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Bühnenstück Ich bin Gott, deswegen!

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19.05.2015
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Anmerkungen zum Text

"Bühnen"-Version für die Literaturzeitschrift "Johnny"

Ich bin Gott, deswegen!

Prolog

Ein Sternenfunkelteppich glänzt am Sommernachthimmel. Der Mond fehlt seit Tagen, verschluckt, verschwunden, womöglich nichts als ein Märchenbild. Dabei müsste er schimmern, Mondanbetungsträume und Vollmondliebesnächte hervorzaubern. Genaues weiß keiner. Die Medien schweigen, warten ab und bereiten eine Kampagne vor, um klarzustellen, dass es nie so etwas wie einen Mond gegeben hat. Verschwörungstheorien geistern bereits durch digitale Scheinwelte.

Sieben mondlose Nächte verstreichen. Am Montagmorgen treffen sich drei Freunde zum Frühstück im Waschsalon. Frankfurt-Bornheim. Hipstergegend. Altbauten. Restaurants. Multikulti.

Im Waschsalon

Auf einer Seite stehen die Maschinen, auf der anderen gibt es Sitzgelegenheiten auf dem Fensterbrett und Plastikstühle. Es riecht nach Weichspüler, Essensresten und Schweiß. Eine RUNZELOMA sitzt vor einer Waschtrommel, träumt und starrt in die Luft. Ein JUNGES PÄRCHRN stopft im Gleichklang ihrer Verliebtheit Wäsche in eine der Maschinen. Die Trockner brummen und schütteln den Inhalt durch, der im Vakuum schwebt wie in einer schaumatisierten Weltraumstation. Wer genau hinschaut, kann einen Astronauten erkennen, der grinsend erklärt, wie schön die Erde vom All aus betrachtet aussieht.
JAMES ist der erste. Er trägt Jeans, Budapester, ein strahlendweißes Hemd und Boss-Blazer. Er öffnet den Koffer, den er hinter sich herzieht, befüllt eine Waschtrommel. Kurz danach erscheint AYSE im Anzug, mit obszönrotenLippen, als wolle sie an einem Casting teilnehmen. James steht auf und begrüßt sie mit Küsschen.

JAMES: Ayse, Engel, du siehst zauberhaft aus.
AYSE: Findest du?
JAMES: Absolut!
AYSE: Schmeichler. Aber süß von dir.

Sie streckt JAMES die Reisetasche hin, wartet, bis er für sie den Waschgang gestartet hat, stellt den Picknickkorb ab und packt Silberbesteck, Porzellan, eine rosenbestickte Tischdecke, sowie Servietten aus. Der Kaffee aus der Thermoskanne dampft, der Duft breitet sich im Raum aus. Die RUNZELOMA wirft ihnen einen Blick zu und senkt den Kopf.
AYSE: Hast du Brötchen?
JAMES: Na klar. sogar Croissants. Voilá, Madame!
AYSE: Guido kommt gleich und bringt Wurst und Käse. Wie läuft‘s bei dir?
JAMES: Großartig. Hab ein paar Projekte am Laufen.
AYSE: Was denn genau?
JAMES: Ich sag nur: Internet Startups.
AYSE: Wow, klingt gut. Erzähl mal!
JAMES: Kann ich nicht, ist geheim. Du erfährst es als erste, wenn es spruchreif ist. Und wie ist es bei dir, meine Liebe?
AYSE: Naja, ich brauch eine neue Wohnung.
JAMES: Wieso? Du bist doch erst vor einem halben Jahr eingezogen.
AYSE: Zu groß für mich, drei Zimmer, muss entschleunigen. In zwei Wochen muss ich raus sein.
JAMES: Oh, warum so schnell?
AYSE: Hab mir gedacht, wenn ich die Miete nicht zahle, gibt’s auch keine Kündigungsfrist.
JAMES: Sorry, Ayse, aber das war dämlich.
AYSE das Croissant in den Kaffee tauchend und daran saugend: Ist eh zu teuer. Ay, die sind richtig super, weich und warm, ich liebe Croissants.

GUIDO erscheint. Er sieht abgehetzt aus. Die Hoodiekapuze verdeckt die Haare, schemenhaft lugt das Gesicht hervor, die Augen irren umher.

GUIDO: Hi Leute! Bin ich zu spät?
JAMES: Warst du jemals pünktlich?
GUIDO: Mm. Termine. Stress.
AYSE: Egal, hast du was vom Metzger mitgebracht?
GUIDO: Klar. Lass mal schnell die Wäsche verstauen. Hat einer von euch Kleingeld für den Automaten?
AYSE: Hab selbst nix mehr.
JAMES ihm ein paar Münzen gebend: Hier.
Nachdem GUIDO den Inhalt seines Rucksacks in der Trommel gekippt hat, streckt er AYSE die Tüte entgegen. Sie garniert Wurst und Käse auf einen Teller mit Salatblättern und Minitomaten.
AYSE: Kann losgehen!
JAMES: Warum schaust du dich ständig um?
GUIDO: Keine Ahnung.
JAMES: Gibt‘s was?
GUIDO: Bisschen Ärger.
AYSE: Wieso das?

GUIDO: Stress mit’n paar Typen.
AYSE: Oh, mit wem?
GUIDO: Leute, die mich nicht mögen. Uwe, Erich und so.
JAMES: Aha, und warum?
GUIDO: Blöde Frage: ich schulde denen Geld.
JAMES: Wieviel?
GUIDO: Zweitausend.
JAMES: Mm, würd’s dir ja gern geben, geht aber gerade nicht, alles investiert.
GUIDO: Danke, sehr nett, aber krieg ich hin. Uwe kennt mich doch.
AYSE: Uwe, sagst du?
GUIDO: Ja.
AYSE: Meinst du den Uwe mit der Glatze und dem Tattoo am Hals?
GUIDO: Ja. Scheiße, genau den.
AYSE: Geiler Kerl. Der macht dich platt, wenn du ihm das Geld nicht gibst, fürchte ich.
GUIDO: Tröstlich.
AYSE: Könnte mit ihm reden.
GUIDO: Aha. Kennst du ihn?
AYSE: Nicht richtig. Ich war letzte Woche ihm und seinem Buddy Erich beim Schöneberger essen.
GUIDO: Und?

AYSE: Nix und. Essen und danach einen Drink bei ihm.
JAMES: Was ist jetzt mit Uwe?
GUIDO: Das verfickte Ultimatum ist abgelaufen.
JAMES: Was für ein Ultimatum?
GUIDO: Wegen der 2000 €, die ich ihm schulde.
JAMES: Scheiße!
AYSE: Wird sich eine Lösung finden. Lass uns erst mal in Ruhe frühstücken und nachdenken.

Die RUNZELOMA kratzt sich am Hals, wackelt mit dem Kopf und sitzt so schief, als kippe sie gleich vom Stuhl. Das JUNGE PÄRCHEN sitzt nahe beieinander, beide halten ihr Smartphone in der Hand. Sie kichern und deuten auf die Displays.Drei BÄRTIGE MÄNNER in Arbeiterlatzhosen betreten den Waschsalon, unterhalten sich in ihrer Sprache, werfen einen Blick auf die Frühstücksfreunde, lachen und laufen vor dem Trockner auf und ab. GUIDO beruhigt sich, grinst und kaut. AYSE erklärt einer Freundin am Handy, dass ihr Lieblings-Prosecco beim Rewe um 30% reduziert sei.
JAMES: Mir fällt nichts ein, Guido. Besorg dir irgendwie das Geld, geh zu deiner Bank oder fang an zu beten.
GUIDO: Beten?
AYSE das Handy wegsteckend: Ja, beten, warum denn nicht?
Die RUNZELOMA horcht auf, schnüffelt, als nehme sie Witterung auf, erhebt sich. Mit einem Panthersprung jagt sie zu den drei Freunden. Eine Art Flammenhauch geht von ihr aus. Ihre Augen bohren Löcher in die Luft.

RUNZELOMA: Vergesst das mit dem Beten! Ich habe keine Zeit für euren Scheiß!
AYSE: Aha, und was haben Sie damit zu tun?
RUNZELOMA; Ich bin Gott, deswegen!

Die drei Freunde schauen die Frau verdutzt an. JAMES lacht und sabbert, GUIDO hört auf zu kauen und hält das Vollkornbrötchen wie ein Schutzschild vor die Brust. AYSES Stirn glänzt, ihr Mund steht offen. Eine merkwürdige Wärme erfüllt die Freunde. Keiner von ihnen zweifelt an den Worten der alten Frau.

GOTT (vormals RUNZELOMA): Ihr habt keine Ahnung von gar nichts, quatscht vom Beten, während ich mich abmühe! Wisst ihr zufällig, wo der Mond ist?
GUIDO: Was interessiert mich der Mond? Ich habe Ärger mit Uwe und Erich und brauche 2000 €! Und zwar schnell.
AYSE: Da darf er doch beten. Wofür ist Gott sonst da.
GOTT: Ha, so seid ihr! Das ist die Menschheit! Geld! Was denkt ihr, wie oft ich das höre. Allesamt Jammergestalten. „Lieber Gott, ich ändere mein Leben, ich mache alles, um dir zu dienen, aber hilf mir, gib mir Geld, gib mir Macht, mach mich reich, mach mich gesund.“ Was anderes fällt euch nicht ein!
GUIDO: Mal langsam. Wir leben in einer Dienstleistungsgesellschaft! Service ist alles! Und du, was bietest du? Da bringt ja der Dalai-Lama mehr, der stellt sich in ein Fußballstadion und macht eine anständige Show. Schau dich dagegen an. Alt, verschrumpelt und genervt.
GOTT hört gar nicht hin und fährt fort: Ach ja, und die Liebe, auch danach fragt ihr. „Mach, dass er oder sie mich liebt; mach, dass ich glücklich bin und ohne Sorgen!“Wisst ihr überhaupt, was Liebe ist? Ihr schreit nach mir, wenn es euch dreckig geht. Ich habe derart die Schnauze voll von euch!
GUIDO: Ich geh den Mond suchen, zum Teufel.

GOTT spricht weiter, murmelt, schreit, wechselt die Sprachen. Niemand versteht, was GOTT sagt. Die Maschinengeräusche verkriechen sich hinter der Stimme GOTTES. Dann ertönt ein Knall, der wie ein Peitschenhieb klingt. Die Feueraugen GOTTES suchen die Ursache. Die Tür eines Trockners springt auf. Eine Gestalt in Anzug und klobigen Stiefeln kriecht aus dem Gerät, richtet sich auf und streckt sich. Das linke Auge des Mannes erinnert an Meeresazur, das rechte an einen Novembertag. Er verbirgt einen Gegenstand unter dem Sakko, umklammert ihn mit beiden Armen, schüttelt die Haare und schaut sich um.

TEUFEL: Wer hat nach mir gerufen?
GOTT ihn anlächelnd: Da bist du ja, hab mir gleich gedacht, dass du da steckst.
TEUFEL: Übrigens hast du bei deiner Ansprache die Idioten vergessen, die sich bei dir bedanken, für ihr Leben, für ihr Glück und den ganzen Kram. Die sind mir persönlich die Liebsten.
GOTT: Ach, die. Was anderes: Kannst du mir bitte zeigen, was du da unter dem Mantel versteckt hast?
TEUFEL: Mm, jetzt nicht. Muss das Ding ruhigstellen. Was denkst du, warum ich im Trockner war?
GOTT: Du musst den Mond frei lassen, mein Lieber.
TEUFEL: Warum? Ich habe ihn mir geholt. Er gehört mir. Du weißt doch. Der Geist, der stets verneint und so.
GOTT: Dichtergeschwätz. Komm mir nicht damit.
TEUFEL: Ach was. Muss ich dich etwa daran erinnern, dass du ohne mich nichts wärst, rein gar nichts, Liebste!

Die unter dem Sakko verborgene Kugel bewegt sich und Mondlicht funkelt durch. Unterdessen verwandelt sich GOTT, zeigt sich als junge Frau. Goldglanzverströmende Haare fließen in Wellen den Rücken herab, die Haut schimmert wie Milch, Saphire blitzen in ihren Augenhöhlen. Teufel und Gott schweigen, starren sich schweigend an, stehen sich bewegungslos gegenüber.

GOTT flüsternd: Ich bin keine alte Frau, das weißt du genau.

Während all dem staunen die drei Freunde. Als das junge Pärchen aufsteht, hastig die Taschen packt und sich anschickt, den Salon zu verlassen, erhebt sich GUIDO, um ihnen zu folgen, winkt den Freunden zum Abschied zu, wird aber an der Tür von UWE und ERICH - zwei glatzköpfigen Männern - aufgehalten. Sie stürmen herein, packen GUIDO am Kragen und ziehen ihn hinter sich her zurück in den Salon.
AYSE: Erich, du hier. Wie toll!.

AYSE läuft zu dem großen Mann mit den Springerstiefeln und fällt ihm um den Hals. ERICH schüttelt sie verlegen ab und nickt ihr zu.

UWE zu GUIDO: Du wolltest abhauen, was? Was sollen wir bloß mit dir machen, Bruder?

UWE nimmt GUIDO in den Schwitzkasten.

ERICH: Wo hast du das Geld?
AYSE: Mann, Uwe, der Guido hat euer Geld gerade nicht. Er kann ja nicht mal antworten, wenn ihr ihn so würgt. Lasst ihn los, bitte!
UWE, AYSE anlächelnd: Was denkst du, Erich? Wir stecken ihn in die Waschmaschine und warten, was danach von ihm übrig ist.
TEUFEL sich zu ihnen gesellend: Kann ich nicht empfehlen.
UWE, GUIDO loslassend: Du bist auch hier.
TEUFEL: Bringt nichts, wenn ihr ihn da reinsteckt. Da findet er kein Geld und seine Gehirnzellen werden unnötig durchgeschüttelt. Sag mal, Guido. Was, wenn ich dir etwas Geld vorschieße?
GUIDO: Hm, super wäre das, klar.
TEUFEL: Wie viel brauchst du?
GUIDO: Na ja, das Geld für die Jungs hier und ein bisschen Taschengeld.
TEUFEL: Zehntausend, hunderttausend, eine Million, sag’s einfach.
GUIDO: Echt?
TEUFEL: Na klar. Kommt auf die Gegenleistung an.
GUIDO: Gegenleistung?
TEUFEL: Mach dir keine Sorgen, nichts Schlimmes.
GOTT, sich einmischend: Du gibst jetzt erst mal den Mond raus, mein Liebster.
TEUFEL: Okay, okay, aber lass mich das Geschäft regeln, bitte. Die Seelen von den beiden Halunken gehören mir bereits. Wenn ich die von Guido und die von der reizenden Dame mit der Kaffeetasse in der Hand samt Begleiter bekomme, habe ich das Wochenziel erreicht und gehe auf Incentive-Reise.
Gott wie ein Kind kichernd: Ich hole mir den Bonus, wenn der Mond wieder am Himmel ist.
TEUFEL: Was ist jetzt, Herr Guido?
GUIDO: Ich bin mit allem einverstanden, wenn sie mir die Bedingungen ein wenig erklären.
TEUFEL: Für zehntausend gehörst du mir drei Monate, für hunderttausend ein Jahr, für eine Million für immer.
GUIDO: Was muss ich dafür tun?
TEUFEL: Im Wesentlichen geht es darum, Menschen zu beeinflussen, damit sie werden, was sie ohnehin sind.“
GUIDO: Okay, bin dabei. Wann gibt es die Kohle?
TEUFEL: Sofort, wenn du willst.
GOTT: Überleg’s dir gut.
TEUFEL zu GOTT: Das sagst ausgerechnet du! Lassen wir den jungen Mann frei entscheiden.
GOTT: Du gibst jetzt endlich den Mond frei, ja?
TEUFEL: Ja, sicher, Liebste. Wird eine Win-Win-Situation, wirst schon sehen. Also, Guido? GUIDO: Ich bin dabei.
TEUFEL: Was denkst du, Guido? Das volle Programm, oder?
GUIDO: Ich denk halt, was ich denken kann. Eine Million wäre optimal.
TEUFEL zu GOTT: Prima. Kannst du den Vertrag mit Guido bitte beglaubigen, Liebste, dann brauchen wir den Oldschool-Kram nicht mit Blut und so weiter.

Gott holt eine Kladde aus der Handtasche, schlägt sie auf, nimmt den Bleistift in die Hand, kratzt und kratzt über das Papier.

GOTT: Erledigt. Das war’s dann Guido!

TEUFEL, das iPhone ans Ohr haltend: Ja, eine Million. Guido Hauser heißt der Mann. Ja, wie immer, Platincard, Sofortlieferung per Boten. Plus 2000 € in bar. Ich gebe Ihnen noch mal den Herrn Hauser.“

Guido nimmt das iPhone, hört zu, nickt und strahlt.

GOTT: So, das ist erledigt. Ich sag euch jetzt, wie es läuft. Der Mond muss an den Himmel. Das funktioniert ganz gut über die Großwaschmaschine, die hinten in der Ecke steht. Damit er nicht fehlgeleitet wird, muss jemand mitfliegen.
TEUFEL: Uwe und Guido, die machen das. Aber was habe ich davon?
GOTT: Die Jungs suchen auf dem Mond nach Gold, schnappen sich einen vorbeifliegenden Stern, was weiß denn ich, streng deine Fantasie an.
TEUFEL: Gute Idee!
UWE: Und wie kommen wir wieder zurück?
TEUFEL: Ihr müsst euch bloß den Tunnel merken, dann kommt ihr hier wieder raus.
GUIDO: Aha, okay. Spätestens nächsten Montag muss ich nämlich wieder da sein.

TEUFEL und GOTT gleichzeitig: Kein Problem, auf geht’s!

Der BOTE trifft ein. GUIDO küsst das Zauberkärtchen. UWE nimmt die Scheine entgegen. Die Freunde verabschieden und umarmen sich. AYSE küsst UWE und GUIDO auf die Stirn und hinterlässt den Abdruck ihres Lippenstiftes. JAMES lächelt verklärt.

GUIDO: Wir sehen uns kommenden Montag und ich bringe Champagner mit.

Es dauert eine Weile, bis UWE den Mond umklammert hat, den der TEUFEL unter dem Sakko hervorzwängt. GOTT und der TEUFEL drücken, stauchen, verstauen die zwei Männer mitsamt dem Mond in der Trommel. Sie müssen sich gegen die Türöffnung stemmen, um sie zu schließen. Mit einem Knopfdruck und GOTTES Hilfe geht es dann los.

Vor dem Waschsalon

Alle eilen nach draußen, JAMES, AYSE und ERICH, der TEUFEL und GOTT, selbst die Latzhosenträger bewundern den Schweif, der über die Häuser der Stadt und zum Himmel jagt wie ein Feuerwerkskörper.
TEUFEL: Das war’s dann für heute. Lass uns was trinken gehen, Liebste!

Der TEUFEL nimmt GOTT Huckepack und reitet durch die Luft davon. JAMES versucht, dem Paar zu folgen, verliert es aber schnell aus den Augen. AYSE und ERICH halten sich an den Händen, lächeln sich an und schauen von Zeit zu Zeit zum Mond, der wie ein Tagtraumzauber am Himmel pulsiert.

 

Hi Isegrims!

Ich hatte heute mal die Muße, mir jede Menge TdM-Stories durchzulesen und nun gehe ich stückchenweise ans kommentieren. Nun ja, deine gehörte auch dazu.

Deine Geschichte ist jedenfalls ziemlich abgefahren, das ist mal sicher!:) Die Beschreibungen des edlen Frühstücks mit passendem Geschirr und Gedeck, fein drapiertem und serviertem Aufschnitt, leckerem Gebäck - und das mitten in nem abgeranzten Waschsalon ... da muss man erstmal drauf kommen!:)

Bei dem Gott/Teufel-Zwist und der Sache mit dem Mond hast du mich allerdings ein wenig abgehängt. Vielleicht bin ich ja auch ganz einfach nur auf der falschen Fährte gewesen und habe versucht, irgendwo etwas zu sehen, wo gar nix gewesen ist. Anyway - im letzten Drittel der Storie, ab dem Zeitpunkt, wo Uwe und Erwin auf den Plan getreten sind, hab ich mich dann aber schon gefragt, was das ganze jetzt soll. Irgendwann kippte die Handlung dann für meinen Geschmack fast schon in Richtung Posse. Wenn das von dir so gewollt war - das ist dir gelungen.

Sprachlich und technisch gibts von meiner Seite nichts zu beanstanden. Insgesamt jedenfalls eine wirklich seltsame und humorvolle Geschichte.
Übrigens - der Mond ist aus Käse, das weiß doch wohl nun wirklich jeder!!:D

Lunare Grüße vom käseessenden EISENMANN (Boah - ein Wort, wo zwei "e" und zwei "s" hintereinander stehen - das sieht ja cool und laaaaang aus, das Wort!!;))

 

Hallo Isegrims,

der Teufel klaut den Mond = Nikolai Gogol - Die Nacht vor Weihnachten. Spielt in einem Dorf, aber Teufel, Alte Frau (= Hexe), junge Frau und viele Männer (die hier in Kohelsäcke und nicht in Waschmaschinen gesteckt werden) und und ... aber deine Geschichte ist ganz eigenständig. Für mich ist die Erinnerung an Gogol ein Aufhänger für die Frage, was das soll: Ich denke, der Teufel möchte auch hier etwas verhindern und noch ein paar Extra-Punkte machen. Allein dieses Timing, dass die handelnden Personen pünktlich im Waschsalon zusammenkommen. Sehr amüsant und reich an Lachern, aber du hast auch Gesellschaft als Tag geschrieben - und das seh ich noch nicht so recht, denn Begenungen dieser vierten Art dürften nicht so häufig vorkommen.

Gerne gelesen vom

Jobär

 

Lieber Eisenmann

schön, dass du vorbei geschaut hast und dir die Zeit genommen für einen Kommentar genommen hast.
:thumbsup:

Übrigens - der Mond ist aus Käse, das weiß doch wohl nun wirklich jeder!!
nö, der Mond kann kein Käse sein, da bin ich mir sicher, seit er im Trockner war :lol:

Bei dem Gott/Teufel-Zwist und der Sache mit dem Mond hast du mich allerdings ein wenig abgehängt. Vielleicht bin ich ja auch ganz einfach nur auf der falschen Fährte gewesen und habe versucht, irgendwo etwas zu sehen, wo gar nix gewesen ist.
na ja, ich hätte die Greschichte auch Schein und Sein nennen können ;) aber im Ernst: ich habe schon versucht ein paar Bedeutungsebenen unterzubringen und dennoch einen leichten Ton zu treffen.

Sprachlich und technisch gibts von meiner Seite nichts zu beanstanden. Insgesamt jedenfalls eine wirklich seltsame und humorvolle Geschichte.
vielen Dank, das freut mich :Pfeif:

viele Grüße
Isegrims

Frühstück habe ich hinter mir, leider ohne Käse und Champagner :lol:

geht später weiter

 

Liebe Isegrims,

Gottes Werk und Teufels Beitrag ...

gehe ich in der Annahme richtig, dass du Bezug auf Irvings Roman nimmst und/oder den Film kennst?

Dann nehme ich dir auch Gott und Teufel in deiner Geschichte ab. Ich weiß dann, dass damit ein etwas verrätselter Blick auf das duale Schöpfungsprinzip ist: Gott und Teufel gehören zusammen und streiten über ihre Anteile an der Schöpfung, am Mond ebenso wie an den Menschen.

Die Dialoge der mafiösen Menschenkinder erinnert mich sehr an deine Geplänkel mit ernst offshore. Insgesamt sind sie mir zu lang, da ist wohl die Lust am Sprachwitz mit dir durchgegangen.

Ansonsten konnte ich den Humor ganz gut zwischen den Zeilen erkennen.

Besonders gut hat mir das Bild vom Mond in der Waschtrommel gefallen. Sowas setzt bei mir ganz schnell die Lust zu eigenen skurrilen Bildern frei :thumbsup:

Bin wirklich gespannt auf das Echo zu diesem Text.;)

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Hallo jobär

vielen Dank für die Zeit und deinen Kommentar :thumbsup:

der Teufel klaut den Mond = Nikolai Gogol - Die Nacht vor Weihnachten. Spielt in einem Dorf, aber Teufel, Alte Frau (= Hexe), junge Frau und viele Männer (die hier in Kohelsäcke und nicht in Waschmaschinen gesteckt werden) und und ... aber deine Geschichte ist ganz eigenständig.
klar ist in der Geschichte eine Reminiszenz an Gogol bzw. an dessen mondklauenden Teufel enthalten. Bisschen Goethe ist auch drin, bisschen John Irving und Samuel Beckett und, wie ich hoffe, eine Menge Isegrims, :Pfeif:

Sehr amüsant und reich an Lachern, aber du hast auch Gesellschaft als Tag geschrieben - und das seh ich noch nicht so recht, denn Begenungen dieser vierten Art dürften nicht so häufig vorkommen.
super, dass du das Ding amüsant findest :D
Zum Gesellschafts-Tag: ich finde schon, dass ich unter der Oberfläche eine ganze Menge über die Gesellschaft zeige.

lieben Gruß
Isegrims

geht bald weiter

 

Hallo Isegrims,

was mir auffiel:

„Hi, Leute. Bin ich zu spät?“
„Blöde Frage, Guido. Warst du jemals nicht zu spät?“, fragte James.
- diese unschöne Dopplung könntest du vermeiden, indem du James einfach fragen lässt: "Bist du jemals pünktlich?"

Zum anderen waren mir die Dialoge manchmal zu betont lässig. Anders kann ich es nicht ausdrücken. Ich habe mich letztens mal intensiver mit dem Thema Dialoge auseinandergesetzt und in der Tat sind sie wohl eins der schwierigsten Themen beim Schreiben. Es muss klingen, als könne jemand das wirklich so sagen, darf aber deshalb nicht zu umgangssprachlich werden. Die Personen dürfen sich nie Dinge erzählen, die beide eigentlich wissen. Lauter solche Tipps gibt es da zu lesen. Und: der Dialog muss immer eine Aufgabe erfüllen. Informationen subtil verstreuen oder aber die Handlung vorantreiben. Zum Beispiel. Bei deinem ersten Dialog zwischen Ayse und James verstehe ich den Sinn nicht. Ich erfahre da weder interessante Charakteristika der beiden oder aber trägt dieses Gespräch irgendwas zur Geschichte bei. Der Dialog zwischen den dreien hat da schon mehr Informationen, aber hier hätte ich mir gewünscht, ab und zu zu erfahren, wer da gerade spricht, wie er sich währenddessen verhält. Ich weiß, du bist kein Fan von Beisätzen bei Dialogen. Ich schon. Ich finde, es ist eine Kunst, das so zu gestalten, dass es nicht aufdringlich wirkt, sondern die Szene noch lebendiger macht. Aber das mag nur mein Empfinden sein.

Was ich dagegen toll fand, war die Kulisse, die Ausgangssituation. Ich glaube, ich möchte jetzt auch mal im Waschsalon frühstücken und warten, was so aus den Trommeln kommt. Das fand ich wirklich richtig gut. Als Fan von Boris Vian bin ich ja mittlerweile immer sehr empfänglich für Absurdes, das jedoch nicht erklärt wird, sondern einfach als normal empfunden. Das hat einen unglaublichen Reiz für mich. Wie da Gott und Teufel erscheinen, wie der Mond zurückgebracht wird und kein Mensch in dem Salon hinterfragt die Logik des Ganzen, das hat mir sehr gefallen.

Kurzum, die szenischen Beschreibungen haben mir super gefallen, die Dialoge haben mich oft ein wenig rausgebracht. Aber auf jeden Fall: gerne gelesen.

Liebe Grüße an dich
RinaWu

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe wieselmaus

vielen Dank für die Zeit und deinen Kommentar :)

mag ja an der Geschicte selbst liegen, die sich nicht so recht einordnen lässt, mag auch an mir liegen, aber die Bezugsvariationen, die Autoren, auf die der Text zu verweisen scheint, häufen sich. Spricht für den Tedxt, wenn ich genau darüber nachdenke. :D

Gottes Werk und Teufels Beitrag ...

gehe ich in der Annahme richtig, dass du Bezug auf Irvings Roman nimmst und/oder den Film kennst?

ich kenne den Film :Pfeif: btw: Ingmar Bergmann hat auch einen Film gemacht, in dem ein Teufel versuchen soll, eine Frau zu verführen, auch ein interessanter Plot.

Gott und Teufel gehören zusammen und streiten über ihre Anteile an der Schöpfung, am Mond ebenso wie an den Menschen.
Gott und Teufel sind ja Symbole, zumindest in meinem Text, und verweisen eher auf den Menschen und sein Handeln.

[Die Dialoge der mafiösen Menschenkinder erinnert mich sehr an deine Geplänkel mit ernst offshore. Insgesamt sind sie mir zu lang, da ist wohl die Lust am Sprachwitz mit dir durchgegangen./QUOTE]absolut richtig, die Dialoge sind powered by ernst offshore

"He, die wieselmaus meint, wir quatschen zu viel", sagte der Teufel
"Echt, wer?", antwortete Gott.
"So ne Dichterin aus dem Süden."
"Wie, Süden?"
"Was weiß ich, Schwarzwald oder so."
"Aha, ich schick den Giuseppe und den Ernst bei ihr vorbei, ist ja nicht weit von Wien."
"Und dann?"
"Die nehmen Apfelkuchen, Gin und die Beretta mit."

Ansonsten konnte ich den Humor ganz gut zwischen den Zeilen erkennen.

Besonders gut hat mir das Bild vom Mond in der Waschtrommel gefallen. Sowas setzt bei mir ganz schnell die Lust zu eigenen skurrilen Bildern frei

ach, das ist wunderbar :D

viele Grüße
Isegrims

wird fortgesetzt:

eins vorab: Bea Milana und RinaWu: lieben Dank. :Pfeif: Ich muss über eure Anmerkungen nachdenken. Derzeit finde ich das Pralle des Textes, die sich auch durch die Adjektive zeigt, dem Sujet angemessen und (fast) alle brauche ich. Dazu aber später mehr. Auch die Dialoge sind bewusst so angelegt und ich weiß aus demselben Grund nicht genau, ob es Sinn macht, sie zu kürzen.

 

Liebe Isegrims,

komm nicht auf die Idee, zu kürzen. Sonst muss ich mal mit meinen Freuden über Kürzungsmöglichkeiten reden (gibt ja nicht nur Haare).

Ach so, in vielen Jahren Deutschunterricht habe ich, wenn ich mal zugehört habe, gelernt, dass deutsche Texte, die die Gesellschaft zu Thema haben mindestens bitterernst, meist aber auch tragisch sind. Also stelle ich fest: Deine Geschichte behandelt die Gesellschaft, die ja in den handelnden Personen breit dargestellt ist.

Liebe Grüße

Jobär

 

Hallo Bea Milana

super Kommentar, sehr hilfreich, auch wenn ich deinen Hinweisen in einigen Punkten nicht folgen kann.

von Peter Ustinov (humorvolle, kluge Variante) und "Faust" von J.W. Goethe (ernste Variante).
schon gewagt Peter Ustinov (das Stück kenne ich nicht) in einem Atemzug mit Goethe zu nennen.

Meine Version, wie du es nennst, ist vielleicht eher ein Kammerstück, ein Drehbuch, etwas wie Theater. Dass bisher jeder, der kommentiert hat, andere Vorbilder angibt, gefällt mir. :Pfeif:

Ein paar Kürzungen und Änderungen habe ich aufgrund deiner Anmerkungen vorgenommen. Zu der Verwendung von Adjektiven möchte ich folgendes sagen. Klar gehört es zum Konsens moderner Literatur damit sparsam umzugehen und sich zu überlegen, an welchen Stellen sie sinnlos sind, weil sie keine Funktion erfüllen, nichts zeigen, das ist aber bei den meisten der von mir verwendeten Adjektiven nicht der Fall.

. Eine alte Frau mit grauen Haaren und Schokoladenhaut
an dieser Stelle zum Beispiel stelle ich Gott als dunkelhäutige alte Frau vor und will mit wenigen Worten etwas zeigen. Das dunkelbraun habe ich jedoch gestrichen.

Die 3fach Häufung von Adjektiven scheint ein Stilmittel von dir zu sein. Schaumatisiert, gibts das oder eine neue Wortschöpfung?
ist kein Stilmittel von mir, passt aber zu diesem Text. Und schaumatisiert klingt sehr cool und treffend, finde ich. :D

Ich denke, die Story würde sehr gewinnen, wenn du die Dialoge verknappst und das Geschwätzige herausnimmst. Der Teufel kommt mir auch ein wenig zu lieb vor.
na ja, die Dialoge passen, weil sie verfremden. Alle auftretenden Figuren sind geschwätzig und sollen es auch sein. Und warum soll der Teufel nicht ein bisschen lieb sein?

Bin gespannt auf alles was hier noch so kommt, glaube aber, es könnte eine noch skurilere Story werden, als sie es bisher schon ist.
gespannt bin ich auch :thumbsup:

vielen Dank und liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

vier Punkte kann ich dir geben. Und dann vermute ich, dass du ein Samsung-Handy hast.
Dazu später mehr. ;)

Tag und Nacht trennten sich deshalb ohne Übergang in zwei Sphären … Die Medien berichteten nichts darüber, warteten ab und bereiteten für alle Fälle eine weltweite Kampagne vor, die glaubhaft machen sollte, dass es nie einen Mond gegeben hatte.
Das finde ich voll abgefahren.
Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass „die Medien“ eine gemeinsame Gangart einschlagen würden. Die Zeitung mit den vier Buchstaben würde doch für eine fette Auflage zuerst nach dem Mond suchen und mit ihm sprechen wollen. :lol:

Die Menschen wunderten sich, hielten die Leere des Himmels aber für eine Illusion,
Das verstehe ich nicht. Entweder sie sehen einen leeren Himmel, dann ist es keine Illusion oder sie wissen nicht genau, was sie sehen.

Wer genau hinschaute, konnte auch den Astronauten erkennen,
In der Waschmaschine?

„Ich sag nur: Internet Start-Ups.“
Doch nicht etwa eine App für Restaurants? Das scheint dich nicht loszulassen, Isegrims, hast du das doch schon in zwei anderen Geschichten verwurstet :Pfeif:

James war der erste.
Peter tauchte sein Croissant in den Kaffee
Ist Peter James oder ist Peter der zweite? :confused:

„Leute, die mich nicht mögen. Uwe, Erich und so.“
„Nicht richtig. Ich war letzte Woche mit seinem Buddy essen.“
„So. Wie heißt der?“
„Erich.“
Ist der zweitgenannte Erich auch der erstgenannte?
Und überhaupt: Wer spricht in der wörtlichen Rede eigentlich? An ein, zwei Stellen war ich raus.

Mir fällt nichts ein, Guido, (PUNKT)Du musst das Geld besorgen.

Ihr habt keine Ahnung, (PUNKT)Wisst ihr zufällig,

Die Tür eines Trockners sprang auf. Eine Gestalt in einem dunkelgrünen Anzug und klobigen, roten Schuhen kroch aus dem Gerät, richtete sich mühsam auf und streckte sich. Ein Mann, dessen eines Auge dem Azur des Meeres und das andere einem verregneten Novembertag glich.
Ist das der Astronaut von vorhin? Wenn nicht, was ist aus dem Knaben geworden?
Wie kann man bei einem solch kleinen Männchen die Augenfarbe so gut erkennen? Und dann noch einen verregneten Novembertag darin sehen?
Er dürfte doch nicht größer als ein Teddybär sein.

„Kann ich nicht empfehlen“, sagte der Teufel, der sich zu ihnen gesellte.
„Du bist auch hier“, sagte Uwe und entließ Guido aus dem Schwitzkasten.
Uwes Reaktion ist merkwürdig.
Hat Uwe den Teufel erkannt? Woran?
Oder kannte er ihn schon?

als vertraute er seinen eigenen Worten nicht, (PUNKT)

Eine Millon
Million

Am besten machen wir gleich den Vertrag, (PUNKT) Kannst du das
Und das war dann auch schon der vierte Punkt. Es folgt der Handy-Beweis: :D

das IPhone
das iPhone

Ich habe den Fantasy-Tag vermisst. „Humor“ hättest du m.E. ruhig streichen können. Ich fand es an keiner Stelle lustig. Macht aber nichts, dafür war ich vom Fantasy-Touch recht begeistert und ich störe mich überhaupt nicht an der fehlenden Logik.

Hat mir gefallen.

Liebe Grüße,
GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Für mich ist das einfach eine herrlich blöde Geschichte, Isegrims. Herrlich blöd, herrlich absurd und großteils herrlich sprachwitzig.
Über eventuelle Bezüge zu Goethes Faust, zu Gogol, zu Becket oder wem auch immer hab ich mir allerdings nicht den Kopf zerbrochen. Das sollen Schlauere*) als ich tun.

Anstatt mit Komparatistik beschäftige ich mich lieber mit sprachlichen Haarspaltereien:

Trotz wolkenloser Nacht war am Firmament nichts vom Vollmond zu sehen. Nur die Sterne schimmerten blass. Tag und Nacht trennten sich deshalb ohne Übergang in zwei Sphären.
Hä? Was heißt das? Nix Dämmerung oder so?
Kapier ich nicht. Und was hätte der anscheinend übergangslose Tag/Nacht-Wechsel mit der Nichtsichtbarkeit des Mondes zu tun?

Nach einer tiefschwarzen Nacht und einer orangeroten Dämmerung, die einen sonnigen Tag ankündigte
Okay, vergiss meine Fragen. Wahrscheinlich kannst du sie mir eh nicht beantworten. :D

... die glaubhaft machen sollte, dass es nie einen Mond gegeben hatte [besser: habe].

Und dafür wirst du mich jetzt wahrscheinlich hassen (Du weißt schon, warum :D):

Das Studentenpärchen lehnte sich aneinander.
Ja, das verdammte „Pärchen-Problem“ ... (Erinnert mich an das leidige „Das Mädchen, die …-Dilemma“)
Das Pärchen besteht zwar aus zwei Personen, ist aber trotzdem nur ein Ding. (Deshalb auch das Prädikat in der Singularform.) Und wie sich ein Ding aneinander (= an sich selber) lehnt, das musst du mir einmal vorhupfen.
Wie man das besser (bzw. grammatikalisch korrekt) schreiben könnte? Keine Ahnung.

Ein Mann, dessen eines Auge dem Azur des Meeres und das andere einem verregneten Novembertag glich.
Ein Mann, dessen wer oder was?, fragt man, oder? Ergo: Nominativ, ergo: ein Auge

Äh, oder doch nicht? Man schreibt ja auch nicht: Ein Mann, dessen blau Auge, sondern dessen blaues Auge.
Hm, das Adjektiv wird flexiert, logisch. Und "ein" ist in deinem Satz ja kein unbestimmter Artikel, sondern ein Zahladjektiv ...
Verdammt, für mich klingt das eine so falsch wie's andere.
Ach, scheiß drauf ... weil abgesehen davon, ist dieser Satz wirklich hübsch.


War mir ein Vergnügen, Isegrims.

offshore


*) apropos schlau:

„Ich muss erst das Geschäft regeln, bitte. Die Seelen von den beiden Halunken habe ich schon. Wenn ich die von dem Kerl da und vielleicht auch die von der reizenden Dame mit der Kaffeetasse in der Hand und ihrem Begleiter bekomme, habe ich das Wochenziel erreicht und geh auf Incentive-Reise.“
„Haha, ich hab den Bonus, wenn der Mond wieder am Himmel ist“, kicherte Gott.
Das ist auch eine hübsche Idee. Weil es so klingt, als gäbe es über Gott noch eine Ebene (in der Firmenhierarchie?), als wäre er offenbar nicht die letzte Instanz, nicht „Die Ursache ohne Ursache“, wie es Thomas von Aquin in seinen Gottesbeweisen einstens (zwar haarsträubend logikfrei, dafür umso apodiktischer) darzustellen versuchte. Und mit dieser Andeutung rührt deine Geschichte tatsächlich an ganz wesentliche philosophische, um nicht zu sagen, ontologische Fragen.
Mit denen ich mich allerdings nicht weiter beschäftigte, weil ich "die Frage aller Fragen" für mich persönlich schon längst beantwortet habe.

 

Gott, als junge Frau, deren blendende Schönheit jeder sah, der sehen konnte, ritt auf dem Rücken des Mannes mit dem dunkelgrünen Anzug, den feinen, ebenmäßigen Gesichtszügen, den man gemeinhin Teufel nennt.

Das nenn ich Emanzipation,

liebe Isa,

ich hab wahrscheinlich jetzt das eine oder andere vorzeitigere (datumsmäßige) Werk übersprungen und empfinde zum ersten Mal Ironie bei Dir (wurd ja auch mal Zeit, gelle?), sozusagen das etwas andere Nightwash, diesmal bei Tage und nicht mit Knacki Deuser midnight‘s wash und neben der Himmelfahrt nun auch so was wie Nahtod-Erfahrung, wenn es heißt

„Ihr müsst euch nur den Tunnel merken, dann kommt ihr hier wieder raus.“

Das ist praktisch, das ernst schon reingeschaut hat, alle im Konjunktief würd ich statt I II "hätte“ wählen. Und hier frag ich mich nach der tieferen Bedeutung der Fluse
Bist du schon lange da?`“
(musste sogars Schriftbild vergrößern, ob da nicht gerade ne echte Fluse ihr wildes Unwesen triebe ... und siehe, es ist ein „`“!

„Ich sag nur: Internet Start-ps.“

..., ohne die Stimme zu heben, als vertraute er seinen eigenen Worten nicht,
„Das sagst ausgerechnet du!
Entweder Punkt statt Komma oder kleines das ...

Gern gelesen vom

kohldampfenden Friedel

 

Hallo Isegrims,

ich hab mich einfach mal auf diese ganze Szenerie eingelassen, bin deinen Geistesblitzen gefolgt, habe mich amüsiert und gestaunt, was da so alles durch deinen Autorenkopf gewabert und geblitzt ist. Deine Woody-Allan-like Groteske hat mir Spaß gemacht, ich bin ihr gerne gefolgt, habe sie einfach konsumiert und mich an Ideen und Wendungen erfreut, ohne penibel danach zu fragen, was mir hier wie kredenzt wird. Ein schön-schräges Erlebnis, dieses Hin- und Her im Waschsalon, in dem sich Gott und Teufel auf der Suche nach dem Mond treffen. Kein hoher Anspruch (mit Verlaub), auch trotz der Anleihen bei der einen oder anderen Größe, aber mit viel Liebe zum Detail.

Liebe Grüße
barnhelm

 

Nur mal kurz barnhelm :D

Kein hoher Anspruch (mit Verlaub), auch trotz der Anleihen bei der einen oder anderen Größe, aber mit viel Liebe zum Detail.
Allerhöchster ANSPRUCH eher; geht ja schließlich um höchste Instanzen: Gott, den Teufel und all dem Zeug. :silly::baddevil::xmas::pah:

Liebe Grüße
Isegrims

Lieben Dank an alle, ich schreibe später ausführlicher

 

Na, dann nehme ich das ganz schnell zurück. :sealed:
Das könnte ja zu Konsequenzen auf höchster Ebene führen.

Gib das bitte weiter Isegrims. War wirklich nicht persönlich gemeint.

 

Hi RinaWu,

vielen Dank für deinen Kommentar. Much appreciated. :Pfeif:

Stimmt, da sind ein paar Dopplungen in den Dialogen, die meisten halte ich jedoch für natürlich. Ich habe kürzlich mal ein paar private Dialoge mit einem Voice Recorder aufgenommen, im daraus zu lernen und festgestellt, dass gerade derartige Dopplungen häufig vorkommen. Ich nehme an, dass man sich auf diese Art an seinen Gesprächspartner anpasst, seine Worte einfach spiegelt. Lehrmeinungen und Ratgeber und Schreibschulen sind eins, die Wirklichkeit etwas anderes und wir Autoren schreiben ohnehin nach meinem Dafürhalten zu sehr nach solchen erarbeiteten Idealmustern. Den von dir genannten Ausschnitt habe ich nach deinem Vorschlag verändert, die anderen nicht.

Die Personen dürfen sich nie Dinge erzählen, die beide eigentlich wissen.
machen wir aber ständig.

Und: der Dialog muss immer eine Aufgabe erfüllen. Informationen subtil verstreuen oder aber die Handlung vorantreiben.
ein kleinerer Teil der Dialoge in diesem Text bestehen aus lässigem Small-Talk, aber ein größerer transportiert Information.
„Blöde Frage, Guido. Warst du jemals pünktlich?“, fragte James.
„Mm. Termine. Stress. Bin ein vielbeschäftigter Mann.“
Das zeigt das Selbstbild Guidos

„Klar. Für Freunde mache ich alles. Wisst ihr doch. Lass mal schnell die Wäsche verstauen. He, hat einer von euch Kleingeld für den Automaten?“
auch hier; zusätzlich weist es auf sein Verhältnis zu Geld hin.

Ich könnte da mehr Beispiele nennen. Klar plätschert die Geschichte anfangs dahin und lebt vom Szenario, aber die Dialoge habe ich sorgfältig geschrieben und überdacht.

Ich weiß, du bist kein Fan von Beisätzen bei Dialogen. Ich schon. Ich finde, es ist eine Kunst, das so zu gestalten, dass es nicht aufdringlich wirkt, sondern die Szene noch lebendiger macht.
gebe ich dir Recht, ist eine Baustelle, für die ich bisher keine Ideallösung habe.

Ich glaube, ich möchte jetzt auch mal im Waschsalon frühstücken und warten, was so aus den Trommeln kommt. Das fand ich wirklich richtig gut. Als Fan von Boris Vian bin ich ja mittlerweile immer sehr empfänglich für Absurdes, das jedoch nicht erklärt wird, sondern einfach als normal empfunden.
ja, aus den Trommeln könnte noch so einiges rauskommen :D aha: Boris Vian. Ich mache eine Sammlung von Autoren auf, nach denen der Text klingen könnte oder an die er erinnert. :read:

Kurzum, die szenischen Beschreibungen haben mir super gefallen, die Dialoge haben mich oft ein wenig rausgebracht.
ich nehme das Lob gerne an und denke über die Dialogführung nach.

liebe Grüße und einen tollen Wochenstart
Isegrims

wird bald fortgesetzt

 

Hallo noch einmal, Isegrims,

Lehrmeinungen und Ratgeber und Schreibschulen sind eins, die Wirklichkeit etwas anderes und wir Autoren schreiben ohnehin nach meinem Dafürhalten zu sehr nach solchen erarbeiteten Idealmustern.
Ich glaube, du hast mich da falsch verstanden. Ich möchte auch nicht nach Lehrbuch schreiben, sondern ich meinte damit, dass ich mich mit dem Thema Dialoge im Moment besonders auseinandersetze. Was wirkt bei mir? Was nervt mich? Die Punkte, die ich dir aufgezählt habe, sind eine Mischung aus dem, was ich mir angelesen habe und dem, was ich persönlich wichtig finde. Klar wiederholt man sich im wahren Leben oft, aber muss das deshalb 1:1 in einem geschriebenen Dialog umgesetzt werden? Diese Frage stelle ich in den Raum. Wie schafft man es, authentisch zu klingen, ohne zu sehr in die Umgangssprache, ins Geschwätzige abzudriften?

„Klar. Für Freunde mache ich alles. Wisst ihr doch. Lass mal schnell die Wäsche verstauen. He, hat einer von euch Kleingeld für den Automaten?“
auch hier; zusätzlich weist es auf sein Verhältnis zu Geld hin.
Achso, ich dache einfach, er hat kein Kleingeld dabei. Siehst du, so unterschiedlich kann man das lesen ;)

Das wollte ich nur noch einmal hinterherschieben.
Liebe Grüße
RinaWu

 

Hi jobär

komm nicht auf die Idee, zu kürzen. Sonst muss ich mal mit meinen Freuden über Kürzungsmöglichkeiten reden (gibt ja nicht nur Haare).
nö, mache ich nicht. Das Ding ist ohnehin mehr der Entwurf zu einem Theaterstück oder einem Drehbuch, wenn ich mir das genau überlege. Aber noch was jobär:

"Der jobär quatscht was von nix kürzen, sonst kürzt er was". sagte Gott
"Hä?", wollte der Teufel wissen.
"Haare oder so. glaube ich."
"Ah, das meint der. Du schickst dem mal Uwe und Erich vorbei, die sind komplett rasiert."
"Ja, super Idee. Die sind perfekt dafür: Glatze und gehirnrasiert."
"Einen Absinth darauf!"
"Prost."

dass deutsche Texte, die die Gesellschaft zu Thema haben mindestens bitterernst, meist aber auch tragisch sind. Also stelle ich fest: Deine Geschichte behandelt die Gesellschaft, die ja in den handelnden Personen breit dargestellt ist.
ich habe jetzt zwar den Humor-Tag durch Fantasy ersetzt. aber eine Komödie ist es trotzdem.

Liebe Grüße
Isegrims

geht bald weiter

 

Hallo Isegrims,

die Überschrift ist gelungen, denn sie macht mich neugierig. Sie wirkt auch zwiegespalten, Gott und Teufel auf der einen, der Guido (welcher Guido?) auf der anderen Seite. Hinter „Dämmerung“ würde ich kein Komma setzen. So einen Waschsalon kenne ich auch, gut gewählte Location! Guido mit Hoodie, dann ist es nicht Kretschmer, Gott sei Dank! Ich sehe ein wenig Milieustudie, ein wenig Surreales und auch Spaß (warum nicht doch Humor als Stichwort?). Am Ende des Tages ist es dann sogar Philosophie. Gefällt mir!

Viel Spaß mit der Challenge!
Bjoern

 

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