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Thema des Monats Schneegestöber

Seniors
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21.04.2015
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Schneegestöber

Noch fünfzehn Kilometer. Dann kommt die Ausfahrt.
Lena kneift die Augen zusammen. Die geraden Linien der Autobahn verwischen im Schneegestöber. Als sie vorhin aus dem Büro kam, waren es nur ein paar schüchterne Flocken gewesen. Nun sind sie riesig und tanzen wild durch die Luft. Klatschen auf die Windschutzscheibe und überfordern Lenas Augen. Wenn sie direkt hinein blickt in das weiße Durcheinander, wird ihr schwindelig. Schnell fixiert sie wieder die Straße.
Die anderen Autos schleichen mit ihr über die Fahrbahn. Ihre Scheinwerfer durchbrechen die Dunkelheit und werfen kleine Lichtkegel in die weiß gesprenkelte Nacht. Es ist seltsam ruhig, als verschlucke der Schnee den Lärm und die Hektik, die sonst auf dieser Strecke herrscht.

Lena reibt sich die Stirn. Das Pochen im Kopf wird schlimmer. Ein Gedanke jagt den nächsten. Sie stellt sich vor, wie die Sätze hin- und herrasen, ständig an ihre Schädeldecke stoßen, sich ineinander verhaken und wieder entwirren. Nervös wirft sie einen Blick auf den Rücksitz. Da liegt er. Der Koffer. Heute Morgen hat sie ihn gepackt, als Chris schon zur Arbeit gefahren war. Nur zur Sicherheit. Hat langsam ihre Lieblingsstücke hineingelegt. Das graue T-Shirt mit dem grinsenden Smiley vorne drauf. Die verwaschene Jeans, die lässig an ihrer schmalen Hüfte sitzt, und die Chris nicht leiden kann, weil sie ihm zu schlabbrig ist. Der Pullover mit den kleinen Mickeymäusen, über den er immer den Kopf schüttelt. Viel zu lange haben die Sache ganz hinten im Kleiderschrank gelegen.
Lena klammert die Hände um das Lenkrad, das Herz in der Magengrube, die Schultern verkrampft.

Warum hatte sie „Ja“ gesagt?
Seit einigen Wochen stellt sie sich diese Frage fast jeden Tag. Sie spielt den Moment immer wieder ab, oben auf dem Berg. Die Bäume noch in Herbstfarben getaucht. Das Gipfelkreuz, vor dem sie sich schwer atmend ins Gras setzen. Der Wind kribbelt auf Lenas roten Wangen. Sie atmet tief ein, es riecht nach feuchter Erde und Laub. Sie lässt ihren Blick über die Berge schweifen und kramt in ihrem Rucksack nach einer Zigarette. Plötzlich steht Chris auf, hält ihr die Hand hin und zieht sie nach oben. "Lena, ich... Ich muss dir etwas sagen", stammelt er, während er in seine Hosentasche greift. "Du bist mir das Wichtigste in meinem Leben, ich will dich an meiner Seite haben. Immer!" Er geht vor ihr auf die Knie. Sieht zu ihr hinauf und Lena bemerkt, dass seine linke Augenbraue zuckt. Das tut sie immer, wenn er nervös ist. Zwei Gedanken, die miteinander ringen: Du kannst jetzt nicht NEIN sagen! Sag bloß nicht JA!
Chris öffnet die kleine Schachtel, stellt die Frage. Sein Blick ist erwartungsvoll auf sie gerichtet. In ihr kämpft die Panik gegen die Hoffnung. Lena wird schlecht. Schließlich schafft sie es zu nicken. Und im ersten Moment freut sie sich tatsächlich, umarmt und küsst ihn, betrachtet den Ring immer wieder. Ein schöner Ring. Silber, mit einem kleinen Brillanten. Ein wenig breit vielleicht. Eigentlich mag Lena zierliche Ringe mit einer erhabenen Fassung lieber. Aber halb so wild, das hat Chris wohl vergessen.

Die Wochen danach sind eine Farce! Ein Strahlen für jeden, der ihnen gratuliert. Chris schüttelt Hände und lässt sich auf die Schulter klopfen. Er ist stolz, scheint die Zweifel nicht zu spüren, die sich in Lena ausdehnen. Sie lächelt, aber in ihrer Kehle sitzt ein Schrei. Früher hat sie über die Frauen gelacht, die sich an eine Verlobung oder ein Kind klammerten, als sei dies der Rettungsanker für ihre Beziehung. Ist sie jetzt eine von Ihnen?

Das letzte Wochenende kommt ihr wieder in den Sinn. Samstagmorgen. Lena klammert sich an ihre Kaffeetasse. Chris betritt die Küche, gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und setzt sich. Er sieht sie nicht an. Schlägt die Zeitung auf, schiebt sich ein Stück Brot in den Mund und nuschelt: „Hast du gut geschlafen?"
„Geht so." Sie zwingt sich, wenigstens noch hinterherzuschieben: „War ganz schön stürmisch heute Nacht."
„Stimmt, das hatten sie ja angesagt. Jetzt kommt wohl der Winter." Er lässt die Zeitung sinken und lächelt sie an. Sie nickt und beißt in ein Brötchen. Die Worte stecken ihr im Hals fest. Draußen biegen sich die Sträucher unter dem Novemberwind und sie fragt sich, wie lange sie diese Situation noch erträgt. Was genau hält sie hier? Ist es die Angst vor dem Alleinsein? Die Erinnerung an Chris, wie er einmal war? Manchmal kommt ihr sogar der Gedanke, dass nur sie sich verändert hat und alles andere um sie herum so ist wie immer. Nur dass sie nun die Sicherheit nicht mehr erträgt, nach der sie sich früher so gesehnt hat. Der Weg, der so gerade vor ihr liegt, schnürt ihr den Atem ab. Alles scheint wie in Stein gemeißelt ...

Erinnerungssplitter aus ihrer Anfangszeit blitzen vor ihr auf. Chris, der sie an einem Freitag von der Arbeit abholt, einen winzigen Strauß selbstgepflückter Gänseblümchen in der Hand, eine Reisetasche über der Schulter. „Los, Schärrie, wir müssen uns beeilen. Unser Zug fährt in zwanzig Minuten!" Entgeistert starrt sie ihn an, versucht, mit ihm Schritt zu halten. „Unser Zug?". Nach Paris. Ganz spontan.
Ihr fünfundzwanzigster Geburtstag. Sie wacht auf, weil das ganze Bett wackelt. Chris springt darauf herum, schmeißt mit Luftschlangen um sich. „Los, aufstehen, du Murmeltier!" Der Ausflug an den See, das Picknick. Noch mehr Luftschlangen. Und Konfetti. Überall Konfetti. Sie springt ins kalte Wasser. Dreht sich auf den Rücken und blinzelt ins Himmelblau. Chris braucht eine halbe Stunde. Ziert sich wie ein Mädchen, stößt einen Schrei aus, als er endlich bis zur Hüfte im See steht. Lena lacht. Sie lacht, bis ihr der Bauch wehtut. Abends spannt ihre Haut von der Sonne.
Die Tage waren so lebendig, so bunt. Jetzt sind da bloß noch vereinzelte Farbspritzer.

Lena bemüht sich nach Kräften, das Bild einer glücklichen Beziehung aufrecht zu erhalten. Vor anderen Leuten ist sie darin besonders gut. Es gibt nur eine Person, die ihr das Theater nicht abkauft.
„Du hast Schiss, oder?" Lenas beste Freundin sitzt ihr gegenüber, fixiert sie genau, ihr Blick fühlt sich an wie ein Schraubstock. Ausweichen ist unmöglich.
„Mann, Caro, musst du immer wieder damit anfangen?" Hitze steigt in Lenas Wangen.
„Ja, muss ich. Du machst ja den Mund nicht auf! Und ich merke doch, dass etwas nicht stimmt. Meine Güte, wäre ja auch nicht schlimm. Nach einem Antrag kriegen viele plötzlich Panik. Hab ich schon ein paar Mal erlebt."
„Ich hab keine Panik. Ich ... Keine Ahnung ... Ich weiß gar nichts mehr. Alle sagen, wir wären so ein tolles Paar, Chris sei genau der Richtige für mich, bla bla bla. Und ich höre ihnen zu und denke die ganze Zeit: 'Ihr habt Unrecht!'
Ist das nicht total bescheuert?!"
Caro beugt sich ein Stück nach vorne und nimmt Lenas Hand. „Nein, ganz und gar nicht. Willst du wissen, was ich denke? Du hast eine Entscheidung getroffen, die falsch war. Und deshalb fühlt sich nichts mehr richtig an. Klar, Chris ist ein netter Kerl, aber mal ehrlich: Ist er wirklich der Mann, mit dem du alt werden willst? Ist das wirklich die Beziehung, die du dir immer gewünscht hast?"
„Chris ist toll, Caro, wirklich. Du kennst ihn doch. Er würde nie etwas tun, das mich verletzen könnte. Er ist treu, er ist zuverlässig, er ..."
Caro verdreht genervt die Augen und wedelt mit der Hand. „Ja, ja, ich weiß. Er ist solide. Er ist ein sicherer Hafen. Aber du, meine Liebe, du bist eher ein Wirbelwind, der auf's Meer hinaus will, anstatt vor sich hinzudümpeln. Letztens erst hast du mir erzählt, dass du dir Sorgen machst, weil ihr euch kaum mehr etwas zu sagen habt. Und jetzt willst du ihn heiraten?"
„Du klingst ja fast so, als wolltest du, dass wir uns trennen!" Lena wird lauter, zieht ihre Hand weg und verschränkt die Arme.
Caro schüttelt den Kopf. „Nein, will ich nicht! Ich will, dass du glücklich bist. Wir kennen uns schon seit dem Kindergarten, Lena, und ich sehe dir einfach an, dass du leidest. Seit du mir von der Verlobung erzählt hast, siehst du traurig aus. Und du brauchst auf mich nicht wütend sein, nur weil ich dir die Wahrheit sage!"
Lena spürt das Rumoren im Bauch. Dieses trotzige Gefühl, mit dem Fuß aufstampfen zu wollen. Dabei flüsterte tief in ihr ein dünnes Stimmchen: Sie hat recht, das weißt du!

Lena fragt sich oft, wann ihre Liebe gekippt ist, wann die Blicke trüb wurden und die Langeweile sie verschlang. Aber sie findet keinen Stichtag. Es fühlt sich viel eher so an, als habe sich die Kälte heimlich eingeschlichen, ganz langsam und unauffällig. Ob Chris das überhaupt merkt, weiß sie nicht. Er scheint sich wohlzufühlen in ihren immer gleichen Tagen und Wochen.

Noch zehn Kilometer. Lena greift das Lenkrad fester.
Sie fährt sich durch die Haare und stellt das Radio lauter. Sie erinnert sich an einen Abend vor zwei Wochen. Ein französisches Restaurant, versteckt am Ende einer Gasse in der Innenstadt. Kleine Tische in verwinkelten Nischen und schummriges Licht. Lena fühlt sich wohl hier, es freut sie, dass Chris sich Gedanken gemacht hat. Er weiß, dass sie französisches Essen liebt. Sie lassen sich einen Rotwein empfehlen und lächeln sich an. Studieren sorgfältig die Speisekarte und sinnieren darüber, wie gut sich alles anhört. Die Bedienung nimmt die Bestellung auf und verschwindet wieder. Sie schweigen. Chris sitzt vor ihr und starrt in sein Weinglas. Lena betrachtet ihn. Die kurzen blonden Haare, akkurat frisiert, nicht so verwuschelt wie am Anfang ihrer Beziehung. Die gepflegten Hände, das perfekt sitzende Hemd. Früher strahlte er Ruhe aus. Besonnenheit. Männlichkeit. Doch jetzt sieht sie einen unsicheren Menschen vor sich, der sich windet und nicht weiß, wie er die Lage noch retten kann.
Jedes Mal, wenn der Kellner kommt, macht sich kurz Erleichterung zwischen ihnen breit, weil jemand die drückende Stille durchbricht. Krampfhaft versucht Lena, ein Gespräch in Gang zu bringen.
„Wie bist du auf das Restaurant gekommen? Ich hab’ noch nie davon gehört. Ist echt niedlich.“
Er ergreift den Strohhalm, setzt sich aufrecht hin und erklärt: „Ein Arbeitskollege hat’s mir empfohlen. Ich war mir erst nicht so sicher, er ist ein ganz schöner Snob, weißt du.“ Er kichert. Unbeholfen, gekünstelt. „Ich wollte nicht, dass du dich unwohl fühlst, ich weiß ja, dass du zu viel Schicki nicht magst. Aber das hier hat eine ganz gute Mischung, finde ich.“ Fragend sieht er sie an.
„Klar, alles gut, ich find’s schön.“
Sie könnte fragen, was er zum Nachtisch isst. Oder ob sie später vielleicht noch einen Film schauen wollen. Aber sie bleibt stumm.

Noch fünf Kilometer. Aber bei dem Schneckentempo bleiben ihr noch ein paar Minuten.
Heute Morgen war der Nebel in ihrem Kopf verschwunden. Dieses feige Wabern aus Unentschlossenheit und Beklemmung. Lena wachte auf und konnte sich nicht an den Abschiedskuss erinnern, den Chris ihr jeden Morgen gab, bevor er losfuhr. Auf seinem Kissen lag ein Zettel.
„Ich wollte dich nicht wecken. Dir nur sagen, dass ich mich auf heute Abend freue. Nur wir zwei und unsere Hochzeitspläne. Hab einen schönen Tag! Chris.“
Sie setzte sich auf und sah hinaus in das morgendliche Zwielicht. Gänsehaut kroch über ihren Körper. Das hatte sie ganz vergessen! Chris hatte vorgeschlagen, heute Abend für sie zu kochen und erste Schritte in Sachen Heiratsplanung zu besprechen. Dabei würde er es bestimmt nicht versäumen, das Thema Kinder mal wieder auf den Tisch zu bringen. Lena lachte kurz auf. Erschrak darüber, wie hysterisch sie klang. Die Vorstellung war einfach absurd. Kinder. Schon als er vor Monaten das erste Mal darüber gesprochen hatte, war ihr ganz flau geworden.
Alles erschien plötzlich zu klein. Das Schlafzimmer, die Wohnung, ihr Leben. Es war ihr egal, wie sehr sie ihn damit verletzen würde. All die Bedenken, die Ängste, die sie während der letzten Wochen gelähmt hatten, rückten in den Hintergrund. Sie stand auf, holte den Koffer aus der Abstellkammer und packte bedächtig ein Kleidungsstück nach dem anderen hinein. Sie fuhr zur Arbeit, saß hinter ihrem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Ziele. Zu Caro nach Berlin. Ihren Eltern nach Köln. Allein nach Hamburg. Oder zurück zu Chris? Der Tag glitt still an ihr vorbei, als wäre er nur geträumt. Wenn sie jetzt daran denkt, ist es fast so, als sähe sie einen Film, der nichts mit ihr zu tun hat.

Da ist sie! Wenn sie nach Hause will, muss Lena hier runter!
Ihre Hände sind schweißnass und kalt. Das Lenkrad bewegt sich nicht. Sie lässt die Abzweigung hinter sich und fährt weiter geradeaus. Tief hinein ins Schneegestöber.

 

Ohje, ohje,

ihr zwo,

oh jeminee, wat habbich da widda anjerichtet!

Klimbim!

The Incredible Holg:
Wencke Myhre war die Schuldige!

Inspiration zum TdM

Letzte Ausfahrt für Michael Pfleghar ...

Schönes Wochenende wünscht der

Friedel

 

Hallo Peeperkorn,

vielen Dank für deine Anmerkungen. Ich mag deine Art zu schreiben sehr, daher hat mich das hier besonders gefreut:

Deine Geschichte hat mir gefallen, vor allem deine Sprache. Der Text kommt elegant daher und ist angereichert durch schöne Formulierungen
Vielen Dank!

Ja, du hast recht, es ist eher irgendein Paar, als ein ganz spezielles. Dafür bleibe ich zu unspezifisch. Morgen Nachmittag habe ich ein wenig Ruhe und werde mal sehen, wie ich das noch mehr anreichern könnte. Vielen Dank für den Tipp!

Oh je, das mit dem Herz in der Magengrube gefällt mir so gut, ich glaube, davon mag ich mich nicht trennen. Ich hoffe, die Übelkeit ist schnell wieder verschwunden :shy:

Vielen lieben Dank und einen schönen Abend dir!
RinaWu

Friedel & Holg: Ich werde mal youtuben und mir das Lied anhören – hoffentlich brauche ich danach nicht auch ein Skalpell :D

Liebe Grüße
RinaWu

 

Hallo liebe Wortkrieger,

ich habe mir einige eurer Anmerkungen nochmal genau überlegt, speziell, dass ich versuchen sollte, noch mehr Situationen zwischen den beiden darzustellen, bzw. das Paar und was sie tun, ein wenig spezieller zu beschreiben. Ich habe bestimmte Kleinigkeiten detaillierter beschrieben, habe noch eine Szene eingebaut, in der die Leidenschaftslosigkeit rüberkommen soll und habe die Restaurant-Szene noch ein wenig ausgebaut. Ich hoffe, so wird das Paar lebendiger. Zu viel möchte ich nicht erzählen, ich möchte die Geschichte kompakt halten. Aber vielleicht funktioniert sie mit den Ergänzungen ja schon ein bisschen besser, was die Paar-Dynamik betrifft.

Lieben Dank an euch und viele Grüße
RinaWu

 
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Hallo Maria,

danke für deinen Input. Für mich ist es immer schön zu hören, wenn mein Text sich flüssig lesen lässt, denn ich selbst finde es schlimm, holprige Bücher oder Geschichten zu lesen. Mir ist Textfluss total wichtig. Also danke dafür ;)

Nein, nein, ich verstehe dich nicht falsch. Die Geschichte ist einfach, das stimmt. Ich wollte etwas Ruhiges schreiben, etwas Leises. Und war froh, dass mir überhaupt etwas zum Thema des Monats eingefallen ist, weil ich da super gerne mitmachen wollte. Da ich nebenbei an einem Roman arbeite, habe ich diese Kurzgeschichte hier sehr genossen - eben weil ich etwas kurzes Klares schreiben wollte, das mir im Kopf herum schwirrt, ohne auf andere Handlungsstränge zu achten. Ich glaube, Großartiges schreiben ist eh nicht meins, dieser Anspruch macht mich immer ganz panisch :D Ich hatte total lange eine Schreibblockade und bin durch dieses Forum seit einem halben Jahr wieder fleißig dabei. Ich schreibe einfach unfassbar gerne und freue mich, wenn es gerne gelesen wird. Zu schreiben, was noch nie da war, was andere aus den Latschen haut, das ist weit weg. Jemanden berühren, zum Schmunzeln bringen oder zum Nachdenken, das sind vorerst meine Ziele. Aber ich freue mich, dass du Potential siehst, das ist viel wert :shy:

Liebe Grüße
RinaWu

P.S.: Macht nüscht, schön, dass du sie überhaupt gelesen hast.

 
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Hey RinaWu,

oh je, ich sehe gerade, dass ich noch nie was von Dir kommentiert hab, dabei bist Du so eine Fleißige. Wofür so eine Challenge doch alles gut ist. Danke auch Dir für die Geschichte. Hat mich sehr gefreut.

Thematisch hat mir die Geschichte total gefallen. Liegt aber sicher daran, dass dies eine Geschichte ist, die hätte vom Thema her auch meine sein können. Ich habe mal eine KG gelesen, da nimmt eine eine Autofahrerin eine Tramperin mit - eine im Brautkleid. Seitdem ist das Thema bei mir im Kopf. Und Deine Geschichte ist ja praktisch eine Adaption davon.

Klein, fein, nett. Für mich größtes Manko - viel tell, wenig show. Das ist schade. Aber klar, der Roman frisst Zeit und ist gerade dein Baby, so eine KG bietet eine schöne Abwechslung, aber ein Zeitfresser soll sie nun auch nicht werden. Dilemma :). Und diese Geschichte szenisch ausgeschrieben, da kämen schon paar Seiten mehr zusammen.

Lena kneift die Augen zusammen. Die geraden Linien der Autobahn verwischen im Schneegestöber. Als sie vorhin aus dem Büro kam, waren es nur ein paar schüchterne Flocken gewesen. Nun sind sie riesig und tanzen wild durch die Luft. Klatschen auf die Windschutzscheibe und überfordern Lenas Augen. Wenn sie direkt hinein blickt in das weiße Durcheinander, wird ihr schwindelig. Schnell fixiert sie wieder die Straße.

Ich mochte den Einstieg.

Sie stellt sich vor, wie die Sätze hin- und herrasen, ständig an ihre Schädeldecke stoßen, sich ineinander verhaken und wieder entwirren. Daher wohl die Kopfschmerzen.

Schön! Das mit den Kopfschmerzen ist so erklärend hintendran, irgendwie. Aber jetzt auch nicht schlimm.

Heute Morgen hat sie ihn gepackt, als Chris schon zur Arbeit gefahren war.

Hier zum Beispiel könnte man schon fünf Sätze draus stricken. Ob in Hektik oder wohl überlegt, sie könnte drüber nachdenken, ob sie an alles gedacht hat ... na ja, eben bisschen mehr Fleisch ans Ganze.

Warum hat sie „Ja“ gesagt? Seit einigen Wochen stellt sie sich diese Frage fast jeden Tag. Klar, es war romantisch, oben auf dem Berg, alle Bäume noch in Herbstfarben getaucht, Chris vor ihr auf den Knien. Und im ersten Moment hatte sie sich tatsächlich gefreut, ihn umarmt, geküsst, und an die fünfzig Mal den Ring betrachtet. Ein schöner Ring. Silber, mit einem kleinen Brillianten. Ein wenig breit vielleicht. Eigentlich mochte Lena zierliche Ringe mit einer erhabenen Fassung lieber. Aber das war nicht schlimm, hatte Chris wohl vergessen.

Hier hätte ich auch gern die Szene gesehen. Das ist ja nur benannt und dann gewertet von ihr. Falscher Ring. Chris bleibt so in der Nennung über die Geschichte auch recht blass für mich. Ich habe am Ende Null Ahnung, wie es ihm geht, wie er die Beziehung sieht. Immerhin macht er ihr einen Heiratsantrag, wird zwar gesagt als Rettungsring, aber da will er ja noch retten, d.h. so ganz abgeschlossen hat er nicht.

Sie spielt den Moment immer und immer wieder ab. Chris kniet vor ihr. Er sieht zu ihr hinauf und Lena bemerkt, dass seine linke Augenbraue zuckt. Das tut sie immer, wenn er nervös ist. Zwei Gedanken, die miteinander ringen: Du kannst jetzt nicht NEIN sagen! Sag bloß nicht JA!

Das hätte ich so gern als Szene gelesen ... Überhaupt alles :) Und so nach und nach würde sich ein komplettes Beziehungsbild beim Leser zusammensetzen, ohne das es von der Prot. immer gleich gewertet und analysiert wird.

Sie reden schon so lange nicht mehr miteinander. Das heißt, sie reden sehr wohl, aber sie sagen sich nichts.

zeigen, nicht behaupten: So ein Nicht-Dialog. Wetter, Arbeit, nicken, aneinander vorbeireden, schweigen, das kann man doch prima zeigen.
Ich höre mal auf, weil Du sicher siehst, was ich meine.

Trotzdem mag ich den Plot! Und deswegen habe ich es auch gern gelesen. Der Anfang war ja stark, leider verfällst Du dann recht schnell ins tell.

Beste Grüße, Fliege

 
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Hey Fliege!

oh je, ich sehe gerade, dass ich noch nie was von Dir kommentiert hab, dabei bist Du so eine Fleißige
Das macht gar nichts, umso mehr freue ich mich, dass du diese Geschichte entdeckt hast!

Ich mochte den Einstieg.
Das ist super, danke. Immerhin ist ein guter Einstieg auch schon mal wichtig :shy:

Hier zum Beispiel könnte man schon fünf Sätze draus stricken. Ob in Hektik oder wohl überlegt, sie könnte drüber nachdenken, ob sie an alles gedacht hat ... na ja, eben bisschen mehr Fleisch ans Ganze.
Ja, ich stimme dir zu. Auch vorhergehende Kommentare haben schon geraten, mehr Lebendigkeit in das Ganze zu bringen. Ich habe auch schon eine hinzugefügt. Mich den schon vorhandenen mehr zu widmen, das ist mir gar nicht eingefallen :hmm: Ich werde mich da noch einmal dran setzen.

Hier hätte ich auch gern die Szene gesehen. Das ist ja nur benannt und dann gewertet von ihr. Falscher Ring. Chris bleibt so in der Nennung über die Geschichte auch recht blass für mich. Ich habe am Ende Null Ahnung, wie es ihm geht, wie er die Beziehung sieht. Immerhin macht er ihr einen Heiratsantrag, wird zwar gesagt als Rettungsring, aber da will er ja noch retten, d.h. so ganz abgeschlossen hat er nicht.
Auch hier überlege ich mir mal, wie ich das szenischer schreiben könnte. Chris ist blass, das stimmt. Das liegt daran, dass die Geschichte wirklich aus ihrer Sicht sein soll. Sie beschreibt ihn zwar an manchen Stellen, aber letztendlich ist alles durch ihre Sicht eingefärbt und darum ist mir Chris und seine Gefühlswelt nicht so wichtig. Durch ein paar Kleinigkeiten wollte ich ihn vorstellen, aber eben nicht den Hauptfokus darauf legen. Aber auch das sehe ich mir noch einmal an.

Ich danke dir für deine Anmerkungen und versuche mal, noch ein wenig an der Geschichte zu basteln.

Liebe Grüße
RinaWu


NACHTRAG: Liebe Fliege, ich habe mir deine Ratschläge zu Herzen genommen. Die Szene im Auto, als sie an den Koffer denkt, habe ich noch ein wenig ausgebaut und erzähle, was sie einpackt und warum. Die Antragsszene habe ich nun tatsächlich geschehen lassen. Und auch das "sie reden miteinander, aber sagen sich nichts" habe ich gestrichen und durch eine Frühstücksszene ersetzt, die sich ständig so abspielt. Chris hat nicht wirklich mehr Farbe bekommen dadurch, aber vielleicht die Geschichte an sich. Bei ihm bin ich mir nach wie vor nicht sicher, ob es so wichtig ist, ihn greifbarer zu machen. Ich hoffe aber, das Szenische ist einigermaßen gelungen. Liebe Grüße!

 

RinaWu schrieb:
Die Szene im Auto, als sie an den Koffer denkt, habe ich noch ein wenig ausgebaut und erzähle, was sie einpackt und warum. Die Antragsszene habe ich nun tatsächlich geschehen lassen. Und auch das "sie reden miteinander, aber sagen sich nichts" habe ich gestrichen und durch eine Frühstücksszene ersetzt, die sich ständig so abspielt. Chris hat nicht wirklich mehr Farbe bekommen dadurch, aber vielleicht die Geschichte an sich. Bei ihm bin ich mir nach wie vor nicht sicher, ob es so wichtig ist, ihn greifbarer zu machen. Ich hoffe aber, das Szenische ist einigermaßen gelungen.

Ja, finde ich viel besser. Und ich denke doch, dass Chris mehr Farbe braucht, auch was Gutes, was sie bis jetzt bei ihm gehalten hat, immerhin hat sie ja auch im ersten Impuls "ja" gesagt. Chris ist der Grund allen Übels, und so ein Grund, der will schon benannt werden - sprich, der braucht schon auch ein Gesicht. Meine Meinung. Aber ich will Dir da auch nicht reinreden.

Lieben Gruß, Fliege

 
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Ja, du hast nicht ganz unrecht. Kurz vor Schluss beschreibt sie Chris ja kurz, dass er früher für Sicherheit stand, Ruhe und Männlichkeit. Aber das ist wenig, das stimmt. Ich gehe noch einmal in mich :shy:

Liebe Grüße
RinaWu


NACHTRAG: Ich habe zwei Erinnerungsfetzen eingearbeitet. Um zu beschreiben, wie spontan und aufmerksam Chris früher war. Dagegen steht die Szene, in der Lena ihn mal wieder überraschen will, und er sich nicht einmal die Mühe macht, das Geschenk gleich auszupacken. Die Geschichte wächst ... :shy:

 

Liebe RinaWu,

der erste Absatz ist sehr schön, schafft eine tolle Atmosphäre. :)

Sie stellt sich vor, wie die Sätze hin- und herrasen,
Ein schöner Kontrast zum vorherigen
Die anderen Autos schleichen mit ihr über die Fahrbahn.

Viel zu lange haben die Sache ganz hinten im Kleiderschrank gelegen.
Sie hat sie also nicht getragen, ihrem Freud zuliebe darauf verzichtet. Sehr schön beschrieben.

Chris öffnet die kleine Schachtel, stellt die Frage, sein Blick ist hoffnungsvoll auf sie gerichtet.
Ich denke, durch eine kleine Änderung könnte man „die Frage“ stärker hervorheben, wenn gewollt.
„Chris öffnet die kleine Schachtel, stellt die Frage. Sein Blick ist hoffnungsvoll auf sie gerichtet.“
(Nur so eine Idee.)

Silber, mit einem kleinen Brillianten.
Man spricht zwar immer ein i mit, es wird aber tatsächlich ohne i geschrieben.

Die Wochen danach sind eine Farce! Ein Strahlen für jeden, der ihnen gratuliert. Lena lächelt, aber in ihrer Kehle sitzt ein Schrei.
Ihnen wird gratuliert, sie lächelt. Hier würde ich gerne noch wissen, wie Chris reagiert.

Sie bemühen sich nach Kräften, das Bild einer glücklichen Beziehung aufrecht zu erhalten.
Beide bemühen sich. Da frage ich mich, warum er ihr doch noch einen Antrag macht.

… Hab einen schönen Tag! Chris(PUNKT)

Da ist sie! Wenn sie nach Hause will, muss Lena hier runter!
Das habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Vielleicht brauche ich auch noch einen Kaffee …
Ich habe verstanden, dass sie zusammen in einer Wohnung leben, Chris zur Arbeit ist, sie ihre Sachen packt und überlegt, wo sie hinfährt (Berlin, Köln, Hamburg). Sie fährt (über 15 Kilometer) und ist dann (wieder) an der Ausfahrt, die „zurück zu Chris“ führt. Hat er doch eine eigene Wohnung?

Eine sehr schöne Geschichte. Hat mir gefallen.

Liebe Grüße und viel Erfolg.
GoMusic

 

Lieber GoMusic,

der erste Absatz ist sehr schön, schafft eine tolle Atmosphäre
Das freut mich sehr.

Ich denke, durch eine kleine Änderung könnte man „die Frage“ stärker hervorheben, wenn gewollt.
„Chris öffnet die kleine Schachtel, stellt die Frage. Sein Blick ist hoffnungsvoll auf sie gerichtet.“
(Nur so eine Idee.)
Gute Idee, mach ich.

Man spricht zwar immer ein i mit, es wird aber tatsächlich ohne i geschrieben.
Oha! Das korrigiere ich gleich. Danke!

Ihnen wird gratuliert, sie lächelt. Hier würde ich gerne noch wissen, wie Chris reagiert.
Da ergänze ich noch etwas.

Beide bemühen sich. Da frage ich mich, warum er ihr doch noch einen Antrag macht.
Kennst du diese Pärchen nicht? Die nach außen hin immer total harmonisch tun, aber sich eigentlich nichts mehr zu sagen haben? Das meine ich mit "bemühen sich, das Bild aufrecht zu erhalten". Sie spielen lustiges, glückliches Paar. Chris war früher aufmerksam, spontan, hat diese Eigenschaften aber mit der Zeit abgelegt, bzw. sehr reduziert. Er hat sich in dieser Beziehung eingerichtet, Gewohnheit über Arbeit gesetzt. Ehrlich gesagt habe ich mir über seine Gründe für den Antrag nicht großartig Gedanken gemacht. Mir kam einfach ein Paar in den Sinn, das eine Beziehung führt, die festgefahren ist. Der eine ignoriert das und stapft einfach weiter voran, die andere fängt an zu zweifeln.

Das habe ich ehrlich gesagt nicht verstanden. Vielleicht brauche ich auch noch einen Kaffee …
Ich habe verstanden, dass sie zusammen in einer Wohnung leben, Chris zur Arbeit ist, sie ihre Sachen packt und überlegt, wo sie hinfährt (Berlin, Köln, Hamburg). Sie fährt (über 15 Kilometer) und ist dann (wieder) an der Ausfahrt, die „zurück zu Chris“ führt. Hat er doch eine eigene Wohnung?
Nein. Der Text beginnt damit, dass Lena auf der Autobahn fährt. Sie zählt die Kilometer runter, die noch bleiben bis zur Ausfahrt nach Hause. Es folgen Erinnerungsfetzen. An den Morgen, den Antrag, vergangene Wochen. Dann folgt doch am Schluss dieser Absatz, der mit dem Morgen des heutigen Tages beginnt, an dem sie den Koffer packt. Danach:
Alles erschien plötzlich zu klein. Das Schlafzimmer, die Wohnung, ihr Leben. Sie stand auf, holte den Koffer aus der Abstellkammer und packte bedächtig ein Kleidungsstück nach dem anderen hinein. Sie fuhr zur Arbeit, saß hinter ihrem Schreibtisch und starrte auf den Bildschirm. Möglichkeiten schossen ihr durch den Kopf. Ziele. Eine Freundin in Berlin. Ihre Eltern in Köln. Allein nach Hamburg. Oder zurück zu Chris? Der Tag glitt still an ihr vorbei, als wäre er nur geträumt. Wenn sie jetzt daran denkt, ist es fast so, als sähe sie einen Film, der nichts mit ihr zu tun hat.
Bedeutet also, Lena hat morgens den Koffer gepackt, ist zur Arbeit gefahren, hat dort gegrübelt, ob sie wirklich gehen soll und tut dies noch immer, als sie nach der Arbeit auf der Autobahn ist. Sie hält sich bis zuletzt offen, doch noch die Ausfahrt heim zu nehmen, fährt dann aber daran vorbei.

Vielen Dank, schön, dass dir meine Geschichte gefallen hat.

Liebe Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo RinaWu,


Noch fünfzehn Kilometer. Dann kommt sie.

Für mich löst du das Personalpronomen nicht auf. So ganz kann ich nicht nachvollziehen, wieso du da nicht einfach die Ausfahrt geschrieben hast. Ich meine, damit bringst du ja nicht bewusst Spannung in die Handlung, nur Unwissenheit.

Die geraden Linien der Autobahn verwischen im Schneegestöber. Als sie vorhin aus dem Büro kam, waren es nur ein paar schüchterne Flocken gewesen. Nun sind sie riesig und tanzen wild durch die Luft. Klatschen auf die Windschutzscheibe und überfordern Lenas Augen. Wenn sie direkt hinein blickt in das weiße Durcheinander, wird ihr schwindelig. Schnell fixiert sie wieder die Straße.
Diese Beschreibung des Wetters verstärkt die Befindlichkeit der Protagonistin - sie ist genauso durcheinander.

Sie stellt sich vor, wie die Sätze hin- und herrasen, ständig an ihre Schädeldecke stoßen, sich ineinander verhaken und wieder entwirren.
Sie denkt an den Koffer auf dem Rücksitz.
Zweimal den gleichen Satzbeginn und dazu noch eine ähnliche Struktur: vorstellen/denken - das wirkt dann vom Gefühl her wiederholend, vielleicht kannst du da noch was umformulieren.


Die verwaschene Jeans, die lässig an ihrer schmalen Hüfte sitzt, und die Chris nicht leiden kann. Sie sei viel zu schlabbrig, sagt er immer. Der Pullover mit den kleinen Mickeymäusen, über den Chris er immer den Kopf schüttelt.
Über den fetten Satz bin ich gestolpert, der passt für mich nicht zur restlichen Aufzählung wegen dieser nicht eindeutigen Redeform.
Du kannst jetzt nicht NEIN sagen! Sag bloß nicht JA!
Die Geschichte fängt doch eigentlich viel früher an. Wieso ist sie noch mit ihm zusammen? Bequemlichkeit, Unentschlossenheit?
Falls sie noch Hoffnung auf ein neues Aufblühen der Beziehung gehabt hätte, hätte sie sich auch aktiv damit auseinandersetzen sollen.

Chris öffnet die kleine Schachtel, stellt die Frage, sein Blick ist hoffnungsvoll auf sie gerichtet. Lena schafft es zu nicken. Und im ersten Moment freut sie sich tatsächlich, umarmt und küsst ihn, betrachtet an die fünfzig Mal den Ring.
Wie soll ich mir das mit den 50 Mal vorstellen? Kopf runter zum Ring, dann wieder Chris angesehen, Kopf wieder runter, usw. ?


Die Tage waren so bunt, so lebendig. Jetzt sind da bloß noch vereinzelte Farbspritzer.
Vielleicht tut sie ja auch nichts dafür, dass neue Farbe reinkommt?
Letztens erst hatte Lena Chris eine kleine Überraschung mitgebracht.
umgangssprachlich

Ich wollte dich nicht wecken. Dir nur sagen, dass ich mich auf heute Abend freue. Nur wir zwei und unsere Hochzeitspläne. Hab einen schönen Tag!
Na, immerhin sind sie noch nicht verheiratet, da ist also noch was zu retten.


Chris hatte vorgeschlagen, heute Abend für sie zu kochen und erste Schritte in Sachen Heiratsplanung zu besprechen.
Das ist für mich unglaubwürdig. Ich denke, nach dem Heiratsantrag fängt das Gedankenkarusell sich schon zu drehen an und nicht erst Wochen später.

Das Lenkrad bewegt sich nicht. Sie fährt weiter geradeaus. Lässt die Ausfahrt hinter sich und fährt einfach weiter.

Dieser letzte Abschnitt ist ja recht wichtig, da würde ich stilistisch noch etwas feilen, damit das ein feines Schlussbild ist. Ich würde das noch sehr einkürzen und die anfänglichen Schneeflocken symbolisch reinbringen, vielleicht so:

Da ist sie! Wenn sie nach Hause will, muss Lena hier runter!
Sie lässt die Ausfahrt hinter sich. Die Schneeflocken werden von Meter zu Meter weniger. Sie sieht bald klar nach vorne.

Mir hat die Szenerie als Idee gut gefallen und große Teile der Umsetzung auch.
Man kann sich ja nicht darüber wundern, wie jemand reagiert, wenn ich auch über die Protagonistin mehr als einmal den Kopf geschüttelt habe ;)

Liebe Grüße
bernadette

 

Hallo Bernadette,

lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar!

Für mich löst du das Personalpronomen nicht auf. So ganz kann ich nicht nachvollziehen, wieso du da nicht einfach die Ausfahrt geschrieben hast. Ich meine, damit bringst du ja nicht bewusst Spannung in die Handlung, nur Unwissenheit.
Du hast recht! Ich wollte es spannend machen, aber nicht verwirrend. Habe nun im ersten Satz "Ausfahrt" geschrieben.

Zweimal den gleichen Satzbeginn und dazu noch eine ähnliche Struktur: vorstellen/denken - das wirkt dann vom Gefühl her wiederholend, vielleicht kannst du da noch was umformulieren.
Jawohl, das doppelt sich irgendwie. Habe ich geändert.

Über den fetten Satz bin ich gestolpert, der passt für mich nicht zur restlichen Aufzählung wegen dieser nicht eindeutigen Redeform.
Auch das habe ich umformuliert.

Die Geschichte fängt doch eigentlich viel früher an. Wieso ist sie noch mit ihm zusammen? Bequemlichkeit, Unentschlossenheit?
Falls sie noch Hoffnung auf ein neues Aufblühen der Beziehung gehabt hätte, hätte sie sich auch aktiv damit auseinandersetzen sollen.
Ja ... Warum sind manche Paare noch zusammen? Die genauen Gründe für das Scheitern wollte ich nicht explizit aufzählen, sondern mein Fokus liegt eher auf dem Gefühl, welches Lena im Auto hat und sie zur Weiterfahrt bewegt. Ja, natürlich, sie hätte sich aktiv damit auseinander setzen sollen. Hat sie aber nicht. Sowas passiert. Sogar ziemlich oft. Allein in meinem Freundeskreis habe ich drei solcher Beziehungen beobachtet, alle sind mittlerweile getrennt. Ein Paar davon war die Inspiration zu dieser Geschichte. Kommunikation ist oft nicht so weit oben angesiedelt in Beziehungen, wie sie es sein sollte.

Das ist für mich unglaubwürdig. Ich denke, nach dem Heiratsantrag fängt das Gedankenkarusell sich schon zu drehen an und nicht erst Wochen später.
Da muss ich widersprechen. Bin selbst seit Juli verlobt und wir haben erst im September angefangen, über bestimmte Planungspunkte zu sprechen. Wir sind da aber auch sehr entspannt und wollten erst einmal ein wenig dieses Verlobungsgefühl genießen :D Ich glaube also, es kann durchaus sein, dass man als Paar einen Abend ausmacht, an dem man sich mal in Ruhe zusammensetzt und anfängt, Dinge durchzusprechen. Lenas Gedankenkarussell beginnt natürlich schon vorher, aber das wird ja mehrfach angedeutet.

Vielen Dank für deine aufmerksamen Augen, was den Schluss betrifft. Das habe ich nun so abgeändert:
Da ist sie! Wenn sie nach Hause will, muss Lena hier runter!
Ihre Hände sind schweißnass und kalt. Das Lenkrad bewegt sich nicht. Sie lässt die Abzweigung hinter sich und fährt weiter geradeaus. Tief hinein ins Schneegestöber.

Den Schnee noch einmal aufzugreifen ist eine schöne Idee. Nur sehe ich es anders, als du. Würde der Schnee sich lichten, wäre das ein Hinweis auf Klarheit. In meiner Vorstellung jedoch fährt Lena ins Ungewisse, ins Gestöber, fällt eine Entscheidung, deren Konsequenzen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar sind. Daher eine etwas andere Schlusssatzwahl meinerseits :shy:

Liebe Grüße
RinaWu

 

Den Schnee noch einmal aufzugreifen ist eine schöne Idee. Nur sehe ich es anders, als du. Würde der Schnee sich lichten, wäre das ein Hinweis auf Klarheit. In meiner Vorstellung jedoch fährt Lena ins Ungewisse, ins Gestöber, fällt eine Entscheidung, deren Konsequenzen zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar sind.

ja, so kann man verschieden interpretieren. Für mich würde ab dem Zeitpunkt schon Klarheit herrschen, weil sie sich gegen Chris entscheidet. Aber es ist ja deine Geschichte :)

 

Stimmt, ich kann auch verstehen, wenn man das anders interpretiert. Ich bin da irgendwie von mir selbst ausgegangen und würde ich so eine Entscheidung treffen, wäre da erst einmal ein ganz schönes Chaos in Kopf und Herz. Es gibt aber natürlich die andere Sicht, die sich bei so einer Entscheidung sofort erleichtert fühlt, bzw. klarer sieht. Das darf jeder für sich entscheiden, Lena ist am Ende jedoch noch mittendrin im Gestöber :(;)

 
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Hallo RinaWu,
gelesen hab ich jetzt alle Geschichten. Und deine noch einmal überflogen, um sie zu kommentieren.
Du hast sie schon ein bisschen abgeändert, ein wenig gekürzt und hie und da etwas erweitert. Steht der Geschichte gut.
Wenn ich auch (rein geschmacksmäßig) denke, man könnte ja auch mal was anderes wählen als das berühmte französische Restaurant, um die Bez. zu kitten oder die spontanen, leider halt schon oft ähnlich gelesenen Liebeseinfälle des Mannes - ich hab die Geschichte trotzdem sehr gerne gelesen.
(Aber, behalts mal ruhig im Kopf, für weitere Geschichten halt, du schreibst ja mittlerweile so sicher und stimmungsvoll, du brauchst dich nicht auf solche gängigen Filmszenarien zu verlassen, kannst den gleichen Inhalt beibehalten, eine Beziehungsgeschichte eben, und trotzdem ein bisschen mehr RinaWu und etwas Besonderes einhauchen.)
Was ich speziell mochte, das befindet sich hauptsächlich in den Teilen der Geschichte, die in der Gegenwart sind. Der erste Abschnitt im Schneegestöber, wie du ihre Gedanken beschreibst im zweiten Abschnitt, das Einpacken der Mickymaus-Klamotten, die viel zu lange im Schrank gelegen haben, da merk ich was von der Frau, da spür ich, wie sie eigentlich ist und was sie alles aufgibt mit ihren Schluffelklamotten, um sich dieser Vorzeigebeziehung anzugleichen.

Ein bisschen Probleme habe ich auch damit, dass sie eigentlich immer schon so entschieden wirkt, dass ihr der Kerl und das Zusammensein mit ihm nicht mehr gefallen. Ich kann mir schon vorstellen, dass man fuchtbar lange wartet, bis man dann doch endlich abhaut. Aber das kann ich dann umso eher nachvollziehen, wenn ich irgendwaS DArüber erfahre, was sie bleiben lässt. Das könnte etwas an ihm sein oder auch ihre eigenen Ängste vor der Zukunft ohne ihn. Würd übrigens auch wunderbar zu dem Schneegestöber passen, in das sie am Schluss reinfährt. Sie hat den Mut, sich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen, obwohl es ihr ganz schön auch Angst oder Sorge macht. Dann müsste das, was sie aber in der Bez. verharren lässt, ein bisschen stärker vorkommen, da müsst sie sich auch ein bisschen was einreden, weshalb sie nicht gehen kann. Dass sie eben Vorhochzeitsparanoia hat oder so. Aber sie äußert eigentlich nie was Positives, was sie in der Beziehung festkleben lässt.

Eine Idee noch, falls noch jemand anderes die Schwierigkeiten hatte kannst du das ja mal überlegen (ich hab die anderen Komms nicht gelesen):

Warum hat sie „Ja“ gesagt? Seit einigen Wochen stellt sie sich diese Frage fast jeden Tag. Sie spielt den Moment immer wieder ab, oben auf dem Berg. Die Bäume noch in Herbstfarben getaucht. Das Gipfelkreuz, vor dem sie sich schwer atmend ins Gras setzen. Der Wind kribbelt auf Lenas roten Wangen. Sie atmet tief ein, es riecht nach feuchter Erde und Laub. Sie lässt ihren Blick über die Berge schweifen und kramt in ihrem Rucksack nach einer Zigarette. (...)
Ich hatte in dieser Rückschau kurz zeitliche Probleme. Es klärt sich ja alles, dass das Monate zurück liegt. Aber ich hatte urplötzlich die Idee, du könntest den allerersten Satz des Abschnitts zeitlich abändern. Und den Rest dann wieder im Präsens lassen.
"Warum hatte sich Ja gesagt."
Es ist Zeitzuordnungsmäßig bestimmtnicht klassisch oder korrekt, wenn du in einem im Präsens geschriebenen Text auf einmal mit dem Pusquamperfekt ankommst,aber Regeln sind durchaus dazu da, sie abzuändern. Und dieser zeitliche Bruch verdeutlicht eventuell auch das Zurückliegende. es ist eben nicht am Abend zuvor geschehen, sondern es liegt viel weiter zurück. In einem der späteren Absätze könntest du ev. den gleichen Trick noch mal machen, danach bräuchtest du es eh nicht mehr.
Ist nur eine Idee, kannst es ja mal probieren, die Welt hängt eh nicht dran.
Viel Spaß noch mit deiner schönen Geschichte.
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu, lange habe ich nicht mehr in dein Schneegestöber geschaut. Ich erinnere mich, dass mir deine Geschichte gut gefallen hat. Jetzt habe ich deine Geschichte wieder gelesen. Ich bin verwirrt.
Die Kommentare deiner Leser verkneife ich mir, zu lesen. Viel zu groß wäre die Gefahr, dass ich mich beeinflussen ließe. Nur was ich im Augenblick empfinde, will dir mitzuteilen.
Das Schneegestöber ist eine Geschichte geworden, die viel erklärt und trotzdem wenig verrät.

Das fängt mit den lächerlichen Kleidungsstücken an, die Lena in den Koffer packt. Ein Pluspunkt für Chris, wenn er keine Teeny Kleidung an seiner Freundin mag. Es setzt sich fort mit der spontanen Reise nach Paris. Ich möchte diesen Mann in Geschenkpapier packen und davon tragen.
Lena, was ist das für eine Frau? Ich werde nicht schlau aus ihr und verstehe nicht, warum sie Chris nicht lieben kann. Vielleicht stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht? Vielleicht Sternzeichen, die nicht zusammen passen. Warum, frage ich mich, wohnen sie zusammen und teilen sich ein Bett?
Chris ist ein so liebenswerter Mensch, wie kann eine Frau ihn nicht lieben?

In der ersten Fassung hatte ich, die Leserin, viel Platz für eigene Gedanken. Die Figuren tauchten auf, hinterließen eine Spur und tauchten wieder ab. Zu keinem Zeitpunkt, in der Geschichte, wäre ich auf die Idee gekommen, nachzufragen, woher die Abneigung kommt. Jetzt frage ich. Warum lässt Lena ihren Freund im Glauben, sie wolle den Rest ihres Lebens mit ihm teilen?

Es wurde so viel erzählt, warum nicht die Wahrheit? Sexualität ist ein wichtiges Thema in einer Beziehung. Könnte es sein, dass hier der Grund für die Entfremdung zu suchen ist?

Im letzten Absatz lässt du offen, ob sie wieder zurück geht. Ob sie die Lügengeschichte fortsetzen will.

Schneegestöber finde ich ein Klasse Thema. Doch ich wünsche mir Figuren, deren Probleme ich teilen kann.

Nikolaus ist vorüber, ich wünsche dir eine fröhliche Vorweihnachtszeit!
Amelie

 
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Liebe Novak,

es freut mich sehr, von dir zu lesen!

Wenn ich auch (rein geschmacksmäßig) denke, man könnte ja auch mal was anderes wählen als das berühmte französische Restaurant, um die Bez. zu kitten oder die spontanen, leider halt schon oft ähnlich gelesenen Liebeseinfälle des Mannes - ich hab die Geschichte trotzdem sehr gerne gelesen.
Ja, das stimmt. Diese Einfallslosigkeit ist irgendwie dem Chaos in meinem Kopf geschuldet, das herrscht, seit ich mir vorgenommen habe, einen Roman zu schreiben. Da habe ich hier für die Geschichte den einfachen Weg gesucht. Andererseits passt das auch ganz gut zu Chris, wie ich ihn mir vorstelle. Früher einmal spontan und einfallsreich, jetzt eher den einfachen Weg wählend. Aber ich behalte das auf jeden Fall im Hinterkopf!

Der erste Abschnitt im Schneegestöber, wie du ihre Gedanken beschreibst im zweiten Abschnitt, das Einpacken der Mickymaus-Klamotten, die viel zu lange im Schrank gelegen haben, da merk ich was von der Frau, da spür ich, wie sie eigentlich ist und was sie alles aufgibt mit ihren Schluffelklamotten, um sich dieser Vorzeigebeziehung anzugleichen.
Oh, das freut mich total. Schluffelklamotten, das Wort mag ich :shy:

Aber das kann ich dann umso eher nachvollziehen, wenn ich irgendwas darüber erfahre, was sie bleiben lässt. Das könnte etwas an ihm sein oder auch ihre eigenen Ängste vor der Zukunft ohne ihn. Würd übrigens auch wunderbar zu dem Schneegestöber passen, in das sie am Schluss reinfährt. Sie hat den Mut, sich auf etwas Neues, Unbekanntes einzulassen, obwohl es ihr ganz schön auch Angst oder Sorge macht.
Ja, das wurde auch von anderen schon angemerkt und ich dachte, ich bekomme das hin, indem ich beschreibe, wie er früher war. Dass sie noch immer einen Funken Hoffnung in sich getragen hat, dass es wieder wie früher wird. Aber das ist nicht deutlich genug. Ich setze mich da noch einmal ran!

Ich hatte in dieser Rückschau kurz zeitliche Probleme. Es klärt sich ja alles, dass das Monate zurück liegt. Aber ich hatte urplötzlich die Idee, du könntest den allerersten Satz des Abschnitts zeitlich abändern. Und den Rest dann wieder im Präsens lassen.
"Warum hatte sie Ja gesagt."
Ich weiß genau, was du hier meinst ... Ich stelle mal um und lese den Absatz ein paar Mal. Mein Bauch würde dir im Moment recht geben.

Vielen Dank für diesen hilfreichen Kommentar.

Liebe Grüße
RinaWu

NACHTRAG: Ich schwanke ja hin und her, nicht zu viel zu plakativ zu erklären, sondern Lenas Beweggründe auch ein wenig den Vermutungen des Lesers zu überlassen. Aber um ihre Beklemmung ein wenig deutlicher zu machen, habe ich es so probiert:
Sie nickt und beißt in ein Brötchen. Die Worte stecken ihr im Hals fest. Draußen biegen sich die Sträucher unter dem Novemberwind und sie fragt sich, wie lange sie diese Situation noch erträgt. Was genau hält sie hier? Ist es die Angst vor dem Alleinsein? Die Erinnerung an Chris, wie er einmal war? Manchmal kommt ihr sogar der Gedanke, dass nur sie sich verändert hat und alles andere um sie herum so ist wie immer. Nur dass sie nun die Sicherheit nicht mehr erträgt, nach der sie sich früher so gesehnt hat. Der Weg, der so gerade vor ihr liegt, schnürt ihr den Atem ab. Alles scheint wie in Stein gemeißelt ...

Hallo Amelie,

Das fängt mit den lächerlichen Kleidungsstücken an, die Lena in den Koffer packt. Ein Pluspunkt für Chris, wenn er keine Teeny Kleidung an seiner Freundin mag. Es setzt sich fort mit der spontanen Reise nach Paris. Ich möchte diesen Mann in Geschenkpapier packen und davon tragen.
Ja, so ist das mit den Geschichten. Den meisten war die Geschichte zuvor zu vage, daher habe ich sie mit Situationen angereichert, die das Paar lebendiger machen sollen. Und für mich persönlich ist es ganz und gar kein Pluspunkt für Chris, dass er Lenas Lieblingsklamotten nicht mag. Ich selbst bin auch kein Teenie mehr, liebe aber Kleidung, die verspielt ist. Warum immer nur erwachsen aussehen. Nee nee, nicht für mich. Aber davon mal abgesehen, sollte man dem Partner nichts verwehren, was ihn ausmacht. Und wenn es nur "lächerliche Kleidungsstücke" sind. Das macht ihn für mich viel eher unsympathisch. Aber gut, so unterschiedlich fasst man sowas auf ;) Und die spontanen Reisen waren einmal. Sie sind nicht mehr. Das wird auch erwähnt. Im Jetzt sieht Chris Lena ja nicht einmal mehr an, wenn sie nach Hause kommt. Dennoch werde ich mir noch einmal ansehen, an welchen Stellen ich besser herausarbeiten könnte, was sie bisher bei ihm gehalten hat. Denn Liebe in dem Sinne, wie sie sein sollte, ist es nicht mehr.

Es wurde so viel erzählt, warum nicht die Wahrheit? Sexualität ist ein wichtiges Thema in einer Beziehung. Könnte es sein, dass hier der Grund für die Entfremdung zu suchen ist?
Warum sollte die Wahrheit gerade hier liegen? Die Wahrheit für eine Entfremdung zwischen Menschen ist vielschichtig. Und ich möchte sie auch nicht plakativ erwähnen. Schon gar nicht sexuell. Meiner Meinung nach fängt Entfremdung im Kopf und im Herzen an und zieht sich dann in alle anderen Bereiche. Da aber speziell ein sexuelles Problem draus zu machen, ist mir zu oberflächlich, das ist nicht der Grund für die Trennung.

Schneegestöber finde ich ein Klasse Thema. Doch ich wünsche mir Figuren, deren Probleme ich teilen kann.
Es ist schade, dass du die Figuren nun nicht mehr so greifen kannst. Aber so unterschiedlich wirken Geschichten auf Menschen. Mir persönlich gefällt der Text nach den vielen Überarbeitungen schon viel besser. Das Feilen hört aber nie auf ... ;)

Viele Grüße
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe RinaWu, Danke für deine Antwort!

Es ist nicht so, "dass ich die Figuren nicht mehr so greifen kann". Es geht weniger um die Figuren, als um den Grund, warum Lena Chris verlassen will. Den Grund, warum die Liebe verloren gegangen ist.

Die Beziehung existiert im Augenblick nur noch aus dem einen Grund, Lena sagt Chris nicht die Wahrheit, sagt ihm nicht, dass sie ihn nicht mehr liebt. Für Chris dagegen scheint die Welt in Ordnung zu sein. Er macht ihr einen Heiratsantrag und heute Abend will er für sie kochen und Hochzeitspläne schmieden.

Für das Auseinanderleben gibt es sicher mehr als einen Grund und auch nicht nur die Gründe, die du Lena in die Erinnerung rufst. Dadurch, dass du einzelne Szenen zeigst, weckst du bei mir das Gefühl, dass es sich um wenige Male handelt, in denen sie, zum Beispiel, sprachlos waren. Oder dass Chris derart mit seinem Rechner beschäftigt war, dass er das Geschenk, für den Augenblick, nicht zu schätzen wusste. Später legt er den Arm um sie und bedankt sich.

Wäre es nicht besser zu schreiben, dass sie sich schon lange nichts mehr zu sagen hatten. Dass sie oft sprachlos bei Tisch zusammen saßen und nur mühsam ein Gespräch zustande kam. Dass sie sich immer weniger oft in den Arm nahmen, dass es seine Küsse nicht mehr schafften, sie zu erregen? Muss es Beispiele geben, um den Verlust an Nähe und Zärtlichkeit zu zeigen? Ist das nicht ein Gefühl und fragt sich Lena nicht selbst, wie es so weit kommen konnte?

Wir sehen Lena auf der Autobahn. Wie schnell fährt sie wohl? 120 km/h. 130 km/h ? Die nächste Ausfahrt kommt bedrohlich schnell auf sie zu. Zweifel, Ängste. Erinnerungsfetzen an Situationen, in denen sie deutlich spürt, dass es vorüber ist. Hat sie wirklich Zeit, sich an die Vergangenheit, in allen Einzelheiten, zu erinnern? Das Gipfelkreuz? Ja, das Gipfelkreuz wird sie nicht vergessen. Eine Fehlentscheidung. Schließlich ist da noch das Schneegestöber, in das sie hinein fährt. Und die letzte Ausfahrt kommt immer näher. Und Chris, der heute Abend für sie kochen will.

Liebe RinaWu, wie immer, es ist ganz alleine deine Geschichte. Und so wie du sie siehst, ist es auch richtig.

Eine gute Zeit!
Amelie

 

Hallo Amelie,

ich hatte anfangs sogar ein paar Sätze stehen in der Art "sie reden schon so lange nicht mehr miteinander". Da wurde aber (zu Recht!) geraten, dies anders zu umschreiben, da solche Sätze doch sehr klischeehaft und ausgelutscht sind. Daher habe ich es subtiler gemacht. Es finden sich mehrere Hinweise im Text, dass Chris nicht mehr so aufmerksam ist, wie früher (z.B. der "falsche" Verlobungsring oder die Art, wie er Lenas Geschenk nicht beachtet). Dass ihnen die Worte füreinander fehlen (Szene beim Frühstück / Szene im Restaurant). Es wird sogar zwischendrin ausformuliert, dass sich eine Gleichgültigkeit und Kälte eingeschlichen hat. Noch offensichtlicher möchte ich es eigentlich nicht machen, das soll mitschwingen, aber nicht so direkt vor'n Latz geknallt werden. Es ist für mich auch nicht so wichtig, was Chris empfindet. Ich stimme dir aber zu, er sieht das alles nur halb so wild, ob nun bewusst oder unterbewusst. Wichtig ist für mich, dass Lena zweifelt, seit dem Antrag noch mehr als zuvor. Dass sie sich eingeengt fühlt und schließlich eine Entscheidung trifft.

Hmm, und wie schnell Lena genau fährt, das finde ich nicht wichtig. Ihre Gedanken sind ausformuliert und es dauert, bis man sie gelesen hat. In der Realität schießen solche Gedanken ja viel schneller durch unseren Kopf, weil keiner sie erst lesen muss ;)

Sonnige Grüße
RinaWu

 

Liebe RinaWu, nein, nein, die Geschwindigkeit sollst du nicht angeben. Das waren nur meine Gedanken, als ich Lena im Auto begleitet habe.
Ich war mal wieder mit dem Hund unterwegs. Da habe ich viel Zeit, nachzudenken. Und da ist mir eingefallen, was ich an deiner Geschichte vermisse. Schlicht und einfach: Spontanität. Sätze, die nicht ausformuliert sind. Worte, Gesprächsfetzen ... Die ganze Geschichte spielt sich im Kopf von Lena, während einer Autofahrt ab. Und die Zeit für eine Entscheidung drängt.

Jetzt ist aber Schluss mit meinen Gedanken zu deinem Schneegestöber. Ich habe eine solche Situation einmal selbst erlebt. Und die letzte Ausfahrt genommen. Herzklopfen inbegriffen.

Liebe Grüße!
Amelie

 

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