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Sie kommt nicht raus

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15.02.2003
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Sie kommt nicht raus

Sie kommt nicht raus.

Sie sagt, sie kann nicht. Sie könne mir nicht trauen. Ich sei nicht so wie sie. Sie ist das Mädchen mit dem Dachschaden.

Auf den Plakaten, die ich für sie gemalt habe, zerläuft die Farbe. Die wasserfesten Stifte waren ausverkauft. Auf dem einen Plakat steht: Ich lie. Auf dem anderen: - be dich. Ich musste es trennen, meine Buchstaben waren zu groß, zu breit vor allem. So wirkt die ganze Sache leider nicht sehr überzeugend und sogar die Passanten bleiben stehen und lachen. Vielleicht denken sie, ich mache das fürs Fernsehen.

In ihrer Wohnung hat sie keine Stühle. Nur Bücher, die sie im Liegen liest. Essen, das sie im Stehen isst. Dinge, die sie im Laufen tut. Und an Regentagen tropft es von der Decke. In ihrem Dach sind kleine Löcher, durch die man nachts die Sterne sehen kann.

Die Sterne waren ihr egal. Sie lief um mich herum und redete von Suizid. Aber das tun alle. Ich saß auf dem Teppich in der Mitte ihrer Kreise, drehte den Kopf, so weit ich konnte und fühlte mich wie eine Taube, die die ihr zugeteilten Briefe aufgefressen hat und nun zu schwer zum Fliegen ist.

Sie schaute mich nicht an, und wenn ich beide Beine ausstreckte, sprang sie einfach darüber hinweg wie über eine Teppichfalte.
Wir lasen uns gegenseitig Sachen vor. Ich, im Sitzen, psychologische Ratgeber. Sie, im Laufen, ihre Märchenbücher.
Und dann lachten wir, weil es ja nur Märchen waren.
Ich sagte, neunzig Prozent aller Selbstmordversuche misslingen, und sie sagte, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Ich erzählte ihr von meiner Arbeit in der Glückskeksefabrik. Und dass ich meine letzte Lohnerhöhung in Keksen ausbezahlt bekommen hätte. Die ganze Branche stecke in der Krise, das Geschäft mit Glückskeksen gehe schlecht. Das sei allerdings nicht weiter tragisch. Der Job sei ohnehin nur als Übergangslösung gedacht. Und wenn sie endlich raus und mit mir käme - ...

Sie hielt nicht einmal inne, lief einfach weiter ihre Kreise. Wie ein Planet, der um eine Sonne kreist. Vielleicht glaubte sie das. Vielleicht glaubte sie, dass alles hier zusammenfiele, wenn wir uns zu nahe kämen. Dass wir früher oder später implodieren würden, durch diesen ganzen Tiefsinn.
Ich begann zu schwitzen. Ich war die Sonne.

An den besseren Tagen spielten wir Patient und Therapeutin. Unter der Bedingung, dass ich stets Patient war. Weil sie sich viel besser auskenne mit dem, was Therapeuten tun. Und weil sie sonst nicht mitgemacht hätte, natürlich.
Vielleicht möchtest du darüber reden, sagte sie mit verstellter, tiefer Stimme, als spräche da nicht sie selbst, sondern der Frosch in ihrem Hals.
Wenn ich lachte, hatte ich verloren und sie durfte mich einen Spielverderber nennen.
Lach nicht, sagte sie dann streng, wir haben ernste psychische Problöööme.

Komm doch raus, sagte ich, wenn sie besonders gut gelaunt war. Und sie sagte wieder nur: Ich kann nicht. Und dann erzählte sie mir etwas von einem Zeugenschutzprogramm. Sie sei in Gefahr. Sie wisse zuviel. Sie habe das Leben nackt gesehen. Sie dürfe das Haus keinesfalls verlassen. Sie dürfe mich auch nicht küssen. Eigentlich nicht einmal mit mir sprechen. Und es wäre besser, wenn ich jetzt endlich ginge und auch nicht mehr wiederkäme. Nie mehr.

Im Nachhinein war es wohl ein Fehler, dass ich ihre Hauswand mit Gedichten vollschrieb. Vier Graffitidosen verbrauchte ich dabei. Und ebenso viele Tage sprach sie kein Wort mit mir. Solange wie die Maler brauchten, um die Gedichte neu zu überstreichen.
Und dann ging mir auch noch das Geld aus, ich musste mein Fahrrad verkaufen und erstand ein Zelt. Ein sehr billiges Zelt. Der Verkäufer erklärte mir die Vorzüge. Man könne es überall aufstellen und darin schlafen. Ein tolles Zelt, resümierte er. Garantie wollte er mir trotzdem keine geben.

Die Nachbarn beobachten mich. Sie warten darauf, dass der Wind das Zelt umbläst. Es steht zwar noch, aber der Wind macht sich ja auch erst warm, hat noch gar nicht richtig aufgefrischt. Und der Regen wird sicher auch bald mehr. Leider ist der Boden des Zeltes ziemlich undicht. Heute morgen, beim Aufwachen, war mein ganzer Rücken nass. Als hätte ich auf einer Luftmatratze weit draußen auf dem Meer übernachtet.

Ich beobachte ihr Fenster. Ich warte darauf, dass sie die Plakate sieht und etwas dazu sagt. Oder auch nur winkt. Oder nickt. Oder einfach für einen Moment dort am Fenster stehenbleibt. Damit ich sie sehe. Damit ich weiß, dass sie noch da ist.

Sie hat mir versprochen, sich nicht umzubringen. Ich konnte sie davon überzeugen, dass es nach dem Sterben auch nicht besser ist. Dass es keinen Ausweg gibt. Es sei denn, man betrügt das Leben.

Ich wollte nicht, dass sie so wird. So verrückt. Wenn sie doch bloß -.
Aber sie kommt nicht raus. Und die Klingel hat sie abgestellt.

Gestern habe ich mich betrunken. Um Mitleid zu erregen.
Allerdings weiß ich nicht mehr, ob mir das gelungen ist. Generell weiß ich nur noch sehr wenig von gestern.
Bei der Arbeit habe ich mich erkundigt, was man in solchen Fällen tun kann.
Ausräuchern, hat der Kollege an der Schreibmaschine gesagt, der die Sprüche für die Plätzchen tippt und der Klügste von uns allen ist.

Anfangs war mir ein bisschen mulmig zumute, ich bin Nichtraucher und habe selten brennende Gegenstände in der Hand, aber eigentlich ist es leichter als man denkt. Man muss die Dinge einfach anzünden und durchs Fenster schleudern. Der Nieselregen erleichtert die Sache zwar nicht unbedingt, aber mittlerweile geht es schon ganz gut. Die Nachbarn werfen mir bewundernde Blicke zu. Sie stehen da und warten. Auf das Fernsehen, vielleicht.
Durch die Löcher im Dach steigt Rauch auf. Ich fühle mich wie der König der Welt, wie der Held in irgendeinem Film. Ich fühle mich unbesiegbar.

Auf der Rückbank des Streifenwagens geht es eng zu. Einer der Polizisten hat sich neben mich gezwängt. Seine Uniformjacke macht komische Geräusche. Wie wenn man durch tiefen Schnee stapft. Wir benutzen dasselbe Aftershave. Ich muss lachen. Der Polizist lacht nicht. Er macht ein trauriges Gesicht. Ich gebe ihm einen aufmunternden Klaps und sage: Na, das wird schon wieder.

Am Ende hat sich doch alles wieder eingerenkt. Wir sind zwar nicht im selben Trakt untergebracht, können aber trotzdem immer mal wieder ein paar Worte miteinander wechseln. Zum Beispiel wenn alle zusammen Volleyball spielen, jedesmal beim Seitenwechsel. Oder wenn wir in Gruppenarbeit etwas Basteln. Wir dürfen gemischte Gruppen bilden, die Pfleger sind überhaupt sehr nett.

Bei solchen Gelegenheiten sprechen wir vom Ausbrechen. Aber das tun alle und wir müssen beim Gedanken daran kichern.
Wir kommen nicht raus. Nie mehr. Wir sind die mit dem Dachschaden. Unsere Köpfe haben Löcher, durch die wir Sterne sehen können. Tagsüber. Wann immer wir wollen.

 

Hallo Wolkenkind,

ich muss zugeben, dass ich an dieser Geschichte gar nichts auszusetzen habe. Sie hat mich ziemlich berührt. Diese Einsamkeit, die deutlich wird, die Art der Gedanken, die beiden Einzelschicksale und ihre verschiedenen Arten damit umzugehen (er als Patient, sie als Therapeut etc.) - du hast mit einfachen Worten eine Stimmung erzeugt, die mich gefangengenommen hat. Wirklich gelungen!

Liebe Grüße, Sonja

 

Hi Sonja!

Danke fürs Lesen. Freut mich, dass du mit der Geschichte etwas anfangen konntest. Ich glaube, hier ist es mir besser gelungen als bei manch anderer Geschichte, halbherzige Ausflüge in die Realität gleich von Anfang an zu vermeiden. Trotzdem gehört sie wohl unter Alltag, irgendwie :)

Gruß
Christoph

 

Hallo Wolkenkind!

Wieder ein ganz toller Text, Anna hat schon viel dazu gesagt. Ich finde es besonders gelungen, wie Du den Leser - ebenso, wie der Prot es ja auch tut, abgleiten lässt, mitnimmst. Wunderschöne, irgendwie schwebene Formulierungen. Toll gemacht. Irgendwie scheint jedes Wort zu passen.

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Anna,

Bin ganz erschlagen von soviel Lob und treffender Analyse :)
Danke dafür, und natürlich auch für die Empfehlung.

In der Tat kam es mir hier auf die langsame Veränderung des Protagonisten an. Wenn man denn bei knapp über tausend Worten überhaupt von "langsam" sprechen kann.
Unter der Kürze leidet natürlich das flüssige Erzählen, daher auch die vielen Zeitsprünge, die fehlenden Hintergründe etc.

Freut mich, dass der Schluss auf dich gewirkt hat. Durch den Plauderton in den letzten Abschnitten wollte ich ja gerade diesen von dir angesprochenen "Schockeffekt" erreichen.
Und ja, Realität ist nicht sicher, aber ich denke, diese Tatsache ist kein Nachteil, mehr eine Gelegenheit ;)

Die zitierten Stellen hab ich korrigiert.


Hallo Anne!

Aus deinen Antworten kann ich nie so richtig rauslesen, ob die Geschichte denn nun besser als die letzte war, trotzdem freut es mich natürlich immer wieder, wenn du mit den Texten etwas anfangen kannst :)

Danke für dein Lob, allerdings sind die Formulierungen manchmal schon ziemlich hart erkämpft, die deutsche Sprache besteht leider nicht aus Wolken. Eher aus Backsteinen :D

Gruß
Christoph

 

Hallo Wolkenkind,
auch auf die Gefahr hin, dass es langweilig klingt, aber ich kann mich den anderen Kommentatoren einfach nur anschließen. Der Text ist wunderschön und ergreifend. Dabei finde ich es ganz egal, wie viele Realitätsebenen es gibt, oder wer hier der "Verrückte" und wer der "Normale" ist. Die Sprache ist das Besondere. Die Sprache ist der Star. Eine poetische Prosa, wie man sie nur schreiben kann, wenn man mit seinen Figuren zutiefst emotional verbunden ist.
Bravo
knagorny

 

Liebes Wolkenkind!

Deine Geschichten sind ja oft eine Besonderheit, hier hast du aber noch schnell vor Jahresende einen wahren Trumpf ausgespielt.

Wieviel Phantasie, Wortspiel aber auch auf den Kopf gestellte Realität hast du hier verwoben. Zwei Menschen, die in einer völlig anders definierten Normalität ihren Alltag leben. Ich steh vor ihnen wie vor einem Wunderbaum mannigfaltiger Möglichkeiten die Welt und das eigene Tun zu betrachten. Freisein innerhalb einer geschlossenen Anstalt, intensiver erlebt als viele Realbürger außerhalb der Zellen die ihre jemals wahrnehmen werden können.

Das ganze erzählst du in wunderbaren Bildern, lässt Glückskekse backen und mich das Lachen der Sonne hören. Dennoch erlaubst du ohne Heuchelei und Bitterkeit einen Blick auf die Tragik dieser beiden Schicksale ... oder aber auf die Tragik derer die ohne Dachschaden durchs Leben gehen.

Also ehrlich - Hut ab.

Lieben Gruß an dich, Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Danke auch euch beiden für die kritiklosen Kritiken.

@knagorny
Ja, die Sprache ist hier der Star, Romane schreiben kann ich später auch noch, momentan hat die Form Priorität ;)
Meist ergeben sich die Sprachspielereien allerdings erst, nachdem die Geschichte in meinem Kopf Gestalt angenommen hat. Dann erst springt die Phantasiemaschine an.
Und ohne emotionale Bindung zu den Figuren sollte man eigentlich gar keine Geschichte schreiben dürfen.

@schnee.eule
Wie immer bin ich etwas erstaunt, wie ich mit den paar Sätzen diese Reaktion auslösen konnte :)
Freue mich, wie immer, über deine Antwort, aus der ich herauszulesen glaube, dass die Geschichte für dich eine weitere Sprosse an meiner persönlichen Kurzgeschichtenleiter darstellt ;)
Und bis zum Jahresende ist es ja noch eine Weile.

Gruß
Christoph

 

Servus Christoph!

Du darfst ruhig erstaunt sein - ich bin es beim Lesen ja auch :D - wie schön, dass wir noch staunen können.

Im Bezug auf die erwähnte Sprosse gebe ich dir recht. Die vorherige Geschichte schien mir eher dem Gedanken der Quantität, des "na, eine schreib ich heute noch" entsprungen zu sein. Aber diese hier hat eine Essenz die darüber weit hinaus geht. Insofern hast du vielleicht nicht eine Sprosse genommen, sondern eine andere Leiter betreten.

Lieben Gruß, Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Lieber Christoph!

Damit Du Dich nicht ganz so erschlagen fühlst, sag ich Dir jetzt meine ehrliche Meinung über die Geschichte...;)

Die Worte finde ich zwar schön gewählt, stilistisch bist Du ja ziemlich sicher.

Aber ich finde den Inhalt dermaßen - entschuldige - schwachsinnig, daß ich bei jedem Lesen (bis jetzt vier Mal) nur den Kopf schütteln kann.
Das beginnt schon bei der im Kreis laufenden Frau, die sogar Bücher im Gehen liest und setzt sich bis zum Schluß fort.
Es macht mich aggressiv, wenn psychische Störungen so dargestellt werden, als sei derjenige deshalb gleich schwachsinnig. Sowas stimmt einfach nicht.
Solche falschen Darstellungen erzeugen in den Köpfen falsche Bilder von psychischen Erkrankungen und sind alles andere als förderlich für ein besseres Verständnis.

Hoffe, Du bist mir nicht böse für diese harte Meinung, aber was es wiegt, das hat es nunmal. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi!

Ich werde hier niemanden fressen, nur weil er seine Meinung schreibt, erst recht nicht, wenn sie auch noch einleuchtend begründet ist :). Danke dafür.

Erst einmal kann und will ich überhaupt nicht den Anspruch auf realistische Darstellung erheben. Vielleicht ist Alltag daher auch nicht die geeignete Rubrik, aber das hab ich ja schon oft gesagt bekommen. Allerdings frage ich mich nun, wo genau ich "in den Schwachsinn" abgedriftet bin ;)
Beabsichtigt war das jedenfalls nicht, und Sätze wie: "Lach nicht, sagte sie dann streng, wir haben ööörnste psychische Problöööme." sollten eigentlich die Ironie zum Ausdruck bringen. Wobei Depressionen diese ja keinesfalls ausschließen, gibt genügend depressive Zyniker da draußen.

Auch das Im-Kreis-Laufen soll eigentlich nicht auf Schwachsinnigkeit hindeuten, eher schon auf Aufgewühltheit, Rastlosigkeit.
Ich finde es jedenfalls nicht "schwachsinniger" als vor dem Fenster der Angebeteten zu zelten ;)

Und auch Sätze wie "Sie habe das Leben nackt gesehen" klingen für mich eher ironisch als wirklich debil.
Und die Bücher liest sie ja im Liegen, was ich übrigens selbst auch gerne tue :)

Ich will dir nicht unterstellen, die Geschichte nach viermaligem Lesen missverstanden zu haben, bin nur etwas erstaunt, wie unterschiedlich man meine Sätze deuten kann. Soll nicht heißen, dass ich darauf stolz wäre :)

Liebe Grüße
Christoph

 

Lieber Christoph!

Ich meinte das eigentlich nicht so sehr auf die Rubrik bezogen. Auch z.B. in Sonstige hätte ich Dir die gleiche Kritik geschrieben.
Es ist einfach dieses ganze übertrieben abnormale Verhalten, das mir gegen den Strich geht.

Und die Bücher liest sie ja im Liegen, was ich übrigens selbst auch gerne tue
Ja, erst schreibst Du, sie liest im Liegen, aber dann schreibst Du:
Sie, im Laufen, ihre Märchenbücher.
Ich finde es jedenfalls nicht "schwachsinniger" als vor dem Fenster der Angebeteten zu zelten
Ich meinte ja auch das Verhalten beider. ;)
sollten eigentlich die Ironie zum Ausdruck bringen
Welche Ironie? :confused:

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Mit alternativer Rubrik meinte ich eher "Seltsam", wo das abnormale Verhalten vielleicht eher als nicht-wörtlich-zu-nehmen, als Metapher durchginge.

Ich meinte ja auch das Verhalten beider
Hm, ich dachte, du meinst nur ihr Verhalten. Sicher verhalten sich alle irgendwie unrealistisch, abnormal. Das reicht vom Prot, über den Arbeitskollegen, bis hin zum Polizisten.
Natürlich ist auch die Tatsache, dass der Prot in einer "Glückskeksefabrik" arbeitet, streng genommen, totaler Unsinn. Diese ganze Abnormalität war eigentlich als Metapher gedacht. Und die Ironie sollte das lediglich andeuten helfen.
Wenn man die Geschichte als ernsthafte Schilderung liest, muss man wohl zu dem Schluss kommen, dass es sich um Schwachsinn handelt ;)

 

Danke euch beiden für die Antworten.
Ich hoffe mal, dass die Tränen keine Tränen aus Mitleid mit dem zerstückelten Aufbau der Geschichte sind :)

Und nachdem die Mehrheit meine abnormalen Protagonisten akzeptiert, werd ich wohl so weitermachen. Auf in den poetischen Schwachsinn! ;)

Gruß
Christoph

 

Hallo wolkenkind,

statt Liebe bis in den Tod, dem alten Romeo und Julia Prinzip,lesen wir bei dir die fast moderne Variante in einer Welt, die an Bindungsängsten krankt und gleichzeitig dem Wahnsinn liebeskranken Handelns etwas romantisches abgewinnen kann.

Deine Protagonisten sind in ihren Bindungsängsten, wie auch in ihren Bindungssehnsüchten einander verhaftet. Sie mögen nicht die Hellsten sein, mögen psychische Defizite haben, aber sie haben mit der Normalität von huete die Furcht gemeinsam, sich auf jemanden einzulassen, oder den Hang gemeinsam, jemanden mit Haut und Haaren atemlos zu lieben bis hin zur Körperverletzung.

von poetischem Schwachsinn kannst du also kaum sprechen. ;)

Das ich deinen Stil einfach beneidenswert finde, brauche ich ja nicht jedes Mal zu schreiben ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo sim

Ich danke dir für deine treffende Zusammenfassung. Falls ich mal ein Buch schreiben sollte, werde ich dich für den Klappentext engagieren ;)

Freut mich besonders, dass du nicht über die "psychischen Defizite" der Charaktere gestolpert bist. Ich stelle immer wieder fest, dass ich gerade in den skurrilen Figuren und Geschichten meine eigenen Gedanken am besten zum Ausdruck bringen kann.

Und dass du meinen Stil beneidenswert findest, wundert mich jedesmal aufs neue :)

Gruß
Christoph

 

habe gedacht, ich fange mal an, texte von dir zu lesen.

er ist wunderbar.
die kreise, die sie dreht, sind haften geblieben. ihre grenzen. Ich bin die sonne, ist haften geblieben und: neunzig Prozent aller Selbstmordversuche misslingen und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
dieser raum, in dem sie steht. und du mit ihr.
vielleicht schmuggelt jemand glückskekse für euch hinein, dann hört auch das rotieren auf.
dennoch nciht das suchen.

denn das ist es, was es für mich aussagt: eine suche. zu sich selbst, nach sich selbst, in sich selbst. du und sie.
liebe grüße-.

 

Hi linne

Danke für die Antwort, freut mich, dass ein paar Sätze hängen bleiben. Hab ich also nicht umsonst wieder endlos umgestellt und abgeändert.

Und ja, der Text beschreibt eine Suche. Am Ende finden die beiden dann das Ziel, oder zumindest sind sie auch ohne Weitersuchen glücklich.

LG
Christoph

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wolkenkind,

mir hat neben dem Stil vor allem der Anfang gefallen: Er bringt einen schnell in die Geschichte und stellt uns die beiden Figuren vor. Der Konflikt wird angedeutet: Der Ich-Erzähler will das Mädel von ihren Zwangsvorstellungen erlösen. Die Spannung resultiert aus der Frage, ob er es schafft. Aber der Schluss löst diesen Konflikt nicht ganz befriedigend, finde ich.

Der Ich-Erzähler wirkt am Anfang normal. Von dem Moment aber, wo er seinen Kollegen ("Ausräuchern") missversteht, kippt der Charakter - ohne Vorwarnung. Deswegen fühlt sich Anna in ihrer Kritik "vor den Kopf geschlagen". Sie mag das anscheinend... - ich weniger. Das Kippen des Charakters wirkt m.E. unglaubwürdig, da nicht vorbereitet. Und es wirkt wie ein Trick, um den Konflikt nicht bis zum Ende durchspielen zu müssen. Das Mädel verweigert den Kontakt, der Ich-Erzähler belagert sie. Soweit, so gut. Aber wenn das nicht funktioniert, könnte er vielleicht ihre Verwandtschaft oder die Polizei einschalten. Was ich damit sagen will: Ich glaube, es gäbe noch Möglichkeiten, den Konflikt weiterzutreiben. Den Ich-Erzähler wahnsinnig werden zu lassen, ist meiner Meinung nach zu bequem.

Oder irre ich mich?

Grüße,
dein Stefan aka leixoletti

 

Hallo leixoletti,

Danke für deine Rückmeldung. Ja, ein Trick ist das Ende vielleicht schon, aber irgendwie trifft das ja auf jede Art Pointe zu. Im Gegensatz zu dir sehe ich das Kippen des Charakters nicht erst am Schluss.
Welcher vernünftige Mensch zeltet in irgendwelchen Vorgärten, stellt "Ich-liebe-dich-Plakate" auf etc.?

In einer realistischen Geschichte gäbe es gar keinen Konflikt zum Weitertreiben, da würde schon bald irgendjemand dafür sorgen, dass sie rauskommt.
So, und jetzt noch 3 Antworten, dann bin ich berühmt :D

Gruß
Christoph

 

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