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Im Nebel ist es auch ganz schön

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31.01.2016
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Im Nebel ist es auch ganz schön

Als ich das Kleid in der Boutique endlich anprobiere, mich vor dem Spiegel und den Augen der Verkäuferin betrachte, hin- und herschaukle wie ein schüchternes, kleines Mädchen, das im Sonntagskleid ein Gedicht aufsagen möchte, bin ich mir sicher, dass ich darin ausgehen werde.
Schon vor einigen Tagen ist es mir im Schaufenster aufgefallen, als es dekoriert wurde. Schwarz mit weißen Punkten. Diese Kombination macht Sinn in meinem Leben. Dunkler, trister Alltag mit kleinen highlights.
Es ist wie für mich gemacht, behauptet eine weitere Kundin mit Nachdruck, die ebenfalls ein Kleid gewählt hat, es würde die Zartheit meiner Silhouette unterstreichen, meine tollen Beine betonen, sogar meinen Charakter. Soviel erwarte ich dagegen gar nicht von dem Kleid. Die Verkäuferin, selbst etwas stabiler gebaut und älter als wir beide zusammen, fühlt sich verpflichtet auch etwas dazu zu sagen und spricht von Präsenz und Ausstrahlung. Und da ich beide Aussagen als Kompliment auffasse, kaufe ich es, obwohl ich das Geld dafür sicher nicht übrig habe.
Ich will in dem Kleid tanzen. Einfach zu irgendeiner Musik tanzen, mit geschlossenen Augen, ohne nachzudenken, solange, bis ich müde werde, verschwitzt und außer Atem im stroboskopischem Licht irgendeines überhitzten Clubs, in einer Menge von Menschen, die vielleicht ähnlich fühlen wie ich. Vielleicht gehe ich anschließend nicht nach Hause, sondern verbringe die Nacht in den Armen eines Mannes, dem ich nie zuvor begegnet bin. Zu dem mich die pure Lust führt.
Hier vor dem Spiegel im Wohnzimmer, den gesamten Rahmen habe ich mit Postkarten behängt und mein eigenes Spiegelbild eingerahmt, bin ich mir nicht mehr sicher, in diesem Kleid auszugehen. Die Karten zeigen Pina Bausch und Nureyew, die ich bewundere, dazwischen auch die mit der Skyline von New York und die Opèra Garnier in Paris, das Neue Nationaltheater in Tokyo, Städte, die ich unbedingt besuchen möchte, auch alte Tickets der Staatsoper hängen daran - wenn Mama mich besuchte, gingen wir regelmäßig in Ballettaufführungen - und zwischen all den Postkarten die Fotografien meiner Kindheit und Jugend, aufgenommen von meiner Mutter in der Ballettschule in Oldenburg. Ich lächle auf jedem der Fotos und präsentiere mich mit stolzgeschwellter Brust.
Den Umzug hierher nach Berlin finanzierte Mama voller Hoffnung auf die Karriere ihre einzigen Tochter. Sie war nach Deutschland emigriert und hat den Aufstieg zur Primaballerina beendet als ich unterwegs war. Das Übliche.
Ich habe lange nicht mit ihr telefoniert.

Ich ziehe meinen Körper vor dem Spiegelbild zusammen, mache mich klein und man könnte meinen, der feine Stoff berührt die Haut nicht überall dort, wo er ihn bedeckt, als wäre das Kleid zu kalt oder heiß und unangenehm zu tragen. Hier in meiner kleinen Wohnung sehe ich keine Präsenz und die Zartheit sieht eher nach Magerkeit aus. Das Kerzenlicht im Raum wirft seltsame Schatten in mein Gesicht; ich sehe zudem älter aus als ich bin.
Mit einer schnellen Bewegung wende ich mich in einer Pirouette vom Spiegel ab, greife zu den Kopfhörern, setze sie auf, schließe die Augen und beginne zu tanzen. Dabei definiere ich keine Figuren, es geht mir nicht darum, wie ich mich bewege, ich will nur tänzerisch ausdrücken, was mich bewegt. Hier und jetzt. Tief von innen heraus. Es geht auch nicht um Antworten, es geht nur um Gefühle. Es könnte das Gefühl von Freiheit sein. Vielleicht geht es auch um Sehnsucht nach einer Zukunft, die verborgen bleibt. Ich werde überflutet von Gefühlen wie der Leipziger Platz vom Sommerregen, nach diesen schwülen Tagen.
Es geht um mein Leben als Tänzerin, auf Reisen zu sein, umgeben von Musikern und Künstlern, genau das zu tun, was mich glücklich machen kann seit ich als Kind davon träumte. Ich lasse all die Fragen, die mir in Form von Worten in diesem Augenblick in den Kopf schießen, unbeantwortet weiter ziehen und tanze, tanze, tanze. Alle Möglichkeiten liegen im Nebel. Das Leben bleibt darin verborgen.
Aber in dieser Nacht will ich gar nicht denken, ich will tanzen, nicht funktionieren, den Kopf leer lassen.
Mein Körper schwingt und dreht sich rhythmisch zu den Tönen, die ich höre, wie von selbst. Meine Beine kennen die Bewegungen. Sie strecken sich von ganz allein, schnellen über den Kopf, die Arabeske funktioniert automatisch. Ich verschwende keine Zeit damit, zu überlegen, was schief gelaufen ist und ab wann, an welcher Stelle in meinem Leben sich alles neu sortierte und wie es dazu kommen konnte. Ich spüre hier und jetzt Glück. Es kriecht in jede Faser meiner Muskeln, wärmt und wühlt mich auf.
Doch mit einem Mal ist etwas anders und ich öffne abrupt die Augen, stehe still. Es reißt in einem Muskel der linken Wade. Ich massiere sie hastig.
Rudi steht im Türrahmen. Er sieht so klein aus in dem großen Pyjama seines Papas.
"Wieso tanzt du", fragt er müde mit rauer Stimme und reibt sich die Augen. Ich fühle mich nicht in der Lage, ihm das zu erklären.
"Wieso tanzt du nicht?"
Ich springe mit einem großen Satz auf ihn zu, wie die Enge des Zimmers und der Schmerz im Bein es eben zulassen, die Kopfhörer fallen zu Boden. Ich ignoriere beides, einige Fasern werden gerissen sein und umfasse Rudis Körper, wirbel' mit ihm durch das Zimmer. Dabei spielt es keine Rolle, dass die alte Uhr von Mama, die an der Wand hängt, kurz nach drei Uhr am Morgen anzeigt. Sie geht sowieso vor. Ich will der Zeit wenigstens heute Nacht nicht nachjagen.
Rudi lacht und ist ganz verschlafen und wunderbar warm, duftet sauber und ein bisschen nach Sand, hält mich fest umschlungen und sieht mich leicht verunsichert an, wodurch er seinem Papa sehr ähnelt. Seine Augen sind dunkel und scheu, und er blickt immer etwas unschlüssig, als hätte er ständig Entscheidungen zu treffen. Ich bemerke die Träne erst nicht, die mir über die Nase rinnt und an der Spitze hängenbleibt. Mein Atem geht schwer.
"Und warum bist du traurig, wenn du tanzt?" Der Kleine ist sichtlich verwirrt. Er nimmt die Träne mit seinem Zeigefinger auf. Etwas wie ein Lachen huscht aus meiner Kehle. Ich schüttle den Kopf und meine Haare streifen Rudis Gesicht und er schüttelt auch den Kopf, seine Haare sind dunkler, zusammen sehen sie aus wie Mamas berühmter Marmorkuchen und wir lachen, lassen unsere Haare ineinander wehen.
"Vita!", rufe ich, weil das deutsche Wort mir zu dramatisch klingt. Immer wieder sage ich es, immer lauter und höre nicht auf, mich mit schüttelndem Kopf und dem Kleinen auf dem Arm durch das Zimmer zu drehen, bis wir beide zu Boden sinken. Dort unten ist nur noch unser beider Atem hörbar, schnell und stoßweise und das Ticken der Uhr. Frau Schmidtke von nebenan klopft an die Wand. Wahrscheinlich ist es ihr zu heiß für einen tiefen Schlaf.
"Ich hab Hunger." Rudi ist klein für seine sieben Jahre und immer hungrig.
Ich stehe auf und öffne die Balkontür. Die warme Luft der Stadt, die ein bißchen nach Gummi und Lindenblüten riecht, streift meinen verschwitzen Körper und verursacht eine Gänsehaut.
"Weißt du was? Du weckst jetzt Pina und ich besorge uns was zu essen", flüstere ich geheimnisvoll, indem ich mich auf Augenhöhe hocke. Rudi nickt andächtig mit großen Augen, erhofft sich vermutlich ein großes Abenteuer und flitzt ins Kinderzimmer, das er mit seiner kleinen Schwester teilt.
Als er kurze Zeit später mit dem schlaftrunkenen Mädchen an der Hand zurückkommt, habe ich den Boden des Balkons in eine große Schlafstätte verwandelt. Überall liegen Kissen und Decken verteilt, die ich aus der Wohnung in Eile zusammengesucht habe. Meine Erregung, gepaart mit Müdigkeit und dem noch währenden Glücksgefühl lassen mich nicht zur Ruhe kommen. Die Lichterkette brennt sowieso das ganze Jahr über am Geländer und das Windlicht an der Wand habe ich ebenfalls entzündet. Pina plumpst augenblicklich wortlos zu Boden, kuschelt sich ein und drückt ihr Stofftier, das sie mitgebracht hat, fest an sich. Vermutlich ist sie gar nicht richtig wach geworden und weiß morgen früh überhaupt nicht, wie sie auf den Balkon gekommen ist.
"Ihr beide seid jetzt mein Leben", flüstere ich und überreiche Rudi einen langen Löffel, als wäre es ein Orden. Der versteht nicht, entdeckt dann aber den großen Eisbecher zwischen uns und kann sein Glück gar nicht fassen. Das gesamte Gesicht scheint zu leuchten, als er sich gierig auf die Eiscreme stürzt.
"Ich werde nicht weglaufen." Ich spreche ganz leise, um Pina nicht zu wecken. Dabei lutsche ich das Eis vom Löffel und blicke in den Nachthimmel, der sich bereits blau-lila verfärbt. Der Morgen naht schon. Ich mag überhaupt kein Erdbeereis.
"Möglich, dass ich alles will und immer zu viel. Es ist nicht leicht", flüstere ich eher zu mir selbst.
Unsere Löffel klappern im Eiskarton aneinander und es entsteht ein "Löffelkampf", den Rudi auch nachts gewinnt.
"Aber wer will schon ein leichtes Leben. Das ist eh langweilig." Ich kann mich selbst kaum hören.
Rudi schaut dennoch erschrocken bei dem Wort 'langweilig' auf und wir sehen uns an und lächeln beide. Jetzt sieht er aus wie ich auf einem Foto am Spiegel. Glücklich und erschöpft. Ich zwinkere ihm zu. Dann taucht er augenblicklich wieder den Löffel in die süße, kalte Masse vor seinen Füßen.
"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette. Carolin im Glück." Da muss ich selbst lachen.
"Wie Omas Perlenkette?"
"Ja. Wie die. Und das hier", ich schaue mich in unserem kleinen Zuhause um, "ist alles was wir gerade haben. Es lebt ja keiner in der Vergangenheit oder in der Zukunft." Ich vergesse, dass Rudi mich hört.
Mein Blick schweift weit über die Dächer der Stadt, in der meine Träume wohl noch irgendwo umherschwirren, wie kleine Gespenster.
"Und hier gibt's Eis!" Rudi strahlt immer noch. Nächtliches Eis scheint um einiges besser zu sein als das tagsüber.
"Es wäre echt schön, wenn das Leben wie Tanz wäre. Im Tanz ist alles klar und logisch, hat Struktur." Ich streiche über das weiche Haar meines Sohnes.
Rudi hat sich bereits neben seine Schwester gelegt und ich decke beide zu, betrachte die kleinen, entspannten Gesichter der Kinder.
Ich will so viel. Jeden verdammten Tag. Und es endet immer damit, dass ich viel zu wenig mache.
Ich treffe kaum noch alte Freunde. Verbringe dagegen viel Zeit mit Müttern und Vätern. Ich schlafe beim Lesen ein und komme nicht ins Kino oder ins Museum. Angry Birds und die Dinosaurier-Ausstellung im Naturkundemuseum zählen nicht mit.
Früher dachte ich immer, das Leben geht irgendwann los, quasi von selbst. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert.

Erst jetzt merke ich, dass ich mich beruhigt habe.
"Ich hab keine Ahnung, was aus mir werden soll."
Ich nehme einen großen Schluck aus der Wasserflasche, die noch vom heutigen Mittagessen auf dem Balkon stehengeblieben und somit ziemlich warm ist, beschließe gleich Morgen Carlo anzurufen und ihm einen ganzen Tag mit seinen Kindern schmackhaft zu machen. Vielleicht mit Übernachtung.
"Du bist doch schon was. Du bist doch Mama", nuschelt Rudi mit geschlossenen Augen in meine Gedanken hinein. Ich küsse seine Stirn. Die ist auch klebrig, an seinen Fingern hängen Fusseln von der Wolldecke und vor dem Haus, unten auf der Straße, fahren die ersten Nachbarn im Morgendunst zur Arbeit.

 

Hej wieselmaus, bernadette, Fliege und alle, die es interessieren könnte,

mit euren guten Ratschlägen im Kopf habe ich etwas an der Geschichte herumgewerkelt und dachte, es würde euch freuen zu lesen, dass ich versucht habe, umzusetzen, was ich verstanden habe.

Einen fröhlichen Rosenmontag wünscht Kanji

 

Liebe Kanji,

da hast du nun das Skalpell genommen und gnadenlos operiert.

Ich will ehrlich sein. Ich hatte an der ersten Fassung nicht so viel auszusetzen, dass ich so eine Radikalkur für nötig hielt. Natürlich ist es vom Handwerklichen her eine Verbesserung, den Plot deutlicher herauszuarbeiten. Ich denke, dies kommt dem derzeit bevorzugten Erzählstil entgegen, macht das Lesen einfacher, weil es weniger zum Stolpern gibt. Für mich ist aber das, was dich auszeichnet, das Schwebende, Geheimnisvolle, Aparte auf der Strecke geblieben oder zumindest sehr in den Hintergrund getreten.

Das ist völlig subjektiv, hat gar nichts mit Können zu tun, sondern mehr mit meinem Geschmack.

Der entscheidende Punkt ist: Wenn du dich wohlfühlst mit den Veränderungen, wenn du einen Fortschritt spürst und dich darüber freust, dann hast du alles richtig gemacht. Denn letztlich schreiben wir für uns, weil es eine fabelhafte Möglichkkeit ist, uns selbst zu begegnen.

Herzlichst und immer interessiert
wieselmaus

 
Zuletzt bearbeitet:

Ach, liebe wieselmaus,

was soll's: zum Probieren, operieren bin ich ja hier. Vielleicht muss ich erst das Handwerk lernen, um einen eigenen Ton zu entwickeln.

Für mich ist aber das, was dich auszeichnet, das Schwebende, Geheimnisvolle, Aparte auf der Strecke geblieben oder zumindest sehr in den Hintergrund getreten.

Das ist bemerkenswert und ich hoffe, es ist so sehr ein Teil von mir, wie meine Augenfarbe, dass es gar nicht verloren gehen kann. Denn was dir aufgefallen ist, würde mir wirklich sehr gut passen. :D

dies kommt dem derzeit bevorzugten Erzählstil entgegen,

;) In meinen ersten Geschichten, stolperte so mancher Krieger und es kann nicht schaden, wenn ich das übe. Ein Naturtalent bin ich leider nicht, so muss ich eben arbeiten. Mist. :lol:

Vor einigen Tagen habe ich in der Studentenzeitung eine Kurzgeschichte gelesen, die von einer unfassbaren Leichtigkeit und Sicherheit im Stil geprägt war, dass ich beinahe den Inhalt nicht bemerkt hätte. Wäre Neid nicht so eine miese Eigenschaft, ich wäre es glatt gewesen.

Und so schreibe ich und wurstle mir meine Texte zusammen und habe einen Heidenspass dabei, seitdem ich hier bin. :bounce:

Hab herzlichen Dank für deinen Eindruck und den zartfühlendem Kommentar. :kuss:

Kanji

 

Hey Kanji,

ich finde nicht, dass die Geschichte verschlimmbessert ist. Im Gegenteil. Für mich sind zwei sehr schöne Dinge hinzugekommen. Die klopfende Nachbarin (toll!) und das hier:

Ich ... beschließe gleich Morgen Carlo anzurufen und ihm einen ganzen Tag mit seinen Kindern schmackhaft zu machen. Vielleicht mit Übernachtung.

Oder gab es den Satz schon? Egal. Ich würde das sogar noch verschärfen, nicht schmackhaft machen, sondern ihn dazu verdonnern. Auch sie hat ein Recht auf ihr Leben und manchmal muss man Pflichten auch einfordern.

Was ich nach wie vor nicht mag ist ihr selbstmitleidiges Gerede. Dieses gewollte melodramatische. So redet ja niemand, außer ein Autor.

"Ich werde nicht weglaufen. Nicht vom Leben, nicht von euch."

Wohin denn auch? Der Spruch macht für mich nicht mal Sinn.

Ich mag überhaupt kein Erdbeereis.

Hehe. Mag ich.

"Möglich, dass ich alles will und immer zu viel. Es ist nicht leicht."
"Aber wer will schon ein leichtes Leben. Das ist doch langweilig."
"Als ich jünger war, habe ich wirklich geglaubt, die schönen Momente würden sich wie von selbst aneinanderreihen, zu einer endlosen Kette des Glücks."
... "ist alles was wir gerade haben. Es lebt ja keiner in der Vergangenheit und niemand in der Zukunft."
"Es wäre schön, wenn das Leben wie Tanz wäre. Im Tanz ist alles klar, logisch und strukturiert."
"Ich will so viel. Jeden verdammten Tag. Und es endet immer damit, dass ich viel zu wenig mache."
Ich treffe kaum noch alte Freunde. Verbringe dagegen viel Zeit mit Müttern und Vätern. Ich schlafe beim Lesen ein und komme nicht ins Kino oder ins Museum. Angry Birds und die Dinosaurier-Ausstellung im Naturkundemuseum zählen nicht mit.
"Früher dachte ich immer, das Leben geht irgendwann los, quasi von selbst. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert. Ich bin komplett alleine."
"Ich höre aber nicht auf zu warten, geh' einfach mal weiter vorwärts und weiß noch immer nicht, was aus mir werden soll."

Ja, so redet und denkt niemand. So schreibt man es vielleicht ins Tagebuch. Ich finde es sehr gewollt, wenig natürlich. Aber das bin ich, eine Leserin von vielen und deine Geschichte!

Was ich aber doch noch wirklich anfügen will, überprüfe mal deine Zeilenumbrüche. Am Anfang nach jedem Satz, obwohl sie alle zusammen in einer "Sinneinheit" stehen ;).

Und ja, ich empfinde ausprobieren und rumexperimentieren auch als sehr produktiv. Und es hört nie auf :D.

Schönen Abend Dir!
Fliege

 

Hej Fliege,

Nett, dass du sie nochmal gelesen hast. Hab sicherheitshalber auch gekürzt. ;)

Oder gab es den Satz schon? Egal. Ich würde das sogar noch verschärfen, nicht schmackhaft machen, sondern ihn dazu verdonnern. Auch sie hat ein Recht auf ihr Leben und manchmal muss man Pflichten auch einfordern.

Den Satz mit "Frau Schmidtke" ist wirklich neu. Respekt.
Ich neige auch mehr zu "Krawall" wenn es um Ungerechtigkeiten geht, aber meine Protagonistin neigt zum "Ruhebewahren", die Gute.

Was ich nach wie vor nicht mag ist ihr selbstmitleidiges Gerede. Dieses gewollte melodramatische. So redet ja niemand, außer ein Autor.

Wohin denn auch? Der Spruch macht für mich nicht mal Sinn.

Ganz ehrlich fühlte sich das während des Schreibens gar nicht so an, wie es sich jetzt liest. Ich hatte das Gefühl, dass sie es sagen müsste. Einmal aussprechen, zurückgezogen, isoliert und eine Mutterrolle spielend, wo doch in ihr die Ballerina wohnt. So in etwa ist es entstanden.
Ich möchte den Spruch auch nicht rechtfertigen, aber der Gedanke manifestierte sich, weil sie selbst den Eindruck hatte, der Vater ihrer Kinder würde vom Leben davonlaufen.

Ja, so redet und denkt niemand. So schreibt man es vielleicht ins Tagebuch.

So ist es wohl auch. Sie denkt laut wie ein Tagebucheintrag. :hmm:

Was ich aber doch noch wirklich anfügen will, überprüfe mal deine Zeilenumbrüche.

Mach ich. :)

Und ja, ich empfinde ausprobieren und rumexperimentieren auch als sehr produktiv. Und es hört nie auf .

Das hört sich doch gut an.

Herzlichen Dank für deine Zeit und guten Worte, lieber Gruß, Kanji (ohne Zeilenumbruch)

Hej Bea Milana,

schön, dass du Zeit für mich findest.

Ein kleines bißchen Glück im Alltag – das macht deine Geschichte lesenswert.

So! ;)

Also was könnte man verbessern? Ich fand dazu den Komm von Fliege sehr hilfreich!

Ick ooch. Und vermutlich hast du auch schon die überarbeitete Geschichte gelesen.

Ich habe mir den Spaß gemacht und an deinem Anfang ein wenig experimentiert. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht übel, aber es könnte uns vielleicht einen Unterschied zeigen.

Witzig. Stört mich gar nicht, im Gegenteil. Da bekommt meine Geschichte ein neues Kleid.;)

"Deine Protagonistin" ist schon ziemlich extrovertiert und achtet detailliert auf das Äußere, wohingegen "meine" Protagonistin das Kleid eher symbolisch betrachtet und

Soviel erwarte ich dagegen gar nicht von dem Kleid.
.

Sehnsüchte sind immer gut! Schön geschrieben!

Gell? Das flutscht meist auch.

War" ist ein schwaches Verb. Vielleicht: Wenn meine Mutter mich besuchte, gingen wir regelmäßig zu Balletaufführungen ...

zudem" überflüssig erklärend.

Gefühle wie vom Platzregen" – hört sich für mich merkwürdig an, zumindest habe ich da kein Bild.

Das alles werde ich befummeln.

scheint eine romantische Träumerin zu sein

, ... die Ärmste. :shy:

Aha, weiter oben sagt sie: "Du weckst jetzt Philipine", aber warum sagt sie dort nicht gleich: "Du weckst jetzt Pina."
Manchmal habe ich das Gefühl, du machst es dir zu kompliziert und dann willst du es erklären. Aber Erklärungen und Rechtfertigungen nerven, wenn sie zu geballt daher kommen.

:shy: ich wollte wohl unbedingt zeigen, dass Pina (Bausch) eigentlich Philipine heißt. Unnötig. Aber süß. Kompliziert kann durchaus sein. Wird ja therapeutisch. :lol:

Als Mutter habe ich auch ein wenig ein Problem damit, dass der Siebenjährige seine kleine Schwester mitten in der Nacht wecken soll, nur weil es grad eine schöne Nacht ist.

Sie agiert unter der hohen Anspannung vergangener, angestauter Energie und dem Loslassen der Nacht. Vernünftige Mütter machen das natürlich nicht.

Ich würde den erklärenden Nachsatz "und somit ziemlich warm ist" streichen und das "noch" ebenso.

Ich wünsche Dir viel Spaß am Fummeln .. ich mag das ja total gerne!


Das mach ich. Beides. Eine gute Nacht und herzlichen Dank, Kanji

 

Hi Kanji,

hübsche Geschichte. Da passt ja eigentlich alles. Beim ersten Eindruck hatte ich ja noch das Gefühl, mit dem Rudi käme zu viel Tobi in die Geschichte, will heißen: Mir schien da ein Bruch zu sein, eine ganz ander Stimmeng zu kommen. Das wäre nicht unbedingt schlimm gewesen, aber für diese Geschichte hätte ich es schade gefunden. Nur: stimmt ja gar nicht ...

Den Anfang finde ich jedenfalls perfekt, und wenn ich den vergleiche mit den dankenswerterweise in dem einen oder anderen Kommentar konservierten Vorversionen, dann macht es wirklich Spaß, der Reifung zuzuschauen.


Das ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, doch einen Gedanken wert.
Hier könnte man vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Schnörkel streichen: "Das ist einen Gedanken wert" könnte reichen?!

mit Postkarten behängt und somit mein eigenes Spiegelbild eingerahmt
"Somit" löst bei mir meistens Beamtensprachnalarm aus. Würd ich ersatzlos streichen.

bedruckt mit Personen, die ich bewundere, Tänzerinnen und Tänzer
Tänzern - "Personen, die ich bewundere" könnte vielleicht auch weg. Oder konkreter: wer da hängt?
(Auch die Städte vielleicht konkreter: was zeigen sie von Paris und Tokyo? Muss aber auch nicht, das darf auch im Nebel bleiben.)

präsentiere mich mit stolzgeschwollener Brust.
"stolzgeschwellter, oder?

Meine Mutter hat mich immer unterstützt.
Das klingt so'n bisschen hohl, finde ich, könnte evtl. auch weg.

Den Umzug hierher nach Berlin finanzierte sie voller Hoffnung auf die Karriere ihre einzigen Tochter. Sie emigrierte nach Deutschland und beendete den Aufstieg zur Primaballerina als ich unterwegs war.
Hier würde ich ja im zweiten Satz dann doch mal den Plusquamperfekt setzen. Auf mich würde das dann saueber sortiert wirken, auch wenn man es letztlich versteht, wie es ist.

Sie gab mir den Weg vor, den ich gehen konnte und auch wollte.
Oder hier stattdessen den Satz von oben: "Sie hat mich immer unterstützt"? "Sie gab mir den Weg vor, den ich gehen konnte und auch wollte" überzeugt mich als Satz nicht ganz. Gibt die Mutter den Weg noch vor, wenn die Tochter es wollte? "Sie gab mir den Weg vor" erscheint mir aussagekräftiger, aber das wäre dann mindestens dreideutig, das gefällt dir vielleicht nicht.

Vielleicht geht es auch um Sehnsucht nach einer Zukunft, die verborgen bleibt und um Träume.
"und um Träume" würde ich nicht vermissen, wenn es weg wäre. Sehnsucht und Träume sind in dem Fall doch fast dasselbe. Nur hast du es mit der "Zukunft, die verborgen bleibt" schöner gesagt, schade drum, wenn das im Nachhinein durch das gewöhnlichere Wort abgeschwächt wird.

Es kann unmöglich ein Zufall sein, dass Leben rückwärts Nebel heißt?
Irgendwo muss das hin, zumindest ich wäre nicht von selbst drauf gekommen, den Nebel im Titel rückwärts zu lesen. Aber hier oder in der Form finde ich es eine Spur zu schwülstig. Vielleicht reicht es schon, den Satz zu verschieben, so dass Neben und Nebel nicht unmittelbar aufeinandertreffen.

...

So, Schluss für heute, jetzt ist erstmal wieder was anderes dran.
Gleich kommt Rudi. Eine Möglichkeit wäre auch, die Geschichte mit seinem Auftritt zu beenden. Das würde jedenfalls einen klaren Bogen ergeben: Erst die Träume, dann sieht man, was stattdessen gekommen ist - und inwiefern die Mutter den Weg vorgezeichnet hat. Das melodramatische Selbstgespräch der Protagonistin würde dann elegant wegfallen ... Aber es würde auch was fehlen. Die Szene mit den Kinderchen hat ja schon einiges für sich. Und auch wie die Mama mit dem Jungen spricht - mehr mit sich als mit ihm - finde ich an sich gar nicht unpassend. Aber dazu versuche ich später mal noch was zu sagen.


Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hej erdbeerschorsch,

da freu ich mich, dass du dich mit dem Text befasst, hast du doch ein gutes Gespür dafür, was zu viel ist und sich seltsam anhört und eine feinfühlige Art, das zu sagen. Und so habe ich mich flugs daran gesetzt und deine Vorschläge verarbeitet. Naja, nicht alle. :shy:

Beim ersten Eindruck hatte ich ja noch das Gefühl, mit dem Rudi käme zu viel Tobi in die Geschichte, will heißen: Mir schien da ein Bruch zu sein, eine ganz ander Stimmeng zu kommen.

Ich hatte auch ein bisschen Angst vor Rudi und verbot ihm schnell die Bühne.

Den Anfang finde ich jedenfalls perfekt, und wenn ich den vergleiche mit den dankenswerterweise in dem einen oder anderen Kommentar konservierten Vorversionen, dann macht es wirklich Spaß, der Reifung zuzuschauen.

Das stimmt. Die Tipps der Wortkrieger haben dem Text gut getan. Ich lerne nur beim Machen, hoffe aber nachhaltig und für die Texte, die ich noch schreiben möchte. Das ist in meinem Fall nicht selbstverständlich, man sagt, ich wäre leicht stur. :hmm:

Hier könnte man vielleicht oder vielleicht auch nicht einen Schnörkel streichen: "Das ist einen Gedanken wert" könnte reichen?!

Hab ich.

Somit" löst bei mir meistens Beamtensprachnalarm aus. Würd ich ersatzlos streichen.

Ersatzlos gestrichen.

Tänzern - "Personen, die ich bewundere" könnte vielleicht auch weg. Oder konkreter: wer da hängt?
(Auch die Städte vielleicht konkreter: was zeigen sie von Paris und Tokyo? Muss aber auch nicht, das darf auch im Nebel bleiben.)

Hab ich gemacht - natürlich die Balletthäuser.

stolzgeschwellter, oder?

Stimmt. Geschwollen klingt pathologisch.

Das klingt so'n bisschen hohl, finde ich, könnte evtl. auch weg.

Das bezog sich auf die Mutter und ich habe daraufhin diesbezügliche Stellen kontrolliert und diese Distanz ist wirklich auffällig. Ich habe versucht, das zu lassen.

Hier würde ich ja im zweiten Satz dann doch mal den Plusquamperfekt setzen. Auf mich würde das dann saueber sortiert wirken, auch wenn man es letztlich versteht, wie es ist.

Macht Sinn. Getan.

und um Träume" würde ich nicht vermissen, wenn es weg wäre. Sehnsucht und Träume sind in dem Fall doch fast dasselbe. Nur hast du es mit der "Zukunft, die verborgen bleibt" schöner gesagt, schade drum, wenn das im Nachhinein durch das gewöhnlichere Wort abgeschwächt wird.

Wirklich wahr.

Irgendwo muss das hin, zumindest ich wäre nicht von selbst drauf gekommen, den Nebel im Titel rückwärts zu lesen. Aber hier oder in der Form finde ich es eine Spur zu schwülstig. Vielleicht reicht es schon, den Satz zu verschieben, so dass Neben und Nebel nicht unmittelbar aufeinandertreffen.

Nicht so leicht. Aber es ist netter, es nicht so plump zu sagen. Habe jetzt mal was anderes probiert. So fix aus'm Ärmel. Denke aber noch mal drüber nach.

Gleich kommt Rudi. Eine Möglichkeit wäre auch, die Geschichte mit seinem Auftritt zu beenden. Das würde jedenfalls einen klaren Bogen ergeben: Erst die Träume, dann sieht man, was stattdessen gekommen ist - und inwiefern die Mutter den Weg vorgezeichnet hat. Das melodramatische Selbstgespräch der Protagonistin würde dann elegant wegfallen ... Aber es würde auch was fehlen. Die Szene mit den Kinderchen hat ja schon einiges für sich. Und auch wie die Mama mit dem Jungen spricht - mehr mit sich als mit ihm - finde ich an sich gar nicht unpassend. Aber dazu versuche ich später mal noch was zu sagen.

Nein, lieber erdbeerschorsch, das kriege ich nicht hin. Ich brauche die Szene mit den Kindern. Eine Möglichkeit wäre natürlich, das ganze "Gedenke" vor Rudis Erscheinen einzubauen. Aber um die "beliebte" Balkonszene wäre es schön schade.

Herzlichen Dank für deine Hilfe. Ich freue mich, dass der Text an Qualität gewinnt. Ich hab ihn so gern.,:lol:

Es wäre schon toll, wenn du nochmal später was zu sagen würdest.

Einen schönen Sonntag bis dahin, Kanji

 

Liebe Kanji ,

also vorweg: Die Geschichte hat mir echt gut gefallen. Sie hat so etwas Versöhnliches am Ende. Das ist mein absoluter Lieblingssatz:

"Früher dachte ich immer, das Leben geht irgendwann los, quasi von selbst. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert."
:huldig:

Da hört man die Protagonisten geradezu seufzen.

Ich habe daher nur wenige Kritikpunkte:

Wenn Mama mich besuchte, gingen wir regelmäßig in Ballettaufführungen und mittendrin Fotografien meiner Kindheit und Jugend, aufgenommen von meiner Mutter in der Ballettschule in Oldenburg.

Die beiden Satzteile passen irgendwie nicht zusammen, auch wenn ich sonst die langen Sätze in Ordnung fand.

ich will nur tanzen was mich bewegt.

Mit dem Satz bin ich auch nicht klargekommen. Ich glaube, da fehlt auch ein Kommata. Willst Du damit sagen, dass der Tanz sie bewegt oder das sie etwas tanzen möchte, das sie bewegt? Das war jetzt mindestens genauso kompliziert ausgedrückt. :Pfeif:

Und warum bist du traurig wenn du tanzt?"

Hier fehlt ein Kommata vor dem wenn.

Die Lichterkette brennt sowieso das ganze Jahr über am Geländer und das Windlicht an der Wand habe ich ebenfalls entzündet.

:D Scheinst meinen Balkon zu kennen :D

Schade fand ich auch, dass offenbleibt, warum sie das schwarze Kleid mit den weißen Punkten passend findet und vor allem, ob sie diese Ansicht auch noch am Ende der Geschichte vertritt.

Sodele, ich mache jetzt Abendbrot. Vielen Dank für diese nette Geschichte und die "Langeweile" schaue ich mir auch noch an!

Lieben Gruß
Mädy

 

Liebe Maedy,

wie schön, dich hier zu treffen und herzlichen Dank für deinen Blick.

Sie hat so etwas Versöhnliches am Ende.

Das ist doch auch mal ganz schön, fand ich.

Das ist mein absoluter Lieblingssatz:

:shy: Das mach' ich auch gerne in fremden Texten: Lieblingssätze finden.

Die beiden Satzteile passen irgendwie nicht zusammen, auch wenn ich sonst die langen Sätze in Ordnung fand.

Das habe ich schlampig verkorrigiert. Kümmere ich mich drum.

Mit dem Satz bin ich auch nicht klargekommen. Ich glaube, da fehlt auch ein Kommata. Willst Du damit sagen, dass der Tanz sie bewegt oder das sie etwas tanzen möchte, das sie bewegt? Das war jetzt mindestens genauso kompliziert ausgedrückt.

Nein, gar nicht. Da ging es mir in diesem Absatz so ähnlich wie oben. Sehr nachlässig überflogen beim Korrigieren. Ich werde gewissenhafter nacharbeiten lernen.

Scheinst meinen Balkon zu kennen

Nein. Oder doch? :Pfeif:

Schade fand ich auch, dass offenbleibt, warum sie das schwarze Kleid mit den weißen Punkten passend findet und vor allem, ob sie diese Ansicht auch noch am Ende der Geschichte vertritt.

Das ' ja interessant. Ich habe anfangs darüber nachgedacht, ob ich erkläre, aber da klang es mir im Ohr, dem Leser ruhig zuzutrauen, das zu verzwirbeln. Als das schwere Schwarz mit leichten Aufhellungspunkten als Vergleich zum Alltag mit kleinen Highlights. Wie man s macht ... :shy:

Bald kannst du dein Abendbrot wieder auf dem Balkon einnehmen. ;)

Nochmals danke für deine Eindruck und Hilfe, lieber Gruß, Kanji

 

Die Geschichte wiederholt sich: Die Mutter wurde durch Schwangerschaft der Weg zur Primaballerina verbaut, und der Tochter „passierte“ genau das gleiche – es bleibt nur zu hoffen, dass die kleinen Pina das nicht ausbaden muss.

Es gibt Legionen von verhinderten Weltstars, die entweder ihren Kindern die Schuld dafür geben, oder sie, von Ehrgeiz getrieben, von klein auf darauf drillen, das zu werden, was ihnen selbst versagt geblieben ist. Ich kenne dieses Verhalten in meiner Verwandtschaft, allerdings im sportlichen Bereich: Selbst hat sie es nur zur Kreismeisterin gebracht, aber ihre Tochter musste unter großen Entbehrungen deutsche Meisterin – in der gleichen Sportart! – werden.

Dabei ist die Schwangerschaft oft instinktiv gewollt, wenn frau erkennt, dass sie nicht das Zeug zum Star hat: Damit sie eine Ausrede hat für das „nicht geschafft haben“. (Um nicht missverstanden zu werden: Für die Väter gilt das gleiche.)

Die Prota in dieser Geschichte ist in zweifacher Weise frustriert: Wegen der abgebrochenen Kariere und sexuell. Und was macht eine frustrierte Frau? Kauft sich ein Kleid, das sie sich eigentlich nicht leisten kann, und träumt sich in einen ONS.

So klar und vorhersehbar die Idee, so zwiespältig die Umsetzung. Dazu wurde schon viel gesagt, aber eines will auch ich loswerden: Die Szene mit den Kindern auf dem Balkon ist sehr gut, denn ein bisschen Verrücktheit ist der ehemaligen Balletttänzerin – immerhin einer Künstlerin! – offenbar geblieben. Aber die dort an ihren Sohn gerichteten Sätze sind für einen Siebenjährigen nicht zu verstehen – nur der letzte Satz, auf den er mit „Du bist doch Mama.“ antwortet, geht in Ordnung. Ich meine, die Sätze sind an sich nicht falsch, sie sollten aber nicht als direkte Rede, sondern als Gedanken, als innerer Monolog daher kommen.

Und noch was: Der Titel „Im Nebel ist es auch ganz schön“ gefällt mir gut: Er deutet darauf, dass sich die Prot mit ihrer Lebenssituation abgefunden hat. Es bleibt nur zu hoffen, dass das von Dauer sein wird, denn nichts wäre schlimmer, als wenn sie als Mutter auf Fragen, warum sie ihre Tochter so antreibt, antwortete: „Aber das will sie selbst. Der Tanz ist ihr ein und alles. Frag‘ sie nur!“

 

Hej Dion,

ich freue mich sehr, von dir in dem Text zu lesen. Ich bin sehr dankbar für jeden Hinweis, der meine Geschichte wachsen lässt und verändert. Sie ist ja nicht in Stein gemeißelt. ;)

Die Geschichte wiederholt sich: Die Mutter wurde durch Schwangerschaft der Weg zur Primaballerina verbaut, und der Tochter „passierte“ genau das gleiche – es bleibt nur zu hoffen, dass die kleinen Pina das nicht ausbaden muss.

Das wünsche ich ihr auch. Aber ich denke, die Protagonistin ist geht freier und offener durch ihr Leben. Hier entdeckt sie ja auch, dass Glück überall zu finden ist. Auch im Alltag.

Selbst hat sie es nur zur Kreismeisterin gebracht, aber ihre Tochter musste unter großen Entbehrungen deutsche Meisterin – in der gleichen Sportart! – werden.

Sehr schade, dass man mit einem Erfolg einer Kreismeisterin unzufrieden ist. Die meisten sind ja nicht mal das. Ehrgeiz und Erfolgsdruck weiterzugeben ist große Last und Druck, dessen Kreislauf man unterbrechen muss.

Dabei ist die Schwangerschaft oft instinktiv gewollt, wenn frau erkennt, dass sie nicht das Zeug zum Star hat: Damit sie eine Ausrede hat für das „nicht geschafft haben“. (Um nicht missverstanden zu werden: Für die Väter gilt das gleiche.)

Ich nenne es nicht Instinkt, sondern Unterbewusstsein. Die Frau (oder der Mann ) entscheidet sich unterbewusst für den geeigneteren Lebensweg. Meine Protagonistin könnte immernoch Tanz unterrichten.

Die Prota in dieser Geschichte ist in zweifacher Weise frustriert: Wegen der abgebrochenen Kariere und sexuell. Und was macht eine frustrierte Frau? Kauft sich ein Kleid, das sie sich eigentlich nicht leisten kann, und träumt sich in einen ONS.

Sie ist auch erschöpft von ihrem Alltag, es ist nicht nur Frust. Entbehrungen und wenig Glücksmomente, machen ihren Weg zäh. Naheliegend ist das schnelle, käufliche Glück, das effektiv aber wenig nachhaltig ist: Konsum und Sex.

Aber die dort an ihren Sohn gerichteten Sätze sind für einen Siebenjährigen nicht zu verstehen – nur der letzte Satz, auf den er mit „Du bist doch Mama.“ antwortet, geht in Ordnung. Ich meine, die Sätze sind an sich nicht falsch, sie sollten aber nicht als direkte Rede, sondern als Gedanken, als innerer Monolog daher kommen.

Hier möchte ich wirklich noch einmal nachhaken, um sicher zu gehen, dass das so tatsächlich nicht geht. Wieso kann ich an dieser Stelle meine Protagonistin kein Selbstgespräch führen lassen. Mir erschien das in ihrer emotionalen Situation angemessener als ein stummer Monolog nur für den Leser. :shy:

Und noch was: Der Titel „Im Nebel ist es auch ganz schön“ gefällt mir gut: Er deutet darauf, dass sich die Prot mit ihrer Lebenssituation abgefunden hat.

Danke, dass du das so siehst.

Es bleibt nur zu hoffen, dass das von Dauer sein wird, denn nichts wäre schlimmer, als wenn sie als Mutter auf Fragen, warum sie ihre Tochter so antreibt, antwortete: „Aber das will sie selbst. Der Tanz ist ihr ein und alles. Frag‘ sie nur!“

Ich hoffe wie du, dass die Protagonistin offen bleibt und wahren Auges sieht, was ihre Kinder ausmacht, deren Wünsche, Talente wahrnimmt und unterstützt.

Es war mir eine große Freude erneut mit dir gemeinsam über diesen Text nachzudenken. Vielleicht hast du ja Lust, noch einmal auf meine Frage einzugehen.
Hab vielen Dank, auch für dein Lob.

Freundlicher Gruß, Kanji

 

Hier möchte ich wirklich noch einmal nachhaken, um sicher zu gehen, dass das so tatsächlich nicht geht. Wieso kann ich an dieser Stelle meine Protagonistin kein Selbstgespräch führen lassen. Mir erschien das in ihrer emotionalen Situation angemessener als ein stummer Monolog nur für den Leser. :shy:
Es geht um diese Sätze:
"Es wäre echt schön, wenn das Leben wie Tanz wäre. Im Tanz ist alles klar und logisch, hat Struktur."
"Ich will so viel. Jeden verdammten Tag. Und es endet immer damit, dass ich viel zu wenig mache."
"Früher dachte ich immer, das Leben geht irgendwann los, quasi von selbst. Doch die Zeit vergeht und nichts passiert."
Sie werden gesprochen, nicht nur gedacht. Und auf den vierten Satz
"Ich hab keine Ahnung, was aus mir werden soll."
antwortet Rudi korrekt
"Du bist doch schon was. Du bist doch Mama"
Also hat er alle 4 Sätze gehört, weiß aber auf die ersten 3 nicht zu antworten. Das ist jedenfalls mein Eindruck.

Wenn du die ersten 3 Sätze nicht als direkte Rede, sondern nur kursiv hingeschrieben hättest, würden sie als Selbstgespräch durchgehen.

Eine andere Möglichkeit wäre, die ersten 3 Sätze wie für sich zu flüstern, denn vierten aber lauter sprechen, was die Reaktion ihres Sohnes, der sich bereits hingelegt hatte, verständlicher machte. Aber das (Flüstern) müsste irgendwo stehen, sonst denkt der Leser, alle Sätze wären wie zuvor – Stichwort Perlenkette – an ihren Sohn gerichtet.

 

Dion,

Also hat er alle 4 Sätze gehört, weiß aber auf die ersten 3 nicht zu antworten. Das ist jedenfalls mein Eindruck.

So war es gedacht. Rudi isst Eis, ignoriert die Rede seiner Mutter, schnappt hier und da einige Brocken aus (Langeweile, was soll aus mir werden und reagiert einmal mit einem Blick, beim anderen Mal mit der Antwort du bist doch Mama.

Wenn du die ersten 3 Sätze nicht als direkte Rede, sondern nur kursiv hingeschrieben hättest, würden sie als Selbstgespräch durchgehen.

Eine andere Möglichkeit wäre, die ersten 3 Sätze wie für sich zu flüstern, denn vierten aber lauter sprechen, was die Reaktion ihres Sohnes, der sich bereits hingelegt hatte, verständlicher machte. Aber das (Flüstern) müsste irgendwo stehen, sonst denkt der Leser, alle Sätze wären wie zuvor – Stichwort Perlenkette – an ihren Sohn gerichtet.


Wunderbar, das werde ich ausprobieren. Ich war mir der Möglichkeiten nicht bewusst.

Habe recht herzlichen Dank für deine Hilfe und ich wünsche dir ein schönes Wochenende, Kanji

 

Lieber Kanji,

Nochmal gelesen, deine KG ist nun noch besser geworden. Besonders mag ich deine Beschreibungen von Düften und anderen Sinneswahrnehmungen. Auch diese Ungereimtheiten:

Ich mag überhaupt kein Erdbeereis.
drücken so viel aus, was man sonst umständlich erklaren müsste.

Ich ignoriere beides, einige Fasern werden gerissen sein und umfasse Rudis Körper, wirbel' mit ihm durch das Zimmer.
Den Satz würde ich umstellen:
Ich springe mit einem großen Satz auf ihn zu, wie die Enge des Zimmers und der Schmerz im Bein es eben zulassen. Ich ignoriere beides, einige Fasern werden gerissen sein, die Kopfhörer fallen zu Boden.
Ich umfasse Rudis Körper, wirbel' mit ihm durch das Zimmer.

"Möglich, dass ich alles will und immer zu viel. Es ist nicht leicht", flüstere ich zu eher zu mir selbst.
Ein Zu muss weg.

Auch das 2. Mal sehr gerne gelesen.
Lieben Gruß Damaris

 

Hej Damaris,

das ist ganz schön nett, deine Zeit damit zu verbringen, die Geschichte ein weiteres Mal zu lesen.

Und dass dir meine Wahrnehmungsbeschreibungen zusagen, gefällt mir umso mehr. Danke dafür :kuss:

Die Wortwiederholung habe ich gelöscht und die Satzumstellung lass ich mir noch mal im Hirn zergehen.

Vielleicht kannst du dich ja nich irgendwann mit dem Gedanken anfreunden, dass ich weiblich bin. ;)

Noch einen schönen Sonntag und freundlicher Gruß, Kanji

 

Hallo LIEBE! Kanji,
:sealed: das passiert mir leider öfters, sorry! Habe mich schon über den Kuntscher gewundert! Vielleicht sollte ich es einfach immer beim neutralen Hallo als Begrüßung belassen.
Aber das ist es nicht, irgendwie habe ich mir bei deinen Texten immer einen jungen sensitiven Papa vorgestellt, vielleicht aus persönlichen defizitären Gründen. Sieh es als Kompliment. Als Frau bist du mir aber genau so lieb, puh, Kurve gekriegt?
Lieben Gruß Damaris :kuss:

 

Hi, Kanji,

so kann man auch leben, sich durch die Tage treiben lassen, ohne ständig von Ziel zu Ziel zu hetzen, wie von Gipfel zu Gipfel, die sich einfach in nichts auflösen, wenn sie bestiegen wurden. das ist doch anstrengend und lohnt sich nur, wenn einer Spaß am Bergsteigen hat oder Ziele, die man erreichen will, weil sie dem Leben einen Sinn stiften. Ich wundere mich immer mal wieder wie stramm und stoisch manche durch ihr freudloses Leben marschieren, haha, das Gewohnheitstier kennts halt nicht anders. und wenn einer doch mal hält, kommen bald die inneren Cops, verkleiden sich als die Angst was zu verpassen oder manchmal zur Abwechslung auch als Furcht, sein Leben zu verschwenden. aber eigentlich wollen die einen nur weiter den Trampelpfad der Routinen längs treiben, weil Gewohnheitstiere nämlich selbst Gewohnheitstiere sind und die müssen ja nicht allein laufen, wr tragen die auch noch. aber wer ihnen widersteht und einfach stehen bleibt, kommt nicht nur zu sich und zur Ruhe, sondern kann auch beobachten, wie die Gipfel bald anfangen zu schrumpfen, bis die Tage mit der Zeit flach und immer flacher zur Fläche werden.
dann gibt's schon mal Aussichten, und in die beschwört man Erinnerungen und Träume, dann gibt's schöne Dinge zu sehen, und das ist doch schon mal was. kommt mir hübscher vor, als planlos und auf Zwang durch den kapitalistischen Realismus zu hetzen und irren. wer das kann, hat immer eine andere Wahl. Carolin kann ja trotzdem spazieren, essen, shoppen, tanzen und sogar zwei kleine aber sympathische Mitmenschen treffen, mit denen sie rumspacken kann. daran dachte ich bei im Nebel kann's auch schön sein..
wirkt wie ein Text, dessen Form zum Inhalt passt - es gibt keinen Spannungsbogen, der rational vom Anfang zum Ende gespannt wird, sondern einzelne Szenen, die durch Carolins Bewusstsein zur Collage verbunden werden. es könnte jederzeit alles mögliche passieren, weil die Geschichte ihrer Intuition folgt. die Beschreibung ihres Tanzens hat mich an die Geschichte erinnert: "(ich) schliesse die Augen und beginne zu tanzen. Dabei definiere ich keine Figuren, es geht mir nicht darum, wie ich mich bewege, ich will nur tänzerisch ausdrücken, was mich bewegt. Hier und jetzt. Tief von innen heraus. Es geht auch nicht um Antworten, es geht nur um Gefühle. Es könnte das Gefühl von Freiheit sein. Vielleicht geht es auch um Sehnsucht nach einer Zukunft, die verborgen bleibt."

sie behält ihre skizzenhafte, offene Form bis zum Schluss, wo es so eine Art Auflösung oder Pointe gibt, ohne dass sie sich mir dadurch erschließt (ich habs echt nicht gecheckt, dass sie die Mama ist, für mich sind das Nachbarkinder. ich glaube wegen des Umgangs und weil Carolin nicht nur jeden Quatsch mitmacht, sondern die kleinen Dudes auch noch anstiftet. ich spüre hier nichts von dem Gewicht, das Eltern am Boden und auf Kurs hält. Carolin lebt, als wäre sie noch in der Kinderwelt und spielte zwischendurch die Erwachsene nur, um sich im Klamottenladen zu verkleiden oder für die Bande Eiskrem zu besorgen.
der Nebel wirkt ganz anders als deine anderen Texte. voll gut so ne Expedition zu starten, dabei lässt sich mit Glück einiges entdecken und mitnehmen. ich muss gerade aufhören, komm aber noch mal mit der Lupe für Details zurück.

aber erst mal muss ich mit dem Post hier aufholen, 843, Gleichstand :D

bis dann,
Kubus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hej Kubus,

dass du dir Zeit nimmst, auf diese kleine Geschichte zu schauen, rechne ich dir hoch an.
Lustig, so n Gleichstandpost, obwohl du ja schon ewig hier herumstromerst, ich Streber. :shy:

Dein Kommentar allerdings ist literarischer als mein Text, dü Schüft!

daran dachte ich bei im Nebel kann's auch schön sein..

Im Nebel/Leben ist es wie es ist und man muss sich das Schöne darin suchen. Wie im Nieselregen ist alles unklar. Man hat es in der Hand, sich zurechtzufinden.

sie behält ihre skizzenhafte, offene Form bis zum Schluss, wo es so eine Art Auflösung oder Pointe gibt, ohne dass sie sich mir dadurch erschließt

Da hast du wohl recht, Cube. ;) Es ist eine Skizze, aber das ist ja auch nur, eine Sequenz in Carolins nebulösem Leben, immer mit dem Verlangen nach irgendetwas, auch nach ihrer Kindheit vielleicht.
Ich denke viele Mütter spielen Mutter. Sie denken, sie müssen funktionieren und gaukeln ihren Kindern ein Vorbild vor. Oft eines, dass mit ihnen eigentlich nichts zu tun hat, sie verfremden.
Rudi wusste nichts von den Träumen und Sehnsüchten seiner Mutter. Sie versteckte sich im Alltag.
In dieser Nacht eben nicht.

Bis dann, Kanji

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Kanji,

in weiten Teilen habe ich deine Geschichte gerne gelesen, ich finde sie auch stilistisch (inzwischen?) gut. Um mitfühlen zu können muss ich ein paar Jahre zurückgehen ... und kann dann die Protagonistin verstehen - ein bisschen. Denn: 'Angry Birds' zählen. Definitiv :-)!
Vielleicht klinge ich jetzt ziemlich alt, oder altbacken, doch es gibt Zeiten im Leben, da verwirklicht sich das Wirkliche eben im Dasein für Andere. Für die, die in ihr Leben starten und dafür eine Menge 'Proviant' brauchen, der für den Rest ihres Daseins reichen sollte.
Kein Verlust für das eigene Leben, ganz im Gegenteil. Übrigens: So gerne ich meinen Beruf habe, so skeptisch sehe ich den Anspruch, dass sich das eigene Leben in einer beruflichen Biographie verwirklichen könne.
Den Fokus auf Andere als sich selbst zu richten, das ist ja nur eine kurze Weile so. Im Nu gehen Kinder ihre eigenen Wege, man kann dann nicht mehr viel tun für sie als ihnen lächelnd nachzuschauen und Glück zu wünschen. Und schwups hat man - viel schneller als gedacht - wieder Zeit für's Um-sich-selbst-Kreisen, für die eigenen Projekte (zumindest im Normalfall) ...
Oha, jetzt bin ich etwas weit ins Thema allgemein abgedriftet. Konkret zu deiner Geschichte:

Hier vor dem Spiegel im Wohnzimmer, den gesamten Rahmen habe ich mit Postkarten behängt und mein eigenes Spiegelbild eingerahmt, bin ich mir nicht mehr sicher, mit diesem Kleid auszugehen.
Hier würde ich schreiben "... , ob ich mit diesem Kleid wirklich ausgehen werde/möchte."
... schliesse die Augen
schließe
Es reisst in einem Muskel der linken Wade.
reißt
"Du bist doch schon was. Du bist doch Mama",
Genau :-)!
Schön, wie sie dem Alltag durch das Nachteis ein Highlight aufsetzt, vielleicht wäre es noch wichtig, auch eine Eissorte dabei zu haben, die ihr selbst schmeckt. Denn das wieder macht keinen Sinn, die eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen (tut sie ja auch so nicht, dies Highlight ist für sie und ihre Kinder gleichermaßen, also her mit der leckeren Eissorte)- Kinder brauchen schließlich glückliche Mütter und Väter, um selbst glücklich zu werden.

Gern gelesen und, wie du siehst, durch deine Geschichte ins grundsätzliche Nachdenken über die eigene Biographie geraten,

viele Grüße,

Eva

 

Hej, liebe Eva Luise Groh,

wie nett, dass du diese Geschichte gelesen und dir noch dazu so viele Gedanken gemacht hast.

Vielleicht klinge ich jetzt ziemlich alt, oder altbacken, doch es gibt Zeiten im Leben, da verwirklicht sich das Wirkliche eben im Dasein für Andere. Für die, die in ihr Leben starten und dafür eine Menge 'Proviant' brauchen, der für den Rest ihres Daseins reichen sollte.

Wirklich schön, dass du das so siehst und mir selbst fällt leider immer wieder vermehrt auf, wie sich genau diese Denkweise verflüchtigt. Dasein für andere ja, aber immer mehr für Geld, also als Beruf. Sollen sich doch die um die "Starter" kümmern, die man bezahlen kann. Möglicherweise funktioniert das. Ich weiß nicht, was da auf der Strecke bleibt.
Beruf kommt ja von Berufung. Das wäre okay. Aber wenn man lediglich arbeitet für Geld, dass man dann in die Kindheit seiner Kinder investieren muss, klingt das in meinen Ohren ziemlich merkwürdig. Dieses Feld hat viele Furchen und den Masterplan hat niemand. So muss es jeder machen und sich darin einrichten, wie es eben geht.
Selbstverwirklichung und Biographie im Beruf klingt dabei genauso wenig kindgerecht wie eine Mutter, die das in der Erziehung ihrer Kinder sieht. Man könnte den Eindruck haben, Frauen können es nur verkehrt angehen..

Und schwups hat man - viel schneller als gedacht - wieder Zeit für's Um-sich-selbst-Kreisen, für die eigenen Projekte (zumindest im Normalfall) ...

Und dann setzt unter Umständen auch noch das schlechte Gewissen ein, weil sie sich eben zu viel oder zu wenig gekümmert hat.

Hier würde ich schreiben "... , ob ich mit diesem Kleid wirklich ausgehen werde/möchte."

Stimmt. Warum so kompliziert. Ich glaube, ich fand die "Personifizierung" des Kleides seinerzeit ganz lustig. :shy:

Die "ss"/"ß"-Korrektur wird behoben.

Schön, wie sie dem Alltag durch das Nachteis ein Highlight aufsetzt, vielleicht wäre es noch wichtig, auch eine Eissorte dabei zu haben, die ihr selbst schmeckt. Denn das wieder macht keinen Sinn, die eigenen Bedürfnisse komplett zu übergehen (tut sie ja auch so nicht, dies Highlight ist für sie und ihre Kinder gleichermaßen, also her mit der leckeren Eissorte)- Kinder brauchen schließlich glückliche Mütter und Väter, um selbst glücklich zu werden.

Irgendwie finde ich es als Wehrmutstropfen recht angebracht. Es ist und bleibt eben eine unbefriedigende Situation. Und im Grunde, wenn wir schon am morgendlichen Philosophieren sind ;), was ist schon Glück? Doch lediglich die Momente und meist die, die in der Vergangenheit liegen, weil wir sie in der Gegenwart selten als solche wahrnehmen. Und am Ende, wenn Vieles gut gegangen ist, behauptet man doch am liebsten, man hätte summasummarum Glück gehabt. :shy:

Es war ein wundervoller Austausch mit dir innerhalb meiner Geschichte und ich danke dir dafür.

Freundlicher Gruß und einen schönen Tag, Kanji

 

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