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Hoch oben im Vento

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13.07.2017
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Hoch oben im Vento

Ich habe Michi versprochen, ihm beim Zeichnen der neuen Geisterbahnwände zu helfen. Blutige Handabdrücke und Schleifspuren sind meine Spezialität.
Bunte Lichter bilden eine Kuppel über dem Mikrokosmos, in dem ich lebe. Schon von weitem hört man Musik. Jedes Los gewinnt! steht auf einem Schild vor blinkender Kulisse zwischen Ballonverkäufer und Geisterbahn. Seit meiner Geburt trägt unser Stand den ach so süßen Namen Pias Schokoschnute. Bis ich volljährig bin, sitze ich meine Zeit hinter den Schokobananen und Lebkuchenherzen ab. Die fröhlichen Kinderaugen, wenn ich die bunten Süßigkeiten rüberreiche, sind schon niedlich. Das Krächzen der Zuckerwattemaschine treibt mich in den Wahnsinn.
Auf dem Rückweg von der Geisterbahn fahren schräg vor mir die Autoscooterfahrzeuge ihre letzten Testrunden. Direkt hinter dem Autoscooter steht das Kettenkarussell. Onkel Vento, der mit Vornamen eigentlich Rocco heißt, leitet mit seinen beiden Söhnen Nico und Viterio das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist. In blinkenden, goldenen Buchstaben auf hellblauem Grund steht über den Ketten am Korpus der Schriftzug Hoch oben im Vento. Das alte Kettenkarussell ist mir nicht geheuer, wie es schwerfällig Fahrt aufnimmt, um einen mit jeder Umdrehung höher fliegen zu lassen und dem sicheren Boden zu entreißen. Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das Klirren bis unter meine Kopfhaut. Niemand weiß, was mit der Mutter von Nico und Viterio passiert ist. Auf sie angesprochen rastet Viterio völlig aus, weswegen dieses Thema alle meiden. Und Nico, der hat ohnehin einen an der Waffel. Er ist entweder Viterios Schatten oder schleicht spät abends auf dem Gelände rum. Neulich sah ich, wie er einem Mädchen folgte, bis es am Ausgang seine Eltern traf. Nico sagt nie etwas, lächelt nicht und hat eine schräge Liebe zu Insekten, die er häufig morgens auf dem Festplatz sammelt, um sie zu betrachten. Bestimmt zerquetscht er sie anschließend.

Gerade habe ich Nico beobachtet, wie er einen kleinen Gegenstand schnell in seiner Tasche verschwinden ließ, und bin ihm nachgeschlichen. Ich weiß nicht warum, aber Nico gruselt und fasziniert mich gleichermaßen. Als sein Bruder ihn zum Austauschen der defekten Glühbirnen am Kettenkarusselldach holt, wage ich mich näher an Nicos Wohnwagen heran. Ich glaube zu hören, wie Viterio im Weggehen meinen Namen nennt. Doch sie schauen nicht in meine Richtung. Nico gestikuliert wild, woraufhin Viterio schallend lacht. Was sie reden, kann ich nicht verstehen.
Die Wohnwagentür ist verschlossen, aber das Fenster steht einen Spalt offen, sodass ich es aufschieben und hineinschauen kann. In einem Schälchen auf der Kommode liegt buntes Zeug: ein marmorierter Stein, ein orangefarbenes Perlenarmband, ein Lederportemonnaie in Form einer Katze. Alles andere im Wagen ist penibel einsortiert und aufgeräumt. Die Bücher im Regal sind der Größe nach geordnet, Anfang und Ende der Buchreihe mit Buchstützen für die Fahrten gesichert. Die Buchrücken millimetergenau in einer Flucht ausgerichtet. Was für ein Freak! Ich blicke an meinem schlabbrigen Shirt runter und denke an die Diskussionen mit meiner Mutter über meine vollgestopften Schubladen. An einem gelben Satingeschenkband, am Kopfende von Nicos Bett, klemmt eine kleine Haarspange mit Leoprint. Als ich ein Geräusch höre, stoße ich mir den Kopf am Fensterrahmen, klettere stolpernd den Radkasten runter und renne zurück zu unserem Wohnwagen.

Am darauffolgenden Mittag ist alles für den späteren Verkauf vorbereitet. Ein paar Stände weiter isst Viterio eine Bratwurst, die ihm vorab gegrillt wurde. Wenn Onkel Vento bei den Rundgängen nicht dabei ist, lässt Viterio den Platzchef raushängen. Als nächstes kommt er zu uns.
„Hey, Principessa. Hast du was Süßes für mich?“ Mit den Händen in den Hosentaschen, wippt er auf den Füßen vor und zurück und schenkt mir sein Gewinnerlächeln.
„Der Verkauf beginnt erst nachher. Die vorbereiteten Sachen sind alle abgezählt.“
Das Wippen stoppt. Er zieht die Luft scharf ein, seine Nasenflügel blähen sich auf. Mit nach hinten geneigtem Kopf, fixiert er mich mit leicht zusammen gekniffenen Augen. „Aber für mich machst du doch bestimmt eine Ausnahme, oder?“
„Ey, Viterio …“, setzte ich gerade an, als meine Mutter mir die Hand auf die Schulter legt und ihm lächelnd einen kandierten Apfel reicht. Den würde ich ihm gern in sein grinsendes Gesicht drücken. Viterio schlendert übertrieben lässig weiter, während ich mit meiner Mutter die restlichen Paradiesäpfel in die Auslage lege. Die widerliche, rote Pampe klebt wie Pech an meinen Händen.

Die meisten Kids in der neuen Gastschule haben gleich nach Gratisfahrchips gefragt, als sie erfuhren, dass wir vom Rummel sind. Bis auf Luisa. Sie ist in Ordnung, erklärt mir, welche Lehrer wie ticken und welche Typen klargehen. Manchmal sehe ich sie allein im Schneidersitz auf der Tischtennisplatte des Sportplatzes sitzen. Es ist nicht so, dass die anderen sie ausgrenzen. Luisa scheint ab und zu Zeit für sich zu brauchen. Dann zeichnet sie in ihr grünes Büchlein diese Wahnsinnsbilder, meist irgendwelche Gebäude aus ungewöhnlichen Perspektiven.
Bald heißt es wieder Abschied nehmen. Von dem Festplatz, der Stadt und den Menschen, die Freunde werden könnten.
Luisa und ich haben uns für diesen Nachmittag verabredet. Wir treffen uns am Busbahnhof gleich hinter dem Wohnwagenstellplatz. Als ich auf das Haltestellenhäuschen zukomme, steckt Luisa gerade ein A4-großes Blatt mit Nadeln an eine Pinnwand.
„Melina ist schon öfters abgehauen“, erzählt Luisa, als sie mich neben sich bemerkt. „Bisher kam sie immer nach ein oder zwei Wochen wieder zurück. Deshalb nimmt ihr Verschwinden niemand ernst, nicht einmal ihre Eltern oder die Polizei.“ Beim Ausatmen lässt sie die hoch gezogenen Schultern fallen. Der Wind verwirbelt ihre dunklen Locken. Sie wirkt zerbrechlich.
„Wir kommen ziemlich viel rum. Weißt du, es gibt echt viele Kids, die einfach mal wegwollen und von zu Hause abhauen. Solche Zettel sehe ich in jeder Stadt“, gebe ich mich gelassen, um sie zu beruhigen. Dabei zerreißt es mich innerlich und kostet all meine Selbstbeherrschung, nicht laut loszuschreien, als ich mir den Zettel genauer betrachte.
Zwei Drittel des Blattes nimmt das Foto ein, welches ein schüchtern in die Kamera lächelnden Mädchen in unserem Alter zeigt. Die schwarzen, glatten Haare mit den lila und blauen Strähnchen sind mit kleinen Leospangen nach hinten gesteckt. Sie trägt ein Enter Shikari -Shirt. Über dem Bild steht in fetten Buchstaben: VERMISST.
In der letzten Stadt hieß das Mädchen Tabea. Ihre Familie verteilte Flyer auf dem Rummelplatz. Ich überredete meine Mutter, einen der Flyer an unsere Vitrine zu kleben. Ich weiß noch, dass Nico kreidebleich wurde, als er das Bild von dem Mädchen mit dem Pferdeschwanz und der schwarzgerahmten Brille sah. Im Ort zuvor verschwand Nadja eines Abends auf dem Weg vom Schwimmtraining nach Hause. Die Polizei rief im Radio dazu auf, Hinweise an die nächste Dienststelle zu geben. Ich weiß noch, zunächst wurde nur ihre Sporttasche gefunden. Ein paar Tage später entdeckten Spaziergänger eine Mütze. Durch ein paar lange dunkle Haare konnte die Mütze Nadja eindeutig zugeordnet werden. Das schien zuerst unmöglich, da die Mütze an einer Stelle lag, die die Polizei bereits abgesucht hatte. Die Geschehnisse hatten mich ziemlich erschüttert. Doch im Alltag verblassten die Ereignisse irgendwann.

Nachts träume ich von Melina und von Insekten.

Am nächsten Morgen hört Onkel Vento mir geduldig zu, hält meinem Blick stand, als ich ihm von den vermissten Mädchen in den von uns besuchten Städten und meinem Verdacht gegenüber Nico erzähle. Als ich fertig war, schmunzelt er und tätschelt meine Hand.
„Pia, du hast schon immer viel Fantasie besessen. Wie dich, kenne ich die meisten hier seit ihrer Kindheit.“ Er beschreibt mit seiner Hand einen Bogen. „Unsere Welt ist nicht besonders groß. Meinst du nicht, ich wüsste, wenn so etwas bei uns geschieht, besonders wenn es um meinen eigenen Sohn geht? Wir sind alle eine Familie. Es verletzt mich, dass du so einen absurden Verdacht aussprichst.“
„Heißt das, du willst der Sache nicht nachgehen?“ Der Mund steht mir offen.
„Es gibt keine Sache!“, gibt er unnachgiebig zurück. „Diese Anschuldigungen schaden uns allen. Ich möchte, dass du mit diesen Verleumdungen aufhörst“, poltert er hinterher. „Verstehst du mich, Pia?“
Ich starre ihn an, blinzle und hole tief Luft, die ich dann ungenutzt entweichen lasse. „Ja, ich verstehe.“ Es war ein Fehler, hierher zu kommen. Nicht einen einzigen Moment war Bestürzung oder Entsetzen in seinem Gesicht zu sehen.

Gestern habe ich Luisa einfach stehen gelassen, heute werde ich ihr alles erzählen. Noch immer kann ich es nicht fassen, mit welchem Selbstverständnis Onkel Vento seinen Sohn in Schutz nimmt. In einiger Entfernung zum Busbahnhof sehe ich Nico, wie er Luisa anspricht. Ich will losrennen, ihn wegstoßen, ihm sagen, dass ich ihn durchschaut habe, ihn entlarven werde. Meine Wangen glühen. Eine große Kreuzung trennt mich von ihnen. Während ich meine Hände knete, schaue ich abwechselnd zu den beiden und auf den Verkehr. Als die Ampel auf Grün springt, habe ich die Straße schon auf halben Weg überquert. Nico ist bereits weitergegangen. Luisa schaut mich verwirrt an, als ich abgehetzt bei ihr ankomme und sie mustere. Kein Haar hat Nico ihr gekrümmt. Vielleicht hat er mich kommen sehen.
„Alles okay bei dir?“ Ich schaue ihm nach, sehe, wie er mit dem Rücken zu uns stehen bleibt, sich bückt und irgendetwas auf dem Gehweg betrachtet, bevor er sich aufrichtet und in der Dunkelheit verschwindet. „Was wollte Nico von dir?“
„Schätze, mir mit seinem Gerede Angst machen. Er hat mir geraten, ich soll mich hier nicht allein rumtreiben, weil es zu gefährlich ist. Und dann noch: er könne nicht alle retten. Das war echt spooky. Ist er einer von den Schaustellern?“
In meinem Kopf schwirrt es, wie in einem Bienenstock und ich ziehe die Stirn kraus.
„Pia?“
„Wie hat er das gemeint, er könne nicht alle retten?“, frage ich mehr zu mir selbst.
„Was weiß ich?“
„Du Luisa, lass uns das mit dem Kino nen anderes Mal machen." Damit laufe ich los in Richtung Stellplatz. "Tut mir leid“, schiebe ich noch hinterher. Luisa ruft irgendetwas. Doch der Verkehrslärm am Busbahnhof vermischt sich mit den Geräuschen des Festplatzes und verschluckt ihre Worte.

Bestimmt zehn Minuten stehe ich vor Nicos Wohnwagentür, bevor ich viel zu stark anklopfe. Das dumpfe Gefühl in meinen Fingerknöcheln vergeht nur langsam. Es war schließlich alles ganz klar. Doch beim genauen Betrachten verwässern die so offensichtlichen Beweise. Nico hat es nicht getan. Die Tür öffnet sich und in seinem Gesicht steht keine Überraschung, sondern Erleichterung. Als hätte er mich erwartet. Dann verhärtet sich sein Blick. „Wo ist deine Freundin?“
„Luisa? Ich denke, sie wartet noch auf ihren Bus.“ Ich muss den Kopf etwas nach hinten kippen. Nico ist gut eineinhalb Köpfe größer. In der fahlen Beleuchtung sehen seine Augen aus wie Bernstein.
Er blickt hin und her. „Ich muss ihn finden, bevor es wieder passiert.“
„Nico, wen musst du finden?“ Die Handflächen nach oben, schüttle ich leicht den Kopf.
Hektisch drängt er sich an mir vorbei. Ich versuche, ihn am Ärmel festzuhalten. Doch Nico entzieht sich meinem Griff und hastet in großen Schritten, denen ich kaum folgen kann, Richtung Rummel. Die Fahrgeschäfte und Buden sind bereits gut besucht. Der Geruch von gebrannten Mandeln steigt in meine Nase. Nico zwängt sich vor mir durch die Besuchermassen und im Augenwinkel sehe ich noch, wie meine Mutter mich verwundert anschaut, als ich in seinem Windschatten an unserem Stand vorbeihaste.
„Vielleicht ist er bei unserem Vater“, schreit er nach hinten. Die laute Musik vom Autoscooter verschlingt seine Worte. Links von uns sind markerschütternde Schreie zu hören. Ein weinendes Kind rennt in die Arme seiner Mutter. Beim Piratenlachen wird mit klar, dass das Michis Werk ist. Etwas weiter vorn kann ich bereits die im Kreis fliegenden Sitze an den langen Ketten erkennen und sehe Onkel Vento, wie dieser das Kassenhäuschen verlässt. In seinem Blick ist etwas Wissendes. Als Nico auf ihn einredet, bleibt er stumm, schüttelt nur immer wieder den Kopf und murmelt irgendetwas von Schuld und Zeichen. Die lachenden Gesichter um uns herum wirken grotesk und verursachen bei mir Übelkeit. Wie ihre Augen vor Aufregung leuchten. Die Hände haben sie um die Kettenglieder gekrallt. Sie kreischen, während sie Runde um Runde in den Sitz gepresst werden, bis sie kurz vor dem Kotzen stehen. Nico legt mir eine Hand auf den Arm. „Komm mit!“ Immer mehr Besucher sind jetzt auf dem Festplatz unterwegs. Ein großer Plüschhund wankt auf den Schultern seines Gewinners hin und her. Da greift Nico nach meiner Hand und zieht mich auf den schmalen Weg hinter den Imbissbuden. Wir umkurven leere Senfeimer und steigen über Kabelstränge, bis wir am Ende des Festplatzes ankommen. Ein Einhornluftballon hat seine Freiheit erlangt und wird vom Wind weggetragen.

Meine Lungen brennen von der kalten Abendluft, als wir über den halb runter getrampelten Zaun klettern. Und mein Herzschlag dröhnt in meinen Ohren vor Angst, dass Luisa etwas geschehen ist. Von weitem ist blaues Flackern über dem Busbahnhof zu sehen. Die Polizei hat das gesamte Gelände mit Flatterband abgesperrt. Ich schaue mich suchend nach Luisa um und entdecke sie schließlich nach vorn gebeugt auf einer Bahre sitzend. Der Rettungswagen steht an der Seite eines parkenden Busses. Ein Polizist verabschiedet sich gerade von ihr. Ich schaue in Nicos weit aufgerissene Augen und greife nach seiner Hand. „Ich muss zu ihr.“
Wortlos nickt er. Dann dreht er sich zu dem Beamten und verwickelt ihn in ein Gespräch, während ich etwas abseits unter dem Absperrband durchschlüpfe.
Bei ihr angekommen, packe ich sie und umarme sie kurz. „Hey, was ist passiert?“ Sie schaut nicht auf, hat ihre Arme um sich geschlungen. Ihr Blick klebt auf den Pflastersteinen. Die dunkelbraunen Locken hängen ihr ins Gesicht, wehen im Wind. Und ihr Atem überschlägt sich, bevor sie langsam zu erzählen beginnt.

„Der Bus ist ausgefallen. Ich stand ziemlich weit vorn an der Haltestelle, als er auf mich zukam. Erst hat er mich nur zugetextet. Ich fands nicht schlimm, dachte, dann vergeht die Zeit schneller. Er stellte sich vor und prahlte von dem Fahrgeschäft seiner Familie, dass sie praktisch die Chefs vom ganzen Rummel wären. Und durch ihn könnte ich jederzeit gratis mit dem Kettenkarussell fahren. Er hatte einen widerlich schmierigen Ton drauf.“
Sie hebt den Kopf, starrt mit trübem Blick an mir vorbei. Ihre Sprachlosigkeit hält einige Sekunden, bevor sie sich abrupt schüttelt.
„Dann wurde er immer aufdringlicher. Als ich ihm sagte, dass ich kein Interesse habe und er abhauen soll, bekam er einen richtig fiesen Ausdruck in den Augen und fragte, was ich mir einbilde und ob ich nicht wüsste, dass sich niemand gegen einen Vento stellt. Ich bekam Panik, wollte weg. Aber er hielt mich an meiner Tasche fest. Wir zogen beide daran. Irgendetwas blendete uns plötzlich, als der Schulterriemen aus meinen Händen rutschte und er ins Stolpern kam.“
Luisa zuckt fast unmerklich mit den Schultern, bevor sie mit einer Kopfbewegung schräg hinter mich deutet. Im Lichtkegel des Busscheinwerfers liegt Viterio, bedeckt mit einem weißen Tuch. Ich zwinkere, um meine Augen zu klären und wende mich ab. Nico fängt meinen Blick auf, hält kurz inne. Ich lächle ihm schwach zu. Dann spricht er weiter mit einem Polizisten, der seine Aussage aufnimmt.

 

Liebe wegen,

Hmm, ist es von Bedeutung, welches Fahrgeschäft sie zum Kotzen bringt?

Nein, das war einfach nur so ein subjektiver Eindruck, aber ist wirklich nicht so wichtig.


Echt? Warum sollte der Wagen sonst genau seit ihrer Geburt so heißen?
Seit meiner Geburt trägt unser Stand den ach so süßen Namen Pias Schokoschnute.
Da war ich blind :bib: - vergiss es , du hast vollkommen recht.

Ich freue mich, dass du mit einigen meiner Tipps etwas anfangen konntest, und der Rest ist ja wirklicher subjektiver Kram, da bist du der Boss (nur mit den nach unten gezogenen Augenbrauen komme ich immer noch nicht klar :susp: - ich probiere schon die ganze Zeit und bekomme es nicht hin ...;) )

Liebe Grüße und nochmal Frohe Weihnachten
wünscht dir Raindog :xmas:

 

Hallo wegen,
ich möchte drei Sachen zu Deiner Geschichte bemerken:
Der Rummel ist eine schöne Kulisse, da gibt es viele Bezüge, das ist schon vielfach als Metapher bearbeitet worden. Immer ist dann die Sonderwelt des Rummelplatzes Thema, das Unbürgerliche vielleicht, das Radikale der Lebensform, die Fassadenhaftigkeit der bunten Schaustellerwelt und die Tristesse des Alltags, das Rampenlicht und die Schattenseiten des Budenlärms. Das fehlt mir in Deiner Geschichte. Mir fehlt ein wirklicher Bezug, eine klare Verortung auf dem Rummeplatz als Lebensplatz. So ist da ein Krimineller, der Sohn eines Schaustellers ist. Die Episode mit Luisa braucht den Schausteller auch nicht. Da fehlt mir also eine wirklich deutliche Anbindung.

Was mir dann auffällt, sind vor allem am Anfang die sehr erklärenden Passagen, die, wie unten steht, wirken, wie ein Interview. Da muss erst mal Etliches abgearbeitet werden, bevor man zur Sache kommen kann. Das liegt aber vielleicht auch an der Konstellation des Plots, der nicht genug an den Rummelplatz angebunden ist. Er vertraut zu wenig auf die Atmosphäre der gebrannten Mandeln und des Kettenkarussells und braucht lange Einführungen und Wegweiser.

Zum Dritten finde ich das Timing des Erzählens nicht genau gewählt. Sehr schnell wird Luisa als Vertraute eingeführt, damit das Ende funktioniert. Ebenso die anderen Figuren. Auch hier ist die Ursache möglicherweise die fast zufällig gewählte Szenerie der Kirmes. Sie müsste als sinnliches und bezugsreiches Spektakel dominieren, statt als Kulisse herzuhalten für ein paar schräge Typen.

Ich finde den Sprachstil geschickt. Da sind dann weiter unten auch etliche Sachen, die routiniert und passend erzählt sind, mit guten Sätzen und Darstellungen. Deshalb mag ich den Text dann auch lesen. Aber er wirkt auf mich nicht rund, aus den oben angeführten Gründen.
Ein paar Details:
Sehr nüchterne Geschichte am Anfang. Nichtschausteller ist einfach kein klingendes Wort.

Nichtschausteller können sich kaum vorstellen, wie öde das wilde Festtreiben mit der Zeit wird.

Das klingt eher nach Interview, als nach Erzählung. Ein informatives Gespräch.
Bei den bis zu sechzehn Volksfesten pro Jahr ist unser Zuhause immer dort, wo der Wohnwagen steht. Wir arbeiten und leben auf dem Rummel: Eltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Dabei spielt die Blutsverwandtschaft keine große Rolle. Denn den Älteren wird Respekt gezollt. Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt.
Das geht zu schnell, finde ich. Das rattert aus der Kirmeskulisse gleich in das Wahnsinnsbild der Luisa, die erst seit zwei Zeilen der Bildfläche ist.
Es ist nicht so, dass die anderen sie ausgrenzen. Luisa scheint ab und zu Zeit für sich zu brauchen. Dann zeichnet sie in ihr grünes Büchlein diese Wahnsinnsbilder.
Erneut: Zu schnell ins Detail mit Nico.
Vorhin habe ich Nico beobachtet, wie er einen kleinen Gegenstand schnell in seiner Tasche verschwinden ließ, und bin ihm nachgeschlichen. Ich weiß nicht warum, aber Nico gruselt und fasziniert mich gleichermaßen.

Ungelenk ausgedrückt:
die ihm extra vorab gegrillt wurde

Da ist zum ersten Mal ein Geschlechterhinweis. Könnte man früher einführen, dann wäre das Principessa gleich klar. Aus dem Interesse an Luisa heraus interpretiere ich die Figur zunächst als männlich, außer ich habe einen Hinweis übersehen.
Hey, Principessa.
Eine genaue Charakterisierung von seiner Seite aus nach dem kurzen Kontakt. „Als sonst“, da würde ich einen längeren Zeitraum voraussetzen.
Sie wirkt zerbrechlicher als sonst.
Erscheint übertrieben, außer man setzt voraus, dass sie schon ahnt, was passiert ist. Aber dazu gab es noch keinen Hinweis. Darum kann ich das hier noch nicht deuten und kann ich nicht einordnen. Zusammengeschrieben.
nicht laut los zu schreien
Nicht stimmiger Vergleich, oder? Gasaustausch passiert unwillkürlich.
hole tief Luft, die ich dann ungenutzt entweichen lasse.
Mich selbst.
frage ich mehr zu mir selbst.

Unpassendes Adjektiv für eine Phase, in der es um Spannung geht.
und verursachen bei mir allmählich Übelkeit.
Eher „ins“:
Die Locken hängen ihr im Gesicht
Der Tonfall des Monologs ist unglaubwürdig angesichts der Situation.
Helle Scheinwerfer blendeten uns, als der Schulterriemen aus meinen Händen rutschte und er ins Stolpern kam.

Herzliche Grüße
rieger

 

Hallo rieger,
einen schönen Weihnachtsmorgen wünsche ich dir.

. Mir fehlt ein wirklicher Bezug, eine klare Verortung auf dem Rummeplatz*...
Er vertraut zu wenig auf die Atmosphäre der gebrannten Mandeln und des Kettenkarussells und braucht lange Einführungen und Wegweiser.
Ja, die Rummelplatzdetails kamen etwas zu kurz. weltenläufer und Vulkangestein vermissten auch den Zauber.
Jetzt gibt's Musik, Lichter, Luftballons, einen großen Plüschhund usw. :D
Das Kettenkarussell habe ich weiter eingebaut und Viterios Charakter stärker ausgearbeitet. Dabei ist es mir aber wichtig, dass die falsche Fährte zu Nico nicht zu sehr hinter Viterios Darstellung rückt.

Sehr nüchterne Geschichte am Anfang. Nichtschausteller ist einfach kein klingendes Wort.*
Nichtschausteller können sich kaum vorstellen, wie öde das wilde Festtreiben mit der Zeit wird.
Ich weiß was du meinst, will aber nicht ein undefiniertes Andere/Außenstehende schreiben.

Das klingt eher nach Interview, als nach Erzählung. Ein informatives Gespräch.*
Bei den bis zu sechzehn Volksfesten pro Jahr ist unser Zuhause immer dort, wo der Wohnwagen steht. Wir arbeiten und leben auf dem Rummel: Eltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Dabei spielt die Blutsverwandtschaft keine große Rolle. Denn den Älteren wird Respekt gezollt. Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt.
Ich habe den Anfang gekürzt. Den Rest brauche ich zur Figureneinführung.

Ungelenk ausgedrückt:
die ihm extra vorab gegrillt wurde
Stimmt. Außerdem kommt gleich hinterher Extrawurst. Ist geändert.

Da ist zum ersten Mal ein Geschlechterhinweis. Könnte man früher einführen, dann wäre das Principessa gleich klar. Aus dem Interesse an Luisa heraus interpretiere ich die Figur zunächst als männlich, außer ich habe einen Hinweis übersehen.*
Hey, Principessa.
Schau mal am Anfang der Geschichte: Pias Schokoschnute

Lieben Dank für deine Korrekturen. Ich habe vieles davon übernommen.
Viele Grüße und schöne Feiertage.
wegen

 
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Hallo wegen,

gestärkt von Pute und Rotkraut begebe ich mich auf deinen Rummelplatz. Ich beginne mal mit Textstellen und Formalkram: Im ersten Satz fehlt das Komma beim Relativsatz.

vor blinkener Kulisse

Da fehlt ein D (edit) - blinkend. So was kommt weiter unten noch mal (‚In blinkenen, goldenen...‘).

hinter den Schokobananen und Lebkuchenherzen im Süßigkeitenstand meiner Eltern

Stand würde reichen, wäre nicht so sperrig. Vielleicht verkaufen sie auch noch Luftballons, siehe mein Vorschlag weiter unten.

das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist

Evtl. ‚den Mittelpunkt bildet‘ statt ‚der Mittelpunkt ist‘. Ich versuche immer, die einfachen Verben wie sein und haben zu reduzieren und spezifische Verben dafür einzusetzen.

sodass

so dass

Weiß du, es gibt echt viele Kids

Weissu, hicks (zu Pute und Rotkraut gab es auch einen Sekt), da fehlt ein T.

Luisa schaut mich verwirrt an, als ich abgehetzt bei ihr ankomme und sie mustere. Kein Haar hat Nico ihr gekrümmt. Vielleicht hatte er mich kommen sehen.

Ich würde (aus ästhetischen Gründen) sagen: Vielleicht hat er mich kommen sehen. Ich weiß, warum du das geschrieben hast, aber ich glaube, es ist hier nicht Pflicht, vom Präsens bis ins PQP durchzurutschen.

In seinem Blick ist etwas Wissendes.

Was soll das sein, etwas Wissendes? Da steckt so viel Interpretation drin, gleichzeitig ist es so nebulös. Also, das gefällt mir hier nicht. Es gibt ja Dinge, die man gerne in Blicke hineininterpretiert, Entschlossenheit z. B., das würde ich eher kaufen.

Dann dreht er sich zu dem Beamten um und

Das ‚um‘ könntest du streichen.

Sie schaut nicht auf, hat ihre Arme um sich geschlungen, ihre Augenbrauen tief nach unten gezogen

Wie macht die das? Ich kenne nur ‚die Augenbrauen nach oben ziehen‘.

Jetzt zum Inhalt:
Für mein Gefühl braucht deine Pia sehr dringend noch Szenen, in denen sie sympathisch rüberkommt. Einem kleinen Jungen fliegt der Luftballon weg und sie schenkt ihm einen neuen, so etwas in der Art. Momentan ist sie mir zu negativ gezeichnet. Ich kauf das alles, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden ist. Jugendliche aus bürgerlichen Verhältnissen träumen vom Schaustellerleben und umgekehrt genauso, klar. Für ihre Schnüffelei hat sie auch gute Gründe. Aber sie kommt mit den Ausschnitten, die du von ihr derzeit zeigst, nicht sympathisch genug rüber.
Ein weiterer Aspekt, der ergänzt werden könnte, wäre der, dass sie am Ende so etwas wie schlechtes Gewissen empfindet, dass sie Nico verdächtigt hat, wo er sich doch als hochanständig erwiesen hat, und auch Mitgefühl mit ihm zeigt, dass er nun seinen Bruder verloren hat. Nur eine winzige Andeutung, eine Nuance vielleicht?
Mich wundert die vollständige Abwesenheit der Polizei. Dass die Luisa für ihre Schwester nur einen Aushang macht wie für einen entflogenen Wellensittich - hallo?! Wenigstens einmal müsste ein trotteliger Beamter über den Jahrmarkt stolpern. Schausteller üben von jeher eine Anziehungskraft auf Kinder aus, die von zu Hause wegwollen. Da liegt es nahe, mal auf dem Rummelplatz nachzusehen. Die Polizei geht in solchen Fällen in der Tat nicht gleich von einem Verbrechen aus, aber suchen würde man das Mädchen schon. Da kreist auch mal ein Hubschrauber über dem Städtchen, würde ich erwarten.

Am nächsten Morgen hört Onkel Vento mir geduldig zu, als ich ihm von den vermissten Mädchen in den von uns besuchten Städten und meinem Verdacht gegenüber Nico erzähle. Er hält meinem Blick stand, bevor er beginnt, an mein Gemeinschaftsgefühl zu appellieren. Er umschreibt mit der Hand einen Bogen. „Wir sind hier alle Teil einer Familie und stehen füreinander ein. Das bedeutet, dass wir die Stärken, aber auch die Schwächen anderer akzeptieren und tolerieren. Verstehst du, was ich meine, Pia?“

Also, DAS kauf ich nicht! Schwächen tolerieren? Äh? Mag ja sein, dass da mafiöse Strukturen bei den Schaustellern herrschen, aber bei jungen Mädchen setzt dann doch selbst bei Mafiosi das Ehrgefühl ein, würde ich behaupten. Ich würde eher erwarten, dass der alte Vento knurrig und barsch reagiert, das mit einer Handbewegung wegwischt, um dann im Nachgang nachdenklich zu wirken, wenn Pia ihm eine Stunde später wieder begegnet, oder sie bekommt mit, dass er kurz darauf mit Nico redet, so etwas in der Art.

Also, ich finde, du hast die Atmosphäre auf dem Rummelplatz gut getroffen. Die Senfeimer fand ich z. B. ein wahnsinnig realistisches Detail. Oder dieses ‚alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt‘, das kann ich mir auch gut vorstellen.
Ich finde auch die Wendung am Ende gut. Ist halt schade, dass wir nicht erfahren, was mit Melina ist.
Fällt nicht so wirklich in mein Beuteschema, ein Jugendkrimi, aber ich finde, dass du gut schreibst und von daher habe ich das gerne gelesen. :)

Liebe Grüße
Anne

 
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Hey wegen,

jetzt muss ich aber langsam mal mit dem Kommentieren in die Puschen kommen, sonst artet das irgendwann in Hektik aus. Will ja auch keiner. Und da ich den Titel mag, bin ich gleich mal bei deiner Geschichte hängengeblieben. Hoch oben im Vento - Was ist das, dieses Vento, wollt ich wissen, und finde die "Auflösung" richtig nett. Ein Kettenkarussell! Da wäre ich nie und nimmer drauf gekommen. Und dann passt das ja auch, dieses "hoch oben".
Auch das Setting ist hübsch, der Plot eine feine Idee finde ich, die Ausarbeitung ... da ginge noch bisschen was. Weißt Du, früher, als man hier seine Geschichten noch in Rubriken einordnen musste und nicht drei Tags vergeben konnte, als die Moderatoren noch eben diesen Rubriken zugeordnet waren, da war es immer schwer für Krimi/Spannung wen zu finden. Warum? Weil die Texte da immer lang waren. Weil ein Krimi Zeit braucht, weil da viel nötig ist, Figuren einführen, falsche Fährte, richtige Fährte, Auflösung. Ich will mal über den Daumen gepeilt schätzen, Du bräuchtest bestimmt doppelt so viele Zeilen, wenn das richtig ausgearbeitet wäre alles. Viel mehr show, weniger tell, so dass man als Leser auch mitfühlt, mitgeht, miterlebt. Auf der anderen Seite kannst Du aber auch bisschen was weglassen, was jetzt nicht so wirklich wichtig für deinen Krimi ist. Und bevor ich Dir jetzt paar Stellen raus suche für hier mehr oder hier weniger nochmal vorab, das ist im Kern eine wirklich sehr schöne Geschichte!

Die ganzen ersten fünf Absätze, okay, da willst Du bisschen was über das Leben der Schausteller erzählen, aber erzähle es zwischendrin, nicht so am Block. Am Anfang musst Du mich in die Geschichte ziehen, den Spannungsbogen aufmachen, und all das tut so eine Beschreibung von Allgemeinplätzen nicht. Versuch mal, da nur einen Absatz draus zu machen, mit den Infos, die das weitere Handlungsverständnis wirklich braucht. (z.B. ist es nicht wichtig, das Vento der Boss auf dem Platz ist.) Alles andere kann später in den Text gestreut werden.

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel über dem Mikrokosmos in dem ich lebe. Bis ich volljährig bin, sitze ich meine Zeit hinter den Schokobananen und Lebkuchenherzen im Süßigkeitenstand meiner Eltern ab. Pias Schokoschnute trage ich als Wohnort in die Freundschaftsbücher meiner ständig wechselnden Schulkameraden ein. Der Rummel kommt, der Rummel geht, das Krächzen der Zuckerwattemaschine treibt mich in den Wahnsinn. Die Zuckerwattenmaschiene und Nico, dem Sohn von Vento. Vento, dem das Kettenkarussell Hoch oben im Vento gehört. Hoch oben im Vento ist ein viel coolerer Wohnort als Pias Schokoschnute, jedenfalls so auf Papier geschrieben. In Wahrheit natürlich nicht. In Wahrheit hat Nico nämlich wirklich einen an der Waffel. Er sagt nie etwas, lächelt nicht und hat eine schräge Liebe zu Insekten. Manchmal klebt er an seinem großen Bruder wie kandierter Apfel an den Händen, manchmal schleicht er nachts allein auf dem Gelände rum. Vorhin habe ich beobachtet, wie er einem Mädchen nachgelaufen ist, immer Abstand zwischen ihnen, damit sie ihn nicht bemerkt. Wahrscheinlich ist er auch pervers.

Und jetzt neuen Absatz und eine Szene, wie Pia sich mit ihrer neuen Freundin trifft. Nur die Mädels, szenisch (!). Das Pia schon Abschiedsschmerz hat, weil die Freundin jetzt mal wirklich cool ist, weil in drei Tagen wieder alles abgebaut wird, vielleicht treffen die beiden auch die Schwester, noch lebend, mit dieser Spange im Haar. Und Nico, der scheinbar immer hinter ihnen herschleicht. Ab jetzt kannst Du in den weiteren Text auch alles einbringen, was an Infos auf die Kürze des Anfanges verloren ging. Die tote Mutter der Ventos z.B. Jetzt hast Du den Leser an der Angel und er ist viel geduldiger mit Dir und dem Text ;).

Am darauffolgenden Mittag ist alles für den späteren Verkauf vorbereitet. Ein paar Stände weiter isst Viterio eine Bratwurst, die ihm vorab gegrillt wurde. Er bekommt die sprichwörtliche Extrawurst. Wenn Onkel Vento bei den Rundgängen nicht dabei ist, lässt Viterio den Platzchef raushängen. Als nächstes kommt er zu uns.

„Hey, Principessa. Hast du was Süßes für mich?“ Mit den Händen in den Hosentaschen, wippt er auf den Füßen vor und zurück und schenkt mir sein Gewinnerlächeln.

„Der Verkauf beginnt erst nachher. Die vorbereiteten Sachen sind alle abgezählt.“
Das Wippen stoppt. Er zieht die Luft scharf ein, seine Nasenflügel blähen sich auf. Mit nach hinten geneigtem Kopf, fixiert er mich mit leicht zusammen gekniffenen Augen. „Aber für mich machst du doch bestimmt eine Ausnahme, oder?“
„Ey, Viterio…“, setzte ich gerade an, als meine Mutter mir die Hand auf die Schulter legt und ihm lächelnd einen kandierten Apfel reicht.


Guter Absatz.

„Melina ist schon öfters abgehauen“, erzählt Luisa, als sie mich neben sich bemerkt. „Bisher kam sie immer nach ein oder zwei Wochen wieder zurück. Deshalb nimmt ihr Verschwinden niemand ernst.“

Irgendwie ja doch, weil sie ja diese Zettel verteilt. Die Geschichte dazu könntest Du vorab erzählen.

„Wir kommen ziemlich viel rum. Weiß du, es gibt echt viele Kids, die einfach mal wegwollen und von zu Hause abhauen. Solche Zettel sehe ich in jeder Stadt“, gebe ich mich gelassen, um sie zu beruhigen. Dabei zerreißt es mich innerlich und kostet all meine Selbstbeherrschung, nicht laut loszuschreien, als ich mir den Zettel genauer betrachte.

Unbedingt mehr Details. Melissa in Hamburg: 13 Jahre alt. Tine aus Hildesheim: 14 Jahre mit einem roten Schal auf dem Foto. Frederike aus Weimar: 13 Jahre, den linken Arm in Gips. Nele aus München: 16 Jahre, die dringend ihr Asthmaspay benötigt. Nicht so über dieses Bild, ihre aufkeimende Angst, drüber weghuschen.

Am nächsten Morgen hört Onkel Vento mir geduldig zu, als ich ihm von den vermissten Mädchen in den von uns besuchten Städten und meinem Verdacht gegenüber Nico erzähle.

Nicht mit einem Satz sagen, sondern szenisch zeigen. Diese Zeile müsste ein ganzer Absatz mit Dialog werden.

Nicht einen einzigen Moment war Verwunderung oder Entsetzen in seinem Gesicht zu sehen.

Lass es ihn nicht ahnen. Lass Vento sagen, Du redest Dir was ein. Zufälle passieren. Für ihn ist diese Behauptung völlig aus der Luft gegeriffen, unvorstellbar, und das ganze steigert sich, bis er echt wütend wegen ihres Verdachts wird, bis er fast aggressiv wird.

Ja, und ab da läuft das Ding. Als hättest Du Dich bis hierhin warmgeschrieben. Bisschen ausmisten würde ich trotzdem und bestimmte Akzente verstärken. Stell dir deine Geschichte als Film vor. Schreib auf, was Du siehst und hörst.

Ist natürlich alles Kann, kein Muss. Halt so meine Ideen zu deiner Geschichte. Zum drüber schlafen. Keine Weisheit in Stein gemeißelt.

In diesem Sinne,
eine schöne Weihnachtszeit und beste Grüße,
Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey Vulkangestein,

-> Da würde ich mich sehr freuen und gerne noch mal drüberlesen. Wünschen (ist ja Weihnachten ...) würde ich mir noch einen kurzen, angerissenen Einblick, warum Viterio das tut. Also gut, wahrscheinlich weil er ein Psychopath ist, aber da noch seine kurze, eskalative Szene vielleicht ..
.
Also falls du nach Gans und Ente noch magst…es ist angerichtet. :shy:
Viele Grüße und guten Rutsch!
wegen


Hallo Anne49,

gestärkt von Pute und Rotkraut begebe ich mich auf deinen Rummelplatz.
Na dann am besten gleich eine Runde Breakdancer!

Zitat von wegen
vor blinkener Kulisse
Da fehlt ein D (edit) - blinkend. So was kommt weiter unten noch mal (‚In blinkenen, goldenen...‘).
Da war ich mir unsicher. Danke.

hinter den Schokobananen und Lebkuchenherzen im Süßigkeitenstand meiner Eltern
Stand würde reichen, wäre nicht so sperrig.
Habe es umgeschrieben. Da fiel auch gleich der Süßigkeitenstand weg. Dafür kam ne Portion Sympathie dazu. ;)

das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist
Evtl. ‚den Mittelpunkt bildet‘ statt ‚der Mittelpunkt ist‘. Ich versuche immer, die einfachen Verben wie sein und haben zu reduzieren und spezifische Verben dafür einzusetzen.
Das hatte ich tatsächlich auch erst geschrieben. Aber es kam mir mathematisch unkorrekt vor. Ein Punkt ist, und wird nicht gebildet. Ein Zentrum könnte sich bilden. Die Aussage ist nicht gesichert, nur so ein Gefühl.

Zitat von wegen
sodass
so dass
Zitat von wegen
Weiß du, es gibt echt viele Kids
Weissu, hicks (zu Pute und Rotkraut gab es auch einen Sekt), da fehlt ein T.
Gekauft. Stößchen!

Zitat von wegen
Luisa schaut mich verwirrt an, als ich abgehetzt bei ihr ankomme und sie mustere. Kein Haar hat Nico ihr gekrümmt. Vielleicht hatte er mich kommen sehen.
Ich würde (aus ästhetischen Gründen) sagen: Vielleicht hat er mich kommen sehen. Ich weiß, warum du das geschrieben hast, aber ich glaube, es ist hier nicht Pflicht, vom Präsens bis ins PQP durchzurutschen.
Gut, da vertrau ich dir.

Zitat von wegen
In seinem Blick ist etwas Wissendes.
Was soll das sein, etwas Wissendes? Da steckt so viel Interpretation drin, gleichzeitig ist es so nebulös. Also, das gefällt mir hier nicht. Es gibt ja Dinge, die man gerne in Blicke hineininterpretiert, Entschlossenheit z. B., das würde ich eher kaufen.
Och, das würde ich jetzt so lassen.

Zitat von wegen
Dann dreht er sich zu dem Beamten um und
Das ‚um‘ könntest du streichen.
Gekauft.

Zitat von wegen
Sie schaut nicht auf, hat ihre Arme um sich geschlungen, ihre Augenbrauen tief nach unten gezogen
Wie macht die das? Ich kenne nur ‚die Augenbrauen nach oben ziehen‘.
Ja, das übt Raindog auch schon fleißig. Ich will jedoch nicht für etwaige Augenbrauenkrämpfe verantwortlich sein. Deshalb hab ich es nun gestrichen.:lol:


Liebe Anne,
deine Hinweise und Denkanstöße haben mir sehr geholfen. Pia hat ne Portion Sympathie bekommen und sie hat Gewissensbisse aufgrund ihrer falschen Verdächtigung gegenüber Nico. Außerdem verteilt die Familie eines anderen Mädchens Flyer auf dem Rummelplatz und die Polizei macht jetzt auch ihre Arbeit.
Und das Gespräch mit Onkel Vento, von wegen Schwächen tolerieren: Um die Stelle und seine Haltung zu den Vorfällen bin ich immer rumgeschlichen, das lag mir auch quer, weil ich es selbst nicht geschluckt habe. Also tätschelt er jetzt Pias Hand, faselt etwas von Hirngespenstern und wird zornig, als Pia keine Ruhe gibt.

Ich bin echt selbst baff, was aus der Geschichte schon geworden ist. :shy:
Noch ein Gläschen Sekt und guten Rutsch!
Viele Grüße
wegen


Hey Fliege,
schön, dass du mich auf dem Rummel besucht hast! Und dann hast du mir auch noch so einen hilfreichen Kommentar dagelassen. Vielen Dank! :)
Ich habe die ganze Geschichte neu strukturiert, die eigentliche Krimihandlung beginnt jetzt früher. Von dem Schaustellerleben ist einiges gestrichen. Dafür werden die Schicksale weiterer vermisster Mädchen geschildert und mit dem Rummelplatz und Nico verstrickt. Das war ein guter Vorschlag von dir. Der Absatz hat dadurch viel Ausdruck bekommen. Das Gespräch mit Onkel Vento war einfach nicht glaubhaft. Um die Taten tatsächlich wissend zu akzeptieren und vor aller Welt zu decken, da bedarf es ein größeres Konstrukt. Anne49 hat sich zu recht auch daran gestört. Daraus ist jetzt ein Absatz mit Dialog geworden, in dem Vento ihren Verdacht ins Lächerliche zieht und dann wütend reagiert.

Ja, und ab da läuft das Ding. Als hättest Du Dich bis hierhin warmgeschrieben.

Wenn du beim vielen Kommentieren Zeit findest meine Geschichte noch einmal zu lesen, wäre ich auf deine Rückmeldung echt sehr gespannt.
Viele Grüße und guten Rutsch!
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Gude wegen,

da schaue ich doch gerne mal drüber!
Der Anfang gefällt mir gleich richtig gut. Das Bild entsteht, ich bin drin in der Atmosphäre. Einzig das Wort Mikrokosmos würde ich austauschen, z.B. gegen "kleine Welt" oder so.

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe. Schon von Weitem hört man Musik.

Du hast dann natürlich noch immer einen erzählenden Block drin, aber ich finde, er hält sich jetzt sehr gut die Waage mit deinem restlichen Text. Ich merke auch, dass du einige kleine Situationen ausgebaut hast und das gefällt mir wieder sehr gut :thumbsup:

Auch die Protagonistin ist mir in dieser Version viel sympathischer. Wichtig ist hierfür der Satz hier:

Die fröhlichen Kinderaugen, wenn ich die bunten Süßigkeiten rüberreiche, sind schon niedlich. Das Krächzen der Zuckerwattemaschine treibt mich in den Wahnsinn.
Da machst du schön den Zwiespalt auf ohne, dass die Prota eine Nörgeltante wird.

Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es den Rückblick mit Tabea braucht. Er fühlt sich für mich etwas zu offensiv an, vielleicht aber auch, weil ich die Geschichte schon kenne. Auf jeden Fall macht er aber Sinn, schließlich ist es zu erwarten, dass Vitero Jr. schon einmal fast erwischt wurde. Wenn du den Rückblick drin behältst, würde ich über folgende Stelle nochmal nachdenken:

Die Geschehnisse hatten uns alle sehr erschüttert.
-> Entweder du grenzt es ein auf Pia, ihre Mutter und ein, zwei andere oder du nimmst Vitero Senior explizit raus, da er sich ja auch später eher gefühlskalt zeigt. (Nur meine Meinung)

Dann habe ich nur noch zwei Kleinigkeiten:

Mit der Ausatmung lässt sie die hoch gezogenen Schultern fallen. Der Wind verwirbelt ihre dunklen Locken.
-> Ausatmung finde ich komisch, vielleicht wäre das altbekannte "Beim Ausatmen" passender (oder zumindest gewohnter).

Seine Ader am Hals schwillt an.
-> Hier würde ich (auch der Gewohnheit nach) sagen, eine Ader an seinem Hals schwillt an oder seine Halsader schwillt an. Aber "Seine Ader am Hals" finde ich irgendwie komisch.

So viel von mir. Ich finde, dein Text hat eine super Entwicklung genommen. Das muss man erstmal hinkriegen, sich da nochmal so reinzuknien und so etwas Schwieriges wie die Atmosphäre zu verstärken. Daumen hoch :thumbsup:

Liebe Grüße,
Vulkangestein

P.S.: Jetzt hab ich fast vergessen, was zur Motivation zu sagen. Du hast ja jetzt diesen kleinen Teil mit der Mutter drin. Mir persönlich reicht das als Basis aus, auf der ich als Leser weiterdenken kann. Mehr Tiefe könnte es vertragen, muss es aber nicht. Die Stärke des Texts ist und soll keine Täterpsychoanalyse sein. ^^

 

Hey Vulkangestein,
ich freu mich total, dass du die überarbeitete Geschichte nochmal gelesen hast und mir eine Rückmeldung gibst, wie die neuen Passagen auf dich wirken. :shy:

Der Anfang gefällt mir gleich richtig gut. Das Bild entsteht, ich bin drin in der Atmosphäre. Einzig das Wort Mikrokosmos würde ich austauschen, z.B. gegen "kleine Welt" oder so.*
Echt? Ich mag das Wort sogar sehr. Das hat sowas eigenständiges, in sich geschlossenes.

Auch die Protagonistin ist mir in dieser Version viel sympathischer.*
Ja. Es wurde mehrfach kommentiert, dass Pia zu hart rüberkommt. Weswegen ich versucht habe, sie ein bisschen weicher zu zeichnen. Cool, dass das, zumindest bei dir, funktioniert hat.

Die Geschehnisse hatten uns alle sehr erschüttert.
-> Entweder du grenzt es ein auf Pia, ihre Mutter und ein, zwei andere oder du nimmst Vitero Senior explizit raus, da er sich ja auch später eher gefühlskalt zeigt. (Nur meine Meinung)
Hmm, da hast du schon Recht. Diesen Satz habe ich geschrieben, um die Rückblende abzuschließen. Aber richtig glücklich bin ich mit ihm nicht. Da geh ich nochmal ran.

*Zitat von*wegen*
Mit der Ausatmung lässt sie die hoch gezogenen Schultern fallen. Der Wind verwirbelt ihre dunklen Locken.
-> Ausatmung finde ich komisch, vielleicht wäre das altbekannte "Beim Ausatmen" passender (oder zumindest gewohnter).*
Das kam auch schon in einem anderen Kommentar. Ich ändere es.

*Zitat von*wegen*
Seine Ader am Hals schwillt an.
-> Hier würde ich (auch der Gewohnheit nach) sagen, eine Ader an seinem Hals schwillt an oder seine Halsader schwillt an. Aber "Seine Ader am Hals" finde ich irgendwie komisch.*
Stimmt absolut. Ich übernehme deinen ersten Vorschlag. Danke.

So viel von mir. Ich finde, dein Text hat eine super Entwicklung genommen. Das muss man erstmal hinkriegen, sich da nochmal so reinzuknien und so etwas Schwieriges wie die Atmosphäre zu verstärken. Daumen hoch*
Liebes Vulkangestein, mit diesem Kompliment wirkst du jeglichen Tageslichmangel entgegen. Ich strahle jetzt von innen! :D
Ich bleib dran, um die Geschichte weiter zu verbessern.

P.S.: Jetzt hab ich fast vergessen, was zur Motivation zu sagen. Du hast ja jetzt diesen kleinen Teil mit der Mutter drin. Mir persönlich reicht das als Basis aus, auf der ich als Leser weiterdenken kann. Mehr Tiefe könnte es vertragen, muss es aber nicht. Die Stärke des Texts ist und soll keine Täterpsychoanalyse sein. ^^
Und und und :bounce:, die Opfer haben jetzt alle dunkle Haare. Viterio jr. kompensiert da den Verlust, weil doch die Mutter als Italienerin... zu subtil? :Pfeif:


Lieben Dank für deine Hilfe!
Viele Grüße und guten Rutsch.
wegen

 

Hallo wegen,

hmm, also das einzige, was ich der Geschichte grundsätzlich vorwerfen könnte, wäre, dass sie nicht länger ist. Vom Inhalt her hat da nach meinem Geschmack schon alles die richtigen Proportionen und die einzelnen Szenen sind weder zu kurz, noch zu lang. Aber trotzdem: Das Setting mit dem Rummel ist doch ungemein gut und ich hätte gerne noch weitergelesen. Vielleicht gibt's da irgendwann noch eine zweite Episode von? Hätt ich persönlich jetzt nichts dagegen!

Ansonsten noch dies:

Durch ein paar lange dunkle Haare, konnte die Mütze Nadja eindeutig zugeordnet werden.

Muss da ein Komma hin? Ich würd das fast verneinen.

Meinst du nicht ich wüsste es, wenn so etwas bei uns geschieht, besonders wenn es um meinen eigenen Sohn geht?

Da muss ich entschieden ja sagen, dass da ein Komma hinter "nicht" (sehr wohl) hinkommt.

Ein großer Plüschhund wankt auf den Schultern seines Gewinners hin und her.

Den Satz fand ich cool:).

Also falls das jetzt noch nicht rübergekommen sein sollte: Sehr gern gelesen!

 

Hey kayoschi,
da du nichts Grundsätzliches in der Geschichte bemeckerst, bleibt mir nur behaglich meine Beine von mir zu strecken und mich in deinen netten Worten zu aalen. Was für ein schöner Start ins neue Jahr! :)

Danke für die Kommakorrektur. Keine Ahnung was da immer schief läuft. Besonders wenn sich beim Schreiben ein Prädikat ankündigt zuckt mein Finger quasi unbemerkt zur Kommataste. :schiel:

Ein großer Plüschhund wankt auf den Schultern seines Gewinners hin und her.
Den Satz fand ich cool.
Schön. Ich sehe dabei auch das monströse Vieh über den Köpfen der Besucher, wie es mit jedem Schritt in sich zusammensackt. :)

Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut.
Viele Grüße und ein kreatives Jahr 2018 für dich.
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin wegen,

auch wenn ich allmählich schwarz sehe, für den an sich guten Plan alle Geschichten der Challenge zu lesen und zu kommentieren - Dein Rummelplatz hat einfach gepasst, das will ich doch ein paar Sätze dalassen. Es ist nur einfach verdammt schwer, was "schlaues" anzumerken, wenn schon so viele Vorredner da waren, also sieh es mir bitte nach ....

Den Titel fand ich Klasse, ich hatte in meiner Vorbereitung alle möglichen Übersetzungen von Wind zur "Inspiration" gesucht, daher klapperten die Groschen recht schnell.

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe. Schon von Weitem hört man Musik. Jedes Los gewinnt!
Der Einstieg klappt für mich prima, Geschichten vom Rummelplatz sind immer gut!

Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt.
grins, ja, genauso stelle ich es mir vor

Als ich auf das Haltestellenhäuschen zukomme, steckt Luisa gerade ein A4-großes Blatt mit Nadeln an eine Pinnwand.
Da stand ich kurz im Regen - eine Pinnwand ist in meinem Kopf so ein Ding aus Kork oder ähnlichem, halt zum Gebrauch für Innen, hängt so etwas wirklich in einer Bushaltestelle?

In der letzten Stadt hieß das Mädchen Tabea. Ihre Familie verteilte Flyer auf dem Rummelplatz. Ich überredete meine Mutter, einen der Flyer an unsere Vitrine zu kleben. Ich weiß noch, dass Nico kreidebleich wurde, als er das Bild von dem Mädchen mit dem Pferdeschwanz und der schwarzgerahmten Brille sah. Im Ort zuvor verschwand Nadja eines Abends auf dem Weg vom Schwimmtraining nach Hause. Die Polizei rief im Radio dazu auf, Hinweise an die nächste Dienststelle zu geben. Zunächst wurde nur ihre Sporttasche gefunden. Ein paar Tage später entdeckten Spaziergänger eine Mütze. Durch ein paar lange dunkle Haare konnte die Mütze Nadja eindeutig zugeordnet werden. Das schien zuerst unmöglich, da die Mütze an einer Stelle lag, die die Polizei bereits abgesucht hatte. Die Geschehnisse hatten uns alle sehr erschüttert. Doch im Alltag verblassten die Ereignisse.
wegen, ich kenne die Ausgangsversion nicht, hab aber mitbekommen, das Du schon gut und viel dran geschraubt hast. Also ist es wahrscheinlich nur mein Ding. Hier kommt mir Pia einfach zu schnell auf die Verbindung zu den anderen Kindern, aus meiner behüteten Sicht ist es einfach nicht das erste, woran man denkt. Falls ich etwas überlesen habe, sorry

Am nächsten Morgen hört Onkel Vento mir geduldig zu, hält meinem Blick stand, als ich ihm von den vermissten Mädchen in den von uns besuchten Städten und meinem Verdacht gegenüber Nico erzähle. Als ich fertig war, schmunzelt er und tätschelt meine Hand.
„Pia, du hast schon immer viel Fantasie besessen. Wie dich, kenne ich die meisten hier seit ihrer Kindheit.“ Er beschreibt mit seiner Hand einen Bogen. „Unsere Welt ist nicht besonders groß. Meinst du nicht, ich wüsste es, wenn so etwas bei uns geschieht, besonders wenn es um meinen eigenen Sohn geht? Wir sind alle eine Familie. Es verletzt mich, dass du so einen absurden Verdacht aussprichst.“
„Heißt das, du willst der Sache nicht nachgehen?“ Der Mund steht mir offen.
„Es gibt keine Sache!“ Eine Ader an seinem Hals schwillt an. „Diese Anschuldigungen schaden uns allen. Ich möchte, dass du mit diesen Verleumdungen aufhörst, “ poltert er hinterher. „Verstehst du mich, Pia?“
Hier ist mir die Stimmung von Onkel Vento einfach zu wechselhaft, von geduldig und Hand tätscheln zu poltern, gefühlt laut. Aber ich schätze, Du wolltest nicht zu lang werden

Bestimmt zehn Minuten stehe ich vor Nicos Wohnwagentür, bevor ich viel zu stark anklopfe. Das dumpfe Gefühl in meinen Fingerknöcheln vergeht nur langsam. Es war schließlich alles ganz klar.
Hier musste ich grinsen, ich hatte das klassische Bild eines Krimis vor Augen, Geräusch im Keller und das potentielle Opfer überlegt ernsthaft die Treppe runter zu steigen ...

Ein Einhornluftballon hat seine Freiheit erlangt und wird vom Wind weggetragen.
das mochte ich sehr

„Dann wurde er immer aufdringlicher. Als ich ihm sagte, dass ich kein Interesse habe und er abhauen soll, bekam er einen richtig fiesen Ausdruck in den Augen und fragte, was ich mir einbilde und ob ich nicht wüsste, dass sich niemand gegen einen Vento stellt. Ich bekam Panik, wollte weg. Aber er hielt mich an meiner Tasche fest. Wir zogen beide daran. Irgendetwas blendete uns plötzlich, als der Schulterriemen aus meinen Händen rutschte und er ins Stolpern kam.“
Das fand ich toll gelöst, hab also auch in deine Geschichte einiges dazu gelernt, Dankeschön

Beste Wünsche für den Jahresstart
witch

Achillus - hab Dank für die technische Nachhilfe

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey wegen, Du hast ja nun schon viele Hinweise bekommen. Ich kenne nicht alle Kommentare, also kann es sein, dass ich was wiederhole. Hoffe, meine Gedanken zu Deinem Text helfen Dir trotzdem.


Sprache und Erzähltechnik

Wenn Du die Szenen Deiner Geschichte zeigst, solltest Du Dir noch mehr Gedanken darüber machen, was Deine Leser vor ihrem inneren Augen sehen sollen. Nehmen wir mal das hier:

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe.

Gerade die ersten Sätze eignen sich dafür ein Bild vor dem Leser entstehen zu lassen. Dabei ist es wichtig, glaube ich, die Ebene der Objektwelt nicht zu verlassen. Hier ein paar Anfänge von meinen Geschichten:

Aasen atmete schwer unter der Last seines Rucksacks. Er hob den Kopf und betrachtete die Ruine des Brandenburger Tors …

Still lag das Stahlwerk im Licht des Mondes da …

In zwanzig Metern Tiefe kamen die Rochen …

Johanna Hedlund schlug den Mantelkragen hoch und starrte in die Dunkelheit …

Sie kamen im Mondlicht, ein großer Wolf folgte ihnen …

Ich versuche meist, mit einem oder zwei Sätzen das Essentielle oder Atmosphärische der ersten Szene deutlich zu machen. Deshalb betrachte ich ein Wort wie Mikrokosmos mit Skepsis, denn ein Mikrokosmos ist kein Ding sondern eine gedankliche Kategorie. Wir haben sofort ein Bild im Kopf, wenn wir das Wort Tanne oder Motorrad hören, aber welches Bild haben wir von einem Mikrokosmos?

Das ist allerdings kein Muss. Es gibt viele Romane und Erzählungen, die mit abstrakten Inhalten beginnen. Aber wenn Du die Vorstellungskraft Deines Lesers anregen will, gib ihm ein konkretes Bild.

Wir arbeiten und leben auf dem Rummel: Eltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Dabei spielt die Blutsverwandtschaft keine große Rolle. Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt. Jeder hat seine Aufgaben bei den Fahrgeschäften, Schießbuden oder Imbissständen. Solange ich denken kann, hat Michi schon die Geisterbahn, Jörg und Heidi den Autoscooter und Onkel Vento das Kettenkarussell. Onkel Vento, der mit Vornamen eigentlich Viterio heißt, ist so etwas wie unser Familienoberhaupt. Er vermittelt, wenn es Streit gibt und bestimmt die Platzvergabe. Seine beiden Söhne, Nico und Viterio jr., leiten mit ihm das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist.

Stell Dir solche zusammenfassenden Einschübe wie Gewürze vor, mit der Du Deine Suppe verfeinern möchtest. Je mehr Du davon verwendest, desto wahrscheinlich wird es, dass das Ganze am Ende nicht schmeckt. Das A und O ist (das werden Dir hier viele Leute wieder und wieder sagen) das Zeichnen von szenischen Abläufen. Damit ziehst Du den Leser in den Bann, alles Zusammenfassende hingegen geht in Richtung Info-Text und dämpft oder stoppt die Immersion.

Ich merke bei solchen Stellen in Romanen stets diesen kleinen Widerwillen, mich da durchzuarbeiten und anderen Leser wird es ähnlich gehen.

Das alte Kettenkarussell ist mir nicht geheuer, wie es schwerfällig Fahrt aufnimmt, um einen mit jeder Umdrehung höher fliegen zu lassen und dem sicheren Boden zu entreißen. Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das klirrende Geräusch mir bis unter die Kopfhaut.

Hier kommt das paradoxe Gegenstück. Du beschreibst das alte Kettenkarussell sehr konkret, aber weil das inhaltlich für die Geschichte gar keine Rolle spielt, also lediglich ein Teil der Kulisse ist, fragt man sich als Leser schnell, was diese Nahaufnahme eigentlich soll.

Leser haben natürlich sehr unterschiedliche Empfindungen und Vorlieben. Aber es ist ein guter Start diese beiden Dinge zu berücksichtigen:

Vermeide lange zusammenfassende Passagen, vermeide den allzu detailverliebten Blick auf Objekte, die keine Rolle für die Geschichte spielen.

Grundsätzlich kannst Du bei Deinen Beschreibungen natürlich noch schleifen. Da ist vieles schon sehr gut, Du wirst schnell weiterkommen, wenn Du den Fokus richtig setzt. Denke an das konsistente, eindringliche Bild. Im Moment schwirren da viele Dinge durcheinander. Wenn ich durch den Text gehe, wird es in meinem Kopf chaotisch, vielleicht findest Du einen Weg, das Ganze ein wenig zu defragmentieren.


Aufbau der Handlung

Hier sehe ich das Hauptprblem der Story. Du machst es Dir sehr schwer, wenn Du wie bereits beschrieben eine Menge erläuternder, zusammenfassender Einschübe in das Szenische presst. Der Leser schwingt dann zwischen der konkreten bildhaften Ebene und der Erklärungseben hin und her. Das stört – wie gesagt - die Immersion. Es bringt Dich aber auch in Schwierigkeiten, wenn Du Deine Geschichte aufbauen willst.

Die Grundidee ist gut und klassisch. (Alles was klassisch ist, hat bereits eine gewisse Qualität, auf die man sich verlassen kann.) Du installierst einen Verdächtigen, und dann stellt sich heraus, dass ein anderer der Bösewicht ist. Wunderbar. Aber:

Eines der meistgenutzten Motive beim Erzählen von Spannungsgeschichten besteht darin, dass eine Figur, mit der der Leser mitfühlen kann, in Gefahr gerät. Nur wenn Deine Ich-Erzählerin in eine Situation gerät, die sie bedroht, wird es so richtig spannend. Das ist aber nicht der Fall.

Man kann ein spannende Geschichte auch als eine mehr abstrakte Rätselgeschichte aufbauen. Das ist z.B. bei Detektivgeschichten so, wo der Ermittler einen Mordfall oder Komplott aufdeckt und dabei selbst nie in Gefahr gerät. Da ist dann Spannungserzeugung viel schwieriger. Deshalb meine Empfehlung: Schaffe ein Bedrohungsszenario.

Im Fall Deiner Geschichte wirken die erläuternden Texteinfügungen wir Dämpfer für die Spannung. Spannung muss unmittelbar erfolgen, durch den Bauch, nicht durch den Kopf, nicht durch Erinnerungen oder Erläuterungen.

Du könntest versuchen, die Story einmal komplett ohne Erläuterungen zu schreiben. Oder das Ganze auf maximal 5 erläuternde Sätze zu beschränken. Du wirst sofort merken, wie dicht der Leser plötzlich vor den Figuren und der Szenerie steht.

Gruß Achillus

greenwitch

(keine Ahnung, warum das zitieren nicht hinhaut)

Der Slash vor dem Endquote fehlt.

 

Hallo wegen,

Das Setting mag ich. Rummelplätze und ihre Betreiber umweht etwas Mystisches und gleichzeitig Familiäres. (was du ruhig stärker ausarbeiten könntest). Die Geschichte selbst bleibt ein wenig im Vagen. Da gibt es einen Kerl, Teil der Großfamilie, der (warum eigentlich?) Mädchen aufgreift und verschwinden lässt, Pia, die ihm nach und nach auf die Spur kommt und viel, sehr viel Ambiente. Die Beschreibung des Umfeldes ist dir gelungen, überhaupt finde ich, dass einzelne Passagen, nicht alle, bei weitem nicht, sehr präzise und sprachlich gute Beobachtungen enthalten. Wie der Viterio umkommt, warum das alles geschieht, wie gesagt, da fehlt was, das müsste ausgereifter sein, aber du hast ja noch Zeit daran zu arbeiten, es lohnt sich.

Textstellen:

Seine beiden Söhne, Nico und Viterio jr., leiten mit ihm das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist.
yea, Auto-Scooter

Niemand weiß, was mit der Mutter von Nico und Viterio passiert ist. Auf sie angesprochen rastet Viterio völlig aus, weswegen alle dieses Thema meiden. Und Nico, der hat ohnehin einen an der Waffel. Er ist entweder Viterios Schatten oder schleicht spät abends auf dem Gelände rum.
mich verwirrt das, die ganzen Namen und Infos.

Ich starre ihn an, blinzle und hole tief Luft, die ich dann ungenutzt entweichen lasse.
schönes Bild

„Schätze, mir mit seinem Gerede Angst machen. Er hat mir geraten, ich solle mich hier nicht allein rumtreiben. Es sei zu gefährlich. Und er könne nicht alle retten. Das war echt spooky. Ist er einer von den Schaustellern?“
mm, das klingt merkwürdig, bis auf spooky, zum Beispiel dieses „sei“, das benutzt keiner, wenn er spricht.

Links von uns sind markerschütterne Schreie zu hören. Ein weinenes Kind rennt in die Arme seiner Mutter.
weinendes. Wobei ich die Verwendung von Gerundien nicht für besonders elegant halte und in diesem Absatz kommt das kurz danach gleich wieder vor.
In seinem Blick ist etwas Wissendes.

Wir zogen beide daran. Irgendetwas blendete uns plötzlich, als der Schulterriemen aus meinen Händen rutschte und er ins Stolpern kam.“
Luisa zuckt fast unmerklich mit den Schultern, bevor sie mit einer Kopfbewegung schräg hinter mich deutet. Im Lichtkegel des Busscheinwerfers liegt Viterio, bedeckt mit einem weißen Tuch. Ich zwinkere, um die tränenvollen Augen zu klären und wende mich ab. Nico fängt meinen Blick auf, hält kurz inne, ich lächle ihm schwach zu. Dann spricht er weiter mit einem Polizisten, der Nicos Aussage aufnimmt.
also, der rutscht aus, fällt hin und dann überfährt ihn ein Bus, ja? Tränenvolle Augen zu klären, das hört sich künstlich an.

Liebe Ich-wünsch-dir-ein-kreatives-rundumperfektes-neues-Jahr-Grüße
Isegrims

 

Moinsen greenwitch,
habe gestern deinen Zettel an meiner Wohnwagentür gefunden. Wir haben uns wohl knapp verpasst. Ich stand bestimmt ne viertel Stunde im Schneesturm auf deinem Hof und habe darauf gewartet, dass du vom Deich zurückkommst. In der Einsamen Möwe wusste auch keiner wo du bist. Ich komm nachher nochmal auf nen Schnack vorbei. ;)


Den Titel fand ich Klasse, ich hatte in meiner Vorbereitung alle möglichen Übersetzungen von Wind zur "Inspiration" gesucht, daher klapperten die Groschen recht schnell.
:D Da hatten wir den gleichen Gedanken.


Zitat von wegen
Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe. Schon von Weitem hört man Musik. Jedes Los gewinnt!
Der Einstieg klappt für mich prima, Geschichten vom Rummelplatz sind immer gut!
Lieben Dank. Schön, dass es für dich funktioniert. Ich mag den Anfang auch.


Zitat von wegen
Als ich auf das Haltestellenhäuschen zukomme, steckt Luisa gerade ein A4-großes Blatt mit Nadeln an eine Pinnwand.
Da stand ich kurz im Regen - eine Pinnwand ist in meinem Kopf so ein Ding aus Kork oder ähnlichem, halt zum Gebrauch für Innen, hängt so etwas wirklich in einer Bushaltestelle?
Greenwitch, du Fuchs. Hast schon nicht ganz Unrecht. Aber die Pinwand ist ja im Haltestellenhäuschen, weshalb sie nicht im Regen steht/hängt. Und am Busbahnhof einer Kleinstadt kann ich mir schon diese Art von Mitteilungsmedium vorstellen.


wegen, ich kenne die Ausgangsversion nicht, hab aber mitbekommen, das Du schon gut und viel dran geschraubt hast. Also ist es wahrscheinlich nur mein Ding. Hier kommt mir Pia einfach zu schnell auf die Verbindung zu den anderen Kindern, aus meiner behüteten Sicht ist es einfach nicht das erste, woran man denkt. Falls ich etwas überlesen habe, sorry
O.K. verstehe, was du meinst. Ich schaue es mir an.


Zitat von wegen
Am nächsten Morgen hört Onkel Vento mir geduldig zu, hält meinem Blick stand, als ich ihm von den vermissten Mädchen in den von uns besuchten Städten und meinem Verdacht gegenüber Nico erzähle. Als ich fertig war, schmunzelt er und tätschelt meine Hand.
„Pia, du hast schon immer viel Fantasie besessen. Wie dich, kenne ich die meisten hier seit ihrer Kindheit.“ Er beschreibt mit seiner Hand einen Bogen. „Unsere Welt ist nicht besonders groß. Meinst du nicht, ich wüsste es, wenn so etwas bei uns geschieht, besonders wenn es um meinen eigenen Sohn geht? Wir sind alle eine Familie. Es verletzt mich, dass du so einen absurden Verdacht aussprichst.“
„Heißt das, du willst der Sache nicht nachgehen?“ Der Mund steht mir offen.
„Es gibt keine Sache!“ Eine Ader an seinem Hals schwillt an. „Diese Anschuldigungen schaden uns allen. Ich möchte, dass du mit diesen Verleumdungen aufhörst, “ poltert er hinterher. „Verstehst du mich, Pia?“
Hier ist mir die Stimmung von Onkel Vento einfach zu wechselhaft, von geduldig und Hand tätscheln zu poltern, gefühlt laut. Aber ich schätze, Du wolltest nicht zu lang werden
Das ist was dran. Ich glaube, ich schwäche das mit der Ader am Hals ab. Dann kommt der Stimmungswechsel weniger stark.


Bestimmt zehn Minuten stehe ich vor Nicos Wohnwagentür, bevor ich viel zu stark anklopfe. Das dumpfe Gefühl in meinen Fingerknöcheln vergeht nur langsam. Es war schließlich alles ganz klar.
Hier musste ich grinsen, ich hatte das klassische Bild eines Krimis vor Augen, Geräusch im Keller und das potentielle Opfer überlegt ernsthaft die Treppe runter zu steigen ...
Hmm. Wichtig dabei ist der darauffolgende Satz, in dem sie Erkenntnis schildert, dass es null Beweise für Nicos Schuld gibt. Und da er Luisa nichts tat und sie sogar warnen wollte, braucht Pia sich nicht zu fürchten.


Liebe witch, vielen Dank für deine Gedanken zur Geschichte.
Viele Grüße und ein wundervolles Jahr 2018 für dich.
wegen


Achillus, Isegrims,
auch euch ein gesundes neues Jahr!
Lieben Dank für die Denkanstöße zu meiner Geschichte. Über eure Kommentare muss ich noch kurz brüten und melde mich später ausführlich.

Viele Grüße
wegen

 

Hallo wegen,

sehr gerne mochte ich das Setting deiner Geschichte, die vielen Details auf dem Rummelplatz. Ich hatte fast das Gefühl, dass du dich dort gut auskennst, vielleicht da mal gearbeitet hast, und das ist ein gutes Zeichen. "Pias Schokoschnute", "das Krächzen der Zuckerwattemaschine", die neuen Schulkameraden, die Freikarten wollen, sowas finde ich toll. Oder sowas:

Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das klirrende Geräusch mir bis unter die Kopfhaut.

Es ist eine Jugendgeschichte und der ganze Plot läuft ziemlich glatt, z.T. auch ein bisschen unglaubwürdig für mich. So wundert es mich, dass Pia mit ihrem Verdacht gleich zu dem Onkel Vento marschiert, anstatt z.B. erst mal mit ihren Eltern darüber zu sprechen.
Dass Nico offen die Haarspange eines Mädchens aufbewahrt, das sein Bruder ermordet hat, erstaunt mich auch.
Und dass am Ende Viterio es nun ganz speziell auf Luisa abgesehen hat, wo da ja sicher eine Menge Mädchen herumlaufen, das müsste für mich noch irgendwie begründet sein. Zumal er ja gerade frisch die Melina umgebracht hat.

Luisa schaut mich verwirrt an, als ich abgehetzt bei ihr ankomme und sie mustere. Kein Haar hat Nico ihr gekrümmt. Vielleicht hat er mich kommen sehen.

Es ist doch eine belebte Kreuzung, oder? Hatte Pia tatsächlich damit gerechnet, dass er sie auf offener Strasse ermordet?

Bestimmt zehn Minuten stehe ich vor Nicos Wohnwagentür, bevor ich viel zu stark anklopfe. Das dumpfe Gefühl in meinen Fingerknöcheln vergeht nur langsam. Es war schließlich alles ganz klar. Doch beim genauen Betrachten verwässern die so offensichtlichen Beweise. Die Tür öffnet sich und in seinem Gesicht steht keine Überraschung, sondern Erleichterung. Als hätte er mich erwartet. Dann verhärtet sich sein Blick. „Wo ist deine Freundin?“
„Luisa? Ich denke, sie wartet noch auf ihren Bus.“ Ich muss den Kopf etwas nach hinten kippen. Nico ist gut eineinhalb Köpfe größer. In der fahlen Beleuchtung sehen seine Augen aus wie Bernstein.
Er blickt hin und her. „Ich muss ihn finden, bevor es wieder passiert.“
„Nico, wen musst du finden?“ Die Handflächen nach oben, schüttle ich leicht den Kopf.
„Meinen Bruder!“, bringt er stockend hervor.

Sie klopft einfach mal direkt bei ihm an. Das wird der Härte des Themas für mich nicht ganz gerecht. Sie hat ihn ja nicht im Verdacht nur Zuckerwatte geklaut zu haben. Und jetzt wird der Nico zum Verzweifelten, der immer versucht die Mädchen vor seinem Bruder zu retten? Indem er z.B. den Mädchen sagt, sie sollen nicht so frei herumlaufen? Der einfach ein paarmal zu spät gekommen ist?

Die ganze Szene, wo die Beiden über den Jahrmarkt hetzten, die Atmosphäre finde ich unglaublich gut beschrieben. Sowas z.B.:

Ein großer Plüschhund wankt auf den Schultern seines Gewinners hin und her.

Da liegt so ein grauenhaftes Thema unter der Geschichte und vermutlich ist Melina ja auch ermordet worden. Dafür finde ich das Ganze irgendwie noch zu harmlos, besonders auch das Ende, wo glücklicherweise der Bus den Mörder überfährt.
Ich finde, du hast wirklich großes erzählerisches Potential. Möglicherweise ist das einfach ein sehr fettes Thema für eine Kurzgeschichte, die sich chronologisch an dem Handlungsstrang entlang entwickelt. Da müssten für mein Gefühl die Figuren noch stärker entwickelt werden, auch um das Ganze glaubhafter zu machen.

Trotzdem oder gerade weil die Geschichte mir nicht so stark unter die Haut geht, habe ich sie gerne gelesen. Ich hätte Lust noch mehr vom Jahrmarkt zu erfahren, von den Menschen, die da leben und arbeiten. Realistischere Geschichten würden mich echt interessieren. Aber das ist mein persönlicher Geschmack.

Liebe Grüße von Chutney

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Achillus,
willkommen auf dem Rummelplatz. Danke, dass du dir die Zeit zum Kommentieren genommen hast. Deine Gedanken und Ideen zum Text fand ich sehr interessant.

Zitat von wegen
Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe.
Gerade die ersten Sätze eignen sich dafür ein Bild vor dem Leser entstehen zu lassen. Dabei ist es wichtig, glaube ich, die Ebene der Objektwelt nicht zu verlassen… Ich versuche meist, mit einem oder zwei Sätzen das Essentielle oder Atmosphärische der ersten Szene deutlich zu machen…
Da bin ich schon bei dir. Ich habe jetzt meinen Anfang wieder und wieder gelesen. Und ehrlich gesagt finde ich, dass der Anfang genau das zeigt. Der erste Satz gibt das Atmosphärische bzw. die Welt wie Pia sie sieht. Die nächsten beiden Sätze geben dem Leser das Essentielle zur Verortung, mit reichlich Objektwelt. :shy:


Zitat von wegen
Wir arbeiten und leben auf dem Rummel: Eltern, Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins. Dabei spielt die Blutsverwandtschaft keine große Rolle. Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt. Jeder hat seine Aufgaben bei den Fahrgeschäften, Schießbuden oder Imbissständen. Solange ich denken kann, hat Michi schon die Geisterbahn, Jörg und Heidi den Autoscooter und Onkel Vento das Kettenkarussell. Onkel Vento, der mit Vornamen eigentlich Viterio heißt, ist so etwas wie unser Familienoberhaupt. Er vermittelt, wenn es Streit gibt und bestimmt die Platzvergabe. Seine beiden Söhne, Nico und Viterio jr., leiten mit ihm das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist.
Stell Dir solche zusammenfassenden Einschübe wie Gewürze vor, mit der Du Deine Suppe verfeinern möchtest. Je mehr Du davon verwendest, desto wahrscheinlich wird es, dass das Ganze am Ende nicht schmeckt. Das A und O ist (das werden Dir hier viele Leute wieder und wieder sagen) das Zeichnen von szenischen Abläufen. Damit ziehst Du den Leser in den Bann, alles Zusammenfassende hingegen geht in Richtung Info-Text und dämpft oder stoppt die Immersion.
Wenn ich dir jetzt sage, dass diese Passage, aufgrund anderer Kommentare, schon an Ballast verloren hat…
Ich mag da nicht noch mehr streichen, weil ich denke das für die Einführung der Charaktere und deren Beziehung untereinander zu brauchen. Aber ich sehe, was du meinst. Ich wähle damit wahrscheinlich den einfachen Weg.

Zitat von wegen
Das alte Kettenkarussell ist mir nicht geheuer, wie es schwerfällig Fahrt aufnimmt, um einen mit jeder Umdrehung höher fliegen zu lassen und dem sicheren Boden zu entreißen. Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das klirrende Geräusch mir bis unter die Kopfhaut.
Hier kommt das paradoxe Gegenstück. Du beschreibst das alte Kettenkarussell sehr konkret, aber weil das inhaltlich für die Geschichte gar keine Rolle spielt, also lediglich ein Teil der Kulisse ist, fragt man sich als Leser schnell, was diese Nahaufnahme eigentlich soll.
Dieses Fahrgeschäft nimmt absichtlich mehr Raum als die anderen Rummelplatzattraktionen ein. Das Kettenkarussell wird von der Familie Vento betrieben. Es soll ihre Rolle in der Schaustellerhierarchie symbolisieren, aber auch Hinweis auf das dunkle Geheimnis sein.


Grundsätzlich kannst Du bei Deinen Beschreibungen natürlich noch schleifen. Da ist vieles schon sehr gut, Du wirst schnell weiterkommen, wenn Du den Fokus richtig setzt. Denke an das konsistente, eindringliche Bild. Im Moment schwirren da viele Dinge durcheinander. Wenn ich durch den Text gehe, wird es in meinem Kopf chaotisch, vielleicht findest Du einen Weg, das Ganze ein wenig zu defragmentieren.
Ohje, Kettenkarussell im Kopf. Ich schaue es mir an.


Die Grundidee ist gut und klassisch. (Alles was klassisch ist, hat bereits eine gewisse Qualität, auf die man sich verlassen kann.) Du installierst einen Verdächtigen, und dann stellt sich heraus, dass ein anderer der Bösewicht ist. Wunderbar. …
Das klingt bei dir nach einem Spaziergang. Für den Krimi-Aufbau musste ICH mir ganz schön das Hirn verrenken. :drool:

Eines der meistgenutzten Motive beim Erzählen von Spannungsgeschichten besteht darin, dass eine Figur, mit der der Leser mitfühlen kann, in Gefahr gerät. Nur wenn Deine Ich-Erzählerin in eine Situation gerät, die sie bedroht, wird es so richtig spannend. Das ist aber nicht der Fall.
Hmm. Dafür gerät die ihr lieb gewonnene Luisa ins Fadenkreuz. Geht das nicht auch?

Deshalb meine Empfehlung: Schaffe ein Bedrohungsszenario.
Wie gesagt, ich dachte, das hätte ich getan.


Achillus, ich danke dir sehr für deine Tipps zum Spannungsaufbau. Ich werde versuchen, die erläuternden Einschübe zu reduzieren, um das mit der Immersion hin zu bekommen.

Viele Grüße
wegen


Hallo Isegrims,

Das Setting mag ich.
Schön. :D

Da gibt es einen Kerl, Teil der Großfamilie, der (warum eigentlich?) Mädchen aufgreift und verschwinden lässt,…
Viterio hat den Tod seiner Mutter nicht verkraftet und versucht, auf sehr kranke Art und Weise, den Verlust durch die Morde an ähnlich aussehenden Mädchen(dunkle lange Haare) zu kompensieren.
… Pia, die ihm nach und nach auf die Spur kommt und viel, sehr viel Ambiente. Die Beschreibung des Umfeldes ist dir gelungen, überhaupt finde ich, dass einzelne Passagen, nicht alle, bei weitem nicht, sehr präzise und sprachlich gute Beobachtungen enthalten. Wie der Viterio umkommt, warum das alles geschieht, wie gesagt, da fehlt was, das müsste ausgereifter sein, aber du hast ja noch Zeit daran zu arbeiten, es lohnt sich.
Bin dran. :schiel:

Zitat von wegen
Seine beiden Söhne, Nico und Viterio jr., leiten mit ihm das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist.
yea, Auto-Scooter
nee, Kettenkarussell. :Pfeif:

Zitat von wegen
Niemand weiß, was mit der Mutter von Nico und Viterio passiert ist. Auf sie angesprochen rastet Viterio völlig aus, weswegen alle dieses Thema meiden. Und Nico, der hat ohnehin einen an der Waffel. Er ist entweder Viterios Schatten oder schleicht spät abends auf dem Gelände rum.
mich verwirrt das, die ganzen Namen und Infos.
Echt?


Zitat von wegen
Ich starre ihn an, blinzle und hole tief Luft, die ich dann ungenutzt entweichen lasse.
schönes Bild
Oh ja, das mit der vielen ungenutzten Luft mag ich auch gern.


Zitat von wegen
„Schätze, mir mit seinem Gerede Angst machen. Er hat mir geraten, ich solle mich hier nicht allein rumtreiben. Es sei zu gefährlich. Und er könne nicht alle retten. Das war echt spooky. Ist er einer von den Schaustellern?“
mm, das klingt merkwürdig, bis auf spooky, zum Beispiel dieses „sei“, das benutzt keiner, wenn er spricht.
Da gebe ich dir Recht. Das klingt nicht authentisch. Ich weiche die gestelzte Ausdrucksweise etwas auf und setzte er könne nicht alle retten in kursiv.


Zitat von wegen
Links von uns sind markerschütterne Schreie zu hören. Ein weinenes Kind rennt in die Arme seiner Mutter.
weinendes.
Danke.


…also, der rutscht aus, fällt hin und dann überfährt ihn ein Bus, ja?
Korrekt!
Tränenvolle Augen zu klären, das hört sich künstlich an.
Ja, ich weiß, was du meinst. Erst hatte ich verschwommener Blick. Aber Blick kommt auch im nächsten Satz. Glasige Augen klingen nach Alkoholkonsum. Ich schreib jetzt …um meine Augen zu klären.


Ich danke dir für dein Kommen und schicke dir in-Zuckerwatte-eingepackte-damit-sie-unbeschadet-ankommen-Grüße zurück.
wegen


Hey Chutney,
auch dir lieben Dank für deinen ausführlichen Kommentar zu meiner Rummelplatzgeschichte!


sehr gerne mochte ich das Setting deiner Geschichte, die vielen Details auf dem Rummelplatz. Ich hatte fast das Gefühl, dass du dich dort gut auskennst, vielleicht da mal gearbeitet hast, und das ist ein gutes Zeichen. "Pias Schokoschnute", "das Krächzen der Zuckerwattemaschine", die neuen Schulkameraden, die Freikarten wollen, sowas finde ich toll.
Yeah! Ich hatte früher einige Nebenjobs, aber nicht auf einem Rummel. Soll ja auch als Nichtschausteller gar nicht so leicht sein, da rein zu kommen. ;)

Es ist eine Jugendgeschichte und der ganze Plot läuft ziemlich glatt, z.T. auch ein bisschen unglaubwürdig für mich. So wundert es mich, dass Pia mit ihrem Verdacht gleich zu dem Onkel Vento marschiert, anstatt z.B. erst mal mit ihren Eltern darüber zu sprechen.
Ich glaube, da ziehe ich die Familien-Jokerkarte:
Dabei spielt die Blutsverwandtschaft keine große Rolle. Alle Erwachsenen sind irgendwie erziehungsberechtigt...
Onkel Vento, der mit Vornamen eigentlich Viterio heißt, ist so etwas wie unser Familienoberhaupt.
Und es geht schließlich um seinen Sohn.


Dass Nico offen die Haarspange eines Mädchens aufbewahrt, das sein Bruder ermordet hat, erstaunt mich auch.
Er will sich durch die Souvenirs daran erinnern, dass er dabei versagt hat, seinen Bruder aufzuhalten.

Und dass am Ende Viterio es nun ganz speziell auf Luisa abgesehen hat, wo da ja sicher eine Menge Mädchen herumlaufen, das müsste für mich noch irgendwie begründet sein.
Luisa stand allein an einem vereinsamten Busbahnhof, war somit ein leichtes Opfer… mit dunklen langen Haaren, wie die (ital.) Mutter.

Es ist doch eine belebte Kreuzung, oder? Hatte Pia tatsächlich damit gerechnet, dass er sie auf offener Strasse ermordet?
Pia hatte vor Panik feuchte Handflächen und ein Rauschen in den Ohren. In diesem Moment ist ihre scheinbar übertiebene Sorge nicht logisch zu begründen.

Sie klopft einfach mal direkt bei ihm an. Das wird der Härte des Themas für mich nicht ganz gerecht. Sie hat ihn ja nicht im Verdacht nur Zuckerwatte geklaut zu haben. Und jetzt wird der Nico zum Verzweifelten, der immer versucht die Mädchen vor seinem Bruder zu retten? Indem er z.B. den Mädchen sagt, sie sollen nicht so frei herumlaufen? Der einfach ein paarmal zu spät gekommen ist?
Korrekt!


:shy: Du, ich rede bzw. erkläre mich hier um Kopf und Kragen. Klar, passen am Schluss zufällig alle Puzzleteile zusammen. So sollte eine Geschichte doch enden, ohne freie Fäden, oder?


Die ganze Szene, wo die Beiden über den Jahrmarkt hetzten, die Atmosphäre finde ich unglaublich gut beschrieben.
Vielen Dank. Ich freue mich, dass du dich in das Jahrmarkttreiben reinfühlen konntest.

Da liegt so ein grauenhaftes Thema unter der Geschichte und vermutlich ist Melina ja auch ermordet worden. Dafür finde ich das Ganze irgendwie noch zu harmlos, besonders auch das Ende, wo glücklicherweise der Bus den Mörder überfährt.
Klickende Handschellen fand ich zu unspektakulär. Viterio musste sterben!

Ich finde, du hast wirklich großes erzählerisches Potential. Möglicherweise ist das einfach ein sehr fettes Thema für eine Kurzgeschichte, die sich chronologisch an dem Handlungsstrang entlang entwickelt. Da müssten für mein Gefühl die Figuren noch stärker entwickelt werden, auch um das Ganze glaubhafter zu machen.
Hmm. Ich hatte einfach Lust, eine Krimi-Kurzgeschichte mit Gegenwind zu schreiben. Vielleicht habe ich das Genre unterschätzt…

Trotzdem oder gerade weil die Geschichte mir nicht so stark unter die Haut geht, habe ich sie gerne gelesen.
:shy:

Lieben Dank für deine Leseeindrücke!
Viele Grüße
wegen

 

Hallo Achillus,
ich bin dabei die Erläuterungen szenisch einzubauen. Am Anfang, bei der Figureneinführung habe ich das schon geändert. Dadurch ist es mMn jetzt weniger Bericht. Was meinst du?

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe. Schon von Weitem hört man Musik. Jedes Los gewinnt! steht auf einem Schild vor blinkender Kulisse zwischen Ballonverkäufer und Geisterbahn. Seit meiner Geburt trägt unser Stand den ach so süßen Namen Pias Schokoschnute. Bis ich volljährig bin, sitze ich meine Zeit hinter den Schokobananen und Lebkuchenherzen ab. Die fröhlichen Kinderaugen, wenn ich die bunten Süßigkeiten rüberreiche, sind schon niedlich. Das Krächzen der Zuckerwattemaschine treibt mich in den Wahnsinn.

Ich habe Michi versprochen, ihm beim Zeichnen der neuen Geisterbahnwände zu helfen. Blutige Handabdrücke und Schleifspuren sind meine Spezialität. Auf dem Weg zurück muss ich bei Jörgs Anblick schmunzeln. Über einem der Autoscooterfahrzeuge gebeugt, flucht er lauthals. Heidi redet beruhigend auf ihn ein, während sie ihm das Werkzeug reicht. Direkt hinter dem Autoscooter steht das Kettenkarussell. Onkel Vento, der mit Vornamen eigentlich Rocco heißt, leitet mit seinen beiden Söhnen Nico und Viterio das Fahrgeschäft, das stets der Mittelpunkt jedes Volksfestes ist. In blinkenden, goldenen Buchstaben auf hellblauem Grund steht über den Ketten am Korpus der Schriftzug Hoch oben im Vento....


Viele Grüße
wegen

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo wegen,

Du hast ja schon viele Kommentare bekommen, weswegen ich es eher kurz mache

Ich schreibe mal mit, was mir unterm Lesen auffällt:

In blinkenden, goldenen Buchstaben auf hellblauem Grund steht über den Ketten am Korpus der Schriftzug Hoch oben im Vento.

Da kann ich mir kein richtiges Bild machen: auf hellblauem Grund über den Ketten am Korpus - wo??

Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das klirrende Geräusch bis unter meine Kopfhaut.
Auch ein schräges Bild, wenn Du mich fragst. Ich habe noch nie ein Geräusch unter der Kopfhaut gespürt.

Auch dieser Satz ist kompliziert:

Zwei Drittel des Blattes nimmt das Foto eines schüchtern in die Kamera lächelnden Mädchens in unserem Alter ein.

Manchmal ist es für den Lesefluss besser, einen Relativsatz zu nehmen.

Auch der nächste Satz ist stark mit Adjektiven gefüllt:

Die schwarzen, glatten Haare mit den lila und blauen Strähnchen sind mit kleinen Leospangen nach hinten gesteckt.

***

Kurzes Fazit:

Hat mir gefallen, Deine Geschichte, auch wenn sie für mich noch teilweise etwas unstrukturiert ist. Generell finde ich es gut, wenn man auch Details schreibt, aber hier waren mir insgesamt zu viele Details dabei, die keine Funktion hatten, die weder für die Geschichte noch für die Atmosphäre relevant waren.

Auch die oben zitierten Sätze gehen in diese Richtung.

Beim Lesen hatte ich übrigens zunächst, warum auch immer, einen Jungen vor Augen und kein Mädchen, da würde ich vielleicht früher Klarheit schaffen, weil dieser Überraschungseffekt für die Geschichte keine Funktion hat. Außerdem ist mir das Alter Deiner Protagonistin nicht ganz klar. Teilweise wirkt sie recht jung, so ca. 11-12 Jahre alt, dazu passen aber die Formulierungen nicht immer (ist ein allgemeines Problem der Ich-Perspektive, wenn man ein Kind als Protagonistin verwendet).

Aber abgesehen davon habe ich die Geschichte gerne gelesen.

Gruß

Geschichtenwerker

 

Hallo Bea Milana,
lieben Dank für deinen Kommentar zu meiner Geschichte. Ich lese Kriminalgeschichten auch gern. :shy:

Die bunten Lichter bilden eine Kuppel, über dem Mikrokosmos in dem ich lebe.
Ohne Komma
Hatte ich erst. Aber Anne49 merkte an, dass der zweite Teil ein Relativsatz ist. Über ist hier das Relativpronomen, welches sich auf das Substantiv Kuppel des übergeordneten Satzes bezieht.


Die fröhlichen Kinderaugen, wenn ich die bunten Süßigkeiten überreiche, sind schon niedlich.
„schon“ finde ich überflüssig, wie die allermeisten Füllwörter.
Sind die fröhlichen Kinderaugen niedlich oder die Kinder?
Ich halte diesen Satz für nicht optimal formuliert, obwohl er das kindliche der Erzählerin betont.
Stimmt, da passt niedlich nicht richtig. Mir fällt noch kein besseres Wort ein. Das schon behalte ich, weil es tatsächlich besser zu Pias Figur passt.


Das Krächzen der Zuckerwattemaschine treibt mich in den Wahnsinn.
Das ist gut! Schöner Kontrast zu vorher.
:D


Niemand weiß, was mit der Mutter von Nico und Viterio passiert ist.
Vitorio jr. oder nicht?
Die doppelte Namensgebung hat mich auch später irritiert, weil ich dann nachdenke, wen von beiden du meinst. Ich würde die besser unterscheidbar machen.
Stimmt. Das mit der doppelten Namensgebung war in einer früheren Version von Bedeutung. Jetzt heißt Onkel Vento mit Vornamen Rocco.


aber das Fenster steht einen Spalt offen, so dass ich es aufschieben und hineinschauen kann.
Sodass
Das hatte ich auch nach Anne49s Kommentar geändert. Der Duden empfiehlt sodass. Also bekommt dein Vorschlag den Zuschlag und Ende.


Was für ein Freak!
Warum Freak? Weil er so ordentlich ist? Ich verbinde mit Freak das Gegenteil.
Ich glaube, das geht in beide Richtungen, solange es ungewöhnlich starke Ausmaße annimmt.


Beim Piratenlachen wird mit klar, dass das Michis Werk ist.
Michi? Kenn ich den schon oder hab ich etwas überlesen?
Ganz am Anfang gab es eine erläuternde Passage zur Figureneinführung. Ich habe das jetzt szenischer eingebaut. So bleibt es bei dem Leser auch hoffentlich besser im Hirn haften und dieser Teil macht dann für jeden Sinn.


zieht das klirrende Geräusch mir bis unter die Kopfhaut.
Hm. Vorschlag: zieht das klirrende Geräusch bis unter meine Kopfhaut
Er ist entweder Viterios Schatten oder schleicht spät abends auf dem Gelände rum. Neulich sah ich, wie er einem Mädchen nachschlich,
2 x schleichen. Vllt. wie er einem Mädchen folgte oder nachlief ...
Ich blicke an meinem schlabbrigen Shirt runter und denke an die oft geführten Diskussionen mit meiner Mutter über meine vollgestopften Schubladen.
„die oft geführten“ ist in Diskussionen impliziert. Würde ich streichen.
„ ... Meinst du nicht, ich wüsste es, wenn so etwas bei uns geschieht, besonders wenn es um meinen eigenen Sohn geht? Wir sind alle eine Familie. Es verletzt mich, dass du so einen absurden Verdacht aussprichst.“
„es“ überflüssig.
dass du mit diesen Verleumdungen aufhörst,“ poltert er hinterher.
aufhörst“,
Tut mir Leid“, schiebe ich hinterher
leid
„Vielleicht ist er bei unserem Vater“, schreit er nach hinten, um die laute Musik vom Autoscooter zu übertönen.
Der Nebensatz ist eine Erklärung, die unschön wirkt und Tempo rausnimmt. Ich würde diese Info event. weiter oben einbauen oder anders einflechten, z.B.: ... schreit er. Die Musik vom Autoscooter ist so laut (oder: aus den Boxen des Autoscooters dröhnt es in einer Lautstärke), dass ich ihn kaum verstehe.
Alles gekauft. Vielen Dank für deine Tipps und Korrekturen!


Ich habe das Gefühl, du wirst am Ende etwas langatmig und könntest dort das ein andere streichen bzw. verkürzen. Damit die Spannung atemloser wird, musst du Hindernisse einbauen, die deine Protagonistin überwinden muss, um zum Ziel zu kommen. Ansonsten hat mir deine Geschichte gut gefallen, die wird bestimmt noch top werden!
:thumbsup: Na logo, wenn ich so hilfreiche Kommentare bekomme. Ich werde weiter daran arbeiten.

Grüße und schönes Wochenende.
wegen

Hallo Geschichtenwerker,

schön, dass du mir deine Gedanken zur Geschichte schreibst.

In blinkenden, goldenen Buchstaben auf hellblauem Grund steht über den Ketten am Korpus der Schriftzug Hoch oben im Vento.
Da kann ich mir kein richtiges Bild machen: auf hellblauem Grund über den Ketten am Korpus - wo??
Hmm. Stört dich Korpus? An einem Kettenkarussell über den langen Ketten kommt dieser eckig-konische Kasten. Und dort ist die Namens-Lichtinstallation.


Wenn die langen Ketten morgens im Wind aneinanderschlagen, zieht das klirrende Geräusch bis unter meine Kopfhaut.
Auch ein schräges Bild, wenn Du mich fragst. Ich habe noch nie ein Geräusch unter der Kopfhaut gespürt.
Ist was dran. Ich lass es aber mal.


Zwei Drittel des Blattes nimmt das Foto eines schüchtern in die Kamera lächelnden Mädchens in unserem Alter ein.
Manchmal ist es für den Lesefluss besser, einen Relativsatz zu nehmen.
Stimmt. Ich werde es ändern: Zwei Drittel des Blattes nimmt das Foto ein, welches ein schüchtern in die Kamera lächelnden Mädchens in unserem Alter zeigt.


Das mit den übermäßigen Adjektiven und unnötigen Details schaue ich mir an und versuche, zu reduzieren.

Beim Lesen hatte ich übrigens zunächst, warum auch immer, einen Jungen vor Augen und kein Mädchen, da würde ich vielleicht früher Klarheit schaffen, weil dieser Überraschungseffekt für die Geschichte keine Funktion hat.
Echt? Aber gleich am Anfang steht, dass der Stand seit ihrer Geburt Pias Schokoschnute heißt…

Lieben Dank fürs Vorbeischauen und deine Ideen zum Text!
Viele Grüße
wegen

 

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