Was ist neu

Schutzengel!

Seniors
Beitritt
10.10.2006
Beiträge
2.635
Zuletzt bearbeitet:

Schutzengel!

Während draußen die Straßenzüge Leipzigs an ihm vorbeikrochen, als hätten sie etwas zu verbergen, drückte sich Frank in die Umarmung eines Straßenbahnsitzes, aß Nic-Nacs aus der Tüte und versuchte seine Mutter zu ignorieren, die vier Monate nach ihrem Tod besser aussah als je zuvor.
„Ich weiß wirklich nicht-“
„Womit ich das verdient habe“, half Frank aus.
„Wie du dich davon ernähren kannst.“
Frank warf sich eine Handvoll Nüsschen in den Rachen.
„Ich verstehe immer noch nicht, wie du eigentlich deinen Lebensunterhalt bestreitest.“
„Kaum zu glauben, wo du doch vierundzwanzig Stunden am Tag über mir rumgluckst.“
„Als hätte ich mir das ausgesucht“, sagte seine Mutter, tätschelte aber freundlich seinen Oberschenkel.
„Lass das“, zischte Frank und sah in ihre Richtung. Verdammt, seine Mutter sah aus wie vierundzwanzig. Fünfundzwanzig höchstens. Kupferrotes Haar, mildfrische Augen und unter dem kuschelblauen Wollpullover zeichneten sich zwei – Nein!
„Wenn du nur offener für meine Pokeridee wärst, könnte ich mir auch mal wieder eine richtige Mahlzeit leisten.“
In seiner Phantasie sah sich Frank oft mit Sonnenbrille und Hut an einem Glastisch sitzen, während seine Mutter durch den Raum schlich und kiebitzte, um ihm die Blätter seiner Mitspieler zu verraten.
„Glücksspiel“, sagte seine Mutter, verschränkte die Arme unter den Brüsten und machte ein langgezogenes Zischgeräusch.
Nach einer Weile des Schweigens, in der Frank die restlichen Nacs verputzte, fing sie natürlich wieder an: „Können wir nach Hause, meine Serie fängt bald an?“
„Ich hasse es, dir das zu sagen, aber die haben die Schwarzwaldklinik vor zwanzig Jahren abgesetzt.“
„Ich mein doch nicht die, ich mein die mit den netten Ärztinnen, die alle so verrückt sind, und dieser Asiatin. Also“, seine Mutter schubste ihm in die Seite, „die wäre doch etwas für dich. Die würde dich auf Vordermann kriegen.“
„Das ist keine Serie, das ist Volksverhetzung“, quetschte Frank zwischen seinen Zähnen heraus. „Und wenn ich noch einmal sehen muss, wie da irgendwer irgendwen-“
„Ist da noch frei?“
Frank sah auf, seine Mutter auch.
„Untersteh dich!“, zischte sie.
„Ja, natürlich“, sagte Frank und lächelte, als sich eine junge Frau auf seine Mutter setzte, und ihm über einem blauen Eastpak-Rucksack ein Händchen entgegenstreckte – ohne Ring, wie Frank bemerkte – und sagte: „Katja. Reden Sie häufig mit sich selbst?“
Seine Mutter hatte sich währenddessen von ihrem Platz und aus Katja erhoben und stand nun wie ein Racheengel über ihnen, hielt sich dabei mit einer Hand an einer Stange fest und schwankte übertrieben nach links und rechts, wenn die S-Bahn auch nur über einen Huppel fuhr.
„Ich red nicht mit mir selbst“, sagte Frank. „Nur mit meiner toten Mutter.“
„Dann können Sie tote Menschen sehen?“, fragte Katja, lächelte dabei und zeigte unheimlich viel Zahn.
„Nee, nur meine Mutter. Mein Arzt sagt, das sei ein moralisches Korrektiv.“
„Pah“, schnaubte seine Mutter. „Du erinnerst mich an deinen Vater, wenn du so lügst.“
„So eine Art Geist der Weihnacht wie bei Dickens?“
„Schutzengel!“, schnarrte jemand.
„Belassen wir es doch bei moralischem Korrektiv. Und welche Art von Verrücktheit bringt Sie dazu, sich neben fremde Männer zu setzen, die mit sich selbst sprechen?“
„Oh“, sagte Katja und strich zärtlich über ihren Rucksack. „Das ist beruflich, ich arbeite in der Psychiatrie. Wollen wir mal einen Kaffee trinken?“

Acht Wochen später

„Das ist doch verrückt. Du kennst sie wie lange? Zwei Wochen?“
„Zehn“, zischte Frank und drückte auf den Knopf des Aufzugs.
„Ich kannte deinen Vater vier Jahre, bevor wir wussten, dass es etwas Ernstes ist, und du fragst sie nach zwei Wochen, ob sie mit dir zusammenzieht.“
„Zehn!“
„Und dann wunderst du dich, warum sie nicht mehr anruft.“
„Da ist was passiert, ich kann das fühlen.“
„Wieso? Benutzt du das Ding als Wünschelrute?“, fragte seine Mutter und zeigte mit dem kleinen Finger in Richtung von Franks Hose. Sie war in den letzten Wochen garstig geworden, also noch garstiger, vor allem seit Frank angefangen hatte, mit Katja zu schlafen.
Der Aufzug kam mit einem Ruck zum Stehen; Frank zog den Reißverschluss seines Pullovers bis nach oben, weil er fand, er müsse nun irgendein Signal setzen, und stieg festen Schrittes aus dem Aufzug. Seine Mutter tippelte hinter ihm her.
„Frank“, sagte Frank zum Erstbesten, der ihm in dem weiß getünchten Korridor über den Weg lief, streckte eine Hand aus und ergänzte nach einer Händeschüttelpause: „Der neue Pfleger.“
Der andere war ein bartloser Fleischberg mit blankem Schädel. „Gregor“, sagte er. Und: „Der alte Pfleger“, was er so witzig fand, dass er lächelte.
Seine Mutter schnüffelte hinter ihm, laut hörbar. „Hier riecht es. Ich fühle mich nicht wohl. Wir sollten gehen. Ich glaube, hier passiert nichts Gutes.“
Frank wedelte mit einer Hand hinter seinem Rücken, während er die andere erhob und drauflos plapperte.
„Ja, ich muss jetzt auch weg. Du hast wohl die Friedhofsschicht erwischt“, sagte der Fleischberg, als Frank eine Pause machte. „Na ja, es gibt hier nicht viel zu beachten. Nur nicht die Nudel in den Salat stecken.“ Er lachte, sein Kinn lachte mit. „Oder wenigstens, nicht dabei erwischen lassen.“
„Nudel in den Salat?“, fragte Franks Mutter.
„Ja, ja. Schon klar. Jahrelange Berufserfahrung in Bingen“, plapperte Frank. „Noch irgendwas Besonderes?“
Der Koloss hatte sich an Frank vorbei in den Aufzug gezwängt und rief noch: „Passen Sie auf den Alten auf, der ist gruselig.“
„Hat er wirklich gruselig gesagt?“, fragte seine Mutter.
Frank wollte den Reißverschluss seines Pullovers noch weiter nach oben ziehen, doch das ging nicht, also drehte er sich um und ging auf eine Insassin zu, die in einem Rollstuhl im Gang saß. Er fasste ihr an den bohnenstangengleichen Oberarm – ihr Klinikhemd war mit blauen Blümchen bestickt und fühlte sich an wie ein Leichentuch – und sagte, weil er das so für richtig hielt: „Na, wo gehören wir denn hin? Kennen wir denn eine Katja?“
Die Frau sah ihn mit Kuhaugen an, etwas Sabber tropfte aus ihrem Mundwinkel.
„Ah, Nudelsalat! Jetzt versteh ich das“, sagte jemand hinter ihm.

„Kannst du nicht irgendwelche Geisterkräfte benutzen, um rauszufinden, wo sie ist?“
Seine Mutter lächelte, wie man ein kleines Kind anlächelt, das danach gefragt hat, ob der Mond aus Käse sei, zog eine Augenbraue hoch und sagte: „Ich kann meinen gesunden Menschenverstand benutzen und dir sagen, dass sie dich nicht sehen will.“
„Vielen Dank.“ Frank ging weiter über den Linoleumgang. Er schien gar kein Ende zu nehmen, links und rechts waren Türen, vor ihm immer weiter nur Gang und an der Decke bei jedem zwölften Schritt ein Neonlicht.
Frank rüttelte von Zeit zu Zeit an einer der Türen, jede verschlossen, und als er sich schließlich entschied, an einer Tür stehen zu bleiben, an der Klinke zu rütteln und zu ziehen und dagegen zu klopfen und laut zu fragen, ob denn da jemand drin sei, sagte jemand: „Meine Grabesquellen sagen mir: Schau im Aufenthaltsraum nach.“ Und zeigte mit dem kleinen Finger auf eine Tür den Gang runter, neben der mit goldener Schrift auf schwarzem Grund „Aufenthaltsraum“ stand.
Frank zog seinen Reißverschluss etwas nach unten, um ihn dann viel energischer nach oben zu ziehen.

„Der Mann hatte Recht, das ist gruselig. Wie lang ist der Korridor denn? Das müssen doch mindestens achthundert Meter gewesen sein.“
„Ja, weil dein räumliches Vorstellungsvermögen ja immer legendär war, Mama. Wie war das? Rückwärts einparken.“
„Es hatte geschneit!“
Frank öffnete die Tür zu einem miefigen Räumchen mit Kaffeemaschine, Kühlschrank, Obervitrine, Mikrowelle, Fernseher und einem gammeligen Rätselheftchen.
„Oh“, sagte seine Mutter und beugte sich sofort über das Heftchen.
Frank wendete sich ab, weil der Hintern seiner Mutter die Jeans spannte, und sah in den Kühlschrank: Vielleicht konnte er sich einen Burito warm machen, das war das mexikanische Gegenstück zu Nic-Nacs.
„Verbrennungsrückstand mit vier Buchstaben“, murmelte jemand, während Frank in den leeren Kühlschrank starrte.
„Russ“, sagte Frank.
Und hinter ihm: „Angenehm. Vincent.“
„Mariaundjosef, den hab ich nicht kommen hören“, sagte seine Mutter. Hinter Frank war ein zahnlos lächelnder Greis in einem Rollstuhl aufgetaucht, sein Mund war mit Blut beschmiert.

Seine Mutter hatte sich hinter dem Mann aufgebaut und roch an dessen Haupt, das nur von einem schlohweißen Haarkranz geziert wurde.
Frank schüttelte den Kopf und sagte: „Hallo, wie geht es uns denn heute? Haben wir denn Zutritt zu diesem Aufenthaltsraum und was haben wir denn mit unserem Mund da gemacht? Haben wir versucht, unsere Zunge zu verschlucken?“
Der Greis lachte meckernd. Die Mikrowellentür schlug auf und zu. Franks Mutter schreckte von dem Alten zurück.
„Katja hat mir von Ihnen erzählt“, sagte der Greis und fasste mit Spindelfingern nach den Rädern seines Rollstuhls.
„Sie kannten – kennen Katja?“, korrigierte Frank.
„Ja, ja“, sagte der Alte, sein Kopf wippte mit jedem Wort, als habe er kein Rückgrat. „Oft, oft. Ein so liebes Mädchen. Hat mir oft von Ihnen erzählt. Hab ihr gesagt, es ist nicht gut hier. Er kommt nachts. Wissen Sie. Nachts kommt er.“
„Wer?“, fragten Frank und seine Mutter im Chor.
„Oh, er“, der Kopf wippte wieder. „Er kommt schon bald, hehe. Er ist groß, wissen Sie. Groß ist er.“
„Und er hat Katja?“
„Ja ja, he he. Oh“, der Alte führte eine Hand zum Ohr und formte einen Trichter.
Das Rätselheft hüpfte auf und ab, auch der Kühlschrank wippte hoch und runter. Seine Mutter drehte den Kopf hinter sich.
„Sie sollten jetzt wirklich gehen“, riet Vincent. Doch da hatte Frank seine Mutter schon am Handgelenk gepackt und war wieder draußen auf dem Flur. Fast meinte er den Alten noch flüstern zu hören, als die Tür ins Schloss fiel. Doch das konnte nicht sein. Der Greis konnte unmöglich gesagt haben: „Sie sehen einfach fabelhaft aus, Mademoiselle.“

Auf dem Korridor wippte das Linoleum mit und da wo eben noch weißer Horizont gewesen war mit Neonlampen alle zwölf Schritte, so weit das Auge reichte, ragte nun eine schwarze Masse vor ihm auf, vielleicht zehn, elf Lampen entfernt.
„In drei Teufels Namen“, sagte Frank.
„Was ist das?“, fragte seine Mutter.
Dann rollte das Dunkel auf sie zu, eine Lampe ging aus, die Erschütterungen auf dem Boden wurden stärker. Die nächste Lampe zersprang unter Getöse.
„Lauf!“, schrie Frank, wirbelte herum und rannte aus Leibeskräften.

Die Lunge brannte, die Muskeln in seinen Waden schmerzten, seine Mutter war wie ein Schemen an seiner Seite und feuerte ihn an: „Los, jetzt. Komm. Es kann nicht mehr weit sein“, doch vor ihm war nur ein weißes Nichts. Ein Korridor.
Schweiß hatte Franks Brauen durchweicht und tropfte nun salzig in seine Augen.
Der Boden bebte.
„Okay, okay, okay“, Frank hielt an, drückte seine Hände auf die Knie und röchelte. „Das ist doch Wahnsinn“, er drehte den Kopf in Richtung des Schwarz. „Da ist nichts, da passiert gar nichts.“
Er kauerte sich an eine der weichen Wände und atmete schwer, seine Mutter drückte ihm die Hand.
„Du weißt, dass ich dich liebe, oder?“, fragte sie.
Doch Frank hatte den Kopf in Richtung des schwarzen Nichts gedreht, die Augen zu Schlitzen verengt, lugte in die riesige, stapfende, verschlingende Dunkelheit und ballte die Hände zu Fäusten.
„Okay, eine Waffe“, sagte Frank. „Das ist immer der Fehler von den Typen in den Filmen. Die haben nie eine Waffe“, seine Fäuste öffneten und schlossen sich wieder.
Er meinte nun Schemen in dem Dunkel zu erkennen, einen Koloss, noch viel größer als der Fleischberg vom Aufzug, so groß, dass er bis an die Decke reichte, und fast von Wand zu Wand. Frank versuchte richtig zu atmen. Durch die Nase ein, durch den Mund aus. Es war mehr ein Hecheln.
Der Moloch war schon zu nahe, viel zu nahe. Und wegrennen konnte er nicht mehr. Vielleicht - wenn er sich einfach nur fest genug an die Wand presste, so als wäre er in einem Tunnel und ein ICE raste auf ihn zu?
„Schnell da oben!“, rief seine Mutter und zeigte auf eine Luke an der Decke.
„Das ist viel zu hoch“, protestierte er, stieß sich aber von der Wand ab – der Boden bebte immer stärker - und versuchte sich fest genug vom Linoleum abzudrücken, um nach oben zu gelangen. Der Boden gab unter seinen Füßen nach, so dass er meinte, aus nassem Sand zu springen.
„Mach was!“, schrie er, während er sprang.
„Ich bin nur ein moralisches Korrektiv!“, schrie seine Mutter zurück.
„Nein“, Frank sprang, „Schutzengel!“, schrie er. „Schutzengel!“
Er hörte, wie seine Mutter Luft in ihre toten Lungen sog und starrte auf den Koloss, der auf ihn zusteuerte. Menschenähnlich, dachte Frank. Wenigstens ist es menschenähnlich. Er war nackt, dicke Muskelstränge zeichneten sich unter seiner glänzend-schwarzen Haut ab, sein Gesicht war eine glatte Oberfläche, keine Nase, keine Augen, keine Ohren, kein Mund, nichts, er schien nur aus gewaltigen Armen und Beinen zu bestehen und einem muskelbepackten Torso.
Eine der Pranken des Molochs spannte sich zu einer Faust von der Größe eines Kleinwagens. Und Frank sprang erneut nach oben, vierzig, fünfzig Zentimeter fehlten, und er musste ja auch noch die Klappe da aufbekommen. Wer weiß, wie die gesichert war. Ach, er starrte nach vorne. Wenigstens starb er spektakulär. In dem Albtraum eines anderen.
Ein letztes Mal, bevor ihn das Viech überrollen würde, sprang er nach oben, spürte eine zarte Umklammerung an seinem Handgelenk und wurde nach oben gerissen
Er kauerte sich flach auf den Boden des Heizungsschachtes, während sich der Moloch unter ihm seinen Weg fraß, atmete schwer aus und starrte in die mildfrischen Augen seiner Mutter. „Ich hab dir doch gesagt: Schutzengel“, sagte sie, bevor sie sich flach auf den Bauch fallen ließ.

„Ich glaub, es ist weg“, sagte seine Mutter und zog ihren Kopf aus der Öffnung wieder nach oben.
Frank lag auf dem Rücken und atmete. War ein tolles Gefühl, einfach zu atmen, jeden Muskel in seinem Körper doppelt zu spüren, und die in seinen Beinen dreifach.
„Hier sind wir sicher“, sagte Frank. „Es ist viel zu groß.“
„Was immer es auch ist.“
„Was immer es auch ist. Moment mal.“
„Ja, mein Sohn“, irgendetwas, das Frank gar nicht gefiel, hatte sich in ihre Stimme geschlichen, „für den ich über mich selbst hinausgewachsen bin und dem ich soeben zum zweiten Mal das Leben geschenkt habe.“
„Du hättest das gar nicht tun können, ich meine: Du bist doch nicht wirklich du. Du bist nur ein moralisches-“
„Schutzengel“, sagte sie. „Ich kann es nicht fassen, dass du wieder davon anfängst. Nach allem, was ich für dich getan habe.“
„Ja, ist ja gut“, sagte Frank. Er wusste nicht so recht: Sollte es ihn freuen, dass er nicht verrückt war, sondern … besessen? Oh Gott, er hatte vor seiner Mutter mit einer fremden Frau geschlafen! Bisher hatte er angenommen, er hatte es nur vor einem irgendwie abartigen Teil seiner selbst getan.
„Wir müssen hier weg, Katja finden!“
„Bist du noch bei Trost?“
„Was schlägst du denn vor?“
„Einfach hier bleiben, bis die nächste Schicht anfängt.“ Wieder ein Zischgeräusch.
„Okay“, sagte Frank, legte sich flach auf den Rücken und versuchte, die Implikationen zu verdrängen, die das alles nun mit sich brachte.
„Vielleicht“, setzte seine Mutter an. „Können wir jetzt mal über unsere Beziehung sprechen, jetzt wo klar ist, dass ich-“
„Was? Was willst du? Einen eigenen Fernseher, oder was?“
„Oh, Oh“, machte seine Mutter.
Frank schreckte hoch.
„Kriech!“

Frank quetschte sich durch den Schacht, robbte auf seinen Unterarmen entlang und jedes Mal, wenn er sich umdrehen wollte, sah er in das Gesicht seiner Mutter, die „Kriech! Kriech doch endlich“ schrie.
„Was ist denn da?“, schrie Frank, seine Kehle brannte.
„Zähne!“, kam es zurück. „Krallen! Jetzt mach!“
Du bist eine Maschine, dachte Frank. Eine reine Maschine. Arme und Körper, Arme nach vorne, absetzen, und Ziiiehen. Arme nach vorne, absetzen und Ziiiiehen. Du hast keine Muskeln, die schmerzen, du hast kein Blut, da ist Öl und da sind Drähte und Ziiiiehen.

Da ist nichts, was Brennen kann an deinen Oberarmen, dein Bauch kann nicht weh tun, da ist nichts, was schrammt und schwitzt und quetscht und Galle spuckt und Feuer schreit und brennt. Da ist Stahl auf Stahl und zieh und du bist eine Maschine.
Etwas jagte ihm seine Krallen in die Ferse, Frank schoss Wasser in die Augen, er drehte sich um: Ein finstres Geschöpf mit Krallen lang wie Zimmermannsnägeln und Zähnen spitz wie Haifischfänge hatte sich in seine Ferse gehackt, seine Mutter drosch mit ihren Fäustchen auf es ein, doch das Viech öffnete den Kiefer und Frank trat ihm mit aller Kraft in die Schnauze, das Wesen zischte und zuckte.
Frank erkannte noch, dass seine Mutter versuchte, dem Wesen die Daumen in seine lidlosen Augen zu rammen, da kroch er auch schon weiter.
Und Frank, die Maschine, spürte, wie er leckte, Flüssigkeit verlor, es tropfte aus ihm, es strömte, er biss auf seine Zähne, die Zunge torkelte in seinem Mund wie ein waidwundes Tier. Seine Mutter schrie hinter ihm, jammerte und kreischte; er meinte das feurige Sabbern des Dämons zu hören, als seine Hände vor ihm plötzlich keinen Halt mehr fanden und er kopfüber in den Abgrund fiel.

„Na, haben wir uns weh getan? Sind wir hingefallen?“
Frank hörte das Quietschen von Rädern und spuckte etwas Blut. Er fuhr mit der Zunge im Mund herum, ein Vorderzahn war abgebrochen.
Frank drückte mit den Handflächen auf den Boden – Stein, wie konnte der Boden denn aus Stein sein? – und sah sich um. Er war in einem riesigen, weißen Operationssaal mit Fackeln an den Wänden. Der Moloch thronte schwarz über dem Greis in seinem Rollstuhl, der zahnlos lächelte, und in seiner Pranke hielt er, als wäre sie eine Barbiepuppe, Katja. Oh, Katja.
„Wissen Sie, seit mir Katja von Ihnen beiden erzählt hat, brenne ich darauf, Sie kennen zu lernen. Wissen Sie, wie selten unsere Gabe ist?“
Frank versuchte erneut sich aufzurichten, er hatte das Gefühl, als würde etwas auf seinem Rücken liegen und als er den Kopf nach hinten drehte, zischte ihn ein schwarzes Geschöpf an, leckte mit einer pockigen Zunge über seine Wange. Widerhaken rissen Wunden. Frank schrie.
Katja wimmerte, der Moloch streichelte ihr mit dem Zeigefinger seiner anderen Hand über den Kopf. Der Finger war so groß wie ein dicker Achtjähriger.
„Außerköperliche Projektion, fantastisch, nicht wahr? Mein Leben lang dachte ich, ich sei der einzige mit dieser Gabe. Und dann, Sie können meine Überraschung bestimmt verstehen, als ich von Ihrem speziellen Fall hörte? Wo ist sie denn? Möchten Sie sich nicht zu uns gesellen, Mademoiselle?“
„Nein, bleib weg, Mutter!“, schrie Frank, die Zunge ratschte über sein Ohr und riss ein kleines Stück heraus.
„Ich fürchte, ich muss insistieren.“
„Schon gut, schon gut“, seine Mutter löste sich aus der Dunkelheit des Raums, die kupferroten Haare flackerten im Licht der Operationssaalfackeln. Sie war wunderschön, fand Frank nun.
„Es tut mir leid, dass ich gezwungen war, bestimmte Unannehmlichkeiten auf Ihre Schultern zu laden. Sehen Sie es als eine Art … Belastungstest.“ Der Alte fuhr mit seinem Rollstuhl auf Franks Mutter zu. „Mademoiselle, darf ich denn darauf hoffen, Ihre Hand zu berühren.“
Grazil reichte sie ihm die Hand, und er presste seinen zahnlosen Mund auf den Handrücken. Es schmatzte, Frank wandte sich ab, versuchte zu erkennen, ob sich Katja in den gewaltigen Armen des Wesens überhaupt noch bewegte.
„Sie haben sie wunderbar hinbekommen. Sie schmeckt sogar echt. Schauen Sie“, sagte der Greis, „ein ganzes Leben hab ich Ihnen voraus und das Beste, was mir gelingt, ist dieses da“, er zeigte auf den Moloch, „und jenes dort“, er zeigte in Franks Richtung. „Können Sie mir zeigen, wie es geht? Können Sie es mich“, sein Kopf wippte, „lehren? Oder müssen wir bestimmte Ablenkungen vorher noch beseitigen?“

Katja baumelte in den Pranken des Riesen hin und her, Frank wusste nicht, wie weit es von dort nach unten gehen würde.
„Das ist ein Missverständnis“, hörte er seine Mutter sagen. „Ich bin keine Projektion, wissen Sie.“
„Ach, Nein?“, fragte Vincent und zu Frank gewandt: „Es kann reden. Wie wunderbar es reden kann.“
Seine Mutter wedelte mit einer Hand hinter ihrem Rücken, als wolle sie ihm ein Zeichen geben, Frank hatte das Gefühl, dass der Druck auf ihm nachließ, offenbar war das Krallenwesen genau wie sein Meister abgelenkt.
„Nein“, sagte seine Mutter, „kommen Sie her“, sie spitzte ihre Lippen, „ich verrate Ihnen das Geheimnis.“
Der Greis fuhr seinen Rollstuhl näher heran, Franks Mutter beugte sich über ihn, roch an seinem Kopf, brachte den Mund dicht an sein runzliges Ohr.
Frank stöhnte auf, drückte sich vom Steinboden ab, das Vieh fiel hinter ihm zu Boden, kreischte auf, Frank jagte nach vorne.
„Ein Schutzengel!“, hörte er seine Mutter brüllen. Sie griff nach dem Kopf des Alten, eine Hand an die Schläfe, die andere ans Kinn, und drehte mit einem gewaltigen Ruck. Der Moloch vor ihm zerbröselte. Die Pranke, die eben noch Katja gehalten hatte, löste sich in Nichts auf. Das Vieh hinter ihm schrie immer lauter und lauter, Frank hetzte nach vorne, stolperte – seine Ferse -, Katja fiel. „Schnell“, rief seine Mutter, Frank rannte und humpelte und sprang das letzte Stück, breitete die Arme wie zu einem Falltuch aus, schloss die Augen - er war zu spät, viel zu spät! -, und da, wie ein Apfel, fiel Katja ihm in die Arme.

„Du bist ganz leicht“, sagte Frank. „So leicht hab ich dich gar nicht in Erinnerung. Dir geht es doch gut, oder? Alles in Ordnung?“ Frank setzte sie vor sich ab, hielt ihr Gesicht mit beiden Händen und presste sie an sich. Sie drückte die Nase in jene Kuhle, wo sein Schlüsselbein in den Hals überging.
„Mir geht es gut.“ Und irgendwie, so pervers es war, Frank war nie glücklicher, so nahe wie in jenem Moment, so lebendig, hatte er sich nie vorher gefühlt. Katja sagte: „Du Frank. Ich dachte, ich würde sterben“
„Nein, nein“, sagte Frank und erkannte etwas hinter Katjas Schultern.. „Alles ist gut, wirklich alles ist gut.“
„Du bist mein Held.“
„Ja“, sagte Frank mit freudloser Stimme. „Das kann man wohl so sagen. Aber“, er löste sich von ihr, „vergessen wir auch meine Mutter nicht.“
Die wischte ihre Hände an der Jeans ab und bei jedem Ruck stieß sie ein Wort aus: „Was ich nicht alles für dich tue. Und dankt man es mir? Nein!“
„Oh!“, sagte Katja. „Jetzt kann ich sie ja sehen. Frank, warum hast du mir nicht gesagt, wie wunderschön sie ist? Und das ist deine Mutter? Freut mich, Sie kennen zu lernen! Ich habe schon so viel von Ihnen gehört.“
Frank erstarrte. Seine Mutter drehte ihren Kopf zur Seite.
„Was denn? Hab ich was Falsches gesagt?“
„Nein“, sagte Frank. „Es ist alles gut. Komm her, ich will dich nur festhalten, schau dich nicht um.“ Er drückte sie an sich, über ihre Schulter hinweg konnte er ihren zerschmetterten Leichnam sehen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Quinn,

„Katja, reden Sie häufig mit sich selbst?“

Ich würde einen Punkt nach Katja setzen, weil man sich sonst fragt, wer Katja ist, und wer sie da gerade fragt, ob sie häufig mit sich selbst redet.

„So eine Art Geist der Weihnacht wie bei Dickens?

Anführungszeichen oben.

Der Aufzug kam mit einem Ruck zum stehen, Frank zog den Reißverschluss seines Pullovers bis nach oben, weil er fand, er müsse nun irgendein Signal setzen, und stieg festen Schrittes aus dem Aufzug.

Ein Stolperstein, ein kleiner, aber schon ein Stein. Würde ich zwei von machen. Also Sätze, nicht Stolpersteine.

Frank wendete sich ab, weil der Hintern seiner Mutter die Jeans spannte und sah in den Kühlschrank

Komma vor „und“, sonst bezieht man es auf „weil der Hintern ...“

Vielleicht konnte er sich einen Burito warm machen, das war das mexikanische Gegenstück zu NicNacs.

Äääh … NicNacs sind doch die Nüsse mit Chipsteig drum, oder? Ein Burrito? Du weißt, was das ist?

Doch da hatte Frank seine Mutter schon am Handgelenk

Das fand ich verwirrend, weil sie zuvor eher wie ein klassischer Geist eingeführt wird, nicht stofflich, Katja gleitet ja einfach durch sie hindurch.

tropfte nun salzig in seine Augen

Eigentlich tropft der Schweiß brennend in seine Augen, und es brennt wegen des Salzes.

der Boden bebte immer stärker - und versuchte sich fest genug vom Linoleum abzudrücken, um nach oben zu gelangen. Der Boden gab unter

er schien nur aus gewaltigen Armen und Beinen zu bestehen und einem muskelbepackten Torso.

Du hängst einige Male mit „und“ schnell noch was hinten dran, das bläst ein paar Sätze unschön auf.

Wer weiß, wie die gesichert war.

wusste

Bisher hatte er angenommen, er hatte es nur vor einem irgendwie abartigen Teil seiner selbst getan!

Ausrufezeichen … naja, kennst du selbst. Sparsam und so. Dieses fand ich überflüssig, weil der vorangegangene Satz schon mit einem endet.

fantastisch nicht wahr.

Fantastisch, nicht wahr?

Der Alte fuhr mit seinem Rollstuhl nun auf Franks Mutter zu.

„nun“ ist Ballast

Oder müssen wir bestimmten Ablenkungen vorher noch beseitigen?“

bestimmte

und da, wie ein Apfel, fiel Katja ihm in die Arme.

Du hälst den Ton recht humorvoll, zuerst liest sich das auch witzig. Aber Kerl, watt muss das für 'n Apfel sein, wenn ich beide Arme brauche, um den aufzufangen?

Er drückte sie an sich, über ihre Schulter hinweg konnte er ihren zerschmetterten Leichnam sehen.

Boa, geiles Ende, knallt! Gerade deshalb würde ich aber auf einen Satz setzen, kurz wie ein Schuss aus dem Maschinengewehr. Also Punkt nach "sich".

Gute Grundidee, spannend umgesetzt. Was ich nicht verstanden habe – sollte ich was überlesen haben, Schande über mich – ist, warum in der Anstalt so verdammt wenig los ist. Ich meine, da scheinen nur der Antagonist und Katja herumzulaufen. Das Finale ist echt super, gerade auch weil die gruseligen Momente vorher immer durch die bissig-zotigen Dialoge zwischen Frank und seiner Projektionsmutter aufgelockert werden. Ich wollte mich schon über diese allzu heile Welt am Schluss beschweren, dieses 80er Jahre Ami-Serienmäßige, und dann paff! Schockt, weil zumindest ich da definitiv nicht mit gerechnet hätte.

Grüße
JC

 

Hi Quinn,

gute Story! Hat Spaß gemacht zu lesen, weil es spannend war und, wie Proof schon sagte, die Dialoge mit der Mutter das Ganze auflockern. Ebenfalls ein dicker Pluspunkt: Endlich mal etwas Frisches, Neues, was noch nicht ausgelutscht ist.
Formal gibt's von meiner Seite auch nichts zu mäkeln, habe keine Fehler bemerkt, sehr schön.
Alles in allem also eine richtig gute Story mit topp Ende.
Danke!

Viele Grüße,
Maeuser

 
Zuletzt bearbeitet:

Yo Proof,

das mit den Buritos ist einfach Quatsch. Das klingt immer wie eine Ausrede, aber Menschen haben komische Ansichten, und ich finde gerade bei so Protagonisten muss man ihnen auch mal eine Macke zugestehen, wie in dem Fall. Wenn eine Figur steif und fest behaupten würde, die Hauptstadt von Kuba sei Cuba Libre oder Frauen hätten diesen Huppel über dem Hintern, weil ihnen erst im siebzehnten Jahrhundert der Schweif abgefallen sei, dann hat das für mich durchaus eine Berechtigung in einer Geschichte. Und wenn Frank eben glaubt ein Burito sei das NicNac Mexikos, dann ist das eben so. Ich hab bei der Szene sehr geschmunzelt, gerade weil sie ein bisschen doof ist. Überhaupt sind NicNacs doch bescheuert, schon das Wort. ;)

Was ich nicht verstanden habe – sollte ich was überlesen haben, Schande über mich – ist, warum in der Anstalt so verdammt wenig los ist.
Ganz ehrlich: Wen schert’s groß? Die Türen sind abgeschlossen, Vincent hat alle Patienten verriegelt. Ihm gehört die Klinik, er ist maßlos reich und hat das nur als Fassade aufgebaut? Ich weiß es wirklich nicht. Ich fand’s für die Geschichte so am besten. Die Einleitung mit Gregor und der Patientin im Rollstuhl und ab geht’s. Das ist ja sowieso ein surreales Szenario. Man hätte das auch ganz anders machen können, mit einer „richtigen Klinik“ und „echten“ Patienten und einem „authentischen“ Gebäude, ich hatte das vorher auch im Kopf, hab mich aber dagegen entschieden, weil es die Geschichte beladen hätte. Ich wollte hier dicht an den Figuren sein, wenig von ihnen ablenken und rasant und spritzig erzählen. Und alles, was dazu nicht gepasst hätte, hab ich rausgeschnitten, ganz einfach. Ich hab ja auch die „Kennenlern“-Phase zwischen Katja und Frank weggelassen, ich hab den Tod der Mutter weggelassen und die vier Monate zwischen dem Tod von Franks Mutter und der Szene in der S-Bahn. Ich hab in der Geschichte, weil ich das so haben wollte, sehr viel weggelassen, es ist nur das da, was den Leser – wie ich hoffe – unterhält.

Es gibt einen – etwas groben – Logikschnitzer, denn wie hätte Vincent von „Da sieht jemand seine Mutter als Geist“ auf „Der ist ja auch zu außerkörperlichen Projektionen fähig“ kommen können. Aber da hab ich mittlerweile auch genug Selbstvertrauen und genug schlechte Horrorfilme gesehen, um zu sagen: Wenn man das nur scheißschnell erzählt und den Leser viel Spaß haben lässt, dann juckt das halt keinen.


Zu der Sache mit den Ausrufezeichen ... es gibt im deutschen ja nur drei Möglichkeiten. Punkt, Fragezeichen oder Ausrufezeichen. Für mich wird das Fragezeichen zu oft benutzt, weil wir viel sagen, das grammatikalisch eine Frage wäre, aber inhaltlich nicht und von der Satzmelodie her auch nicht, und dem Ausrufezeichen stehen wir zu skeptisch gegenüber. Die Satzmelodie erfordert das schon häufiger, als wir es setzen, glaube ich. Dieser Widerwille hat so etwas anerzogenes, "Wer schreit, hat Unrecht" und sogar hinter den Satz gehört ja ein Ausrufezeichen. Gerade die Mutter ist eine Figur, bei man Ausrufezeichen setzen muss, glaub ich. Die könnte ich mir in der Melodie gar nicht ohne vorstellen, immer dicht zwischen Selbstmitleid und Vorwurf. ;)


gerade auch weil die gruseligen Momente vorher immer durch die bissig-zotigen Dialoge zwischen Frank und seiner Projektionsmutter aufgelockert werden.
Ja, ich hofffe ich hab’s da nicht übertrieben, es sollte schon bissig und pointiert sein, aber zotig wollte ich es jetzt nicht. Es sollte nicht zu albern werden.

Ich wollte mich schon über diese allzu heile Welt am Schluss beschweren, dieses 80er Jahre Ami-Serienmäßige, und dann paff! Schockt, weil zumindest ich da definitiv nicht mit gerechnet hätte.
Genau den Effekt wollte ich. Extra ein bisschen kitschig, dann haut das Ende härter rein. Ich hab die Geschichte auch erst schreiben können, als ich genau dieses Bild vor Augen hatte.
Schön, dass dir die Geschichte gefallen hat
Quinn

Hallo Mauser,

Endlich mal etwas Frisches, Neues, was noch nicht ausgelutscht ist.
Na ja. Das sind ja schon alles bekannte Motive, es ist halt nicht „Teenager in der Wildnis werden von inzestuösen Kannibalen drangsaliert“ und das ganze mit irgendeinem Thema verstrickt (Alles ist aus Wachs! Christliche Fundamentalisten! Existentialismus! Wirtschafts-Darwinismus!), irgendwie war jeder Horrorfilm, den ich letzter Zeit gesehen habe, genau nach diesem Muster gestrickt.
„Neu“ ist das, glaube ich, nicht, es kommt so daher vielleicht, aber das ist auch nur eine Variation von bekannten Mustern.

Alles in allem also eine richtig gute Story mit topp Ende.
Das freut mich, ist immer ein schönes Kompliment, wenn der Leser die Geschichte auch wirklich gern gelesen hat, danke dir für den Kommentar
Quinn

 

[...] es ist halt nicht „Teenager in der Wildnis werden von inzestuösen Kannibalen drangsaliert“ und das ganze mit irgendeinem Thema verstrickt (Alles ist aus Wachs! Christliche Fundamentalisten! Existentialismus! Wirtschafts-Darwinismus!), irgendwie war jeder Horrorfilm, den ich letzter Zeit gesehen habe, genau nach diesem Muster gestrickt.
Gut, es ist vielleicht nicht alles neu, aber doch in anprechender Mischung zusammengewürfelt, das wollte ich sagen.. ;)
Oh Mann, wie recht du hast! Lasst uns zusammentun und mal ein richtig gutes Horror-Drehbuch in Kollaboration schreiben, ich kann diesen ganzen endlos widergekäuten Mist nicht mehr sehen...

 

Hallo niname,

Außerdem ist die Idee, die Mutter optisch einer Verführerin anzunähern, ausgesprochen witzig.
Das Schöne ist, dass die Idee offensichtlich auch jeder versteht, obwohl da nicht mal mit einem Nebensatz drauf eingegangen wird. Dass die Mutter tot eben nicht so aussieht, wie zum Zeitpunkt ihres Todes, sondern in dieser „Blütezeit“, wenn man so will.
Ich hab das gemacht, um das Klischee von so einem alten Mütterchen zu vermeiden (hätte bei den Actionszenen auch wirklich doof ausgesehen), weil ich für den Anfang noch zusätzliche Reize wollte, bis es losging, und weil ich die Idee komisch fand, eine so attraktive Frau dann mütterlich daherkommen zu lassen (wobei das auch nicht durchgängig ist, sie ist ja schon viel moderner und lockerer als Frank das darstellt).

Klar, da die Rubik bekannt ist, ist es keine besondere Überraschung, das nun der Horrorteil beginnt,
Jo, es muss ja. Dafür sind die Rubriken ja da, das ist der Vorteil bei Nicht-Genre-Rubriken wie Seltsam oder Sonstige, da weiß der Leser so etwas eben nicht, aber eine gute Geschichte muss auch damit klar kommen, dass der Leser irgendwelche Erwartungen an sie hat.

Das hat aber die Spannung nicht gebrochen, schließlich war es lediglich eine Ahnung und keine Gewissheit, die kam erst mit dem letzten Satz.
Ja, das ist ganz richtig, ich hab mich da ja nicht verplappert, sondern die Pointe vorbereitet, schon in den Sätzen vorher, als er die Augen schließt und erst den Eindruck hat, er sei viel zu spät. Die Auflösung kommt ja nicht im letzten Satz, sondern wird vorher schon angedeutet. Früher hab ich oft den Fehler gemacht, es dann bei den Andeutungen zu lassen. Diesmal hab ich es vorher angedeutet und dann im letzten Satz es eindeutig gemacht, dass man es gar nicht überlesen kann.

Freut mich, dass dir die Geschichte so gut gefallen hat, vielen Dank für die Komplimente
Quinn

 

Hallo Quinn

Die Geschichte hat mich insofern gefesselt, als dass ich unbedingt wissen wollte, worauf du hinaus willst. Das beginnt schon bei der sehr skurillen ersten Szene. Das Gespräch zwischen Frank und seiner Mutter könnte man noch als gewöhnlich bezeichnen, wäre da nicht der Umstand, dass die Mutter seit über vier Monaten tot ist. Hier fragt man sich unwillkürlich, ist der Geist Wirklichkeit, oder bildet er sie sich nur ein? Vor allem die Einwürfe seiner Mutter in die Dialoge mit Katja machen die Geschichte lebendig, bspw. hier:

„Nee, nur meine Mutter. Mein Arzt sagt, das sei ein moralisches Korrektiv.“
„Pah“, schnaubte seine Mutter. „Du erinnerst mich an deinen Vater, wenn du so lügst.“

Ich denke, hier ist es vor allem das Natürliche eng verknüpft mit dem Absurden (vor allem auch, weil es für Frank das Normalste auf der Welt ist, sich mit ihr zu unterhalten), was die Geschichte interessant macht.

Grenzwertig finde ich an dieser und auch an anderen Stellen den Hang zum Komischen ("Schwarzwaldklinik"). Besonders im ersten Absatz ist er mir aufgefallen, und ich finde bspw. an dieser Stelle (etwas später) rutscht es fast ins Lächerliche

„Ooooooh, meine Grabesquellen sagen mir: Schau im Aufenthaltsraum nach Oooooh.“

oder hier

„Ja, weil dein räumliches Vorstellungsvermögen ja immer legendär war, Mama. Wie war das? Rückwärts einparken.“
„Es hatte geschneit!“

Das macht bei mir ein bißchen die Stimmung kaputt, klar, es ist witzig und entlockt dem Leser bestimmt ein Schmunzeln ... mir wär hier aber ein wenig mehr Spannung / Grusel lieber gewesen.

Als Katja dann plötzlich verschwunden ist, hab ich ebenfalls vermutet, die Mutter steckt dahinter (und am Ende vielleicht doch Frank, so a la Norman Bates). Schön dass du hier was Anderes auf Lager hattest, die Geschichte driftet plötzlich in eine andere Richtung, von einer Absurdität praktisch in die Nächste.

Die Flucht vor dem Moloch ist dir gut gelungen, wenngleich sich dieses Bild bei mir nicht richtig einstellen will. Du beschreibst ihn als menschenähnlich, wenn auch vollkommen ohne Gesicht, sehr muskulös. Er wirkt damit auf mich mehr wie ein Bösewicht aus einem Spiderman-Film, spannend ist die Szene zwar, aber nicht gruselig. Ich finde kleine, unscheinbare Monster viel grusliger als polternde Giganten ... aber das ist sicherlich Geschmackssache. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Schrecken bei deinem Protagonisten nicht wirklich anzukommen scheint ... so macht er ja bspw. im nächsten Absatz (schon wieder) einen Witz mit dem Fernseher. Eben wie ein Superheld, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen - eher unpassend hier, finde ich.

Der Schluss ist dann sicher das Highlight der Geschichte - die dritte völlig surreale Szene mit dem alten Greis und seinem "Golem". Schöner Einfall übrigens, die Motive des Alten, weshalb er Frank treffen will, zu beschreiben. Den gewünschten Effekt, den bitterbösen letzten Satz durch das zuvor beschriebene vermeintliche und vollkommen übertriebene kitschige Happy-End zu betonen, ist dir bei mir gelungen. Ein schöner Kontrast.

Insgesamt also eine ziemlich schräge, doch unterhaltsame Geschichte. Gruselig fand ich sie nicht, aber ich glaube, das war hier auch nicht deine Absicht. Unterhaltend aber auf jeden Fall, auch weil es dir gelingt, sowohl Frank als auch seine Mutter individuell zu charakterisieren und das Verhältnis der beiden - trotz ihres Todes - realitätsnah rüberzubringen, wenn auch manchmal für meine Verhältnisse zu sehr auf Wortwitz bedacht. Die Idee, vieles wegzulassen (Kennenlernphase Katja <-> Frank, den Tod der Mutter) finde ich eine gute Idee, da die Geschichte auch ohne diese Punkte funktioniert und sie vermutlich alles nur unnötig in die Länge gezogen hätten.

Zum Schluss noch ein paar Kleinigkeiten:

Frank zog seinen Reißverschluss etwas nach unten, um ihn dann viel energischer nach oben zu ziehen.

Eine nette Idee, den Reißverschluss immer wieder zu erwähnen. Das sind solche Kleinigkeiten, die eine Geschichte und ihre Personen lebendig machen.

Auf dem Korridor wippte das Linoleum mit und da wo eben noch weißer Horizont gewesen war mit Neonlampen alle zwölf Schritte, so weit das Auge reichte, ragte nun eine schwarze Masse vor ihm auf, vielleicht zehn, elf Lampen entfernt.

Der Satz klingt holprig und umständlich. Das "da wo" ist nicht wirklich schön, auch die genannten Zahlen "zwölf, elf, zehn" verwirren eher als dass man sich was Konkretes drunter vorstellen kann.

Ein letztes Mal, bevor ihn das Viech überrollen würde, sprang er nach oben, spürte eine zarte Umklammerung an seinem Handgelenk und wurde nach oben gerissen

Wortwiederholung "nach oben", außerdem fehlt der Punkt. Übrigens, mal schreibst du "Viech", mal "Vieh", machst du hier absichtlich einen Unterschied?

Und dann, sie können meine Überraschung bestimmt verstehen, als ich von ihrem speziellen Fall hörte?

Sie / Ihrem. Das ist mir noch an anderen Stellen aufgefallen.

Viele Grüße.

 

Hallo Schwups,

Grenzwertig finde ich an dieser und auch an anderen Stellen den Hang zum Komischen ("Schwarzwaldklinik"). Besonders im ersten Absatz ist er mir aufgefallen, und ich finde bspw. an dieser Stelle (etwas später) rutscht es fast ins Lächerliche
Ja, das mit den Grabesquellen (ein King of Queens-Zitat ist das übrigens), darüber bin ich auch bei jedem Korrekturlesen gestolpert. Ich denke, das ist wirklich an der Grenze zur Albernheit oder ein Stück drüber. Schwarzwaldklinik und das mit dem Einparken find ich absolut okay. Das ist ja keine ernste Geschichte, in dem Sinne. Sie soll unterhalten. Und da, wo keine Action ist, sind es die Dialoge.
Das mit den Grabesquellen werde ich bestimmt noch rausnehmen, das ist auch ein bisschen out-of-character, aber die Schwarzwaldklinik: ich finde das einen durchaus geistreichen Dialog, die fetzen sich ein bisschen, das ist ja auch ein Konflikt, der zeigt die Beziehung zwischen den beiden.
Das macht bei mir ein bißchen die Stimmung kaputt, klar, es ist witzig und entlockt dem Leser bestimmt ein Schmunzeln ... mir wär hier aber ein wenig mehr Spannung / Grusel lieber gewesen.
Ich hab in den Jahren, in denen ich hier bin, noch keine gruselige Geschichte gelesen. Eklig waren ein paar, unangenehm vielleicht, aber gruselig … das ist für mich so ein Kindheitsmythos. Grusel würde eine totale Identifikation mit der Figur erfordern, das müsste also die Abwehrmechanismen des Lesers umgehen – die er, wenn er denn geübt ist, sicher aufgebaut und auch ordentlich abgesichert hat -, und dann zuschlagen, ich finde das ist auf kurzer Distanz kaum zu leisten und auch auf breiter sehr, sehr schwer.
Ich finde überhaupt, wenn die Geschichte jemand als „spannend“ bezeichnet, ist das schon ein tolles Kompliment. Wieviele spannende Geschichten gibt es denn?
Ich hör das oft, bei den Horror-Geschichten, dass „es gar kein echter Horror“ sei, ich muss da immer schmunzeln. Ich guck die Empfehlungen hier durch … Vampir mit dem elektrischen Hut, diese launige Weibergeschichte von Katla, Proofs Cowboys – ich seh hier seit vier Jahren keinen „echten“ Horror. Das ist vielleicht auch eine persönliche Präferenz. Mir hat Scream ungefähr achtzig Mal besser gefallen als Saw.
Ich finde kleine, unscheinbare Monster viel grusliger als polternde Giganten ... aber das ist sicherlich Geschmackssache
Es gibt ja noch ein zweites, in dem Tunnel.
Vielleicht liegt es auch daran, dass der Schrecken bei deinem Protagonisten nicht wirklich anzukommen scheint ... so macht er ja bspw. im nächsten Absatz (schon wieder) einen Witz mit dem Fernseher. Eben wie ein Superheld, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen - eher unpassend hier, finde ich.
Will man wirklich in einer Geschichte lesen, wie Menschen vier Seiten lang bibbern, schlottern und um ihr Leben bangen? Das ist nicht unterhaltsam. Realität ist in solchen Situationen schrecklich, es ist paralysierend, es ist apathisch, unattraktiv, es wiederholt sich ständig, es unterhält nicht. Ums Verrecken nicht. Wenn eine Figur wirklich so etwas erleben würde, wie der Held hier, wenn ein Mensch das erleben würde, und man ginge den Weg und wollte das realistisch beschreiben, Schockzustände, Unglaube, nackte Angst, Entsetzen, Panik, Katatonie – wer will das denn lesen? Das wär ja fürchterlich. Das ist wirklich eine Glaubensfrage, ich glaube nicht daran, dass das der richtige Weg ist. Oder von mir aus: Es kann ja der richtige Weg sein für Horror-Puristen, aber dazu zähl ich mich so ganz und gar nicht; und ich hab hier auch nichts gelesen, was mich vom Gegenteil überzeugen würde.
Mal ernsthaft: In jeder Horrorgeschichte passiert einem Helden irgendetwas Schreckliches. Das heißt man müsste hier, sobald man eine Geschichte anklickt – wenn alle, in dem Sinne, richtig schreiben würden – immer und immer wieder die gleichen Emotionen lesen. In jeder Geschichte, hunderte Mal im Jahr. Immer Unglaube, Panik, Angst, Katatonie, die komplette Palette. Unerträglich fände ich das. Wirklich unerträglich. Da ist mir das dosiert lieber. Hier in dem speziellen Fall, schnaufen die zwei, Frank und seine Mutter, mal kurz durch, und es gibt einen solchen Wortwechsel.
Ich glaube, ich kann da auch keinen Konsens finden, für mich ist Horror ein Popcorn-Genre, das soll Spaß machen. Die Geschichten können da durchaus komisch sein – nicht albern (das mit den Grabesquellen eben) – und dieses mystische Element einer übernatürlichen Bedrohung beinhalten. Das ist meine Definition dieser Rubrik hier, so möchte ich hier schreiben. Wenn Leute eine meiner Geschichten anklicken und darauf hoffen, sich nach der Lektüre, auf dem Weg zum Klo am eigenen Schatten zu erschrecken, werden sie enttäuscht sein. Das werden die Geschichten nicht leisten. Ich frag mich allerdings jedes Mal, wenn das kommt: Ja, welche Geschichten hier leisten das denn? Oder weiter: Welche Art von Literatur überhaupt soll das leisten? Fürchtet sich ein erwachsener Leser bei Clive Barker oder bei Stephen King?

Also vielen Dank für den Kommentar, du siehst, das sind schon Themen und Argumente mit denen ich mich häufiger auseinandergesetzt habe, das soll auch nichts gegen deinen Kommentar jetzt sein, hoffentlich ist da kein falscher Eindruck entstanden
Gruß
Quinn

 

Hi Quinn

Das Ausrufezeichen im Titel fand ich irritierend. Zumal es mich an jemand erinnert hat, der recht inflationär damit umging. Doch abgesehen davon, dass ich der Meinung bin, dass ein Quinn weiß was er tut, will es mir dennoch nicht gefallen. In der Rubrik Horror wirkt ein „!“ im Titel einfach reißerisch und billig im Sinne von Groschenheftromanen. Im Nachhinein betrachtet, ergibt der Titel samt „!“ durchaus Sinn, aber das wird einem erst beim Lesen der Geschichte klar. Davor kann es abschreckend wirken und das ist auch der Grund, warum ich es anmerke.
Und da ich gerade dabei bin, meckere ich gleich mal weiter. Der erste Satz gefiel mir nicht. Er ist zu lang. Besser fände ich es, wenn Du drei Sätze daraus bilden würdest. Damit rutscht zwar die Pointe „die vier Monate nach ihrem Tod besser aussah als je zuvor“ zwar in den dritten Satz, doch das sollte den Leser nicht davon abhalten die Geschichte zu lesen.
Ein anderer Punkt, den auch Schwupps erwähnt hat, ist, dass ich Frank ebenfalls als sehr abgeklärt empfand. Da ist mir zuviel Coolness vorhanden – auch wenn diese nur vorgetäuscht sein soll, wie ich Deinem Statement entnahm. Eine psychologische Zerrissenheit ließ sich nur erahnen und auch diese drifteten gerne ins humoristische ab. Beispiel: das durchaus glaubhafte Ödipus-Problem von Frank. Insgesamt ist das alles sehr lebhaft beschrieben, aber für eine Horrorgeschichte hätte ich mir einen dunkleren Touch gewünscht.
Letzter Kritikpunkt: Der Szenewechsel in die Psychiatrie.
Da hast Du mich locker abgehängt. Ich war noch bei den acht Wochen später, als sich Frank auch schon als „der Neue“ ausgibt und ja … irgendwo ist.
Gut, noch mal einen Abschnitt zurückgesprungen und schon fand sich der Hinweis auf Psychiatrie. Ok, mein Fehler. Aber, was macht er da jetzt eigentlich?
Noch mal den Abschnitt gelesen. Katja verschwunden, alles klar. Aber warum sucht er sie in der Psychiatrie / Arbeitsplatz? Und wieso gibt er sich als Pfleger aus?
Wieder durchforste ich den Abschnitt. Keine Antwort.
Dann ein paar Patienten, ein laaaaaanger Gang, Kaffeeküche, Monster … ich fang noch mal von vorne an. Nichts.
Ich denke mir: Lies mal weiter, vielleicht kommen die Antworten dann noch. Aber es sind Antworten auf Fragen, die sich mir noch gar nicht gestellt hatten. Antworten, die erklären, wer und was die Mutter ist. Wer Katja verschleppt hat. Aber die Unklarheiten, die ich durch den Text mitgeschleppt hatte, blieben ungelöst.
Letztlich konnte ich mir zwar alles zusammenreimen, aber meinem Empfinden nach fehlt ein Abschnitt zwischen der Straßenbahn und der Aktion in der Psychiatrie. So bleibt statt Spannung eigentlich nur die Pointe am Schluss.

Aber genug gemeckert. Die Idee der Projektion fand ich sehr originell. Auch die Dialoge waren spritzig und auch wenn mir Frank weniger gefiel, die Mutter war einfach klasse.
Ebenfalls gut gelungen war die Darstellung der Aktion. Wenngleich, wie bereits gesagt, ich davon überrumpelt wurde und nicht wusste Was-Wie-Warum das jetzt alles passiert. Damit blieb für mich die Spannung leider auf der Strecke, obwohl sprachlich alles gut beschrieben war.

Soviel von mir.
Viele Grüße

Mothman

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,

Ich bin mir ziemlich sicher, du bist der Typ für das Absurde und Abartige. Jemand, der nur in der Kategorie Horror posten sollte.
Quark. :) Mir geht die Horror-Rubrik ziemlich häufig auf den Geist und ich bekomm ja regelmäßig gesagt, dass ich hier nix zu suchen hätte.

Hier hast du ganz meinen Geschmack getroffen: Monster, Geister und jede Menge Sexfantasien =D
Das sind zwei kleine Szenen! Einmal in der S-Bahn mit den Möpsen und der Hintern beim Rätselheftchen. Das ist doch nicht „jede Menge Sexfantasien“. Ei ei ei. Die Idee war, dass jeder Mann Probleme hätte, wenn er den ganzen Tag mit einer attraktiven Frau zusammen wäre, ob da nun der Geist der toten Mutter drinsteckt, oder nicht. Er gibt ja keiner dieser Sachen jemals auch nur im Ansatz nach … obwohl das mit dem „Sex vor den Augen der Mutter“ wohl schon verdammt arg ist.

Aber er spürt sie, vielleicht macht er in der Fortsetzung der Geschichte einen dreier mit seiner Mutter
Ja, das war der Plan. Vielleicht legt er vorher noch einen Brand in der Playboy Mansion und vögelt dann Geister-Bunnies … also ehrlich. :)

Freut mich dass dir die Geschichte gefallen hat. Mich hat das ziemlich genervt, dass du mal geschrieben hast, ich soll wieder so wie früher schreiben, die ersten Horrorgeschichten. Die Geschichte war schon so in der Richtung gedacht – wobei sie schlanker ist als die früheren Geschichten und leichter -, freut mich, wenn du da deinen Spaß hattest

Gruß
Quinn

Hallo Mothman,

In der Rubrik Horror wirkt ein „!“ im Titel einfach reißerisch und billig im Sinne von Groschenheftromanen.…
Das find ich so gar nicht, also da kann ich nicht zustimmen. Ein Ausrufezeichen alleine macht noch gar nix, da muss das davor doch dazu passen. Wenn da jetzt „Blutmassaker!“ ständen würde – und selbst dann wäre das Ausrufezeichen ja schon ironisch. Und „Schutzengel!“ ist doch kein reißerischer Titel.
Und selbst wenn … dann ist so eine Geschichte eben mal reißerisch. Ich brech mir da keinen ab. Das ist ja jetzt kein diffiziles Machwerk mit komplexen psychologischen Strukturen und diffiziler Gesellschaftskritik. Man kann doch auch mal eine Horrorgeschichte im dritten, vierten Gang schreiben. Ich würd mir viel mehr flotte Geschichten wünschen, ob die dann reißerisch sind oder nicht, ist doch wurscht.

Der erste Satz gefiel mir nicht. Er ist zu lang.
Jo, könnte man bestimmt. Ich find den sprachlich durchaus schön, mit der Pointe am Schluss. Den könnte man nicht einfach nicht zerschlagen und drei draus machen, da müsste man dann ganz umformulieren. Aber ist dem Satz denn schwer zu folgen? Oder hat er einen schlechten Klang? Der verordnet erstmal Figur, Ort und Szene und dann kommt die Pointe. Ich finde den nicht zu lang, man könnte das anders machen – sicher -, aber ich finde der passt auch zu der Geschichte. Der setzt ja einen Ton.

Eine psychologische Zerrissenheit ließ sich nur erahnen und auch diese drifteten gerne ins humoristische ab.
Ich weiß gar nicht, was ich dazu immer sagen soll. „Psychologische Zerissenheit“ – das ist so was – das könnte man machen, dann wäre es eine ganz andere Geschichte. Der Ton in dieser Geschichte hier ist leicht und locker. Da gibt es keine psychologischen, unterschwelligen Dramen. Da zerbricht keiner an der Last der Handlung. Wenn man das machen möchte, müsste man eine ganz andere Art von Geschichte schreiben- - die ich dann, nebenbei bemerkt, auch gerne mal lesen würde, wenn sie denn gut gemacht wäre.
Hier in der Rubrik beobachte ich immer wieder, wie Leute so was schreiben möchte, und daran scheitern. Die Geschichte hier ist nicht so. Die ist Popcorn. Das ist eine Popcorn-Geschichte hier. Das ist Akte X, Twilight Zone, Fringe von mir aus. Als wäre das eine völlig neue Art eine Horror-Geschichte zu schreiben. Mein Gott. ;)

Gut, noch mal einen Abschnitt zurückgesprungen und schon fand sich der Hinweis auf Psychiatrie. Ok, mein Fehler. Aber, was macht er da jetzt eigentlich?
Noch mal den Abschnitt gelesen. Katja verschwunden, alles klar. Aber warum sucht er sie in der Psychiatrie / Arbeitsplatz? Und wieso gibt er sich als Pfleger aus?
Wieder durchforste ich den Abschnitt. Keine Antwort.
Der letze Satz im ersten Abschnitt ist „Ich arbeite in der Psychatrie“ – und die Frau im Rollstuhl fragt er ja auch noch mal „Kennen wir eine Katja“. Braucht es da einen Zwischenabschnitt? Wer wollte den lesen? Da muss man dem Leser doch mal zutrauen, so einen Gedankensprung alleine mit zu machen. Ich finde aus dem Dialog wird schon klar, dass er eben Katja sucht. Und aus dem Dialog mit Gregor wird klar, dass er sich als Pfleger ausgibt. Ich versteh nicht, wo da genau Puzzleteile fehlen sollten. Also, echt nicht. Es wird nicht „on the nose“ dem Leser alles mit redundanten Dialogen vorgekaut für denn Fall, dass er zwischenzeitlich kurz das Bewusstsein verloren hat, jo, aber … wie man da den Faden verlieren kann, ist mir unerklärlich.

Hm, komische Reaktionen auf die Geschichte. Ich versuch das nachzuvollziehen, aber es ist, für mich, wirklich eine Rubrikfrage hier. Die Leute scheinen mit dieser Art nicht klar zu kommen: entweder eine Geschichte muss von Anfang an super-albern sein oder typischer Horror, aber dieses Misch-Nummer hier scheint nicht gut anzukommen. Ich wunder mich da wirklich. Genau, die Art von Geschichten, die ich gerne lesen würde, scheinen verpönt zu sein, und es sollte mehr so Hellraiser-Horror kommen, oder was? Strange, echt strange.

Gruß
Quinn

 

Hallo Quinn,

was mir an dieser Geschichte aufgefallen ist: Sie besteht fast nur aus Action. Da wird gelaufen, geredet, geschrien und geblutet und sie hat von vorne bis hinten Tempo - anders als die Geschichten von Dir, die ich bisher gelesen habe. Die Ödipus-Situation und das Schaudern vor dem Tod machen die Geschichte interessant genug, sich auch nächste Woche noch an sie zu erinnern. Auch ich habe übrigens nicht verstanden, wie Frank so plötzlich als "Neuer" in die Anstalt kommt. Der Schluss gefällt mir am besten. Da gelingt es Dir, in vier Zeilen Gänsehaut zu erzeugen. (Chapeau!) Zukünftige Geschichten würden vielleicht noch besser, wenn Du darauf achten würdest, ihnen eine besser erkennbare Struktur zu geben. Das mag Geschmackssache sein. Du bist quasi der Stephen King von kg.de.

Acht Wochen später
Von Breaking Bad übernommen?

Beste Grüße,

Berg

 

Yo Quinn,

hier findest du scheinbar wieder zu deiner alten Form zurück ;) (deine letzte kg lässt du ja resonanzlos vermodern)

Schon der Einstiegssatz ist geil:

Während draußen die Straßenzüge Leipzigs an ihm vorbei krochen, als hätten sie etwas zu verbergen, drückte sich Frank in die Umarmung eines Straßenbahnsitzes, aß Nic-Nacs aus der Tüte und versuchte seine Mutter zu ignorieren, die vier Monate nach ihrem Tod besser aussah als je zuvor.
Das ist gekonnt Lust-auf-mehr machen. Vielleicht sind die nicnacs zu viel. Die können raus, haben ja später auch keine Funktion mehr.

Den Spagat aus Horror und Humor finde ich gelungen. Wird ja eigentlich schon zu Beginn klar, dass das hier keine ganz ernste Geschichte werden wird. Dass sie trotzdem berühren kann, ist ein großer Kunstgriff.
Wirfst da eine Menge Anspielungen in den Topf, allein die Anziehung zur Mutter ist ja schon so ein Dingen. Gefällt, weil es dezent genug ist, um nicht den Fokus zu verwässern, sodass man sich nicht am Ende fragt, weswegen das denn so eine "große" Rolle gespielt hat, wenn es letztlich keine Funktion hatte. So schwingt es einfach mit, liefert Andeutungen, reizt zum interpretieren, wenn man mag.
Den Sprung in die Klappse fand ich etwas schnell, aber wie du schon meintest, bei dem Tempo, in dem das hier alles abgeht, steht die Unterhaltung im Vordergrund, ich suche nicht in jedem Detail die Logik. Und Tempo ist reichlich drin. Davon lebt die Geschichte ja auch.
Die Pointe habe ich auch nicht kommen sehen. Das kommt böse und gut. EIne von den Enden, die eigentlich irgendwie auf der Hand liegen - und mich trotzdem überrascht haben. Erstaunlich.

Also, gerne gelesen. More of that stuff!

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey Flopster,

ich glaube, das ist eine der besten Humor-Geschichten, die ich hier gelesen habe.
Also wer bei Nic Nacs, gutaussehende Geistermutter und diesem albernen Prot. noch Ernsthaftigkeit oder "echten Horror" bei der Geschichte vermisst, der muss ja den ersten Satz verpennt haben.

Es ist was ganz Interessantes passiert: Ich habe während des Lesens viel gelacht und geschmunzelt - mich also köstlich amüsiert, mich nicht gegruselt (das war aber nicht dein Ziel!).
Ich hab sie also für eine mittelmäßige Quinn-Geschichte gehalten. Nicht schlecht, aber jetzt auch nicht übermäßig gut, kann man machen, dient der Unterhaltung, bla bla blub.
Dann kamen die ersten Kritiken, die da etwas von der Geschichte erwartet haben, die die Geschichte gar nicht erfüllen kann, weil sie gar nicht so aufgebaut ist, weil sie diese Erwartungen gar nicht erfüllen will! Klar hat das was mit der Rubrik zu tun, aber es gibt genug von diesen lustigen Horrorgeschichten. Hallo? Was ist denn mit "Casper - der freundliche Geist"? :D :P

Die Kritiker machen dir zum Vorwurf, dass sie die Geschichte falsch aufgenommen haben. Und putzig wie du bist, rechtfertigst du dich auch noch.

Die Geschichte ist reine Komödie für mich, wer das nicht sieht, der hat ein Problem oder kein Humor. Die Grabesquellen waren problematisch ... aber nee, das passt, finde ich. Ich fand das saukomisch, warum sollte man sowas löschen, dann müsste man so ziemlich viel löschen und aus der ganzen Nummer etwas Ernstes machen, aber für etwas Ernsthaftes fehlt eine einfache Voraussetzung z.B. keinen komischen Geist auftreten lassen. Geister sind nicht gruselig - nicht mehr. Nur noch albern. Das Gleiche passiert momentan mit den Vampiren - die nutzen sich jetzt auch ab.
Vielleicht braucht die Horrorwelt neue Horrorgestalten. Tja. Bis dahin muss die sich über sich selbst lustig machen.
Ich finde das gelungen. Was ich dir sagen will, vor den Kritiken war die Geschichte bei mir in meiner okay-Liste, jetzt denke ich, dass sie gelungen ist, und sich sehen lassen kann.

Der letzte Abschnitt ist schön, hat diesen The Sixth Sense Effekt.:P Als der Bruce erkennt, dass er tot ist. :P
Und ich find schon, dass du paar gute Horrorgeschichten hast. Aber deine Alltagsgeschichten und die Sonstige Geschichten find ich besser. Apropos da war doch eine ...


JoBlack

 

Hallo Quinn,

Zu ermüdet und zu erkältet, um mich der Textarbeit zu widmen, will ich einfach mal loswerden, wie die Geschichte insgesamt auf mich gewirkt hat - gerade in Hinblick auf die Grusel-Humor-Unterhaltungs-Diskussion, die sich hier entsponnen hat.
Ich nämlich finde die Geschichte gerade deshalb sehr interessant, weil sie für mich, in jeweils unterschiedlichem Grade, in jeder der drei Richtungen funktioniert hat - so gesehen ein literarisches Überraschungsei. Zunächst einmal ist sie natürlich sehr kurzweilig, der skurrile Dialog wird von der absurden Action-Szene abgelöst und umgekehrt. Und witzig ist sie, wie erwähnt, vorrangig durch die Mutter-Sohn-Konstellation. Hier möchte ich übrigens auf den Grabesquellen beharren - kam wahrlich komisch und für mich auch gar nicht "out-of-character", wie du so schön formuliertest. Im Gegenteil, das Serienzitat fügt sich gut in das sonstige Bild.
Aber ich fand die Geschichte eben auch - ein ganz klein wenig - gruselig. Sehr stellenweise, sehr unterschwellig, aber doch. Hauptsächlich eigentlich direkt nach der Ankunft im Irrenhaus. Ich glaube, das liegt am irgendwie Irrealen der Situation; dass das Gebäude bis auf Frank verwaist scheint und ... Nein, ich krieg es jetzt kaum plausibel zusammen. Aber die Stelle ists jedenfalls.

Diese leichteste Prise Grusel ist für mich geradezu das Salz in der Unterhaltungssuppe der Geschichte. Da überrascht es mich, dass du das offenbar so gar nicht auf der Rechnung hattest. Und noch mehr überrascht es mich, dass du wirklich gruselige Geschichten für etwas derart Seltenes, bzw. nahezu Unmögliches hältst.

Ich hab in den Jahren, in denen ich hier bin, noch keine gruselige Geschichte gelesen. Eklig waren ein paar, unangenehm vielleicht, aber gruselig … das ist für mich so ein Kindheitsmythos. Grusel würde eine totale Identifikation mit der Figur erfordern, das müsste also die Abwehrmechanismen des Lesers umgehen – die er, wenn er denn geübt ist, sicher aufgebaut und auch ordentlich abgesichert hat -, und dann zuschlagen, ich finde das ist auf kurzer Distanz kaum zu leisten und auch auf breiter sehr, sehr schwer.
Das ist natürlich eine Frage des persönlichen Erlebens. Aber ich für meinen Teil kann sagen: Doch, bei mir funktioniert's. Zugegeben, es ist eher selten. Der Großteil der heutigen Horrorgeschichten verwurstet schlicht Horrormotive, ohne auf das Erleben des Horrors abzuzielen - was ja vollkommen in Ordnung ist. Das tust du hier größtenteils ja auch:
Außerköperliche Projektion, fantastisch, nicht wahr? Mein Leben lang dachte ich, ich sei der einzige mit dieser Gabe.
Das ist eben zusammenmontiert. Funktioniert überhaupt nur, weil der Leser weiß, was gemeint ist - weil er es schon kennt. "Außerkörperliche Projektion" - zwei Wörter und alles ist klar. Da hätten die Leute vor hundert Jahren nur die Stirn gerunzelt.
Aber es gibt, für mein Empfinden, auch andere Geschichten. Und weil du konkret danach fragst:
Fürchtet sich ein erwachsener Leser bei Clive Barker oder bei Stephen King?
Natürlich ist es absurd, dass da Dutzende Kritiker kommen, und Barker lobhudeln, weil der einem "beibringt, was Furcht ist" - wo der gute Mann doch größtenteils "nur" makabre Unterhaltungsstücke schreibt. Für das meiste von King trifft das auch zu. Aber: Ich bekenne hiermit öffentlich, dass ich mich bei "Es" gegruselt habe. Also - na gut, da war ich vierzehn oder so, also nicht unbedingt ein "erwachsener Leser". Aber auch "Shining" und "Friedhof der Kuscheltiere" (die Übersetzung des Titels ist irgendwie grauenhaft und genial zu gleich) fand ich - na ja - nachhaltig beunruhigend. Was durchaus eine sehr edle Form des Horrors ist. Ähnliches gilt für Poes "Maske des Roten Todes" und auch - obwohl man das wohl nicht mal ins Horror-Genre stecken würde - für McCarthys "Die Sraße". Und - da du ja auch auf kg.de zu sprechen kamst - Schwupps' Geschichte "Das Loch" (die hieß doch so?) muss ich in dem Zusammenhang auch erwähnen. Ich gebe, auch auf die Gefahr hin, endgültig als höchst instabile Persönlichkeit abgestempelt zu werden, gern zu, dass ich nach der Lektüre verstohlen in die Ecke des Zimmers gespäht habe, ob sich da nicht dieses ... "Geschöpf" verbirgt.
Na schön, das hat mich jetzt von deiner Geschichte arg weggeführt - aber das Thema ist doch spannend.

Das Ende deiner Geschichte hat bei mir übrigens hervorragend funktioniert. Gerade, weil ich dir das Kitsch-Ende im Rahmen dieser recht grellen Geschichte zugetraut hätte. Es hätte mich nicht mal gestört. Da ist der letzte Satz schon ein Hammer. Kommt auf Taubenfüßen daher und ist dennoch brutal - so soll es sein.
Gern gelesen.


Gruß,
Abdul

 

Hallo Quinn,

da sich um deine Geschichte eine interessante Diskussion entsponnen hat, möchte ich mein Feedback mal in zwei Teile aufspalten.

1. Zur Geschichte:

Schnell und flüssig erzählt. Ich bin nur an einem Punkt gestolpert, auf den ich noch hinweisen werde.
Und Spannung war auch ausreichend vorhanden ;-) Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen, und habe irgendwann nicht mehr auf Fehler und sonstiges geachtet.
Und das ist, wie ich finde, ein gutes Zeichen. Wenn ich in einer Geschichte nicht mehr die Buchstaben, sondern nur noch die beabsichtigten Bilder sehe, funktioniert es. Sehr gut hingekriegt!

Ja, und wie schon erwähnt, es driftet ab und an ins absurde. Das macht aber gar nichts. Erstens steh ich auf sowas und zweitens wolltest du ja nach eigener Aussage alles unnötige eliminieren. Das passt für mich ganz gut.

Bei dem Monster fühlte ich mich dann sehr an das aktuelle Videospiel "Alan Wake" erinnert. Das soll keine Kritik sein, denn das Spiel ist sehr gut ;-) Weiß nicht, ob du's kennst, bzw. ob du überhaupt spielst, und ich will dir auch gar nicht unterstellen, dass die Inspiration zu deinem Viech von da stammt, aber mich hat's daran erinnert.

Das Ende war wirklich gut. Damit hab ich nicht gerechnet. Klar, es ist auch nichts neues, aber was ist schon wirklich neu. Du hast es geschafft, mich zu überraschen, und nur das zählt. Sehr gut!

Auf Fehler habe ich, wie gesagt, irgendwann nicht mehr geachtet, aber es waren ohnehin nur sehr wenige drin. Aufgefallen sind mir diese Sachen:

Glückspiel

Glücksspiel

links und rechte

linke und rechte

Frank rüttelte von Zeit zu Zeit an einer der Türen, jede verschlossen, und als er sich schließlich entschied, an einer Tür stehen zu bleiben, an der Klinke zu rütteln und zu ziehen und dagegen zu klopfen und laut zu fragen, ob denn da jemand drin sei, sagte jemand:

Das ist der Satz, bei dem ich das erste und einzige Mal hängen geblieben bin. Ein ganz schönes Ungetüm. Das hat ja fast Thomas Mann Niveau ;-) Vielleicht könnte man das ein bischen aufdröseln.


Ruß

Mehr hab ich nicht gesehen.

Die Mischung aus leichten humoristischen Anklängen und dem Grusel hat mich nicht gestört. Das passt für mich gut. Muß ja nicht alles immer todernst sein. Die Szenen zwischen Frank und seiner Mutter haben mich ein ganz klein wenig an Christopher Moores "Der kleine Dämonenberater erinnert". Da wurde ähnlich versucht, was lustiges mit Horror zu verbinden. Ich fand das Buch sehr gelungen, da es meiner Meinung nach sehr schwer ist, ein wenig Witz in eine Geschichte zu bringen. Und das erst recht in einer Horrorgeschichte.

Und da du das für mich ähnlich gut hingekriegt hast, gibt's von mir eine Empfehlung. Die erste, die ich hier vergebe, weil es die Geschichte wirklich verdient!

Nun zum zweiten Teil, der Diskussion über den Horror in Geschichten:

Wenn man das nur scheißschnell erzählt und den Leser viel Spaß haben lässt, dann juckt das halt keinen.

Im Falle von "Schutzengel!" und generell diesen schnellen und witzigen Stücken trifft das zu. Darum auch meine Empfehlung.
In einer klassischen Gruselgeschichte braucht es meiner Meinung nach aber doch ein größeres Maß an Realismus. Sonst funktioniert es nicht.

„Neu“ ist das, glaube ich, nicht, es kommt so daher vielleicht, aber das ist auch nur eine Variation von bekannten Mustern.

Stimmt. Aber mich freut's immer, wenn ich in Geschichten/Filmen an Sachen erinnert werde, die mir schon vorher gefallen haben. Hier war es das Videospiel, ein wenig Sixth Sense (Das Ende), ein wenig King (Der alte Mann ist mir so ählich schon mal in "Das schwarze Haus" begegnet).
Dieses Erkennen von Variationen macht mir immer sehr viel Spaß. Und wenn die Geschichte dann trotzdem noch überrascht, ist sie für mich gelungen. Und deshalb hab ich auch meine Empfehlung ausgesprochen.

Fürchtet sich ein erwachsener Leser bei Clive Barker oder bei Stephen King?

Fast schon ein wenig Off-topic, aber: Das wenige, was ich von Barker kenne, finde ich nicht gelungen. Viel Sex, viel Körpersäfte und lieber der Holzhammer als das subtile. Nicht mein Ding.

Kings Stärke sind eher seine Milieustudien und Charakterentwürfe. Seine Monster/Spukerscheinungen rutschen leider zu oft ins trashige.
Es gelingen ihm aber auch immer wieder mal Szenen, die schon beunruhigend sind:

Das Puppenzimmer in "Tommyknockers"

Der mit Leichen verstopfte New Yorker Tunnel in "The Stand"

Fast der komplette "Pet Semetary". Gerade weil es sich sehr intensiv mit dem Sterben beschäftigt.

Das sind alles Sachen, die auf mich schon sehr intensiv gewirkt haben.

Und wo es mich besonders gruselt, ist Lovecraft.
Klar, sein Schreibstil ist fürchterlich und er hat auch viele misslungene Sachen geschrieben.
Aber die besseren, zum Beispiel "Der Schatten aus der Zeit" sind nachhaltig beunruhigend. Denn was wissen wir schon wirklich über das Universum? Vielleicht gibt es tatsächlich fremde Lebensformen. Keine Marsmenschen und UFOs, sondern Existenzen, die wir gar nicht begreifen können, und denen wir völlig egal sind, da unser kümmerliches Weltbild für sie nur ein Wimpernschlag ist?

So, jetzt ist aber Schluss mit dem Off-topic-Geschwafel ;-)

Genau, die Art von Geschichten, die ich gerne lesen würde, scheinen verpönt zu sein, und es sollte mehr so Hellraiser-Horror kommen, oder was? Strange, echt strange.

Für mich nicht. Deshalb eine ganz klare Empfehlung. Und Hellraiser find ich unglaublich besch....

Viele Grüße
Christian

 

Moin Quinn

Ich hab lange überlegt, ob ich noch einen Kommentar schreiben soll. Zumal ich meinen Ersten als ausreichend erklärend empfand (auch jetzt noch). Aber jetzt, da die Story empfohlen werden soll, will ich doch noch ein paar Worte verlieren.

Erstens, was den Titel betrifft, bleib ich bei meiner Aussage. Schlagworttitel stand ich schon immer kritisch gegenüber. Heine hat’s da einfach übertrieben, in dem sie praktisch jedes Horrorbuch mit einem Schlagwort versehen hat. So als ob sie die Leser von Horrorliteratur nicht mit mehreren Wörtern oder Silben überfordern wollten.
Ein Schlagwort mit „!“ fällt (mir) dann eben besonders ins Auge und mir kommt es dann so vor, als ob man das Schlagwortprinzip über Gebühr steigern wollte. Manchmal kann das ironisch gemeint sein, aber wenn ich mich der Horrorabteilung zuwende, dann erwarte ich das sicherlich nicht.
So sehe ich halt die Dinge, wenn Du sie anders siehst – auch gut. Geht ja schließlich nur um Meinungen.

Der erste Satz. Stimmt, da steckt alles drin was man wissen muss. Ort, Zeit, handelnde Personen, Witz, Spannung und Pointe.
Aber genau deshalb finde ich den Satz überladen. Ton gebend ist der Satz für die Geschichte insofern, dass Witz und Spannung gleichermaßen drin sind. Aber bei mir funktioniert das so nicht. So wie ich das lese, schwächt der Witz (Nic-Nacs) die Spannung ab und umgekehrt. Oder anders formuliert: Das ist weder Fisch noch Fleisch. Damit will ich nicht sagen, dass eine Horrorstory nicht auch komisch sein darf. Ganz im Gegenteil. Ich bin nur der Meinung, dass all dem (Witz/ Spannung/ Grusel) auch genügend Raum zugestattet werden muss, damit es seine Wirkung entfaltet. Deswegen bin ich der Meinung, dass man den Satz aufdröseln muss.
Aber wiederum: Das ist meine Meinung.

Die fehlende „psychologische Zerrissenheit“, die ich angeprangert hatte, war von mir schlecht formuliert. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass, egal ob es nun lustig, spannend, oder einfach nur Popcorn sein soll, coole Helden mit coolen Sprüchen langweilig sind. Der „dunkle Touch“ wäre schon gegeben gewesen, wenn einfach ein wenig mehr „Anti“ in der Figur gewesen wäre.

Das fehlende Puzzleteil: Schön das auch Berg der Meinung ist, dass der Wechsel von Straßenbahn zu Psychiatrie zu schnell kam. Mir hätten schon ein paar erklärende Sätze genügt, wo klar wird, warum Frank sich als Pfleger ausgibt. Warum er glaubt, dass ein persönlicher Besuch in der Psychiatrie mehr bringt, als bspw. ein telefonischer Anruf. Warum Frank nicht wirklich überrascht ist, als alles plötzlich zum Wackeln anfängt und ein Monster über den Flur hetzt.
Noch besser hätte mir aber eine Szene gefallen, wo all das nicht nur erklärt wird, sondern wo auch noch ein bisschen die taufrische Beziehung zw. Frank und der Psychiaterin ausgeschmückt wird. Am Besten vielleicht die Bettszene, wo die keifende Mutter danebensteht. (Das Bild war so cool, dass es Schade war, dass Du es nur nebenbei erwähnt hast). Außerdem hätte diese Szene genügend Raum für Spaß und Witz gelassen, so dass der nachfolgende Teil sich wieder mehr auf die Spannung hätte konzentrieren können.
So gesehen finde ich die Mischung aus Spaß und Horror nicht gut gelungen und damit auch nicht empfehlenswert.
Letztlich bleibt aber alles eine Frage des Geschmacks. Popcorn ist ok und macht mir ab und an auch mal Spaß. Aber Fringe ist dieser Text nicht, eher Supernatural oder so.
Und was gute Horrorgeschichten betrifft: „Das Loch“ von Schwupps ist eine dieser seltenen Perlen, bei denen ich Grusel empfand.

Grüße

Mothman

 

Hey Berg,

Da wird gelaufen, geredet, geschrien und geblutet und sie hat von vorne bis hinten Tempo - anders als die Geschichten von Dir, die ich bisher gelesen habe.
Ich hab versucht die Geschichte so zu schreiben, dass es keine Längen gibt. Schön, wenn es geklappt hat. Man kann sicher nicht jede Geschichte so erzählen.

Auch ich habe übrigens nicht verstanden, wie Frank so plötzlich als "Neuer" in die Anstalt kommt.
Hm: Hab mir die letzten Tage noch Gedanken drüber gemacht. Kann da aber immer noch nicht so recht sehen, wie man das ändern könnte oder was das Problem da überhaupt ist.

Zukünftige Geschichten würden vielleicht noch besser, wenn Du darauf achten würdest, ihnen eine besser erkennbare Struktur zu geben.
Die ist ja jetzt schon so was von strukturiert. Der einzige Kniff, wenn man so will, ist dieser Zeitsprung. Da sollte im Dialog zwischen Frank und seiner Mutter deutlich werden, was sich ganz grob in den acht Wochen (Die Mutter sagt, es wären zwei, Frank besteht auf zehn) ereignet hat. Ich denke man kann alles Wesentliche diesem Dialog entnehmen. Ich versteh auch nicht, wo genau da das Problem war. Diese Szene – auch mit Gregor dann – fungiert da als Brücke von der Exposition zum Hauptteil. Ich finde da die Struktur schon klar zu erkennen.

Du bist quasi der Stephen King von kg.de.
Das erinnert mich immer an Knacki Deuser, der einen Typen aus Hintertupfingen im Allgäu als „Den Brad Pitt der deutschen Comedy-Szene“ ankündigt, weil er schlecht rasiert ist, oder so.

Von Breaking Bad übernommen?
Nein, das ist ja ein uraltes Erzählmittel, um einen vergangenen Zeitraum zu beschreiben. Ziemlich unelegant (ich hab das durch die Zahlennummer mit 2, 8 und 10 versucht auszugleichen).

Danke dir für den Kommentar
Quinn

Hey weltenläufer,

hier findest du scheinbar wieder zu deiner alten Form zurück [(deine letzte kg lässt du ja resonanzlos vermodern)
Ich bin ja kein Fußballer, der dann 10 Wochen lang das Tor nicht trifft, das ist schon was anderes. Ich versuch häufiger neue Sachen auszuprobieren, die dann auch schief gehen können. Aus den miesen Texten lernt man selbst oft mehr. Wär natürlich schöner, wenn man nicht aus acht miesen Texten achtmal das gleiche lernen würde, sondern was anderes, aber naja.
Ich fänd’s unbefriedigend, nur das zu machen, von dem ich weiß, dass es gut ankommt und dass ich es auch einigermaßen kann. Freier Wille, Baby oder so, das ist drei Jahre alt, ich kann nicht jeden Monat hergehen und sagen: Oh! Das kam so toll an! Das überbiet ich jetzt!
Das Ziel ist es natürlich mit jedem Text, irgendwas gebacken zu bekommen. Aber das Ziel ist es jetzt nicht, mit jedem Text zu zeigen, was für nen toller Bursche ich bin. Hatte ja mal so ne Phase, wo es wirklich Empfehlungen hagelte, hab ich mich auch toll bei gefühlt, aber es soll ja hier um die Entwicklung gehen, und weniger um virtuelle Anerkennung.
Wirfst da eine Menge Anspielungen in den Topf, allein die Anziehung zur Mutter ist ja schon so ein Dingen. Gefällt, weil es dezent genug ist, um nicht den Fokus zu verwässern, sodass man sich nicht am Ende fragt, weswegen das denn so eine "große" Rolle gespielt hat, wenn es letztlich keine Funktion hatte. So schwingt es einfach mit, liefert Andeutungen, reizt zum interpretieren, wenn man mag.
Es verleiht dem Text einfach Würze, zusätzliches Konfliktpotential. Das ist wie bei den Lethal-Weapon-Filmen. Bis der „Hauptbösewicht“ in Erscheinung tritt, bezieht der Film die Kraft aus dem Konflikt zwischen den beiden ungleichen Cops. Das hat man fast überall.
Um im Horrorgenre zu bleiben „From Dusk till Dawn“, da gibt’s einen eigenen Film bis der Horror losgeht, mit Tarantino als Antagonisten, und erst als der dann stirbt, geht die zweite Hälfte des Films, mit einem ganz anderen Konflikt, dann los.
Und die Idee, diese Mutter so heiß zu gestalten und trotzdem mütterlich, fand ich da gut.

Die Pointe habe ich auch nicht kommen sehen. Das kommt böse und gut. EIne von den Enden, die eigentlich irgendwie auf der Hand liegen - und mich trotzdem überrascht haben. Erstaunlich.
Das liegt am Tempo, glaub ich. Wann soll der Leser sich denn fragen, wie die Geschichte jetzt ausgehen würde? Ich merk das bei mir selbst, ich denke über so was nach, wenn ich mich innerhalb einer Geschichte langweile. Wenn dann 2 Absätze kommen, in denen auf der Stelle getreten wird, irgendwas beschrieben oder banales geredet wird, dann fängt man als Leser an und denkt: Hmmm, das geht bestimmt so und so.
Aber hier ist ja kein Platz groß.

Also, gerne gelesen. More of that stuff!
Das freut mich, danke dir für die Kritik! Ich weiß nicht, ob ich davon jetzt mehr schreiben werden, muss man mal gucken. Ist jetzt literarisch auch nicht gerade unfassbar befriedigend, so was zu machen. :)

Gruß
Quinn

Hey Jo,

Es ist was ganz Interessantes passiert: Ich habe während des Lesens viel gelacht und geschmunzelt - mich also köstlich amüsiert, mich nicht gegruselt (das war aber nicht dein Ziel!).
Ich hab sie also für eine mittelmäßige Quinn-Geschichte gehalten.
Was hast du denn für Ansprüche? Köstlich amüsiert – mittelmäßige Geschichte. Was passiert denn bei einer guten Geschichten? Platzt du, oder was? :)

Ich fand das saukomisch, warum sollte man sowas löschen, dann müsste man so ziemlich viel löschen und aus der ganzen Nummer etwas Ernstes machen, aber für etwas Ernsthaftes fehlt eine einfache Voraussetzung z.B. keinen komischen Geist auftreten lassen.
Da müsste man den Ton komplett ändern, das Setting, ich weiß nicht.

Das Gleiche passiert momentan mit den Vampiren - die nutzen sich jetzt auch ab.
Vampire sind schon ewig komisch. Marcy aus der schrecklich netten Familie hat, als sie noch ein knackiges, junges Küken war, schon einer launigen Vampir-Nummer mitgespielt. Lost Boys, das war so meine Jugend, war sehr komisch. Und in deiner Generation dann From Tusk till Dawn.

Vielleicht braucht die Horrorwelt neue Horrorgestalten. Tja. Bis dahin muss die sich über sich selbst lustig machen.
Im Moment lässt alles, was gruselig sein will, das Mystische komplett weg. Und nimmt entweder amoralische Killer oder Viren. Hab ich so das Gefühl.
Also die Javier Bardem-Rolle aus No Country for old Men ist im Moment die einflussreichste Schreckensgestalt in der Popkultur, obwohl das nicht mal ein Horrorfilm war.

Aber deine Alltagsgeschichten und die Sonstige Geschichten find ich besser.
Alltagsgeschichten? Der Weinhändler? Willst du dir die Aussage vielleicht imagemäßig noch mal überlegen? Bevor dir Tempo ne Jahresladung vor die Tür stellt? Wie bist du denn drauf?

Danke dir für den Kommentar
Quinn

Hey Abdul,

Der Großteil der heutigen Horrorgeschichten verwurstet schlicht Horrormotive, ohne auf das Erleben des Horrors abzuzielen - was ja vollkommen in Ordnung ist. Das tust du hier größtenteils ja auch
Ja, genau so seh ich das auch.

Ähnliches gilt für Poes "Maske des Roten Todes" und auch - obwohl man das wohl nicht mal ins Horror-Genre stecken würde
Ich hab Es als Kind im Fernsehen gesehen und hatte tierisch Schiss, ich hab’s mit 25 gelesen und mich ganz gut unterhalten, aber von Horror keine Spur. Ich glaub es liegt am Medium, das Buch ist zu indirekt. Man muss es nicht am Stück lesen, die Ablenkungen können größer sein, ich kann mich jederzeit vergewissern, dass alles okay ist, so was.
Grad die Maske des Roten Todes hat ja keinerlei Figuren oder Identifikationen – ich mag das Stück auch sehr gerne -, aber um da Grusel zu empfinden, das fänd ich schon schwierig, es ist ja eher ein abstraktes Lehrstück auf Moral, natürlich werden da unterschwellige Ängste bedient, aber da fehlen eigentlich komplett die Figuren, um deren Leben man sich sorgen könnte.

Das Ende deiner Geschichte hat bei mir übrigens hervorragend funktioniert. Gerade, weil ich dir das Kitsch-Ende im Rahmen dieser recht grellen Geschichte zugetraut hätte. Es hätte mich nicht mal gestört. Da ist der letzte Satz schon ein Hammer. Kommt auf Taubenfüßen daher und ist dennoch brutal - so soll es sein.
Für das Kitsch-Ende wär ich gesteinigt worden, völlig zu Recht. Man sieht hier auch, was ein als gelungen empfundenes Ende ausmacht, die Geschichte sieht viel besser aus als bei anderen – das hatte ich ja in Horror häufiger -, Geschichten, die sehr gemocht wurden, aber ein blödes Ende hatten, da blieb immer ein Beigeschmack. Es ist für den Leser wohl sehr viel wichtiger als für den Autor (zumindest für mich als Autor) ein starkes Ende hinzubekommen, wobei ich das als Leser auch brauche. Da sollte ich wirklich mehr drauf achten

Danke dir für die Kritik, schön, dass es dir gefallen konnte
Quinn

So um die Diskussion um die Empfehlung kümmere ich mich später, ich muss weg, Jos Taschentuchvorrat sicher stellen
Schön, dass die Geschichte so viel Resonanz bekommt

 
Zuletzt bearbeitet:

aber Menschen haben komische Ansichten, und ich finde gerade bei so Protagonisten muss man ihnen auch mal eine Macke zugestehen,

Absolut. Ich bin nur eben dran hängengeblieben, weil der Vergleich bei weitem nicht so abgefahren ist, dass er sofort als Macke ausgemacht werden kann.

Ganz ehrlich: Wen schert’s groß?

Na ja. Ich hege da so meine Zweifel, dass du als Kritiker diese Antwort akzeptieren würdest.

In den von mir angemerkten Satz passt meines Erachtens kein Ausrufezeichen. Und wenn die Deutschen da tatsächlich unverhältnismäßig sparsam mit umgehen, würde ich das als Tugend betrachten.

Greetz
JC

 

Grad die Maske des Roten Todes hat ja keinerlei Figuren oder Identifikationen – ich mag das Stück auch sehr gerne -, aber um da Grusel zu empfinden, das fänd ich schon schwierig, es ist ja eher ein abstraktes Lehrstück auf Moral, natürlich werden da unterschwellige Ängste bedient, aber da fehlen eigentlich komplett die Figuren, um deren Leben man sich sorgen könnte.
Finde ich sehr interessant, Quinn, dass für dich das Vorhandensein einer Identifikationsfigur die Voraussetzung für erlebbaren Horror darstellt. Das geht mir zum Beispiel gar nicht so - wahrscheinlich wirkt eben deshalb der "Rote Tod" bei mir.
Für mich muss es, um eine Wirkung zu erzielen, eben nicht dieser höchst persönliche "Das-könnte-mir-genau-so-passieren"-Effekt sein. Es gibt auch subtileren Horror, der eben mehr ... beunruhigend ist. Das trifft es, denke ich. Es sind dann bestimmte Bilder oder neue Blickwinkel, die ihre Wirkung entfalten.
Gerade bei Filmen, um mal kurz in ein anderes Medium zu springen, die diese Identifikation des Zuschauers mit dem Protagonisten herbeizwingen wollen, setzt bei mir oftmals ein Abwehrreflex ein, der das Ganze zunichte macht.

 

Hat mir auch ausnahmslos gut gefallen, war sehr angenehm zu lesen.

Obwohl, doch einige Anmerkungen. Man merkt, wie ich finde, sehr deutlich, dass die Charaktere dem Hirn eines einzigen Authors entsprungen sind. Will sagen, sie drücken sich alle sehr ähnlich aus und haben scheinbar denselben Sinn für Humor. Das ist hier aber auch völlig okay, im Gegensatz zu anderen Geschichten.

Das Ende hat mich sehr verwirrt. Ist die Klinik jetzt echt oder nicht, ist die Mutter ein Geist oder nur eine Einbildung? Das ging mir alles zu schnell und entsprechend habe ich den Schlussatz auch nicht ganz kapiert. Hat der Alte Franks Mutter auf dem Gewissen?

Na egal, muss es wohl noch einmal lesen, dann klärt sich das schon auf. Top-Unterhaltung nichtsdestotrotz!

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom