Was ist neu

Lassen (Kurz)Geschichten Rückschlüsse auf den Autor zu?

PS: Habe die angesprochene Geschichte gerade gepostet.
Sie heißt "Simons Geständnis"
Für alle, die diesen Text gelesen haben, ist zwar die Spannung raus, aber das lässt sich jetzt auch nicht mehr ändern... :hmm:

 

:teach:
Das Gegenteil ist mir mal mit einem weiblichen Mitglied hier zugestoßen.

Ich kritisierte eine ihrer Geschichten, die sehr realistisch, wohl auch autobiographisch war und einen Eindruck aus dem Balkan lieferte.
Unter anderem bemängelte ich die Einstellung oder sonst was von ihrem Protagonisten, dem Ich-Erzähler.

Daraufhin packte sie die Wut und sie fragte, wads ich an ihr auszusetzen hatte. Eine Trennung von Ich-Erzähler und Autor kam für sie gar nicht in Betracht...
:bla:

...para

 

Na super – gequasselt statt die Zeit sinnvoll zu nutzen ... Ich hoffe wenigstens, niemanden gelangweilt zu haben.
Ich finde, Du hast Deine Zeit sehr sinnvoll verbracht, denn ich habe Deine Stellungnahme sehr interessant gefunden und Du triffst damit ziemlich genau meine Meinung. :)

Allerdings ist es glaub ich nicht ganz so einfach, wie Du schreibst. Gewiß kann man bei 95 % der Geschichten Rückschlüsse auf den Autor ziehen - aber wenn man das will, muß man erst einmal herausfiltern, was denn nun wirklich dem Denken und Fühlen des Autors entspricht. Er kann ja zum Beispiel auch fremde Meinungen miteinbeziehen, um sie zu verarbeiten oder man schreibt eine Geschichte als Versuch, gewisse Charaktereigenschaften/Ansichten anderer Menschen zu verstehen, indem man sich in sie hineinversetzt, usw. Dann kannst Du eigentlich nur daraus schließen, daß er sich mit dem Thema beschäftigt. ;)

Wenn man mich in einen Raum unbekannter Menschen steckt und mir sagt: „Hier sind Leute versammelt, von denen Du schon etwas gelesen hast – nun finde heraus, wer wer ist!“
Das wär doch was für "Wetten dass ..."... :D

 

Geschrieben von Somebody
1) Kann man aus den Texten eines Autors auf seine Persönlichkeit oder seine geistige und moralische Grundhaltung schließen?

2) Habt ihr selbst schon einmal Erfahrungen dergestalt gemacht, daß man euch nach der Lektüre eurer Geschichten mit dem dargestellten Geschehen in einen Topf geworfen hat und euch mit einem (auf die Thematik und deren Darstellung bezogenen) entsetzten „DAS hast du geschrieben?“ beglückte.

3) Seid ihr bei der Entwicklung der Charaktere/Handlungen konsequent, d.h. möglichst realistisch, auch wenn das zu Fäkalsprache, morbiden Gedankengängen, drastischen Szenen etc. führt? Oder vermeidet ihr schon beim Schreiben mit Blick auf die Leser, allzu provozierende Ausführungen niederzuschreiben?


1. Auf seine Persönlichkeit ansatzweise. Auf seine moralische Grundhaltung nur, wenn die Geschichten Situationen beinhalten, in moralische Entscheidungen anstehen.

2. Nein.

3. Die Charaktere versuche ich immer realistisch darzustellen. Nicht nur ihr Verhalten, auch ihre Gedankengänge und Aussagen müssen zu ihrem Wesen passen.

 

Da ich das Thema sehr interessant finde hier auch mal meine Stellungnahmen dazu:

1. Ich finde schon, dass in meine Geschichten meine Weltansicht und Moralvorstellungen fließen, schließlich schreibe ich einige Geschichten gerade deshalb! Aber man sollte sich auch manchmal distanzieren können, d.h. etwas anderes schreiben, was einem "gegen den Strich geht", einfach nur um seine eigenen Standpunkte überprüfen zu können.

2. Grundsätzlich lesen recht viele meiner Freunde und Vekannten meine Geschichten, daher kommen auch einige Kritiker und "Verbesserer", die mich schon auf einige recht interessante Gedanken brachten. Aber es ist mir auch schon passiert, das ich mit dem Protagonisten gleichgesetzt wurde. Mir macht das im regelfall nichts aus, da tatsächlich viele meiner Protagonisten von meiner eigenen Persönlichkeit inspiriert sind.

3. Teils teils, klar, manche Sachen verbieten sich mir schon von alleine, aber manchmal macht doch gerade das Spiel mit dem Morbidem oder Abartigen spaß, vorallem in der Reaktion der Leser kann man auch einiges schließen. Doch sollte der Charakter des Protagonisten nie überfüllt mit solchen Sachen sein, auch wenn jeder seine dunkle Seite hat.

Generell Experimentiere ich in letzter Zeit recht viel und muss sagen, je mehr man sich ein Blatt vor den Mund nimmt, desto geringer wird das Pontential, das in den Geschichten steckt. Sprich: wenn man mal etwas anderes oder "abartiges" Versucht, kann durchaus etwas positives, auch für die eigene Persönlichkeit, dabei herauskommen.

 

Hi!
ich geb dann auch mal meinen Senf dazu.

Kann man auf die geistige und moralische Grundhaltung schließen? Bei einem guten Autoren sicherlich nur so weit, wie er es zulässt und beabsichtigt. Bei einem schlechten, und auch mit einiger psychologischer Erfahrung, könnte man zumindest Grundzüge erkennen.

Blackwood, da kann ich dir weitgehend zustimmen.

Meine eigene Ansicht:

ich habe eine ganz eiserne und feststehende Grundregel beim Schreiben: Niemals über mich.
Und das, könnt Ihr mir glauben, nervt sowas von, wenn man ein lustiges und abwechslungsreiches Leben hat, weil dann all das tabu ist :D
nee, im Ernst: ich schreibe nie über mich. und nicht über meine Freunde etc. Schon deshalb nicht, weil ich denke, den Personen und Situationen nicht gerecht werden zu können. Aber auch, weil es Dinge über mich gibt, genügend, die ich zwar vielleicht nicht verstecke oder geheimhalte, aber die ich sicher auch nicht in einer Selbstdarstellung rausposaune. Wer was über mich erfahren will, sollte schon mehr tun, als mein Leben irgendwo lesen ;)

zu 1) Ich denke, ma kannin gewissem Umfang Rückschlüsse ziehen. Aber nur dann, wenn man zB den Autor sehr gut kennt. Und dann erkennt, daß er eine bestimmte Entwicklung durchmacht. Ansonsten erkenne ich, daß da jemand schreibt, der Abstruses mag, oder der ständig gewalttätige Helden erfindet, oder der in einer zuckersüßen Romantik-Welt schreibt. Aber wer das ist, kann ich dann noch nicht sagen.
Ob man aus meinen Texten auf mich schließen kann? ich will sagen: nein, kann man nicht. Aber das nur, weil ich nicht auf dem Präsentierteller sitzen will.
Wenn ich dann darüber nachdenke, will ich wieder sagen: ja sicher: meine Geschichten entsprechen in der Regel meinem Geschmack an Texten ( jedenfalls dem derzeitigen ). Ich präsentiere genre-übergreifend jedenfalls mir selbst ein recht einheitliches Bild. Und Bestätigung dafür waren Kritiken hier, die sagten: "typisch arc! klarer Fall!"
Antwort also wohl: ja, man kann Informationen über den Autor herauslesen. Hypothesen aufstellen. Aber man erhält nicht die Infos, die viele Menschen glauben erhalten zu haben.

zu 2): womit ich beim Thema Kritiker wäre.
Ich hab früher nur einigen wenigen Freunden was zu lesen gegeben. und Kritiken erhalten. Erst noch sehr sinnvoll. Aber nach einer Weile kam es immer wieder zu diesen entsetzten: "Das ist von DIR?!?" oder "sag mal, wir sollten mal reden, wenn das so ist..."
nach einer Reihe Geschichten mit Toten, insbesondere selbstmörderischen, machte sich der ein oder andere wirklich Sorgen, ich wäre gefährdet. Dabei liegt mir nichts so fern, wie ein Selbstmord.
Auch das schockierte: wie kannst Du nur über so ein Thema nachdenken? / so was schockierendes Denken? / so grausame Verbrechen beschreiben?
hat mich irgendwann genervt.

Vor allem aber war es manchmal fast schon grotesk, daß insbesondere eine Person sich immer wieder in meinen Geschichten wiedergefunden zu haben glaubte, die nichts mit dieser Person zu tun hatten.
erstaunlicherweise glaubte er, jede Person zu sein, die ich als arrogant, größenwahnsinnig oder sonst abgehoben beschrieben hatte. ( und das, wo ich eine morbide-kritische Betrachtung sämtlicher Charaktere eines Zirkusses als Serie fabriziert hatte :D )
er fand sich auch häufiger wieder, wenn ich über Menschen geschrieben habe, von denen er dachte, die Geschichte drücke Bewunderung aus.
naja, da hab ich dann mal erhebliche Rückschlüsse auf meinen Leser gezogen :lol:

Das alles war mein Grund, zu KG.de zu kommen. Und dann ging es hier in anderem Rahmen weiter: wieder wurde ich gleichgesetzt.
meine erste Geschichte oder so war eine Liebes-Zerbruch-Geschichte und der Kommentar: schreib hier kein Tagebuch ( oder so )
auch bei vielen anderen Texten. naja, ich nehm es mit Humor. Meist. Besonders lustig fand ich, als mir Lob ausgesprochen wurde, für mein tolles Verhältnis zu meiner Tochter ( in Tara, meine Mutter und ich ), wo ich doch gar keine Kinder habe....
ich habe beschlossen, es als Kompliment zu nehmen für realistische Schreibweise. ;)

zu 3): wenn ich etwas sagen will, sage ich es so, wie es ist. - im Rahmen der jeweiligen Geschichte. das hängt sehr von dem Text ab. Mal sage ich "er fickte sie hart", mal umschreibe ich und mal lasse ich die entscheidenden Passagen ganz weg, was im Grunde mein Lieblings-Instrument ist.
ich bin ziemlich gegen übertriebenes oder krampfhaftes Verwenden "zu vulgärer" Sprache. aber ich finde es of mindestens genauso grotesk, wie manche Leute ihre wörtlichen Reden gestalten.
Ein Zuhälter der redet wie mit dem Thesaurus zusammengestückelt, wäre recht lächerlich. Aber ein Buttler sagt nicht "Ey, Mann, der Kaffee is' fertig." Das gehört dann eher auf die Baustelle.

Lieben Gruß,

Frauke

 

(auch Nachtschwärmer?)
ähm, wirkt es denn so? :D

Ein guter Autor wird den Leser bewusst an der Nase herumführen können.
Die Frage ist nicht nur das Können, sondern auch, ob ihm das überhaupt wichtig ist. ;)

 

@blackwood:

das reicht doch schon für manche Rückschlüsse. Keiner wird so vermessen sein, daraus ein Persönlichkeitsprofil zu erstellen.
eben das ist mir schon passiert. Menschen, die ihr Verhalten mir gegenüber darauf abstellten, was ich geschrieben hatte.
Beispiel: eine Weile nach einer Trennung lasen Freunde von mir eine Trennungs-Geschichte, die ich hier gepostet hatte. Also wurde ich plötzlich wieder in Watte gepackt und mir wurde vorgeworfen, ich würde alten Sachen zulange nachhängen... Irgendwann hab ich rausbekommen, woher das kam.
Das Komische daran war, daß die Geschichte schon mehr als ein Jahr vor dieser Trennung entstanden war, nur gepostet hatte ich sie erst ein paar Wochen danach.

Lieben Gruß,

Frauke

 

Geschrieben von Somebody
1) Kann man aus den Texten eines Autors auf seine Persönlichkeit oder seine geistige und moralische Grundhaltung schließen?
Ja, kann man unbedingt. Bei manchen mehr, bei manchen weniger. Bei manchen braucht man mehr Texte, bei manchen reicht einer.
Allein das Thema ist schon signifikant. Man schreibt darüber, was einen bewegt, worum die Gedanken kreisen. Und die Charaktere sind, wenn es keine Pappkameraden sind, in der Regel Leute aus dem wirklichen Leben oder Kombinationen daraus.
Wenn man als Autor schon sehr fortgeschritten ist, kann man auch mal Nebenfiguren "aus der Retorte" entwerfen, oder eine Geschichte über etwas schreiben, was einen eigentlich nicht bewegt, nur um mal auch in dem Bereich was geschrieben zu haben, aber keiner hält das lange und konsequent durch.
Auch moralische Grundhaltungen kommen in Texten gut zur Geltung. Manche machen es mit dem Holzhammer und schreiben zu jedem Satz der Handlung einen Satz philosophischen Kommentar. Bei anderen ist das subtiler: man muß darauf achten, was es ist, womit die Figuren der Geschichte Erfolg haben und womit nicht. Darin drückt sich aus, was der Autor für richtig hält und was für falsch.
Der Prot. hat dabei in der Regel mit dem Autor zu tun, ja. Nicht, daß er das tut, was der Autor getan hat oder umgekehrt, aber die grundlegenden Geisteshaltungen sind in der Regel kompatibel. Es ist nicht nur mühselig, durch die Augen eines Charakters zu schreiben, mit dem man sich nicht identifizieren kann - es macht auch keinen Spaß. Und das ist, wo die Autoren sich immer am Sack kriegen: Sie schreiben, was ihnen Spaß macht. Sei es "echter Spaß" oder das Bedürfnis, sich Dinge von der Seele zu schreiben. Das ist beides dasselbe, nur das Niveau, von dem man ausgeht, ist unterschiedlich hoch.
Allerdings - und das muß man dazu sagen - ist es nicht so, daß man die Dinge 1:1 übernehmen kann (siehe das Posting mit dem Haftbefehl und dem Leichenwagen). Der Autor ist nicht seine Figuren, allerhöchstens möchte er die eine oder andere mal für einen kurzen Zeitraum sein.

2) Habt ihr selbst schon einmal Erfahrungen dergestalt gemacht, daß man euch nach der Lektüre eurer Geschichten mit dem dargestellten Geschehen in einen Topf geworfen hat und euch mit einem (auf die Thematik und deren Darstellung bezogenen) entsetzten „DAS hast du geschrieben?“ beglückte.
Interessanterweise nein. Ein paar Kommentare von "Süße Fäulnis" gingen in diese Richtung, aber keiner davon schien ernst gemeint zu sein.

3) Seid ihr bei der Entwicklung der Charaktere/Handlungen konsequent, d.h. möglichst realistisch, auch wenn das zu Fäkalsprache, morbiden Gedankengängen, drastischen Szenen etc. führt?
Ich versuche es. Aber es gelingt mir oft erst in der dritten Überarbeitung.

Oder vermeidet ihr schon beim Schreiben mit Blick auf die Leser, allzu provozierende Ausführungen niederzuschreiben?
Es gibt einige Dinge/Themen, die ich mich tatsächlich nicht zu schreiben traue, weil ich vor den voreiligen Rückschließern Angst habe.

r

 

@relysium:
es ist wirklich interessant für mich, wie weit die Ansichten hier auseinandergehen können, unter Menschen, die selbst schreiben.
Hier ein paar Beispiele:

Der Prot. hat dabei in der Regel mit dem Autor zu tun, ja. Nicht, daß er das tut, was der Autor getan hat oder umgekehrt, aber die grundlegenden Geisteshaltungen sind in der Regel kompatibel.
für mich persönlich widerspreche ich dem.

Es ist nicht nur mühselig, durch die Augen eines Charakters zu schreiben, mit dem man sich nicht identifizieren kann - es macht auch keinen Spaß.
dem widerspreche ich - für mich - erst recht. Ich schreibe gern aus den Augen einer Figur, mit der ich so gar nichts zu tun habe.
Gut ich schreibe - in der Regel - nicht aus der Perspektive eines Sulu-Kriegers im fortgeschrittenen Alter, aber ich hab auch noch keine Geschichte geschrieben, die das erfordert hätte. Und es würde evtl. auch Recherche erfordern.

die Charaktere sind, wenn es keine Pappkameraden sind, in der Regel Leute aus dem wirklichen Leben oder Kombinationen daraus.
nö, bei mir sieht das anders aus.

außerdem erfinde ich fast alle Figuren "aus der Retorte", wie Du es nennst.
Da es sich aber um Menschen handelt, habe ich sicher schon die eine oder andere Eigenschaft in irgendwelchen Freunden, Bekannten, Arbeitskollegen oder sonstigen Menschen in der Fußgängerzone, im Zug oder Restaurant gesehen. Aber ich übernehme niemals eine Person. Ich schaffe sie tatsächlich neu.

Auch moralische Grundhaltungen kommen in Texten gut zur Geltung. Manche machen es mit dem Holzhammer und schreiben zu jedem Satz der Handlung einen Satz philosophischen Kommentar. Bei anderen ist das subtiler:
was diese Art von "Durchblicken-lassen" betrifft, gebe ich Dir Recht: man erkennt, ob es jemand schon zum 7. Mal auf den Schocker mit Humor unter der Gürtellinie anlegt, oder ob es mehr subtile Philosophie ist, oder so.

Lieben Gruß,
mit Spaß an der Diskussion,

Frauke

 

Ich schreibe zur Zeit an einem Roman, deren Hauptcharakter ein 15-jähriges Mädchen ist. Sie hat einen kaltherzigen Vater, einen versoffenen Onkel und eine traumtänzerische Mutter. Die Figuren könnten unterschiedlicher nicht sein - und doch sind sie alle Facetten meiner Selbst.

r

 

WOW, wie weit ist Dein Roman?
ich versuche, selbst Facetten meiner selbst herauszuhalten. Aber wenn man nun mal mehr als 3 Eigenschaften hat, dann haben Charatere auch mal Eigenschaften, die man selbst mal hat, aber die haben sie dann trotzdem, nicht deswegen, wenn ich sie schreibe.

F.

 

Mein Roman ist schon fertig, befindet sich allerdings in der 192. Überarbeitung, welche voraussichtlich die letzte sein wird. Ausschnitte gibt es bei www.roman-workshop.de

Ich muß mich übrigens korrigieren:
Einen Roman habe ich geschrieben, da bin ich wirklich ich (auch wenn ich mich darin in einen Vampir verliebe, was mir in echt noch nicht passiert ist). Eine Freundin, die mich kannte und das gelesen hatte, hat über die Figur dann gesprochen, als würden sie über mich sprechen ("ich finde, das in Kapitel 4 war nicht nett von dir" etc.).

r

 

hihi!
ich hoffe, Du hast Dir keine Schuldgefühle von ihr einreden lassen ;)
solche Dinge haben mich bewogen, manchen Leuten nicht mehr so viel zu Lesen zu geben.

F

 

Geschrieben von Somebody
1) Kann man aus den Texten eines Autors auf seine Persönlichkeit oder seine geistige und moralische Grundhaltung schließen?
Kann man, sollte man aber nicht in jedem Fall. Ich bin der Auffassung, jeder einigermaßen fähige Autor ist in der Lage, seine Leser in die Irre zu führen. Nicht einmal bei Autobiographien würde ich mich darauf verlassen, daß ich wirklich die Informationen bekommen habe, die ich bräuchte, um den Verfasser einzuschätzen.

2) Habt ihr selbst schon einmal Erfahrungen dergestalt gemacht, daß man euch nach der Lektüre eurer Geschichten mit dem dargestellten Geschehen in einen Topf geworfen hat und euch mit einem (auf die Thematik und deren Darstellung bezogenen) entsetzten „DAS hast du geschrieben?“ beglückte.
Mir passiert das ständig. Aber für gewöhnlich entschließt sich mein Bekanntenkreis schnell dazu, den Text zurückzustellen und sich mehr darauf zu verlassen, wie sie mich bisher persönlich erfahren haben. Vermutlich steckt darin die Erkenntis, daß es leichter ist, eine glaubhafte Täuschung aufzubauen, wenn man sie aufschreibt. Im täglichen Umgang blitzt auch durch die beste Maske immer wieder die echte Persönlichkeit, nicht wahr?

3) Seid ihr bei der Entwicklung der Charaktere/Handlungen konsequent, d.h. möglichst realistisch, auch wenn das zu Fäkalsprache, morbiden Gedankengängen, drastischen Szenen etc. führt? Oder vermeidet ihr schon beim Schreiben mit Blick auf die Leser, allzu provozierende Ausführungen niederzuschreiben?
Soweit kommt's noch. ;)

Das ist doch gerade das Schöne: Eine Erzählung ist etwas Fiktives und zeigt auf, was sein könnte, und nicht etwa das, was ist.

Grüße,
Yerho

 

Ic finde, dass man aus Kurzgeschichten zwar eine Menge über den Wissens- und meinetwegen auch Entwicklungsstand eines Menschen erfahren kann. wer weise exte schreibt, der ist wohl weise, zumindest weiß er darüber Bescheid, worüber er gerade berichtet. Umgekehrt gilt das aber nicht. Wer dumme Texte scheibt, ist nicht zwangsläufig blöde. Eine alte Weisheit, ich weiß.

Was ich aber viel beachtlichr finde, ist doch die Tatsache, dass die Meisten nicht so schreiben, wie sie im Alltag leben, denken und empfinden. Vielmehr ist alles Schreiben immer ein Schreiben gegen den Mangel (oft zitiertes Beispiel: Bibel). Nicht was ist, wird erzählt. Kurz: Wirkt der Ich-Erzähler in meinen Erzählungen sympathisch, so kann man sicher sein, dass der Autor reaL genau die gegenteilige Wirkung auf den ehemals sympathisierenden Leser haben wird.

Wer Krimis schreibt, wird eben gerade nicht zum Mörder, und zwar nicht, weil es bereits literarisch ausgelebt wurde, sondern weil Morden eben gerade ein atypischer Charakterzug für einen Krimischreiber ist.

Ich wollte, man könnte so klare Aussagen treffen wie ich sie gerade machte und hinterher behaupten, jedes Wort wäre zutreffend. Aber tendenziell trifft es meiner Erfahrung nach.

 

Eine Ergänzung noch

Ich schreibe pubertär. Bin es aber real nicht.

Es gibt doch die alte Hesse Legende, mit 15 findet man ihn gut, mit 30 hat man Bedenken, mit 40 schlägt man die Hände über den Kopf zusammen. Hesse wird verachtet. Denn Hesse schrieb zeitlebens pubertär. Die Erwachsenen haben nämlich vergessen wie blöde sie sind, nur weil sie in ihrem Alltagsleben nicht mehr auf gewisse Proleme stoßen, sie haben die Themen abgehakt ohne eine Antwort zu finden: Bei den lebenswichtigsten Themen sind die Erwachsenen blöder als sonstwer, nicht im Alltag, aber eben bei allem Wichtgen. Und sie sind stumpf geworden. Das ist genau der Vorwurf, den Hesse aber den meisten Erwachsenen machte.

Und ich sehe es auch so. Man muss pubertär schreiben, und meine damit lebensverändernd schreiben. Man kann es nicht näher erklären, so will ich es so versuchen: In der Pubertät ist man täglich Ichschaffer, überlegt wie man wo wie wirken will, und setzt es um, es wird zur Gewohnheit, es wird zum Charakter. Das ist Pubertät. Und so muss man schreiben, auch wenn es Dreißigjährige nicht mehr erreicht. Ferner ist das ein Schreiben, das eben ohne Konkurrenz ist. Da können andere Medien nichts wegnehmen.

Wieder zurück. Rückschlüsse auf díe Persönlichkeit? Nein, denn pubertäres Schreiben setzt in Gang, macht unruhig, zumindest den, der noch nicht ganz abgstumpft ist, aber es bleibt ein Schreiben gegen den Mangel, ein Tagtraum. Die Ursache, die zu Inhalten führt, ist ja leider nie erkennbar.

Wenn ich vom Mangel spreche, so meine ich nicht nur Wünsche, eher so was wie ein Schattenwesen, das beim Schreiben entsteht, das dem anderen, dem (realen) Hauptwesen gegenübersteht.

 

@Schriftbild:
Das mit dem Pubertären, und was Wichtig ist, ist eine hochinteressante Aussage, über die ich gerne mehr Details von dir hören würde. Mach doch mal einen neuen Thread dazu auf.

r

 

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