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Paradiesische Protokolle

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Paradiesische Protokolle

Im Paradies riecht es nach Öl, Dreck, Lavendel und Rosenhauch, der von den Bergen herüberweht. Ich betrete das kastenförmige Gebäude. Der Sachverständige sitzt bereits hinter seinem Schreibtisch, als ich eintrete. Der Saal ist viel zu groß, LEDs tauchen ihn in blendende Helligkeit. Ich höre von weitem rhythmisches Tastaturgehämmer. Es ist Mägerlein. Keine schlechte Wahl für heute. Bei ihm geht es schnell und sachlich zu. Er begrüßt mich mit verhuschtem Blick.
„Wie viele kommen heute?“, frage ich ihn.
„Drei. Einer kommt durch, wie immer.“
Ich setze mich neben ihn und klappe den Laptop auf.
Um mich abzulenken, mich einzuspinnen in den Kokon, der mich fernhält, von dem, was kommt, was ich hören werde, denke ich an Peters Hände, die mich in der Nacht gepackt haben, daran, wie ich ihm die Zunge in den Mund steckte und ich das erste Mal starb, als er in mich eindrang, mich ausfüllte bis zu meinem Herzen. Anders kann ich nicht mehr. Es muss schnell gehen, unvermittelt, ohne Zärtlichkeit. Ich verscheuche den Gedanken, weil ich mir die Geschichten der Schatten anhören muss, die am Tor zum Paradies anklopfen.
„Ich will, dass sie wortgetreu übersetzen, nichts hinzufügen oder weglassen, Frau Abassi!“
„Ich gebe mein Bestes, Herr Mägerlein.“
Als wolle er mir einen Kübel Eiswasser über den Kopf schütten. Ich weiß, wie‘ s läuft, bekomme einen Hunderter die Stunde und hänge an einem Spinnfaden des Paradieses. Mägerlein erschafft Glück und Unglück, ist Wächter, Verteidiger, eine Art Gott. Dabei ist er eine Missgeburt. Sein Körper produziert keine Wärme und ich wundere mich, dass es ihn nicht fröstelt. Klar, selbst wenn er wollte: Mitleid darf ihn nicht beeinflussen. Der Platz ist begrenzt. Es ist gar nicht so lange her, da habe ich selbst um den Einzug ins Paradies gekämpft, wollte unbedingt hier leben. Also erzählte ich von den verlorenen Eltern, den vermissten Geschwistern und den Sprachen, die ich beherrsche, setzte das hübscheste Hundegesicht auf und spitzte die Lippen zum Kuss.

Der Protokollführer tritt ein, setzt sich an die Stirnseite und legt Notizblock und Aufnahmegerät bereit. Seine Glatze glänzt. Er zieht den Stuhl nahe an den Tisch, versteckt den Bauch darunter und begrüßt mich scheu. Er will mir sagen, dass er mich anbeten würde, wenn er nur jünger und schöner wäre, lässt es dann aber. Ich atme Pfirsichduft ein, der aus irgendeiner Düse, die ich nie entdeckt habe, in den Saal strömt. Die Fenster bleiben natürlich geschlossen. Zwei alte Leute, ein Pärchen, schlurfen auf uns zu, eskortiert von Sicherheitsleuten in schwarzer Montur, den Schlagstock an der Hüfte baumelnd.

Die Runzeln auf ihrem Gesicht, die Augen der kleinen Frau, schauen mich genau an, wollen mich dazu zwingen, mich an das Tau, den Duft der Erde am frühen Morgen, das Blöken der Schafe und an den Zypressenbaum vor unserem Haus zu erinnern, an den Geschmack warmer Milch und an die Großmutter, die mich aus blinden Pupillen anlächelt, an all das Verschwundene, Ausradierte, das bleibt, obwohl die Bruchstücke, die Bilder in meinem Kopf, verblassen. Meine Seele ist eine blutige Masse, seit die Männer in den tarnfarbenen Uniformen kamen. Die beiden Alten am Eingang zum Paradies riechen wie meine Großmutter, nach Erde und Zeder. Sie setzen sich und wirken noch viel kleiner, als die schwarzen Männer sich hinter sie stellen. Das Procedere beginnt. Namen, Herkunft, Adresse, Reiseweg. Mägerlein kommt in Fahrt. Ich übersetze und der Glatzkopf, der Neuner heißt, schreibt mit. Wir kommen voran. Anfangs antworten beide, später übernimmt die Großmutter.
Frage: Führen Sie kurz ihre Gründe an, weshalb sie um Asyl im Paradies bitten.
Antwort: Wir allein sind übrig. Nicht weit vom Zentrum hatten wir einen Laden. Gemüse und Obst. Fünfzig Jahre lang. Die Leute haben gern bei uns gekauft. Gute Ware. Mein Mann hat ein Händchen dafür. Er hat mir drei Kinder geschenkt. Die Jungs wurden zu Männern und jetzt sind sie weg, einfach verschwunden. Einer seit letztem Jahr, der andere seit diesem.
Auch mein Mädchen ist nicht mehr übrig, Sie war mittendrin, als es krachte. Ich hab‘ s gesehen und hinterher nichts mehr von ihr gefunden, gar nichts, nicht einmal die goldene Kette mit dem Kreuz.
Frage: Machen Sie weiter!
Antwort: Jeden Tag wurde es schlimmer. Häuser stürzten ein. Die Luft war dick und Pfiffe jagten durch die Straßen. Wir verbrachten Tage und Nächte in den Kellern. Dennoch ging mein Mann los, hat den Karren beladen, sich abgemüht. Als das mit unserer Tochter war, ging‘ s nicht mehr. Er konnte nicht zum Großmarkt gehen, er schaffte es nicht. Sie war unser Augenstern. Es war ein Regentag, wissen Sie. Vor einem halben Jahr. Seither ist unser Herz zerrissen und leer. Irgendwann haben mein Mann und ich beschlossen, unser Geld zu nehmen, um ins Paradies zu kommen. Hier wollen wir sterben. Wir sind krank, aber wir können uns selbst versorgen von unserem Gesparten.
Frage: Ist das alles, was Sie vorbringen möchten?
Antwort: Das Wichtigste.
Frage: Mit welchem Verkehrsmittel sind Sie zu den Pforten des Paradieses gekommen?
Antwort: Mit dem Flugzeug. Die Route über Land und Meer ist zu beschwerlich für uns.
Frage: Können Sie das Ticket vorweisen?
Antwort: Sicher.
Frage: Wie hoch ist Ihr Vermögen?
Der alte Mann mit der gegerbten braunen Haut übernimmt das Gespräch. Er fixiert Mägerlein und nennt die Summe. Ein Jahr, vielleicht etwas länger, wird es reichen.
Frage: Können Sie einen Nachweis über das Geld erbringen?
Die Antragsteller strahlen Zuversicht aus. Mägerlein grinst. Ich schwöre mir, dass ich heute in meinen Habseligkeiten nach dem goldenen Armreif suchen werde, den ich als Kind getragen habe – das Patengeschenk einer Tante, deren Bild ich neu erschaffen muss, weil ich es in mir versteckt habe.
Frage: Haben Sie einen Rechtsbeistand?
Sie schütteln den Kopf, verstehen nicht richtig, wofür sie einen Anwalt brauchen. Obwohl ich ihren Fehler erkenne, stehe ich auf und umarme sie, spüre meine Großmutter, als die alte Frau mich an sich drückt, mich in die Vergangenheit katapultiert wie ein Geschoss. Mägerlein und Neuner bleiben sitzen.
Neuner steht auf: „Einen Cappuccino, Frau Abbasi?“
Er wackelt los und wird versuchen, aus dem Milchschaum ein Herz zu formen. Neuner bringt den Cappuccino. Ich stelle mir das Meer vor, schnaufe durch, setze mich wieder und schlürfe den Cappuccino. Doch kein Herz. Nichts als Schaum und ein hässlicher brauner Fleck in der Mitte. Der Erdgeruch der alten Leute dampft zart durch den Raum. Ich atme durch.
Quietschende Gummisohlen nähern sich. Die Uniformierten bringen einen jungen Mann herein, eine schmale Strichgestalt mit großer Nase und braungrauer Haut. Er geht sehr aufrecht, trägt eine Jogginghose. Sehnige Knöchel blicken mir entgegen. Die Aufschrift auf dem T-Shirt lautet ’Horizons‘. Nachdem er sich gesetzt hat, verschränkt er sofort die Arme. Mich beachtet er nicht und konzentriert sich auf Mägerlein und Neuner. Er lächelt sogar, als begänne eine freundliche Unterhaltung bei Tee und Gebäck. Das Smartphone versenkt er in der Hosentasche. Er kommt aus einem Dorf in den Bergen, das höre ich am Zischen und den hartgesprochenen Konsonanten. Er ist 17 Jahre alt. Keiner darf älter sein. Und selbst wenn: Gute Legenden beginnen mit einer Lüge.
Frage: Führen Sie kurz ihre Gründe an, weshalb sie um Asyl im Paradies bitten.
Antwort: Ich war 16 Jahre, als ich zum Paradies aufgebrochen bin. Ich stamme aus einem Gebirgsdorf nahe der Grenze. Als ich klein war, lebten wir von Ziegen, der Jagd und den Feldern, die wir gewässert und gepflegt haben. Eines Tages tauchten Männer auf und zwangen meine Eltern, Mohn anzubauen, versprachen ein behaglicheres Leben. Wir waren sechs Geschwister. Vier Jungs und zwei Mädchen. Nach dem ersten Jahr haben sie einen Bruder mitgenommen, vor dem Winter musste eine Schwester einen der Männer heiraten. Im Frühjahr haben sie einen weiteren Bruder geholt. Damit wir sie nicht betrügen, sagten sie. Zur Ernte im Herbst sahen wir die verlorenen Brüder wieder, als die Männer die Säcke voller Mohnkapseln abholten. Sie trugen Maschinengewehre und wollten uns nicht erkennen, uns, ihr Fleisch und Blut. Sie schubsten den Vater und schrien die Mutter an.
Frage: Haben Sie Drogen genommen?
Antwort: Nein, ich brauche keine Drogen. Ich will leben. Sie haben den nächsten Bruder mitgenommen, ihn aus dem Bett gezerrt, wo er mit Fieber lag, ihn auf den Verschlag des Lastwagens gesetzt und sind losgefahren, obwohl meine Mutter sich mit aller Kraft an ihn hängte. Sie zogen die Knüppel und schlugen sie, drohten das Haus anzuzünden und dem Bruder den Knüppel in den Hintern zu stecken. Danach träumte ich schlecht, schrie in der Nacht und wünschte mir, dass die Felder verdorren. Der Vater zog los, fragte Verwandte um Rat, sammelte Geld, diskutierte mit der Mutter. Sie trafen eine Entscheidung. Meine Schwester zog zu Verwandten in die Berge. Ich sollte das Paradies suchen, mein Glück zu machen und irgendwann alle nachzuholen. Nur ein Bruder blieb bei den Eltern. Er hinkt, außerdem hat er einen schwerfälligen Verstand. In meinen Rucksack steckte ich Blätter eines Baums, den ich selbst als Kind gepflanzt hatte, Vorräte, das Smartphone und eine Haarsträhne meiner Mutter. Wir weinten alle und ich heulte weiter, als unser Tal längst außer Sicht war. Neun Monate habe ich gebraucht. Wir überquerten Berge, liefen durch Täler und Wälder, tranken aus Bächen, erreichten die Stadt, verließen sie, zogen als Anhalter durch die staubige Ebene bis zur nächsten Stadt, bis zum Meer, über das Meer, bis wir wieder Wälder durchquerten und Berge bestiegen und ich hier ankam.
Frage: Welche Papiere können Sie vorweisen?
Antwort: Mein Pass ging auf dem Schiff verloren.
Frage: Wie wollen Sie Ihren Lebensunterhalt im Paradies bestreiten?
Antwort: Ich werde lernen und hart arbeiten. Ich will frei sein, leben und meine Familie unterstützen.
Frage: Haben Sie einen Rechtsbeistand?
Er weiß es noch nicht. Er, der aus den Bergen kommt, wo die Vögel die Luft mit Gesang bevölkern, wo es nach Kräutern und Gras riecht, wo Stille und Sternenhimmel das Herz erfüllen. Er, der mich an friedliche, verlorene Tage erinnert, an die Unverrückbarkeit der Berge. Deshalb mache ich mir um den jungen Mann keine Sorgen. Außerdem ist seine Haltung gerade und die Knöchel schimmern golden.
Er bemerkt mich zum ersten Mal. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht, als würden wir uns aus irgendeiner Vergangenheit kennen.
„Neunzig Minuten Pause“, verkündet Mägerlein, reibt sich erst die Hände, verschränkt sie dann ineinander, bis es knackt, dehnt und streckt den Oberkörper.
„Kommen Sie mit in die Kantine, Frau Abbasi? Es gibt Gulasch.“ Er klingt begeistert.
„Nein, ich muss ein paar Sachen kaufen und hole mir unterwegs etwas zu essen.“
Ich mache mich auf den Weg zur Fußgängerzone. Menschen wühlen sich durch die Straßen, Einkaufstüten hängen an ihren Armen. Vögel, Mäuse und Ratten warten auf Krümel, die zu Boden fallen. Die Menge ist so dicht, dass ich mich beim Gehen darauf konzentriere, keinen anzurempeln. Läden, die Schuhe, Kleidung und Smartphones verkaufen. Dazwischen Imbissbuden, die fettigen Dampf in die paradiesische Luft blasen. Ein Schild lockt mich: Kaufe und verkaufe Gold zu besten Preisen. Eine Klingel ertönt, als ich eintrete und mich einer zwergwüchsigen Frau gegenübersehe, die mich aus Barbie-Augen anblinzelt. Sie zeigt mir Goldketten, schmale und breite, matte und glänzende. Ich entscheide mich für ein zartes Bändchen, das wie ein Sonnenstrahl blitzt und schließe es um mein Handgelenk. Jetzt brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, ob ich das Geschenk der Tante wiederfinde.

Im Saal ist alles fast wie zuvor. Nur die Wangen von Mägerlein und Neuner haben sich etwas gerötet und auf den Lippen fettet das Gulasch.
Kaum habe ich Platz genommen, wird der Letzte gebracht, ein untersetzter Mann in einem schlecht sitzenden Anzug und elfenbeinweißem Hemd. Er dreht den Kopf mal hierhin, mal dorthin, als wolle er jeden einzelnen Gegenstand abscannen und nutzt breitbeinig die ganze Fläche des Stuhls. Ich spüre den festen, entschlossenen Handschlag, als er reihum alle begrüßt. Die formalen Fragen, um die Identität zu klären, beantwortet er knapp und präzise.
Frage: Führen Sie kurz ihre Gründe an, weshalb sie um Asyl im Paradies bitten.
Antwort: Wissen Sie, die Geschäfte laufen seit ein paar Jahren schlecht. Ich muss woanders hin, sonst verhungere ich. Ich verfluche den Krieg und die ganze Zerstörung. Die Reichen hauen einfach ab, nehmen ihr ganzes Geld mit und verschwinden. Die Villen sind leer, kein Schmuck, kein Geld, kein Gold mehr drin. Du steigst mühsam in ein Haus ein, hast den Draht durchschnitten, die Kamera am Eingang besprayt, Knochen für die Hunde dabei, trägst das schwere Werkzeug auf den Schultern und denkst dir, was für ein herrlicher Tag. Und dann kommt die Ernüchterung. Die Häuser sind leer. So kann man nicht leben! Vor dem Krieg füllten sich die Säcke von allein und diejenigen, die wir bestohlen haben, holten sich‘ s auf ihre Weise zurück, pressten die Armen ein bisschen mehr aus. Ich habe Familie, muss Frauen und Kinder versorgen, deshalb bin ich hier. Ich verfüge über Expertise, nicht bloß Papier, richtiges Wissen und lege meine ganze Erfahrung dem Paradies zu Füßen. Ich bin vielseitig verwendbar und habe die Blüte meiner Schaffenskraft erreicht.
Frage: Können Sie Papiere, einen Lebenslauf, Empfehlungsschreiben vorlegen?
Antwort: Selbstverständlich!
Frage: Haben Sie einen Rechtsbeistand?
Antwort: Ich nehme mir einen, falls ich einen brauche.
Mägerlein lacht. Die gelblichen Zähne kommen zum Vorschein. Neuner richtet sich auf und schüttelt grinsend den Kopf. Mir fällt ein, wie schmutzig ich damals hier an der Pforte ankam, dass die Haare verklebt waren. Bevor ich aufgerufen wurde, befreite ich das himmelblaue Kleid im Waschbecken der Toilette notdürftig von Flecken und besprühte mich mit den letzten Resten des Rosenwassers, das ich aus der Heimat mitgebracht hatte. Der Mann schüttelt Mägerlein zum Abschied die Hand. Neuner und mir nickt er fröhlich zu. Ich friere, sehne mich sehr nach Peter und streichle zart über das Gold an meinem Arm. Das Klacken der Tür hallt durch den Saal.
Mägerlein sagt: „Ich weiß genau, wer das Paradies verdient.“

 

Guten Abend, lieber Friedel, Friedrichard

dein Besucht im "Paradies" freut mich sehr, vielen Dank für den erhellenden Kommentar und die Zeit,
die du dir nimmst.

... gute Legenden beginnen mit einer Lüge
und unterscheiden sich von Mythos und Sage durch ihren religiösen Charakter, wie schon die Genesis.
ob das Paradies nicht insgesamt eine Art süßliche Legende ist?

Paradies - ein seltsames Wort, das erst mit dem griechischen parádeisos der hellenisierten Welt den (Tier-)Park meint,
paranormal eben :Pfeif:

oder die vorwärtsgewandte Utopie, das Himmelreich zu erreichen über ein gottgefälliges Leben und somit das allzu irdische Leben als Prüfung zu betrachten, an Petrus vorbeizukommen.
ist ha die Preisfrage, wie man an Petrus vorbeikommt, quasi ein Teil des Konzepts meiner Geschichte.

Jetzt muss ich mir die Geschichten der Schatten anhören, die am Tor zum Paradies anklopfen.
könnt das Paradies auch die Unterwelt - ob Hades, Hölle oder Hel sein, auf keinen Fall die Insel der Glückseligkeit, und näher beim sich einmauernden Arbeiter- und Bauernstaat und - unter ökonomischen Gesichtspunkten, nach denen Asylanten zunächst billige Arbeitskräfte seien und hernach einen fiktiven Fachkräftemangel beheben könnten.
alles hat seinen Preis, auch der Eintritt ins Paradies, der von manchen zweckgerichtet gesehen wird.

Es ist eindeutig Mägerlein
(dürrer Mann, vielleicht Gevatter Hein?, oder doch, wie barnhelm vermutet, der Sportreporter mit dem vom Bairischen Rundfunk bewusst falsch verstandenen, bei einem Skiwettbewerb ausgesprochenen [si: 'standn an den 'haengn unt 'pistn] (wird lautschriftlich später korrigiert,
könnte neides stimmen, ich hatte einfach einen mageren Mann vor Augen, einen, wie unseren Justizminister, einen, der asketisch wirkt

"Die" Aba heißt ein Mantel in Arabien, Plural "Abas", dem Perser - Paradies oder das? - ist der Familienname von Gold/Silbermünzen abgeleitet
abbasi ist ein persischer Familienname. und abba steckt drin :D

Die beiden Alten hier am Eingang zum Paradies riechen wie meine Großmutter, nach Erde und Zeder
Adam und Eva vorm Eingangsschild "Arbeit macht frei"?
wenn du das so lesen möchtest, den Text mehrdeutig zu lesen ist in Ordnung :Pfeif:

Antwort: An einer anderen Pforte
muss nicht besagen, dass das Paradies oder -das mehrere Eingänge hat, sondern dass man auf vielerlei Weise das Paradies betreten kann, als billige Arbeitskraft oder als Geldsack, potentieller Investor. Kurz:
ja, das mein ich auch, es gibt viele Wege.

Über die Zahl neun (Neuner, neun Monate, neunzig Minuten) denk ich noch nach, die Bedeutung kann nicht in der mit sich selbst multiplizierten drei als heiliger Zahl stecken.
charakterisiert aber auch den Protokollanten

und vergiss nie, Mägerlein hat seinen Job verloren wie auch erst neulich Shuoma Sinha für ihr "Erschlagt die Armen" und warum trägstu den Namen des Wolfes als nickname?
manchmal kommt das Wolfische durch, gebe ich zu, ein wunderbares Tier, ausdauernd, scheu, stark und stolz, na ja :D

viele Grüße und einen guten Start in die Woche Isegrims

bald mehr

 
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Hi Novak,

lieben Dank für deine Klarstellung, ich konnte echt nicht gut trennen. Mittlerweile sehe ich manches viel klarer und ahne auch, was der Text bewirkt.

An Geschmacksfragen lag es auch nicht, im Gegenteil. So etwas trenne ich für mich, wenn es irgend geht, strikt. Und sprachlich gefiel mir der Text. Trotzdem - mir fehlte halt der Durchblick. Das kann an mir liegen. Oder am Text.
Ich denke, dass ich ziemlich viel reingepackt und miteinander verschränkt habe und der Text dadurch verdichtet und undurchsichtig wirken kann.

Eine gute und sonnige Woche für dich
Isegrims

Hallo Chris Stone,

dankeschön für deine Wortmeldung. Insgesamt lerne ich eine ganze Menge durch den Text

Sein "blutendes Herz" in einem Text zu stecken ist immer gefährlich.
vielleicht ist "blutend" zu viel, wegen der Möglichkeit des Verblutens, aber das Herz braucht man unbedingt.

Und diese Erzählabsicht wird mit dem letzten Satz glasklar (Mägerlein sagt: „Ich weiß genau, wer das Paradies verdient.“). Du möchtest den Leser dazu bringen, dass er darüber nachdenkt, wer Asyl verdient hat. Und vermutlich möchtest du auch, dass der Leser darüber nachdenkt, ob unser (das deutsche, das europäische) Asylsystem gerecht ist.
du drückst es politischer aus, als ich es meine, rein menschlich sollte sich jeder, der hier lebt, bewusst machen, wie begünstigt er vom Schicksal ist. Darüber lohnt es sich nachzudenken.

Hat deine Erzählabsicht (siehe oben) bei mir gefruchtet? Nein. Ich finde unser Asylsystem nicht gerecht, aber diese Meinung hatte ich schon lange, bevor ich deinen Text gelesen habe.
und was machst oder denkst du, wenn sich die Situation ändert, wir uns abschotten?

Hat mich dein Text also irgendwie erreicht? Nein. Schade drum.
ja, das bedaure ich wirklich, andererseits hast du dir immerhin ein weiteres Mal deine Positionen ins Gedächtnis gerufen.


Lieben Gruß
Isegrims

geht weiter

 

Lieber Asterix

vielen Dank für deinen Kommentar:Pfeif:

Einer von Dreien, das ist in deiner Geschichte die Variante der Seehoferschen Obergrenze. Vielen Dank, dass du uns diesen Unsinn eines dummen Menschen hier mal so richtig vor Augen geführt hast!
den Seehofer hatte ich zwar nicht im Kopf, aber die Politiker insgesamt ducken sich zu dem Thema ziemlich tief weg, da habe ich auch nichts von der SM-Kanzlerkandidatenpärchen zu gehört, nichts eindeutiges jedenfalls.

Sommergrüße
Isegrims


Hi Eva Luise Groh,

ich freue mich, dass du noch mal vorbei schaust. Die Geschichte bzw, das Thema, über das ich schreibe, bewegt offenbar nicht alleine mich.

Was geht denn hier ab??

Was für ein unglaubliches Glück, zu dieser Zeit in dieser Ecke der Welt zu leben!
ja, ja, ja, wie vergessen diese Perspektive schnell
:thumbsup:

lese ich das mit einer gewissen Genugtuung, wie unsympathisch du die schilderst. Natürlich wird das den sorgfältigen, nicht vorgefassten Mitarbeitern nicht gerecht, die es ganz bestimmt auch gibt. Aber deine Geschichte ist ja auch keine Reportage.
wahrscheinlich gibt es sogar in der Mehrheit sympathische Leute dort, aber was würde das für Mägerlein ändern, wenn er sympathisch rüberkommen würde? Er dürfte doch nur einen reinlassen.

Was mir nicht so gefällt sind die Einschübe von ihren nächtlichen Erinnerungen. Wozu gibt es die? Was sollen sie verdeutlichen?
ich wollte ihr eigenes Scjicksal andeuten, ihre Verletzungen.

Aber es fällt mir schwer, deine Geschichte zu lesen, obwohl du treffsicher formulierst und den Bogen gut spannst. Weil sie trotz Schwarz-Weiß-Malerei, trotz Überzeichnungen so nah an einer Wirklichkeit ist, die mich manchmal verzweifeln lässt.
wenn ich so darüber nachdenke, dürfte die Geschichte niemals soweit von der Wirklichkeit entfernt sein, dass man sie als reine Fantasie verstehen könnte.

Allerdings, dass sie sich nach den eigenen Erlebnissen kaufen lässt, das wieder kaufe ich dir nicht ab.
was bleibt ihr übrig? Was bleibt all denen übrig, die da sind, sich nach Heimat sehnen, die aber unwiederbringlich verloren ist?

Liebe Grüße
Isegrims

setze ich fort

 
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Hallo Novak,

nie habe ich eine Geschichte so genau geplant. Vom Anfang bis zum Ende. Es irritiert mich, dass so viele das Konzept nicht verstanden haben, aber mittlerweile verstehe ich ein wenig, woran es liegt. Einerseits an dem brisanten Thema und andererseits daran, dass ich von einer möglichen Zukunft erzähle. Dabei ist die Wirklichkeit weitaus komplexer und wenn immerhin einer von dreien durch käme, wäre das eine Quote, die von den meisten EU-Mitgliedsländern nicht akzeptiert würde. (siehe Nachrichtenlage: Tschechien zB. hat seit 2015 ganze 12 Flüchtlinge aufgenommen.) Die Entscheidungsgrundlage bildet offensichtlich auch nicht das persönliche Schicksal der Flüchtlinge, sondern die politische Lage.

Im einen Fall polarisiert der Inhalt, weil die politische Forderung, dass doch jeder ins Paradies kommen sollen dürfe, untragbar gefunden wird
obwohl es doch stimmt, oder etwa nicht, das verheißt uns auch die Bibel. Jeder vermag ins Paradies zu kommen.

Und ob der für eine Textarbeit immer so taugt? So etwas könnte in einem Extrafaden beredet werden. Hier jedenfalls sprengt es eine Diskussion über die Geschichte, den Stil und die Geschichtenelemente.
ich denke übrigens schon, dass Literatur solche Diskussionen anfachen sollte und sogar muss. Wie gesagt: anfangs wollte ich über das alte Paar schreiben. Das wäre auch eine rührende Geschichte geworden, keiner hätte sich aufgeregt und wenn es gut gelaufen wäre, hätte die Geschichte bestimmt jemand empfohlen. Aber ich finde, dass das nicht reicht, das sind nicht meine Ambitionen.
Schön fand ich immer die einfühlsame Art, die neuen Besucher zu zeichnen. Ich fand das sehr liebevoll. Aber wie gesagt, es gibt einfach viele Stellen, mit denen ich nichts anfangen kann und dich oder auch andere da brauche, weil ich keinen Zusammenhang entdecke, wie etwas gemeint ist.
ich weiß auch, dass der Text sehr dicht geworden ist, gerade weil ich ihn so genau geplant habe.

Jedenfalls ist das Hauen und Stechen doch scheiße
Leute, lasst uns doch zu einer normalen textarbeitlichen Diskussion zurückkehren.

ja, danke schön für den Hinweis.

Liebe Grüße
Isegrims


Hallo Bas,

ich danke für für deine Zeit und deinen Kommentar. Ich finde es sehr anregend, wie viele unterschiedliche Lesarten der Text erlaub.

Reizüberflutung. Das trifft wohl am ehesten meinen Gemütszustand nach dem Einstieg in deine Geschichte.
kann ich nachvollziehen :hmm:


Vielleicht schmeiße ich aber noch ganz ohne Kontext die Behauptung eines großen deutschen Denkers ein.

Niemand ist für seine Taten verantwortlich, niemand für sein Wesen; richten ist soviel als ungerecht sein.
Ich meine, deine Intention begriffen zu haben, maße mir aber nicht an, das mit Sicherheit zu sagen.

von wem ist das?

Ich habe die Reizüberflutung sehr genossen, mir gefällt besonders die Poesie, die über diesem sterilen Bürokratieirrsinn schwebt. Nächstes mal dann aber bitte wieder Gras statt Meskalin. Für die Nerven.
dankeschon :Pfeif: ja,, bin auch für Gras, andererseits, was macht das andere zeugs mit einem?

liebe Grüße
Isegrims

geht bald weiter

 
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Hallo Peeperkorn,

ich fange am besten mit einem Gedanken an, eher scherzhaft gemeint, der mir oft durch den Kopf geht, wenn jemand hier bei uns folgendes schreibt.

dass ich den Text trotz meiner Einwände gern gelesen habe,
es gibt so einen common sense, eine Art Knigge, wie man bei den Wortkriegern Geschichten bewertet. Gern gelesen bedeutet: ganz okay, aber mit Mängeln und wenn der Text deutlich besser empfunden wird, benutzt man amazing in allen Variationen, die unsere Sprache erlaubt.
Insofern bin ich natürlich froh über deine Bewertung und glücklich über die Zeit, die du aufgebracht und die Tiefe deiner Betrachtung. .
Froh bin ich besonders deshalb:
du gehörst zu den Autoren, die was wagen, die was ausprobieren, auch auf der sprachlichen Ebene. Also, da liest man einfach immer viel Originelles in deinen Texten, du meidest das Abgedroschene, spielst mit der Sprache. Natürlich ist die Gefahr dabei viel grösser, auch mal danebenzugreifen, sei dir dessen bewusst, dass du dich in deiner Ambition automatisch auch grösserer Kritik aussetzt.
Ja, Das ist mein Weg. Ich habe eine gewisse Entwicklung hinter mir, und will doch immer weiter und weiter - und arbeite mit Herzblut und Schweiß daran.

Der Text ist in meinen Augen grundsätzlich keineswegs wirr, er besitzt eine sehr klare Struktur, einen Dreischritt im Hauptteil.
wie gesagt: ich glaube, das habe ich von Autoren wie dir gelernt, wenn auch noch nicht perfekt umgesetzt: einen Text zu planen und es dennoch sprachlich fließen zu lassen.

Zitat Zitat von Isegrims Beitrag anzeigen
Im Paradies riecht es nach Öl, Dreck, Lavendel und Rosenhauch, der von den Bergen herüber weht. Am makellosen Himmel fliegen Krähen, setzen sich auf Lindenäste und lassen ihren klebrigen Kot fallen.
Ja, ich weiss nicht. Wenn ich das alles so rekonstruiere, dann merke ich, dass das eigentlich schon gut gemacht ist, diese drei Fälle, dieses Absehen von Schwarz-Weiss-Malerei. Aber ich hab das als Kopfgeburt wahrgenommen, und vielleicht einfach wegen diesen ersten beiden Sätzen.
Mm, das ist eine Perspektive, über die ich nicht nachgedacht habe: dass gerade die Verfremdung zu Beginn den Leser verwirren könnte .

Wobei eingestimmt nicht ganz das richtige Wort ist, weil das einfach das Gegenteil von subtil ist, wie du dieses Gegensätze am Anfang des Textes aufbaust.
vielleicht habe ich insgesamt zu sehr an der Struktur gearbeitet und die Wirkung auf den Leser vernachlässigt, mm, ich glaube du hast recht, ja.

Mein erster Rat wäre, den Anfang zu entschärfen, das nicht derart überdeutlich zu machen, darauf zu vertrauen, dass der Leser das im Verlauf der Lektüre aufnimmt, weil du das wohldosiert machst.
werde ich drüber nachdenken, leuchtet mir ein, dankeschön :Pfeif:

Das ist eine Anspielung auf Petrus und Paulus, den beiden wichtigsten Aposteln, mit denen die Erzählerin was hat. Gut. Und jetzt? Ich blick nicht durch. Der Peter kommt im weiteren Verlauf des Textes gar nicht mehr vor. Das ist wirklich verwirrend.
das habe ich schon vor einer Weile auf deinen Hinweis hin verändert, war ohnehin schludrig. Peter passt sehr gut.
.
Die beinahe reportageähnlichen Passagen über das Schicksal der drei (vier) Antragsteller (die ich übrigens rein textlich ebenfalls die stärksten fand), sind in einen verfremdeten, etwas seltsamen Rahmen mit satirischen Zügen eingespannt. Vielleicht rührt daher die Skepsis, mit der der Text (auch) aufgenommen wird. Keine Ahnung, aber auf alle Fälle ein spannender Text, ein spannendes Experiment.
Ein Versuch, aus dem ich viel lerne. Satire wollte ich nie machen, eine Reportage, eine politische Aussage auch nicht - eine menschliche unbedingt. Allein die Schicksale tragen glaube ich nicht.

Liebe Grüße und paradiesische Wünsche
Isegrims

Liebe wieselmaus,

Freundliche Grüße schickt (und eine Portion Gelassenheit wünscht)
ich bin viel gelassener als vor ein paar Tagen, danke dir :shy:

mich beschäftigt die Frage, ob deine Prota als Asylantin Bleiberecht hat und dieses von dir geschilderte Verfahren selbst durchlaufen ist, oder ob sie eben zu den Durchgefallenen ( zwei von drei) gehört?
über den Status sagt der Text nichts, aber ein Verfahren hat sie durchlaufen:
Es ist gar nicht so lange her, da habe ich selbst um den Einzug ins Krähenland gekämpft, wollte unbedingt dorthin, wo es morgens nach Milch und Honig riecht und die Nacht still und traumreich rinnt. Also erzählte ich von den verlorenen Eltern, den vermissten Geschwistern und den Sprachen, die ich beherrsche, setzte das hübscheste Hundegesicht auf und spitzte die Lippen zum Kuss.

Immer noch glaube ich, dass du zwei Geschichten zusammengeschweißt hast, die von der Stilrichtung unterschiedlich gestaltet werden müssten.
ich glaube, der Stil ist einheitlich, aber über die Striktur sollte ich nachdenken, es gibt mehrere Ebenen, da gebe ich dir recht und das führt zu Verwirrung.

Das Porträt deiner Prota überzeugt mich mehr, da gelingen dir schöne Bilder einer verstörten Seele im "Paradies", die zeitweise daraus flüchten muss, räumlich wie gedanklich.
:Pfeif:

viele Grüße in den Süden
Isegrims

geht weiter

 
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Hallo Novak,

habe ich mich schon für deine Hilfe bedankt? Möchte ich aber gerne, super, wie du es schaffst, Ruhe und Einklang wiederherzustellen. :bounce:

So paradiesisch ist es im Paradies gar nicht für diejenigen, die Glück hatten in all der Willkür. So verstehe ich die Bilder mit dem Spinnfaden und dem Brosamen.
Und sie hat sich anbiedern, (fast) prostituieren müssen, um aufgenommen zu werden.
Das ist natürlich nicht wortwörtlich zu verstehen, sondern das sind Bilder, Metaphern, Symbole für die Willkürlichkeit der Zugangsvoraussetzungen und ihre Folgen.
das wollte ich zeigen, ja.

Mein zweiter Grund für mein nun mittlerweile drittes Vorbeischauen ist dein Kommentar @Peeperkorn. Ich wollte es einfach auch noch mal hierhin schreiben. Das ist ein wahnsinnig guter Kommentar. Eigentlich gebührt dir die Kommentarkrone 2017 oder so.
wär jetzt auch ein Contest wert: Der Krieger-Kritiker-Award. :thumbsup:

Ob sich das wenig Willkürliche dann in den einzelnen Aufnahmeverfahren immer alles so eins zu eins niederschlägt, das ist eine andere Frage. Aber ich habe den Eindruck, dir geht es um die Willkür der Kriterien und des Verfahrens an sich.
Aber jedenfalls merke ich, dass wir an diesem rein inhaltlichen Punkt anderer Auffassung sind.
Ich weiß nicht, ob das der Grund war, dass ich deinen Text so wenig verstanden habe. Ich weiß es wirklich nicht, aber ich nehme es an.
klar, das ist ein vielschichtiges und im Grunde politisches Problem. Man hätte auch die Definierer aufs Korn nehmen können. Der Mägerlein und er Neuner, die führen aus, was die Politiker ersonnen haben, ums nach außen hin ein korrektes Bild abzugeben.

ich fand den Peter schon zu viel. Was soll die Stelle erreichen? Soll das eine Traumatisierung darstellen, dass sie es nur noch hart haben kann? Oder hat der Name Peter (Petrus) eine tiefere bedetung? Trotzdem: eine Irritation weniger durch den gestrichenen Paul.
Ich wollte bloß das Bild vom Himmelspförtner Petrus einschieben - letztlich um die Paradies-Metapher zu unterstützen.

vielen lieben Dank Novak und schönes Wochenende
Isegrims

Hallo lieber Friedrichard,

schön, dass du noch mal vorbei schaust. :thumbsup:

Es mag Dich in den Reaktionen auf diese poetische und im besten Brechtschen Sinne verfremdeten und somit das Publikum befremdenden Geschichte hart getroffen haben,
na ja, anfangs hat es mich getroffen, dann war ich selbst verwirrt und jetzt verstehe ich ein wenig, warum.

Ganz plötzlich zieht es einen Leser hinab, es könnte ja Wahrhaftiges in der Lüge und hinter der paradiesigen Fiktion stecken - und sei's das Gewissen, das sich meldet.
besser irgendeine Reaktion als keine.

Auch aktuelle Legenden beginnen mit einer Lüge wie etwa eines paradiesigen Europas, das die Flucht - etwa von Afrikanern, deren wirtschaftliche Grundlage untergraben wird durch ein von Europa initiiertes Freihandelsabkommen, CETA und TTIP lassen grüßen - die den beschwerlichen Weg durch Wüste und Mittelmeer antreten und lügen müssen, um nicht als Wirtschaftsflüchtlinge abgewiesen zu werden
wir leben in einer Welt, die belogen werden möchte, das steht fest.

Und justament, da ich das schreibe, geht mir auf, was der Name Neuners bedeutet. Es ist der Mensch, der quasi beim Kegeln alle Neune geschafft hat, quasi die Quadratur der heiligen drei.
vor allem ist er eine Zahl, nichts als eine Zahl.

wünsche dir ein sonniges und freudenreiches Wochenende
Isegrims

wird fortgesetzt

 
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Hallo erdbeerschorsch

(ist übrigens Erdbeerzeit: jetzt schmecken sie am besten, haben dieses einzigartige Aroma, füllen den Mund mit Süße und Frische, nicht mal Sahne brauche ich dazu)

dankeschön für deinen Kommentar. :thumbsup:

aber zu Peter und Paul würde ich doch gerne schon mal was loswerden. Du hast das jetzt geändert, aber das muss nicht heißen, dass das ein Fehler war, stimmt's? Ich fand es jedenfalls großartig gedacht: Paul, der sich sich noch einmal wandelt, unter der Hand, ohne Aufsehen zu Peter wird, der dieser Mann für Abassi ja wohl gewesen ist, als sie selbst an der Schwelle gestanden hat.
ja, so ähnlich hatte ich mir das gedacht, aber angesichts der Kommentare ist dann nur der Petrus-Verweis übrig geblieben. Diese Nebenhandlung wäre wahrscheinlich zu viel gewesen oder ich hätte Abbasis Beziehung zu Männern mehr Raum geben müssen.

Und jetzt ist sie wiederum selbst zu Petrus geworden, oder zu einem Handlanger von Petrus, und hat deswegen dessen Geschmack im Mund, den sie loswerden will, weil sie sich nicht am richtigen Platz fühlt. Passt doch perfekt.
der Geschmack ist geblieben und den braucht es auch, das muss sie schmecken.

Liebe Grüße
Isegrims

Hallo Bea Milana,

freut mich sehr, dass du mir deinen Kommentar und deine Zeit schenkst, vielen Dank :Pfeif:

Weil ich solche (David-gegen Goliath)-/ systemkritische Geschichten sehr mag und wichtig finde, hattest du mich sofort an der Angel. Wolltest du so eine Art Parabel schreiben? Ein magisch verzerrtes Vexierbild auf unser heutiges Jetzt?
nicht alles war geplant, anfangs wollte ich über das Schicksal von Flüchtlingen schreiben, bisschen mehr ist daaraus dann doch geworden, der Plan reifte sozusagen.

Vielleicht wolltest du sagen, dass alle Düfte zusammen von dort hinüberwehen, das Dreckige und das Süße, aber dann stimmt der Bezug nicht. Wenn dir das Wort "Berge" wichtig ist, was ich stark vermute, und es sich um die Vorstellung des Rosengeruchs handelt, nämlich dem Geruch der alten Heimat (in den Bergen), ist das nochmal anders. Kurzum: ich würde den Relativsatz streichen oder umformulieren.
mm, ich wollte eine Verfremdung am Anfang, das vor allem, Aufmerksamkeit erreichen und warum sollten im Paradies nicht auf den Bergen Rosen wachsen, deren Duft herabweht?

Meinst du mit Geruch nach Dreck den Geruch von Müll oder eher Schwefel oder Blei der Verbrennungsanlagen der Raffinerien oder schwarze Dieselabgase uralter LKWs?
Dreck meint all dies; ich fasse den an dieser Stelle verwendeten Begriff eher als Zeichen auf.

Mich hat dieser Abstecher irritiert und abgelenkt, jedenfalls dachte ich immer, der Typ taucht nochmal auf. (Übrigens las ich, dass du neulich in St. Petersburg warst. Peter und Paul scheinen in den weißen Nächten nachhaltig Eindrücke hinterlassen zu haben ... )
stimmt, den größten Teil des Textes habe ich nachts bzw, tags - man weiß das nicht so genau - in Pieter geschrieben. :hmm:

Ist sie korrupt? Ist das die Moral von der Geschicht? Eine Hand wäscht die andere, wenn nur genug Geld drin ist? Oder habe ich das mit dem Geld in der Mappe falsch verstanden und ziehe vollkommen falsche Schlüsse?
sie will sich des Paradieses versichern, des Grundes, aus dem sie hier ist. Dafür braucht sie Geld und deswegen gibt sie es aus.

Soll es eine Geschichte über den Schmerz der Erzählerin werden, die bei jedem Antragsteller von der Sehnsucht nach ihrer Heimat überrollt wird, sich aber längst den paradiesischen Bedingen angepasst hat?
Oder soll mehr die Zufälligkeit des Systems bzw. der Entscheider kritisiert werden?
ich wollte all das unterbringen.

In diesem Fall würde ich eher aus der personalen oder neutralen Perpektive erzählen, Distanz wahren, mehr Verfremdung wagen.
mm, interessanter Gedanke: ich spiele zu wenig mit den Perspektiven.

Dennoch merkt man dieser Geschichte an, dass viel Arbeit und Herzblut in ihr steckt!
:Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims

geht weiter

 

Liebe Kanji,

vielen Dank für deine Anmerkungen und die Zeit, die du dir genommen hast. Ich staune bei dieser Geschichte darüber, wie unterschiedlich der Text wahrgenommen wird.

Jedes Mal hatte ich das Gefühl - und jetzt werde ich mal bildhaft, weil das schneller geht und du selbst sehr gut damit umgehst - in ein tiefes Gewässer zu tauchen, viele Fische, Pflanzen, auch giftige und gefährliche aufzunehmen, zu sehen, nichts zu berühren oder zu beeinflussen, nehme alles lediglich auf, aber mir geht sehr schnell die Luft aus, muss atmen und auftauchen. Zu viele Eindrücke, zu wenig Sauerstoff.
Du drückst das so poetisch aus und ich verstehe, was du meinst: der Text ist ziemlich dicht und lässt nicht viel Raum.

denn mir entgehen sowohl die eigentliche Intention, als auch die wirklich schönen Bilder, was mit Sicherheit selbstverständlich auch mit meiner Art, auf Texte zu reagieren zu tun hat.
Intention macht sich der Leser. Ich will erzählen.

Und deine aufbrausende, atemlose Reaktion auf die ersten Kommentare lässt ja auch den Grund zu Annahme zu, dass du tatsächlich selbst überfüllt zu sein scheinst. Mit Emotionen und Bedürfnissen, die den Text erst möglich gemacht haben.
ist so, gerade bei diesem Text

Es ist ein wichtiger Text, mit wichtigen Botschaften, viel Anregung, vielen Bildern, vielen Vermutungen und Offenhaltungen.
Für mich von allem viel zu viel.
mehr kann ich nicht wollen. Schade, dass es fürs erste zu viel für dich ist.

viele Grüße und auch hier noch mal: willkommen im Team ;)
Isegrims

wird fortgeführt

 

Ach, liebe maria.meerhaba,

das war ein schöner Kommentar, hat meine Seele gestreichelt, vielleicht weil du deinen Zerfetzungsmodus gezähmt und nur ein paar Mal angedeutet hast, dankeschön.
Du hast ein paar Anmerkungen gemacht, Änderungen vorgeschlagen, über die ich nachdenken will. Im Augenblick fühlt es sich nicht gut an, den Text (außer so Isegrimsche Fehlerchen) zu überarbeiten.

Kein schöner, aber ein guter erster Satz.
Ich bin mir da nicht sicher, darfst mich bitte ruhig belehren, aber schreibt man herüberweht nicht zusammen?
kann man beides machen, glaube ich.

Ich weiß, schon im Titel ist es drinnen, was mich auch echt zögern ließ, aber diese protokollierte Art, ich finde sie grauenhaft hässlich.
das Thema ist abgrundtief hässlich, die Protokolle konnte ich nicht vermeiden, leider. Dafür habe ich sie mit bisschen Poesie umrandet.

Ich weiß nicht. Die zwei Anwärter auf das Paradies, die reden irgendwie kurzgehackt, so unschön, als wäre ihnen die Sprache fremd. Dabei reden sie ja in Wirklichkeit in ihrer eigenen Sprache und da erwarte ich schon, dass die Sätze länger sind und eine gewisse … hach … das Wort … mir fällt es nicht ein … verdammter Ramadan, raubt mir jedes Wort aus dem Hirn … also sagen wir eine gewisse Melodie mitschwingt …
super Einwand. Inhaltlich haben die Protokolle mehr Poesie als sprachlich, da wollte, musste ich etwas abhacken, kürzere Sätze schreiben, obwohl es mir in den Fingern gejuckt hat. Wenn ich das mit den Protokollen gelassen hätte, ja dann, aber was wäre dann aus der Geschichte geworden?

Es sind tolle Sätze drinnen, wunderschöne Sätze, die mir echt gut gefallen haben, aber mit diesem protokollierten Bereichen bin ich nicht klar gekommen.
immerhin konnte ich dir mit ein paar Sätzen etwas Freude bereiten.

viele liebe Grüße und lass es dir gut gehen, Maria, Ramadan ist vorbei. :Pfeif:
Isegrims

wird fotgesetzt

 
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"'... Sehen Sie den jungen F... . an, wenn er, als Paris, unter den drei Göttinnen
steht und der Venus den Apfel überreicht: Sie Seele sitzt ihm gar (es ist ein
Schrecken, es zu sehen) im Ellenbogen.'
'Solche Missgriffe', setzte er abbrechend hinzu, 'sind unvermeidlich, seitdem wir
von dem Baum der Erkenntnis gegessen haben. Doch das Paradies ist verriegelt
und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen,
ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.'" Kleist: Über das
Marionettentheater (Anpassung an die neuere deutsche Rechtschreibung durch mich)​

Nach einem geflügelten Wort aus dem 1968-er Jahre - von wem auch immer, der Name ist mir entfallen, nur dass niemand glaube, ich hätte es mit meinem kleinen Hirn erfunden - hatten die unglückseligen Bewohner der "Entwicklungsländer" und der "Dritten" Welt ein kindliches Vergnügen an den westlichen Errungenschaften und nun, knapp zwo Generationen später, da die Erkenntnis sich durchsetzt, dass es nur diese eine Welt gibt, wird sie wieder dreigeteilt in die neoliberalen Horte der Freiheit, Schwellenländer und deren gemeinsamen Opfer, die ausgeblutet werden durch subventioniertes westliches Hähnchenfleisch und Waffen.

Den Betroffenen muss da das relativ gute Leben in den fernen Städten paradiesisch vorkommen und selbst der sprachgewaltige Duden relativiert das Paradies zum "Ort, Bereich, der durch seine Gegebenheiten, seine Schönheit, seine guten Lebensbedingungen o. Ä. alle Voraussetzungen für ein schönes, glückliches, friedliches o. ä. Dasein erfüllt" (http://www.duden.de/rechtschreibung/pradies) und die verbergen sich hinter Mauern, nicht nur Europäer "hegen sich" förmlich ein und das amtliche Dreigestirn an einer Pforte - auch da ist das moderne Paradies fortschrittlicher als das alternde auf Wolke sieben, das moderne hat mehr als eine. Aller guten Dinge sind drei tipp ich da mal und jeder Dritte

„Wie viele kommen heute?“, frage ich ihn.
„Drei. Einer kommt durch, wie immer.“
wird eingelassen, womit das ältere Paar schon ausgeschlossen ist oder erst einmal auseinandergerissen würde,

liebe Isgerims,

da wäre schon die viel beschworene Familienzusammenführung hervorzuzaubern, die man aktuell auch umkehren kann - wie soeben zu Duisburg an Bivsi praktiziert, einer hierorts geborenen Schülerin, indem man sie ihren gerade abgeschobenen Eltern in den Himalaya hinterherschickt. 19 Jahre mahlen teutsche Mühlen da und scheinen bis auf deren chef de meunier hugenottischer Abstammung alles Preußische abgelgt zu haben, die einmal zu den Tugenden zählten.

Nein, die "paradiesischen Protokolle" berichten nicht über das Paradies, sondern bestenfalls über das erweiterte Schlaraffenland des kleinen Mannes, als das Adorno seinerzeit Woolworth (gibt's das überhaupt noch?) definierte, heute aber mit eigener

Fußgängerzone, die hinter der Pforte beginnt
, offensichtlich eines der vielfältigen Einkaufszentren und von Konsumtempeln, in denen der Konsum in Prozessionen der Gläubigen Konsumismten gefeiert wird wie der verkaufsoffene Sonntag, Sabbath und an sonstigen Feiertagen, weiland beginnend mit dem Berozentrum auf der günen Wiese und eine Generation später direkt in der Nachbarschaft auf einer Industriebrache um ein Vielfaches größer und schöner, unterhaltsamer und mit einem Haus der Kirchen versehen, auf dass auch Besinnlichkeit in den Rummel einziehe. Die Wachstumsideologie braucht den Irrsinn und es ist wahrhaft ärgerlich, dass der Amazonasindianer noch nicht durchs Internet in die schöne neue Welt geführt werden kann. Er weiß halt nicht, wie die Ware Paradies aussieht ...

Kurz, eine wahrhaftige neue Mitte des Lebens für alle recht Gläubigen und Legoland feiert die Reformation ...

Womit ich zur Übersetzerin und Icherzählerin komme, die Ähnlichkeiten zur großen Schwester Shumona Sinha ("Erschlagt die Armen") aufweist, die wie Abassi, die Icherzählerin, als Migrant in der Ausländerbehörde als Übersetzerin arbeitete. Sie genießen ihren Status gegenüber ihren ehem. Landsleuten und werden wegen - so wird es im Paradies nicht anders sein als in der Stadt, die von der Liebe träumt) ihres relativen Wohlstandes wohl sehr schnell schief angeguckt werden (eine Seite, um die man die Geschichte noch erweitern könnte - und wär's nur ein Landsmann der Abassi ...

Und weil anzunehmen ist, dass die Ausländerbehörde belogen wird, was das Zeug hält, wacht nicht nur der

Pupillenscan
(was wäre da ein Lügendetector als Ergänzung?),
sondern wird auch gleich des letzte Kandidat technisiert, roboterhaft, denn seine
Augen stecken tief in den Höhlen. Er dreht den Kopf in diese und jene Richtung, als wolle er jeden einzelnen Gegenstand abscannen ...
Vor den Trivialitäten noch etwas Symbolismus und modernen Kaffeesatz lesen
„Neuner steht auf: „Einen Cappuccino, Frau Abbasi?“
Er wackelt los und wird versuchen, aus dem Milchschaum ein Herz zu formen .... Der Milchschaum verdeckt den heißen Kaffee. Das Herz entdecke ich nicht. Nichts als Schaum und ein hässlicher brauner Fleck in der Mitte. ...
nebst der Frage, ob in den Fluren des Paradieses geraucht werden darf ... Nirgends wird so viel geraucht, wie in Kurzgeschichten.

Letzte Flusen? Hoff ich doch - aber jede größere Änderung birgt auch neue Gefahren - aber wem sag ich das - in der Reiehnfolge ihres Auftritts

Ein Junge steht feixend zwischen seinen Kameraden und versucht[,] eine weißbraun gefleckte Taube, die sich über ein angebissenes Brötchen hermacht, wie einen Ball zu kicken, als liefe er zu einem Elfmeter an.
Ein schönes Bild, das Symbol des Friedens wegzukicken ...
Dazwischen Imbissbuden, die fettigen Dampf in die paradiesische Luft strahlen.
(Den Humor sollte man nie verlieren, warum also nicht "fettigen Dampf" mit "paradiesig" treffen?

.. mich einer zwergwüchsigen Frau gegenübersehe, die mich aus Barbie-Augen anblinzelt.
(warum nicht "Lilliputtanerin", wie sollte man was gegen Swift haben und erst recht gegen den gestrandeten Gulliver?)

.... riecht es nach Öl, Dreck, Lavendel und Rosenhauch, der von den Bergen herüber weht.
(Da kennt selbst der Duden trotz oft zweier angebotener Schreibweisen keine zwote, als nur zusammengeschrieben ... Also keine Glaubenssache! Warum nicht bissken Möbelrücken, um die Trennung zu erhalten "... und Rosenhauch, der weht herüber von den Bergen." Wiewohl ich skeptisch bin, dass der Hauch sich gegen den Geruch des Drecks im Geruchssinn durchsetzen kann. Ja gut, den natürlichen Duft unserer Körper haben wir ja auch gegen industriellen Einheitsbrei eingetauscht ...) Aber keine bange, ich bi nicht
Mägerlein erschafft Glück und Unglück, ist Wächter, Verteidiger, eine Art Gott. Dabei ist er eine Missgeburt. Sein Körper produziert keine Wärme und ich wundere mich, dass es ihn nicht fröstelt.
Bin halt ein guter Verbrennungsofen ... mit dem Temperament eines Kühlschranks.

Hier nun

Als ich klein war, haben wir von Ziegen, der Jagd und den Feldern, die wir gewässert und gepflegt haben, gelebt.
ließen sich die schwache Klammer und ein "haben" verhindern, etwa "als ich klein war, lebten wir von ... und den Feldern, die wir gewässert und gepflegt haben"

Vier Jungs und zwei Mädchen.
Fangen die Deutschkurse nicht mit dem korrekten Plural wie bei den Mädels an? Da verstehstu die Übersetzerin falsch ...

Sie trugen ihre Maschinengewehre, ...
Gut, ich bin kein Fachmann und Feind der Hubertusjünger und vergleichbarer Waffennarren und manchmal sagt man's halt so auch zu einer MP, denk ich mir.

So viel oder wenig für heute vom

Friedel

 

Hi erdbeerschorsch

vielen Dank für deinen Kommentar und die Zeit, die du mit dem Text verbrachst hast. :thumbsup:
Und an dieser Stelle: Glückwunsch zur Empfehlung deiner Klettergeschichte, freut mich :anstoss:

Ich find die Geschichte gut. Die Überzeichnungen sind aus meiner Sicht stimmig. Du hättest fast schon die Kategorie Märchen ansteuern können,
ja, mit den Tags, das fand ich schwierig, auch Fantasy oder Science Fiction standen zur Wahl, denke aber, dass es passt, wie es ist.
C
Das Ende - der letzte Satz - ist für meinen Geschmack genau richtig, gerade genug Abschluss, und nicht zu viel gesagt. Ich vermute, du hast den Satz später eingefügt?
der war von Anfang an drin und auch bevor ich den Text zu Ende geschrieben habe.

„Wie viele kommen heute?“, frage ich ihn.
„Drei. Einer kommt durch, wie immer.“
Bisschen wenig für einen Tag, oder?
das ist einb Problem, über das ich schon nachgedacht habe. Ich denke, dass solche Anhörungen real einige Stunden dauern und ich nur Ausschnitte wiedergebe.

„Wann kommen die ersten?“
"Die ersten" finde ich bei nur drei Vorsprechen auch nicht so glücklich. "Wann geht's los" oder so klingt mir in dem Fall natürlicher.
gekauft, ändere ich.

„Ich will, dass sie wortgetreu übersetzen, nichts hinzufügen oder weglassen, Frau Abassi, klar?“
Komisch, dass er das sagt. Übersetzt sich nicht schon eine Weile täglich?
er will noch mal betonen, dass sie korrekt bleiben soll. Anfangs dachte ich auch drüber nach, zu zeigen, dass sie die Übersetzungen verfälscht, wäre aber zu viel geworden, das unterzubringen.

sodass mir sehnige Knöchel und Fersen, die in Basketballschuhen stecken, entgegenblicken.
Knöchel, die blicken, find ich nicht so richtig überzeugend.
mm, denke ich drüber nach, aber mir gefällt das Bild

wie einen Ball zu kicken, als liefe er zu einem Elfmeter an.
Erst kicken, dann anlaufen finde ich nicht ganz stimmig. Könntest du leicht ausräumen, in dem du anlaufen ersetzt.
werde ich ändern

Das Extrageld habe ich längst für das Goldkettchen ausgegeben.
Den Einschub verstehe ich nicht. Oben war der Preis für das Kettchen ein Tageslohn.
na ja, sioeo bekommt zusätzlich für die schriftliche Übersetzung Geld.

Drei Anhörungen an einem Tag, das erscheint mir wirklich zu wenig. Und dann die vielen Pausen, die machen ja mehr Pause, als dass sie die Fälle hören ... Das passt für mich nicht so richtig zu der Abfertigungsstimmung und gibt dem Gesamtbild eine Schräglage. Könntest du nicht irgendwo einfügen, dass am Tag soundsovielte Zeit vorgesehen ist für diese Anhörungen?
ich glaube, da mache ich noch was, muss ich nachdenken

So, also, ich würde immer noch sagen: Passt doch alles. Der Inhalt der Dialoge, die Gegenüberstellung der Typen, auch der Bilderreichtum. Stilisiert ist das natürlich, deshalb vielleicht kein Text für jeden Tag, aber das muss ja auch nicht und ist sicher keine Schwäche.
dankeschön: Monster-Kommentar :Pfeif:

liebe Grüße
Isegrims


Hallo Friedrichard

Zwar waren zwo "Kolkraben" Ratgeber Odins/Uuodans, aber die klugen Rabenvögel (wozu die kleine, niedliche Dohle auch zu zählen ist), wie ja heute unter Biologen so ziemlich die intelligentesten Vögel sind, wurden aber mit dem Obsiegen weniger des Christentums als der Kirche zu "Unglücksraben".
so verstehe ich die Andeutung auch, Raben sind zwar nette Vögel, aber sie müssen an ihrem Ruf arbeiten. :D

liebe Grüße und viel Spaß beim Sommerhitzeertaren heute.
Isegrims

geht weiter

 

Hallo Manlio,

vielen Dank für deine Anmerkungen, freut mich, dass du etwas zu dem Text schreibst. :Pfeif:

eine äußerst interessante KG legst du hier vor. Respekt allein schon dafür, ein so wahnsinnig schwieriges Thema literarisch zu verarbeiten und Stellung zu beziehen!
mir ist schon klar, dass es nicht einfach ist, über ein derart komplexes und aufgeladenes Thema zu schreiben.

Haben nicht auch Syrien oder Somalia ölverschmierte Straßen und eine Landschaft voll liegen gelassenen Mülls?
natürlich gibt es dort Dreck, den verschweige ich auch nicht völlig, aber je weiter man sich jedoch von einem Ort entfernt, der einem Heimat war, desto sentimentaler werden die Erinnerungen an das, was kein Dreck ist. Und im Paradies ist es umgekehrt, wenn man sich erst dort aufhält.

Die Beamten sind stark und negativ überzeichnet. Da wiederum stellt sich mir die Frage, warum eigentlich? Wenn das System, das sie repräsentieren, menschenverachtend ist, könnte man das nicht auch hintergründiger übermitteln?
stimmt, könnte man, muss man aber nicht, erfüllt seinen Zweck in dieser Geschichte, sonst brauche ich viel mehr Platz und schreibe einen Roman.

Sehr gut haben mir insbesondere die Protokolle gefallen. Die sind so kraftvoll geschrieben, die haben mich total in Bann gezogen.
dankeschön :Pfeif:

Liebe Grüße
Isegrims

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Friedrichard,

vielen Dank, dass du noch mal rein gelesen hast.

Doch das Paradies ist verriegelt
und der Cherub hinter uns; wir müssen die Reise um die Welt machen, und sehen,
ob es vielleicht von hinten irgendwo wieder offen ist.'" Kleist: Über das
Marionettentheater (Anpassung an die neuere deutsche Rechtschreibung durch mich)
was für ein interessantes Zitat. Der Kleist wusste auch, dass es nicht ganz so einfach ist, ins Paradies zu gelangen. :hmm:

wird sie wieder dreigeteilt in die neoliberalen Horte der Freiheit, Schwellenländer und deren gemeinsamen Opfer, die ausgeblutet werden durch subventioniertes westliches Hähnchenfleisch und Waffen.
na ja Freiheit kann's nicht für jeden Dahergelaufenen geben, ist doch klar, und Wohlstand muss bewahrt werden, notfalls mithilfe der Auffüllung nationalen Prekariats.

in denen der Konsum in Prozessionen der Gläubigen Konsumismten gefeiert wird
:Pfeif:

Die Wachstumsideologie braucht den Irrsinn und es ist wahrhaft ärgerlich, dass der Amazonasindianer noch nicht durchs Internet in die schöne neue Welt geführt werden kann. Er weiß halt nicht, wie die Ware Paradies aussieht ...
sag das mal Amazon, die könnten ihre Waren über den Wäldern abwerfen.

Sie genießen ihren Status gegenüber ihren ehem. Landsleuten und werden wegen - so wird es im Paradies nicht anders sein als in der Stadt, die von der Liebe träumt) ihres relativen Wohlstandes wohl sehr schnell schief angeguckt werden (eine Seite, um die man die Geschichte noch erweitern könnte - und wär's nur ein Landsmann der Abassi ...
mm, dann wird die Geschichte einiges länger und eine weitere Figur muss gezeigt werden

„Neuner steht auf: „Einen Cappuccino, Frau Abbasi?“
Er wackelt los und wird versuchen, aus dem Milchschaum ein Herz zu formen .... Der Milchschaum verdeckt den heißen Kaffee. Das Herz entdecke ich nicht. Nichts als Schaum und ein hässlicher brauner Fleck in der Mitte. ...
nebst der Frage, ob in den Fluren des Paradieses geraucht werden darf ... Nirgends wird so viel geraucht, wie in Kurzgeschichten.
schätze mal, dass dort nicht geraucht werden darf - Frau Abbasis Ungehorsam

Die Veränderungsvorschläge habe ich größtenteils übernommen. :shy:

Liebe Grüße; eine Woche Sonne und Freude wünscht dir
Isegrims

 

Der Kleist wusste auch, dass es nicht ganz so einfach ist, ins Paradies zu gelangen.
zäumt m. E. das Pferd von hinten auf: Er wusste vor allem, dass man schneller wieder raus ist, als mein rein* kommt.

Beweis: Dorfrichter A., Paradiessucher
Zu fragen wäre, ob der Geheimrat am Hofe zu Weimar die Uraufführung aus niederen Motiven (animalisches Erbe?) vergeigen ließ ...

Het windje

* "rein" i. S. von sauber. Was sonst? Dass das Prüfsystem (Unternehmensberater wie Kinsey's stecken dahinter dank Massa Weise, vordem Verwalter der Arbeitslosigkeit, pardon, Arbeit ist schon da, aber kein vollwirksames Erwerbsleben.

Trau keiner Statistik, die Du nicht selbst gestrickt hast. Opa Kirchkranks Maxime beim Stricken von löchrigen Socken)

 

Zu erinnern ist auch an die deutschen Flüchtlingsströme aus dem Osten. Grass hat da in seiner letzten Veröffentlichung der Skepsis der Einheimischen (bei ihm Schleswig-Holstein) gegenüber den einen anderen westgermanistischen Dialekt sprechenden Zuwanderen verwiesen. Nicht gemeint sind die Russland-Deutschen, deren Völkerwanderung durch einen Griff in die Rentenkasse finanziert wurde ums Wahlvolk aufzustocken.

Passender zu den "Paradiesischen Protokollen" zwo Zitate aus Wolf Biermanns Autobiographie "Warte nicht auf bessre Zeiten!", Berlin, 6. Auflage 2016

"Nicht die Tür zum Paradies hatte die friedliche Revolution aufgestoßen, aber das Tor zur Welt. Die meisten Ostmenschen hatten kapitalistische Rosinen im Kopf und überschwengliche Hoffnungen im Herzen." (S. 451 f.)

"Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs flohen viele elende* Menschen aus aller Herren Länder in das deutsche Paradies und erlebten eine Lusxushölle. Im Jahr 1991 zeigte die deutsche Wiedervereinigung ihre Arschseite. Es marschierten glatzköpfige Neonazis in glänzenden Bomberjacken auf und rissen den rechten Arm hoch zum Führergruß. Die 'Ausländer raus'-Deutschen setzten Asylantenheime in Brand. Und verblödete Bürger, wie in Hoyerswerda und Rostock, schauten beim Progrom zu und stachelten mit ihrem Beifall die Meute an. Skins, Fremdenhass - ein schrecklicher Nachlass der DDR-Diktatur. Die Vergangenheit war noch jung."
(S. 462 f.)

Inzwischen ist rechtslastiges Gedankengut gesellschaftsfähig und in der "Mitte der Gesellschaft" angekommen. Vom Gauleiter zum Gauland ist halt ein kleiner Schritt.

* Ob Biermann die Etymologie des "elend" kennt, weiß ich nicht. Im ahd. elilenti schwingt der/die/das andere mit und (wesentlich deutliche) das Land und meint somit die Ausweisung in ein fremdes (anderes) Land, das noch im mhd. ellende verbannt und fremd bezeichnet.

Gruß

Friedel

 

Hallo lieber Friedel Friedrichard Kleist, Marx, Heine :D

Beweis: Dorfrichter A., Paradiessucher
Zu fragen wäre, ob der Geheimrat am Hofe zu Weimar die Uraufführung aus niederen Motiven (animalisches Erbe?) vergeigen ließ ...
die Anspielung verstehe ich nur teilweise, hat Goethe in Weimar Kleist aufgeführt?

* "rein" i. S. von sauber. Was sonst? Dass das Prüfsystem (Unternehmensberater wie Kinsey's stecken dahinter dank Massa Weise, vordem Verwalter der Arbeitslosigkeit, pardon, Arbeit ist schon da, aber kein vollwirksames Erwerbsleben.
das ist das Kernproblem, auch wenn Politiker von Vollbeschäftigung sprechen; gutbezahlte Arbeit fehlt und ein großer Teil der Flüchtlinge wird sich einordnen und vom Paradies enttäuscht werden.

Passender zu den "Paradiesischen Protokollen" zwo Zitate aus Wolf Biermanns Autobiographie "Warte nicht auf bessre Zeiten!", Berlin, 6. Auflage 2016

"Nicht die Tür zum Paradies hatte die friedliche Revolution aufgestoßen, aber das Tor zur Welt. Die meisten Ostmenschen hatten kapitalistische Rosinen im Kopf und überschwengliche Hoffnungen im Herzen." (S. 451 f.)

:thumbsup:

"Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs flohen viele elende* Menschen aus aller Herren Länder in das deutsche Paradies und erlebten eine Lusxushölle. Im Jahr 1991 zeigte die deutsche Wiedervereinigung ihre Arschseite.
:thumbsup: wo du das wieder ausgräbst?

Inzwischen ist rechtslastiges Gedankengut gesellschaftsfähig und in der "Mitte der Gesellschaft" angekommen. Vom Gauleiter zum Gauland ist halt ein kleiner Schritt.
dieses Thema deute ich bestenfalls an, müsste man eine Geschichte draus machen.

das Land und meint somit die Ausweisung in ein fremdes (anderes) Land, das noch im mhd. ellende verbannt und fremd bezeichnet.
cooler Gedanke, wir weisen Sozialverbrecher aus, Steuerhinterzieher und dergleichen.


liebe Grüße und vielen Dank
Isegrims

 

die Anspielung verstehe ich nur teilweise, hat Goethe in Weimar Kleist aufgeführt?

Goethe hatte die Uraufführung der Komödie übernommen am Hoftheater zu Weimar übernommen - es wurde ein Reinfall. Kein Wunder, dass Kleist der Pechvogel seiner Zeit war.

Bis bald

Friedel

 

Goethe hatte die Uraufführung der Komödie übernommen am Hoftheater zu Weimar übernommen - es wurde ein Reinfall. Kein Wunder, dass Kleist der Pechvogel seiner Zeit war.

na ja: da hätte der Kleist dem Goethe mal genauer auf die Finger schauen sollen. :D

lieben Gruß und schönen Sonntag
Isegrims

 

Ich habe den Text für eine evtl. geplante Wettbewerbsteilnahme extrem gekürzt und etwa 30% gestrichen.

 

„Ich weiß genau, wer das Paradies verdient.“

Ach du Schreck, dat "Centro" is' weg! Aber es geht auch ohne Konsumtempel,

liebe Isegrims,

und zum weiß Gott wie vielten Mal durchgesehn, denn Änderungen verbergen auch ihre Tücken.

Aber nur zweiundeinehalbe, vielleicht auch nur anderthalbe gefunden: Hier ist ein Punkt einzufangen

Nichts als Schaum und ein hässlicher brauner Fleck in der Mitte.[...] Der Erdgeruch der alten Leute dampft ...
und hier deucht mich, dass was fehle
„Nein, ich muss paar Sachen kaufen und esse unterwegs was.“
Mutmaßlich ein "ein" ...

Und verrat dem 17-jährigen, dass die Mords- und Räuberbande sicherlich keine MGs, sondern -pistolen mit sich trage.

Ansonsten drück ich nicht nur die Daumen, sondern auch die Fingerchen zum Gelingerchen.

Bis bald

Friedel,
der sich jetzt Deine rosa Geschichte runterlädt ...

 

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