm das Startkapital gepumpt hatte. Ab da schneller Aufstieg zum Ausbeuter, nebenbei Ausbilder. Fernstudium, nebenbei Eröffnung der ersten Filiale.
Jeder seiner ehemaligen oder aktuellen Weggefährten versuchte noch einmal ein besonderes Licht auf dieses oder jenes Ereignis zu werfen, ein witziges Detail, eine besondere Beobachtung; und was seines Vaters Leben an Details, Feinheiten und Witz missen ließ, versuchten die Redner mit überschwänglichem Lob zu übertünchen. Markus wurde warm und schnell heiß, als er die Platitüden hörte und dachte, dass es Sprechern wie Zuhörern gleichermaßen peinlich sein müsste, wenn die Biographie einen derart grellen Anstrich bekam, als wäre sie eine unmögliche Verwandte, die man eigentlich verschweigen müsste, deren tatsächliches Gesicht unter den Schichten Bunt und Grell verborgen werden soll.

Aber irgendwann waren alle Redner fertig, der Letzte wurde begeistert von der niedrigen Tribüne geklatscht – nach dem langen Marsch durch die Wüsten in den Rednerköpfen hatte Markus Durst.
Er holte Gläser für sich und seine beiden Ladies, wie er neckisch und ein bisschen stolz sagte, stieß mit ihnen noch einmal an, dieses Mal sozusagen in vollem Effekt - untadelige Garderobe und Haltung und von den Lippen kam nichts als lockere Konversation. Ihr Gespräch streifte jedes Thema nur sanft wie mit Flaumflügeln, um sofort in eine andere Richtung gelenkt werden zu können, wenn jemand Feinnerviges von der Berührung gereizt würde, ohne dass es zu ernsten Konsequenzen wie Gesichtverziehen oder sogar einem bösen Gedanken gekommen wäre. Ich werde mich mal zu dem Alten aufmachen, dachte er gelöst. Wann, wenn nicht jetzt. Worauf warten.

Er sagte es wie nebenbei, und seine Frauen nahmen es auch so auf, beschwerten das leichthin Gesagte nicht mit seiner eigentlichen Bedeutung, so blieb alles Federflug. Flaumweich waren Markus Schritte über das Parkett. Er steuerte zum Tisch des Alten, lächelte die extrovertierte, junge Frau an, die über ein bescheidenes Witzchen des Alten hemmungslos lachte - ganz Dekolleté und wallende Haare und aufgerissener Mund.
Neugierig beschaute sie ihn, den Neuankömmling. "Mein Sohn", stellte der Alte wie selbstverständlich vor. Ein guter Anfang, fand Markus, sagte "Hi Paps" und wendete seine Aufmerksamkeit ihr zu, die neugierig fragte ("du hast einen Sohn? Wie konnte mir das entgehen – du hast ihn verheimlicht, du Schuft!" [sektseliges Kichern] "und", fragte sie, "was machst du, woher und wieso, wie ist dein.....").
Markus hielt sich an das Prozedere. Breitete die erdachte Biographie aus, die sein Vater ihm in dem Brief nahegelegt hatte. Studium an der Eliteschmiede, aussichtsreicher Job bei einer Multimilliardenunternehmung, Frau und Kinder in Amerika. Er setzte ein paar hübsche Anekdoten und Details, die er ausgedacht, aufgeschrieben und zwei-, dreimal gelesen hatte – Farbtupfer. Nicht zu viel, ermahnte er sich. Man muss sich in die Rolle hineinspielen, darf nicht mehr daran denken, dass man spielt, aber trotzdem hellwach sein, nicht übertreiben, sich nicht von dem Schwung des Anfangserfolgs davontragen lassen. Im Hinterkopf die eigene Identität mitdenken, den Kern bewahren. Auf der Hut sein vor den Lebensfragmenten, die manchmal wie verschiedene Kontinentalplatten aneinanderstoßen und Beben auslösen; und vor den Leerstellen dazwischen, die sich mit einem Mal öffnen können, und das Gespräch verschlingen wie eine Erdspalte den Wanderer.

Aber die besondere Rolle dieses Abends war ihm auf den Leib geschneidert, die anzunehmen fiel leicht. Sein zweites, ungelebtes Leben, der für ihn vorgesehene Werdegang. Jetzt, in diesem Umfeld, mit den passenden Schuhen, trug sie ihn. Was für ein Schub. Die Energie von zwei Leben! Alles schien möglich.

Der Alte strahlte mit dem Sohn um die Wette, klopfte ihm zwischendurch auf die Schulter. Ja, es sei ein Jammer, dass man so weit voneinander entfernt lebe, aber so sei der Lauf der Welt, Kinder gingen in die Ferne und machten ihr Glück auf der anderen Seite der Erde, gerade heutzutage.

Er fasste Markus vertraulich um die Taille, führte ihn im Saal herum, zeigte nebenher ein selbstgeschossenes und -zubereitetes Wildschwein, das auf einem Silbertablett auf dem Buffett lag, davor dessen gereinigter Schädel - Markus meinte in dieser Zurschaustellung einen Wesenszug des Alten zu erkennen, der ihn schon immer verstört hatte. Seine makabren Scherze, das Durchschimmernlassen der elementaren Macht zu töten. Markus hatte seit seiner frühen Jugend den Verdacht genährt, der Alte sei einer, der innerlich eine Grundsatzentscheidung zum Bösen getroffen hatte und seine Umwelt erfolgreich darüber hinwegtäuschte.

Der Alte zeigte ihn herum, wie Robert geweissagt hatte, wie ein Wundertier, prahlte mit dem erdachten Lebenslauf des Sohnes, der sich nicht gewundert hätte, wenn er sein Gebiss hätte zeigen sollen. Einige alte Geschäftsfreunde behaupteten, den jungen Mann zu erkennen, sich noch gut an ihn erinnern zu können, sie hätten schon immer gewusst, dass aus ihm etwas werde, dass Markus seinen Weg mache, überrasche niemanden. Im Gegenteil, blendeten sie auf.

Auf dieser Bühne waren das nur Spotlights, die den Auftritt des verlorenen Sohnes begleiteten. Falsches Licht passt zu falschem Spiel, dachte Markus und hielt sich unauffällig an der Tischkante fest, als ihn ein Dolch-Gefühl über die Ungeheuerlichkeit seines Tuns streifte und etwas entzwei schnitt. Ein Spalt wie ein Maul drohender Reflektion.

Markus fürchtete, das Reflektionsmaul werde das Possenspiel verschlingen und sein wahres Selbst in all seiner nackten Mickrigkeit wieder ausspeien. Der gefürchtete Gedanke. Du darfst nicht bedenken, was du tust, dachte Markus und übers Nichtdenken sollst du ebenfalls nicht denken, denn dann denkst du das Denken mit. Handele.
Man sah ihn schon fragend an, noch waren die Gesichter erwartungsvoll, der junge Mann braucht eben etwas länger für die Antwort. Sie lächelten weiterhin. Markus dachte Denken und Nichtdenken im Kreis, während er die Momente vorbeiziehen sah.
Aber da war noch ein anderer Markus, der ungelebte, der wirklich werden wollte, der warf ihm ein Seil von der anderen Seite des Abgrunds zu und Markus lief los, fand in der Bewegung das Gleichgewicht und balancierte hinüber, zu dem Mensch von morgen, der er sein würde, jetzt schon war - konversierend und elegant die Räume greifend.
Man staunte, zog ihn ins Gespräch, räumte ihm Redezeit ein. All die alten Geschäftsleute, mittelhohe Amts- und Regierungsmenschen, sie gaben ihm die Chance, sie zu beeindrucken, wollten an diesem Abend gerne von ihm, dem Sohn des Alten, beeindruckt werden. Und Markus nutzte jede einzelne.
Bei dem Genmaterial, sagte einer, und lachte schallend den Alten an, konnte ja nichts schiefgehen. Der rieb seinen großen festen Bauch und meinte, das seien eben alles Muskeln und Samenstränge, in seiner Familie würden Kraft und Erfolg vererbt.

Einmal sah Markus Lise und seine Mutter, die ins Gespräch vertieft waren. Aufgeregt tuschelten sie miteinander, offensichtlich ging es um ihn, denn als Lise seinen Blick bemerkte, verstummte sie, winkte dann aber und lachte, wie seine Mutter, die mit ihren Fingern das V zeigte. Alles wird gut, dachte Markus, hier will ich sein, so ein Mensch kann ich sein, all das andere, das kenne ich.

"Vater", sagte er in einer ruhigen Minute, "dass es sich so richtig anfühlt - nach all diesen Jahren! Ich bin so glücklich, dass du dich einer Versöhnung nicht in den Weg stellst."
Der Vater neigte den Kopf, linste über den Rand seiner Brille mit undeutbarem Augenausdruck. Griff in eine Hemdtasche und zog eine lange dünne Zigarre hervor, musterte sie mit Kennerblick und glühte sie mit einem schweren silbernen Feuerzeug an. Paffte zwei-, dreimal und mit Genuß Rauch und ein paar Gedanken aus ...
"Du bist eben ein zutiefst verlogener und schwacher Mensch. Warst du schon immer."

Markus wurde blass. "Was soll das?", zischte er. Die gefälschte Biographie - das war dein Plan!"
"Ich habe nie behauptet, deinen Idealistentugenden einen hohen Stellenwert einzuräumen. Im Gegensatz zu dir. Ich bin mir treu geblieben. Du dir nicht."
"Das ist so ekelhaft", sagte Markus ohne Betonung. "Ich werde auf den Tisch kotzen müssen."
"Nein", lächelte der Alte. "Das wirst du nicht tun. Du wirst meinen Scheck nehmen."
Der Alte nahm Scheckbuch und Füller aus seiner anderen Hemdtasche. Markus bekam den Eindruck einer Performance. Als wäre der ganze Abend einstudiert und stand schon fest, bevor er den Raum betreten hatte. Das späte Eintreffen, die langen Lobreden, das Herumführen, sein eigenes Gelingen in dieser fremden Haut, die Zigarre, das Scheckbuch, jeder einzelne Satz. Was wussten die Frauen?, schoss ihm in den Kopf.

"Hier", sagte der Alte und reichte ihm den Geldzettel. Markus nahm ihn, ohne auf die Zahl zu schauen, faltete es in der Mitte und steckte es in die Innentasche des Jacketts. Sah zu Lise und Mutter rüber. "Ich habe versprochen, mich einer Versöhnung nicht in den Weg zu stellen", bestätigte der Alte und reichte ihm die Hand, "betrachte dich bitte als versöhnt. Und sieh zu, dass du verschwindest. Ich werde dir auch dabei nicht im Weg stehen", er nickte Richtung Ausgang. "Und kehre nicht wieder. Für uns bist du gestorben, als du damals das Haus verlassen hast, nach dieser indiskutablen Geschichte, von der du nicht mehr glauben sollst, ich kennte sie nicht. Ich habe nur nie etwas dazu gesagt. Wozu mit einem Toten reden?" Sein Vater lächelte.

Markus sah zu Lise und Hedwig hinüber. "Geh nicht zu den Frauen. Erspare ihnen wenigstens diesen Kummer." Markus drehte sich wortlos um und ging durch die immer noch bewegte Feier nach draußen. Ein kühler Luftzug brachte ihn ein Stück weit zu sich: Markus nahm den Scheck und zerknüllte ihn in der Faust. Im Ohr den Klang seiner Schritte, die ihn von der Feier entfernten.

 
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Virtueller Klappentext:

Markus kehrt zum Anlass des Geburtstages seines vermögenden Vaters nach jahrelanger Abwesenheit in das Elternhaus zurück. Dieser Anlass soll nach Wunsch von Mutter und Schwester auch eine Gelegenheit zur Versöhnung sein. Es ist fünf Jahre her, dass Markus das Haus nach einem ominösen Vorfall im Streit verließ.
Bei ihm ist sein langjähriger Begleiter Robert, der an diesem Ereignis beteiligt war. Nach verschiedenen Gesprächen, Erinnerungen und Szenen in der Küche und in Markus Jugendzimmer, die die Beziehungen der Figuren und Markus Innenwelt beleuchten, werden die drei Verwandten zu der Party des Vaters chauffiert, der von einer Geschäftsreise direkt dorthin fuhr, um sich feiern zu lassen. Markus findet wider Erwarten Gefallen in seiner Rolle als verlorener und zurückgekehrter Sohn und entschließt sich, das ursprüngliche Vorhaben, sein eigentlicher Grund für die Aussöhnung, über den Haufen zu werfen. Wenig später geschieht etwas für ihn Unerwartetes.

Meine Schreibaufgabe:
Ich versuchte mich hier an einer Geschichte mit deutlichem Konflikt und einer überraschenden Wendung. Tricks ist ungefähr ein halbes Jahr alt und mittlerweile mehrmals überarbeitet, ich habe insgesamt ungefähr ein Viertel weggestrichen. Problematisch erscheint mir die Schilderung des Fernsehfilms, da frage ich euch, ob die Szenen vorstellbar sind und ob da ein versteckter Sinn deutlich wird. Außerdem bin ich mit der Schilderung von Markus Innenleben nicht zufrieden, da habe ich ebenfalls einiges kürzen können, aber mehr wagte ich nicht, weil die Geschichte sich im Kern um seine Einstellungen, Hoffnungen und Ängste dreht, wie ich glaube. Bleibe aber für Streichungs- oder Kürzungsvorschläge offen. Es wird hier viel erzählt, das wird ja auf KG häufig nicht gern gesehen, aber ich denke, dass Geschichten nicht unbedingt gezeigt werden müssen, sie lassen sich auch immer noch gut erzählen. Seid ihr gleichfalls der Meinung, oder hätte ich mehr zeigen sollen? Ich würde mich über Rückmeldungen zu den von mir angesprochenen Punkten besonders freuen. Natürlich sind aber auch andere, kurze oder lange Kommentare, aus Bauch und / oder Hirn, sehr willkommen.

Viel Spaß! Mit Konflikt! ;)

 
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Hallo Kubus,

vielleicht bin ich ein bisschen aus der Uebung geraten, vielleicht haette ich den Text ordentlicher, mehrmals und mit gespitztem Bleistift lesen sollen, aber so wie ich ihn jetzt anderthalbmal gelesen habe, verstehe ich da Vieles nicht. Zum Beispiel die Rolle von Robert. Welche Funktion hat der in der Geschichte? Er ist ein alter Freund, klar, aber waere es nicht besser so einen Familienkonflikt auf die Familie zu beschraenken? Ich faende das sehr viel dichter. Warum Lise Robert ohrfeigen will, keine Ahnung - da war vielleicht mal was und jetzt nur noch gegenseitige Enttaeuschung - aber dann verschwindet er ins Nichts und mir scheint, dass Robert und vor allem dieses unsaegliche Gespraech ueber Verrat und Hausfrauendasein, was natuerlich schon irgendwie zum Thema passt, doch eher Geschwulst dieser ansonsten eher einfach konstruierten Geschichte sind. Vielleicht war Robert in die unausgesprochene Schandtat verwickelt, er weiss zumindest davon - aber da ich nicht herausgefunden habe, was da passiert ist, kommt er mir hoechst unnuetz vor.

Den Einstieg koenntest Du Dir uebrigens auch noch mal vornehmen, da habe ich lange gebraucht um zu verstehen, wer da wer und mit wem ist. "Deine Alte" habe ich zunaechst fuer Markus' Frau gehalten.

Also, ich ignorier Robert jetzt einfach. Aber auch mit dem Rest werde ich nicht gluecklich, das ist alles irgendwie etwas bieder. Der uebermaechtige Vater, der mit der Nutzlosigkeit seines Sohnes nicht klarkommt. Die Mutter, die seine Grenzen nicht respektiert - das ist alles so musterhaft. Da waren ein paar gute Stellen drin, die alte Seife, das kranke Licht, aber insgesamt zu wenig, um mir das alte Klischee lebendig zu machen. Lise bleibt mir auch zu raetselhaft. Soll ich dem Vater glauben, dass sie von dem Plan wusste?
Ich weiss auch gar nicht, was Du hast, mit dem zu vielen "tell". Da ist doch ueberhaupt keins. Vor allem werden keine Hintergruende deutlich - die grosse Schandtat nicht und auch nicht die genauen Lebensumstaende von Robert und Markus. Das Problem ist hier doch eher, dass auch das "show" so karg und leidenschaftslos auftritt, das es sich fast wie "tell" anfuehlt. Man koennte natuerlich sagen, super! der Text ist genauso schlaff und schluffig wie sein Held, aber ueber diese Laenge traegt so eine Fadheit nicht. Natuerlich sind ein paar nette Formulierungen drin, aber mir scheint, weniger als sonst, und es gibt einige ganz umstaendliche Konstruktionen.
Die Dialoge fand ich oft sehr gestelzt, gar nicht natuerlich.

Zum Schluss: Das ist nicht mein Ding. Ja, ueberraschende Wendung, das schon, aber was fuer eine Figur ist denn dieser Vater bitte? Ein hundertprozentiger Karriere- und Machtmensch, der seinen Sohn unbedingt demuetigen moechte. Solche Zweidimensionalitaet und so ein Komplott kommen mir sehr konstruiert vor. Mag sein, dass es solche Menschen gibt, aber als Figuren finde ich die uninteressant. Also ich hatte da viel lieber differenzierte Charaktere, ne echte Auseinandersetzungen mit der Vater-Sohn-Thematik als solche Pointen und Taschenspielertricks.
Das Thema mit den verratenen Idealen ist auch interessant, aber so wird es einem doch zum Schluss arg grob vor die Fuesse geworfen. Auch das Gespraech zwischen Robert und Lise fand ich eher plump.

Hilflos sah er zu, wie seine Mutter die Serviette nahm und auf dem Fleck herumwischte. Auf dem Oberschenkel, nah an seinem.

Markus grinste dümmlich. Lise wollte das nicht sehen, sah aus dem.


Diese Szene fand ich gut, auch die davor mit dem Anzugshosenarsch. Und das fehlende Substantiv passt hier. Dann im naechsten Absatz beim Fenster wieder nicht. Einmal ist es wirkungsvoll, beim zweiten Mal eine lyrische Spielerei, die nicht zum Ton des Textes passt.

Hedwig stieg zuerst aus, nachdem sie ihr Partylöwengrinsen aufgesetzt hatte, vor dem Markus sich als kleines Kind gefürchtet hatte. Er hatte diesen wiederkehrenden Traum in der Kindheit gehabt, Mama, die ihm eben noch aus einem Buch vorlas, dreht sich kurz weg, reagiert verräterisch lange Sekunden nicht auf die piepsige Stimme des Kleinen, und wenn sie sich zurückdreht.
Das hat mir auch gut gefallen. Von solchen sensiblen Szenen haette ich gern mehr gehabt. Und dann insgesamt kuerzer ;)

Das Ganze hat mich ein wenig an Lars von Triers "Festen" erinnert - da gabs ein paar starke Charaktere, aber auch vieles, was mir zu Reisserisch war.

Also, tut mir leid, dass jetzt nicht viele gute Haare stehengeblieben sind, aber vielleicht sind Zwangskonflikte und ueberraschende Wendungen doch nicht das Mass einer guten Geschichte.

lg,
fiz

 
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hey fiz,

Also, tut mir leid, dass jetzt nicht viele gute Haare stehengeblieben sind, aber vielleicht sind Zwangskonflikte und ueberraschende Wendungen doch nicht das Mass einer guten Geschichte.

Mir auch ein bisschen, aber wenn die Geschichte nicht viel Gutes zu bieten hatte, hm, dann muss das auch gesagt werden. In meiner Wahrnehmung hat die ein paar gute Momente, doch insgesamt haut die nicht so richtig hin.

Ich finde hier schon mehr erzählerische Elemente als sonst in meinen Geschichten, von den "sogenannten" faden show-Teilen abgesehen. :D Brav, bieder, fad. Echt eh, was den Leuden zu meinen Texten in letzter Zeit einfällt, damit hätt ich auch nicht gerechnet.
Meine Textwelt ist ja anscheinend auch nicht glaubhaft, wenn überall die Kulisse durchschimmert. Die Konstruktion von Dialogen, Figuren und Plot..... natürlich ist Wendung und Konflikt nicht das Maß einer guten Geschichte, da sind wir uns einig, weißt du ja - ich wollte es aber mal versuchen, mit diesen klassischen Elementen. Wird wahrscheinlich eher die Ausnahme bleiben.

Erklärung:

Robert soll der eigentliche Antrieb sein, weswegen Markus Versöhnung will, der redet für Markus, lässt sich von ihm aushalten. Der Stärkere in diesem lädierten Tandem. Zum Schluss ist er außer Reichweite, dann findet Markus sogleich einen eigenen Willen wider. So ist das gedacht.

Lise bleibt mir auch zu raetselhaft. Soll ich dem Vater glauben, dass sie von dem Plan wusste?

Ja! Oder? Das sind die Leerstellen hier, wie der ominöse Vorfall, der an keiner Stelle explizit erwähnt wird. Soll zur Atmosphäre des Misstrauens beitragen, Markus, der diese paranoiden Gedanken hat, der alles mögliche abgefahrene seinen Eltern zutraut, dass man schon denkt, der hat schwer einen an der Klatsche, aber dann tut sein Vater wirklich etwas, das man objektiv nicht gutheißen kann. Mit dieser Nummer, dass die Frauen vllt Mitwisser sind, sollte auch das Vorherige in anderem Licht erscheinen, in künstlichem Todeslicht sozusagen.

Aber wenn ich das alles erklären muss, schon klar, das ist Mist.


Das hat mir auch gut gefallen. Von solchen sensiblen Szenen haette ich gern mehr gehabt. Und dann insgesamt kuerzer

Ja, okay. Freut mich sehr, dass du wenigstens hübsche Kleinigkeiten auflesen konntest.

Ai Wei Weis Kerne sollen übrigens Spuren von Blei enthalten. Wahrscheinlich kein Problem, wenn man nicht auf ihnen herumkaut. Ich hoffe, es geht dir gut auf der Insel.

Viele Grüße
Kubus

 

Der Alte hat diese Leuchter einbauen lassen, damit ich krank davon werde, jeden Tag mein Gesicht in diesem Unlicht zu sehen, das allem die Farbe und Vitalität raubt,
ist und bleibt bis zum bittern Ende unterschwelliger Tenor der Geschichte, der – ein Satz verrät’s auch dem unbedarften Leser
Auf dieser Bühne waren das nur Spotlights, die den Auftritt des verlorenen Sohnes begleiteten –
das Gleichnis vom verlorenen Sohn ins Heute holt und zur Novelle aufbläht und zugleich ins Negative wendet.
Keine Hoffnung mehr? Nicht nur für die auftretenden Personen, insbesondere Vater & Sohn?, und somit ein Abbild gesellschaftlicher Fehlentwicklungen? Nee, viel Futter für die Krämerseele (in der Reihenfolge des ersten Aufleuchtens):

… und Briefkasten, machte die Eisschicht vor dem Garagentor mit dem Spaten kaputt, …
Ich wette, Du weißt, was kommt, denn ich weiß ja auch, das „man“ so spricht –
aber ob man auch so schreiben muss, außerhalb der wörtlichen Rede, denn wer glaubt denn, das man schreibe, wie man spricht? Wäre das nicht platter Naturalismus?

Was zum Teufel wäre ein

… sabschiger Bademantel …?

Das wiederaufgenommene Sinnlosgespräch …
Oh ja, die teutsche Wortzusammenbastelarbeit … Du neigst doch "an sich" gar nicht dazu – oder wär’s mir da nicht schon aufgefallen? Und hier häuft es sich (ohne Gewähr auf Vollständigkeit):
Möglichkeitswelt / Multimilliardenunternehmung / Durchschimmernlassen

Contenance, ermahnte er sich.
Echt? Wir gebrauchen hier gelegentlich den Ruf nach Contenance, um den einen oder andern richtig auf die Palme zu bringen, nicht um uns zu beruhigen.

Learjet
Der alte König jettet? Warum nicht der alte Lear in der japanischen Fassung Ran?

… Kontrolle, allein was du am Mittagstisch von dir gegeben hast, …
Besser ein Komma nach dem allein. Keine Angst, dadurch vereinsamt niemand!
Der Duellsieger …
Kein Wortungetüm – wie vorhin – sondern nur eine entbehrliche Zusammenfügung: Sieger würde reichen, der Überlebende wer schon wieder unnötig aufwendig.

…, in einer offenherzigen Szene voller Wollen ohne Dürfen, …
Schöne + gelungene Konstruktion!, wie ich finde.

Markus lächelte sein Spiegelbild an, machte eine halbe Drehung und hob den Jackettsaum, um den Sitz der Hose zu prüfen. Sitzt.
Wie’s da steht, gehörte dort ein saß hin, wie’s gemeint ist könnten Gänsefüßchen (halbierte vielleicht) ausreichen. Wahrscheinlich genügte sogar statt des Punktes ein Ausrufezeichen einzusetzen – weiter unten wird’s praktiziert.

"Er kommt heute abend direkt aus China zu dem Hotel. …“
… heute Abend …

Der Vater hatte einen Wagen mit Chauffeur bestellt, entgegen ihrer Wünsche, niemand wollte das, aber der Vater.
In dem Pivot-Element ist was schief gelaufen, knirscht zumindest. Besser: "... ihren Wünschen ..."

Sie registrierte ihre verkrampfte Sitzhaltung und begannKOMMA die Schultern zu kreisen.
Infinitivgruppe ist vom Substantiv Schultern abhängig - seh ich als Flüchtigkeit an, gelingt nämlich ansonsten.

Lise wollte das nicht sehen, sah aus dem.
Fehlt da was oder seh ich Blindfisch ma’ wieder nix?

Der Jubiliar …
Das zwote i ist entbehrlich.

Platitüden
Vertragen noch’n t. Dafür beim
Buffett
ist ein f entbehrlich.

Konversierend
Obwohl korrekt, fürcht ich, dass mancher statt dieses ein „konservierend“ lesen wird.

Genuß
Wo kömmt denn da die alte RS her?
"Hier", sagte der Alte und reichte ihm den Geldzettel
Der Scheck als Denkzettel! - Ein konsequenter, systemkonformer Abschluss samt Trennung!

Gruß & schönes Wochenende vom

Friedel

 

Hallo Kubus!

Also spannend zu lesen, ist der Text - wenn man denn erst mal drin ist, im Geschehen. Das hat feirefiz schon geschrieben, dass man da echt Eingangsschwierigkeiten hat. Wer redet da mit wem? Wo sind die? Its der schwarze Nachbarshund Lola? :)

"Du prostituierst dich", sagte Robert.
Und Robert der Zuhälter, wie mir scheint.

Diese Geschichte, die dort nicht angesprochen wird, findet die ihre Entsprechung in dem Film am Abend? Ist das die "Lösung"?
Ich habe mir schon fast gedacht, dass das nicht aufgelöst wird, aber weil man dann anfängt, überall nach Anspielungen zu suchen, machts auch wieder spaß.

Auch die Mutter, die kam mir irgendwann verdammt dubios vor...:

Hedwig kam auf ihn zu, strich über den linken Oberarm, Schulter und Rücken und hob dann schnell das Jackett, um zu kucken, wie die Hose am Hintern sitzt. "Mama!", beschwerte sich Markus und spürte den Kopf heiß werden.
"Entschuldige", sagte sie ungerührt. Genau wie früher, dachte Markus und dass sie es beim nächsten Mal wieder tun würde, wenn er nicht aufpasste.

wie seine Mutter die Serviette nahm und auf dem Fleck herumwischte. Auf dem Oberschenkel, nah an seinem.
Diese unvollendeten Sätze, die fügen sich auch perfekt in die Geschichte ein. Haste nur ein paar drin, sind aber gut gesetzt.

Ja, und das Partylöwengesicht der Mutter ... das alles addiert lässt viel Raum für Spekulationen über Markus' Verhältnis zu ihr.

Markus dachte beim Hineingehen, dass er seinen Vater nicht nach Geld fragen wird, um seine Rückkehr nicht mit billigen Begierden zu entweihen, sondern das Versöhnungsangebot des Alten anzunehmen, als wäre es das Einzige, was ihn interessierte.
Hum... der fett gedruckte Teil, der revidiert das vorige durch den Konjunktiv doch eigentlich wieder. Da ist ja nix sicher. Auf jeden Fall schwankt er ja schon ... sobald Robert nicht dabei ist.

Auf der Hut sein vor den Lebensfragmenten, die manchmal wie verschiedene Kontinentalplatten aneinanderstoßen und Beben auslösen
Der Platten-Vergleich gefällt mir sehr gut.

Letztendlich könnte man den Text auch "Die Probe" oder so nennen, denn das hat der Vater gemacht: Seinen Sohn auf die Probe gestellt. Macht er's? Macht er die einst kritisierte Verlogenheit des lieben Frieden willens mit? Und indem Markus sich drauf eingelassen hat, dachte, er sei versöhnlich, hat er's versaut. Ich frage mich, ob der Vater zu einer echten Versöhnung bereit gewesen wäre, hätte Markus sich weder Anzug noch gefakten Lebenslauf angezogen?

Für mich hat der Text funktioniert - du stellst den Leser vor Fragen, aber das gekonnt. Es sind die richtigen Fragen, die offen bleiben, nämlich auch die, die sich Markus stellt. Denn bestimmt fragt er sich auch: Was ist damals bloß passiert, dass alles so ist wie es eben gekommen ist?

Grüße: Timo

 
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Timo,

eine direkte Lösung ist von mir nicht angelegt, ich weiß gar nicht, ob man die Figuren der Filmszene einigermaßen befriedigend auf die Geschichte übertragen kann, wahrscheinlich nur, wenn man das sehr will.

Das war schlicht als Gegenüberstellung gedacht: In welchen normativen Korsetts Puschkins Figuren rumliefen - wozu ein falsches Wort damals führen konnte. Im Gegensatz die weitestgehend befreiten Figuren meiner Geschichte, die sehr viel mehr sagen und tun können, ohne dass es direkte negative Folgen hätte. Ist faszinierend, wie sich der Besitz des heiligen Grals Freiheit im Einzelnen auswirken kann.

Ich freue mich ungemein, dass du ein paar Fragen weiterverfolgt hast und Spaß dran hattest, ist der Text doch nicht ganz für die Tonne - der ist ja allein wegen dieser Innenleben-Schilderungen ziemlich speziell.

Hum... der fett gedruckte Teil, der revidiert das vorige durch den Konjunktiv doch eigentlich wieder. Da ist ja nix sicher. Auf jeden Fall schwankt er ja schon ... sobald Robert nicht dabei ist.

Das sind zwei Ebenen. Was Markus denkt und will ist die eine, was er sich vornimmt, dem Vater zu zeigen, die andere. Zumindest sollte so nicht sicher sein, ob er meint, was er sich zu sagen vornimmt. Und genau, Markus schwankt sofort als Robert abwesend ist. So ein außengeleiteter Typ, dessen Radars überall in die Runde schwirren; dessen Chamäleonhaftigkeit ihn zum Halm im Wind der anderen macht, weil er keine eigenen Ziele hat.

Tag Friedel, sagst du auch nicht mehr hallo? :)

Zitat:
Der Alte hat diese Leuchter einbauen lassen, damit ich krank davon werde, jeden Tag mein Gesicht in diesem Unlicht zu sehen, das allem die Farbe und Vitalität raubt,
ist und bleibt bis zum bittern Ende unterschwelliger Tenor der Geschichte, der das Gleichnis vom verlorenen Sohn ins Heute holt und zur Novelle aufbläht und zugleich ins Negative wendet.

aufbläht! urgs ....... dachte eigentlich, ich hätte genug lesenswertes am Start, dass es über die vielen Zeilen hinwegtröstet.

Jo, das Ende ist aus der Sicht des Sohns schon bitter, zumindest wenn man betrachtet, dass er gelinkt wurde. Markus hat aber noch die Chance, den Zettel wegzuwerfen und sich so wenigstens nicht kaufen zu lassen.

Keine Hoffnung mehr? Nicht nur für die auftretenden Personen, insbesondere Vater & Sohn?, und somit ein Abbild gesellschaftlicher Fehlentwicklungen?

Du weißt ja, dass man nicht verallgemeinern sollte; trotzdem habe ich wesentlich mehr problematisch wirkende Vater-Sohn-Beziehungen als gelungen scheinende erlebt. Besonders bei Söhnen im Schatten starker Väter. Ich selbst bin vaterlos aufgewachsen, also meine Geschichte ist das hier nicht. Deswegen wirkte sie auf fiz vllt so konstruiert, mir fehlen die direkten Erfahrungen.

Ich wette, Du weißt, was kommt, denn ich weiß ja auch, das „man“ so spricht

:D Oh Mann, das ist sehr hässlich. Ich werde ändern das!

… sabschiger Bademantel …?

Komm schon, da klebt doch die Zunge, wenn man das Wort spricht!

Oh ja, die teutsche Wortzusammenbastelarbeit … Du neigst doch "an sich" gar nicht dazu – oder wär’s mir da nicht schon aufgefallen?

Doch, ich würde sogar sagen, ich habe einen ausgeprägten Hang zum Wortbasteln. Wahrscheinlich komm ich so dezent rüber, dass das gar nicht auffällt.

Der alte König jettet? Warum nicht der alte Lear in der japanischen Fassung Ran?

Na Hauptsache du sezierst den armen Learjet auseinander, das kommt vom Lyrikschreiben - Sektion oder Segmentierung! viel-leicht ist mir da letztens aufgefallen, eine überaus spannende Zusammensetzung.

Schöne + gelungene Konstruktion!, wie ich finde.

Danke! Hab mich sehr gefreut, diese Wörter gefunden zu haben.

Wie’s da steht, gehörte dort ein saß hin, wie’s gemeint ist könnten Gänsefüßchen (halbierte vielleicht) ausreichen. Wahrscheinlich genügte sogar statt des Punktes ein Ausrufezeichen einzusetzen – weiter unten wird’s praktiziert.

Diesen Gänsefüßchenscheiß will ich hier nicht drin haben, der machte den ganzen Style kaputt. Deine anderen Anmerkungen, hier schon eher Korrekturen, übernehme ich meistens. Wo die alte RS herkam, ja, das wüsste ich auch gern.

Obwohl korrekt, fürcht ich, dass mancher statt dieses ein „konservierend“ lesen wird.

:D

Der Scheck als Denkzettel! - Ein konsequenter, systemkonformer Abschluss samt Trennung!

Seht ihr, so kann mans auch lesen.

Vielen Dank euch beiden!

Kubus

 

..., sagst du auch nicht mehr hallo?,
good heaven, what have I done!

Hello-Goodbye muss ich mir nun zur selbstauferlegten Kasteiung antun (wobei der schlechteste Lennon/MacCartney Song immer noch besser ist, als 99 % der heutigen Veröffentlichungen, sind wir doch wieder beim Radio GaGa angekommen,

lieber Kubus,

& ich leiste Abbitte, denn's ist unverzeihlich! Ich schäme mich dessen mehr, als dass ich die Zahl der s im das verwexel.

Die Anmerkung zur Novelle bezieht sich auch aufs Sitzfleisch ... aber auch auf m. E. gelegentliche unnötig ausgiebige Beschreibungen, ohne dass sie unbedingt störten. Es ist durchaus tröstlich. Jaraja, wie die altvordern das dreimalige ja ausdrückten. Aber bei der Fackel, dem Kapital und allen guten Geistern hab ich wohl genug Sitzfleisch.

Markus hat aber noch die Chance, den Zettel wegzuwerfen und sich so wenigstens nicht kaufen zu lassen.
Warum wegwerfen? Eine Bank gründen reicht vielleicht nicht, aber verschenken oder spenden ginge doch auch.

Um auch so was mal anzuritzen (ist ja sogar schon hier vor Ort verarbeitet): wollt' nie werden wie der Vater und muss mit zunehmendem Alter immer größere Ähnlichkeiten feststellen - freilich auf höherem Niwo. Wahrscheinlich bin ich auch als Produkt der vaterlosen Gesellschaft einzuordnen ... Ich find übrigens die Geschichte zu sehr konstruiert und man muss ja auch nicht im Regen stehn, um zu wissen, das Wasser usw.


Zitat:
… sabschiger Bademantel …?

Komm schon, da klebt doch die Zunge, wenn man das Wort spricht!
Ah - und ich wollt' doch erst in Zürich'n Bierchen trinken ...

Doch, ich würde sogar sagen, ich habe einen ausgeprägten Hang zum Wortbasteln.
Nee, ich weiß schon um die gelegentliche Bürokratie-Tauglichkeit ...

Diesen Gänsefüßchenscheiß will ich hier nicht drin haben, der machte den ganzen Style kaputt.
Aber wäre das nicht konsequent & einem kaputten Lifestyle von oben wie unten angemessen?

Seht ihr, so kann mans auch lesen.
Aber nur mit der richtigen Brille!

Hatt' ich überhaupt zugegeben, die Geschichte gern gelesen zu haben? Na ja, dann besser zu spät als nie ...

Gruß

Friedel

 
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Hallo Kubus,

ich wollte mich schon laenger zurueckgemeldet haben, aber da ich jetzt gesehen habe, dass der Einstieg noch immer so leserunfreundlich da steht, schaeme ich mich fuer dieses Versaeumnis nicht mehr.

Was Du da ueber die Rolle von Robert schreibst, ist ja alles interessant und so ungefaehr habe ich es auch im Text verstanden. Aber wenn dieses Verhaeltnis auch noch Thema sein soll (und ich bin nach wie vor fuer's Streichen zu Gunsten der geschlossenen familiaeren Rundheit) muesste das noch ausgebaut werden - wie diese Aushaltsituation zustande kommt, ganz praktisch und auch psychologisch. So bleibt es mir doch nur ein irritierendes Motivstummelchen. Es waere im Uebrigen ein Leichtes, Roberts Rolle in Martin zu integrieren - eine Nutte kann durchaus ihr eigener Zuhaelter sein.

Das mit den grossen Loechern im Text finde ich auch unbefriedigend - gerade weil er ja von der Struktur her nicht experimentell sondern konventionell ist. Dazu gehoert meiner Meinung nach auch, dass der Leser da nicht von vorneherein hoffnungslos mit der Symbolik des Films herumschluesseln muss. Ausserdem geht es ja vor allem um die Psychologie der Figuren und wie soll man die jemals richtig verstehen koennen, wenn einem das Kernereignis vorenthalten wird. Ich kann's jetzt auch nicht richtig erklaeren, aber es gibt Leerstellen mit denen ich gut leben kann, weil ich zumindest das Gefuehl habe, dass ich sie fuer mich plausibel fuellen kann, und Leerstellen, die mich stoeren, weil mir deren Fuellung von vorneherein voellig beliebig und damit auch uninteressant erscheint. Warum soll ich da ueberhaupt anfangen zu raetseln, wenn die Antwort alles und nichts sein kann? Der ominoese Vorfall zaehlt zur zweiten Kategorie und die Psychologie der Schwester potentiell zur ersten.
Und Du hast es ja noch nicht mal so gestaltet, dass da was so familientypisch unausgesprochen im Raum steht - das wuerde ich ja noch verstehen. Aber wenn es um so eine Art von Verschweigen ginge, wuerden die Figuren das Ereignis ja nicht immer wieder thematisieren. Es ist also kein Familiengemeimnis, bzw. so ein Gespraechstabu sondern ein Geheimnis, dass allein zwischen Leser und Text besteht. Und da verstehe ich den Sinn nicht so ganz.

lg,
fiz

 
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Nochmal werde ich dir so ein Nichtverhalten kaum durchgehen lassen können, fiz. Ich finde du bist deinem Image Engagement schuldig, bei mir ist Nichtstun völlig okay.

Bisher hatte ich keinen Gedanken, der über den Vorsatz, den Absatz zu ändern, hinauskam. Zusatz: Im Moment möchte ich da nichts forcieren. Wird aber auf jeden Fall erledigt, auch wenn es mir schon wieder graust vor so einem operativen Eingriff ins Textgewebe. Indes war eine der wenigen guten Erfahrungen in dieser Richtung die Umschreibung von Milchjungenrechnung, da waren die Vorschläge ja zum größten Teil gut umsetzbar und die Story gefiel mir danach viel besser. Deine Beteiligung damals nehme ich mal als positives Zeichen.

Puh, ist schwierig mit diesen Themen. Klar ließe sich da was einbauen, das könnte ich auch ganz gut, praktisch und psycholgisch. Mir ist dieser Typus ab und zu mal begegnet und ich bekäme sicher ein paar geniale Ideen, wie sowas entstehen kann. Aber im Sinne der Reduktion wäre das wohl eher nicht. Und so richtig Motiv will ich es nicht nennen, ich brauche den einfach, um Markus überhaupt im Elternhaus zu haben. Von selbst hätte der nicht die Idee gehabt, zurückzukommen. Robert stiftet ihn zur Versöhnung an, damit neue Scheine ins Haus kommen. Ganz ohne Robert kann ich die Geschichte grad nicht denken.

Dazu gehoert meiner Meinung nach auch, dass der Leser da nicht von vorneherein hoffnungslos mit der Symbolik des Films herumschluesseln muss.

das Problem sind doch denkende Leser, die stets auf Schlüsselsuche gehen. Natürlich lädt der Film auch massiv dazu ein, aber das ist so schade, diese Gegenüberstellung ist doch im ganzen spannend; die so große Unterschiedlichkeit der Realitäten Text und Film. Darüber lässt sich toll ungezielt sinnieren! Zum Beispiel über die Bedeutung von Regeln und Grenzen, dass die allein Menschen sowenig unglücklich machen, wie sie Menschen glücklich machen. Konventionen und Normen sind Markus Themen, er hat es sich unter anderem auf dem pubertären Insel-Standpunkt Fuck the System unbequem gemacht. Beziehungsweise auf dem Südstrand called wenigstens ein bisschen. Siehst du, solche aufregenden Dinge lassen sich zu diesem Film völlig spontan denken!
Aber wahrscheinlich haste recht, dass man etwas konkretes erwartet, wenn der Autor vom versteckten Sinn schreibt. Wobei wir uns doch einig sind, dass Suchaufgaben und eine Lösung - selbst wenn sie elegant wäre und elegant versteckt - außerhalb von Wimmelbüchern zwischen Buchdeckeln nichts zu suchen haben. (Hahaha! Suchaufgaben haben nichts zu suchen.) So ein Nebeneinander, das zum Vergleichen einlädt, gefällt mir in seiner Offenheit, und es ist ja hier nicht irgendwas, es ist nicht beliebig, ein großes Thema sind die ungeschriebenen Gesetze menschlichen Umgangs. Für weiteres ist der mündige Leser verantwortlich.

Es waere im Uebrigen ein Leichtes, Roberts Rolle in Martin zu integrieren - eine Nutte kann durchaus ihr eigener Zuhaelter sein.

stimmt, Sexarbeiterinnen können mittlerweile selbst und eigenständig erledigen, wofür der Sugar Daddy zuständig war. Weiß jetzt aber kein Stück, wie das mit Robert und Markus funktionieren soll. Markus, er heißt Markus.

Warum soll ich da ueberhaupt anfangen zu raetseln, wenn die Antwort alles und nichts sein kann?

Rätseln, das klingt so aktiv - läuft das so bei dir ab? Ich gehe davon aus, dass kleine Leerstellen wie ausgelassene Wörter Spannung und Dynamik in den Text bringen können, weil sie Leseerwartungen enttäuschen. Weil das Erwartbare nicht kommt, das soll den Leser aus dem Tritt und aus der Scan- und Leseroutine kicken. Ein leichter Kick, der nicht weh tut, sondern wach macht. Mir kommen die entsprechenden Textstellen dynamischer vor, schneller.
Eine große Leerstelle wie ein Ereignis, das bedeutsam scheint, weil es immer redend umkreist wird, das verstehe ich als Hintergrundspannung. Es gibt da ein Geheimnis, da wird viel Aufhebens drum gemacht. Was ist da passiert, wird es noch aufgelöst, gab es Tote, Sex, vielleicht gar eine Orgie mit Rauschgift und Inzest?

Und Du hast es ja noch nicht mal so gestaltet, dass da was so familientypisch unausgesprochen im Raum steht - das wuerde ich ja noch verstehen.

Das kreide mir zurecht an! Ein geschickterer Schreiber hätte sicher etwas in der Richtung angedeutet. Jetzt im Nachhinein hätt ichs gern getan, hehe. Den Leser ein bisschen an die Hand nehmen, dass er nicht ganz so arg losgelöst durch die Zwischenzeilen von Kubus' Rätselland irren muss.

Der Dechiffrier mich! rufende Film würde Interpretier mich flüstern, wenn es nach mir ginge. Danke fiz für das gezielte Nachhaken, sehr spannende Fragen! Über die konkrete Wirkung von Leerstellen bspw habe ich noch nie nachgedacht, obwohl ich die schon ein paar Mal verwendete.

Grüße
Kubus

Signore Friedrichardo,

Ich schäme mich dessen mehr, als dass ich die Zahl der s im das verwexel.

wieso wollen sich denn alle schämen? das ist doch überhaupt nicht mehr up to date! liegt es eventuell an einer moralischen Autorität, die ich ausstrahle, ohne mir dessen bewusst zu sein?

Ich find übrigens die Geschichte zu sehr konstruiert und man muss ja auch nicht im Regen stehn, um zu wissen, das Wasser usw.

Jow! Manches, was auf wahren Begebenheiten beruhte, soll konstruiert gewirkt haben, dafür an anderer Stelle frei Erfundenes total authentisch. Total verrückt manchmal, diese Literatur!

gelegentliche unnötig ausgiebige Beschreibungen, ohne dass sie unbedingt störten.

:hmm:

Warum wegwerfen? Eine Bank gründen reicht vielleicht nicht, aber verschenken oder spenden ginge doch auch.

Große Geste! Da hätte er was, das er sich in seiner Idealisten-Einsamkeit immer wieder hervorkramen und stundenlang in aller Ruhe betrachten kann. Das, denkt er dann, habe ich getan. Und das war wohlgetan.
Wenn er schonmal das richtige tut, dann bitte nicht durch Pragmatismus entwerten den Gedanken, hehe. Um an sowas denken zu können, bräuchte man nicht zuletzt Erfahrung in lebenspraktischen Fragen.

Hatt' ich überhaupt zugegeben, die Geschichte gern gelesen zu haben?

Zugabe, Zugabe! :D

Gruß und schönes Wochenende,
Kubus

 
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Herr Kubus!

Aber wahrscheinlich haste recht, dass man etwas konkretes erwartet, wenn der Autor vom versteckten Sinn schreibt.

Genau! Es ist Deine Schuld! Nix muendiger, denkender Leser. Natuerlich fang ich da brav an zu suchen, wenn da was drin versteckt sein soll. Aber mal ganz davon ab, auch ohne diesen expliziten Such!auftrag, steht dieser Film da doch dermassen sybolschwanger rum, dass man gar nicht anders kann. Und dass man dann darauf kommen kann, dass das vielleicht konkrete Hinweise auf diesen Elefanten im Raum liefern koennte, ist doch nicht so weit hergeholt. Das ist unredlich, sag ich Dir, so mit dem gutwilligen Leser umzugehen. Wenn da nicht so ein grosses Geheimnis gemacht wuerde, ginge ich mit solchen Film-Bildern natuerlich ganz anders, nicht so gezielt schluesselnd um. Und weitgespannte Analogien kann man sich natuerlich immer zusammenassoziieren. Versteckter Sinn geht aber anders.

Der Raetselvorgang wurde also nur durch die Kombination dieser Filmverstecksattrappe mit "grosses, dunkles Geheimnis" in Gang gesetzt. Sex, Orgie, Inzest, Raumschiff, versehentlich ueberspielte Lieblingsserienvideokassette, oder alles zusammen oder auch nicht. Ist alles gleich wahrscheinlich und unwahrscheinlich, alles fuer immer unherausfindbar. Doof!

Und noch zum Robert:

Und so richtig Motiv will ich es nicht nennen, ich brauche den einfach, um Markus überhaupt im Elternhaus zu haben. Von selbst hätte der nicht die Idee gehabt, zurückzukommen. Robert stiftet ihn zur Versöhnung an, damit neue Scheine ins Haus kommen. Ganz ohne Robert kann ich die Geschichte grad nicht denken.
Ich versteh das Problem nicht. Klar, Markus ist passiv, aber wenn er nichts mehr zu Fressen hat und die Glaeubiger ihm im Nacken sitzen, wird er sich doch wohl auch aus eigenem Antrieb ins Elternhaus schleppen, sich prostituieren und seine Ideale eigenmaechtig verraten koennen. Das wuerde ihn auch zu einer etwas schaerfer konturierten Persoenlichkeit machen. Nur ein Gedanke, aber es bleibt natuerlich Dein Robert.

So, das soll jetzt auch reichen. Ist uebrigens auch Deine Schuld, dass ich diesen Text, der mir gar nicht so gut gefaellt, kommentieren musste. Es sollte ja eigentlich der kuerzlich ausgegrabene sein und da waere der Kommentar auch ganz anders ausgefallen. Aber dazu wolltest Du ja nichts mehr hoeren!

Guten Abend,
fiz

P.S. Uebrigens gibt es hier ne BBC Serie "Gavin und Stacey", da gibt es auch ein grosses Geheimnis, was zwischen zwei Figuren in einem Fischerboot passiert ist. Das wird nie geloest, aber es kommen immer mehr voellig absurde Details dazu. Das ist wenigstens lustig. Damit kann ich umgehen.

 

He Du,

gut dass du die verschiedenen Schuldfragen geklärt hast; liegt es an deinem schlechten Gewissen, dass du mir ein schlechtes Gewissen machen möchtest? Ich werde bei Gelegenheit ein paar freie Minuten ins Schämen investieren.

Klar, Markus ist passiv, aber wenn er nichts mehr zu Fressen hat und die Glaeubiger ihm im Nacken sitzen, wird er sich doch wohl auch aus eigenem Antrieb ins Elternhaus schleppen, sich prostituieren und seine Ideale eigenmaechtig verraten koennen.

Ja, so eine Figur würde funktionieren. Aber die würde dann nicht so sehr rumgeschubst werden können; das würde den außengeleiteten Typ nicht so gut illustrieren. Außerdem wäre es verdammt viel Arbeit, die Parts mit Robert umzuschreiben. Vllt ihn einfach rausschneiden - seine Parts zu Leerstellen machen, das wäre sicher geheimnisvoll.

Aber dazu wolltest Du ja nichts mehr hoeren!

Kein Wort mehr davon!

Kubus

 

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