Hi!
ich geb dann auch mal meinen Senf dazu.
Kann man auf die geistige und moralische Grundhaltung schließen? Bei einem guten Autoren sicherlich nur so weit, wie er es zulässt und beabsichtigt. Bei einem schlechten, und auch mit einiger psychologischer Erfahrung, könnte man zumindest Grundzüge erkennen.
Blackwood, da kann ich dir weitgehend zustimmen.
Meine eigene Ansicht:
ich habe eine ganz eiserne und feststehende Grundregel beim Schreiben: Niemals über mich.
Und das, könnt Ihr mir glauben, nervt sowas von, wenn man ein lustiges und abwechslungsreiches Leben hat, weil dann all das tabu ist
nee, im Ernst: ich schreibe nie über mich. und nicht über meine Freunde etc. Schon deshalb nicht, weil ich denke, den Personen und Situationen nicht gerecht werden zu können. Aber auch, weil es Dinge über mich gibt, genügend, die ich zwar vielleicht nicht verstecke oder geheimhalte, aber die ich sicher auch nicht in einer Selbstdarstellung rausposaune. Wer was über mich erfahren will, sollte schon mehr tun, als mein Leben irgendwo lesen
zu 1) Ich denke, ma kannin gewissem Umfang Rückschlüsse ziehen. Aber nur dann, wenn man zB den Autor sehr gut kennt. Und dann erkennt, daß er eine bestimmte Entwicklung durchmacht. Ansonsten erkenne ich, daß da jemand schreibt, der Abstruses mag, oder der ständig gewalttätige Helden erfindet, oder der in einer zuckersüßen Romantik-Welt schreibt. Aber wer das ist, kann ich dann noch nicht sagen.
Ob man aus meinen Texten auf mich schließen kann? ich will sagen: nein, kann man nicht. Aber das nur, weil ich nicht auf dem Präsentierteller sitzen will.
Wenn ich dann darüber nachdenke, will ich wieder sagen: ja sicher: meine Geschichten entsprechen in der Regel meinem Geschmack an Texten ( jedenfalls dem derzeitigen ). Ich präsentiere genre-übergreifend jedenfalls mir selbst ein recht einheitliches Bild. Und Bestätigung dafür waren Kritiken hier, die sagten: "typisch arc! klarer Fall!"
Antwort also wohl: ja, man kann Informationen über den Autor herauslesen. Hypothesen aufstellen. Aber man erhält nicht die Infos, die viele Menschen glauben erhalten zu haben.
zu 2): womit ich beim Thema Kritiker wäre.
Ich hab früher nur einigen wenigen Freunden was zu lesen gegeben. und Kritiken erhalten. Erst noch sehr sinnvoll. Aber nach einer Weile kam es immer wieder zu diesen entsetzten: "Das ist von DIR?!?" oder "sag mal, wir sollten mal reden, wenn das so ist..."
nach einer Reihe Geschichten mit Toten, insbesondere selbstmörderischen, machte sich der ein oder andere wirklich Sorgen, ich wäre gefährdet. Dabei liegt mir nichts so fern, wie ein Selbstmord.
Auch das schockierte: wie kannst Du nur über so ein Thema nachdenken? / so was schockierendes Denken? / so grausame Verbrechen beschreiben?
hat mich irgendwann genervt.
Vor allem aber war es manchmal fast schon grotesk, daß insbesondere eine Person sich immer wieder in meinen Geschichten wiedergefunden zu haben glaubte, die nichts mit dieser Person zu tun hatten.
erstaunlicherweise glaubte er, jede Person zu sein, die ich als arrogant, größenwahnsinnig oder sonst abgehoben beschrieben hatte. ( und das, wo ich eine morbide-kritische Betrachtung sämtlicher Charaktere eines Zirkusses als Serie fabriziert hatte )
er fand sich auch häufiger wieder, wenn ich über Menschen geschrieben habe, von denen er dachte, die Geschichte drücke Bewunderung aus.
naja, da hab ich dann mal erhebliche Rückschlüsse auf meinen Leser gezogen
Das alles war mein Grund, zu KG.de zu kommen. Und dann ging es hier in anderem Rahmen weiter: wieder wurde ich gleichgesetzt.
meine erste Geschichte oder so war eine Liebes-Zerbruch-Geschichte und der Kommentar: schreib hier kein Tagebuch ( oder so )
auch bei vielen anderen Texten. naja, ich nehm es mit Humor. Meist. Besonders lustig fand ich, als mir Lob ausgesprochen wurde, für mein tolles Verhältnis zu meiner Tochter ( in Tara, meine Mutter und ich ), wo ich doch gar keine Kinder habe....
ich habe beschlossen, es als Kompliment zu nehmen für realistische Schreibweise.
zu 3): wenn ich etwas sagen will, sage ich es so, wie es ist. - im Rahmen der jeweiligen Geschichte. das hängt sehr von dem Text ab. Mal sage ich "er fickte sie hart", mal umschreibe ich und mal lasse ich die entscheidenden Passagen ganz weg, was im Grunde mein Lieblings-Instrument ist.
ich bin ziemlich gegen übertriebenes oder krampfhaftes Verwenden "zu vulgärer" Sprache. aber ich finde es of mindestens genauso grotesk, wie manche Leute ihre wörtlichen Reden gestalten.
Ein Zuhälter der redet wie mit dem Thesaurus zusammengestückelt, wäre recht lächerlich. Aber ein Buttler sagt nicht "Ey, Mann, der Kaffee is' fertig." Das gehört dann eher auf die Baustelle.
Lieben Gruß,
Frauke