Was ist neu

Ideen für Geschichten: Springteufel oder Uhrwerk?

Hallo Makita,

wenn es denn unbedingt ein Porno sein muss - warum nicht mal als „SF-Geschichte“
die ein „ganz eigenartiges Geschichtengerüst“ hat, vielleicht braucht man die „Logik“ dann gar nicht mehr?

Ich wünsche dir viel Erfolg bei der Verwirklichung …


Hallo sim,

„Meistens ist die Geschichte da - irgendein Gedanke beim Autofahren, eine Meldung in den Nachrichten, ein aufgeschnapptes Stichwort, eine Beobachtung - sie wird aber bevor ich sie schreibe auf Konflikte hin überprüft“

Ein Konflikt ist sicher, dramaturgisch gesehen, eine gute Sache. Nur kam mir neulich der Gedanke, ob ein Konflikt zwingend notwendig ist – er ist sicher eine dankbare Zutat, aber (so vermute ich) kein unbedingtes Merkmal einer Geschichte (vielleicht einer Geschichtengattung?).

Hallo Asterix,

„Inspiriert haben mich einige Bilder von Salvador Dali …“

Kunst scheint nicht ganz ungewöhnlich als Inspirationsquelle zu sein. Muss ich auch mal probieren!

„… in denen das Motiv sehr langbeiniger Elefanten zu finden ist. Dachte mir, die können mit ihren spindeldürren Beinen nur auf dem Mond existieren, weil dort die Schwerkraft geringer ist.“

Das gefällt mir. Regt direkt an, einen ganzen Zoo von Lebewesen zu entwerfen, je nach Umweltgegebenheiten.

"Hoffe, du kannst damit was anfangen."

O ja!


Tja – als bewusster Geschichtensucher scheine ich ziemlich allein da zu stehen :D


Vielen Dank für eure Beiträge,

lG,

Woltochinon

 

Nur kam mir neulich der Gedanke, ob ein Konflikt zwingend notwendig ist – er ist sicher eine dankbare Zutat, aber (so vermute ich) kein unbedingtes Merkmal einer Geschichte (vielleicht einer Geschichtengattung?).
Hallo Woltochinon,

ich denke, das ist ein Definitionsproblem zum Wort "Konflikt". In diesem Falle meinte ich einfach eine Frage, der es lohnt, nachzugehen, eben das Moment, das eine Geschichte für mich überhaupt erzählenswert macht.

 
Zuletzt bearbeitet:

also ich suche normalerweise ganz bewusst nach Geschichten oder sagen wir mal nach Bestandteilen von Geschichten. Ich habe Bilder oder Situationen im Kopf, die mir für eine Geschichte verwertbar erscheinen. Meistens scheitere ich aber daran, nicht zu wissen, wohin verschiedene für die Verwendung vorgesehene Bestandteile führen sollen.

Aktuelles Beispiel:

Greifvogel über einer Seppenlandschaft kreisend, der nach einer Weile ein Ziel entdeckt und es sich fängt.
Szenenwechsel
jemand flüchtet von seiner Farm in die offene Steppe. Nach einer Weile trifft ihn ein Schuss und er bricht sterbend zusammen.

Die beiden Bilder fielen mir beim hören von »Eagle fly free« (Helloween) ein, passen für mich auch sehr gut zusammen, aber jetzt weiß ich nicht, wo das hinführen soll.

So geht es jedes Mal. Das kommt wahrscheinlich davon, dass ich viele Jahre gemalt habe. Bislang habe ich das gelöst, indem ich einfach gewartet habe, bis mir etwas weiteres eingefallen ist. Leider ist das ein wenig unbefriedigend, weil es lange dauert.

Georg

 

Moi Makita,

Aber ich gestehe, daß ich zwischendurch immer mal hirne, wie ich einen Porno schreiben kann, bevor feirefiz einen schreibt, und dabei einen Plot nach dem anderen wegen mangelnder Seriosität verwerfe.

Hmmm, Pornos funktionieren für mich immer am wenigsten, wenn zu viel Hirn und "Seriösität" mit bei sind. Das ist dann die erotische Literatur, die weder noch ihrem Anspruch wirklich gerecht wird.

Mach mal! :D (Du könntest als verwerf-Grund allerdings dann immer noch ins Feld führen, daß diese site jugendfrei ist.)

Sonnige Grüße,
Katla

 

@ sim
„ich denke, das ist ein Definitionsproblem zum Wort "Konflikt". In diesem Falle meinte ich einfach eine Frage, der es lohnt, nachzugehen, eben das Moment, das eine Geschichte für mich überhaupt erzählenswert macht.“

Ja, dass stimmt – man muss aufpassen, was man unter ‚Konflikt’ verstehen will. Danke für die Erläuterung.


Hallo Schrei Bär,

„Ich habe Bilder oder Situationen im Kopf, die mir für eine Geschichte verwertbar erscheinen. Meistens scheitere ich aber daran, nicht zu wissen, wohin verschiedene für die Verwendung vorgesehene Bestandteile führen sollen.“

Da bist du sicher nicht der einzige Autor, der so etwas erlebt. Aber immerhin hast du gewisse Vorstellungen – auch wenn es für dich unbefriedigend ist diese erst nach längerer Zeit in einen Text umzusetzen, ist es doch ein Erfolg (und der Leser weiß schließlich nicht, wie lange es von der Idee bis zum Werk gedauert hat).

LG,

Woltochinon

 

Hallo Woltochinon,
Aber sucht ihr nicht auch einmal bewusst nach einer Geschichte? (Bis jetzt hat sich noch niemand in dieser Richtung geäußert).
Nein, meist nicht. Aber im Augenblick habe ich eine sehr vage Idee von einer Geschichte; ich möchte zeigen, daß das "kognitive Dissonanz" genannte Phänomen aus der Kinderstube und anderen pathogenen Entwicklungsbereichen des Menschen auch beim Sehen der Tagesschau auftreten kann. Aber wie entwickle ich die Geschichte? Diese kommt nicht einfach so, erstmal lese ich ein paar Bücher über das Thema, auch das Original, "Theory of Cognitive Dissonance" von Festinger ist bestellt, um mir Rat und Anregungen zu holen. Es verspricht, sehr kopfig zu werden, was es ja gerade nicht sein soll.
Wenn es nicht rund wird, schreibe ich meine Notizen zusammen und lasse alles ein Vierteljahr liegen; vielleicht ist dann irgendwann die Geschichte da.
Konstruieren will ich sie nicht.

Dank auch für deine sehr anregende Betreuung dieses Thread.

Set

 

Ich bin eher der Springteufeltyp. Ich muss davor Zeit zur Muße haben. D.H. wenn ich wie ein Uhrwerk schreiben müsste, käme ich nicht voran. Die Zeit der Muße ist auch die Zeit, meine Kreativirät in die Schreibbahn zu lenken. In der Zeit der Muße springt mich die Inspiration quasi an.

 

Zitat von Woltochinon

Aber sucht ihr nicht auch einmal bewusst nach einer Geschichte?

Ja, im Autorentreff, der etwa fünf-sechsmal im Jahr stattfindet, machen wir Stichwortvorschläge und wählen eins aus zu dem wir alle schreiben - darüber wird dann beim nächsten Treffen diskutiert/kritisiert. Diesmal knorze ich an 'Momentaufnahme' herum.

Wenns mit einer Geschichte nicht klappt, reichts vielleicht für ein Gedicht :)

 

Lieber Woltochinon,

bei deiner Frage:

Aber sucht ihr nicht auch einmal bewusst nach einer Geschichte?
legt sich mir die Stirn faltig, denn ich verstehe sie nicht.
Was könnte man bei einer Geschichte suchen?

Dreierlei fiele mir dazu ein: 1.) nach einem Sinn, Gehalt, einer Aussage,sozusagen nach einer Idee
2.) nach dem passenden Plot, also der richtigen Verpackung, wie z.B. Satire, Humor, Historie, Horror etc., wieviele Personen, wo die Handlung spielen lassen und so weiter und
3.) nach den treffenden Formulierungen.

Welchen der Punkte meinst du?


Kurz zu mir:
es gibt diese "man müsste"-Geschichten, die allesamt sich aufdrängen, weil man etwas erlebt hat, auf etwas hinweisen möchte, etwas höchst beeindruckend fand, eine Nachricht, etwas Erlebtes, was auch immer.
Man müsste über die Lieblosigkeit der Menschen untereinander schreiben, über die Sinnlosigkeit von Streit, über dies oder das. Man hat das Gefühl, dass es spannend sein könnte für andere, davon zu lesen.
Von den "man-müsste"-Geschichten finden sich aber die wenigsten bei mir mit komplettem Text wieder.
"Man-müsste"-Textideen liegen überall herum, springen einen an, versperren einem den Weg, infizieren, provozieren lauthals oder sind schon beleidigt, bevor man sie überhaupt verworfen hat, sie prostituieren sich und locken mit dem Nobelpreis. :D
Meist, und da verweis ich gern auf sim, liegt es daran, dass man sie für nicht mehr so kontrovers hält, sie sich innerlich beruhigt und abgeschliffen haben oder schon zu viele sich des Themas angenommen haben und es dadurch zerkaut wirken könnte oder man schlicht nicht für alles Zeit findet.

Dann gibt es diese Texte, die einem diktiert werden. Das Unterbewusstsein spielt Souffleuse. Wie ein Nachrichtensprecher, der von der Tafel abliest, so fühle ich mich dann. Wenn ich nicht auf der Stelle loslege und aufschreibe, was da steht, dann werden die Tafeln wieder weggelegt und ich krieg sie nie wieder zu sehen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin Wolto,

Aber sucht ihr nicht auch einmal bewusst nach einer Geschichte? (Bis jetzt hat sich noch niemand in dieser Richtung geäußert).
Nein, das mache ich in der Tat nie. Manchmal wälze ich Gedanken der Richtung "mach doch mal was über Pendlerpauschale" oder "ich könnte mal wieder SciFi schreiben", aber so funktioniert es bei mir nicht.
Ach ja - vielleicht sagt doch noch mal jemand etwas zu einer aktuellen Geschichte ...
Zwei Beispiele für Sprunghaftigkeit:

"Als ich das Rad erfand"
Hier wollte ich eigentlich eine Geschichte erzählen, in der ein Mann einer Selbstmörderin die Geschichte erzählt, wie er das Rad erfand. Und dann fiel mir ein altes Geschichtenfragment ein, in dem die vier Reiter der Apokalypse in einem vergammelten Ford Taunus über die Alpen juckeln. Und das hab ich dann verbunden.

"An beiden Enden der Zeit"
Dieser Text hatte ursprünglich eine andere Hauptfigur. Irgendwann, als ich die erste Version bis zur Hälfte fertig hatte, dachte ich, daß das doch super in mein Serienuniversum passen würde. Der Rest war Feilerei.

Und zwei ganz aktuelle Beispiele für Ideenfindung:

"Zwei Wächter"
Diese beiden Jungs sollten eigentlich in meinem noch zu schreibenden Roman auftauchen. Aber irgendwie hat es dazu nicht gereicht und sie haben nicht gepasst (kommt vielleicht noch), also hab ich sie rausgezogen.

"Tentakelbraut"
Da habe ich den ersten Satz sinngemäß aus einem Buch, das ich vor einiger Zeit gelesen habe und der mich inspiriert hat.

 

Dieser Thread entwickelt sich langsam zu einem Werbethread: Setnemides hat das noch sehr dezent gemacht, Gisanne und Asterix haben dann zumindest den geforderten aktuellen Bezug beachtet, aber gnoebel geht aufs Ganze und liefert gleich Links zu seinen (teilweise alten) Geschichten.

Ich warte jetzt darauf, dass jemand die Entstehungsgeschichten aller seiner Geschichten erklärt – greift zu Leute, die Gelegenheit war noch nie so günstig!

 

gnoebel geht aufs Ganze und liefert gleich Links zu seinen (teilweise alten) Geschichten.
Ja. Toll, oder?

Wenn jetzt jemanden wirklich interessiert, wie ich "arbeite", muss er nur die Links anklicken und kann meine Beispiele ganz bequem nachvollziehen, ohne erst suchen zu müssen.
Wenn es jemanden nicht interessiert, muss er weder meinen Beitrag lesen, noch die Links anklicken, noch in irgendeiner Form durch Nennung meines Namens Werbung für mich machen.

 

Tja, das Reklamelaufen liegt ja in vielen Postings, mehr noch in den Kommentaren. Bei manchen wird die Kompetenz durch Verrisse demonstriert.
Woltochinons Frage zielt auf das Allerheiligste: wo entstehen sie denn, die guten Ideen? Im Bauch? In einem schlechten Schlaf? In einem albernen, mitgehörten Plausch im Bus? In einem narzistisch-intellektuellen Rausch? Oder doch lieber in der Konstruktion von Effekten, nach Kochrezept (und dann habe ich noch etwas eingebaut, da ja der Kick noch fehlte...)

Mir kommt es eher vor wie ein gruppenweises Hosen runter lassen. Durchaus nicht immer werbewirksam. Authentisch sollte es sein, mehr oder weniger, grad so, wie die Geschichten.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Goldene Dame,

„Ich bin eher der Springteufeltyp“
Ich kenne deine Geschichten ja ein wenig – es hätte mich sehr erstaunt, wenn du dich als ‚Uhrwerktyp’ entpuppt hättest …
Wobei ich schon meine, dass beim Ausfeilen einer Geschichte trotz schriftstellerischer Springteufelei durchaus systematisches, uhrwerksartiges Vorgehen gefragt sein kann. Das ist auch bei vielen springteufligen Geschichten bemerkbar.
„In der Zeit der Muße springt mich die Inspiration quasi an.“
Sag ich schon immer: der Mensch braucht mehr Muse!


Liebe lakita,

ich frage nicht „Was könnte man bei einer Geschichte suchen?“, sondern ob man nach einer Geschichte sucht, also erst einmal nach einem Thema (überschneidet sich etwas mit deinem Punkt ‚1’. Der zweite Schritt ist dann, was der Autor (und letztlich der Leser/Kritiker) verwendet, um seiner Ausgangsidee Substanz durch Gestaltung zu geben.
Das deckt sich weitgehend mit deinen „"man müsste"-Geschichten“, wobei ich das ‚Man müsste’ nicht nur als eine Art moralischen Anlass (um es nicht ‚Zwang’ zu nennen) sehen möchte: Man kann z.B. sagen, man will für jede Sparte bei Kg.de einen Text schreiben oder verschiedene Textstrukturierungen ausprobieren. ‚Fehlt’ mir noch eine Ereignisgeschichte, eine Situationsgeschichte? Mit welcher Fokussierung?
„Meist, und da verweis ich gern auf sim, liegt es daran, dass man sie für nicht mehr so kontrovers hält, sie sich innerlich beruhigt und abgeschliffen haben oder schon zu viele sich des Themas angenommen haben und es dadurch zerkaut wirken könnte“
Das ist ein echtes Problem: Das Thema ist aller Bemühungen wert, doch leider waren schon zehn Autoren schneller und haben schon eine Geschichte über eine aktuelle Problematik geschrieben (indirekter Geschichtenklau – ist das eine Straftat?, so was wie literarischer Todschlag; ist ja Todesfolge ohne Absicht.)
„Dann gibt es diese Texte, die einem diktiert werden. Das Unterbewusstsein spielt Souffleuse. Wie ein Nachrichtensprecher, der von der Tafel abliest, so fühle ich mich dann. Wenn ich nicht auf der Stelle loslege und aufschreibe, was da steht, dann werden die Tafeln wieder weggelegt und ich krieg sie nie wieder zu sehen.“
Ein Glückspilz, der dies erlebt …


Hallo Setnemides,

weitgehend so, wie du deine jetzige Autorensituation beschreibst „ich möchte zeigen“, stelle ich mir dieses Geschichtensuchen vor: Man findet irgendeinen Aspekt reizvoll, sucht dann eine Geschichte dazu. (Ganz puristisch gesehen, würde man aktiv nach dem suchen, was sich zum „zeigen“ eignet).
„Es verspricht, sehr kopfig zu werden, was es ja gerade nicht sein soll.“
Du recherchierst – das deutet für mich eher auf ausgereiften Inhalt, als auf Kopflastigkeit hin (hier besteht doch kein zwangsweiser Zusammenhang). Außerdem finde ich Kopflastigkeit gar nicht so schlecht: sagt man nicht immer, es werde zu wenig nachgedacht? Ich vermisse oft die intellektuelle Freude an einer Geschichte.
(Danke für deine netten, motivierenden Worte!)


Hallo Gisanne,

„Ja, im Autorentreff, der etwa fünf-sechsmal im Jahr stattfindet, machen wir Stichwortvorschläge und wählen eins aus zu dem wir alle schreiben - darüber wird dann beim nächsten Treffen diskutiert/kritisiert. Diesmal knorze ich an 'Momentaufnahme' herum.“
Danke für den Hinweis, werde mal reinschauen.

„Wenns mit einer Geschichte nicht klappt, reichts vielleicht für ein Gedicht :)
Vielleicht ist das Gedicht besser als manche der Geschichten? (Das „reichts“ klingt etwas abwertend).


Hallo Dion,

„Dieser Thread entwickelt sich langsam zu einem Werbethread“
Das hoffe ich nicht, aber ein gewisser Werbeeffekt lässt sich nicht vermeiden, da schon die Möglichkeit gegeben sein soll, eine Geschichte lesen zu können, mit dem Hintergrundwissen ihrer Entstehung.


Hallo gnoebel,

„Wenn jetzt jemanden wirklich interessiert, wie ich "arbeite", muss er nur die Links anklicken und kann meine Beispiele ganz bequem nachvollziehen, ohne erst suchen zu müssen.
Wenn es jemanden nicht interessiert, muss er weder meinen Beitrag lesen, noch die Links anklicken, noch in irgendeiner Form durch Nennung meines Namens Werbung für mich machen.“
Das stimmt, bedenke aber (bei Punkt 3), dass der Leser deine Romanidee nicht kennt, er also nicht nachvollziehen kann, wie schwierig oder wie elegant die ‚Umsiedlung’ war. Wie bist du auf die ‚Jungs’ gekommen? Zumindest mit dem Verknüpfen deiner Pornogeschichte verlässt du den Rahmen des Threads. Kannste doch noch arrangieren, ist doch keine große Sache?


@Setnemides,

„Woltochinons Frage zielt auf das Allerheiligste: wo entstehen sie denn, die guten Ideen? Im Bauch? In einem schlechten Schlaf? In einem albernen, mitgehörten Plausch im Bus? In einem narzistisch-intellektuellen Rausch? Oder doch lieber in der Konstruktion von Effekten, nach Kochrezept (und dann habe ich noch etwas eingebaut, da ja der Kick noch fehlte...)“
Gut ausgedrückt! Ich frage schließlich „Was beeinflusst eure Themenwahl, wie kommt ihr von der Idee zum Handlungsstrang, dem Stil, den Charakteren?“
Ein „Hosen runter“ lassen, im Sinne einer Entblößung ist damit aber nicht gemeint, ich denke auch, dass dies nicht möglich ist, auf der Ebene, auf der wir uns hier unterhalten: niemand wird hier tiefenpsychologisch verifizierbare Gründe angeben (können, schon gar nicht wollen), die verraten warum auf die eine oder andere Weise Themen gesucht oder gefunden werden. Außerdem ist es prinzipiell schwierig zu unterscheiden, ob man etwas aus Opposition gegenteilig zur ursprünglichen Intension tut oder gewissermaßen im Einklang mit sich selbst ist, und nicht ‚um die Ecke denkt’.

Herzlichen Dank für eure interessanten Beiträge,
ein musenreiches Wochenende wünscht euch

Woltochinon

 

Hi Wolto,


Das stimmt, bedenke aber (bei Punkt 3), dass der Leser deine Romanidee nicht kennt, er also nicht nachvollziehen kann, wie schwierig oder wie elegant die ‚Umsiedlung’ war. Wie bist du auf die ‚Jungs’ gekommen?
Der Roman basiert wiederum auf einer Serie meiner Kurzgeschichten (nein, die verlinke ich jetzt nicht - ich will mir ja nicht noch mehr zu Schulden kommen lassen ;)). In dieser Serie karikiere ich Fantasy-Klischees, eben auch die armen Wachen, die den ganzen Tag vor einer Tür stehen müssen. Die beiden absichtlich kein bisschen charakterisierten (weil eben genau das das Klischee ist, daß solche Wachen in Fantasystories komplett austauschbar sind) Wächter sollten einen Raum bewachen, den mein Held im Laufe seines Abenteuers stürmen wollte.
Doch dann habe ich gemerkt,daß die Szene zu lang wurde und hab die Wächter rausgenommen. Reine Bauchentscheidung. Weil mir die Idee aber zu schade zum Wegwerfen war, hab ich diese Kurzgeschichte aus den beiden gebastelt.
Sollte auch nur ein Beispiel sein, wie bei mir Figuren aus einer Geschichte in eine andere übergehen können. Keine große Sache eigentlich.
Zumindest mit dem Verknüpfen deiner Pornogeschichte verlässt du den Rahmen des Threads.
Ja, stimmt. Der Link war auch eigentlich nur als kleiner Scherz gemeint. Ich dachte, das wäre durch die Formulierung klargeworden, auch ohne, daß ich "OffTopic" drüberschreibe. Tut mir Leid, ich nehms wieder raus.
Werbung wollte ich jedenfalls in keiner Form für irgendwas machen. Mir ist ehrlich gesagt relativ egal, wo meine Texte innerhalb des Forums verlinkt sind. Wer meine Sachen lesen will, findet sie auch so über die Suchfunktion.

So, zurück zum Thema ;)

 

Als ich damals übrigens den Ulysses schrieb, verwendete ich auch Ideen, die ich in Anna Karenina nicht mehr hatte unterbringen können (wegen des historischen Hintergrunds).
:sealed:

 
Zuletzt bearbeitet:

es gibt diese "man müsste"-Geschichten, die allesamt sich aufdrängen, weil man etwas erlebt hat, auf etwas hinweisen möchte, etwas höchst beeindruckend fand, eine Nachricht, etwas Erlebtes, was auch immer.
Man müsste über die Lieblosigkeit der Menschen untereinander schreiben, über die Sinnlosigkeit von Streit, über dies oder das. Man hat das Gefühl, dass es spannend sein könnte für andere, davon zu lesen.
Von den "man-müsste"-Geschichten finden sich aber die wenigsten bei mir mit komplettem Text wieder.
"Man-müsste"-Textideen liegen überall herum, springen einen an, versperren einem den Weg, infizieren, provozieren lauthals oder sind schon beleidigt, bevor man sie überhaupt verworfen hat, sie prostituieren sich und locken mit dem Nobelpreis. :D
Dann gibt es diese Texte, die einem diktiert werden. Das Unterbewusstsein spielt Souffleuse. Wie ein Nachrichtensprecher, der von der Tafel abliest, so fühle ich mich dann. Wenn ich nicht auf der Stelle loslege und aufschreibe, was da steht, dann werden die Tafeln wieder weggelegt und ich krieg sie nie wieder zu sehen.
[/QUOTE]

Diese Worte lakitas, auch wenn sie viele sind, finde ich schon eine gewaltige Annäherung an woltochinons Grundfragestellung und haben mich zum Nachdenken angeregt.

Es ist schon richtig, wie lakita feststellt: vieles will oder, besser gesagt, sollte erzählt werden und dann setzt man sich daran und merkt, dass es als Geschichte nicht funktioniert. Man verwirft es erst einmal und manchmal, mit viel Glück und Geduld, kommt irgendwann doch noch eine vorzeigbare Geschichte heraus.
Mit den diktierten Geschichten ist es aber leider genau so, mitunter sogar noch härter.
Im schlimmsten Fall schaut dann eine "Schreibblockade" heraus, von der ich aber wiederum behaupte, dass es so etwas nicht gibt. Aber wie auch immer man das Kind nennt, irgendwann geht nichts mehr weiter.

Vor vielen Jahren habe ich in einem Fanzine mitgeschrieben. Auch Kurzgeschichten. Was habe ich mir nicht Mühe gegeben? Handlung mussten sie haben, spannend sein und - ganz ganz wichtig - eine Botschaft sollte drin sein. Heute im nachhinein finde ich viele dieser Geschichten zwar handwerklich o.k. aber keinesfalls irgendwie prickelnd. Aber der eigentliche Schock war ein anderer (und ist es noch). All meine sorgsam recherchierten, kopflastigen Geschichten fanden weder großartig Leser und schon gar nicht Kritiken oder Lob. Einmal hat mich da der Chefredakteur panisch angerufen und mir eine Geschichte abgebettelt, da er unbedingt die aktuelle Nummer vollkriegen musste. Ich habe, gutmütig, wie ich bin, eine 10-Minuten-Geschichte aus den Fingern gezuzelt, habe mich weder um Rechtschreibung noch um Recherche oder sonstige Wichtigkeiten gekümmert.
Der A... hat sie 1:1 in die Zeitung geholt, und zugegeben, sie hatte wenigstens eine Pointe, aber der Schrecken war groß, als ich auf einmal bejubelt wurde und mehr solche Geschichten gefordert waren. Das war für mich der Grund, wieso ich gute zehn Jahre nichts mehr geschrieben habe. Ich war schlichtweg enttäuscht von der meiner Meinung nach dummen LeserInnenschaft. Ich geniere mich heute noch für das Zeug.

Dann noch zu einer Bemerkung woltochinons in seinem letzten Post.
Ja, ich gebe zu, ich habe bei kg.de angefangen mit der Mission, in jeder Rubrik zumindest eine Geschichte zu posten. Nach zweieinhalb Jahren hier bin ich noch meilenweit davon entfernt und habe auch diesen Ehrgeiz nicht mehr wirklich. Warum?
Weil ich feststellen musste, dass mir manche Sachen mehr liegen, als ich je gedacht hätte wie "Kinder" oder "Horror", andere, auf die ich gesetzt habe, gar nicht so Geschichten-präsent sind wie geglaubt.

Einen hab ich noch, nein, eigentlich zwei.
Erstens: Lest mehr gnoebel :D
Zweitens:
Meine bislang letzte Geschichte hier war die Weihnachtsgeschichte "Fräulein Eva Christ" in der Kinder-Rubrik.
Diese habe ich geschrieben, weil ich immer wütender werde, dass hierzulande (in Mitteleuropa) das Christkind immer mehr Boden an den Weihnachtsmann verliert. Das ist äußerst unzufriedenstellend. Mit dem Wortspiel Christmas Eve wird Eva Christ (bin ich nicht genial ;) ) habe ich ein Denkmal gesetzt für den weihnachtlichen Geist, eben das Christkind. Aus. Punkt.
Wems nicht passt, der beschwere sich beim Osterhasen.

lg
lev

 

Hallo gnoebel,
ich danke dir, ‚alter’ Kämpfer …

LG
Wolto (du weißt schon)


Hallo Makita

„Als ich damals übrigens den Ulysses schrieb, verwendete ich auch Ideen, die ich in Anna Karenina nicht mehr hatte unterbringen können (wegen des historischen Hintergrunds).

Man öffne seine Lippen ganz oder schweige …


Hallo lev,

„Es ist schon richtig, wie lakita feststellt: vieles will oder, besser gesagt, sollte erzählt werden und dann setzt man sich daran und merkt, dass es als Geschichte nicht funktioniert. Man verwirft es erst einmal und manchmal, mit viel Glück und Geduld, kommt irgendwann doch noch eine vorzeigbare Geschichte heraus.“

Als ich diese Zeilen las, bin ich an dem „sollte erzählt werden“ hängen geblieben: Man könnte jetzt ketzerisch sagen ‚warum denn, die von lakita treffend „man müsste - Geschichten“ genannten Themen sind doch bekannt.’ Aber vielleicht werden sie durch die Fassung als Geschichte nicht (so schnell) vergessen, werden zugänglich gemacht, gehört. Insofern lohnt sich der von dir beschriebene (nicht unbedingt einfache) Prozess der Geschichtenentstehung. Nur, mal ganz realistisch gesehen, ist das ganz wenigen Autoren vergönnt auf dieser Ebene eine Wirkung zu erzielen.
(Wobei ich finde, die ‚Geburtsqualen’ lohnen sich auch bei ‚einfachen’ Themen, bei Unterhaltungsgeschichten – ein wenig zur Fröhlichkeit der Mitmenschen beizutragen ist durchaus ein Ziel).

„Im schlimmsten Fall schaut dann eine "Schreibblockade" heraus, von der ich aber wiederum behaupte, dass es so etwas nicht gibt“

D’accord – wenn ich mal mein eigenes Zitat zitieren darf: "Es gibt keine Schreibblockade: Es gibt nur einen natürlichen Schutzmechanismus, der Leser vor ideenloser Literatur und Autoren vor Blamagen bewahrt.
Leider wird dieser Schutzmechanismus oft durch Schreibseminare, fehlgeleiteten Ehrgeiz und Autorenverträge außer Kraft gesetzt."

Wie würdest du deine Aussage begründen?

„Ich habe, gutmütig, wie ich bin, eine 10-Minuten-Geschichte aus den Fingern gezuzelt, habe mich weder um Rechtschreibung noch um Recherche oder sonstige Wichtigkeiten gekümmert.
Der A... hat sie 1:1 in die Zeitung geholt, und zugegeben, sie hatte wenigstens eine Pointe, aber der Schrecken war groß, als ich auf einmal bejubelt wurde und mehr solche Geschichten gefordert waren.“

Es ist schon ernüchternd, läuft auf das alte Problem von (kommerzialisiertem) Mainstream und als zu schwer empfundenem Gehaltvollen hinaus. Leider sehr verbreitet, auch in der Musik, siehe Musikantenheubodenschifffahrtsalmhüttenliederstadl.
Ist aber schön, dass du wieder schreibst!

„Ja, ich gebe zu, ich habe bei kg.de angefangen mit der Mission, in jeder Rubrik zumindest eine Geschichte zu posten. Nach zweieinhalb Jahren hier bin ich noch meilenweit davon entfernt und habe auch diesen Ehrgeiz nicht mehr wirklich.“

Ich meine, man muss da auch nichts erzwingen, denke aber, dass ich durch das gezielte Suchen von ‚Themenaufgaben’ einiges Spannendes entdeckt habe.

Alles Gute,
Woltochinon

 

Als ich diese Zeilen las, bin ich an dem „sollte erzählt werden“ hängen geblieben:
Aber vielleicht werden sie durch die Fassung als Geschichte nicht (so schnell) vergessen, werden zugänglich gemacht, gehört. Insofern lohnt sich der von dir beschriebene (nicht unbedingt einfache) Prozess der Geschichtenentstehung.

Ich glaube schon eher, dass so entstandene Geschichten vergessen werden wie ich ganz allgemein behaupten würde, die Kurzgeschichte an sich ist um ein vielfaches vergänglicher als z.B. ein Roman.
Weil, will man nicht auch etwas erreichen, wenn man etwas schriftlich erzählt. Sicher, eine kleine Geschichte ist schnell geschrieben und ich schätze eine Quote von ca. 75% Personen generell, die irgendwann schreiben - um etwas mitzuteilen. Von diesen schaffen vielleicht (und da bin ich großzügig) 5% etwas, das merkenswert ist. (Um eventuellen kritischen Stimmen vorzubeugen, damit meine ich nicht, dass z.B. ich zu den 5% gehöre) Letztendlich bleibt die Situation oder Idee, aus der man eine Geschichte machen wollte, die auf reiner oralen Basis auch funktioniert, aber sich nicht in schriftliche Worte kleiden lässt - aus dem reinen Grund, weil du dort nicht die Mimik oder Gestik reinbringen kannst, um das Ding leben zu lassen.

(Wobei ich finde, die ‚Geburtsqualen’ lohnen sich auch bei ‚einfachen’ Themen, bei Unterhaltungsgeschichten – ein wenig zur Fröhlichkeit der Mitmenschen beizutragen ist durchaus ein Ziel).

Das wiederum hängt vom tatsächlichen oder aber auch nur eingebildeten Anspruch der LeserInnenschaft ab. Weil wer Unterhaltung liest und sich Literatur erwartet, tut sich selbst keinen Gefallen und dem/der VerfasserIn des gelesenen Text schon gar nicht.

"

Im schlimmsten Fall schaut dann eine "Schreibblockade" heraus, von der ich aber wiederum behaupte, dass es so etwas nicht gibt“

D’accord – wenn ich mal mein eigenes Zitat zitieren darf: "Es gibt keine Schreibblockade: Es gibt nur einen natürlichen Schutzmechanismus, der Leser vor ideenloser Literatur und Autoren vor Blamagen bewahrt.
Leider wird dieser Schutzmechanismus oft durch Schreibseminare, fehlgeleiteten Ehrgeiz und Autorenverträge außer Kraft gesetzt."

Wie würdest du deine Aussage begründen?


Schön wärs, wenn so manche unsägliche Buchautoren endlich eine Schreibblockade hätten.
Schreibseminare, Ehrgeiz und Autorenverträge mögen Schutzmechanismen außer Kraft setzen aber sind wir uns ehrlich, manch Gutes haben sogar die genannten Dinge gebracht.
Meine Begründung: Schreibblockaden sind eine Ausrede, die eigentlich Zeitmangel, Faulheit oder sonstwie geartete Schreibunlust begründen.

Ist aber schön, dass du wieder schreibst!

Na ja, netter Ansatz deinereiners, aber ob es wirklich schön ist - nah i was net (wienerisch) - (Wolto verstehts)

Ich meine, man muss da auch nichts erzwingen, denke aber, dass ich durch das gezielte Suchen von ‚Themenaufgaben’ einiges Spannendes entdeckt habe.

Das ist etwas, dass ich unterstreichen will. Themenaufgaben sind es, die oft den Kick für wirklich gute Geschichten geben. Warum das so ist, weiß ich auch nicht. Da kommen vermutlich die schulischen Aufsatz-Traumen durch.

lg
lev

 

Hallo Lev,
ein Roman hat sicher bessere Chancen sich gegen Vergänglichkeit zu wehren, als eine Kurzgeschichte, da man in ihm ganze Weltbilder entwickeln kann, in einem kleinen Text ist das schwieriger. Zu dieser Feststellung möchte ich aber ergänzen, dass Kurzgeschichten (in Form von Büchern eines Autoren, Anthologien) dazu beitragen können das Gesamtbild einer Zeit zu konservieren (s. z.B. die Geschichten von Borchert). Mündlich Tradiertes ist vergänglicher als Geschriebenes (‚was stört mich mein Geschwätz von gestern’), auch wenn dies durch die digitalen Medien relativiert wird (interessant hierzu auch die Theorie der Meme, zumindest als Gedankenspielerei).


„Weil wer Unterhaltung liest und sich Literatur erwartet, tut sich selbst keinen Gefallen und dem/der VerfasserIn des gelesenen Text schon gar nicht.“

Das kann man unterstreichen, wollte damit ausdrücken, dass es auch gehobene Unterhaltungsliteratur gibt, mit Esprit, gar nicht so leicht zu schreiben.

„Schreibseminare, Ehrgeiz und Autorenverträge mögen Schutzmechanismen außer Kraft setzen aber sind wir uns ehrlich, manch Gutes haben sogar die genannten Dinge gebracht.“

Gutes – von Schreibseminaren – diesen Mainstreamindoktrinitoren, diesen Stilistikgehirnwäscheinstutitionen? ;) :D


Also – dann wünsch ich dir und allen andern mal so einen richtigen „Kick“!


L G,
Woltochinon

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom