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Omas Geheimnis

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17.04.2024
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Omas Geheimnis

Überrascht blicke ich von meinen Arbeitsblättern auf, als das durchdringende Klingeln meines Handys ertönt. Kurzerhand schiebe ich den dicken Ordner von meinem Schoß, strecke kurz den Rücken durch und nehme den Anruf meiner Mutter entgegen.
„What‘s up?“, frage ich gut gelaunt in den Hörer, doch die erschöpfte Stimme am anderen Ende der Leitung lässt mich aufhorchen.
„Lina, deine Oma liegt im Krankenhaus.“
Sofort springe ich alarmiert auf, stolpere in den Flur und greife mit wild klopfendem Herz nach meinen abgetragenen Sneakers.
„Was? Was ist passiert? Wo ist sie? Wie schlimm ist es?“, brülle ich vor Panik und krame nach meinen Schlüsseln.
„Entspann dich erst mal ein wenig“, meint sie. „Sie hat keine schlimmen Verletzungen. Nur ein paar Blutergüsse. Das Röntgen zeigte keine Knochenbrüche. Die Ärzte wollen sie nur zur Beobachtung dabehalten. Sie schläft gerade.“
Verwirrt halt ich inne. Verletzungen? „Oh Gott, ist sie etwa gestürzt?“, frage ich noch immer hysterisch.
Meine Mutter seufzt erschöpft, was den Lautsprecher des Handys leicht übersteuert. „Da kommst du nie drauf, sie ist vom Balkon gefallen. Ihr Nachbar hat es bemerkt und sich um sie gekümmert, bis der Krankenwagen da war.“
Ernsthaft? Vom Balkon? Zum Glück wohnt sie im Erdgeschoss, trotzdem hätte das ganz furchtbar enden können!
Nun da ich etwas beruhigter bin, schnüre ich meine Schuhe noch mal ordentlich. Oma Anna hasst es, wenn ich mit losen Senkeln herum laufe. "Irgendwann fällst du mal ordentlich hin!", höre ich ihre mahnende Stimme in meinen Gedanken.
„Wie ist das denn passiert?“, frage ich mehr als verwirrt und verlasse die kleine Wohnung.
„Wissen wir nicht. Seit dein Vater und ich hier sind, schläft sie. Und ich weis nicht, aber ...“
Alarmiert beschleunige ich meine Schritte wieder. „Was weist du nicht?“
„Sie sieht na ja, irgendwie seelig aus.“
„Wie meinst du das? Soll sie etwa einen sinneserweiternden Flug gehabt haben?“, frage ich mit einem Hauch Sarkasmus. Eine Eigenschaft, welche meine Mutter verabscheut, doch meine Oma Anna tickt genauso. Deswegen verstehen wir uns wohl auch so gut.
Entgegen meiner Erwartung geht meine Mutter gar nicht darauf ein. „Kannst du bitte zu ihrer Wohnung fahren und ein paar Klamotten her bringen?“
Mittlerweile bin ich bei meinem Auto angekommen und setzte mich mit Schwung hinein. „Klar bin schon unterwegs. Bis gleich!“
„Danke meine Kleine. Bis gleich!“, verabschiedet sich meine Mutter.
Kleine. Den Spitznamen werde ich wohl nie los. Selbst mit 22 Jahren. Ich werde wohl noch mit 52 die Kleine sein. Egal, ist ja irgendwie süß.
Den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung würfle ich die irresten Vorstellungen durch meine Gedanken, was wohl passiert sein könnte. Ist sie beim Putzen zu motiviert gewesen? Wollte sie die Blumen am Gelände gießen und ist vorne über gekippt?
Endlich habe ich mein Ziel erreicht und schließe die Wohnungstür mit meinem Ersatzschlüssel auf. Ein mulmiges Gefühl überkommt mich, als die Wohnung still und unbeleuchtet vor mir liegt. Normalerweise ist sie immer mit Leben gefüllt. Das helle Lachen meiner Oma, der herbe Kaffeegeruch und die viel zu warme Heizung, welche aus unerfindlichen Gründen das ganze Jahr über läuft.
Nun liegt eine drückende Stille auf meinen Schultern, als ich einen hellen Rucksack mit einer Hose, einem T-Shirt und Schlafanzug fülle, welche fein säuberlich in ihrem Schrank einsortiert sind. Als ich die Schublade mit der Unterwäsche öffne und einen Schlüpfer heraus nehmen möchte, weiten sich meine Augen und ich halte mitten in der Bewegung inne.
Silber blitzt das glatte Metall eines Vibrators zwischen dem weißen Stoff hervor. Völlig unschuldig liegt er da und fristet sein Dasein auf einer Wolke aus Höschen. Ich kann den Blick eine ganze Weile nicht abwenden, und so sitze ich da, auf dem weichen Teppichboden vor dem Schrank meiner Oma und staune nicht schlecht.
Mir entkommt ein belustigtes Schnauben, als ich die Schublade andächtig wieder schließe. Wie gut dass meine Mutter das nicht gesehen hat. Die wäre wohl in Ohnmacht gefallen.
Dennoch steigt ein bisschen Stolz in mir auf. Meine Oma ist auch nur eine Frau wie jede andere, mit Wünschen und Bedürfnissen. Wieso sollte sie diese nicht haben dürfen, nur weil sie alt ist? Nun, befremdlich ist diese Situation nichtsdestotrotz und mich durchläuft ein Schütteln.
Etwas gelöster als zuvor schlendere ich durch die Wohnung. Eine kühle Brise erfasst mich, als ich zum Wohnzimmer komme. Die Balkontür steht noch offen. Klar, wer hätte sie auch zumachen sollen, da Oma Anna ja einen schnelleren Weg gewählt hatte.
Gerade als ich den Plastikgriff in die Hand nehme, halte ich inne. Da liegt ein kleines dunkles Fernglas auf dem Boden. Verwirrt trete ich auf den Balkon hinaus und drehe es ratlos in den Händen herum. Das Teil habe ich noch nie zuvor gesehen. Wann habe ich überhaupt zuletzt ein Fernglas gesehen? Das muss in meiner Kindheit gewesen sein.
Eine Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit. Sie kam aus der Wohnung gegenüber. Nur ein Gehweg und ein kleiner Grünstreifen trennen die beiden Wohnblöcke voneinander.
Plötzlich erscheint ein äußerst gut gebauter Mann am Fenster der Nachbarswohnung. Groß, muskulös und nur von der Hüfte abwärts von einem weißen Handtuch bedeckt. Er zieht meine Augen magisch an, als mir das kleine Fernglas in der Hand wieder bewusst wird.
Nur ein ganz kurzer Blick! Schnell husche ich hinter die bunt blühenden Geranien am Geländer des Balkons und linse durch das Fernglas.
Wow, wirklich sehr gut gebaut. Er muss sich etwa in seinen 30ern befinden. Ich stoße ein kleines anerkennendes Pfeifen aus und lasse das Fernglas wieder sinken. Fassungslos lasse ich den Blick von dem kleinen Gegenstand zur Wohnung gegenüber und wieder zurück wandern.
„Oma, du hast doch wohl nicht ...?“ Mein Gesicht wird Purpur, als das Szenario vor meinem inneren Auge Gestalt annimmt. Meine süße Oma Anna, so unschuldig wie ein Reh, beobachtet ihren heißen Nachbarn so intensiv, dass sie sich zu weit über das Gelände beugt, bis sie es übertreibt und darüber fällt.
„Hey! Gehörst du zu der Oma in der Wohnung?“, reißt mich plötzlich eine tiefe Stimme aus den Gedanken.
Ertappt blicke ich auf und sehe jenen heißen Nachbarn am Balkon steht.
„Äh, ja. Ich bin die Enkelin“, stottere ich.
Er nickt verstehend. „Geht es der Lady gut? Hab nur gesehen, wie sie plötzlich gefallen ist. Hab mich um sie gekümmert und ihr die Hand gehalten, bis der Krankenwagen da war.“
„Ja. Ja sie ist stabil. Ist nichts passiert, danke!“
„Ha. Hatte wohl Glück, dass sie auf ein paar Büschen gelandet ist.“
Oh Gott! Das Szenario in meinem Kopf wird immer bildlicher und ich kann mir ein hysterisches Lachen kaum noch verkneifen!
„Dann richte ihr gute Besserung aus. Ist ne tolle Frau, bringt mir manchmal Kuchen vorbei“, sagt er und verabschiedet sich wieder.
„Mach ich, schönen Tag“, nuschle ich überfordert und lasse mich völlig erledigt auf einen kleinen Stuhl sinken. Kein Wunder, dass sie seelig aussieht. Sie hatte tatsächlich einen sinneserweiternden Flug!

 

Hallo @Maggi!

Finde ich klasse! Geht so dahin – dann die Schublade, da musste ich laut lachen!

Was mir so auffiel:

Kurzerhand schiebe ich den dicken Ordner von meinem Schoß, strecke kurz den Rücken durch und nehme den Anruf meiner Mutter entgegen.

„What‘s up?“, frage ich gut gelaunt in den Hörer, doch die erschöpfte Stimme am anderen Ende der Leitung lässt mich aufhorchen.
Du merkst jetzt schon, ich bin ein Freund von weg, was weg kann :)

Sofort springe ich alarmiert auf, stolpere in den Flur und greife mit wild klopfendem Herz nach meinen abgetragenen Sneakers.
Aufzuspringen beinhaltet alarmiert. Ähnlich das klopfende Herz, bzw. erscheint mir wild to much. Das die Schuhe abgetragen sind spielt für den weiteren Verlauf keine Rolle und träg auch nicht großartig zur Stimmung bei.

Meine Mutter seufzt erschöpft, was den Lautsprecher des Handys leicht übersteuert.
Was ist das für ein Seufzen?

NunKOMMA da ich etwas beruhigter bin, schnüre ich meine Schuhe noch mal ordentlich.

Oma Anna hasst es, wenn ich mit losen Senkeln herum laufe.
herumlaufe

"Irgendwann fällst du mal ordentlich hin!", höre ich ihre mahnende Stimme in meinen Gedanken.

„Wie ist das denn passiert?“, frage ich mehr als verwirrt und verlasse die kleine Wohnung.
Ob klein oder groß spielt hierbei keine Rolle ...

Und ich weis nicht, aber ...“
Alarmiert beschleunige ich meine Schritte wieder. „Was weist du nicht?“
„Sie siehtKOMMA na ja, irgendwie seelig aus.“
weiß weißt selig

Eine Eigenschaft, welche meine Mutter verabscheut, doch meine Oma Anna tickt genauso.
genau so

„Kannst du bitte zu ihrer Wohnung fahren und ein paar Klamotten her bringen?“
herbringen

Mittlerweile bin ich bei meinem Auto angekommen und setzte mich mit Schwung hinein. „KlarKOMMA bin schon unterwegs.

„DankeKOMMA meine Kleine. Bis gleich!“, verabschiedet sich meine Mutter.

Den Spitznamen werde ich wohl nie los. Selbst mit 22 Jahren. Ich werde wohl noch mit 52 die Kleine sein. Egal, ist ja irgendwie süß.
Den ganzen Weg bis zu ihrer Wohnung würfle ich die irresten Vorstellungen durch meine Gedanken, was wohl passiert sein könnte.
irrsten

Wollte sie die Blumen am Gelände gießen und ist vorne über gekippt?
vornübergekippt

Silber blitzt das glatte Metall eines Vibrators zwischen dem weißen Stoff hervor.
Silbern
Das kam echt unerwartet und hat mich voll erwischt! :lol:

Wie gutKOMMA dass meine Mutter das nicht gesehen hat.

Dennoch steigt Stolz in mir auf. Klar, meine Oma ist auch nur eine FrauKOMMA wie jede andere, mit Wünschen und Bedürfnissen. Also wieso nicht?
Wieso dennoch?
Wieso also nicht? fände ich runder.

Gerade als ich den Plastikgriff in die Hand nehme, halte ich inne.
Dies Innehalten häuft sich.

Verwirrt trete ich auf den Balkon hinaus und drehe es ratlos in den Händen herum.
Hinaustreten finde ich zu gehoben ausgedrückt.

Eine Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit.
Das kann man bei diesen Text auch anders lesen ;)

Groß, muskulös und nur von der Hüfte abwärts von einem weißen Handtuch bedeckt.
mit

Wow, wirklich sehr gut gebaut.
Schreit nach einem Ausrufezeichen!

Mein Gesicht wird Purpur, als das Szenario vor meinem inneren Auge Gestalt annimmt.
purpurn

Ertappt blicke ich auf und sehe jenen heißen Nachbarn am Balkon steht.
stehen

„Ja. JaKOMMA sie ist stabil. Ist nichts passiert, danke!“

„Dann richte ihr gute Besserung aus! Ist ne tolle Frau, bringt mir manchmal Kuchen vorbei“, sagt er und verabschiedet sich wieder.

Wie gesagt, hat mir gefallen – deine Geschichte hat mich gut unterhalten!

Gruß,
Sammis

 

Hallo @Maggi,

eine wirklich originelle Geschichte ist dir da eingefallen! Hat mir sehr gut gefallen. Ich bin nur dauernd am Überlegen, ob der Vibrator tatsächlich eine Rolle spielt oder ob du auf ihn verzichten kannst? Klar, es ist eine prägnante Stelle in deinem Text, aber dann verschwindet er wieder sang- und klanglos. Wenn du ihn gerne drinbehalten möchtest, würde ich ihn später in Bezug auf den Nachbarn nochmal irgendwie mit reinnehmen, dann hätte er eine Berechtigung. Vielleicht sieht Lina kurz das Schubladenbild in ihren Gedanken aufblitzen, als sie den Nachbarn sieht, oder so ähnlich?

Sofort springe ich alarmiert auf, stolpere in den Flur und greife mit wild klopfendem Herz nach meinen abgetragenen Sneakers.
Du schreibst mit sehr vielen Adjektiven/Adverbien, das hat mich etwas gestört beim Lesen.

Verwirrt halt ich inne.
halte

Mittlerweile bin ich bei meinem Auto angekommen und setzte mich mit Schwung hinein. „Klar bin schon unterwegs. Bis gleich!“
Das könntest du gut streichen. Wenn du es drin lassen willst, dann heißt es setze

Egal, ist ja irgendwie süß.
Egal, ist ja auch irgendwie süß (fände ich persönlich schöner, reine Geschmackssache)

Wollte sie die Blumen am Gelände gießen und ist vorne über gekippt?
Geländer

Ein mulmiges Gefühl überkommt mich, als die Wohnung still und unbeleuchtet vor mir liegt.
Da tue ich mir schwer, mir vorzustellen, wie die Wohnung daliegt. Vielleicht: als ich die stille und unbeleuchtete Wohnung betrete ...

Nun liegt eine drückende Stille auf meinen Schultern, als ich einen hellen Rucksack mit einer Hose, einem T-Shirt und Schlafanzug fülle,
Hier auch wieder einige Adjektive. Auf das helle kannst du auch gut verzichten, es ist ja nicht relevant.

Mir entkommt ein belustigtes Schnauben, als ich die Schublade andächtig wieder schließe.
Hier auch als Beispiel ...

Gerade als ich den Plastikgriff in die Hand nehme, halte ich inne.
Griff würde ausreichen


Verwirrt trete ich auf den Balkon hinaus und drehe es ratlos in den Händen herum.
Hier auch als Beispiel ...

Meine süße Oma Anna, so unschuldig wie ein Reh, beobachtet ihren heißen Nachbarn so intensiv, dass sie sich zu weit über das Gelände beugt, bis sie es übertreibt und darüber fällt.
Hier auch als Beispiel ...

Ertappt blicke ich auf und sehe jenen heißen Nachbarn am Balkon steht.
stehen

„Mach ich, schönen Tag“, nuschle ich überfordert und lasse mich völlig erledigt auf einen kleinen Stuhl sinken.
Hier auch als Beispiel ...

Du könntest auf einige Adjektive/Adverbien verzichten. Das empfinde ich als Leser immer etwas einengend. Durch den Kontext kann man sich auch so gut vorstellen, wie jemand sich fühlt.

Ansonsten tolle Idee, hab´s gerne gelesen!

Viele Grüße und noch ein schönes Wochenende
Kerzenschein

 

Moin @Maggi und von mir verspätet noch ein herzliches Willkommen hier, meine aktive Forumszeit startet immer erst nach Herbstbeginn.
Schön das Du bei der Challenge mitmachst, so viele Kommentare und somit Hilfe zu seinen Geschichten kriegt man sonst nie, da sich viele von uns bemühen, möglichst alle Geschichten zu kommentieren (fürs abstimmen, muss man ja eh alle lesen).

Omas Geheimnis
Geheimnis geht immer! Guter Titel!

Überrascht blicke ich von meinen Arbeitsblättern auf, als das durchdringende Klingeln meines Handys ertönt.
obwohl ich es selbst auch immer mache, stört mich beim lesen oft ein "mein/dein/sein", wenn es auch ein normaler Artikel tut. Ich habe es einfach mit herauszitiert, es ist aber nicht falsch, so wie Du es machst. Einfach Geschmackssache ... Das erste könnte gut ein den sein ...

„Oh Gott, ist sie etwa gestürzt?“, frage ich noch immer hysterisch.
Bei Füllwörternist es ähnlich. Generell sind sie überflüssig, aber manchmal legt der Autor halt genau auf diesen Klang, auch dieses Besondere in z.B. wörtlicher Rede wert. Daher einfach mal aussprobieren, was einem besser gefällt. Hier würde ich das etwas vielleicht streichen.

schnüre ich meine Schuhe noch mal ordentlich. Oma Anna hasst es, wenn ich mit losen Senkeln herum laufe.
Schönes Detail, zeigt etwas zum Verhältnis der beiden.

„Sie sieht na ja, irgendwie seelig aus.“
Das hätte ich wirklich gerne präziser! Man kann es sich vorstellen, aber würde die Enkelin es nicht beschrieben haben wollen?

„Wie meinst du das? Soll sie etwa einen sinneserweiternden Flug gehabt haben?“,
Hier bin ich vielleicht einfach zu alt. Was soll ein sinneserweiternder Flug sein? Also was stellt sich die Enkelin hier vor? Drogen, Pilze, eine außerirdische Begegnung?

schließe die Wohnungstür mit meinem Ersatzschlüssel auf.
dem?

Normalerweise ist sie immer mit Leben gefüllt. Das helle Lachen meiner Oma, der herbe Kaffeegeruch und die viel zu warme Heizung, welche aus unerfindlichen Gründen das ganze Jahr über läuft.
Generell eine schöne Stelle. Leider erzählst du den gleichen Sachverhalt dreimal:
- mit Leben gefüllt
- tolle Beispiele dafür
Nun liegt eine drückende Stille auf meinen Schultern,
und hier gleich noch einmal - vertraue Deinen Lesern.

Silber blitzt das glatte Metall eines Vibrators zwischen dem weißen Stoff hervor. Völlig unschuldig liegt er da und fristet sein Dasein auf einer Wolke aus Höschen. Ich kann den Blick eine ganze Weile nicht abwenden, und so sitze ich da, auf dem weichen Teppichboden vor dem Schrank meiner Oma und staune nicht schlecht.
Natürlich ist es der Höhepunkt der Geschichte, aber ich finde, das hast Du auch besonders gut geschrieben. Schöne Szene!

Meine Oma ist auch nur eine Frau wie jede andere, mit Wünschen und Bedürfnissen. Wieso sollte sie diese nicht haben dürfen, nur weil sie alt ist? Nun, befremdlich ist diese Situation nichtsdestotrotz und mich durchläuft ein Schütteln.
HIer würde ich das "Nur" wirklich herausnehmen, es hat sowas wertendes. Und auch wenn ich den letzten Satz glaube, würde ich dort lieber eine Erklärung lesen.
sich Oma bei der Selbstbefriedigung vorstellen ist kein Bild was sie möchte oder nicht mal über Sex der Eltern nachdenken.
Würde Deiner Erzählerin noch etwas mehr Tiefe geben ...

Klar, wer hätte sie auch zumachen sollen, da Oma Anna ja einen schnelleren Weg gewählt hatte.
nett umschrieben

Da liegt ein kleines dunkles Fernglas auf dem Boden.
vielleicht reicht ein Adjektiv?

Plötzlich erscheint ein äußerst gut gebauter Mann am Fenster der Nachbarswohnung.
Brauchst du das 'plötzlich'? Es hat sich ja vorher etwas bewegt, war also zu erwarten.

Schnell husche ich hinter die bunt blühenden Geranien am Geländer des Balkons und linse durch das Fernglas.
Echt? Sie ist 22? Es gibt drei Meter Weg und vielleicht zehn Meter Grünanlage. Was will sie machen, den Fusel im Bauchnabel erkennen? Da sich die beiden danach auch nicht anschreien, kaufe ich nicht, das sie extra noch einmal durchs Fernglas schaut, jedenfalls nicht gezielt. Da würde ich etwas nachschärfen.

„Ha. Hatte wohl Glück, dass sie auf ein paar Büschen gelandet ist.“
Fehlt da etwas? Oder ist das 'Ha' wirklich ein Wort in diesemZusammenhang?

Das Szenario in meinem Kopf wird immer bildlicher und ich kann mir ein hysterisches Lachen kaum noch verkneifen!
Hier hätte ich eine Erinnerung an den Vibrator erwartet, mir würde es jedenfalls so gehen.

Kein Wunder, dass sie seelig aussieht. Sie hatte tatsächlich einen sinneserweiternden Flug!
Ne, mit dem Wort Sinneserweiternd kann ich in diesem Zusammenhang nichts anfangen, mit dem Inhalt absolut.
Eine niedliche, kleine Geschichte, in der sich die Oma offensichtlich allein vom Balkon ge"worfen" hat.
Viel Spaß noch hier
Greenwitch

 
Zuletzt bearbeitet:

Meine süße Oma Anna, so unschuldig wie ein Reh

Hallo @Maggi,

deine Story kommt trotz des Themas Sexualität so locker-fluffig und zuckersüß daher, dass ich mir sofort Fragen gestellt habe. Wäre die Oma ein Opa, der Nachbar eine Nachbarin und der Dildo eine Truckerm*****, würdest du dann mit deinem Text genauso durchkommen, wie du es jetzt tust? Oder würde sich Widerspruch regen, ob der naiven Verharmlosung des Male Gaze, der offensichtlich nie abebbt? Wäre der Opa nicht direkt ein geiler alter Bock, ein Spanner? Wie kann man so einen Perversling nur als "unschuldigen" Senior darstellen? Das wären Fragen, die ein Text mit vertauschten Geschlechtern provozieren würde, kann ich mir vorstellen.

War nur ein Gedanke beim Lesen, auch weil die Story nicht viel eigentliche "Moral" beinhaltet, die es zu entschlüsseln gilt. Die Erzählerin sagt es ja schon alles selbst: Wer würde denken, dass eine alte Frau noch scharf wird? Sind wir anscheinend schief gewickelt, wenn wir die Alten schon für tot erklären!

Bezüglich Plot: Mir schien es unlogisch, dass man zur Beobachtung des Nachbarn ein Fernglas braucht, dann ist er aber auf dem Balkon so nah, dass sich die beiden locker unterhalten können.

Bezüglich Sprache: Ich würde an deiner Stelle einmal alle Adjektive und Adverbien löschen und den Text dann so begutachten. Nur, wo es wirklich fürs Verständnis nötig ist, würde ich dann wieder welche einsetzen. Aktuell ist er ziemlich mit diesen erklärenden Zusätzen überladen.

Und hier würde ich eher die innere Empfindung und nicht den äußerlichen Anblick beschreiben:

Mein Gesicht wird Purpur, als das Szenario vor meinem inneren Auge Gestalt annimmt.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo @Maggi,

hat eine Weile gedauert, aber jetzt weiß ich, was mich an deinem Vibrator stört.

Silber blitzt das glatte Metall eines Vibrators zwischen dem weißen Stoff hervor.
Sind die Dinger nicht immer mit Gummi überzogen ...?

Viele Grüße
Kerzenschein

 

Danke für die vielen Kommentare und Vorschläge! Ich mache mich die nächsten Tage daran den text zu verbessern <3

 

Moin, @Maggi

danke für Deine Geschichte.

Hat mir gut gefallen, las sich so weg. Nette Idee, dass der heiße Nachbar der Grund für den Sturz vom Balkon war. Auch den Fund des Vibrators fand ich originell.

„Was? Was ist passiert? Wo ist sie? Wie schlimm ist es?“, brülle ich vor Panik und krame nach meinen Schlüsseln.
Zu Beginn war mir die Prota bei der Meldung der Mutter ein wenig zu schnell zu „hysterisch“, aber das zog sich dann ja nicht durch den ganzen Text, sonst wäre sie mir wahrscheinlich unsympathischer gewesen.

Überrascht blicke ich von meinen Arbeitsblättern auf, als das durchdringende Klingeln meines Handys ertönt. Kurzerhand schiebe ich den dicken Ordner von meinem Schoß, strecke kurz den Rücken durch und nehme den Anruf meiner Mutter entgegen.
@greenwitch hat es, meine ich, bereits angemerkt: Den Einsatz von mein/meine könntest Du generell im gesamten Text reduzieren/austauschen, dann liest es sich mMn abwechslungsreicher/flüssiger. Beispiele:

Mittlerweile bin ich bei meinem Auto angekommen und setzte mich mit Schwung hinein. „Klar bin schon unterwegs. Bis gleich!“
„Danke meine Kleine. Bis gleich!“, verabschiedet sich meine Mutter.
Mittlerweile bin ich beim Auto angekommen und setze mich mit Schwung hinein. „Klar bin ich schon unterwegs. Bis gleich!“
„Danke, meine Kleine.
Bis gleich!“

Natürlich ist es ihr Auto und wir wissen ja, dass sie sich mit ihrer Mutter unterhält. ;)

Endlich habe ich mein Ziel erreicht und schließe die Wohnungstür mit meinem Ersatzschlüssel auf.
Endlich habe ich das Ziel erreicht und schließe die Wohnungstür mit dem Ersatzschlüssel auf.

Ich kann den Blick eine ganze Weile nicht abwenden, und so sitze ich da, auf dem weichen Teppichboden vor dem Schrank meiner Oma und staune nicht schlecht.
Nun da ich etwas beruhigter bin, schnüre ich meine Schuhe noch mal ordentlich. Oma Anna hasst es, wenn ich mit losen Senkeln herum laufe. "Irgendwann fällst du mal ordentlich hin!", höre ich ihre mahnende Stimme in meinen Gedanken.
die Schuhe? Natürlich sind es ihre.

Meine Mutter seufzt erschöpft, was den Lautsprecher des Handys leicht übersteuert. „Da kommst du nie drauf, sie ist vom Balkon gefallen. Ihr Nachbar hat es bemerkt und sich um sie gekümmert, bis der Krankenwagen da war.“
Challenge accomplished. :thumbsup:

Als ich die Schublade mit der Unterwäsche öffne und einen Schlüpfer heraus nehmen möchte, weiten sich meine Augen und ich halte mitten in der Bewegung inne.
:klug: Von den geweiteten Augen kann uns Lesenden jemand erzählen, der sie in diesem Moment sieht, nicht aber sie selbst. An anderer Stelle ist es ähnlich, mit dem purpurfarbenen Gesicht (es sei denn, der Schrank hat Spiegeltüren, o. Ä.).
Mein Gesicht wird Purpur, als das Szenario vor meinem inneren Auge Gestalt annimmt.

Silber blitzt das glatte Metall eines Vibrators zwischen dem weißen Stoff hervor.
Silbern.


Soweit meine 5 Cent,
wenn etwas Hilfreiches dabei war, freue ich mich.

Beste Grüße
Seth

 

Hallo @Maggi

Eine lustige Story hast du da geschrieben und ich musste an mehr als einer Stelle schmunzeln. Balkonfallen als neue Yoga-Übung zur Bewusstseinserweiterung. „Die fallende Oma“.

Natürlich bedarf es für den Plot, damit er funktioniert, eines Zufalls. Gerade in dem Moment, als sie auf den Balkon tritt, zeigt sich Adonis in voller Pracht. Aber egal, das ließ sich wohl nicht anders lösen.

Jetzt noch ein paar Adverbien weg und dann liest es sich viel runder, finde ich. Leichte Adverberitis?

Sofort springe ich alarmiert auf
Das ist ein klassisches Beispiel für ein überflüssiges Adverb.
„Entspann dich erst mal ein wenig“, meint sie. „Sie hat keine schlimmen Verletzungen. Nur ein paar Blutergüsse. Das Röntgen zeigte keine Knochenbrüche. Die Ärzte wollen sie nur zur Beobachtung dabehalten. Sie schläft gerade.“
"Ein bisschen?" Oder: "Komm erst mal runter?" Das sind Alternativen, damit es sich mehr nach wörtlicher Rede anhört. "Hat gezeigt" ist als wörtliche Rede auch besser.
Meine Mutter seufzt erschöpft
Überflüssiges Adverb
wenn ich mit losen Senkeln herum laufe.
herumlaufe
Als ich die Schublade mit der Unterwäsche öffne und einen Schlüpfer heraus nehmen möchte,
auch zusammen
Mir entkommt ein belustigtes Schnauben, als ich die Schublade andächtig wieder schließe.
Zu umständlich formuliert. Ich schnaube belustigt …
Bin mir auch nicht sicher, ob man belustigt schnauben kann. Da Schnauben nicht passt, kann es hier das Adverb auch nicht mehr richten. Lieber ein treffendes Verb benutzen. "Ich grinse."
Schnell husche ich
Huschen ist doch ein so treffendes Verb. Schneller als huschen geht gar nicht. Und langsam huschen erst recht nicht.
beobachtet ihren heißen Nachbarn so intensiv, dass sie sich zu weit über das Gelände beugt, bis sie es übertreibt und darüber fällt.
So weit … bis sie es übertreibt. Dieses „zu“ nimmt die Übertreibung schon vorweg.
Oder knackiger: „Bis sie sich zu weit über das Geländer beugt.“ Was danach kommt, weiß der schlaue Leser schon.
Er nickt verstehend.
„Mach ich, schönen Tag“, nuschle ich überfordert und lasse mich völlig erledigt auf einen kleinen Stuhl sinken.
noch ein überflüssiges Adverb …, "völlig erledigt" sagt doch alles.

Grüße
Sturek

 

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