Hi Henna!
Ich hab das Gefühl, dass Du manchmal Böses vermutest, wo nichts Böses ist. Dein erster Beitrag klingt sehr vorwurfsvoll, so als ob z.B. die Kritiker die Autoren dazu zwingen würden, bestimmte Sachen nach ihrem Wunsch umzuformulieren.
Und jetzt mal abgesehen von der sprichwörtlichen Ausnahme: Meiner Erfahrung nach nötigen die Kritiker hier keine Autoren, sie weisen auf Punkte hin, die subjektiv aufgefallen sind und unterbreiten Vorschläge. Ob der Autor die Meinung des Kritikers teilt und ob er die Vorschläge umsetzt, ist doch ihm überlassen.
Ich hab mir mal ein paar Zitate rausgepickt, um dazu etwas zu sagen:
Es ist durchaus bemerkenswert, welche Zeit sich die Leute nehmen um eine Geschichte zu verbessern. Doch ist das nicht die Aufgabe des Autors?
Ja, ist es. Aber warum sollte der Kritiker nicht Hilfestellungen anbieten, also konkrete Vorschläge machen? Meines Erachtens ist "verbessern" nicht das richtige Wort, bzw. es bezeichnet nicht treffend die Absichten des Kritkers. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, aber in der Regel gehe ich davon aus, dass die Personen, die auf eine Geschichte ausführlich antworten, dem Autoren nur Vorschläge unterbreiten wollen, aber
nicht versuchen, ihren eigenen Stil dem Autoren aufzudrängen.
Ich finde es vielmehr sinnlos, nur Sachen zu bemängeln, ohne dabei konkrete Beispiele zu geben. Denn der Autor weiß in der Regel damit erstmal nichts anzufangen, sonst hätte er das schon vor dem Posten optimiert.
Von daher finde ich es richtig und hilfreich, wenn man schreibt, "hier passt mE das nicht, Du könntest das so unformulieren". Inwieweit der Autor das übernimmt, ist natürlich seine Sache, aber immerhin wurde ihm anhand eines Beispieles verdeutlicht, was der Kritiker meint.
Konkretes Beispiel: Wortwiederholungen
Wenn ein Autor in einem Satz fünfmal das Wort "Polizist" verwendet hat, dann mache ich ihn darauf aufmerksam und schlage auch Synonyme oder Umformulierungen vor.
Nicht weil ich den Autoren bevormunden will, sondern um ihm zu helfen. Ich hab manchmal auch ein Brett vor´m Kopf - und dann bin ich dankbar, wenn mich andere nicht damit rumlaufen lassen, sondern es abmachen, bzw. mir eine Zange geben.
Greift man nicht damit in die Entscheidungskraft und Kreativität des Autors ein?
Nein. Denn dem Autor ist freigestellt, ob er die Vorschläge 1:1 übernimmt, selbst nach Alternativen sucht oder den ursprünglichen Zustand beibehält.
Mir persönlich reicht es schon, wenn ein Autor über meine Kritikpunkte nachgedacht hat. Wenn er für sich entschließt, dass er die von mir angeführten Punkte anders sieht und so lassen möchte, ist das vollkommen okay.
Konkretes Beispiel: Fremdwörter
Wenn ich in einer Geschichte an einem Wort hängenbleibe (und es keine wichtige Rolle spielt) und erst nachschlagen muss, was es bedeutet, schlage ich dem Autoren vor, einen bekannteren Begriff zu wählen.
Wenn er sich dazu entscheidet, statt "muschelförmig" "konchiform" zu lassen, ist das okay. Aber er weiß dann, dass nicht jeder Leser damit unbedingt etwas anfangen kann.
Wenn es nur Rechtschreibfehler wären, die verbessert werden, würde es mich weniger stören. Doch teilweise wird sogar in den Satzbau und Erzählstil eingegriffen, und das Recht hat keiner.
Doch.
Oder sagen wir es so: Ich nehme mir hier das Recht heraus, dem Autoren auch Hinweise bzgl. Satzbau und Erzählstil zu geben.
Wenn mir etwas auffällt - ganz blödes Beispiel: "Der Hund alt bellte" - möchte ich den Autor darauf hinweisen und schreibe dann auch, dass es "Der alte Hund bellte" heißen müsste.
Gibt es aber etwas beleidigenderes, als sich mehr oder weniger vorschreiben zu lassen, wie man seine Geschichte Wortwörtlich verbessern sollte?
Ich finde nicht, dass es beleidigend ist, wenn man Vorschläge unterbreitet.
Es wäre in der Tat beleidigend, wenn ein Kritiker schreiben würde: "Wenn Du die Geschichte nicht nach meinen Wünschen verbesserst, ist sie schlecht." oder wenn gar ein Moderator in der Geschichte rumeditieren würde. Aber weder schreibt das jemand, noch denken das die Kritiker. Und dass die Mods nicht eigenhändig in Geschichten rumeditieren, ist ja selbstverständlich.
Mein Vorschlag wäre, dass ein jeder, der solche Kritiken schreibt, vorher eine PM an den Autor schickt um nach zu fragen ob er so eine Verbesseung will. Wenn er das will, kann man immer noch klären, ob sie dann unter der Geschichte stehen soll oder nur per Pm weiter vermittelt wird.
Das ist in der Tat eine Idee. Aber mal eine Frage an Dich: Welche Kritiken dürfte man denn unter die Geschichten schreiben?
Ich muss ganz ehrlich zugeben: Wenn ich zukünftig erst per PM abklären müsste, ob ich einen Autoren auf formale, stilistische und inhaltliche Punkte aufmerksam machen darf und dann noch entschieden wird, ob das auch per PM oder unter der Geschichte passiert - ich würde wahrscheinlich nur noch lesen, aber nichts mehr schreiben. Nicht weil ich mich dann nicht mehr durch die Kritken "darstellen" könnte oder so, es wäre mir einfach zu blöd und zu stressig.
Mit reinen Fehlerkorrekturen verhält sich das anders, die haben mit einer ausgewogenen Kritik auch nicht wirklich viel zu tun.
Zu einer ausgewogenen Kritk gehören für mich eben nicht nur inhaltliche Anmerkungen, sondern auch Hinweise bzgl. Rechtschreibung, Formulierungen, Wortwahl, etc.
Warum sollte ich einen Teil posten und den anderen Teil schicken?
Henna, ich weiß ja, dass Du nicht nur Kommentare wie "Super Story" oder "So ein Dreck" willst, vielmehr gehörst Du zu jenen, die an Textarbeit wirklich interessiert bist.
Deswegen verstehe ich Dein Problem im Moment auch nicht wirklich.
Und es würde mich interessieren, welche Geschichten das waren. Wenn Du magst, kannst Du mir dazu auch eine PM schicken, vielleicht verstehe ich Dein Anliegen dann besser.
Übrigens haben Peter Hubri und ich vor einigen Wochen einen Beitrag zum damals heiß geforderten Kritiker-Workshop geschrieben, Resonanz gleich null (Nein, ich bin nicht frustriert ). Ich will dafür jetzt keine Werbung machen ... naja, doch, das will ich.
ME passt unser Beitrag halt ganz gut zu diesem Thread.