Wie kommt es, dass ich mir bei diesem Thread tendenziell veräppelt vorkomme?
Ich antwort trotzdem mal, das Bier gebt aber ihr aus!
Liegt vielleicht daran, dass ich diesen Einstiegssatz nicht von dir erwartet hätte. Er klingt irgendwie nicht nach den Texten, die ich sonst von dir kenne.
Dein Einstieg klingt sehr existenzialistisch.
Man hat das Gefühl, in ein Gedicht von Georg Heym zu gucken. Henrys Frage am Schluss reißt es dann aber wieder raus. Das gibt für mich Spannung, denn Endzeitszenario einer Stadt und die relativ harmlose Frage stupsen sich gegenseitig, es entsteht ein ironischer Bogen. Ich frag mich sofort, was Henry wohl für ein Typ ist. Von daher, was das betrifft, definitiv ein interessanter Einstieg.
Dennoch passt für mich was nicht zusammen.
Die Stadt lag im Sterben ist wuchtig. Eine melodramatische Ankündigung, die man aber auch schon oft gelesen hat. Trotzdem geht es in der Kombination mit Henrys Frage.
So eine Ankündigung braucht natürlich ein paar Aufzählungen.
Die sind für mich das Hauptproblem.
Verdienstvoll finde ich, dass du nicht einfach Autowracks schreibst, das hat man schon hundert mal gelesen, sondern Krähen nisteten in Autos. Ein abgewandeltes Bild für die Verlassenheit. Ich merke ohnehin, dass du dich hier um Alternativideen für die Verlassenheit und Verahrlosung der Stadt bemühst.
Bei den Seen musst ich sofort daran denken, dass es viele Seen gibt, aus denen kein Wasser abfließt. Da heißt, man wird als Leser auf ein nebensächliches Detail fokussiert.
Die Katzen passen mir nicht, denn die hocken auch dann auf den Dächern und kreischen rum, wenn die Stadt höchst lebendig ist. Das gleiche gilt für die ächzenden Häuser. Zu denen gibt es noch zu sagen, dass das eine sehr häufig benutzte Beschreibung ist. Außerdem geht deine sonstige Beschreibung aber mehr in Richtung Hitze, Stillstand, Sonnendurchglühtheit. Also was Lastendes, Ruhendes, keine Windbewegung.
Das Bild mit dem knackenden Zeug auf der Straße finde ich toll, lass nur Unkraut weg, denn da dachte ich wieder, das knackt doch gar nicht.
Durch mein Streichen sähe der Beginn jetzt so aus:
Die Stadt lag im Sterben. In den Autos nisteten Krähen. Seen schimmerten grün und sammelten Plastik. Auf den Straßen: Scherben, Knochen, Münzen, Dosen, Computerchips. Ein ständiges Knirschen unter den Füßen. Und über alldem: die Sonne.
„Sieht nicht gut aus, was?“, fragte Henrik
Fehlt nur noch was für die Häuser.
Liebe Grüße
Novak