Hallo Goldene Dame,
„Ich bin eher der Springteufeltyp“
Ich kenne deine Geschichten ja ein wenig – es hätte mich sehr erstaunt, wenn du dich als ‚Uhrwerktyp’ entpuppt hättest …
Wobei ich schon meine, dass beim Ausfeilen einer Geschichte trotz schriftstellerischer Springteufelei durchaus systematisches, uhrwerksartiges Vorgehen gefragt sein kann. Das ist auch bei vielen springteufligen Geschichten bemerkbar.
„In der Zeit der Muße springt mich die Inspiration quasi an.“
Sag ich schon immer: der Mensch braucht mehr Muse!
Liebe lakita,
ich frage nicht „Was könnte man bei einer Geschichte suchen?“, sondern ob man nach einer Geschichte sucht, also erst einmal nach einem Thema (überschneidet sich etwas mit deinem Punkt ‚1’. Der zweite Schritt ist dann, was der Autor (und letztlich der Leser/Kritiker) verwendet, um seiner Ausgangsidee Substanz durch Gestaltung zu geben.
Das deckt sich weitgehend mit deinen „"man müsste"-Geschichten“, wobei ich das ‚Man müsste’ nicht nur als eine Art moralischen Anlass (um es nicht ‚Zwang’ zu nennen) sehen möchte: Man kann z.B. sagen, man will für jede Sparte bei Kg.de einen Text schreiben oder verschiedene Textstrukturierungen ausprobieren. ‚Fehlt’ mir noch eine Ereignisgeschichte, eine Situationsgeschichte? Mit welcher Fokussierung?
„Meist, und da verweis ich gern auf sim, liegt es daran, dass man sie für nicht mehr so kontrovers hält, sie sich innerlich beruhigt und abgeschliffen haben oder schon zu viele sich des Themas angenommen haben und es dadurch zerkaut wirken könnte“
Das ist ein echtes Problem: Das Thema ist aller Bemühungen wert, doch leider waren schon zehn Autoren schneller und haben schon eine Geschichte über eine aktuelle Problematik geschrieben (indirekter Geschichtenklau – ist das eine Straftat?, so was wie literarischer Todschlag; ist ja Todesfolge ohne Absicht.)
„Dann gibt es diese Texte, die einem diktiert werden. Das Unterbewusstsein spielt Souffleuse. Wie ein Nachrichtensprecher, der von der Tafel abliest, so fühle ich mich dann. Wenn ich nicht auf der Stelle loslege und aufschreibe, was da steht, dann werden die Tafeln wieder weggelegt und ich krieg sie nie wieder zu sehen.“
Ein Glückspilz, der dies erlebt …
Hallo Setnemides,
weitgehend so, wie du deine jetzige Autorensituation beschreibst „ich möchte zeigen“, stelle ich mir dieses Geschichtensuchen vor: Man findet irgendeinen Aspekt reizvoll, sucht dann eine Geschichte dazu. (Ganz puristisch gesehen, würde man aktiv nach dem suchen, was sich zum „zeigen“ eignet).
„Es verspricht, sehr kopfig zu werden, was es ja gerade nicht sein soll.“
Du recherchierst – das deutet für mich eher auf ausgereiften Inhalt, als auf Kopflastigkeit hin (hier besteht doch kein zwangsweiser Zusammenhang). Außerdem finde ich Kopflastigkeit gar nicht so schlecht: sagt man nicht immer, es werde zu wenig nachgedacht? Ich vermisse oft die intellektuelle Freude an einer Geschichte.
(Danke für deine netten, motivierenden Worte!)
Hallo Gisanne,
„Ja, im Autorentreff, der etwa fünf-sechsmal im Jahr stattfindet, machen wir Stichwortvorschläge und wählen eins aus zu dem wir alle schreiben - darüber wird dann beim nächsten Treffen diskutiert/kritisiert. Diesmal knorze ich an 'Momentaufnahme' herum.“
Danke für den Hinweis, werde mal reinschauen.
„Wenns mit einer Geschichte nicht klappt, reichts vielleicht für ein Gedicht “
Vielleicht ist das Gedicht besser als manche der Geschichten? (Das „reichts“ klingt etwas abwertend).
Hallo Dion,
„Dieser Thread entwickelt sich langsam zu einem Werbethread“
Das hoffe ich nicht, aber ein gewisser Werbeeffekt lässt sich nicht vermeiden, da schon die Möglichkeit gegeben sein soll, eine Geschichte lesen zu können, mit dem Hintergrundwissen ihrer Entstehung.
Hallo gnoebel,
„Wenn jetzt jemanden wirklich interessiert, wie ich "arbeite", muss er nur die Links anklicken und kann meine Beispiele ganz bequem nachvollziehen, ohne erst suchen zu müssen.
Wenn es jemanden nicht interessiert, muss er weder meinen Beitrag lesen, noch die Links anklicken, noch in irgendeiner Form durch Nennung meines Namens Werbung für mich machen.“
Das stimmt, bedenke aber (bei Punkt 3), dass der Leser deine Romanidee nicht kennt, er also nicht nachvollziehen kann, wie schwierig oder wie elegant die ‚Umsiedlung’ war. Wie bist du auf die ‚Jungs’ gekommen? Zumindest mit dem Verknüpfen deiner Pornogeschichte verlässt du den Rahmen des Threads. Kannste doch noch arrangieren, ist doch keine große Sache?
@Setnemides,
„Woltochinons Frage zielt auf das Allerheiligste: wo entstehen sie denn, die guten Ideen? Im Bauch? In einem schlechten Schlaf? In einem albernen, mitgehörten Plausch im Bus? In einem narzistisch-intellektuellen Rausch? Oder doch lieber in der Konstruktion von Effekten, nach Kochrezept (und dann habe ich noch etwas eingebaut, da ja der Kick noch fehlte...)“
Gut ausgedrückt! Ich frage schließlich „Was beeinflusst eure Themenwahl, wie kommt ihr von der Idee zum Handlungsstrang, dem Stil, den Charakteren?“
Ein „Hosen runter“ lassen, im Sinne einer Entblößung ist damit aber nicht gemeint, ich denke auch, dass dies nicht möglich ist, auf der Ebene, auf der wir uns hier unterhalten: niemand wird hier tiefenpsychologisch verifizierbare Gründe angeben (können, schon gar nicht wollen), die verraten warum auf die eine oder andere Weise Themen gesucht oder gefunden werden. Außerdem ist es prinzipiell schwierig zu unterscheiden, ob man etwas aus Opposition gegenteilig zur ursprünglichen Intension tut oder gewissermaßen im Einklang mit sich selbst ist, und nicht ‚um die Ecke denkt’.
Herzlichen Dank für eure interessanten Beiträge,
ein musenreiches Wochenende wünscht euch
Woltochinon