Hallo Cola!
Naja das ist halt schwarzer Humor, den mag halt nicht jeder, ich finde auch nicht, das man jetzt besonders kompliziert schreiben muß(überhaupt in dieser rubrik).
Ich steh auf schwarzen Humor, aber den finde ich leider nicht in Deiner Geschichte. Gerade ein paar Gramm davon in den letzten Zeilen, was aber durch die umständliche Formulierung fast untergeht:
Und so hatte sich das tägliche "In aller Früh Herumgelaufe" für Simon doch nochmal ausgezahlt, warmen selbst-gemachten Kaffee, davon konnte er zu Hause nur träumen.
Wenn Du zum Beispiel statt dem ganzen Satz einfach nur Simon sagen ließest: »Endlich mal ein richtiger Kaffe. Sowas gibt´s ja bei mir zu Hause gar nicht. Und wie geht´s Ihnen sonst so?« … dann würde glaub ich das ankommen, was Du sagen willst.
Ich meine, Humor ist es schon auf eine gewisse Art, nur halt kein schwarzer und auch nicht der, auf den ich steh, was aber nix macht. Würde ich auf den Humor stehen, würde mir die Geschichte trotzdem noch nicht gefallen, wegen den umständlichen Formulierungen und den laufenden Wiederholungen.
Insgesamt ist mir persönlich die Geschichte zu sehr ins Unglaubwürdige gezogen. Klar, wenn man schwarzen Humor schreiben will, muß man ein wenig überziehen und überzeichnen. Aber das ist dann doch schon ein bisserl viel, daß er die Leiche geschultert durch die Stadt trägt – mal ganz abgesehen vom Gewicht, wird die Stadt wohl doch nicht so ganz ausgestorben sein, auch wenn Du durch stetiges Draufhinweisen versuchst, den Leser glauben zu machen, daß er ganz alleine sei und ganz bestimmt niemand da ist.
Aber eigentlich finde ich, Du machst Dir Deine Geschichte schon mit dem ersten Satz kaputt. Mit…
Es war im Morgengrauen, als Simon durch die Büsche flitzte,
…baust Du Spannung auf: Jemand flitzt im Morgengrauen durch die Büsche. (Und da Du Wiener(in?) bist, weißt Du auch, welche Assoziationen man noch mit Flitzen verbinden kann…

)
Und im selben Satz baust Du sie auch gleich wieder ab:
doch nicht weil er ein Plätzchen suchte um sein Geschäft zu verrichten, sondern da es eines seiner Laster war in aller Früh laufen zu gehen.
Und warum ist es eigentlich ein Laster, in der Früh zu laufen? Also, ich meine: Hat das mit der Geschichte was zu tun?
"laufen zu gehen" ist übrigens auch nicht optimal, "zu laufen" wäre einfacher.
Auf den Straßen war um diese Uhrzeit sonst keine Menschen Seele zu sehen. Plötzlich stockte Simon der Atem und er fiel zu Boden und dann folgte ein Schrei, ein langer, lauter Schrei, doch Keiner konnte ihn sehen und Niemand hat es gesehen.
Im ersten Satz erfahre ich, daß keine Menschenseele zu sehen ist, am Schluß erzählst Du mir nocheinmal, daß keiner ihn sehen konnte
und niemand es gesehen hat. Also eigentlich erzählst Du das dreimal.
„um diese Uhrzeit“ könntest Du ruhig streichen, es ist ja eben gerade diese Uhrzeit und keine andere. Wenn Du bereits im ersten Satz von Morgengrauen sprichst, ist dem Leser klar, daß der nachfolgende Satz vermutlich ebenso zu dieser Zeit spielt.
Was ich aber nicht so ganz klar finde: Woraufhin stockt ihm der Atem? Warum fällt er zu Boden? Wer schreit überhaupt, er? Und was schreit er? „Aah!“ oder „Oh!“, oder schreit er doch vielleicht „Hilfe!“?
Der Schrei wird auch nicht länger, indem Du versuchst, den Text zu dehnen (ein Schrei, ein langer lauter Schrei), sondern, indem Du ihn beschreibst. War er vielleicht so lang, daß die Luft einer normalen Lunge schon längst hätte erschöpft sein müssen oder sind vielleicht zwei, drei Sekunden schon lang? Ich weiß nicht, was für Dich „lang“ ist, das ist ein dehnbarer Begriff.
Neben Simon lag der Körper einer jungen Frau, ihr Gesicht war lieblich doch sehr blas, überhaupt um die Nase, doch das war Simon jetzt auch. Sie war aufjedenfall um einiges jünger als er, so um die Ende Zwanzig. Doch sie hatte einen kleinen Markel im Gesicht, es sah aus wie ein Einschussloch und Simon musste kein Genie sein um zu erkennen:"Diese Frau ist tot." Simon dachte lange nach, was er nun anstellen sollte, es war ja Niemand ausser ihm da.
„so um die Ende Zwanzig“: entweder „so um die Zwanzig“ oder „so Ende Zwanzig“ – Ende Zwanzig ist für sich schon nur eine ungenaue Angabe, da braucht es kein „um“. Abgesehen davon bin ich der Meinung, daß es reichen müßte, eine Altersangabe zu machen. Du erzählst einmal, daß sie jung ist, und dann, daß sie Ende Zwanzig und jünger als der Protagonist ist.
Was ich mir schwer vorstellen kann, ist, wie eine Frau mit Einschussloch mitten im Gesicht „lieblich“ aussehen kann – aber vielleicht sehen das Männer ja anders, ähm.

Ich hatte zwar nicht vor, Dir jetzt Rechtschreibfehler aufzuzählen, wo Du die Geschichte (hoffentlich) noch stilistisch überarbeiten willst, aber daß die „Menschenseele“ (von oben) zusammengeschrieben gehört und der „Makel“ kein r hat, sag ich Dir jetzt gleich. ;-)
Warum erzählst Du uns jetzt noch einmal, daß niemand sonst da ist?

Ich denke, wenn Du es nicht so oft erwähnst, dann macht man sich auch weniger Gedanken darüber, ob das tatsächlich so sein kann, daß in einer Stadt niemand einen Mann sieht, der mit einer geschulterten Leiche herumspaziert. Es reicht die Erwähnung am Anfang und bevor er mit der Leiche losgeht wirft er vielleicht noch einen verstohlenen Blick in alle Richtungen, hm?
„musste kein Genie sein um zu erkennen“ würd ich rausnehmen, diese Erklärungen des Erzählers kommen nicht so gut. Immer besser die Szene beschreiben, er könnte hinschauen und wieder wegschauen, tief Luft holen und langsam die Augen wieder zu ihr drehen, prüfend, dann „Diese Frau ist tot.“
Er durchsuchte die Jeans der hübschen(war sie zu Lebzeiten sicher einmal) Unbekannten
Ähm, darüber, daß sie hübsch ist, hast Du uns schon berichtet. Ich glaube, es geht dem Protagonisten hier auch weniger darum, daß sie hübsch ist, sondern darum, daß er etwas findet. „Hektisch durchsucht er die Hosentaschen der Unbekannten“, zum Beispiel.
und ihre Adresse( die ich aus verschiedenen Gründen nicht nennen werde)
Gut so, wäre auch nicht relevant für die Geschichte, niemand fragt danach: Adresse
.
Er packte sie auf den Rücken und machte sich auf den Weg. Nach einigen Metern kam er schon ins Schwitzen
Das glaub ich, daß er da schwitzt. Ein Zementsack hat 50 kg und den schleppen Bauarbeiter nicht gern – die Frau wird wohl mindestens so viel Gewicht haben, also muß Dein Protagonist ganz schön muskelbepackt sein. Umso mehr frage ich mich, warum am Anfang steht, daß Laufen sein Laster sei. Wenn ich ihn mir so vorstelle, kann das Laufen höchstens eine Aufwärmübung sein…
und heimlich betete er auch, dass ihn nur niemand sehen würde.
Wirklich? ;-)
Das sie tot war würden sie nicht merken, nur dass sie hübsch war
Über so ein Einschußloch schaut man heutzutage ja schnell hinweg, wo doch sowieso alle gepierct sind. Das ist vermutlich die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Weit samma kumma, weit hammas brocht…
und ehrlich gesagt, wäre hätte sie nicht so hübsch ausgesehen, würde sie wahrschenlich noch immer im Park liegen.
Ist sie jetzt noch hübscher oder meinst Du das selbe wie vorhin? ;-)
So, da hör ich jetzt auf. Ich hoffe, ich konnte Dir ein paar Schwächen Deiner Geschichte aufzeigen, mit denen Du was anfangen kannst. :-)
Liebe Grüße,
Susi 
PS.:
ABer für die wiener und wienerinnen: wenn man den namen "Bina Leich" im dialekt ausspricht, fin ich das schon witzig *g* (naja auch wenn ich die einige bin)
Ähm, naja. ;-)
Sowas zieht halt in einer normal-deutschen Geschichte nicht. Da müßtest Du Mundart schreiben, da haben wir auch eine Rubrik dafür. :-)