Hallo JoBlack,
(nicht ganz so spät ...)
„Mein Hintergrund beeinflusst oft meine Geschichten, aber jetzt auch nicht mehr. Sonst gar nix, denke ich oder will ich glauben.“
Eine interessante Aussage: Sicher wird man immer vom eigenen Hintergrund beeinflusst (eigentlich gibt es nur einen eigenen Hintergrund, ist Definitionssache), die Frage ist, inwieweit unbewusst Dinge einfließen, man sogar Dinge ‚offenbart’. Ich will eigentlich auch „glauben“, dass ich alles im Griff habe und bewusst mache …
Hallo Giraffe,
„deshalb kann es mir passieren, dass ich "Anfänge" auf der Festplatte liegen habe, wo ich evtl. nicht weiterkomme an einem bestimmten Punkt.“
Dies ist wohl ein sehr verbreitetes Phänomen, ich habe das schon von verschiedenen Autoren gehört. Manche haben auch riesige Stichwortsammlungen und Ideenfragmente irgendwo auf Zetteln oder auf der Festplatte. (Von dem Schriftsteller Arno Schmidt wurden sogar Ideenskizzen und Unbeendetes als Buch veröffentlicht).
„Ich bastele meine Figuren immer in die Geschichte rein. Ich weiß, dass andere z.B. erst Figuren/Personen vor sich sehen und die Geschichte drumrum schreiben. Das kann ich irgendwie (noch!) nicht.“
Wenn’s funktioniert, warum ändern? Bei mir ist das oft genauso.
Hallo Gisanne,
„Im Moment schreibe ich an einem Text für eine Lesung an einer internationalen Skulpturenausstellung in Bad Ragaz“
Eine ungewöhnliche Art, einen Anlaß zum Schreiben zu generieren. Kann man die Skulpturen und Texte im Netz finden?
„Manchmal habe ich auch nur einen ersten Satz im Kopf, der von irgendwoher kommt. Seine ‚Melodie’ zwingt mich zum aufschreiben und dann nimmt das seinen Lauf …“
Das „zwingt“ ist mir aufgefallen. ‚Schreibzwang’ – ist das eine anerkannte Krankheit?
So etwas habe ich auch schon erlebt: Eine Geschichte entsteht aus einem Satz, einem Wort (ist dann manchmal der Titel), ein spannendes Erlebnis!
Hallo Lev,
„Inspirieren können mich Filme, Musik oder alltägliche Begebenheiten, oft aber auch wirklich schlecht umgesetzte Bücher oder Geschichten anderer, die ich lese.“
Gute Idee – einfach das besser machen, was eigentlich schreibenswert ist, aber von anderen mies ausgeführt wurde. (Erinnert mich an Brecht: ‚Das bisschen, was ich lese, kann ich auch selbst schreiben’).
„Gerne werde ich mich hier an dieser Stelle mit einem Kommentar zu einer aktuellen Geschichte melden.“
Ja, hoffe, dass dies auch noch andere Autoren tun werden.
Hallo Setnemides,
„Ich bin (leider) immer noch bei einer Art "therapeutischem Schreiben“
‚Therapeutisches Schreiben’ ist nichts schlechtes, solange es, falls man es veröffentlicht, für den Leserkreis verständlich ist. Vielleicht ist alle Kunst (oder jede Interaktion?), graduell verschieden, ‚therapeutisch.
„arbeite ich weniger an der Geschichte als an mir selber: etwas klärt sich in mir.“
Wenn das so ist, hat sich das Schreiben schon gelohnt. Bei mir klärt sich eher im Vorfeld der sachliche Hintergrund eines Textes.
„daß nur nur sehr selten die Plots und die Figuren völlig frei gestaltet sind“
Da du viel Historisches schreibst ist das nahe liegend, wenn auch nicht zwingend. Aber eigentlich finde ich, ist es das Spannende am Schreiben, dass man ‚neue Lebewesen erschaffen’ kann. Es ist sicher einen Versuch wert.
„Ich hatte im Frühjahr das Gefühl, nun habe ich alle Kgs geschrieben, die ich in mir hatte“
Ist wohl ein nicht so seltenes Gefühl, aber irgendwie tankt man wohl immer wieder neu auf …
„ich wehre mich, möchte die kartenhaushaften Weltbilder zum Einsturz bringen oder wenigstens ein bißchen wackeln lassen.“
So wichtig (und auch schwierig zu schreiben) gute Unterhaltungsgeschichten sind – mit einem Anliegen zu schreiben, ist doch ein wertvoller Anspruch. Ich wünsche dir dabei jedenfalls viel Erfolg.
Hallo sammamish,
„Und meistens entwickelt sich die Geschichte sowieso beim Schreiben in ihre eigene Richtung, Das ist fast gruslig“
Ist vielleicht mal was für die Gehirnforschung, die Betrachtungen über den ‚freien Willen’ usw. Bei mir geht das weniger in die Richtung ‚kruselig’, es ist eher anstrengend, spannend und mit der Angst verbunden, dass ‚der Faden reißt’.
(Wie ist das eigentlich bei Horror-Autoren? Da würde mich besonders interessieren, wie sie auf ihre Ideen kommen, welche Anregungen sie nutzen).
„Bei Romanen allerdings ist das schon anders. Da reicht die kleine Idee nicht mehr, sondern da muss geplant werden.“
Was nicht ausschließt, auch eine Kurzgeschichte richtig durchzuplanen, aber klar, ein Roman ist schon ein Fall für sich.
Ja, „das Leben hat die besten Geschichten“, man muss nur den richtigen Ideenköder haben, um sie aus dem alltäglichen Informationssumpf zu angeln.
Danke für eure Kommentare,
tschüß,
Woltochinon