Hab das Buch mittlerweile bekommen und ich bilde mir auch ein, dass ich meine Geschichte darin wiedererkannt hätte (auch ohne Text). Also natürlich ist es ihre Interpretation, aber die Geschichte darin ist für mich immer noch erkennbar.
Es geht ja darum, bei diesen Kommunikationsdesignstudenten, eine Geschichte zu bebildern. Das machen die im Studium. Hab vor kurzem mit einer gesprochen, echt gestern Nacht wieder gesehen, sucht auch nach Material, ich schick ihr die Kampflesbe vielleicht.
Der Text wäre natürlich dabei, wenn sie die Geschichte bebildert. Logisch. Das ist doch ein Bilderbuch, so wie es tausend andere Bücher und Geschichten gibt, die halt Bilder zwischen den Seiten haben, wie bei The Stand von King oder so oder was weiß ich. Roald Dahl. The Hobbit. Die Bilder sollen ja gar nicht für sich alleine stehen. Text und Biler eränzen sich gegenseitig. Das ist eine explizite Zusammenarbeit. Von dem her … redet man hier natürlich aneinander vorbei, oder man redet über was ganz anderes. Die anderen Fälle, die man hier bespricht, führen alle vom Thema weg. Hier der theoretische Fall: ein Maler liest Babirs Tauben und malt ein Bild von einem alten Mann, der Tauben am Teich füttert … ? Wie viele solche Bilder existieren bereits? Oder was weiß ich … wie einer in einem Scheißladen arbeitet oder so … das ist alles so völlig allgemein und kann echt alles sein und könnte überall herkommen … vielleicht bei: Da zieht einer Fäden aus dem Herz eines anderen – okay …
Es macht aber wenig Sinn, eine Geschichte zu bebildern, und den Text dann wegzulassen und den Autor nicht zu benennen. Macht das irgendwer? Warum sollte man das überhaupt tun? Kritisch wirds dann bei Gollum und Harry Potter vielleicht, die dann einen hohen Wiedererkennungwert haben, wo man sagen kann: geklaut. Aber … die sind dann doch bereits "bebildert", sonst würden wir das ja gar nicht merken, ob das nun Harry Potter ist oder Gollum oder wer, woher kommen denn diese Bilder? Wenn man dann sieht: da verdient einer Geld mit einer Fremdleistung, mit einer "Marke", da malt jemand Tyrion in xxl und verkauft das auf T-Shirts oder macht eine Gallerie auf oder so ..
Aber jetzt so tun, als wäre es keine "Eigenleistung", eine fremde Geschichte zu bebildern oder ein Bild zu malen, das von einem Text inspiriert ist … das ist halt auch nicht richtig. Also bei allem Respekt vor dem geschriebenen Wort, vielleicht mangelt es hier auch etwas an Respekt vor dem bemalten Bild.
Das ist genauso Handwerk, das muss man können, machen wir es mal überspitzt und konkret, ein Gemälde, wie ein Mann Fäden aus dem Herz eines anderen Mannes zieht, wenn ein Maler das auf die Leinwand oder aufs Papier gebracht hat, wird man ihm glaub kaum noch erzählen können, dass er das nicht sein eigen nennen kann, dass das moralisch nicht vertretbar wäre oder sonstwie respektlos. Weil da halt so wahnsinnig viel dazugehört, da gibt es so viele unterschiedliche Stile, so viele Wege, das zu machen, so viel Gutes und Schlechtes und Subjektives, so viele Farben und Techniken, wie sehen die Gesichter aus?, wie die Hände?, wie die Proportionen, so ein Bild kann man auf eine Million Arten malen – und das entscheidet alles der Künstler. Und dann sag ihm: Das ist aber nicht dein Bild. Schwierig. Ich verstehe, dass man dann sauer wäre, aber machen könnte man bestimmt nichts. Und ob der Maler das verstehen würde, dass man sauer ist, weiß ich echt nicht.
Ich stell mir vor, jemand malt ein cooles Bild, und ich schreibe eine Geschichte dazu – und dann sagt jemand: Aber das ist geklaut, das ist meine Idee, die Geschichte darfst du nicht schreiben, diese Stimmung, dieses Monster mit den grünen Ohren und den gelben Augen, dieser Ort mit dem See in einem Vulkan – das ist meins. Ist vielleicht noch ein Tick absurder als umgekehrt, aber ja …
Scheiße fände ich es natürlich, wenn jemand wirklich ein Comic aus einer meiner Kurzgeschichten machen würde und mich nicht mit einbezieht, also wirklich eine Geschichte mit Bildern erzählt, 40 Bilder oder so, den Text ein bisschen gekürzt und Bilder und fertig. Oder jemand verfilmt etwas von mir. Klar. Aber ein einzelnes Bild? Das einzelne Bild, so für sich betrachtet – ich glaube, da gibt es wirklich kaum Grenzen, das kann man wahrsch. wirklich keinem Künstler erzählen.
Das ist aber sowieso alles völlig abstrakt und theoretisch für uns, das ist hier auch nicht passiert.
Wenn jemand unser Zeug klaut, unsere Geschichten, unsere Sätze, dann macht das fast in jedem Fall ein anderer Autor, ein andrer Schriftsteller, ein Drehbuchautor, da gibt es schon die Gefahr und da wäre ich sauer. Wenn jetzt aber jemand aus einer ganz anderen Zunft kommt und ein Text in ein völlig anderes Medium transportiert … in eine Skizze, in ein Gemälde, in eine Skulptur, in ein Lied … da redet man glaub aneinander vorbei.