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Nicht Fisch - Nicht Fleisch - Tomatensuppe!

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04.08.2002
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Nicht Fisch - Nicht Fleisch - Tomatensuppe!

„Du wirst dich nie ändern. Du wirst niemals ein Commitment abgeben. Ein Commitment zu mir – du weißt schon was ich meine.“

„Wahrscheinlich nicht. Menschen ändern sich nur sehr selten.“

„Ich würde mir wünschen, dass wir über interessante Dinge reden können. Was denkst du darüber, dass jahrhundertelang die Wissenschaft und das freie Denken durch den Katholizismus unterdrückt wurden? Und jetzt scheinen wir in der westlichen Welt erstmals eine Gesellschaft zu sein, die fast gänzlich ohne Glaube an ein höheres Wesen auskommt und in der so ziemlich alles rationalisiert wird. Menschen neigen von einem Extrem ins andere zu fallen.“

„Ja, du hast recht. Aber es scheint sich momentan eine Wende abzuzeichnen. Wir haben scheinbar die Ehre in einer Übergangsgesellschaft zu leben. -- Willst du nicht etwas essen? Es würde dir gut tun – etwas warmes im Magen.“

„Nein, ich will nichts essen. Ich möchte mit dir zusammen sein, ohne Drama. Ich will Entspannung und nicht ständig im Spannungsfeld zwischen Himmel und Hölle mein Liebesleben bestreiten.“

„Du fängst schon wieder damit an.“

„Die Frage steht aber gnadenlos im Raum. Du kannst sie doch nicht ignorieren. Wenn wir nicht darüber sprechen, ist sie trotzdem da.“

„Ich lass es mir durch den Kopf gehen.“

„Nein. Nicht schon wieder. Das ist doch nicht etwas, was man sich durch den Kopf gehen lässt. Ich versteh nicht, dass es da soviel zu überlegen gibt.“

„Die Gefühle stimmen.“

„Welche Gefühle?“

„Die Gefühle allgemein. Das merkt man ja. Ich habe dich sehr gern. Ich mag es, wenn du da bist. -- Ich will jetzt etwas essen gehen.“

„Ich will aber nichts essen. Ich verstehe nicht, dass es mit uns nicht klappen kann, wo doch alle Voraussetzungen für das, was man so gemeinhin als Beziehung bezeichnet, da sind. Ich kann es nicht begreifen, dass man eine Beziehung – ja B.e.z.i.e.h.u.n.g - beendet, in der alles stimmt, außer dass man sie ständig beendet.“

--

„Sag was.“

„Ich weiß nicht was ich sagen soll. Hör auf mich so anzusehen.“

„Dann hör du auf meine Wange zu streicheln. Nimm lieber meine Hand. – Oh, wie du lächeln kannst ...“

„Glaubst du vielleicht, dass ich dich nicht vermisse. Ich bin sehr gern mit dir zusammen. Aber wir haben uns schon öfters getrennt. Es war jedesmal schrecklich.“

„Ja, dann trennen wir uns halt nicht. Wir können uns aber im Moment nicht trennen, weil wir nicht zusammen sind.“

„Da soll sich noch wer auskennen. - Ich kann dich nicht heiraten. Ich hätte das Gefühl ich würde was versäumen. Ich würde dich wieder verletzen.“

„Ich verstehe das nicht. Das kann es doch nicht geben .. Wenn man jemanden gern hat, dann .. Ich verstehe es nicht.“

„Ich habe Kopfweh. Mir ist das alles zu kompliziert. Es würde dir gut tun etwas zu essen. Ich will, dass es dir gut geht. Eine warme Suppe. Eine Tomatensuppe. Heiss, rot und flüssig. - Etwas Warmes im Bauch – das wäre jetzt sicher das Richtige.“

„Ich bin nicht hungrig. Warum kannst du dich nicht zu mir durchringen? Warum kannst du nicht sagen, dass du mit mir zusammen sein möchtest?“

„Das wäre so oberflächlich ... Alle Leute gehen irgendwelche Bindungen ein und versprechen sich irgendwas, was sie dann in den meisten Fällen ohnehin nicht halten. Es ist doch besser, nichts zu versprechen. Es kommt doch dann ohnehin in den meisten Fällen komplett anders. Ich kann das jetzt nicht sagen. So funktioniert das nicht. Iss jetzt was. Du hast doch gesagt, dass du heute noch kaum was gegessen hast. Das ist nicht gut.“

„Nein. Verdammt. Nein, ich esse jetzt nichts. Ich schmelze wenn du mich in die Arme nimmst. Ich halte das nicht mehr aus. Lass mich los. Du verdammter Idiot – Warum ausgerechnet du!!??“

„Es kann nur einen geben ..“

„Ha! Du bist ein Spieler, ein Verführer!“

„Nein.“

„Doch, bist du schon.“

„Ja. Ein bisschen. Wenn das für dich alles so schwierig ist, können wir uns eben nicht mehr sehen.“

„Ha. Das ist für dich die Lösung. Entweder ich füge mich und verlange nichts von dir, oder wir trennen uns. Trennung die 99ste. Toll. – Das ist alles schon so absurd.“

„Ich bin müde ..“

„Du willst mich nicht mehr.“

„Ich will jetzt etwas essen. Ich habe heute schon den ganzen Tag Kopfschmerzen.“

„Ich gehe jetzt. Kann ich noch auf etwas hoffen?“

„Ich bin in der Nähe. Aber ich kann dich nicht h.e.i.r.a.t.e.n.“

„Heiraten. Haha. Und ich kann nicht so weiter machen. Beziehungsweise kann ich nicht wieder so anfangen. Vielleicht ist ja die Übergangsgesellschaft schuld und ausnahmsweise nicht die Globalisierung. Ha! Du verdammter Egoist. Adios.“


*pieppiep - pieppiep* ich halte eine trennung für einen kompletten fehler .. K
*pieppiep - pieppiep* mein schatz, so schlimm kann es doch nicht sein .. O

 

Hallo klara, ich sehe die Überschrift als Metapher zum Dialog, im Sinne von nichts halbes, nichts ganzes.
Bin mir aber nicht sicher.

Tja, wenn der eine sich nicht einlassen will den anderen zu verstehen, auch nicht lernen will, oder einfach nicht will, aus welchen Gründen auch immer, dann ist meistens nichts zu machen

Nüchtern sachlich, ohne grosse Emotionen hast du es geschrieben, fast wie Resignation, naja vielleicht interpretiere ich zu viel.

Aber ein wenig Spannung habe ich mir schon gewünscht, rein subjektiv gesehen!

liebe grüsse archetyp

 

Hi klara,

die Geschichte hat schöne Dialoge; spritzig und lebendig geschrieben... Sie plätschert so langsam vor sich hin. Ich glaube, wenn Du auch ein bißchen mehr das Drumherum beschrieben hättest, hätte sie mir besser gefallen. Dann hätte die Geschichte richtige Bilder vermittelt... Aber ich denke, es lag ohnehin in Deiner Absicht, die ganze Geschichte in Dialogen zu schreiben, nicht wahr?
Der Schluß hat mir übrigens gut gefallen:

*pieppiep - pieppiep* ich halte eine trennung für einen kompletten fehler .. K
*pieppiep - pieppiep* mein schatz, so schlimm kann es doch nicht sein .. O
Obwohl ich nicht genau sagen kann, warum eigentlich... ;)

Griasle,
stephy

 

@Archetyp
Danke für die Antwort :-)
Die Überschrift ist als "nicht Nichts, aber auch nichts ganzes" gemeint. Natürlich ist sie somit Metapher für den Dialog.
Mit Resignation liegst du nicht so falsch, wie du sagst, ist hier nichts zu machen. Genau das wollte ich ausdrücken. Aber eben sachlich - nichts schlimmer als weinerliche Texte .. Vielleicht hab ich aber auch übers Ziel geschossen ..

@stephy
Auch dir Danke für die Kritik.
Ja, ich wollte mal so einen Dialogtext ausprobieren.
Das dazwischen hab ich absichtlich weggelassen, und eben nur so ein Bild entstehen lassen. Ist eben nicht so einfach :-)

lg
klara

 

Servus Klara !

Bilder sind für mich schon da. Es erinnert an Filme Ende der Sechziger, Anfang der Siebziger. Abschweifende Blicke einerseits, das Fixieren des Anderen in jedem kleinsten Bewegungsablauf. Eher wortkarg im Essen herumstochernde Menschen die sich nicht wirklich was zu sagen haben.

Und so kam die Geschichte auch auf mich zu, nämlich, keine Argumentation, sondern ständiges Weiterbeharren auf dem ohnehin bereits erkannten Antibeziehungsschema der beiden Protagonisten - und das ist gut getroffen.

Lieben Gruß schnee.eule

 

Hallo Klara,

hat Spaß gemacht zu lesen. Eine dynamische Story. Die zwei unterschiedlichen Standpunkte kamen gut rüber. Vor allem hast du das Leben beschrieben. Genau einen solchen Dialog gibt es wohl so oft zwischen Paaren. Ich denke, eine Menge Menschen könnten sich in deiner Geschichte wieder finden.

Jedoch manchmal hätte ich gerne gewußt, wie die Frau gerade gestikuliert oder ob der Mann zu Boden schaut oder so. Es ist ein bisschen viel Freiraum für mich.

Liebe Grüße

PP

Auch wenn ich jetzt für total bescheuert gehalten werde. Was bedeutet das pieppiep am Schluss? Ist das der Anrufbeantworter?

 

@schnee.eule
Danke für dein Kommentar!
Ich muss gestehen, mir war beim Schreiben selbst nicht klar, in welcher Umgebung die Geschichte stattfindet. Es war mir aber auch nicht wichtig. Mit deinem Filmbild kann ich mich sicherlich anfreunden. Ich denke, jeder hat da seine eigenen Bilder im Kopf ..
Es freut, mich dass diese Unfähigkeit der Gesprächspartner rauskommt, einen Kompromiss zu finden.

@PeterPan
Danke!
Ich hoffe auch, dass es beim Lesen keinen Zweifel gibt, welche Aussagen vom männlichen und vom weiblichen Part stammen.
Ja, das mit dem Freiraum stimmt. Könnte ich auch in der Dialogform noch bisschen besser herausarbeiten. Andererseits hat es für mich gerade den Reiz ausgemacht, einen solchen Freiraum zu lassen.
Das pieppiep am Schluss sollen SMS sein. K. und O. sind die jeweiligen Namensabkürzungen. Ich habe befürchtet, dass man das nicht erkennt, mir ist aber keine Bessere Lösung eingefallen.

lg
klara

 

Morgen Klara,

da hast du ein ganz schön bedrückendes Beziehungsdilemma beschrieben.

Ich interpretiere den Text folgendermaßen: Sie will ihn, er will sie - aber trotzdem kann und wird es nicht funktionieren. Weil er unter massiven Bindungsängsten zu leiden scheint. Er weicht der Hartnäckigkeit der Frau aus - darum kommt er mit dem Ablenkunsmanöver mit der warmen Suppe daher.

Die Frau versteht das alles nicht, weil der Mann nicht in der Lage ist, auf ihre Bedürfnisse einzugehen.

Gut geschriebener, tiefsinniger Text!

Grüße von
Liz

 

hi klara,

die letzte antwort von liz zeigt, dass du mit deinem text inhaltlich ins schwarze getroffen hast..beide (!) seiten sehr überzeugend darstellst..denn ich dachte bei der geschichte: sie versteht einfach nicht, dass er sich nicht binden will...

das liz die geschichte eben genau anders herum interpretiert..(bindungsangst des männlichen protagonisten) zeigt...wie sehr sie der weiblichen seite folgt..

die geschichte hat uns also beide vollständig getroffen..und bei geschichten über männlein und weiblein beide sichtweisen überzeugend zu vermitteln..ist eine kunst an sich..insofern großes lob..

als story..fehlen mir auch einige zutaten um den dialog herum..themen wie ort, zeit, andeutungen über die vorgeschichte etc etc..der dialog ist wie gesagt in meinen augen überzeugend..eine geschichte ist das für mich noch nicht..aber das mag ansichtssache sein..

viele grüße, streicher

 

@Liz
Danke für dein Lob. Ja, die Geschichte ist eigentlich ziemlich traurig. Genau diese Unmöglichkeit einer gemeinsamen Lösung zwischen den beiden wollte ich darstellen. Es freut mich, dass du das darin herausliest. :-)

@Streicher
Auch dein Kommentar hat mich sehr gefreut.
Ob die Geschicht genau unter die Definition "Kurzgeschichte" fällt oder nicht, ist mir nicht wirklich wichtig. Ich würde sie jetzt wahrscheinlich eher in die Rubrik Experimente stellen. Jedenfalls wars mir wichtig den Text so wie er ist in die Tasten zu klopfen. Die nächste Geschichte enthält aber sicherlich mehr an Zutaten. :-)

lg klara

 

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