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Nichts Schlimmes

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16.03.2015
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Nichts Schlimmes

Ich stelle das leere Glas zurück auf die Theke und schüttle den Kopf, als der Wirt mir ein neues geben will. „Das wird schon wieder“, meint Hannes und stößt mich von der Seite an.
„Werde mir eine kleinere Wohnung suchen. Den Wagen verkaufen …", murmle ich.
„Abwarten. Bei mir hat's auch gedauert", sagt Hannes.
„Aber du warst wenigstens nicht allein.“ Mir schwirren Bilder im Kopf, wie Susi die schweren Koffer die Treppen hinunterträgt, sich nicht helfen lässt. Als sie weg war und ich mir einen Schluck genehmigen wollte, merkte ich, dass sie alle Flaschen in den Ausguss gekippt hat. Sie fehlt mir.
Ich stehe vom Hocker auf. „Ist wahrscheinlich besser so.“
„'n Absacker?"
„Nee, nee.“ Ich schaue auf meinen Bierdeckel, lege einen Zwanziger daneben. „Ich will 'n klaren Kopf behalten. Muss morgen in aller Herrgottsfrühe beim Amt antanzen“, sage ich, während ich in der Jackentasche nach dem Autoschlüssel wühle.

Das Mentholbonbon kühlt meinen Rachen, macht den Kopf frei. Ich kurble das Fenster herunter, atme ein, halte die Hand vor Mund und Nase, hauche aus – und nehme noch ein Bonbon. Dann schnalle ich mich an und gebe Gas.
Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich rübergerutscht. Vor Susi.
Susi war vernünftig. Susi wollte Kinder. Als es kriselte, fing es an. Jetzt hab ich mich im Griff. Wenn dieses ständige Pochen im Kopf nicht wäre, das Verlangen.
Ich wühle im Handschuhfach nach der Wasserflasche, drehe sie auf. Der Schraubverschluss fällt auf die Fußmatte. Grünes Licht an der Ampel. Ich lege die Flasche auf den Beifahrersitz, biege ab, setze rasch den Blinker, fahre über den Bordstein. Zuerst ruckelt es, dann knirscht und knarzt es. Ich halte an, mache 'n langen Hals. Ein Poller. Ich habe einen dummen Poller umgenietet. Mist! Kann in die Hunderte gehen. Mein Führerschein!
Nachdem ich mich erneut umgeschaut habe, gebe ich Vollgas. Keiner hat mich gesehen.
Ich biege ab. Viel zu schnell biege ich ab. Egal. Nur weg hier!
Etwas kommt von links angerauscht. Ich bremse. Ein lautes Krachen am Kotflügel, ein Körper segelt über die Motorhaube. Der Gurt strafft sich und der Motor säuft ab. Neben dem Wagen liegt ein Fahrrad, leuchtet unter der Laterne grellgrün. Grellgrün, fluoreszierend. Ich steige aus, umrunde das Rad, bleibe vor der Motorhaube stehen, gucke vorsichtig hinüber. Eine Frau. Jeans, T-Shirt; lange Haare schauen unter dem Helm hervor. Sie liegt auf dem Bauch, die Arme angewinkelt.
Mein Herz pocht. Bewegt sie sich? Natürlich bewegt sie sich. Sie stützt eine Hand ab, hebt den Kopf in meine Richtung, die Augen hinter einer Fahrradbrille verborgen. Sie macht einen sportlichen Eindruck, hat den Sturz gut abgefedert. Ich sehe Ellenbogen- und Knieprotektoren. Wird nix Wildes sein. Ein paar Schrammen. Gleich steht sie auf und schiebt ihr Rad nach Hause.
Wie sie da liegt, kann sie das Nummernschild nicht gesehen haben.
Hau ab! Hau ab, hau ab!
Ruhe bewahren, an der nächsten Kreuzung abbiegen und verschwinden. Ab nach Hause. Sofort ins Bett. Vorher das Hemd bügeln, die Schuhe polieren. Morgen einen guten Eindruck machen.

Wochenlang habe ich die Gegend gemieden, bin Umwege gefahren. So ein Quatsch. Sie würden mich dran haben, wenn etwas Schlimmes passiert wäre, wenn sie das Nummernschild hätten. Jetzt komme ich wieder zum ersten Mal an der Kreuzung vorbei. Ich biege langsam ab, mustere die gegenüberliegende Seite. Da war es. Bloß ein paar Schrammen. Sicher geht es ihr gut. Zeit heilt Wunden. Stand nichts in der Zeitung.

„Guten Tag, Herr Schmidt“, begrüßt mich Herr Bergmann in seinem Büro und schüttelt mir die Hand.
„Hallo.“ Wir setzen uns.
„Haben Sie Fragen?“
„Was und wo liefere ich aus?“
„Eilige Kurierfahrten im Bankenviertel. Dokumente, Verträge, Akten. Ich bringe Sie erst mal zur Schichtleitung. Die Kollegin erklärt Ihnen die Routen und Sie sehen auch Ihr Gefährt.“

Wir betreten eine kleine Halle. An der Wand sind ein Dutzend Fahrräder vor Steckdosen aufgereiht. Grellgelbe Räder.
„Auffällige Farbe“, sage ich.
Vor einem Schreibtisch bleiben wir stehen, an dem eine Frau in Jeans und T-Shirt vor großen, bunten Straßenplänen sitzt. Der rechte Unterarm steckt in einer Schiene; ihr Zopf baumelt, als sie aufsteht.
„Das hier ist Frau Weber. Sie hilft derzeit bei der Routenplanung.“
Sie reicht mir die linke Hand. „Hallo.“
Ich erwidere den Gruß. Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, sagt sie: „Nichts Schlimmes. In zwei, drei Wochen radle ich wieder.“
Mir steigt Hitze ins Gesicht.
„Bitte kommen Sie wegen des Vertrages zurück ins Büro, Herr Schmidt“, sagt Herr Bergmann und schaut auf die Uhr. „Ich muss meine Frau abholen. Sie möchte Sie auch gerne kennenlernen.“
Frau Weber tippt auf der Tastatur herum. „Ich drucke Ihnen die Routen aus. Dann können Sie die am Wochenende mal entlang radeln.“
Der Drucker rattert, spuckt bunte Seiten aus. Hinten öffnet sich das Rolltor, eine kalte Brise weht herein. Ein Transporter fährt rückwärts an die Rampe, ein Mitarbeiter schiebt einen Gitterwagen, ein Bulli rollt über den Hof. Ich werfe einen Blick über die gelben Räder. „Welches würde ich bekommen?“
„Kommen Sie mit!“
Ich folge Frau Weber in einen Anbau.

Grellgrüne Räder. Dutzende. Ich schlucke, bleibe kurz stehen.
„Eines von denen hier!“ Vor einem Rad bleibt sie stehen, deutet auf den Kasten, der am Gepäckträger montiert ist. „Den kann man leicht abmachen, wenn Sie privat fahren.“
Aus den Augenwinkeln blicke ich auf den geschienten Arm. War sie es? Doch, sie muss es gewesen sein. Die Statur stimmt. Sportlich. Die langen Haare.
Sie mustert mich. „Sind achtundzwanzig Zoll okay?“
Ich nicke und denke an mein Auto, das in einer Seitenstraße steht. Das Blech notdürftig ausgebeult. Besser, ich nehme erst mal den Bus. Erleichtert atme ich auf. Nichts Schlimmes! Am liebsten würde ich Frau Weber in den Arm nehmen.

„Finden Sie den Weg allein zurück?“, fragt Frau Weber und steckt mir die Routenpläne zu.
„Ja, danke.“ Ich schüttle ihr die Hand, lächle sie an.
Sie kommt näher. „Nehmen Sie sich vor der Alten in Acht. Sie war vorher schon ein Giftzahn.“ Dann schlägt sie mir auf die Schulter. „Bis bald. Würde mich sehr freuen.“
Vor der Bürotür bleibe ich stehen und klopfe an.
„Herein!“, ruft eine Stimme.
Herr Bergmann steht neben dem Schreibtisch. Auf dem Drehstuhl sitzt eine Frau, die in meinen Bewerbungsunterlagen blättert. Ihre Haare sind zu einem Dutt gebunden, das Gesicht ist blass. „Herr Schmidt – meine Frau. Maria, das ist Herr Schmidt.“
Frau Bergmann schaut auf, sagt: „Guten Tag.“
Ich trete näher, sehe die am Tisch angelehnten Krücken, zögere einen Moment, reiche ihr die Hand. „Hallo. Angenehm.“
Sie hält meine Hand fest, wechselt einen Blick mit ihrem Mann, sieht auf das Foto meines Lebenslaufs, schaut mir in die Augen.
Ich verlagere das Gewicht von einem Bein auf das andere, versuche, ihrem Blick standzuhalten. Sie lässt die Hand los. Ich verharre, spüre, wie meine Augen zucken, fahre mit der Zunge über meine trockenen Lippen.
„Kennen … kennen wir uns nicht?“, höre ich eine leise, entfernte Stimme.
Mein Kopf pocht, knirscht und knarzt. Mir wird kalt. „Ich glaube nicht“, sage ich. Das Dröhnen im Schädel wird lauter.
Sie fasst sich an den Kopf, die Stirn liegt in Falten.
„Schatz. Es ist noch zu anstrengend für dich“, sagt Herr Bergmann, streichelt ihr über die Schulter und nimmt den Vertrag in die Hand.
Ich wühle in meinen Jackentaschen. „Meine Lesebrille … Ich muss sie im Auto liegengelassen haben“, sage ich und will mich umdrehen.
„Wissen Sie was, Herr Schmidt? Ich gebe Ihnen den Vertrag mit. Schlafen Sie eine Nacht drüber und bringen Sie ihn morgen unterschrieben vorbei.“ Er schaut seine Frau an. „Was meinst du, Schatz?“
Frau Bergmann blickt langsam von ihren Beinen hoch, stützt das Kinn in die Hand und schaut mich an. „Würden Sie mir bitte meine Gehhilfen reichen, Herr Schmidt?“

 

Hi Isegrims,

schön, dass du mich besucht hast.

ein saftiger Text angetrieben von Zufällen und Überraschungseffekten. Ich habe die Geschichte gern gelesen, obwohl ich mir ein wenig Ironie gewünscht hätte, vielleicht sogar absurde Elemente.
Freut mich, dass du den Text gerne gelesen hast.
Ja, da sind sehr viele Varianten möglich, wie ich den Text anders hätte gestalten können. Ironie, Absurdes, Selbstmitleid, gar ein Demaskieren des Protas, wie du weiter unten schreibst, wäre möglich gewesen.
Ein anderes Ende, bzw. ein Fortgang ...
Alles tolle Ideen, Gedanken, dir ich teilweise auch im Kopf hatte, aber leider muss ich mich ja für eine Variante entscheiden, kann ich nur eine Version posten. Und es ist diese Version geworden.

Was, wenn die Firmnechefin ihn erkennt, der Einstellung zustimmt, damit beginnt, ihn so richtig zu quälen und zu schikanieren.
Das ist eine Variante, die ich noch nicht bedacht habe. Sehr gut.

Eine meiner favorisierten Enden war, dass sie zustimmt, Schmidt einzustellen, er dafür aber im vorherigen Vieraugengespräch schwören muss, nichts vom Unfall zu erzählen. (Da fragt man sich doch glatt, was sie zu verbergen hat und warum sie Schmidts Bewerbung nicht einfach absagt ...)
Am besten, ich sammle mal alle Varianten und nutze eine davon mal später. ;)

Warte ab? So spricht kener. Eher: Abwarten. Bei mir hat's auch gedauert.
Ist gekauft!

klingt sehr karg, fast unbeteiligt. Das ?denke ich" kannst du streichen, weil dem Leser ja eh klar ist, dass es sich um einen inneren Monolog handelt.
Ja, soll unbeteiligt klingen.
Der Zusatz "denke ich" ist mir auch aufgefallen, sollte nur dem Textrhythmus dienen. Habe ich nun aber geändert:
Ich biege langsam ab, mustere die gegenüberliegende Seite. Da war es.

Der offene Schluss mag zwar ein bisschen zum (zugegeben recht nebligen Thema) passen, aber den Leser ganz alleine lassen, die Erzählung einfach abbrechen, lässt mich enttäuscht zurück.
Ja, das offene Ende soll das Thema bedienen.
Aber wie ich aus anderen Kommentaren herausgehört haben, grübelt der Leser gerne weiter, macht sich Gedanken, malt sich das / sein eigenes Ende aus.
Das ist doch auch nicht schlecht. :)

Der Text ist routiniert geschrieben, wenngleich die Dialoge knackiger sein könnten und du ruhig das eine oder andere Füllwort streichen könntest.
Danke dafür.
Ich habe die Füllworte doch schon kritisch betrachtet und fast alle gekillt.
Wo hast du denn noch überflüssige gefunden, @Isegrims ?

Vielen Dank für deinen tollen Kommentar.

Wünsche dir einen schönen Abend.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Ich habe die Füllworte doch schon kritisch betrachtet und fast alle gekillt.
Wo hast du denn noch überflüssige gefunden,
Ich habe den Text kurz überflogen und nach einer geeigneten Stelle gesucht, um den Eindruck zu vertiefen. Aber ganz noch mal lese ich ihn nicht noch durch, weil ich noch die anderen Texte durchgehen will. Na ja schau halt selbst noch mal.:lol:

und nehme noch ein Bonbon. Dann schnalle ich mich an und gebe Gas.
Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich schnell noch rübergerutscht. Vor Susi.
hier zum Beispiel (auch schnell ist überflüssig, denke ich.)

Liebe Apfelweingrüße
Isegrims

 

Ich habe den Text kurz überflogen und nach einer geeigneten Stelle gesucht, um den Eindruck zu vertiefen. Aber ganz noch mal lese ich ihn nicht noch durch, weil ich noch die anderen Texte durchgehen will. Na ja schau halt selbst noch mal.:lol:
:D

GoMusic schrieb:
und nehme noch ein Bonbon. Dann schnalle ich mich an und gebe Gas.
Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich schnell noch rübergerutscht. Vor Susi.

hier zum Beispiel (auch schnell ist überflüssig, denke ich.)
Okay, okay ...
"schnell noch" kann tatsächlich weg. :thumbsup:

Aber das erste "noch"?
Habe ich hier nicht gezielt als Füllwort eingesetzt, sondern als normales Wort :Pfeif:
Keiner würde doch sagen: "... und nehme ein zweites/weiteres Bonbon". :shy:

Habe dafür an anderen Stellen doch noch vier Füllworte gestrichen.
Danke für den Anreiz, hier noch mal mit der Lupe drüber zu gehen.

Schönen Abend noch und liebe Grüße, Isegrims,
GoMusic

 

Gude @GoMusic,
ein kurzer, meinem Empfinden nach auch sehr prägnanter Text. Mir gefällt das Spiel mit der Vorstellungswelt des Protagonisten, insbesondere, wie er sich seine Welt konstruiert. Da fallen dann interessanterweise so ein paar Worte wie "Schuld" und obwohl es nur um verstopfte Straßen geht, fühlt man sich stellvertretend für den Protagonisten ertappt.
Darüber hinaus fehlt mir jedoch etwas, ich denke, ich gehe in die gleiche oder ähnliche Kerbe wie Kanji. Er ist der Alki, der sich einredet, es sei nichts passiert und er stellt fest (oder glaubt), es ist etwas passiert. Für mich müsste die Spannung zwischen Wissen und Glauben schärfer werden, denn das Ende geht für mich zumindest stark in die Richtung (fest) glauben, ohne weiter mit Wissen kontrastiert zu werden, was ja eigentlich der Witz an der ganzen Sache ist. Da würde ich mir eine längere Schwebe wünschen, in der er weiterhin alles Mögliche in ihr Handeln hineininterpretiert, sie schließlich konfrontiert und feststellt, dass sie gar nicht sein Opfer war - ginge dann in die Richtung von Poes Verräterisches Herz.
[Das Folgende geht jetzt ganz weit weg vom Text, aber fabulieren macht ja auch manchmal Spaß: Ich könnte mir auch eine Alternative vorstellen, in der dieser Protagonist damit konfrontiert und verhaftet wird, es sicher aber ausredet. Als quasi kafkaeske Geschichte, nur, dass er tatsächlich Schuld ist.]

Der Vorschlag von mir ist sehr weitgehend, aber was ich damit aufzeigen wollte: Ich finde, der Konflikt wird (sehr gut und spannend!) dargestellt, aber nicht aufgelöst. Ich bleibe mit dem "Was dann?" allein, aber ohne Anhaltspunkte, die ein weiteres Nachdenken spannend für mich gestalten - sicher auch eine persönliche Meinung.

Jetzt zu den Direktanmerkungen:
Ich präsentiere stolz an dieser Stelle die wohl pedantischste Anmerkung, den ich jemals geschrieben habe, und ich bin sicher, sie rangiert auch in der Wortkrieger-Welt ganz oben. Hier:

"Abwarten.
hast du gerade Anführungszeichen. Sonst sind die schräg! :eek::lol:

Zum ersten Mal komme ich wieder an der Kreuzung vorbei.
-> Hatte einen kurzen Irritationsmoment für mich, da mir bis zu der Frage, ob die wenigen PS reichen, nicht klar wurde, dass er nicht zum Amt fährt, was ja am nächsten Morgen wäre (und damit verbundenen Fragen: Wann hat er das repariert, noch in der Nacht ...?). Liegt daran, dass die bestehende Leerstelle im Sinne der Kohärenz gefüllt wird:
1. Feststellung: Er ist irgendwohin unterwegs.
2. Frage: Wohin?
3. Erinnerung: Er musste zum Amt.
4. "Feststellung": Er ist sicher zum Amt unterwegs.
Da der Text sonst sehr rund ist und ich nie stocke, könnte es sich lohnen, auch hier eine (vielleicht etwas schnöde) Anmerkung zu machen, wie "am nächsten Montag war ich zum ersten Mal wieder bei der Kreuzung". Das suggeriert schon mal, dass es nicht der nächste Tag ist, also nicht das Amt.

Sie war vorher schon ein Giftzahn.“
-> Möchte hier eigentlich nur kurz das "vorher" loben. Das hat schon angedeutet, dass die Chefin den Unfall hatte, aber eigentlich auch nur deshalb, weil man so im Kopf in die Konstruktionswelt des Protagonisten eingestiegen ist. Die Frau könnte ja auch alles Mögliche andere meinen, die Hochzeit mit ihrem Mann zum Beispiel :lol:

Vielleicht sind ja ein paar nützliche Gedanken für dich dabei!

Liebe Grüße
Vulkangestein

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Vulkangestein,

schön, dass du mich besucht und einen so tollen Kommentar mit guten Anregungen dagelassen hast.

ein kurzer, meinem Empfinden nach auch sehr prägnanter Text. Mir gefällt das Spiel mit der Vorstellungswelt des Protagonisten, insbesondere, wie er sich seine Welt konstruiert.
Freut mich, dass das für dich funktioniert hat.

Für mich müsste die Spannung zwischen Wissen und Glauben schärfer werden, denn das Ende geht für mich zumindest stark in die Richtung (fest) glauben, ohne weiter mit Wissen kontrastiert zu werden, was ja eigentlich der Witz an der ganzen Sache ist. Da würde ich mir eine längere Schwebe wünschen, in der er weiterhin alles Mögliche in ihr Handeln hineininterpretiert, sie schließlich konfrontiert und feststellt, dass sie gar nicht sein Opfer war
Da ist sehr interessant, was du da ansprichst und vorschlägst. Das mit der Schwebe gefällt mir sehr gut, würde ich gerne einbauen. Sind ja nur zwei, drei Sätze,die den Unterschied machen können.
Meinst du, @Vulkangestein, eine Konfrontation mit Frau Weber (die erste Frau mit dem Arm) oder später mit Frau Bergmann, dem wahrscheinlich tatsächlichem Opfer?

hast du gerade Anführungszeichen. Sonst sind die schräg! :eek::lol:
Und ich weiß auch, wo das herkommt. Das hatte erst kürzlich Wieselmaus, glaube ich, auch gehabt.
Das passiert, wenn man im geposteten Text manuell ändert oder den Teil reinkopiert. Dann wird das ursprünglich korrekte Gänsefüßchen durch "das System" falsch gesetzt. :(

-> Hatte einen kurzen Irritationsmoment für mich, da mir bis zu der Frage, ob die wenigen PS reichen, nicht klar wurde, dass er nicht zum Amt fährt, was ja am nächsten Morgen wäre (und damit verbundenen Fragen: Wann hat er das repariert, noch in der Nacht ...?). Liegt daran, dass die bestehende Leerstelle im Sinne der Kohärenz gefüllt wird:
1. Feststellung: Er ist irgendwohin unterwegs.
2. Frage: Wohin?
3. Erinnerung: Er musste zum Amt.
4. "Feststellung": Er ist sicher zum Amt unterwegs.
Da der Text sonst sehr rund ist und ich nie stocke, könnte es sich lohnen, auch hier eine (vielleicht etwas schnöde) Anmerkung zu machen, wie "am nächsten Montag war ich zum ersten Mal wieder bei der Kreuzung". Das suggeriert schon mal, dass es nicht der nächste Tag ist, also nicht das Amt.
Das Problem hatte auch schon jemand anders gehabt. Werde ich anpassen. Mache ich mir noch Gedanken zu. Danke.

-> Möchte hier eigentlich nur kurz das "vorher" loben. Das hat schon angedeutet, dass die Chefin den Unfall hatte, aber eigentlich auch nur deshalb, weil man so im Kopf in die Konstruktionswelt des Protagonisten eingestiegen ist. Die Frau könnte ja auch alles Mögliche andere meinen, die Hochzeit mit ihrem Mann zum Beispiel :lol:
Hehe. Ja, "vorher" passt hier tatsächlich gut :D

Vielleicht sind ja ein paar nützliche Gedanken für dich dabei!
Und ob. Wie gesagt, würde mich interessieren, wo du die Konfrontation ansetzen würdest.

Habe vielen Dank für deine Hinweise. :thumbsup:

Schönen Sonntag und 1. Advent.

Liebe Grüße, GoMusic

 

Hey GoMusic,

Mir schwirren Bilder im Kopf, wie Susi die schweren Koffer die Treppen hinunterträgt, sich nicht helfen lässt. Als sie weg ist und ich mir einen Schluck genehmigen will, merke ich, dass sie alle Flaschen in den Ausguss gekippt hat. Sie fehlt mir.
Das mochte ich.

Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich rübergerutscht. Vor Susi.
Susi war vernünftig. Susi wollte Kinder. Als es kriselte, fing es an.
Susi war vernünftig, weil sie Kinder wollte? Sie haben sich getrennt, weil er keine Kinder wollte? Und was fing den an, als es kriselte? Das Saufen? Das er sich nicht mehr die Füße gewaschen hat? Das Susi ein Kind haben wollte? Mir erschließt sich die Logik der Satzreihenfolge hier nicht.

Jetzt hab ich mich im Griff - muss ich mir nur oft genug einreden. Wenn dieses ständige Pochen im Kopf nicht wäre, das ständige Verlangen.
Zumindest den letzten Satz klärst du ja auf. Aber warum dann der zeilenumbruch, wenn es doch zusammengehört?

Ich lege die Flasche auf den Beifahrersitz, ...
Eine volle, offene Wasserflasche? Warum macht er denn so was?

Keiner hat mich gesehen. Ruhe bewahren, an der nächsten Kreuzung abbiegen und verschwinden. Dann sofort ins Bett. Vorher das Hemd bügeln, die Schuhe polieren. Morgen einen guten Eindruck machen.
Hat mir in seiner Dichte auch gut gefallen. Dieses, sich einen Plan zurechtlegen, möglichst einen, der nichts mit dem Geschehenen zu tun hat, bügeln, Schuhe putzen, Alltag, wenn man so tut, als wäre da nichts geschehen, ist schließlich auch nichts geschehen.

Etwas kommt von links angerauscht. Ein lautes Krachen am Kotflügel, ein Körper segelt über die Motorhaube. Ich bremse. Der Gurt strafft sich und der Motor säuft ab. Neben dem Wagen liegt ein Fahrrad, leuchtet unter der Laterne grellgrün.
Sehr schön, wie die Kette sich fortsetzt. Aber ich sage schonmal vorab, da du hier wie am Ende auf das selbe Pferd des Spannungsaufbau setzt, na ja, brilliant ist das nach hinten raus nicht ;).

Wird nix Wildes sein. Ein paar Schrammen. Gleich steht sie auf und schiebt ihr Rad nach Hause.
Wie sie da liegt, kann sie das Nummernschild nicht gesehen haben.
Hau ab! Hau ab, hau ab!
Auch schön, und bis hierhin wirklich gern gelesen.

Ich biege langsam ab, mustere die gegenüberliegende Seite. Da war es.
Bloß ein paar Schrammen. Sicher geht es ihr gut. Zeit heilt Wunden. Stand nichts in der Zeitung.
Nee, bis hierhin :D

Und dann wechselst du das Erzähltempo, zoomst dichter. Schade, weil vorher passiert echt viel, und jetzt, wo praktisch nichts mehr passiert, zieht du das so. Sprich, mir erschließt sich nicht ganz der Grund dafür, sehe den Mehrwert nicht, außer, dass es vielleicht keine Superkurzgeschichte werden sollte.

„Guten Tag, Herr Schmidt“, begrüßt mich Herr Bergmann in seinem Büro und schüttelt mir die Hand. „Haben Sie den Weg gut gefunden?“
„Hallo. Ja, danke.“ Wir setzen uns.
„Aber was frage ich … Sie kennen sicher die Gegend“, sagt er lächelnd. „Und es macht Ihnen nichts aus, sich mit so wenigen PS zu begnügen?“
Ich lächle zurück.
Er deutet auf die Unterlagen vor sich. „Haben Sie denn Fragen?“
„Was genau liefere ich aus und wo?“
„Eilige Kurierfahrten im Bankenviertel. Wichtige Dokumente, Verträge, Akten. Kennen Sie die Gegend?“
„Weniger.“
„Das macht nichts, das lernen Sie schnell. Was haben Sie denn bisher gefahren?“
Wofür ist das alles gut? Was bringt das dem Text? Dem Leser? Weder Spannung, noch Charakter, nur so bla bla.

Vor einem Schreibtisch bleiben wir stehen, an dem eine Frau in Jeans und T-Shirt vor großen, bunten Straßenplänen sitzt. Der rechte Unterarm steckt in einer Schiene; ihr Zopf baumelt, als sie aufsteht.
Nice twist, aber da ich das jetzt schon kannte, dachte ich nur so, is sie nicht. Und recht hatte ich.

Mir steigt Hitze ins Gesicht. Wie mag es der Frau von der Kreuzung gehen? Kratzer, Schrammen. Plattes Rad. Sie geht sicher wieder arbeiten.
Ja, hier erzählst du mal kurz wieder dicht, und das bringt dem Text auch wirklich was, seine Bedenken, seine Angst, sein Gewissen - aber so richtig tut das mit ihm ja auch nichts. Das verpufft so. Klar ist schweigen und sich fast in die Hose pissen eine häufige Reaktion in solchen Fällen, aber dann will ich eben auch, dass er sich fast in die Hose pisst. Wie er da mit sich ringt, sie zu fragen, wie es denn passiert sei? Oder wie er am Ende glauben will, es sich einredet, es sei die Frau vom Unfall, damit er wirklich weiß, nichts schlimmes, nicht erkannt - safe!

„Bitte kommen Sie wegen des Vertrages zurück ins Büro, Herr Schmidt“, sagt Herr Bergmann und schaut auf die Uhr. „Ich muss meine Frau abholen. Sie möchte Sie auch gerne kennenlernen. Wir entscheiden immer gemeinsam.“
Frau Weber tippt auf der Tastatur herum. „Ich drucke Ihnen die Routen aus. Dann können Sie die am Wochenende mal entlang radeln.“
Der Drucker rattert, spuckt bunte Seiten aus. Hinten öffnet sich das Rolltor, eine kalte Brise weht herein. Ein blauer Transporter fährt rückwärts an die Rampe, ein Mitarbeiter im grünen Overall schiebt einen Gitterwagen, ein weißer Bulli rollt über den Hof. Ich werfe einen Blick über die gelben Räder. „Welches würde ich bekommen?“
„Kommen Sie mit!“
Ich folge Frau Weber in einen Anbau.
Statt dessen wieder so Gerede ohne Mehrwert.

Aus den Augenwinkeln blicke ich auf den geschienten Arm. War sie es? Doch, sie muss es gewesen sein. Die Statur stimmt. Sportlich. Die langen Haare. ... Erleichtert atme ich auf. Nichts Schlimmes! Am liebsten würde ich Frau Weber in den Arm nehmen.
Hier kommt es. Bisschen spät für meinen Geschmack. Aber guck dir mal das Verhältnis an. Wie viel bla vorab für wie viel Inhalt ...

Und dann eben doch noch die Unfallfrau. Die Chefin in Spe, ist ja dramatischer auch. Aber auch so vorhersehbar.

So, vielen hat es ja total gefallen, wie es ist. Von daher freue dich dran und nehme mein Gelaber für den Sondermüll. Bis zur Hälfte war ich totaler Fan, dann haste mich irgendwo verloren, aus eben den Sondermüllgründen :gelb:.

Habe eine wunderbare Adventszeit. Danke für die Geschichte, anfangs sehr, sehr gern gelesen, später nur noch gern. Aber gern!

Beste Grüße, Fliege

 

Gude @GoMusic,
freut mich, dass da was Hilfreiches dabei war :)

Meinst du, @Vulkangestein, eine Konfrontation mit Frau Weber (die erste Frau mit dem Arm) oder später mit Frau Bergmann, dem wahrscheinlich tatsächlichem Opfer?
Prinzipiell könnte ich es mir bei beiden vorstellen. Allerdings könnte es dann bei Frau Bergmann schon "abgenutzt" wirken, wenn es bei Frau Weber bereits ausgedehnt wird. Ich würde also eher dann im Büro zu der Schwebe empfehlen. Ich könnte mir da so etwas vorstellen in der Richtung, dass sie explizit ihn bittet, ihr die Krücken zu geben, was er natürlich als Schuldzuweisung begreift ... und so weiter und so fort :D

 

Lieber @GoMusic,

ich hab deinen Text schon vor Tagen gelesen, nur keine Zeit gehabt, mich zu äußern. Jetzt beim erneuten Lesen fand ich ihn homogener als zuvor, was daran liegen mag, dass der Plot mich nicht mehr ganz so gestresst zurücklässt. Der Fremdschämfaktor ist jedoch immer noch hoch und ich erwische mich dabei, wie ich hoffe, dass der Typ belangt wird und mit seiner Tour nicht durchkommt.
Mit den Zufällen ging es so ähnlich wie zigga. Das wirkt auf mich etwas willkürlich gesetzt und dein Fahrerflüchtling hangelt sich von einer Fast-Katastrophe zur nächsten. Dabei hüpft er durch die Story wie von Insel zu Insel, ohne je wirklich in die Scheiße zu treten. Das deutet auch dein Titel "Nichts Schlimmes" an und so ist es gewollt.
Und das ist auch das, was ich ein wenig bemängele: Dadurch, dass alles in der Schwebe hängt und letztlich nichts konkret ist, nehme ich den Konflikt leider auch nicht ernst.
Und so lässt mit deine Story nach dem Schluss schnell wieder los und das liegt daran, dass der Typ mit heiler Haut davonkommt und das einzig Schlimme, was ihm wirklich passiert, ist, dass ihn seine Susi verlässt.
Geschrieben ist die KG sehr gut und präzise, doch ich würde mir wünschen, dass sie ihre Protektoren ablegt und unbequemer wird, damit ich was zu knabbern habe.

Peace, linktofink

 

Moin, moin @GoMusic ,

endlich komme ich zum Kommentieren der vielen tollen Challenge-Geschichten. Mindestens eine pro Tag muss gehen, also hab ich einfach auf die erste geklickt, die mir angezeigt wurde ...

Ich mag Titel und erste Sätze und hier finde ich beides prima. Der Titel ist so ein wenig beruhigend (Hand auf dem Kopf, "Nichts schlimmes passiert") und macht doch sehr neugierig. Und im ersten Satz zeigst Du mir ganz locker nebenbei wo ich bin, mit wem ich es zu tun kriege und selbst das Verlassen-worden-sein und seine groben Folgen sind schon da.

„Aber deine Frau hat gearbeitet."
In irgendeinem Komm hat ich die Frage vor Tagen auch gelesen, aber ich konnte gerade die Antwort nicht finden, sorry. Mir leuchtet der Sinn einfach nicht ein, bitte gib mir einen Tipp.

Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich rübergerutscht. Vor Susi.
Susi war vernünftig. Susi wollte Kinder. Als es kriselte, fing es an.
Das finde ich super, durch die kurzen, zum Teil sogar unvollständigen Sätze die Gedanken zu zeigen, ich bin ganz dicht bei ihm, kann sogar solch "Blödsinn", wie eine offene Flasche auf den Beifahrersitz legen nachvollziehen, er denkt ja an de Abend nicht sonderlich sortiert.

Ich biege langsam ab, mustere die gegenüberliegende Seite. Da war es.
Bloß ein paar Schrammen. Sicher geht es ihr gut. Zeit heilt Wunden. Stand nichts in der Zeitung.
Auch hier, diese Selbstberuhigung, total menschlich

Dann wechselst Du in einen anderen Erzählrhythmus, viel Dialog, viel drum rum. Irgendwie interessant (der Wechsel), aber ich gestehe, mir fehlt die Nähe zu Herrn Schmidt (echt, so ein Allerweltsname, Absicht? Aber stimmt, der Name ist in Deiner Geschichte völlig unwichtig)

Grellgrüne Räder. Dutzende. Ich schlucke, bleibe kurz stehen. Das gleiche grelle Grün. Die gleiche grüne Grelle.
Ah, da sind sie wieder, seine kurzen Gedanken.
Ich mag Deinen negativer Held mit den paar Pluspunkten, jedenfalls nehme ich ihn so wahr, weil Du ihn herrlich direkt und menschlich zeichnest.

Das "offene" Ende finde ich hier super, da kann man herrlich weiterspinnen, aber eigentlich ist auch alles gesagt.
Sehr gerne gelesen und wiedermal was neues für mich entdeckt.
Beste Wünsche
witch

 

Hi Fliege,

vielen Dank für deine Gedanken, den tollen Kommentar.

Susi war vernünftig, weil sie Kinder wollte? Sie haben sich getrennt, weil er keine Kinder wollte? Und was fing den an, als es kriselte? Das Saufen? Das er sich nicht mehr die Füße gewaschen hat? Das Susi ein Kind haben wollte? Mir erschließt sich die Logik der Satzreihenfolge hier nicht.
Der Prota ruft hier in ein paar Sekunden all seine Gedanken zu seiner Ex auf. Klar sind die hier nicht geordnet, strukturiert, und für Aussenstehende womöglich nicht ganz verständlich. Was zählt ist, dass sie getrennt sind, dass er säuft und schon vorher gesoffen hat, vielleicht nur weniger.

In ihrer Anwesenheit wäre er nicht über rote oder fast rote Ampeln gefahren, das erfahren wir noch, das wäre der Aspekt der Vernunft.
Die Krise könnte das Nicht-Kinder-haben-wollen des Protas sein. Ich lasse das extra offen, da ich denke, es funktioniert auch so.

Jetzt hab ich mich im Griff - muss ich mir nur oft genug einreden. Wenn dieses ständige Pochen im Kopf nicht wäre, das ständige Verlangen.

Zumindest den letzten Satz klärst du ja auf. Aber warum dann der zeilenumbruch, wenn es doch zusammengehört?
Hast Recht. Geändert.

Eine volle, offene Wasserflasche? Warum macht er denn so was?
Er will sich nicht nach unten bücken und den Deckel aufheben.
Wenn man abgelenkt ist, passieren doch die meisten Unfälle. Das ist ihm schon noch bewusst ;)

Hat mir in seiner Dichte auch gut gefallen. Dieses, sich einen Plan zurechtlegen, möglichst einen, der nichts mit dem Geschehenen zu tun hat, bügeln, Schuhe putzen, Alltag, wenn man so tut, als wäre da nichts geschehen, ist schließlich auch nichts geschehen.
Freut mich, dass die Dichte dir gefallen hat.

Und dann wechselst du das Erzähltempo, zoomst dichter. Schade, weil vorher passiert echt viel, und jetzt, wo praktisch nichts mehr passiert, zieht du das so. Sprich, mir erschließt sich nicht ganz der Grund dafür, sehe den Mehrwert nicht, außer, dass es vielleicht keine Superkurzgeschichte werden sollte.
Ich sehe den ersten Teil als Vorbereitung, als Intro für das, was danach in detaillierter Form erzählt wird.
Ich finde nicht, dass anschließend wenig passiert. Eben nur näher herangezoomt, vielleicht an ein, zwei Stellen zu detailliert.

Wofür ist das alles gut? Was bringt das dem Text? Dem Leser? Weder Spannung, noch Charakter, nur so bla bla.
Die Stelle mit der Begrüßung im Büro ...
Spannend ist es tatsächlich nicht, da stimme ich dir zu. Dient eher dafür zu zeigen, dass er nun sein Bewerbungsgespräch hat, damit man später weiß, wo er überhaupt ist und was er dort macht.
Das ist ein Absatz, den ich selbst für suboptimal halte.
Habe hier jetzt um knapp 100 Wörter gekürzt. Spannungskiller mag ich überhaupt nicht.

Ja, hier erzählst du mal kurz wieder dicht, und das bringt dem Text auch wirklich was, seine Bedenken, seine Angst, sein Gewissen - aber so richtig tut das mit ihm ja auch nichts. Das verpufft so. Klar ist schweigen und sich fast in die Hose pissen eine häufige Reaktion in solchen Fällen, aber dann will ich eben auch, dass er sich fast in die Hose pisst. Wie er da mit sich ringt, sie zu fragen, wie es denn passiert sei? Oder wie er am Ende glauben will, es sich einredet, es sei die Frau vom Unfall, damit er wirklich weiß, nichts schlimmes, nicht erkannt - safe!
Das hat so ähnlich auch @Vulkangestein angemerkt.
Bin da noch dran.

„Bitte kommen Sie wegen des Vertrages zurück ins Büro, Herr Schmidt“, sagt Herr Bergmann und schaut auf die Uhr. „Ich muss meine Frau abholen. Sie möchte Sie auch gerne kennenlernen. Wir entscheiden immer gemeinsam.“
Frau Weber tippt auf der Tastatur herum. „Ich drucke Ihnen die Routen aus. Dann können Sie die am Wochenende mal entlang radeln.“
Der Drucker rattert, spuckt bunte Seiten aus. Hinten öffnet sich das Rolltor, eine kalte Brise weht herein. Ein blauer Transporter fährt rückwärts an die Rampe, ein Mitarbeiter im grünen Overall schiebt einen Gitterwagen, ein weißer Bulli rollt über den Hof. Ich werfe einen Blick über die gelben Räder. „Welches würde ich bekommen?“
„Kommen Sie mit!“
Ich folge Frau Weber in einen Anbau.

Statt dessen wieder so Gerede ohne Mehrwert.
Irgendetwas muss da ja passieren und gesagt werden. :)
Die Chefin wird eingeführt, der Prota bemerkt die vielen Farben (Farbe spielen eine große Rolle in der Geschichte), er wird zu den Rädern geführt. Das Unfallrad.

Aus den Augenwinkeln blicke ich auf den geschienten Arm. War sie es? Doch, sie muss es gewesen sein. Die Statur stimmt. Sportlich. Die langen Haare. ... Erleichtert atme ich auf. Nichts Schlimmes! Am liebsten würde ich Frau Weber in den Arm nehmen.

Hier kommt es. Bisschen spät für meinen Geschmack. Aber guck dir mal das Verhältnis an. Wie viel bla vorab für wie viel Inhalt ...
Ja, ja, habe verstanden. :D
Einiges ist schon weg. Anderes noch im Kopf.

Und dann eben doch noch die Unfallfrau. Die Chefin in Spe, ist ja dramatischer auch. Aber auch so vorhersehbar.
Es soll nicht dramatischer sein, weil es gerade die Chefin in spe oder die Frau vom Chef ist. Das hätte auch eine Angestellte aus der Personalabteilung oder so sein können.
Ist es tatsächlich so vorhersehbar?
Ich grübele. Wie wäre es, wenn er auf dem Weg zurück ins Büro einfach nur einer anderen Frau begegnet, die das Unfallopfer ist? Hm ...

Danke für die Geschichte, anfangs sehr, sehr gern gelesen, später nur noch gern. Aber gern!
Danke dafür und für deine Hinweise.
Hat mir so einiges aufgezeigt, wo es sich noch lohnt, dran zu arbeiten.

Wünsche die einen tollen Wochenstart.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Hi Vulkangestein,

danke, dass du nochmal reingeschaut hast.

Prinzipiell könnte ich es mir bei beiden vorstellen. Allerdings könnte es dann bei Frau Bergmann schon "abgenutzt" wirken, wenn es bei Frau Weber bereits ausgedehnt wird. Ich würde also eher dann im Büro zu der Schwebe empfehlen. Ich könnte mir da so etwas vorstellen in der Richtung, dass sie explizit ihn bittet, ihr die Krücken zu geben, was er natürlich als Schuldzuweisung begreift ... und so weiter und so fort :D
Die Idee gefällt mir sehr gut, die ganze Sache noch ein wenig in der Schwebe zu halten, bzw. die Schuldzuweisung zu unterstreichen.
Habe das mit den "Krücken angeben" vorerst so übernommen.
So bliebt das Ende dennoch offen genug ("Was dann?"), finde ich.

Dankeschön!


Hi linktofink,

danke für deinen Besuch.

Jetzt beim erneuten Lesen fand ich ihn homogener als zuvor, was daran liegen mag, dass der Plot mich nicht mehr ganz so gestresst zurücklässt.
Da würde mich interessieren, @linktofink, ob du es wegen des erneuten Lesens homogener findest ("zweite Erkenntnis") oder weil da in der Zwischenzeit vielleicht schon Wesentliches geändert wurde, was dich vorher gestört hat, falls du das noch weißt.

Der Fremdschämfaktor ist jedoch immer noch hoch und ich erwische mich dabei, wie ich hoffe, dass der Typ belangt wird und mit seiner Tour nicht durchkommt.
Ja, das hat auch jemand anderes gesagt, dass er hofft, der Kerl würde belangt werden.
Das ist schon mal ein guter Hintergedanke beim Lesen.
Schade, dass mir das in deinen Augen nicht bis zum Ende gelungen ist.

Mit den Zufällen ging es so ähnlich wie zigga. Das wirkt auf mich etwas willkürlich gesetzt und dein Fahrerflüchtling hangelt sich von einer Fast-Katastrophe zur nächsten. Dabei hüpft er durch die Story wie von Insel zu Insel, ohne je wirklich in die Scheiße zu treten. Das deutet auch dein Titel "Nichts Schlimmes" an und so ist es gewollt.
Zufälle geschehen immer wieder. Und wenn man einmal in die Sch... getreten ist, tut man es noch öfter :Pfeif:

Dadurch, dass alles in der Schwebe hängt und letztlich nichts konkret ist, nehme ich den Konflikt leider auch nicht ernst.
Schade. Vielleicht "rettet" mein neuer letzter Satz die Sache ein wenig (s.o. Antwort zu Vulkangestein).
Ansonsten bin ich natürlich offen für Anregungen.

Geschrieben ist die KG sehr gut und präzise,
Danke :)

ch würde mir wünschen, dass sie ihre Protektoren ablegt und unbequemer wird, damit ich was zu knabbern habe.
Ich bin noch immer nicht fertig mit der Story. Wie so oft halt :hmm:
Vielleicht muss ich sie länger liegen lassen, bis mir Ideen kommen, vielleicht bekomme ich auch noch Anregungen durch forthcoming comments.

Habe vielen Dank für deinen Kommentar.

Wünsche euch beiden einen tollen Tag.
Liebe Grüße, GoMusic

(So, jetzt werde ich erstmal ein paar Sachen anpassen, bevor ich später zu dir komme, @greenwitch .)

 

Hallo @GoMusic
Vorweg: Ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, verzeihe bitte mögliche Doppelungen.

Der Ich-Erzähler, Herr Schmidt (hast du bewusst solch einen Allerweltsnamen gewählt?), ist einw enig gestrauchelt im Leben. Freundin weg, kein Job. Und natürlich zu viel Alkohol. Aber er scheint mir gewillt, sich da herauszuarbeiten. Nimmt den Termin beim "Amt" so ernst, dass er den Absacker verweigert. Dann verliert er den Kopf wegen eines umgenieteten Pollers und eines kommt zum anderen. Gut, diese Man-trifft-sich-immer-2x-Ausgangslage ist nicht wirlich neu, aber ich fand es gut, wie du das zunächst im Vagen lässt. Erst die gelben Räder, da war noch alles gut. Aber der verletzte Arm bringt die Erinnerung zurück, was den Stresspegel steigen lässt bei unserem armen Herrn Schmidt. Dann die giftgrünen Fahrräder. Oje. Jetzt merkt er, dass er da in etwas hineingeraten ist. Und die Frau vom Chef ist dann das Finale. Wie gut, dass sie sich nicht erinnern kann. Da hat der Ich-Erzähler ja noch einmal Glück gehabt. Oder doch nicht? Wir erfahren es nicht. Und so könnte die Frage "Was dann?" auch gut am Ende der Geschichte stehen. Oder eben nach der Kollision unter Alkoholeinfluss.


Ich stelle das leere Glas zurück auf die Theke und schüttle
Muss das nicht schüttele heißen?

murmle ich.
Hier auch.

Susi die schweren Koffer die Treppen hinunterträgt, sich nicht helfen lässt.
Häufig benutztes Bild. Und ich frage mich jedes Mal, ob das im wirklichen Leben so laufen würde. Dieses Kofferpacken und weg.

Sie fehlt mir.
Weil sie die Flaschen ausgeschüttet hat?

Ich kurble
Das dritte Mal. Ich glaube fast, dass ich da auf dem Holzweg bin.

Die Ampel wechselt von Gelb auf Rot. Einsame Gegend. Dunkel. Früher wäre ich rübergerutscht. Vor Susi.
Warum dieser Telegrammstil? Das machst du weiter unten auch noch. Es wirkt, als ob die einzelnen Informationen (einsam, dunkel, früher, Susi) nicht genug Wert hätten, etwas näher beschrieben zu werden. Ich meine, die Informationen kommen rüber, schon klar. Aber es wirkt auf mich, hm, lieblos. Vielleicht ist das ja auch gewollt?

Ich wühle im Handschuhfach nach der Wasserflasche
Vorher schreibst du vom Verlangen, dem Pochen. Und jetzt Wasser? Wäre dann nicht eher der Flachmann darin versteckt? Ich kenne mich mit Alkoholismus nicht aus, aber wenn es wirklich so schlimm war, dass Susi nicht bleiben konnte, hätte er dann die KRaft besessen, nach ein paar Bier aufzustehen, um den Termin beim Amt nicht zu verpassen. Also, trocken ist er nicht. Das Pochen, ist es noch da? Sekt oder Selters?

Ich lege die Flasche auf den Beifahrersitz, biege ab, setze rasch den Blinker, fahre über den Bordstein.
So gefällt mir das im Gegensatz zu der Satzpunkt-Orgie weiter oben besser. Es liest sich flüssiger, sieht vom Schriftbild besser aus und hat eine, wie ich finde, tolle Dynamik.

mach 'n langen Hals.
Like it.

Etwas kommt von links angerauscht. Ein lautes Krachen am Kotflügel, ein Körper segelt über die Motorhaube. Ich bremse. Der Gurt strafft sich und der Motor säuft ab. Neben dem Wagen liegt ein Fahrrad, leuchtet unter der Laterne grellgrün. Grellgrün, fluoreszierend. Ich steige aus, umrunde das Rad, bleibe vor der Motorhaube stehen, schaue vorsichtig herüber. Eine Frau. Jeans, T-Shirt; lange Haare schauen unter dem Helm hervor. Sie liegt auf dem Bauch, die Arme angewinkelt.
Und hier mag ich den Wechsel zwischen kurzen und langen Sätzen. Eine gelungene Synthese.

Hau ab! Hau ab, hau ab!
Ruhe bewahren, an der nächsten Kreuzung abbiegen und verschwinden. Ab nach Hause. Sofort ins Bett.
Bis hierhin glaubwürdiger innerer Monolog. Aber dann...
Vorher das Hemd bügeln, die Schuhe polieren. Morgen einen guten Eindruck machen.
Würde er in dem Moment wirklich daran denken? Falls ja: sehr löblich ;-)

Zum ersten Mal komme ich wieder an der Kreuzung vorbei.
Hier evtl eine Zeitangabe (zwei Wochen später?), das würde (mir) auch helfen, alles weitere besser einzuordnen. Vor allem die Tatsache, dass die Frau vom Chef schon auf Krücken vor ihm steht, hat mich erst einmal verwundert, weil ich dachte, da ist nur ein Tag oder so vergangen.

Aber das sind die alten Räder, die werden nach und nach ersetzt.“
Und wir haben da so eine Ahnung, richtig?

Wir entscheiden immer gemeinsam.“
Die Blöße würde er sich als Chef nicht geben vor einem Bewerber.

Grellgrüne Räder. Dutzende. Ich schlucke, bleibe kurz stehen. Das gleiche grelle Grün. Die gleiche grüne Grelle.
Da hat er seinen grellen Erkenntnismoment.

„Nehmen Sie sich vor der Alten in Acht. Sie war vorher schon ein Giftzahn.“
Solche Mitarbeiter liebt man...

Sie hält meine Hand fest, wechselt einen Blick mit ihrem Mann, sieht auf das Foto meines Lebenslaufs, schaut mir in die Augen.
Jetzt kommt's.

Wie erstarrt verharre ich
erstarrt, verharrt. Sagt für mich dasselbe.

Frau Bergmann blickt langsam von ihren Beinen hoch, legt die Hand an die Lippen und schaut mich an. „Würden Sie mir bitte meine Krücken angeben, Herr Schmidt?“
Tja, was weiß die Alte mit dem Giftzahn? Nettes, "schwebendes" Ende.

GoMusic, eine charmante, kleine Geschichte, die ich gern gelesen habe.

Beste Grüße,
Fraser

 

Hi Greenwitch,

schön, dass du vorbeigeschaut hast.

Ich mag Titel und erste Sätze und hier finde ich beides prima. Der Titel ist so ein wenig beruhigend (Hand auf dem Kopf, "Nichts schlimmes passiert") und macht doch sehr neugierig. Und im ersten Satz zeigst Du mir ganz locker nebenbei wo ich bin, mit wem ich es zu tun kriege und selbst das Verlassen-worden-sein und seine groben Folgen sind schon da.
Ich versuche immer schon am Anfang, das Bett so schön kuschelig herzurichten, dass sich der Leser drin wohlfühlt. Und neben dem Bett liegen noch ausreichend weitere, weiche Kissen, die ich als Autor dann nach und nach hinzureiche :D

Schön, dass der Start hier in deinen Augen gelungen ist. ;)

GoMusic schrieb:
„Aber deine Frau hat gearbeitet."

In irgendeinem Komm hat ich die Frage vor Tagen auch gelesen, aber ich konnte gerade die Antwort nicht finden, sorry. Mir leuchtet der Sinn einfach nicht ein, bitte gib mir einen Tipp.
Ich habe die Stelle geändert, damit da nicht noch mehr drüber stolpern. Weg vom "du hattest ja eine Frau, die noch Geld verdient (da war es finanziell besser)", hin zu "du hattest jemanden, der (in der schwierigen Zeit) bei dir war."

Das finde ich super, durch die kurzen, zum Teil sogar unvollständigen Sätze die Gedanken zu zeigen, ich bin ganz dicht bei ihm, kann sogar solch "Blödsinn", wie eine offene Flasche auf den Beifahrersitz legen nachvollziehen, er denkt ja an de Abend nicht sonderlich sortiert.
Ja, kurz, abgehackt, teilweise unvollständig ... so sind seine Gedanken und so bringt er halt auch das mit der Flasche nicht zu Ende. So war das gedacht. Schön, dass das bei dir so ankam.

Dann wechselst Du in einen anderen Erzählrhythmus, viel Dialog, viel drum rum. Irgendwie interessant (der Wechsel), aber ich gestehe, mir fehlt die Nähe zu Herrn Schmidt (echt, so ein Allerweltsname, Absicht? Aber stimmt, der Name ist in Deiner Geschichte völlig unwichtig)
Beim Dialog habe ich schon ein wenig gekürzt. Dass dir die Nähe fehlt, ist nicht gut ... Hm.
Der "Allerweltsname" ist gewollt. ;)

Ich mag Deinen negativer Held mit den paar Pluspunkten, jedenfalls nehme ich ihn so wahr, weil Du ihn herrlich direkt und menschlich zeichnest.
Vielen Dank. Ich strahle.

Das "offene" Ende finde ich hier super, da kann man herrlich weiterspinnen, aber eigentlich ist auch alles gesagt.
Sehr gut, gab es da ja auch unterschiedliche Meinungen. Andere hatten sich da noch mehr gewünscht.
Für die Challenge "Was dann?" musste ich die Geschichte einfach so enden lassen, obwohl mir da noch ganz andere Enden vorschweben.

Sehr gerne gelesen und wiedermal was neues für mich entdeckt.
Das freut mich sehr.

Hab vielen Dank für deinen tollen Kommentar.

Hi Fraser.

danke, dass du meine Geschichte gelesen und kommentiert hast.

Der Ich-Erzähler, Herr Schmidt (hast du bewusst solch einen Allerweltsnamen gewählt?), ist einw enig gestrauchelt im Leben. Freundin weg, kein Job. Und natürlich zu viel Alkohol. Aber er scheint mir gewillt, sich da herauszuarbeiten. Nimmt den Termin beim "Amt" so ernst, dass er den Absacker verweigert. Dann verliert er den Kopf wegen eines umgenieteten Pollers und eines kommt zum anderen.
Gefällt mir sehr, wie du hier und auch später den Strang wiedergibst.

ich fand es gut, wie du das zunächst im Vagen lässt. Erst die gelben Räder, da war noch alles gut. Aber der verletzte Arm bringt die Erinnerung zurück, was den Stresspegel steigen lässt bei unserem armen Herrn Schmidt. Dann die giftgrünen Fahrräder. Oje. Jetzt merkt er, dass er da in etwas hineingeraten ist. Und die Frau vom Chef ist dann das Finale. Wie gut, dass sie sich nicht erinnern kann. Da hat der Ich-Erzähler ja noch einmal Glück gehabt. Oder doch nicht? Wir erfahren es nicht.
Ja, wir erfahren es nicht. Können es nur erahnen. Das macht für mich den Reiz des offenen Endes aus.

schüttele
Ja, die Sache mit "schüttle/schüttele" und den anderen "le/ele"-Endungen. Duden lässt das beides zu: "ich schütt[e]le"

GoMusic schrieb:
Sie fehlt mir.

Weil sie die Flaschen ausgeschüttet hat?
Ja. Deswegen auch. :)
Er hatte das Gefühl, dass sie versucht hatte, etwas gegen seine Sucht zu tun. Zumindest sah sie nicht tatenlos zu.
Gut, steht nicht alles so detailliert geschrieben, ich denke aber, das Wegschütten des Alks ist ein großes Symbol dafür.

Warum dieser Telegrammstil? Das machst du weiter unten auch noch. Es wirkt, als ob die einzelnen Informationen (einsam, dunkel, früher, Susi) nicht genug Wert hätten, etwas näher beschrieben zu werden. Ich meine, die Informationen kommen rüber, schon klar. Aber es wirkt auf mich, hm, lieblos. Vielleicht ist das ja auch gewollt?
So wie ich iben bei Greenwitch geschrieben habe, soll der (Telegramm-)Stil die augenblickliche Fassung des Protas wiedergeben.

Vorher schreibst du vom Verlangen, dem Pochen. Und jetzt Wasser? Wäre dann nicht eher der Flachmann darin versteckt? Ich kenne mich mit Alkoholismus nicht aus, aber wenn es wirklich so schlimm war, dass Susi nicht bleiben konnte, hätte er dann die KRaft besessen, nach ein paar Bier aufzustehen, um den Termin beim Amt nicht zu verpassen. Also, trocken ist er nicht. Das Pochen, ist es noch da? Sekt oder Selters?
Gegen das Pochen im Kopf kann ein Schluck Wasser Wunder bewirken :bier:

Und hier mag ich den Wechsel zwischen kurzen und langen Sätzen. Eine gelungene Synthese.
:bounce:

Bis hierhin glaubwürdiger innerer Monolog. Aber dann...
GoMusic schrieb:
Vorher das Hemd bügeln, die Schuhe polieren. Morgen einen guten Eindruck machen.
Würde er in dem Moment wirklich daran denken? Falls ja: sehr löblich ;-)
Nun, er hat ja vorher sogar auf den Absacker verzichtet, um besser durch den nächsten Tag zu kommen. Da denkt er schon daran, wie er sich vorbereiten will für den Termin beim Arbeitsamt.

Hier evtl eine Zeitangabe (zwei Wochen später?), das würde (mir) auch helfen, alles weitere besser einzuordnen. Vor allem die Tatsache, dass die Frau vom Chef schon auf Krücken vor ihm steht, hat mich erst einmal verwundert, weil ich dachte, da ist nur ein Tag oder so vergangen.
Kann sein, dasss du da noch die alte Version des Textes gelesen hast. Mittlerweile wird das im Folgesatz aufgelöst.

GoMusic schrieb:
Wir entscheiden immer gemeinsam.“

Die Blöße würde er sich als Chef nicht geben vor einem Bewerber.
Gleichberechtigung :cool:

erstarrt, verharrt. Sagt für mich dasselbe.
Danke, habe ich angepasst.

GoMusic, eine charmante, kleine Geschichte, die ich gern gelesen habe.
Danke dafür, für deine Zeit und den hilfreichen Kommentar.

Wünsche euch beiden einen tollen Tag.

Liebe Grüße,
GoMusic

 

Hi @GoMusic,

ich habe die Kommentare nicht gelesen, weißte also Bescheid.
Der Einstieg gefällt mir, obwohl ich, was aber mit Sicherheit an mir liegt, den Dialog zunächst falsch verstanden habe.

„Werde mir eine kleinere Wohnung suchen. Den Wagen verkaufen …", murmle ich.
Abwarten. Bei mir hat's auch gedauert", sagt Hannes.
„Aber du warst wenigstens nicht alleine.“
Bist noch nicht drüber hinweg, hm?"
Mit „Abwarten“ bezieht sich Hannes darauf, dass der Prot schon einen neuen Job finden wird – wegen „Bist noch nicht drüber hinweg, hm?" habe ich aber erst gedacht, Abwarten bezieht sich auf die weggegangene Frau, dass die schon wiederkommen wird. Was dann im Folgenden nicht mehr passte … Aber dann habe ich es auch kapiert. :rolleyes:
Als sie weg ist und ich mir einen Schluck genehmigen will, merke ich, dass sie alle Flaschen in den Ausguss gekippt hat. Sie fehlt mir.
Finde ich gut, den letzten Satz. Er war ja sicher sauer in dem Moment, aber natürlich überwiegt das Gefühl des Verlustes, und es zeigt nebenbei, dass sie ihm wohl immer gesagt hat, wo es lang geht.
Als es kriselte, fing es an. Jetzt hab ich mich im Griff - muss ich mir nur oft genug einreden.
Das Fette finde ich unnötig, das finden wir als Leser doch selbst gut heraus, dass er sich da belügt, durch die Sache mit den Mentholbonbons und dem Atemtest.
Ich wühle im Handschuhfach nach der Wasserflasche, drehe sie auf. Der Schraubverschluss fällt auf die Fußmatte. Grünes Licht an der Ampel. Ich lege die Flasche auf den Beifahrersitz, biege ab, setze rasch den Blinker,
Legt er wirklich die geöffnete Flasche auf den Sitz? Der Verschluss liegt ja unten … :eek:
Ich halte an, mach 'n langen Hals.
Das 'n finde ich hier unnötig, weil es keine wörtliche Rede ist, und sonst redet der Erzähler ja auch nicht die ganze Zeit so wie der neue Prot von @jimmysalaryman.
Keiner hat mich gesehen.

Ich biege ab. Viel zu schnell biege ich ab.

Der Absatz stört mich ein wenig. Soll sicher ein kurzes Innehalten deines Prots anzeigen, aber würde es ein einfacher Zeilenumbruch nicht auch tun?
Ein lautes Krachen am Kotflügel, ein Körper segelt über die Motorhaube.
Oh je! Das möchte man sowas von niemals erleben, aus keiner der beiden Perspektiven …
Sie macht einen sportlichen Eindruck, hat den Sturz gut abgefedert. Ich sehe Ellenbogen- und Knieprotektoren. Wird nix Wildes sein.
Ich glaube, so ticken manche Typen wirklich. Dass sie, egal, was ist, immer eine Ausrede erfinden, sich selbst beruhigen und das dann auch noch glauben. Nichts Schlimmes eben.
Zum ersten Mal komme ich wieder an der Kreuzung vorbei. Die Adresse, die ich beim Amt bekommen habe, liegt genau dahinter.
Hier würde ich gerne schneller erfahren, dass es jetzt etwas länger her ist mit dem Unfall. Vllt könntest du diesen Satz vorziehen: Habe die Gegend gemieden, bin Umwege gefahren.
Vor einem Schreibtisch bleiben wir stehen, an dem eine Frau in Jeans und T-Shirt vor großen, bunten Straßenplänen sitzt. Der rechte Unterarm steckt in einer Schiene
Ja, das hast du gut hingekriegt mit deiner Geschichte, GoMusic: Einerseits wünsche ich mir als rechtschaffener Leser, dass es diesem feigen Drecksack jetzt endlich an den Kragen geht, aber andererseits stecke ich schon soweit selbst in ihm drin, bin er und denke: Oh nein, bloß nicht!
Als ob sie meine Gedanken lesen könnte, sagt sie: „Nichts Schlimmes. In zwei, drei Wochen radle ich wieder.“
Puh … Nochmal Glück gehabt …
Grellgrüne Räder. Dutzende. Ich schlucke, bleibe kurz stehen. Das gleiche grelle Grün.
Die gleiche grüne Grelle.
Warum nochmal Grelle als Substantiv? Um sein Gedankenkarussell zu zeigen? Mich hat es ein wenig rausgebracht, weil es so komisch aussieht …
Frau Bergmann schaut auf, sagt: „Guten Tag.“
Ich trete näher, sehe die am Tisch angelehnten Krücken,
Oh … Jetzt kriegt dein Prot aber wirklich das volle Wechselbad ab: vom Regen in die Traufe und so weiter.
Ich wühle in meinen Jackentaschen. „Meine Lesebrille … Ich muss sie im Auto liegengelassen haben“,
Irgendwie hatte ich angenommen, der Prot ist noch im Vor-Lesebrillenalter, keine Ahnung, warum. Wegen des Jobs als Fahrradkurier und des Kinderwunschs seiner Ex, wahrscheinlich. Aber ist nicht so wichtig – er braucht ja auch etwas, was er sinnvollerweise aus dem Auto holen wollen könnte ...
Frau Bergmann blickt langsam von ihren Beinen hoch, legt die Hand an die Lippen und schaut mich an. „Würden Sie mir bitte meine Krücken angeben, Herr Schmidt?“
Gefällt mir sehr gut, der Schluss! Ich hoffe, dass dein Prot noch recht lange in der Ungewissheit schmoren und in seinem schlechten Gewissen baden muss. Ich verlasse seinen Körper jetzt jedenfalls wieder – soll er sehen, wie er alleine damit klarkommt!
Hat mir sehr gut gefallen, deine Geschichte.
Liebe Grüße von Raindog

 

Hey @GoMusic,
ich habe die anderen Kommentare nicht gelesen, bin also unvoreingenommen.
Den Anfang finde ich gut. Und wie du durchscheinen lässt, dass dein Prot offenbar Alkoholiker war und seine Susi ihn deshalb verlassen hat. Da bleibt einem eine lange Vorgeschichte erspart, und man ist gleich mittendrin. Einzig dieser Satz:

„Bist noch nicht drüber hinweg, hm?"
hat mich irritiert. Den finde ich überflüssig, denn das geht ja aus dem Gespräch hervor, dass er noch nicht drüber hinweg ist.

Als Herr Schmidt zum ersten Mal wieder an der Kreuzung vorbeikommt, hätte ich gern gewusst, wieviel Zeit vergangen ist. Offenbar erst ein paar Wochen, denn Frau Bergmann ist ja immer noch verletzt. So, wie ich es verstehe, hat das Amt Herrn Schmidt also genau den Job vermittelt, der durch den Unfall gerade freigeworden ist, und seinen Führerschein ist er wohl auch los.
Mir ist das, ehrlich gesagt, zu viel des Zufalls. Zumal ab hier:

„Eilige Kurierfahrten im Bankenviertel.
schon klar ist, worauf es hinausläuft. Ich hätte es besser gefunden, wenn du hier eine falsche Fährte gelegt hättest und die Geschichte dann eine überraschende Wende genommen hätte. Dass ich erst dachte, Frau Weber ist die Angefahrene, ist mir hier zu wenig, zumal ich Frau Weber ja jetzt erst kennenlerne.
Ich denke, du könntest im Mittelteil noch ein weiteres Element einbauen und dann erst auf den Job im Kurierdienst kommen, damit es nicht allzu offensichtlich wird.

Der Erzählton gefällt mir und auch, wie du das Chaos in Herrn Schmidt durch die Handlung zeigst. Erst heizt er den Poller um, und dann lässt er die Frau auf der Straße liegen. Da muss schon einiges zusammenkommen, um sich so zu verhalten. Aber am Plot müsstest du mMn noch feilen.

Viele Grüße und ein schönes Wochenende wünscht Chai

 

Liebe Raindog,

wie ich mich über deinen Kommentar gefreut habe. Wirklich toll.
Dieses Lob ... ;)

GoMusic schrieb:
Sie fehlt mir.

Finde ich gut, den letzten Satz. Er war ja sicher sauer in dem Moment, aber natürlich überwiegt das Gefühl des Verlustes, und es zeigt nebenbei, dass sie ihm wohl immer gesagt hat, wo es lang geht.
Du hast recht. Dieser Satz soll genau das sagen, dass sie ihm halt immer gesagt hat, wo es lang geht. Schön, dass du es genau so liest.

GoMusic schrieb:
Als es kriselte, fing es an. Jetzt hab ich mich im Griff - muss ich mir nur oft genug einreden.

Das Fette finde ich unnötig, das finden wir als Leser doch selbst gut heraus, dass er sich da belügt, durch die Sache mit den Mentholbonbons und dem Atemtest.
Tatsächlich. Jetzt, mit etwas zeitlichen Abstand sehe ich das auch so. Da habe ich einen Halbsatz zu viel.

GoMusic schrieb:
Ich halte an, mach 'n langen Hals.

Das 'n finde ich hier unnötig, weil es keine wörtliche Rede ist,
Da hänge ich noch zu sehr dran. Ein anderer Kommentator liebte diesen Satz sogar...

GoMusic schrieb:
Keiner hat mich gesehen.

Ich biege ab. Viel zu schnell biege ich ab.

Der Absatz stört mich ein wenig. Soll sicher ein kurzes Innehalten deines Prots anzeigen, aber würde es ein einfacher Zeilenumbruch nicht auch tun?
Gekauft.

GoMusic schrieb:
Sie macht einen sportlichen Eindruck, hat den Sturz gut abgefedert. Ich sehe Ellenbogen- und Knieprotektoren. Wird nix Wildes sein.

Ich glaube, so ticken manche Typen wirklich. Dass sie, egal, was ist, immer eine Ausrede erfinden, sich selbst beruhigen und das dann auch noch glauben. Nichts Schlimmes eben.
Ja, so Typen muss man gar nicht erfinden. Die gibt es wirklich. ;)

GoMusic schrieb:
Zum ersten Mal komme ich wieder an der Kreuzung vorbei. Die Adresse, die ich beim Amt bekommen habe, liegt genau dahinter.

Hier würde ich gerne schneller erfahren, dass es jetzt etwas länger her ist mit dem Unfall. Vllt könntest du diesen Satz vorziehen: Habe die Gegend gemieden, bin Umwege gefahren.
An dem Absatz habe ich schon mehrmals herumgefummelt, hatte bisher nicht die richtige Idee, es geradezubiegen.
Habe es nun geändert, deine Idee, es vorzuziehen, miteingebaut. Danke.

.
Ja, das hast du gut hingekriegt mit deiner Geschichte, GoMusic: Einerseits wünsche ich mir als rechtschaffener Leser, dass es diesem feigen Drecksack jetzt endlich an den Kragen geht, aber andererseits stecke ich schon soweit selbst in ihm drin, bin er und denke: Oh nein, bloß nicht!
Toll, dass du schon selbst in der Figur drin warst.
Was Besseres kann mir als Autor doch gar nicht passieren.
Super.


Warum nochmal Grelle als Substantiv? Um sein Gedankenkarussell zu zeigen? Mich hat es ein wenig rausgebracht, weil es so komisch aussieht …
Denke ich drüber nach.

GoMusic schrieb:
Ich wühle in meinen Jackentaschen. „Meine Lesebrille … Ich muss sie im Auto liegengelassen haben“,

Irgendwie hatte ich angenommen, der Prot ist noch im Vor-Lesebrillenalter, keine Ahnung, warum. Wegen des Jobs als Fahrradkurier und des Kinderwunschs seiner Ex, wahrscheinlich. Aber ist nicht so wichtig – er braucht ja auch etwas, was er sinnvollerweise aus dem Auto holen wollen könnte ...
Haha. Du bist die erste, die das anspricht. Die erste, die die Idee erfasst/genannt hat, die dahintersteckt.
Tatsächlich hat der Prota auch hier wieder was vorgegaukelt. Nicht sich selbst, sondern den anderen. Die Brille gibt es natürlich nicht. :)

GoMusic schrieb:
Frau Bergmann blickt langsam von ihren Beinen hoch, legt die Hand an die Lippen und schaut mich an. „Würden Sie mir bitte meine Krücken angeben, Herr Schmidt?“

Gefällt mir sehr gut, der Schluss! Ich hoffe, dass dein Prot noch recht lange in der Ungewissheit schmoren und in seinem schlechten Gewissen baden muss. Ich verlasse seinen Körper jetzt jedenfalls wieder – soll er sehen, wie er alleine damit klarkommt!
Hat mir sehr gut gefallen, deine Geschichte.
Vielen, vielen Dank. Darauf stoße ich mit dir an. :anstoss:

Habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
Schönen Abend noch und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hey Chai,

danke für deine Zeit und deinen Kommentar.

Ich musste einige Zeit über deinen Vorschlag mit dem Ausbau des Mittelteils grübeln ... und bin da noch immer nicht weiter.
Im Einzelnen:

Den Anfang finde ich gut. Und wie du durchscheinen lässt, dass dein Prot offenbar Alkoholiker war und seine Susi ihn deshalb verlassen hat. Da bleibt einem eine lange Vorgeschichte erspart, und man ist gleich mittendrin.
Ja, kurze Einleitung, sofort mitten ins Geschehen. So mag ich es auch ;)

Einzig dieser Satz:
GoMusic schrieb:
„Bist noch nicht drüber hinweg, hm?"

hat mich irritiert. Den finde ich überflüssig, denn das geht ja aus dem Gespräch hervor, dass er noch nicht drüber hinweg ist.

Da gab es schon zwei, drei Irritationen und wie es aussieht immer nur erfolglose Reparaturen, aber ich hoffe, ich habe dies nun endgültig lösen können. Der Satz ist nun weg. M.E. fehlt der gar nicht. :Pfeif:

Als Herr Schmidt zum ersten Mal wieder an der Kreuzung vorbeikommt, hätte ich gern gewusst, wieviel Zeit vergangen ist. Offenbar erst ein paar Wochen, denn Frau Bergmann ist ja immer noch verletzt.
Das habe ich nun (hoffe ich) besser dargestellt.
Wochenlang habe ich die Gegend gemieden, bin Umwege gefahren. So ein Quatsch. Sie würden mich dran haben, wenn etwas Schlimmes passiert wäre, wenn sie das Nummernschild hätten. Jetzt komme ich komme wieder zum ersten Mal an der Kreuzung vorbei. Die letzte Adresse, die ich beim Amt bekommen habe, liegt genau dahinter.

Zumal ab hier:
GoMusic schrieb:
„Eilige Kurierfahrten im Bankenviertel.

schon klar ist, worauf es hinausläuft. Ich hätte es besser gefunden, wenn du hier eine falsche Fährte gelegt hättest und die Geschichte dann eine überraschende Wende genommen hätte. Dass ich erst dachte, Frau Weber ist die Angefahrene, ist mir hier zu wenig, zumal ich Frau Weber ja jetzt erst kennenlerne.
Ich denke, du könntest im Mittelteil noch ein weiteres Element einbauen und dann erst auf den Job im Kurierdienst kommen, damit es nicht allzu offensichtlich wird.

Verstehe, was du meinst. Etwas Handlung einbauen, die "ablenkt", vielleicht etwas belanglos ist, damit es dann zum Wesentlichen kommt. Sozusagen eine Vorbereitung für das "Finale", oder @Chai?
Das ist ein guter Vorschlag. Ich lasse mir das noch weiter durch den Kopf gehen. Der eine Tag "Bedenkzeit" bis jetzt hat mir da noch nicht gereicht. ;)

Der Erzählton gefällt mir und auch, wie du das Chaos in Herrn Schmidt durch die Handlung zeigst. Erst heizt er den Poller um, und dann lässt er die Frau auf der Straße liegen. Da muss schon einiges zusammenkommen, um sich so zu verhalten.
Danke dafür und generell für den tollen Kommentar, der mich zum Nachdenken gebracht hat.

Aber am Plot müsstest du mMn noch feilen.
Mal sehen, was da noch kommt.

Habe mich sehr gefreut.
Schönes Wochenende und liebe Grüße,
GoMusic

 

Hallo GoMusic, Deine Challenge-Geschichte finde ich gelungen. Der Text macht viele Dinge sehr gut, das ist einfach gut zu lesen. Zunächst einmal fallen die kleinen inneren Widersprüche auf, die das Ganze schon interessant machen:

  • Susi leert die Flaschen aus -> sie fehlt ihm
  • bezahlt zwanzig Euro an der Theke -> will einen klaren Kopf behalten -> fährt mit dem Auto nach Haus
  • jetzt hat er sich im Griff -> wenn da nur nicht das ständige Verlangen wäre
Diese Kleinigkeiten illustrieren den Geisteszustand der Figur. Gefällt mir sehr gut. Süchtige leben in einer Welt ständiger Verdrängung, ständiger Pseudorechtfertigungen. Das kann man hier sehr gut nachvollziehen.

Einen anderen Menschen alkoholisiert mit dem Auto verletzen und dann flüchten, das ist keine Bagatelle. Ich finde nicht wie Bea, dass der Mann ein Schlawiner ist. Er ist ein Verbrecher. Fahrerflucht ist in einem solchen Fall hochgradig kriminell, auch wenn die Körperverletzung keine Absicht sondern ein Unfall war. Denn abgesehen davon, dass sich Schmidt hier vor seiner Verantwortung drückt, gefährdet er das Leben eines Menschen aus Feigheit. Er kann einfach nicht wissen, wie schlimm die Verletzungen der Fahrradfahrerin sind. Durchaus möglich, dass der Unfall schwerwiegende Folgen für sie hat oder sogar ihr Leben bedroht.

Einen Menschen anfahren und liegen lassen, das ist extrem mies. Ein unsoziales und unmoralisches Verhalten. Ich finde, das hast Du sehr gut in Szene gesetzt, auch weil man sich die Perspektive des Täters gut vorstellen kann, versteht, wie das passieren konnte und tatsächlich so etwas wie Sympathie für ihn empfindet. Man muss sich direkt bewusst daran erinnern, wie verwerflich sein Handeln ist, sonst würde man beinahe ein Auge zudrücken wollen. Das spricht für die Qualität des Textes, denn hier findet ja keine Verharmlosung statt, sondern die Folgen werden deutlich vor Augen geführt, als der Täter später auf sein Opfer trifft.

Einzig kritisch bemängeln könnte man, dass Schmidt nun gleich zwei verletzte Frauen und damit potenzielle Opfer auf seiner neuen Arbeitsstelle trifft. Aber ich verstehe, weshalb die Geschichte diese Merkwürdigkeit braucht. Sehr gern gelesen!

Gruß Achillus

 

Hi Achillus,

vielen Dank für deinen Besuch und den tollen Kommentar. Habe mich sehr gefreut, wie du den Text analysiert hast.

Deine Challenge-Geschichte finde ich gelungen. Der Text macht viele Dinge sehr gut, das ist einfach gut zu lesen.
Das höre ich sehr gerne. Danke.

Diese Kleinigkeiten illustrieren den Geisteszustand der Figur. Gefällt mir sehr gut. Süchtige leben in einer Welt ständiger Verdrängung, ständiger Pseudorechtfertigungen. Das kann man hier sehr gut nachvollziehen.
Danke für dieses Lob. Prima, dass mir das in deinen Augen gelungen ist. Diese Kleinigkeiten in der Geschichte erzählen ja quasi eine eigene Geschichte innerhalb der Handlung. Das war mir sehr wichtig, die Verdrängungen einzubauen.

Einen Menschen anfahren und liegen lassen, das ist extrem mies. Ein unsoziales und unmoralisches Verhalten. Ich finde, das hast Du sehr gut in Szene gesetzt, auch weil man sich die Perspektive des Täters gut vorstellen kann, versteht, wie das passieren konnte und tatsächlich so etwas wie Sympathie für ihn empfindet.
Ja, so ein wenig "Sympathy for the devil" sollte da schon erzeugt werden. Immer mit dem Hintergedanken, dass er damit nicht durchkommt,

Man muss sich direkt bewusst daran erinnern, wie verwerflich sein Handeln ist, sonst würde man beinahe ein Auge zudrücken wollen. Das spricht für die Qualität des Textes, denn hier findet ja keine Verharmlosung statt, sondern die Folgen werden deutlich vor Augen geführt, als der Täter später auf sein Opfer trifft.
Danke dir.

Einzig kritisch bemängeln könnte man, dass Schmidt nun gleich zwei verletzte Frauen und damit potenzielle Opfer auf seiner neuen Arbeitsstelle trifft. Aber ich verstehe, weshalb die Geschichte diese Merkwürdigkeit braucht.
Ja, soll ein kleines Auf und Ab bewirken. Dass er zunächst doch davongekommen zu sein scheint.

Schönen Dank für deinen Kommentar, der mir das Gefühl gibt, vieles in der Geschichte richtig gemacht zu haben ;)

Wünsche dir einen guten Wochenstart.
Liebe Grüße, GoMusic

 

Hallo @GoMusic,

Ich habe deine Geschichte gern gelesen und schreib dir kurz ein zwei Gedanken, die mir beim Lesen durch den Kopf gingen. Falls sich zu vorherigen Kommentaren etwas wiederholt, ignoriere es. Oder vielleicht ist es gerade interessant, wenn eine Idee oder Frage mehrmals kommt. Nimm du einfach, was du gebrauchen kannst.

Generell zum Figurenaufbau des Herrn Schmidt:
Die Exfrau, die es nicht mehr aushält, der volle Bierdeckel im Stammlokal, das ständige Verlangen, die Arbeitslosigkeit, der griffbereite Mentholbonbon, bevor er betrunken ins Auto steigt und über allem die Verharmlosung/ Leugnung seines Alkoholproblems: Das alles passt genau ins Schema. Für mich passt das zu gut, weil es schablonenhaft für einen/den stereotypischen Alkoholkranken wirkt. Jedes einzelne „Symtom“ schreit nach Alki. Da könntest du für meinen Geschmack etwas weniger offensichtliche Hinweise geben, die erst zusammen gepuzzelt die Alkoholkrankheit erkennen lassen. Das fände ich stark. :)

Wenn dieses ständige Pochen im Kopf nicht wäre, das ständige Verlangen.
2x ständig. Ein Stilmittel zur Verstärkung? Dafür erscheint mir das Wort "ständig" im Kontext nicht gewichtig genug zu sein.


Jetzt komme ich [komme] wieder zum ersten Mal an der Kreuzung vorbei.

Grellgelbe Räder.
„Auffällige Farbe“, sage ich.
„Die sollen ja auffallen! Gerade jetzt, wo der Herbst vor der Tür steht. Aber das sind die alten Räder, die werden nach und nach ersetzt.“
Hm, die neuen Räder sind bestimmt hellgrün fluoreszierend. Warum solltest du die Farbe sonst jedes Mal explizit erwähnen? :Pfeif:


Grellgrüne Räder. Dutzende. Ich schlucke, bleibe kurz stehen. Das gleiche grelle Grün. Die gleiche grüne Grelle.
Jip, jetzt hat es auch der letzte kapiert. Ich glaube, du könntest dem Leser mehr kriminalistischen Spürsinn zutrauen und subtiler vorgehen.


Frau Bergmann blickt langsam von ihren Beinen hoch, legt die Hand an die Lippen und schaut mich an. „Würden Sie mir bitte meine Krücken angeben, Herr Schmidt?“
Ich verstehe den Sinn des letzten Satzes nicht. Herr Schmidt und der Leser sollen bei der beschriebenen Gestik befürchten, Frau Bergmann erkenne in ihrem Gegenüber den Unfallverursacher. Prangert sie mit ihrer Bitte - die sie besser an den direkt neben ihr stehenden Herrn Bergmann richten könnte - die Schuld deines Ich-Erzählers an ihrem Zustand an?
"angeben" als reichen/ geben ist mir nicht geläufig. Das ließ mich zusätzlich stutzen.

Dass dein Ich-Erzähler und der Leser erst denken, bei Frau Weber auf das Unfallopfer zu treffen fand ich gut gemacht. Deine Geschichte lebt auf jeden Fall von diesem Auf und Ab, Luft anhalten und erleichtern ausatmen.


Viele Grüße
wegen

 

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