Eins vorweg, ich hatte dieser Person mein Einverständnis gegeben, die durfte meine Geschichte für ihr Seminar benutzen und sie hatte mir groß versprochen, mir ein Exemplar zu schicken. Das Buch war fertig und ich habe ihr paar Mails geschrieben und nach meinem Exemplar gefragt und sie hat nicht mehr reagiert und ich habe ihr schließlich die angepisste Email geschrieben, dass ich mich von ihr ausgenutzt fühle, woraufhin sie dann auch pampig geantwortet hat - also dieses Beispiel ist nicht besonders repräsentativ für das, was sonst so an geistigen Diebstahl im Internet passiert. Ich habe nur sehr über ihre Aussage gestaunt, ich sollte gefälligst dankbar sein, dass sie es mir wenigstens gesagt hat und was rege ich mich denn so auf, schließlich steht da doch groß und fett mein Name (ein Pseudonym übrigens). Diese Attitüde hat mich angepisst, das ist das, was Quinn meint mit, dass ich jetzt für sie als Arsch dastehe, schließlich würde ich ihre Arbeit nicht wertschätzen (ihre Worte.
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Ich war auch deswegen erstaunt, weil sie Kunststudentin ist - dh. sie müsste eigentlich eine andere Einstellung dazu haben als der Durchschnittsotto. Zweitens, sie ist Studentin, da gibt es echt keine Entschuldigung, ich weiß ja nicht, wie es an anderen Unis so abläuft, aber in jedem verdammten Seminar wird uns spätestens bei der Besprechung der Hausarbeit eingebläut, dass Plagiarismus zu Exmatrikulation führt.
Ich meine, vor Jahren musste der beliebteste deutschte Politiker, der Verteidigungsminister und wahrscheinlichste Kanzlerkandidat (!!!), sein Amt niederlegen, weil er plagiert hatte und dann kommen Leute und sagen, pfff was solls?
Häh? Wo leben wir denn hier?
Es gibt einfach keine Entschuldigung mehr dafür, und ich denke auch, dass sich die Mentalität ändern muss. Technische Schutzmaßnahmen hindern die Diebe nicht daran, das zu bekommen, was sie wollen, man muss sie vielleicht einfach darauf aufmerksam machen, dass sie zu Dieben werden, auch wenn niemand ihren Diebstahl bemerkt.
Ich finde es auch schön, dass im Internet alles mögliche verfügbar ist, das sollte auch auf keinen Fall geändert werden, es sollte sich eher was an unserer Einstellung ändern, und ja, ich kann da auch nur sagen, dass muss ganz früh anfangen, dass man den Kindern eintrichtert, alles was du hier geschrieben findest, hat ein Mensch verfasst, keine Maschine, das ist nicht einfach so entstanden. Und abschreiben ist nicht nur bei Diktaten scheiße sondern auch online.
Ich halte meine Sachen jetzt auch nicht für so toll, dass ich glaube, man wird damit reich oder sonstwas, deswegen rege ich mich da auch nicht auf, solange man mich fragt, ist alles in Ordnung.
Aber das passiert ja nicht nur hier, vor Jahren hat mal einer der führenden RnB Produzenten Mario Winans und P.Diddy was auf die Mütze bekommen, weil sie das Lied I don't wanna know veröffentlicht haben, die hatten darin den Beat von einer im RnB Bereich eher unbekannten Künstlerin verwendet, (Enya, die Tante deren Song zu 9/11 Hymne geworden ist,) Dieses Lied von Enya war vorher von der Band Fugees gecovert worden, Winans dachte, das wär ein Fugees Original und hatte bei denen um Erlaubnis gefragt, die gaben ihr okay ohne ihm wohl zu sagen, dass der eigentliche Beat, den er für seinen Song benutzen wollte, auch gecovert war. Dass Enya dann angepisst war, ist klar, da ging es um Millionen, aber auch um verletzten Künstlerstolz - wobei Stolz das falsche Wort ist. Es geht um Anerkennung, gute Kunst ist harte Arbeit und das checken einige Leute nicht, ich stelle mich auch nicht irgendwohin und sage, das Gebäude da habe ich designt. (Manchmal ist es schwierig die Quelle auszumachen, aber selbst das ist keine Entschuldigung dafür sich schamlos zu bedienen, wo augenscheinlich kein Eigentümer auszumachen ist.)
Aber von Menschen, die sich selbst Künstler nennen, erwartet man mehr Verständnis wie im Falle von Hegemann. Die hat sich feigerweise auf Intertextualität bezogen, was für ein Bullshit, Intertextualität setzt auch irgendwo voraus, dass der Autor das kenntlich macht, wo er das nicht kenntlich machen muss ist bei so Sachen, die schon Teil der Kultur geworden sind. Wenn ich da eine Figur von mir sagen lasse: Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage. Dann muss ich da keine Fußnote setzen, weil jeder weiß, wer das geschrieben hat, in welchem Stück das gesagt wurde, in welchem Kontext - wenn ich einen Satz von einem unbekannten Autor nehme oder von einem gegenwärtigen Autor, bei dem nicht vorausgesetzt werden kann, dass seine Arbeit meinem Publikum bekannt ist, dann muss ich das kenntlich machen und vorher auch um Erlaubnis bitten. Ganz einfach, alles andere ist Diebstahl.