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Lefluna

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20.12.2002
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Lefluna

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten. Erst gestern war es wieder so weit: Spaß. Mit Retroflügeln zogen wir über die Stadt. Wir stürmten den Himmel wie einst die Vögel. Wer die heilige Kuh fand, gewann eine Reise zum Planeten seiner Wahl. Wer den Affen aus seinem Käfig befreite, durfte beim nächsten Jetpackrennen mit zehn Metern Vorsprung starten, und wer die singende Madonna vom Turm stieß, bekam tausend virtuelle Credit Points. Das sind ganz schön viele. In der Virtualität kann man einen ziemlichen Radau damit anstellen.
Doch ich wollte die Kuh, und weil fast niemand die Kuh will, bekam ich sie auch. Es heißt, alle anderen Planeten im Universum seien öde und langweilig, dort sei es mit dem Spaß nicht weit her. Mich reizen sie trotzdem, ich weiß nicht warum. Man vermutet, dass ich einen Atavismus habe. Ein altes Merkmal, das sich trotz Gen-Auslese immer wieder durchsetzt. Anscheinend sind manche Merkmale ziemlich zäh.
Ich hab mir Leflunomid ausgesucht, weil auf Leflunomid Gaswesen wohnen. Nur ganz selten schlägt die Evolution diesen Weg ein. Gaswesen sind wie Geister, wenn man sie anfasst, spürt man ein leichtes Kribbeln unter der Haut. Ihre Zellen, sofern man sie so nennen kann, sind komplexe Luftmoleküle, die durch ständig wechselnde Ionisierung miteinander in Verbindung stehen. Im Grunde sind Gaswesen Luftquallen. Manchmal werden sie auch Airjelly genannt.
Als ich heute Morgen in die Raumkapsel stieg, war ich guter Dinge. Und nach vier Stunden Zeitvertreib in der Virtualität war ich da. Ich sah durch die Luke ins All. Vor uns tuckerte Leflunomid auf seiner elliptischen Bahn, eine strahlend weiße Gaskugel, wie die Atemwolke eines Wintergotts. Unsere Raumkapsel drang problemlos in seine Atmosphäre ein und landete auf einer Wüstenebene. Die Piloten gaben mir drei Stunden Zeit, spätestens dann sollte ich zurück sein. Als ich aus der Kapsel stieg, spürte ich mein Herz im Raumanzug hämmern. Was für ein Gefühl, einfach unbeschreiblich … wie konnte das falsch sein?
Mensch, wenn man das den Atavismusgegnern doch nur irgendwie klarmachen könnte!
Es herrschten gute Laufverhältnisse, der Boden unter meinen Füßen war fest und sandig, doch sehen konnte ich kaum etwas, so dicht war der Nebel. Ich fuhr mit einer Hand durch die graue Suppe und staunte: Kleine Luftwirbel folgten meiner Bewegung. Ich machte es nochmal, jetzt schneller, und es passierte wieder. Die Wirbel waren fein und scharf konturiert, wie Schneckenhäuser. Ich breitete die Arme aus und drehte mich im Kreis, bis ich vor Schwindel fast umfiel. Dann trat ich schnell zurück. Ein großer Wirbelstrom hatte sich gebildet. Er stieg langsam nach oben und löste sich erst nach und nach auf.
Ich lachte und rannte los. Und hinter mir her: Wirrrrrrrrbel. Ha! Was ein Spaß! Nie hätte ich das gedacht.
Und die Gaswesen? Ich schaltete meine Sicht auf Infrarot, und siehe da: Sie waren über mir. Tausende von ihnen. Noch in kilometerweiter Entfernung konnte ich kleine rote Punkte schimmern sehen. Alle möglichen Spezies waren dabei: Exemplare so groß wie Häuser trieben auf Luftströmungen sanft dahin; andere beförderten sich mit langen Beinen nach vorn wie Tintenfische; und wieder andere, so schien es, brauchten gar keinen Antrieb, sie zischten nach links und rechts, stießen und rieben sich aneinander, schienen gar zu kommunizieren.
Mich, jedoch, beachtete niemand.
„Hey!“, rief ich, und die Sprecher auf meinem Helm transportieren die Schallwellen nach draußen. „Hey, ihr da oben! Seht ihr mich?“ Ich sprang auf und ab und wedelte mit den Armen hin und her. „Halloooo!“
Sie gingen einfach ihren Gasgeschäften nach. Ärgerlich. Ich hatte mich doch so auf das Kribbeln unter meiner Haut gefreut. Ich wollte eines berühren, eines richtig anfassen. In echt. Naja, vielleicht gab es woanders noch welche, die nett waren.
Ich ging ein paar Schritte und blieb gleich wieder stehen.
Über meinem Kopf schwebte eines. Ich ging nach rechts und es flog mit. Ich ging nach links und …
„Hey du!“, rief ich. „Komm mal runter.“
Es sah mich einfach an.
„Nein? Du verfolgst nur gern, was? Hm. Na gut …“
Ich sprintete im Zickzack über die Wüstenebene Leflunomids, und das Gaswesen verfolgte mich wie ein angebundener Luftballon. Ich konnte es einfach nicht abhängen. Ich hörte irgendwann auf zu rennen, weil ich vor Lachen nicht mehr konnte.
Als ich dann aufsah, schwebte das Gaswesen direkt vor mir, auf Augenhöhe. Es pulsierte wie sensibles Wasser. Mir fiel auf, dass es etwas heller als die anderen Gaswesen war, es strahlte so ein zartes Rosa aus. Vielleicht ein Weibchen?
„Lefluna“, nannte ich sie. „Lefluna, schau mal.“ Ich beugte mich und malte zwei Kreise in den Sand. Dann malte ich nochmal zwei. Und etwas weiter weg: vier Kreise.
„Zwei plus zwei“ – mit dem Finger zeigte ich auf die jeweiligen Kreise – „gibt vier. Verstehst du das? Zwei plus zwei gleich vier.“
Prompt teilte sich Lefluna in vier gleich große Kugeln auf.
„Du kannst rechnen, Lefluna!“ Davon stand aber nichts in der Virtualität!
Oder ahmte sie die Form nur nach?
Ich malte einmal drei und einmal vier Kreise in den Sand. Dann zeigte ich mit dem Finger auf Lefluna. Sofort schwebten sieben Kugeln vor mir.
„Erstaunlich …“
Doch dann bildete sie auf einmal zwölf Kugeln. Zwölf Kugeln? Ich verstand nicht. Drei plus vier war sieben … und drei mal vier war zwölf!
Ich klatschte in die Hände. Ich sprang auf und ab. „Wir verstehen uns, Lefluna, wir verstehen uns! Komm“, ich streckte die Hand nach ihr aus. „Komm her, ich tu dir ja nichts, komm, so machen wir das, wo ich herkomme, wir geben uns die Hand.“
Lefluna kam langsam rüber, ganz vorsichtig. „Komm, komm …“ Ich spürte bereits ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, dann flog sie mit voller Wucht gegen meinen Helm. Batz!
„Doch nicht so grob!“
Sie machte es wieder. Baaaatz.
„Lefluna!“
Sie flog nach hinten und sprang hin und her wie ein Pendel. Ihr Pulsieren hatte zugenommen. Jetzt war's eher ein Rauschen. Sie lachte über mich.
„Na, wart's bloß ab …“
Ich stürmte los und versuchte sie zu packen. Aber Lefluna war flink, sie ging nach hinten, und zwar immer so schnell, dass ich sie gerade nicht zu fassen bekam. Ich konnte mich strecken, wie ich wollte, stets fehlte mir eine Ellenlänge. Fand ich ziemlich gemein. Ich blieb stehen, stützte die Hände auf die Knie und atmete durch. Und Lefluna auch. Sie nahm meine Gestalt an, ein Raumfahrer mit Helm, und beugte sich nach vorn, außer Atem.
„Das kannst du nicht machen, Lefluna!“
Sie richtete sich auf und äffte meine Bewegung nach.
Ich schüttelte den Kopf. Unmöglich, dieses Gaswesen. Aber was konnte man schon machen?
Den Hampelmann? Ich machte einen und Lefluna machte auch einen. Dann machte ich ein paar funky Dancemoves, und Lefluna machte auch ein paar funky Dancemoves. Das gab mir den Rest. Ich breitete die Arme aus und ging auf sie zu. Ich wollte sie umarmen. Lefluna breitete die Arme aus und ging ebenfalls auf mich zu, doch dann, als ich schon glaubte, sie im Arm zu halten, verwandelte sie sich zuürck in eine Kugel und zischte durch meine Beine. Ich drehte mich um, und sie zischte erneut durch meine Beine. Dann sprang sie hoch und rieb sich schnell an meiner Wirbelsäule, hoch und runter, hoch und runter, ich fasste nach hinten, dann kreiste sie um meinen Hals, ich riss die Hände hoch, dann klopfte sie gegen meinen Bauch.
Und das war kein Kribbeln unter der Haut – das kitzelte!
Ich verlor das Gleichgewicht, fiel auf den Boden, und Lefluna machte weiter.
„Hör auf!“, jaulte ich mit Tränen in den Augen. „Hör doch auf, Lefluna!“ Ich wälzte mich auf dem Boden und kicherte und kicherte. Hatte ich in der Heimat jemals so viel Spaß gehabt? Oder in der Virtualität? Ich denke nicht. Sollten sie doch alle ihre Jetpackrennen fahren, ich war gern woanders. Ich liebte das Unbekannte.
Etwa piepste in meinem Helm und ich sah auf die Uhr. In einer Viertelstunde musste ich zurück sein. Ach … wie die Zeit doch verfliegt, wenn man Spaß hat.
„Ich muss zurück“, sagte ich ihr. „Guck nicht so, ich muss zurück zur Raumkapsel, und nein, ich kann dich nicht mitnehmen, das weißt du ganz genau, fang gar nicht erst damit an.“
Sie folgte mir trotzdem. In Form eines Raumfahrers, sie lief den ganzen Weg mit mir zurück. Schweren Herzens, Lefluna und ich. Ich versuchte ihre Hand zu nehmen, aber sie wollte nicht.
Wir warten jetzt seit zwanzig Minuten. Die Raumkapsel ist noch nicht da. Macht nichts, so kann ich noch ein bisschen Zeit mit Lefluna verbringen. Mir reicht der Sauerstoff für eine weitere Stunde. Die Piloten meinten irgendwas von wegen Abstecher nach Vexvelt … kein Problem. Im Universum gibts doch so viel zu tun, bestimmt ist das ganz normal, wenn sie ein bisschen länger brauchen. Vielleicht suchen sie nach Mineralien, vielleicht ballern sie aus Jucks auf eine Asteroidenkette. Wer weiß das schon? Ich kenne leider keine Piloten. Ich bin auch noch nie einem Menschen begegnet, der die Kuh gefunden und die Reise gewonnen hat. Komisch eigentlich …
„Oder, was meinst du, Lefluna? Die Piloten kommen schon zurück, oder? Die würden mich doch nicht hier lassen ... warum auch? Warum sollten sie das machen? Komm, wir spielen noch ein bisschen.“
Ich breite die Arme aus, gehe auf sie zu und werde überrascht. Lefluna lässt es zu. Sie umarmt mich richtig, und es kribbelt von Kopf bis Fuß. Sie umarmt mich richtig fest.
„Ist alles okay?", frage ich sie, denn sie wirkt fast traurig. Aber natürlich bekomme ich keine Antwort. Mir fällt nur auf, dass es ganz still hier draußen ist. Wirklich ganz still. Und der Nebel ist jetzt irgendwie dichter. Ich muss an meinen Atavismus und seine Gegner denken. Ist das der Grund? Wegen der Neugierde? Wegen der Fragen? Aber wie könnte ich gefährlich sein?
Ich nehme die linke Hand, lasse sie kreisen, und während Lefluna mir noch im Arm liegt, sehe ich zu, wie ein kleiner Wirbel sich sanft nach oben dreht und sich dann nach und nach auflöst.

 

Hallo JuJu,

das ist ne schöne Geschichte, finde ich, und

Dann machte ich ein paar funky Dancemoves, und Lefluna machte auch ein paar funky Dancemoves.
ist eindeutig mein Lieblingssatz. :lol:

Aber ich blicke nicht ganz durch. Passiert das nun wirklich, oder ist das eine virtuelle Welt?
Am Anfang befindet man sich, denke ich, im virtuellen Raum, vielleicht einer Art Future-Jahrmarkt, darauf lassen die virtuellen Credit Points, mit denen man einen ganz schönen Radau anstellen kann in der virtuellen Welt, schließen.
Auch

Als ich heute Morgen in die Raumkapsel stieg, war ich guter Dinge. Und nach vier Stunden Zeitvertreib in der Virtualität war ich da
lässt mich denken, dass die Reise real ist, da dein Prota sich ja nur die Zeit in der Virtualität vertreibt. Auch der Sauerstoff, der nur so und so lange reicht und der Treffpunkt für die Heimreise - passt alles rein.

Aber dann:

„Du kannst rechnen, Lefluna!“ Davon stand aber nichts in der Virtualität!
:confused: Das versteh ich jetzt nicht, ist es doch virtuell nur?

Also da hast du mich verwirrt.
Und gleichzeitig scheint da so eine Spannung aufzukommen am Ende, wenn die Piloten irgendwie nicht auftauchen, und Lefluna deinen Prota so erdrückt(?).
Also real oder nicht real, das ist hier meine Frage. :shy:

Ansonsten fand ich es schön zu lesen, die Kuh, die keiner will (dabei gibt's da doch den tollsten Preis!), das Rechnen und funky Rumgedance (Hardcore-Denglish, ich weiß :) ). Beim Atavismus rätsle ich noch herum, was der überhaupt damit zu tun hat. Meinst du so eine Art archaischen Entdeckerdrang?
Hier verstehe ich es am Wenigsten:

Hatte ich in der Heimat jemals so viel Spaß gehabt? Ich denke nicht. Atavismus hin oder her.

Noch zwei Kleinigkeiten:

Mit Bioflügel zogen wir über die Stadt
Bioflügeln

„Hor auf!“, jaulte ich mit Tränen in den Augen.
Hör


Habs gern gelesen,
PSS

 

Hallo Juju

Insgesamt ist das eine schöne, angenehm zu lesende Geschichte.

Gleichwohl hatte ich mit dem Einstieg ein paar Probleme: Heilige Kuh? Affen in Käfigen? Singende Madonna auf einem Turm? Das fand ich alles etwas verwirrend, und mir war nicht klar, wo die Geschichte hinführt.

Man vermutet, dass ich ein Atavismus habe.

einen Atavismus

Scheinbar sind manche Merkmale ziemlich zäh.

Anscheinend sind manche Merkmale ...

Gaswesen sind wie Geister, wenn man sie anfasst, spürt man ein leichtes Kribbeln unter der Haut.

Dieses "wie Geister" suggeriert, dass es die dort irgendwo wirklich gibt, von daher kann man das durchgehen lassen. Ansonsten fände ich den Vergleich schräg. Wie sind denn "Geister"?

Ihre Zellen, sofern man sie so nennen kann, sind komplexe Luftmoleküle, die durch ständig wechselnde Ionisierung miteinander in Verbindung stehen. Im Grunde sind Gaswesen Luftquallen. Manchmal werden sie auch Airjelly genannt.

Das Fettgedruckte find ich gut (auch wenn "Airjelly" unnötig ist: Gibt es dafür keine eingänglichere deutsche Bezeichnung als "Luftqualle"?). Den Beginn ... na ja, "komplexe Luftmoleküle", was hat man sich darunter genau vorzustellen? Es muss ja "mehr" sein als eine Stickstoff-Sauerstoff-Verbindung, das "komplex" trifft es da nicht so ganz finde ich.

Die Begegnung mit Lefluna finde ich dann gut und witzig beschrieben. Lefluna selbst hat etwas kindliches an sich, diese Neugier zu Beginn, die vorsichtige Annäherung, das Verspielte. Interessant auch hier, wie die Kommunikation abläuft:

„Zwei plus zwei“ – mit dem Finger zeigte ich auf die jeweiligen Kreise – „gibt vier. Verstehst du das? Zwei plus zwei gleich vier.“

Die universelle Verständlichkeit der Mathematik - wird nicht irgendwo auch Pi ins Weltall gefunkt, weil dieses Verhältnis jeder intelligenten Zivilisation bekannt sein muss? Das finde ich interessant hier, auch wenn es etwas dem Kindlichen widerspricht - auch wenn du offen lässt, ob Lefluna wirklich "versteht" oder einfach nur "nachmacht". Obwohl letzteres wohl eine Vorstufe zu ersterem darstellt.

Ich schüttelte den Kopf. Unmöglich, dieses Gaswesen. Aber was konnte man schon machen?
Den Hampelmann? Ich machte einen und Lefluna machte auch einen. Dann machte ich ein paar funky Dancemoves, und Lefluna machte auch ein paar funky Dancemoves.

Der Abschnitt gefällt mir.

Das Ende wirft dann auf die bis dahin eher fröhliche Geschichte noch einen Schatten. Kann es sein, dass das Raumschiff nicht wieder kommt? Und dass Lefluna den Prot. so fest umarmt und ihn überhaupt nicht mehr loslässt? Dass also die so sehr herbeigesehnte Umarmung in Wirklichkeit eine Art Gefangenschaft, wenn nicht sogar den Untergang des Prot. bedeutet? Hier könnte man Parallelen zum unvorsichtigen Umgang mit wilden Tieren (riskante Tauchgänge, Safaris) ziehen, bei denen auch oft die Gefahr unterschätzt wird ... wie sollte das erst bei "Bewohnern" von fremden Planeten sein? Das Fremde, das erst so süss und niedlich wirkt, wie ein Kuscheltier, wie etwas, mit dem man spielen kann, und dabei doch gnadenlos unterschätzt wird? Die Geschichte lässt diese Interpretation zu, auch wenn dem die Tatsache widerspricht, dass der Prot. ja schon häufiger auf diesem Planeten zu Besuch war.

Ich finde da stecken ein paar interessante Beobachtungen und mögliche Schlussfolgerungen drin. Insgesamt hab ich die Geschichte sehr gern gelesen.

Viele Grüsse,
Schwups

 

Hallo JuJu,

ich finde die Idee, einen Menschen Freundschaft mit einem fremdartigen Wesen schließen zu lassen charmant, aber die Geschichte rockt noch nicht wirklich.
Lefluna verhält sich wie ein Hund. Ich glaube, Eigenheiten wie Treue und Neugier wecken Beschützer- und Führerinstinkte in uns. Lefluna läuft dem Protagonisten nach und rechnet ein bisschen. Das ist schon drollig, aber da geht noch mehr. Und als Leser von Science-Fiction-Geschichten habe ich immer gerne, wenn mir der Autor einredet, dass das alles ganz plausibel ist. ;)

So etwas wie Konflikt könnte die Geschichte vielschichtiger machen. Angenommen, der Besucher wäre ein ganz mieser Typ und die Anhänglichkeit des Gaswesens würde ihn plötzlich rühren. Oder es gäbe einen Plan, die Gaswesen auszurotten, um Platz für eine Menschen-Kolonie zu machen und der Protagonist ist ein Ingenieur, der plötzlich entdeckt, dass diese Wesen liebenswert und zutraulich sind. Oder er würde nach dem Ausflug erfahren, dass diese Gaswesen eine uralte und vielschichtige Kultur haben. Dir kommen sicher noch ein paar Ideen, wie die Geschichte an Tiefe gewinnen kann.


Ich freue mich eigentlich immer, wenn sich in dieser Rubrik mal jemand traut, ein paar fremdartige Ideen und einen Hauch von Exotik einzubringen.

Was die Sprache betrifft, die klingt nach einem netten Typen aus unserer Zeit. Vielleicht könnte man dieser Zukunfts-Kultur ein paar Slang-Ausdrücke verpassen und zeigen, wie es in deren Städten aussieht.

Eine Kleinigkeit noch:

Man vermutet, dass ich ein Atavismus habe.
So klingt das falsch. vielleicht: atavistische Neigungen.

Freundliche Grüße vom

Berg

 

Schöne Geschichte! Ich habe nicht wie Berg den Eindruck, dass Lefluna sich wie ein Hund verhält, aber vielleicht hat er einen, der rechnen kann :p

Ich stimme ihm aber dahingehend zu, dass der Geschichte der Konflikt fehlt. Klar hat sie einen Spannungsmoment, aber die Begegnung mit dem fremden Wesen steht am Ende doch recht allein da. Im Grunde ist es eine "halbe" Planeten-SF-Story (die nicht ohne Grund meist ziemlich lang sind): Wir haben die Anreise, die Begegnung mit dem Alien, was aber fehlt ist die böse Überraschung oder das dunkle Geheimnis.

Schließlich muss ich gestehen, dass ich den Begriff "Atavismus" erstmal nachschlagen musste, um sicherzugehen, dass ich seine Bedeutung richtig erfasst habe. Ich glaube, dass ein solches Fremdwort keine so zentrale Rolle spielen sollte, wenn es nicht gleichzeitig erklärt wird. Wobei ich diese Rolle sogar in Frage stellen würde. Abgesehen von dem Antrieb, einen fremden Planeten besuchen zu wollen, hat dieser Aspekt keine Bedeutung. Was mich zu der Frage führt: Was ist eigentlich die Aussage der Geschichte? "Auch mit Atavismus kann man überraschend Spaß haben"? Wohl kaum. Vielleicht gibt es gar keine. Insofern bleibt vieles im Ansatz stecken, so dass die an sich schöne Erzählung recht schnell wieder verblasst.

 

…von wegen Abstecher nach Vexvelt

„Das Versteckte in einem Vexierbild ist deutlich und unsichtbar. Deutlich für den, der gefunden hat, wonach zu schauen er aufgefordert war, unsichtbar für den, der gar nicht weiß, dass es etwas zu suchen gilt.“, schrieb Franz Kafka in seinem Tagebuch 1911.

Hallo JuJu,

ja, nette Geschichte, angenehm zu lesen, ja eh, … aber irgendwie, … ich weiß nicht! Die wirkt auf mich eigenartig inhomogen,

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten. Erst gestern war es wieder so weit: Spaß. Mit Bioflügeln zogen wir über die Stadt. Wir stürmten den Himmel wie einst die Vögel. Wer die heilige Kuh fand, gewann eine Reise zum Planeten seiner Wahl. Wer den Affen aus seinem Käfig befreite, durfte beim nächsten Jetpackrennen mit zehn Metern Vorsprung starten, und wer die singende Madonna vom Turm stieß, bekam tausend virtuelle Credit Points. Das sind ganz schön viele. In der Virtualität kann man einen ziemlichen Radau damit anstellen.

Toll, der Anfang, die ersten beiden Sätze, der ganze erste Absatz, da hab ich mir gedacht, na gut, offshore, lies mal SciFi. Also das hat mich wirklich neugierig gemacht, die Sprache gefiel mir und der Sinn würde sich mir schon erschließen, hab ich mir gedacht, früher oder später, und wenn nicht, scheiß drauf, solange der Stil gut ist, brauch ich nicht unbedingt eine Story, geschweige denn eine Botschaft, aber mit dem Satz

Man vermutet, dass ich einen Atavismus habe.

ging’s dann los mit meiner Irritation. Ich bekam die Figur des Erzählers einfach nicht zu fassen. Wie habe ich mir den Erzähler vorzustellen? Der einerseits wortgewaltig und poetisch

... in den Himmel stürmt, wie einst die Vögel,

und andererseits ein bisschen naiv diesen Fachbegriff in den Raum stellt, noch dazu in einer fragwürdigen Formulierung? Also: spricht da ein altkluges Kind? Ein jugendlicher Computernerd? (in der Zukunft, irgendwann, oder in einer virtuellen Simulation? Egal.)
Und dann dieses fröhliche Herumgetolle auf dem Gasplaneten, das empfand ich, auch vom Stil her, tschuldige, wie aus einem Abenteuerroman für vierzehnjährige Mädchen, also schon spannend und nett und so, aber irgendwie halt nur nett …, ein bisschen zu verspielt und gefällig für meinen Geschmack.

Mir fällt nur auf, dass es ganz still hier draußen ist. Wirklich ganz still. Und der Nebel ist jetzt irgendwie dichter.

Ein ganz eindringliches Bild am Ende, wirklich, und schade, weil erst zum Schluss diese dunkle Andeutung - auf irgendwas … äh, Bedrohliches? Nicht ganz so Nettes? – der Geschichte eine Drehung in die Tiefe zu verpassen scheint. Da würde ich gerne weiterlesen, würde gerne erfahren, was deiner (minderjährigen?) Heldin (ja, gegen Ende der Geschichte war sie definitiv ein Mädchen für mich) noch widerfährt.
Enthältst du uns etwas vor, JuJu, weil du den hermeneutischen Rahmen nicht sprengen wolltest?

„Was ist eigentlich die Aussage der Geschichte?“, hat Uwe Post gefragt und gleichzeitig gemutmaßt: „Vielleicht gibt es gar keine.“
Und wenn schon, nett finde ich die Geschichte allemal.


Lieben Gruß
offshore

 
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Hallo!

Vielen Dank an alle für die vielen Kommentare! Ich will nur sagen, ich lese hochinteressiert mit, und bald gehe ich auf jeden Kommentar einzeln ein, muss jetzt aber gleich wieder los. Nur so viel: Es sollte schon mehr sein als nur eine lustige Alienbegegnung, also ich hab schon gehofft, dass der Leser ein klein bisschen mehr darin entdecken kann. Ich hab nach Bergs Kommentar auch ein paar Kleinigkeiten hier und da geändert, auch das Ende ( sorry, Schwups, deine Interpretation fand ich voll gut und plausibel, aber ich wollte es jetzt doch anders haben), um das vielelicht zu verdeutlichen. Und es spielt schon alles in der Realität, PSS, das mit der "Virtualität", da hab ich mir halt so ne Art hightech Internet auf dem Heimatplaneten vorgestellt, aber das spielt keine große Rolle, das ist jetzt nicht wie in der Matrix oder so, das war dann vielleicht unglücklich, die eine Formulierung. Aber ich gehe noch mal auf alles genauer ein. Vielleicht ist es dann auch total banal und so, ich weiß es nicht, ihr verwirrt mich grad auch ein bisschen. :)
Vielen Dank nochmal und bis bald!

MfG,

JuJu

 
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Lieber JuJu,

Vorab: Während ich am Antworten war, hast du schon mal eine kleine Kurzantwort geschrieben, die mich jetzt doch hoffen lässt, dass ich mit meiner Interpretation nicht so gänzlich falsch liege. Ich hab mich in meinen Detailanmerkungen auf deine letzte Fassung bezogen, die hier gegen elf drin war, aber du wirst das ja sehen.

Und das ist der Ursprungstext:

Lieber JuJu,
da gibst du deinen Lesen ja Rätsel auf!
Komisch, für mich war deine Geschichte eigentlich recht eindeutig, eigenwillig zwar, aber eine Aussage hatte ich schon gefunden, ganz ohne Aussicht auf Creditpoints. Und dann bin ich ganz schön durcheinandergeraten, weil die anderen nach der Aussage der Geschichte fragen.
Ich schreib dir mal, wie ich die Geschichte sehe, aber wehe, ihr lacht.
Für mich ist der Atavismus in deiner Geschichte absolut zentral. Damit ist das Bedürfnis des Menschen nach Spielen, nach Neugierde, nach Kontaktaufnahme auch mit Fremdem gemeint. Und in der Gesellschaft, in der der Protagonist lebt, ist dieses Bedürfnis ein veraltetes, eines, das nicht sein soll, was aufgefunden, beobachtet werden, sogar eliminiert werden muss. Spaß ist in dieser Gesellschaft erlaubt. Klar. Aber es ist einer, der kontrolliert abläuft, in Spielen mit definiertem Muster, mit Krach usw. Von daher habe ich deine Kuhsuche als einen Trick der Gesellschaft angesehen, die Atavisten rauszufinden, denn nur die springen ja auf die Kuhgeschichte an und auf elegante Weise zu entsorgen.
Das Ende verstehe ich also so, dass das Raumschiff tatsächlich nicht mehr kommt. Und dass er erstickt, vielleicht sogar sich zu Gas auflösen wird. Und das ist natürlich bei aller Kindlichkeit, die vorher so charmant von dir in Szene gesetzt wird, sehr sehr bedrohlich. Und das spürt man auch. Und von daher erlebt man die Welt, in der er lebt, ohne, dass du etwas darüber schreiben müsstest, als eine sehr kalte und grausame Welt, die keine Neugierde, keine kindliche Freude gestattet, sogar mit dem Tod bestraft.
Ih weiß nicht, ob du das tatsächlich so gemeint hast, wie gesagt, mittlerweile bin ich mir völlig unsicher, weil kein anderer sowas angedeutet hat, dann muss ich mal sagen, dass ich es für eine tolle Sache halte. Dinge, also Verhaltensweisen, die wir von Kinder fordern, unser Verhältnis zum Spaß, das alles zu nehmen, es ist so verdammt vertraut und es dann zu überzeichnen. Aber das auf eine ganz sanfte, etwas hintergründige Weise. Die Gesellschaft gar nicht groß in deiner Sciencefiction-manier darzustellen, sondern sie rückblickend zu geißeln (etwas übertrieben gesagt) indem man sie über die Bedürfnisse des Helden charakterisiert, ganz normale Kindersachen sind dann ein Atavismus, die er auf nicht ausleben darf und über das, was mit ihm geschieht, wenn er aufdie Selektionsfalle der Gesellschaft reinfällt.
Dann wäre es wohl wichtig, das ein bisschen zu verdeutlichen. Aber wie gesagt, vielleicht schramme ich ja auch "haarscharf" tausend Kilometer vorbei.

Ansonsten noch ein paar Detailanmerkungen:

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten.
Einfach toll :) Für mich ein wunderbarer Beginn. Hat mich an ein Gedicht erinnert, das ganz hinten im Oberstübchen herumknispelt, aber ich komme einfach nicht drauf. Es ist sehr rhythmisch und sehr poetisch.
Wenn man gemein sein will, könnte man sagen, dass es vom Sprachstil dann zu der sonstigen Erzählweise etwas widersprüchlich ist, weil hier so poetisch und später so ein liebenswerter Kindstyp, der rcihtig spielt, was du ja an der Sprache auch passenerweise berücksichtigst.
Aber man will ja nicht gemein sein. Und wenn du einen Abschnitt nach diesem ersten Satz machst, dann kann dir keiner mehr am Zeug flicken. Dann ist es eine hervorragende Einleitung zudieser leider in aller Überzeichnung vertraut wirkenden Welt.

Die nachflgende Spielwelt mit der Madonna und so, das war für mich auch erst mal ungewöhnlich, ich bin auch darüber gestolpert, da musste ich mich erst mal zurechtfinden, dass das eine Spielwelt ist. Aber merken konnt mans dann schon (lag wohl an deiner nachträglichen Änderung? )
Bei der Spielewelt fiel mir das hier noch auf:

und wer die singende Madonna vom Turm stieß, bekam tausend virtuelle Credit Points. Das sind ganz schön viele. In der Virtualität kann man einen ziemlichen Radau damit anstellen.
Eine ziemlich lustige Verhohnepiepelung dieser Welt. DerSpaß besteht darin, die echten guten Klänge wie das Singe einer Madonna runterszuschubsen und es durch Radau zu ersetzen. Eine witzige Weise eine Pervertierung darzustellen.

Es heißt, alle anderen Planeten im Universum seien öde und langweilig, dort sei es mit dem Spaß ziemlich weit her.
Muss es hier nicht heißen mit dem Spaß nicht weit her, sonst würde sie doch alle hinwollen. Oder ?

Ein altes Merkmal, das sich trotz Genauslese immer wieder durchsetzt.
Hier blieb ich hängen. Ih les leider nie Gen-Auslese, sonder genaus-lese. So ein netter rechtschreibvertipper für genaues Lesen. Aber lass dich dadurch nicht verunsichern, in Anakreons Geschichte hab ich eine Sekte entdeckt, die da nicht hingehörte. Wie nennt man sowas, wenn man dauernd die Buchtaben falsch zusammensetzt?

Vor uns tuckerte Leflunomid auf seiner elliptischen Bahn, eine strahlend weiße Gaskugel, wie die Atemwolke eines Wintergotts.
Schön

Die Wirbel waren fein und scharf konturiert, wie Schneckenhäuser. Ich breitete die Arme aus und drehte mich im Kreis, bis ich vor Schwindel fast umfiel. Dann trat ich schnell zurück. Ein großer Wirbelstrom hatte sich gebildet. Er stieg langsam nach oben und löste sich erst nach und nach auf.
Ich lachte und rannte los. Und hinter mir her: Wirrrrrrrrbel. Ha! Was ein Spaß! Nie hätte ich das gedacht.
Schön, du zeigst das Kindliche in ihm auf eine sehr gefühlvolle und hübsche Weise.

„Hey!“, rief ich, und die Sprecher auf meinem Helm transportieren die Schallwellen nach draußen.
anbei entdeckt: transportierten (t vergessen)

Sie gingen einfach ihren Gasgeschäften nach.
Wunderhübsch.
Wenn ich mal keine Zeit hab zum Kommentieren, sag ich das auch. Darf ichs ausleihen für den Zweck?

Der nachfolgende Dialog und die Kontaktaufnahme sind einfach zum Anbeißen. Richtig goldig. Ich wusste nicht, dass Männer auch goldig schreiben können. Ok, ich hör schon auf. :sealed:
Aber im Ernst, irgendjemand schrieb, das wär wie ein Mädchen, so nett und verspielt. Ich kann da nur sagen, das ist es jedenfalls für meine Sichtweise doch gerade. Das Verspielte, das kommt doch zum Ausdruck! Und soll es doch auch. Oder?

Mir fiel auf, dass es etwas heller als die anderen Gaswesen war, es strahlte so ein zartes Rosa aus. Vielleicht ein Weibchen?
:D
Na also, das ist doch! Diese Farbgebung hält sich bis auf fremde Planten! Das ist jetzt echt ein Atavismus! :)

Auch dann diese Gebatze und der Hampelmann, und das Dancegemove. Das ist alles sehr charmant gemacht. Wie spielende Kinder.

„Oder … was meinst du, Lefluna? Die Piloten kommen schon zurück, oder? Die würden mich doch nicht hier lassen ... warum auch? Warum sollten sie das machen? Komm, wir spielen noch ein bisschen.“
Naja, hier steht es für mich einfach. Die Pilote werden nicht zurückkommen, das ist sicher. Ein Abstecher nach weiß der Kuckuck, als ob in einer so technischen Welt, inder Raumflüge möglich sind, einfach mal jemand eine halbe Stunde zu spät kommt. Und durh die Blume sagst es der Prot. selbst, er ist sich sehr unsicher. Und direkt nach seiner Frage, warum sie das machen sollten, gibt er den Grund an. Er ist aber so naiv, dass er das selbst gar nicht wahnehmen kann/will.

"Ist alles okay?", frage ich sie, denn sie wirkt fast traurig. Aber natürlich bekomme ich keine Antwort. Mir fällt nur auf, dass es ganz still hier draußen ist. Wirklich ganz still. Und der Nebel ist jetzt irgendwie dichter. Ich nehme die linke Hand, lasse sie kreisen, und während Lefluna mir noch im Arm liegt, sehe ich zu, wie ein kleiner Wirbel sich sanft nach oben dreht und sich dann nach und nach auflöst.
Ein schönes und gleichzeitig sehr trauriges Ende. Man weiß es nicht, wird er dort auf dem fremden Planeten ersticken, sich selbst in ein Gaswesen auflösen? Aber er/sie wird sterben, das ist mal sicher, und Lefluna weiß das, deshalb ist sie traurig.
Liebe Schneegrüße von Novak

 

Hi JuJu,

also ich hab deine Geschichte jetzt in der überarbeiteten Version gelesen und Novaks Kommentar dazu ... und jetzt hab ich einen dicken Kloß im Hals.
Der Begriff Atavismus wirkt immer noch ein wenig sperrig, aber ich hab jetzt verstanden, was du da eigentlich erzählst. Und mir fällt auch kein besserer Begriff ein, insbesondere kein anderer, der den Leser bis zum Ende rätseln lässt.
Also das ist schon toll, wie du das gemacht hast, ich kann das jetzt nicht anders sagen. So subtil schrecklich.
Deine Änderungen haben mir sehr geholfen, es ist jetzt klarer. Die Vexvelt und der plötzlich dichter werdende (wirkende?) Nebel: mega.

Mir fällt nur auf, dass es ganz still hier draußen ist. Wirklich ganz still.
Das merk ich jetzt auch ...

Klasse gemacht.

PSS

 

He JUJU,

das ist so ein Text, der verzaubert. Mich zumindest. Das ist so wunderbar leicht geschrieben, kommt so verspielt und dabei so selbstverständlich daher. Ich bin wirklich beeindruckt von dieser Perspektive, diese Sicht auf die Dinge, dieses kindlich naive, spielerische.
Muss zugeben, dass ich nicht der Versierteste im SciFi-Bereich bin, aber ich assoziiere mit dem Genre eher das Gegenteil, also tendenziell schwere und mehr hm ... klinische Kost.
Wie du so unbedarft von Raumkapsel sprichst und anderen Schlagworten, von Gaswesen und so, das erinnert mich so ein bisschen an Star Wars. Da wird nichts erklärt, das ist halt so und damit ist es auch gut, wenn man sich drauf einlässt.
So gesehen fand ich das Setting schon eher fantastisch, aber will da gar nicht auf Rubriken oder so rumreiten, finde das eher positiv, erfrischend.
Immer wieder Virtualität, bei dem traumhaften Flair hätte ich mich jetzt nicht gewundert, wenn sich alles als Virtualität geoutet hätte, aber dieses Ende käme dann auch ein bisschen "billig"/ verbraucht.
Fies ist es auf jeden Fall, dein Ende, aber wenn man so ins Deuten kommt vll nicht das Schlimmste für deinen Protagonisten. Er scheint ja nicht in die andere Welt zu passen. Und womöglich ist das Entschweben in den Armen eines Gaswesens gar nicht so schlimm ...

sehr gerne gelesen

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo PSS,

Vielen Dank für deinen Kommentar und die erneute Rückmeldung. Ist natürlich schön, wenn du mit der Geschichte jetzt mehr anfangen kannst und die Überarbeitung wirkt.

Beim Atavismus rätsle ich noch herum, was der überhaupt damit zu tun hat. Meinst du so eine Art archaischen Entdeckerdrang?

Ja, genau, das auch. So ein alter Spieltrieb, hab ich mir gedacht.

Also das ist schon toll, wie du das gemacht hast, ich kann das jetzt nicht anders sagen. So subtil schrecklich.

Das freut mich sehr, kann ich auch nicht anders sagen. :)

Vielen Dank!


Hallo Schwups,


Das Fettgedruckte find ich gut (auch wenn "Airjelly" unnötig ist: Gibt es dafür keine eingänglichere deutsche Bezeichnung als "Luftqualle"?).

Ich hab mich schon gefragt, ob da jemand was sagt dazu. :) Ich weiß nicht, obs da was Cooleres auf Deutsch gibt, ich zweifel dran. Airjelly klingt für mich wie Air Jordans. Und dann Jelly Beans, Jelly Fish … Airjelly, ich mags irgendwie. :)
Also ich hätt glaub die ganze Geshichte so genannt, wenn das kein Anglizismus wär.


Es muss ja "mehr" sein als eine Stickstoff-Sauerstoff-Verbindung, das "komplex" trifft es da nicht so ganz finde ich.

Naja … also ist jetzt die Frage, inwieweit man da zellbilogisch in die Tiefe gehen kann. "Komplexe" Luftmoleküle, okay … das klingt nicht unbedingt hochwissenschaftlch, aber so für den Laiern, dachte ich mir, das ist okay, die Vorstellung. Es gibt ja wirklich Wissenschaftler, die über außerirdisches Leben in der Form spekulieren … aber zu sehr kann man da auch nicht in die Tiefe gehen.

Hier könnte man Parallelen zum unvorsichtigen Umgang mit wilden Tieren (riskante Tauchgänge, Safaris) ziehen, bei denen auch oft die Gefahr unterschätzt wird ... wie sollte das erst bei "Bewohnern" von fremden Planeten sein? Das Fremde, das erst so süss und niedlich wirkt, wie ein Kuscheltier, wie etwas, mit dem man spielen kann, und dabei doch gnadenlos unterschätzt wird? Die Geschichte lässt diese Interpretation zu, auch wenn dem die Tatsache widerspricht, dass der Prot. ja schon häufiger auf diesem Planeten zu Besuch war.

Also das Ende hab ich mittlerweile ausgebaut ... deswegen ist das jetzt blöd. Aber ich finde so kann man die Parallele auf jeden Fall ziehen, ich mag die Überlegung auch, war aber beim Schreiben nicht direkt mein Denken. Aber ja, ich denk auch, der Raumschiff wird nicht wiederkommen … schön, dass man das auch in der ersten Fassung so sehen konnte. Allerdings frage ich mich, warum du denkst, dass der Prot schon häufiger auf Leflunomid war? Könnt natürlich auch sein … aber ..


Insgesamt hab ich die Geschichte sehr gern gelesen.

Das freut mich sehr Schwups, danke!


Hallo Berg,


Lefluna verhält sich wie ein Hund.

Naja … ein bisschen mehr kann die schon.


Ich glaube, Eigenheiten wie Treue und Neugier wecken Beschützer- und Führerinstinkte in uns.

Du meinst Eigenschaften, oder?


Und als Leser von Science-Fiction-Geschichten habe ich immer gerne, wenn mir der Autor einredet, dass das alles ganz plausibel ist.

So etwas wie Konflikt könnte die Geschichte vielschichtiger machen. Angenommen, der Besucher wäre ein ganz mieser Typ und die Anhänglichkeit des Gaswesens würde ihn plötzlich rühren. Oder es gäbe einen Plan, die Gaswesen auszurotten, um Platz für eine Menschen-Kolonie zu machen und der Protagonist ist ein Ingenieur, der plötzlich entdeckt, dass diese Wesen liebenswert und zutraulich sind. Oder er würde nach dem Ausflug erfahren, dass diese Gaswesen eine uralte und vielschichtige Kultur haben. Dir kommen sicher noch ein paar Ideen, wie die Geschichte an Tiefe gewinnen kann.


Ich freue mich eigentlich immer, wenn sich in dieser Rubrik mal jemand traut, ein paar fremdartige Ideen und einen Hauch von Exotik einzubringen.

Was die Sprache betrifft, die klingt nach einem netten Typen aus unserer Zeit. Vielleicht könnte man dieser Zukunfts-Kultur ein paar Slang-Ausdrücke verpassen und zeigen, wie es in deren Städten aussieht.


Klar, man kann viel machen mit dem Genre hier, weiß ich schon auch, neue Ausdrucksweisen erfinden und viel technischer noch und Alienkriege und so … wollt ich halt nicht unbedingt alles machen hier mit dem Text. Weiß auch nicht, ob das wirklich mein Style ist, abgefahren nerdig un so. Bisschen nerdig schon, aber viele Autoren in dem Genre übertreiben es gerne auch, finde ich.
Aber ich gebe zu, meine letzten Text waren alle länger, das ist der kürzeste, den ich seit langem geschrieben hab … ich gehe beim Schreiben normalerwiese schon ein bisschen anders an Texte ran, glaub ich, hier wollte ich was Kürzes machen, das für sich steht und den Leser nicht unzufrieden zurücklässt. Vielleicht hab ich zu viel Quinn gelesen in letzter Zeit, ich weiß es nicht. Das hat bei dir jetzt nicht geklappt, wobei du auch das alte Ende gelesen hast … also es muss einem gegen Ende schon irgendwie ein Licht aufgehen, sonst wirkt der Text nicht ganz, glaub ich.

Vielen Dank, Berg!


Hallo Uwe,

Schöne Geschichte!

Das von dir zu hören, freut mich!

Im Grunde ist es eine "halbe" Planeten-SF-Story (die nicht ohne Grund meist ziemlich lang sind): Wir haben die Anreise, die Begegnung mit dem Alien, was aber fehlt ist die böse Überraschung oder das dunkle Geheimnis.

Ich kann dir da nicht wiedersprechen, mit Sicherheit sind die klassischen Aliengeschichten länger. Ich weiß jetzt gar nicht, welches Ende du gelesen hast, aber ich dachte, das "dunkle Geheimnis" sei eben die fehlende Rückkehr des Raumschiffs.


Ich glaube, dass ein solches Fremdwort keine so zentrale Rolle spielen sollte, wenn es nicht gleichzeitig erklärt wird. Wobei ich diese Rolle sogar in Frage stellen würde. Abgesehen von dem Antrieb, einen fremden Planeten besuchen zu wollen, hat dieser Aspekt keine Bedeutung. Was mich zu der Frage führt: Was ist eigentlich die Aussage der Geschichte? "Auch mit Atavismus kann man überraschend Spaß haben"? Wohl kaum.

Ja, Schade. ALso der Atavismus spielt schon eine große Rolle, klar, aber ich dacht mir, ey, bei Sci-Fi darf ich das machen, eine Geschichte rund um ein bilogisches Konzept aufbauen. Also wenn nicht hier, wo dann? Ich mein … da gibts schon auch ganz andere Sachen. Hab auch schon (veröffentlichte) Texte gelesen, wo zwei Geraden mit einem Punkt im dreidiemnsionalen Raum reden … da muss man stundenlang Mathe wiederholen, bis man checkt, worum es da geht. Und hier, ich mein, wenn man checkt, dass der Prot anders ist, weil er mit Gaswesen spielen will, und dass das was mit Genen zu tun hat … also ich dachte eigentlich, das geht auch so.
Atavismus an sich ist so kompliiziert nicht. Das sind die ersten Sätze bei Wikipedia:


Als Atavismus wird das Auftreten von überholten anatomischen Merkmalen bei Organismen oder der Rückfall in überholte Verhaltensweisen bezeichnet, die eigentlich für ihre Urahnen typisch waren. Häufig werden Atavismen als Missbildung wahrgenommen

Wird übrigens auch ab und zu in anderen Bereichen verwendet. "Putin bezeichnet Nato als Atavismus" und so …, kuluturelle Atavismen …
Aber klar, wenn ein Wort auf Anhieb nicht so präsent ist, dann ist man erstmal kurz raus. Und dann haben die Vorredner schon gesagt: Häh? Und dann ist das fast wie ne Kettenreaktion. Habs jetzt in der neuen Version versucht klarer zu machen.


Vielen Dank für deinen Kommentar, Herr Post, hat mich gefreut!


Hallo offshore,

Toll, der Anfang, die ersten beiden Sätze, der ganze erste Absatz, da hab ich mir gedacht, na gut, offshore, lies mal SciFi

cool

aber mit dem Satz

Man vermutet, dass ich einen Atavismus habe.

ging’s dann los mit meiner Irritation


Na ja … so schnell darf man sich auch nicht irritieren lassen, wenn man mal ein Wort nicht kennt.

Und dann dieses fröhliche Herumgetolle auf dem Gasplaneten, das empfand ich, auch vom Stil her, tschuldige, wie aus einem Abenteuerroman für vierzehnjährige Mädchen, also schon spannend und nett und so, aber irgendwie halt nur nett …, ein bisschen zu verspielt und gefällig für meinen Geschmack

Verspielt ist ein tolles Wort, ich freu mich, dass es jetzt gefallen ist. Das hat ja fast eine negative Konotation, wenn Robinho zehn Übersteiger macht, anstatt einfach abzuspielen, ist er auch zu verspielt.

was deiner (minderjährigen?) Heldin (ja, gegen Ende der Geschichte war sie definitiv ein Mädchen für mich)

Aler … ich geb dir gleich mein Prot ist ein Mädchen.


Ein ganz eindringliches Bild am Ende, wirklich, und schade, weil erst zum Schluss diese dunkle Andeutung - auf irgendwas … äh, Bedrohliches? Nicht ganz so Nettes? – der Geschichte eine Drehung in die Tiefe zu verpassen scheint

Schön, wenn du das Bild so eindringllch findest.

Enthältst du uns etwas vor, JuJu, weil du den hermeneutischen Rahmen nicht sprengen wolltest?

Dazu mehr in der Antwort auf Novak.


Und wenn schon, nett finde ich die Geschichte allemal.

Danke schön, das freut mich.

Vielen Dank für deinen Kommentar, offshore!

Hallo Novak,

Also erstmal fett dank, du hast dir echt Mühe gegeben. Also ich war echt baff, als ich das gelesen hab. Entweder liest du sehr genau, oder wir denken ähnlich. Oder du bist ein Genie, könnt auch sein.

Damit ist das Bedürfnis des Menschen nach Spielen, nach Neugierde, nach Kontaktaufnahme auch mit Fremdem gemeint.

Ja, schön, wie du das alles zusammenfasst. Das denke ich auch, so ein Spieltrieb, das erstreckt sich auf vieles, Reiselust, Neugierde … was ist Spielen überhaupt? Wir spielen alle hier mit Ideen im Kopf, wenn wir Geschichten schreiben, und da gehts auch darum Neues zu entdecken, kreativ zu sein, usw.
Und überall, wo zu viel Kontrolle ist, leidet das Spielen. Das ist in jeder Fußballmannschaft so, ist im Freibad so, ist im Kopf auch so (auch bei uns im Forum kann man solche Diskussionen beobachten: Alles ist Spiel! Oder: Bisschen Struktur muss her) und da gehts doch darum, die Balance zu finden. Hab mal gehört, Barcelona hat lange nicht gewusst, was die mit Ronaldinho machen sollen, der hatte so viel Talent, aber den konnt man einfach nicht kontrollieren, dann hat man irgendwann gesagt: Scheiß drauf, der braucht keine "Position", der soll halt machen, was er will, dann arbeiten die anderen für ihn nach hinten und so … und dann haben die ein paar Jahre lang alles gewonnen, bis Ronny sich im Barcelona Nachtleben selbst kaputt gemacht hat. :) Das ist ja dieselbe Geschichte immer und immer wieder mit so Leuten …
Also spielen heißt irgendwo auch Konventionen brechen, auch unagenehme Fragen stellen, ich find der Trieb führt letztlich schon dazu … und das ist alles nichts, was dystopsiche/totalitäre Gesellschaftsformen unbedingt gerne haben … und deswegen … ja :)

Spaß ist in dieser Gesellschaft erlaubt. Klar. Aber es ist einer, der kontrolliert abläuft, in Spielen mit definiertem Muster, mit Krach usw. Von daher habe ich deine Kuhsuche als einen Trick der Gesellschaft angesehen, die Atavisten rauszufinden, denn nur die springen ja auf die Kuhgeschichte an und auf elegante Weise zu entsorgen.

Ja, hammer. Das freut mich voll, dass du so weit gedacht hast.
Auch das mit dem "kontrollierten Spielen." Krass. Ich find das hat PSS schön gesagt, eigentlich ist die Kuh der schönste Preis und niemand will ihn, aber das ist unsere heutige Sicht, wir können keine fremden Planeten besuchen.
Aber man muss auch sagen, sogar aus heutiger Sicht: Was macht der Prot eigentlch? Der fliegt durch die halbe Galaxie, um in einer Nebelwüste komische Wesen hinterherzujagen? Auch für heutige Menschen, ohne Selektion und alles stelle ich mir die Frage: Macht das Spaß? Gibt doch auch heute Leute, die dann sagen: Ach Schatz ... schon wieder Wanderausflug? Was gibts da, einen seltenen Vogel? Die Bar am Pool sieht doch auch nett aus, findest du nicht? Ich finds nicht so weit hergeholt, dass die Leute dort den komisch finden.
Aber kontrolliertes Spielen ist auch fast ein Widerspruch, oder? Es gibt auch "Playdates" in den USA für die Kinder, da denke ich immer dran, so mit Terminkaledar und überall Mütter. Furchtbar. Ich meine, man könnte auch sagen, heutige Kinder (oder Erwachsene) haben viel mehr Möglichkeiten Spaß zu haben als früher … aber haben wir auch wirklich mehr Spaß als früher? Ich weiß es nicht. Früher war die Welt viel größer und unbekannter und gefährlicher. Da war alles mögliche noch ein Abenteuer. Warum will mein Prot da weg? Was ist das?

Das Ende verstehe ich also so, dass das Raumschiff tatsächlich nicht mehr kommt. Und dass er erstickt, vielleicht sogar sich zu Gas auflösen wird. Und das ist natürlich bei aller Kindlichkeit, die vorher so charmant von dir in Szene gesetzt wird, sehr sehr bedrohlich. Und das spürt man auch. Und von daher erlebt man die Welt, in der er lebt, ohne, dass du etwas darüber schreiben müsstest, als eine sehr kalte und grausame Welt, die keine Neugierde, keine kindliche Freude gestattet, sogar mit dem Tod bestraft.

Wenn das so ankommt bei dir: Hammer :)


Ich kann da nur sagen, das ist es jedenfalls für meine Sichtweise doch gerade. Das Verspielte, das kommt doch zum Ausdruck! Und soll es doch auch. Oder?

Klar.

Schön, du zeigst das Kindliche in ihm auf eine sehr gefühlvolle und hübsche Weise.

Freut mich. Auch, weil du "ihm" gesagt hast. :)


Vielen, vielen Dank!


Hallo Weltenläufer,


das ist so ein Text, der verzaubert. Mich zumindest. Das ist so wunderbar leicht geschrieben, kommt so verspielt und dabei so selbstverständlich daher.

Freut mich sehr!


Muss zugeben, dass ich nicht der Versierteste im SciFi-Bereich bin, aber ich assoziiere mit dem Genre eher das Gegenteil, also tendenziell schwere und mehr hm ... klinische Kost.

Gibt auch Verschiedenes … also ich les auch Ray Bradbury ab und zu, der ist auch nicht zu technisch, dem gehts auch um die Schönheit und die Figuren und so eher.


Er scheint ja nicht in die andere Welt zu passen.

Ja, genau.

Und womöglich ist das Entschweben in den Armen eines Gaswesens gar nicht so schlimm ...

Schön. :)

Vielen Dank! An alle nochmal, freut mich sehr!

MfG,

JuJu

 

Hallo Juju

Ich hab die Geschichte noch in ihrer ersten Fassung gelesen und jetzt eben noch einmal in der aktuellen.

Mir gefällt die Geschichte sehr gut, wobei ich das Gefühl habe, dass der Anfang in der älteren Version besser war; jedenfalls finde ich den Beginn nicht mehr ganz so flutschig.

Erst gestern war es wieder so weit: Spaß.
Vor allem der Satz bremst mich aus. Da fragt man sich, ob es vorgestern weniger lustig war; bzw. was mit dem Tag davor oder mit dem heute ist? Ist heute bierernst?
Persönlich würde ich den Satz streichen. Und das „gestern“ im nächsten Satz unterbringen.

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten.
Diese Sätze finde ich wiederum toll. 
Das trifft so einen Nerv, der sehr gut zu dem nachfolgenden Eindruck passt: eine futuristische Spaßgesellschaft, in der es sehr bunt, laut und naiv zugeht.
Begriffe wie „heilige Kuh“, „Affe im Käfig“ fand ich auch klug gewählt, wenngleich die „singende Madonna“ da ein bisschen aus dem Raster fällt. Jedenfalls musste ich an die indische Götter- und Sagenwelt denken, wo es ja auch recht bunt und mannigfaltig daherkommt. Ich fand das eine hübsche Idee die virtuelle Welt und die indische Sagenwelt miteinander zu verknüpfen; und eigentlich hätte ich da noch viel mehr lesen wollen.
Aber gut, der Prot gewinnt die hl. Kuh und fliegt mal ebenso zu einem Planeten mit Gaswesen – ist echt klasse!
Auch das Herumtollen mit dem Gaswesen und diese naive Sicht des Spaßliebhabers! Einfach schön erzählt!
Und dann langsam zeichnet sich der Konflikt ab. Das Leben ist eben nicht nur Spaß, sondern es hat Höhen und Tiefen und manchmal beißt es zu – oder wie hier: es drückt zu.
Hier gefiel mir das alte Ende, was die Idee betrifft, besser. Wobei mir das damals zu angedeutet war.
Das neue Ende finde ich versöhnlicher, fast schon optimistisch - denn, wer eh nur Spaß sucht, kann ein neues Leben als Gaslebewesen vermutlich nur als Fun betrachten.
INsgesamt wirkt die Geschichte jetzt zwar runder (im Vergleich zur ersten Fassung), aber irgendwie fehlt mir diese Gemeinheit, die ich beim ersten Ende gespürt zu haben glaube.

Trotzdem eine wirklich sehr schöne Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe. Hätte auch ruhig ein wenig länger sein dürfen. ;)

Halt noch ein Punkt, den ich bemerkenswert finde: Die Geschichte ist keine Dystopie! Und das finde ich echt wohltuend!

Viele Grüße

Mothman

 

„Halloooo!“
, Wien,
setz ich mal statt „Reformation“ an den Anfang,

lieber JuJu,

an dem – Wortspiel hin, Aberglaube her - unsere lieben Kleinen einen verfrühten Karneval betreiben mit allerlei abergläubischem Zeug. Und nicht nur die! Dem korrespondieren die einleitenden Sätze

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten.

Schöne Einleitung, wie ich finde,
die für mich einen Bezug zu heute herstellt, was SF eh nicht anders kann, als bestenfalls das Heute (wenn nicht gar Vergangenes) in einen fernen, künftigen Zeitraum zu verlegen.
Von seinem Ursprung her bedeutet das Adjektiv „toll“ dumm und töricht, im Niederländischen „dol“ bedeutet es zudem ausgelassen, dem der Kölner im „doll“ wieder die Bedeutung des verrückten zugesteht – auf den Vorlauf seit Zinte Määtes, wenn der Hoppeditz erwacht bis hin zum Fastelovend – und Köln kann da ein ganz anderer Stään, pardon, der wär zu heiß, ganz anderer Planet werden.

Und eben so wirkt Deine kleine verspielte Geschichte auf mich: Man hetn leevche, pussiert & spillt, um nach den tollen Tagen sich wieder gern zu haben.

Fürs kindliche im Spiel sprechen Comicblasen

Wirrrrrrrrbel / Halloooo! / Batz! / Baaaatz
& Übertreibungen
Es pulsierte wie sensibles Wasser.
Wie feinfühlig kann Wasser sein? Oder hier
Dann malte ich nochmal zwei.
Sandmalerei? Naja, „gemalte“ Kreise werden es nicht gewesen sein. Besser wäre das Verb zeichnen. Aber sagen Kinder nicht zum Gekrakel "malen"?

Nur ein Schnitzer wäre zu vermelden (der dann aber gleich als Pärchen auftritt, ein Auftritt war gerade schon):

… nochmal, …
Immer auseinander, es ist eine Verkürzung von noch [ein]mal.

Gern das luftige Werk gelesen vom

Friedel

Ach so, bevor ich’s vergess:
Tollhäuser, nicht zu verwechseln mit Tannhäuser, hießen die Irrenanstalten bis zu Jean Pauls Zeiten,

darum zum Abschluss eine Warnung: Bei Erwärmung um ein Grad dehnen Gase sich aus – so auch Fräulein Lefluna - idealerweise um den 273. Teil seines Volumens je Grad Celsius. Aber was ist schon ideal?

Da fällt dem ollen Chemielaboranten glatt noch Luna als Silber ein, wie auch das seinerzeitige sowjetische Raumfahrtprogramm mit den Geräten Luna 1 bis 19: Aber ein Lewluna hätte wenig weibliche Reize zu bieten …

Und noch was:

„Die deutsche Sprache spreche ich nicht gut, doch haben mehrere Sachverständige mir versichert, dass ich sie schreibe wie ein Engel. Mag sein - ich weiß nicht. Habe bis jetzt keine Bekanntschaften mit Engeln gehabt. Das kommt später - wenn's dem lieben Gott gefällt - es hat keine Eile“, trug Mark Twain am 21. November 1897 geladenen Gästen vor [Mark Twain: The Horrors of the German Language /Die Schrecken der deutschen Sprache], da hat sich bei Dir seit der ersten Begegnung verdammt viel getan!

Würd auch der olle Twain zugeben!

 

Hallo Juju,

da ich keine Ahnung von SF habe, kann ich auch keine Analogien oder Vergleiche zu anderen Texten herstellen. Ich finde den Text einfach so gut. Mich hattest du mit den ersten beiden Sätzen schon, die klingen lapidar und locker, ohne aufdringlich zu wirken. Viele Schriftsteller mit dem Label Pop wollen ja so betont lässig schreiben, und dann geht es in die Hose, wie bei den ganzen Regisseuren, die unbedingt Trashfilme produzieren wollen, aber nicht wissen, das Trash vor allem eine Rezeptionserscheinung ist. Der Text fließt einfach gut.

Die stärksten Szenen finde ich die mit dem Gaswesen. Ob man die jetzt ausbauen muss, so wie eine es in ihren Kommentaren begründet haben, keine Ahnung. Mir fehlt da nichts, und außerdem ist es eine Kurzgeschichte, da kann man auch mal nur Teilaspekte beleuchten. Und ein Konflikt, also im Prinzip ja dieses Herunterbrechen von Individuum vs Masse, der ist ja hier auf jeden Fall angelegt.

Nur das Ende, da hat es mich rausgehauen: Raff ich nicht. Stirbt der? Geht der in dem Gaswesen auf?

Also, echt gerne gelesen.

Gruss, Jimmy.

 

Hallo nochmal JuJu,

in der neuen Version sieht man am Ende viel besser, was diese Spaß-Gesellschaft mit Leuten tut, die bestimmte atavistische Merkmale aufweisen. Ich habe da bei der ersten Version einfach drübergelesen.

Freundliche Grüße,

Berg

 
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Hey,

Ein altes Merkmal, das sich trotz Genauslese immer wieder durchsetzt.
Abendstern, Polarstern, Zwergelstern
Genauslese =genau-lese
Ich will damit sagen, es gibt Buchstabenfolgen, an die das Auge gewöhnt ist. Wenn man dann ein Wort hat, wo das Auge einen Fehler macht, sollte man das irgendwie hinmogeln. Am besten mit Gedankenstrichen. Das Deutsche erlaubt das.
Also „Zwerg-Elstern“ und „Gen-Auslese“, sonst stockt man als Leser und ist aus dem Text.


Ja, ich weiß nicht, ob es diesen Kniff braucht, dass die Gesellschaft die Kuh als Auswahlkriterium benutzt, um Menschen auszusondern, die sich nicht fügen. Das ist eine clevere Idee, aber ich hab sie auch nicht so mitbekommen, weil mein Verstand durch den Text in eine ganz andere Richtung gelenkt wurde.
Ist oft so, dass man dann als Autor gern noch einen drauf setzen und noch mal clever sein will und dann als Idee: Ha, deshalb nimmt keiner die Kuh und so, aber - ich hätte das jetzt nicht gesehen, ohne den letzten Kommentar von Berg. Es ist clever, ja, aber dann: Deutlicher. Vielleicht am Ende zwei Sätze: Vielleicht hat man deshalb nie von einem gehört, der die Kuh gewonnen hat? Dann wäre es nicht zu leugnen und zu übersehen.
Ich hab mir ganz andere Gedanken zu dem Text gemacht, ich hab eher diesen Forschungsdrang gespürt, diese Fernweh. Das ist ja etwas, das in unserer richtigen Welt kaum vorkam. Wenn wir neue Sachen entdeckt haben, von Europa aus, neue Kontinente, neue Gebiete, dann kamen bei uns nicht die neugierigen Forscher mit großen Augen und dieser ungezähmten Neugier, sondern bei uns kamen da andere Leute zu erst, Leute, bei deren Namen, wir heute noch die Säbel rasseln hören, die waren in unserer Welt die ersten auf terra incognita.
Und erst später diese Forscher. Das ist schon eine interessante Überlegung, wie unsere Welt heute aussähe, wenn die Spanier, Portugiesen und Engländer die „neue Welt“ aus einem anderen Kontext heraus entdeckt hätte. Wenn da die Aufklärung in Europa schon abgeschlossen gewesen wäre, wenn der Humanismus schon gewonnen hätte, aus einer Haltung der Zufriedenheit heraus.
Das zeichnet ja die Gesellschaft in deinem Text aus. Man will nirgends hin, man hat alles schon zu Hause. Bei uns wollten viele aus Europa weg. Aus zahllosen Gründe und man wollte neues Land, neue Reichtümer, neue Möglichkeiten. Und das, was dort da war an Kultur und Menschen, hat niemanden interessiert - für lange Zeit.

Von daher ist die Aussage, die du mit der Pointe in dem Text versteckst, schon sicher im individuellen Bereich von einiger Sprengkraft. Dass der, der nach außen drängt, in einer satten Gesellschaft als Störenfried wahrgenommen wird. Das ist ja fast dasselbe wie ein Wall-E. :)

Ich fand den Text gut. Wie du diese Freude des Erzählers dargestellt hast, diese überbordende Lust auf etwas Neues – das hat mir richtig gut gefallen. Das Kindliche in dem Text. Sprachlich – ja, das Problem bei solcherart Text ist es immer, dass der Erzähler ein Bewohner der Welt ist, für den Leser aber zum Teil zu einem Neuankömmling dieser Welt werden muss, der dann Dinge mit großen Augen registriert, die ihm – in seinem täglichen Leben – alltäglich vorkommen würden. Das hast du ganz gut gelöst, bis auf zwei oder drei Stellen. Das ist ein Problem in dieser Form von Text, die immer auftaucht. Wenn man ein Szenario wählt, das dem Leser nicht bekannt ist. Ob das Historik, Fantasy, SF oder eine andere Kultur ist.
Wie gesagt, ich hab mir da auch paar Mal die Schnute verbrannt, bis ich’s gelernt hab: Versteckte Pointen super-deutlich machen am Ende, so dass man es nicht überlesen kann, denn der Leser will es überlesen, weil er seine eigene Lesart zum Ende eines Textes hat (Ich will das als Kolonialisierungs-Variante lesen, weil ich eben ich bin, und nicht du).
Also ein Satz rein wie: „Deshalb kam keiner zurück, der die Kuh gewonnen hat.“
Sonst findet der Leser Möglichkeiten „Andeutungen“ und „Implikationen“ zu übersehen und sie anders zu deuten. Andeuten, Vorbereiten, Verstecken – hast du alles gut gemacht. Nur am Ende: Bumms. Nicht mehr zu übersehen.
Außer man will so „Meta-Pointen“, die parallel zum Text laufen und als Option dienen oder auch nicht. Sowas wie „Ist der Typ in Bladerunner selbst ein Replikant“ oder „Spielt Inception selbst in einer Phantasiewelt?“ – das kann man offenlassen, so entscheidende, große Pointen nicht. Man kann „Bruce Willis ist die ganze Zeit tot“ und „Der Erzähler ist Tyler Durden“ unmöglich übersehen, und das ist auch gut so.

Gruß
Quinn

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Mothman,

Hier gefiel mir das alte Ende, was die Idee betrifft, besser. Wobei mir das damals zu angedeutet war.
Das neue Ende finde ich versöhnlicher, fast schon optimistisch - denn, wer eh nur Spaß sucht, kann ein neues Leben als Gaslebewesen vermutlich nur als Fun betrachten.
INsgesamt wirkt die Geschichte jetzt zwar runder (im Vergleich zur ersten Fassung), aber irgendwie fehlt mir diese Gemeinheit, die ich beim ersten Ende gespürt zu haben glaube.

Ja, das ist immer blöd, wenn man da anfängt, erste Fassung, zweite Fassung … ich glaub Goethe hat das schon gesagt, Autoren sollen da der Versuchung wiederstehen, alte Werke zu überarbeiten, denn da beschweren sich am Ende alle nur. (Bei Werther hat ers glaub trotzdem gemacht)
Das sieht man überall, das war mit der neuen Herr der Ringe Übersetzung so .. ich denk da auch immer Star Wars, da gibts haufenweise Leute, die laufen mit: Han shot first! T-Shirts rum. George Lukas wollte Hans Solo nicht so kalblütig darstellen, also lässt er das Alien in der Bar in der neuen Fassung zuerst schießen, und Han wehrt sich dann. Das fanden viele blöd, ich auch ein bisschen, trag aber natürlich kein solches T-Shirt.
Verstehe aber schon was du meinst, wenn du dir da bereits Gedanken gemacht hast ist das ein bisschen blöd. Der erste Absatz ist aber genau gleich geblieben. Ich hab zwei drei Sätze in der Mitte eingebaut, um auf was hinzudezten, und dann das Ende halt.

Trotzdem eine wirklich sehr schöne Geschichte, die ich sehr gern gelesen habe.

Freut mich! Vielen Dank für den Kommentar, Mothman.


Hallo Friedel,


Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten.

Schöne Einleitung, wie ich finde,


Ja, das haben schon ein paar gesagt, das freut mich. Am Anfang hatte ich auch nur die beiden Sätzen. Die waren so der Auslöser. Die fand ich auch cool. Das und "Leflunomid". Das ist eigentlich ein Rheumamedikament, mir ist das ohrwurmmäßig im Sinn rumgeschwirrt, Leflunomid, Leflunomid, klingt iwie luftig … und dann irgendwie in Zusammenhang mit den beiden Sätzen ist die Geschichte enstanden.


trug Mark Twain am 21. November 1897 geladenen Gästen vor [Mark Twain: The Horrors of the German Language /Die Schrecken der deutschen Sprache], da hat sich bei Dir seit der ersten Begegnung verdammt viel getan!

Würd auch der olle Twain zugeben!


Ja, danke. Das höre ich gern. Ich denk auch, hab mich verbessert, auch dank der Seite hier, oder vor allem deswegen. Aber ich reg mich schon noch häufig genug über die deutsche Sprache auf … so ist es nicht. Ich könnt da den Twain gut verstehen, glaub ich. :)


Vielen Dank Friedel!


Hallo Jimmy,

da ich keine Ahnung von SF habe, kann ich auch keine Analogien oder Vergleiche zu anderen Texten herstellen. Ich finde den Text einfach so gut. Mich hattest du mit den ersten beiden Sätzen schon, die klingen lapidar und locker, ohne aufdringlich zu wirken.

Ja schön, die ersten zwei Sätze wieder, cool. Hab ich grad oben dazu was gesagt. Und ja … also ich hab schon auch gehofft, dass man den Text auch so konsumieren kann, auch ohne groß SF mäßig unterwegs zu sein. Freut mich.

Und ein Konflikt, also im Prinzip ja dieses Herunterbrechen von Individuum vs Masse, der ist ja hier auf jeden Fall angelegt.

Schön, wenn das so ankommt.

Nur das Ende, da hat es mich rausgehauen: Raff ich nicht. Stirbt der? Geht der in dem Gaswesen auf?

Also wenn ich grad ein bisschen esoterischer drauf bin, dann sage ich, der geht in dem Gaswesen auf. Und wenn ich zynischer drauf bin, dann sage ich, der stirbt. Aber genau weiß ich es jetzt auch nicht. :)

Danke dir für den Kommentar, hat mich gefreut!

Hallo Berg,

Danke für die erneute Rückmeldung. Daraus entnehme ich, dass dich die Überarbeitung doch irgendwie gelohnt hat. In der ersten Version war das wohk auch echt schwer zu sehen.

Vielen Dank!


Hallo Quinn,

Ich hab mir ganz andere Gedanken zu dem Text gemacht, ich hab eher diesen Forschungsdrang gespürt, diese Fernweh

Also ich hab schon auch an einen Forschungsdrang gedacht, wenn auch anders als du jetzt vielleicht. Also der Erzähler ist kein richtiger Forscher, der ist naiv und kindlich und verspielt. Aber der ist auch neugierig. Und Neugierde ist was, das zeichnet sowohl gute Forscher als auch Kinder aus, glaub ich. Ich weiß nicht, ob ich da den Bogen zu weit spanne, ob das auch wirklich alles im Text drin ist, da hab ich mich sehr über Novaks Kommentar gefreut, aber ich dachte mir, das ist schon irgendwie verknüpft. Spielen, kreativ sein, forschen. Ich denk da an so ein Kätzchen, das in jedes Loch krabbelt und in allem ein Spielzeig findet und jeden Tag ganz viel lernt und Neues entdeckt. Und später schläft das Tier dann 20 Stunden am Tag, wenn es genug zu essen hat und sich nicht grad paaren will. Also nichts gegen Katzen, die sind mir sympathisch, aber irgendwas geht da doch verloren. Ich denk da auch an dieses Bild mit Einstein, wo ihm die Haare abstehen und er die Zunge raustreckt.

Also die Idee ist halt, dass irgendwo im Spieltrieb vielleicht auch das Individuum zu finden ist. Einer, der da wegbrechen will. Der was neues sucht. Und so weiter. Also jedes Spiel braucht Regeln, Konformität und so, damit es funktioniert, das ist dann ein bisschen paradox vielleiicht, aber ich glaub das Spielen an sich, die Kreativität, die Ronaldinhos und Maradonnas und so weiter, ob so was daher kommt, dass man sich strikt an irgendwelche Vorgaben hält? Da ist doch immer eine gewisse Spannung.
Und dann kommt der Erzähler aus einer satten Zukunftsgesellschaft, die alles hat, und die sich wahrscheinlich auch nicht mehr verändern will.

Von daher ist die Aussage, die du mit der Pointe in dem Text versteckst, schon sicher im individuellen Bereich von einiger Sprengkraft. Dass der, der nach außen drängt, in einer satten Gesellschaft als Störenfried wahrgenommen wird. Das ist ja fast dasselbe wie ein Wall-E.

Ja, in Wall-E, wenn ich mich richtig erinnere, diese Gesellchaft da oben in der Raumstation, die sind auch irgendwie in so einem satten Dämmerzustand.

Ich hab mir ganz andere Gedanken zu dem Text gemacht, ich hab eher diesen Forschungsdrang gespürt, diese Fernweh. Das ist ja etwas, das in unserer richtigen Welt kaum vorkam. Wenn wir neue Sachen entdeckt haben, von Europa aus, neue Kontinente, neue Gebiete, dann kamen bei uns nicht die neugierigen Forscher mit großen Augen und dieser ungezähmten Neugier, sondern bei uns kamen da andere Leute zu erst, Leute, bei deren Namen, wir heute noch die Säbel rasseln hören, die waren in unserer Welt die ersten auf terra incognita.Und erst später diese Forscher. Das ist schon eine interessante Überlegung, wie unsere Welt heute aussähe, wenn die Spanier, Portugiesen und Engländer die „neue Welt“ aus einem anderen Kontext heraus entdeckt hätte. Wenn da die Aufklärung in Europa schon abgeschlossen gewesen wäre, wenn der Humanismus schon gewonnen hätte, aus einer Haltung der Zufriedenheit heraus.
Das zeichnet ja die Gesellschaft in deinem Text aus. Man will nirgends hin, man hat alles schon zu Hause. Bei uns wollten viele aus Europa weg. Aus zahllosen Gründe und man wollte neues Land, neue Reichtümer, neue Möglichkeiten. Und das, was dort da war an Kultur und Menschen, hat niemanden interessiert - für lange Zeit.

Da hab ich mir jetzt auch, ehrlich gesagt, nie so Gedanken drüber gemacht, leuchtet aber ein, jetzt wo dus sagst. Also dass es eben nicht so Darwin Typen mit Finken waren, die zuerst gekommen sind, sondern ganz andere dann. Und wie die Geschichte dann gelaufen wäre, wenn man in Europa schon weiter gewesen wäre. Das ist auf jeden Fall eine interessante Überlegung. Das hat was Purpur-mäßiges, sicher auch Stoff für eine gute Geschichte.

Ich will das als Kolonialisierungs-Variante lesen, weil ich eben ich bin, und nicht du).

Ja, also ich glaub das ist alles Postkolonalisierung in der Gesellschaft da. Oder Post-post-post-kolonalisierung oder so. Und dann …ja … Individuum gegen Masse, meinte Jimmy. Ich dachte so an jetzt. Du hast das in einem geschichtlichen Kontext lesen wollen, liegt bestimmt auch daran, dass du davon viel mehr Ahnung hast als ich.

Sprachlich – ja, das Problem bei solcherart Text ist es immer, dass der Erzähler ein Bewohner der Welt ist, für den Leser aber zum Teil zu einem Neuankömmling dieser Welt werden muss, der dann Dinge mit großen Augen registriert, die ihm – in seinem täglichen Leben – alltäglich vorkommen würden. Das hast du ganz gut gelöst, bis auf zwei oder drei Stellen. Das ist ein Problem in dieser Form von Text, die immer auftaucht. Wenn man ein Szenario wählt, das dem Leser nicht bekannt ist. Ob das Historik, Fantasy, SF oder eine andere Kultur ist.

Ja, das ist eine gute Überlegung, das ist wohl auch kein ganz leichter Spagat.

Also ein Satz rein wie: „Deshalb kam keiner zurück, der die Kuh gewonnen hat.“
Sonst findet der Leser Möglichkeiten „Andeutungen“ und „Implikationen“ zu übersehen und sie anders zu deuten. Andeuten, Vorbereiten, Verstecken – hast du alles gut gemacht. Nur am Ende: Bumms. Nicht mehr zu übersehen.

Das läuft mir eigentlich zuwider, so ein Satz einbauen. Normalerweise hab ich so tell-Sätze glaub nicht drin, das ergibt sich dann alles im Laufe der Erzählung, hoffe ich, aus der Interaktion zwischen den Figuren und so. Aber ja, du hast vermutlich recht. Ich meine, ich denk das war jetzt auch ein bisschen eine neue Erfahrung für mich, hier die Geschichte, dass es da wirklich auf einen Satz ankommen kann, hab ich sonst nie das Gefühl, aber hier ist das irgendwie echt so. Man könnte das Ganze natürlich auch anders angehen …
Wenn da die ersten zehn Seiten erstmal auf dem Heimatplaneten statt finden, da zwei Dialoge mit einem Kumpel, da irgendwie noch ein Konflikt, und dann fünf Seiten lang richtig ausgeschrieben, die Suche nach der Kuh, Fliegen mit Bioflügeln, Virtualität, und dann erst die Fahrt nach Leflunomid, da zwei Seiten lang die Interaktion mit den Piloten und so weiter, und dann erst landen, vielleicht sogar mit einem anderen Atavisten zusammen, dann sind sie zu zweit, und dann suchen sie erst… ja, dann ist die Geschichte zehn Mal so lang, und vermutlich kommt es dann zum Schluß auch nicht mehr auf einen Satz drauf an. Ich denk, das wär die andere Variante, die Geschichte hier zu erzählen. Ich glaube, die ist mir auch lieber. Man muss mehr inverstieren, aber letzlich hat man mehr davon, glaub ich. Vielleicht versuch ich das sogar noch irgendwann, wenn mich das Thema weiter beschäftigen sollte. Klar, kommt immer drauf an, ob der Stoff das hergibt. Weiß auch nicht, ob das so einfach wär. Aber vor allem ist das halt viel viel viel mehr Zeit und Arbeit, natürlich. Aber ich freu mich natürlich auch so, dass du was mit der Geschichte anfangen konntest, das Spielerische da, so als was Kurzes, das hat man auch schneller gelesen … ich guck ob sich so ein Satz irgendwie noch elegant reinmachen lässt, ich glaub, mir wirds schwer fallen.

Vielen Dank, Quinn. Hat mich echt gefreut!

MfG,

JuJu

 

Hey JuJu,

ich habe die Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, aber nicht die Kommentare, also, falls ich was wiederhole, dann ist das so :).

Was mir nach der Woche jetzt noch ganz doll in Erinnerung ist, ist die Szene, wo er da tanzt und hüpft und sich freut. Die hat es mir sehr angetan. Weniger des inhaltlichen wegen, okay, vielleicht auch das - weil diese Leichtigkeit, die ihn in diesem Moment treibt, die hätte ich auch gern öfter, sondern weil sie so rührend ist. Also, ich fand das so schön!

Mit Bioflügeln zogen wir über die Stadt.

Da musste ich lachen, wegen der Bioflügel. Ich habe mir so eine Tonne vorgestellt, vor den Häusern, wo man seine Küchenabfälle und seine Flügel hineinwirft und das die dann deswegen ganz schnell voll sind. Albern, aber das habe ich wirklich gedacht.

... bekam tausend virtuelle Credit Points. Das sind ganz schön viele. In der Virtualität kann man einen ziemlichen Radau damit anstellen.

Und hier musste ich dann erkennen, dass die Flügel auch nur virtuell sind. Und ich habe gerade angefangen die gern zu haben. Meno! :)

Manchmal werden sie auch Airjelly genannt.

Niedlich.

Ich fuhr mit einer Hand durch die graue Suppe und staunte: Kleine Luftwirbel folgten meiner Bewegung. Ich machte es nochmal, jetzt schneller, und es passierte wieder. Die Wirbel waren fein und scharf konturiert, wie Schneckenhäuser. Ich breitete die Arme aus und drehte mich im Kreis, bis ich vor Schwindel fast umfiel. ... Ich lachte und rannte los. Und hinter mir her: Wirrrrrrrrbel. Ha! Was ein Spaß! Nie hätte ich das gedacht.

Ja, dass ist hübsch, dieses spielerische Erforschen der Umwelt und nicht dieses erwachsene bedächtige.

„Hey!“, rief ich, und die Sprecher auf meinem Helm transportieren die Schallwellen nach draußen.

Ich weiß nicht. immer wenn Du hier mit technischen Details um die Ecke kommst, liest sich das so anders, so Bedinungsanleitungsmäßig. Ich weiß nicht, ob ich mich ohne Erklärung wirklich gefragt hätte, wie seine Sprache da durchdringt, weil ich eh davon ausgehe, das die Wesen da nicht unsere Sprache sprechen.

Naja, vielleicht gab es woanders noch welche, die nett waren.

:)

Ich sprintete im Zickzack über die Wüstenebene Leflunomids, und das Gaswesen verfolgte mich wie ein angebundener Luftballon. Ich konnte es einfach nicht abhängen. Ich hörte irgendwann auf zu rennen, weil ich vor Lachen nicht mehr konnte.

Das ist auch nochmal schön auf das kindliche Gemüt zurückgeführt. Ein Erwachsner würde sich vielleicht bedroht fühlen, aber Kinder haben daran Spaß. Schön!

Lefluna kam langsam rüber, ganz vorsichtig. „Komm, komm …“ Ich spürte bereits ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen, dann flog sie mit voller Wucht gegen meinen Helm. Batz!
„Doch nicht so grob!“
Sie machte es wieder. Baaaatz.
„Lefluna!“

Sei ehrlich, dass hast Du für uns Frauen geschrieben, weil wir dann so was sagen, wie niedlich. Ist nämlich niedlich, das hier.
Diese ganze Begegnung, die ist wirklich zauberhaft. Auch, dass er eben alles so kindlich aufnimmt. Alles ein Spiel. Sie ärgert mich, aber macht mir nix. Nächstes Spiel.

Wir warten jetzt seit zwanzig Minuten. Die Raumkapsel ist noch nicht da. ...
„Oder … was meinst du, Lefluna? Die Piloten kommen schon zurück, oder? Die würden mich doch nicht hier lassen ... warum auch? Warum sollten sie das machen? Komm, wir spielen noch ein bisschen.“

Das ist so traurig und zeitgleich auch ziemlich toll. Weil es den Text aus seiner Verspieltheit rauslöst und ihn in was Furchtbares dreht. Ausgesetzt. Abgeschoben. In eine Welt, wo er noch eine Stunde zu leben hat. Eine Kuh, ein Preis, die Leute wählen es ja selbst, weil sie da noch dieses Gen haben. Das ist nicht sehr schön da, in Deiner Zukunft.

Habe ich wirklich sehr gerne gelesen.

Beste Grüße Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Fliege,


Da musste ich lachen, wegen der Bioflügel. Ich habe mir so eine Tonne vorgestellt, vor den Häusern, wo man seine Küchenabfälle und seine Flügel hineinwirft und das die dann deswegen ganz schnell voll sind. Albern, aber das habe ich wirklich gedacht.

Jetzt hast du den Satz glaub gekillt. :) Ich kann den nur noch so lesen.

Ich weiß nicht. immer wenn Du hier mit technischen Details um die Ecke kommst, liest sich das so anders, so Bedinungsanleitungsmäßig. Ich weiß nicht, ob ich mich ohne Erklärung wirklich gefragt hätte, wie seine Sprache da durchdringt, weil ich eh davon ausgehe, das die Wesen da nicht unsere Sprache sprechen.

Ja, muss ich drüber nachdenken.

Sei ehrlich, dass hast Du für uns Frauen geschrieben, weil wir dann so was sagen, wie niedlich. Ist nämlich niedlich, das hier.

Man wird mit der Zeit schon ein bisschen frauenbewusster, was die eigene Schreibe angeht ;), aber das weiß ich jetzt nicht. Eigentlich hab ich so Jungs, die bei Poetry Slams und so extrem einen auf "niedlich" gemacht haben, nie so gemocht. War nicht so mein Ding.
Aber naja … jetzt wo du das sagst … also wenn du mich jetzt knuddeln willst, nehm ich das schon gern mit ;)


Das ist so traurig und zeitgleich auch ziemlich toll. Weil es den Text aus seiner Verspieltheit rauslöst und ihn in was Furchtbares dreht. Ausgesetzt. Abgeschoben. In eine Welt, wo er noch eine Stunde zu leben hat. Eine Kuh, ein Preis, die Leute wählen es ja selbst, weil sie da noch dieses Gen haben. Das ist nicht sehr schön da, in Deiner Zukunft.

Das ist schön, wenn das so ankommt!

Habe ich wirklich sehr gerne gelesen.

Das freut mich sehr, Fliege.

Vielen Dank für den Kommentar.

MfG,

JuJu

 

Hi JuJu,

ich hab deinen Text das erste Mal gelesen, als noch keiner kommentiert hatte und war zu faul ... und jetzt, hehe, brauch ich mir keine Arbeit mehr machen mit Krittelei (hat sich alles erledigt) sondern darf sagen, dass es mir gut gefallen hat.
Die Änderungen haben dem Text gut getan, ich hatte vorher die Pointe nicht kapiert (und ich hatte auf eine Pointe in dieser Art gewartet und danach gesucht, das ist so vorprogrammiert einfach: fremder Planet, Alien, alles sieht schön und plüschig aus und irgendwann kippt es IMMER ins Bedrohliche). Von mir aus dürftest du mich als Leser noch mehr mit der Nase drauf stoßen. Ich behaupte, man sieht die Pointe nicht so leicht, weil es nicht zwingend einleuchtend ist, dass man Forscherdrang oder Spieltrieb in einer zukünftigen Gesellschaft ausmerzen will. Also, dann müsstest du schon diese Gesellschaft zeigen, ein Szenario entwerfen, wo ich sehe "aha, für diese Gesellschaft sind Leute wie der Erzähler problematisch". Das seh ich überhaupt nicht, heutzutage akzeptiert man die Idee, dass Fortschritt von Leuten wie deinem Prot hier ermöglicht wird ... unter welchen Umständen wäre dein Prot so gefährlich, dass man sich die Mühe machen würde, den umzubringen? Da muss ich schon um mehrere Ecken denken.

Auf tollen Straßen gehen wir. Und das in tollen Zeiten. Erst gestern war es wieder so weit: Spaß. Mit Bioflügeln zogen wir über die Stadt.
Der Einstieg ist nicht meins, damit steh ich zwar alleine da, aber ich mag den Rhythmus hier nicht. Und das Wort Bioflügel ... darüber musste ich nachdenken. Das, woran man normalerweise bei "Flügel" denkt, das klebt an Vögeln. Und das ist automatisch Bio. ;) Was will mir das jetzt sagen, wenn an Flügeln betont wird, dass sie Bio sind? Aus recyceltem Zeitungspapier, besonders schnell abbaubar? Sind das Assoziationen, die du da wolltest? Also ... mir gefällt's nicht, ich hätte lieber irgendwelche anderen Flügel gelesen, keine Bioflügel.

Doch ich wollte die Kuh, und weil fast niemand die Kuh will, bekam ich sie auch.
Aber in DEN Satz hab ich mich verliebt! :)
Ich hab mir Leflunomid ausgesucht, weil auf Leflunomid Gaswesen wohnen.
Leflunomid klingt wirklich schön. Das ist ein Medikament? Ich würde es nehmen!

Gaswesen sind wie Geister, wenn man sie anfasst, spürt man ein leichtes Kribbeln unter der Haut.
Wenn der Erzähler das weiß, dann hat er Gaswesen ja schon mal angefasst. Da hatte ich mich gefragt, wann und wo. Direkt vorher wird ja behauptet, die fremden Planeten werden nicht/selten besucht.

Luftquallen und Airjelly: thumbsup für beides.

Vor uns tuckerte Leflunomid auf seiner elliptischen Bahn, eine strahlend weiße Gaskugel, wie die Atemwolke eines Wintergotts.
Das klingt toll, hat mir aber ein falsches Bild untergejubelt. Bei Gaskugel denke ich an einen Gasriesen. Auf einem Gasriesen kann man aber sicher nicht rumlaufen, da wird es keine sandige feste Oberfläche geben.

Aber ansonsten finde ich die Beschreibungen wunderschön, die Nebelschneckenhäuser und alles.

Ich lachte und rannte los. Und hinter mir her: Wirrrrrrrrbel. Ha! Was ein Spaß! Nie hätte ich das gedacht.
Lieblingsstelle.

Sie gingen einfach ihren Gasgeschäften nach. Ärgerlich. Ich hatte mich doch so auf das Kribbeln unter meiner Haut gefreut. Ich wollte eines berühren, eines richtig anfassen. In echt. Naja, vielleicht gab es woanders noch welche, die nett waren.
Oder das ist meine Lieblingsstelle, ich bin unschlüssig. An beiden Stellen kommt das Kindliche des Erzählers jedenfalls perfekt rüber.
Nicht nur an den zwei Stellen, der ganze Text verpasst mir dieses warm & fuzzy feeling (wie gesagt, von dem Einstieg abgesehen).

„Oder … was meinst du, Lefluna? Die Piloten kommen schon zurück, oder? Die würden mich doch nicht hier lassen ... warum auch? Warum sollten sie das machen? Komm, wir spielen noch ein bisschen.“
Tja, das arme Kerlchen. Ich gönne ihm ja, dass Lefluna irgendwas mit ihm macht, damit er nicht qualvoll ersticken muss. Sie kennt doch bestimmt noch irgendwelche Luftquallentricks ...

Sehr schöner Text jedenfalls.

 

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