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Kollektiv

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03.10.2011
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Kollektiv

Der dritte Tag brach an.
Alles war wie die Tage davor: Es war unerträglich heiß im Zelt, Hunger und Durst trieben ihn raus, der Bass dröhnte. Sie waren hier, um der Monotonie zu entkommen, um Abstand zu gewinnen – und trotzdem war jeden Tag alles gleich.
Er setzte sich auf einen der Campingstühle, betrachtete den Sonnenaufgang, aß Toastbrot und machte sich ein Bier auf. Um ihn herum erwachte alles zum Leben. Jeder hatte etwas zu erzählen und jeder erzählte es, er selbst lachte mit, aus Gewohnheit, aber erzählte nicht von seinen Erlebnissen. Sie verkörperten für ihn etwas anderes als nur Vergnügen.

Es war dunkel, doch hell genug, um zu tanzen. Es ging um mehr als das Hören von Klängen oder rhythmische Bewegungen. Für neunzig Minuten, für fünftausendvierhundert Sekunden waren diese Prototypen von Mensch ein Organismus, der die Fesseln des Denkens ablegte, sich den Endorphinen und dem Rausch der Musik hingab. Nichts war mehr von Bedeutung. Zeit, Realität, Gott – nur das Kollektiv und das Gebetskauderwelsch aus den Boxen.
Er nahm ihre Blicke wahr und sie seinen. Glücksgefühle wurden freigesetzt mit jeder Berührung, mit jedem Kuss.
Doch das Kollektiv zerbrach mit dem letzten Klang.
Jeder, der vorher Teil des Ganzen gewesen war, wurde zurückgeschleudert in die Realität, doch niemand war traurig darüber, alle gingen weiter, um wieder zum Kollektiv zu werden an einem neuen Ort mit neuen Klängen.

Sie und er blieben noch, waren ins Unbekannte des anderen verliebt. Schweigend gingen sie auf die Wiese, wo es hunderte von ihrer Sorte gab, alles Liebende, von Bewegung und Musik zusammengebracht. Sie deutete auf ein Tütchen in ihrer Handtasche, er auf die Hülle in seinem Portemonnaie.
Es war vollbracht, der Zustand der Bedeutungslosigkeit erreicht. Zeit wurde nicht mehr wahrgenommen, Realität verschoben, auf der Wiese wurden beide zu Gott, zu reiner Liebe für alles und füreinander.
Er grinste, als er darüber nachdachte. Der getrocknete Schweiß und der Staub der Tanzfläche machten ihn noch brauner, als er eigentlich war. Ja, eine Dusche war eine gute Idee.
Auf dem Weg dorthin schwiegen beide. Er genoss das Gefühl, etwas zu verlieren.
Unter der Dusche dachte er nach über all die verpassten Momente seines kurzen Lebens. Wege, die er gehen wollte und niemals gehen wird, die kleine Schneeflocke, die er sein wollte, aber nie sein würde. War das der Grund für das alles hier, sollte es seine Sinne taub machen und seine Zukunft ausblenden?

Den ganzen Tag versuchte er, eine Antwort zu finden. Im Delirium fand er nur seine verzogene Person, im Traum nur seine Wünsche, in der Realität nur die Routine. Was ihm blieb, waren seine Frage und die Hoffnung, das Kollektiv werde ihm eine Antwort geben. Ihm schien, als wiederholten sich die Ereignisse.
„Nein!“ schrie es in ihm auf. Der Drang, eine Antwort zu finden, war größer als der, Teil einer Masse zu sein. Er lief, lief immer weiter, bis er den Ort erreicht hatte, an dem er sie das letzte Mal getroffen hatte.
Dort saß sie, schaute zu ihm auf und fragte: „Warum hast du nichts gesagt?“
Er merkte, dass er keine Antwort brauchte, sondern eine Frage.
„Es war die Angst, etwas zu verändern in meinem Leben, denn so, wie es ist, mag ich es. Es geht mir eigentlich gut.“
Er lief wieder zurück, um ein Teil des Ganzen zu werden.

 

„NEIN“ schrie er auf den Drang eine Antwort zu finden war größer als der Teil einer Masse zu sein.

Bei der Rechtschreibung und Grammatik ist mir auch nach Schreien zumute. Der zitierte Satz ist dabei nur ein extremes Beispiel. Wenn der Leser beim Lesen nicht verzweifeln soll, dann gehört hier eine gründliche Korrektur!

 

Ja okay mach ich. Rechtschreibung ist nicht wirklich meine Stärke aber ich versuche mich zu besser :)

 

Oskar von Grau schrieb zu seiner Geschichte:

Hallo allerseits (: Dies ist meine erste Kurzgeschichte die ich geschrieben habe, ich bitte um ausführliche Kritik. Wenn ihr mir paar Tipps geben könntet wäre ich euch auch ziemlich dankbar.

Ui, und das ist schon die korrigierte Fassung? :shy: Unbedingt die KOmmata-Regeln anschauen, da fehlen einige. Und lass das mit dem großen Er, das ist nur Ihm *nach oben zeig* vorbehalten.

Ach ja: Willkommen auf kg.de :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Oskar von Grau, willkommen auf KG.de!

Leider ist die Fehlerdichte in Deinem Erstling so hoch, daß er aus Alltag ins Korrekturcenter verschoben wurde.

Hier hast Du Zeit und Ruhe, Rechtschreibung und Interpunktion gründlich zu überarbeiten.

Bei Fragen zur Korrektur kannst Du Dich per pn an mich oder Tserk wenden. Wenn die Geschichte fehlerfrei ist, verschieben wir sie zurück in die Ursprungsrubrik.

Viel Erfolg!
Makita.

 

Vielen dank :)
Hatte gestern keine Zeit mehr mich ausführlich damit zu beschäftigen.
Mache mich aber jetzt an die Arbeit.

 

Hallo Oskar,

das ging ja schnell, als Belohnung muss es eine Kritik geben.

Wenn ich das richtig verstehe, ist der Erzähler auf einem Konzert (wg. der 90 Minuten, der Musik, der Masse). Den religiösen Zug, den du dem Ganzen verpasst, finde ich als Idee sehr gut. Auch dieses Alleinsein in der Masse, was nichts Revolutionäres ist, aber trotzdem ein starkes Motiv ist. Darum geht es auch, mal will der Erzähler Teil des „Kollektivs“ sein, mal reicht das nicht und er sucht nach mehr Sinn bei dem Mädchen. Vielleicht ist das der Fehler. :) Dann lösen sie sich beide wieder im Kollektiv auf (Drogen etc.), um sich dann wieder als Einzelne zu begegnen. Das Problem ist, dass diese er-sie-Begegnung irgendwie schwächelt im Text. Sicher muss es nicht immer um die große Liebe gehen, aber es passiert da irgendwie nichts, das einen Eindruck hinterlässt, nicht mal die Belanglosigkeit. Heißt, wenn ein Text über Sinnleere Eindruck auf den Leser machen soll, reicht die Beschreibung von Sinnlosigkeit nicht. Mir fehlt da ein Bruch, ein starker Moment zwischen den beiden.

Er grinste, als er darüber nachdachte. Der getrocknete Schweiß und der Staub der Tanzfläche machten ihn noch brauner, als er eigentlich war. Ja, eine Dusche war eine gute Idee. Auf dem Weg dorthin schwiegen beide. Er genoss das Gefühl, etwas zu verlieren.
Irgendwie denkt man da, dass es gleich ein paar Meter weiter von der Tanzfläche Duschkabinen gibt …

Der Satz „Er genoss das Gefühl, etwas zu verlieren.“ ist übrigens stark. Nur ist es irgendwie da seltsam – meint er das Mädchen oder den Dreck oder die Zeit ..., man weiß es nicht so ganz.

Dort saß sie, schaute zu ihm auf und fragte: „Warum hast du mich nicht gegrüßt?“
Er merkte, dass er keine Antwort brauchte, sondern eine Frage.
Das hab ich nicht kapiert.


Willkommen hier!

Kasimir

 

Wenn ich das richtig verstehe, ist der Erzähler auf einem Konzert (wg. der 90 Minuten, der Musik, der Masse).

Nein :) wie geschrieben: "Der Dritte Tag brach an", handelt es sich um ein Musikfestival das über mehrere Tage läuft(da gibt es auch Duschen :)).

Ja, die oberflächliche Darstellung der Beziehung zwischen dem Mädchen und ihm fiel mir auch später auf.
Die Frage muss ich noch ändern in :"Warum hast du nichts gesagt?".
Wie du bemerkt hast ist der Erzähler in einem Hin - und Her zwischen der gleichschaltenden Masse (dem Kollektiv) und dem Mädchen.
Ich wollte es so darstellen, dass er in einem Zwiespalt gefangen wird. Die Begegnung mit dem Mädchen stellte seine bisherige Lebensführung infrage:
Was war der Grund für das alles? Warum tut er sich das an? und die wichtigste Frage ist: "Macht mich das glücklich?".
Das alles wurde für ihn geklärt mit ihrer Frage, denn er hatte Instinktiv gehandelt und somit für sich eine Antwort gefunden.

Entschuldigt wenn es etwas chaotisch klingt, aber mein erster Text hatte soviel zu verarbeiten, dass ich zu viele Dinge angerissen habe und nicht zum Ende verarbeitet habe.

Aber Danke :)

 

Hey Oskar von Grau,

Entschuldigt wenn es etwas chaotisch klingt, aber mein erster Text hatte soviel zu verarbeiten, dass ich zu viele Dinge angerissen habe und nicht zum Ende verarbeitet habe.

Jo. Entschuldigt und chaotisch. Beides :D


Der dritte Tag brach an.

Solche Sätze am Anfang ins Leere laufen zu lassen ist unschön. Weil ich dann schon nach dem ersten Satz denke - oh ja, jetzt muss ich mir wieder als Leser ausmalen: der dritte Tag von was? Der Erschaffung der Welt? Der dritte Tag als Nichtraucher? Der dritte Tag, nachdem ich mir den Knöchel verstaucht habe?

Alles war wie die Tage davor: Es war unerträglich heiß im Zelt, Hunger und Durst trieben ihn raus, der Bass dröhnte.

Und aus diesen Zeilen puzzle ich mir dann ein Festival zusammen oder ganz was anderes. Ein Jugendcamp, ein - was weiß ich. Im Idealfall denk ich an ein Festival ;).

Warum nicht gleich die Karten auf den Tisch? Hier Leser, ich erzähl ne Geschichte über ein Festival. Wer-Wo-Was. Das will Leser schon wissen.
Beschreibe doch das Aufwachen ein bisschen genauer. Schau hin, was Dein Held tut; was er sieht, hört, spürt und schreib das auf. Gönne Dir ein paar mehr Zeilen und Details.

Der dritte Morgen begann wie der Zweite und der Erste, in der Schlange vor dem Dixiklo. Die Sonne verbrannte alles, was sich ihr in den Weg stellte, Bässe flogen durch die Luft, verschlafene Gestalten wandelten zwischen den Zelten umher, die ersten Bierflaschen wurden durchgereicht.

Hier hab ich ein eindeutiges Bild eines Festivalmorgens, einfach, weil ein paar mehr Details drin sind. Nur damit Du siehst, wie wichtig die sind.

Jeder hatte etwas zu erzählen und jeder erzählte es,

Bis zum Komma ist das ein toller Satz! Danach greift der wertende Erzähler ein und immer wenn dieser erklärende Erzähler dazwischenfunkt, mag ich die Geschichte nicht mehr. Ich möchte es erleben, dabei sein und nicht so altklug berichtet bekommen.

Für neunzig Minuten, für fünftausendvierhundert Sekunden waren diese Prototypen von Mensch ein Organismus, der (die Fesseln des Denkens ablegte), sich (den Endorphinen und) dem Rausch der Musik hingab.

Kürzer ist oft intensiver. Schau mal, ob Du das in den Klammer wirklich brauchst.

Nichts war mehr von Bedeutung. Zeit, Realität, Gott – nur das Kollektiv und das Gebetskauderwelsch aus den Boxen.

Auch wieder diese - ich erzähl dir was - Stimme.

Er nahm ihre Blicke wahr und sie seinen. Glücksgefühle wurden freigesetzt mit jeder Berührung, mit jedem Kuss.

Und jetzt, Farbwechsel auf rosa :). Schreib mal mit weniger Plüsch. Glücksgefühle - ich bitte Dich - wie das schon klingt. Versuch mal, das Wort zu singen. Das erstickt jede Satzmelodie, das macht alles tot.

Und so weiter. Dein Text ist wirklich erstaunlich. An manchen Stellen ist er echt stark und an anderen scheint der Autor überfordert. Da habe ich das Gefühl, Du willst mir den Sinn des Lebens daherphilosophieren. Dann übergibst Du an Deinen Erzähler, und der ist echt altbacken. Hab Deine Figuren lieb, vertrau ihnen, dass sie die Geschichte erzählen, lass mich zugucken was die treiben und ich versteh die schon. Dieses "gemeinsam alleinsein" ist ja tolles Thema, das setting auf einem Festival perfekt gewählt und auch der Plot, das Ding mit dem Mädchen. Von der Anlage her, eine feine Geschichte, nur in der Ausführung etwas, wie sagtest du - chaotisch ;).

Ja. Das war so mein Zeug, was ich so denke und mir wünschen würde. Aber eben ich, und ich bin nicht Du, also denk über das nach, was Dir zusagt, den Rest kannst du verschenken ;).

Dir viel Spaß noch hier. Werf Dich auch unter die Kommentierenden, das bringt nur Vorteile.

Beste Grüße Fliege

 

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