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Hahn im Korb

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07.09.2014
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Hahn im Korb

„Schickes Hemd, Herr Thomsen! Was seh'n Sie fesch aus, heute! Ihr Schnäpschen stell' ich Ihnen schon mal hin!“ Die Pflegerin zwinkert ihm zu, stellt den kleinen Plastikbecher ab und läuft zum Nachbartisch. Er parkt seinen Rollator hinter dem Stuhl, stellt die Bremsen fest und hangelt sich an der Lehne zu seinem Platz, der heute blau-weiss dekoriert ist. Das Heim feiert bayrische Woche. Seinen rechten Arm legt er so weit auf den Tisch, dass er nicht herunterrutschen kann. Im Auge behalten will er ihn trotzdem. Zuerst kippt er sein Medikament hinunter. Dann pickt er die vorgeschnittenen Weißwurststücke mit der Gabel auf, tunkt sie in den süßen Senf und schiebt sie sich vorsichtig in den Mund. Er konzentriert sich, um genau zu treffen, doch schon nach dem zweiten Stück hat er das Gefühl, dass ihm der Saft am Kinn herunterrinnt. Hastig greift er nach der Serviette und schüttelt sie auseinander. Ein Zettel flattert heraus, dreht sich in der Luft und bleibt zwischen Tasse und Teller liegen. Die Buchstaben sind zittrig, aber sogar für ihn zu erkennen: „Ich liebe Sie.“ Daneben ein verunglücktes Herz. Er stößt die Tasse um, als er nach dem Zettel greift, der Tee fließt über den Tisch, läuft am Tischbein hinunter. Gerade noch gelingt es ihm, den Zettel in seiner Hand zu verbergen, als die Schwester mit einem Lappen naht.
„Na, na, na, nicht so stürmisch, Herr Thomsen!“ Ihre Stimme klingt schrill in seinen Ohren. Er sieht, dass sie immer noch zwinkert, gar nicht aufhört mit dem Gezwinkere, und macht eine entschuldigende Geste. „Da, da.“
"Schon gut." Sie taucht hinter dem Tisch ab. Als sie wieder weg ist, schiebt er den Zettel in seine Hosentasche. Die Trinkerin, darauf könnte er wetten. Er vermeidet den Blick in die Richtung, wo sie sitzt, drei Tische weiter, hochrot im Gesicht vermutlich und leicht angeschickert. Ständig bietet sie ihm Hustenbonbons an und jetzt das. Die Wurst schmeckt auf einmal fade.
Als er den Speisesaal verlässt, steht sie aufgeregt lächelnd im Ausgang, ihre grauen Haare trägt sie heute offen bis zur Schulter. Das sieht er noch, bevor er den Blick abwendet und beginnt seinen Kopf zu schütteln. So schnell er kann, schiebt er seinen Rollator an ihr vorbei. Ja, sie riecht nach Alkohol.
„Haben Sie's gelesen?“ fragt sie in seinem Rücken leise. Er schüttelt den Kopf, läuft noch schneller, so dass er beinahe über seinen kranken Fuß stolpert.

Nachmittags kommt sein Sohn Martin zu Besuch, worüber er sich so freut, dass er die Frau vergisst. Martin ist der Klügste von seinen Jungs, das ist ihm früher nie aufgefallen. Er kann ihm ein Zeichen machen, dass er pinkeln muss, und Martin versteht. Paul hingegen klingelt immer sofort nach der Schwester. „Mein Vater will irgendwas. Meinen Sie, er hat Schmerzen?“
Er lächelt Martin an, und Martin sagt: „Gut siehst du aus, Papa.“ Du auch, will er sagen, aber wieder kommt nur, „Da, da.“
„Danke!“ Martin lacht, und er lacht noch lauter, nickt beifällig. Da klopft es, und die Schwester kommt herein.
„Na, Sie haben ja Spaß hier. Ich hätte hier noch ein Schnäpschen für den Papa.“ Sie zwinkert Martin zu.
„Na, wenn's wenigstens ein Schnäpschen wäre, nicht Papa?“ sagt Martin.

Nachts fährt er hoch. Licht fällt durch die Tür ins Zimmer. Da steht jemand, ganz nah bei seinem Fußende. Die Schwester? Nein. Die Person bewegt sich nicht. Steht einfach nur da. Sein Herz klopft wie verrückt. Dann erkennt er, dass es eine alte Frau ist. Und dass sie nackt ist. Durch ihre fedrigen Haare scheint von hinten das Licht bis auf die Kopfhaut. Ihr Gesicht liegt im Dunkeln, aber er ist sich sicher, dass sie ihn anstarrt. Er hört auf zu atmen, als sie nach der Bettdecke greift und sie lautlos über seinen Füßen hochzieht. Ein Luftzug streicht bis zu seinen Knien, er ballt die linke Faust, bewegt die Lippen.
"Füße", sagt sie plötzlich laut. Und dann noch einmal, nachdenklich, "Füße."
Nach endlosen Sekunden lässt sie unvermittelt die Decke fallen, dreht sich um und geht. Ein beißender Geruch steigt ihm in die Nase. Er hat ins Bett gemacht.

Am nächsten Tag knickt ihm beim Aufstehen das rechte Bein weg, worauf sie ihn im Rollstuhl zum Frühstück fahren. Zweimal verschluckt er sich. Als er beim zweiten Mal nach der Serviette greift, rutscht wieder ein Zettel heraus. Ohne ihn anzusehen, steckt er ihn in seine Hosentasche. Danach möchte er am Liebsten wieder ins Bett, aber die Schwester mit dem harten, osteuropäischen Akzent spricht ihn an.
„Im Marienzimmer sind sie am Basteln. Haben Sie Lust?“ Er schüttelt den Kopf, worauf sie seine Bremsen löst und ihn vom Tisch wegzieht.
„Das kann viel Spass machen, werden Sie schon sehen. Sie können was Schönes für mich basteln. Ich freu mich.“ Sie beugt sich um ihn herum, um ihm ins Gesicht zu sehen. „Na?“
Er mag die Schwester, vielleicht, weil sie die Einzige ist, die schon da war, als er hier vor zwei Jahren einzog. Also zuckt er mit den Schultern.
„Sehr gut. Ich bring Sie hin.“
Er erkennt die rauhe Stimme nicht gleich.
„Ich kann den Herrn Thomsen mitnehmen. Ich will auch ins Marienzimmer.“
„Oh, prima“, sagt die Schwester in seinem Rücken. „Herr Thomsen, die Frau Ruge übernimmt Sie mal. Und machen Sie was ganz Schönes für mich, ja?“
Weg ist sie, und er ist allein mit der Trinkerin. Frau Ruge heißt sie, mag sein, er kann sich keine Namen mehr merken, und ihren will er gar nicht wissen. Und er will auch nicht von ihr gefahren werden. Sein Rollstuhl setzt sich wieder in Bewegung, langsamer als vorher. Er schweigt.
„Geht's Ihnen gut?“, fragt sie schließlich. Er nickt. An der Schräge hört er an ihrem Atem, wie sehr sie sich anstrengen muss. Sie ist dünn, die Ruge, und alt. Womöglich wird sie ihn loslassen, so dass er rückwärts die Schräge hinunterrollt. Er wird sie überrrollen, umkippen und mit dem Kopf gegen den Türrahmen knallen. Sein Bein streckt sich plötzlich und rutscht von der Fußstütze auf den Boden, blockiert noch zusätzlich.
„Oh“, schnauft sie „oh nein, Ihr Bein.“ Irgendwie schafft sie trotz schleifendem Fuß die letzten Meter.
„Ui, das war knapp.“ Sie stellt sich vor ihn, lacht und hört gar nicht mehr auf. Bestimmt will sie, dass er auch lacht, dass sie zusammen lachen, und er beißt die Zähne zusammen. Er will jetzt in das verdammte Marienzimmer.
Doch zunächst zerrt sie an seinem Bein und versucht, es wieder auf die Fußstütze zu stellen. Warum ruft sie keine Schwester? Die Haare fallen ihr immer wieder ins Gesicht, und er fragt sich mit Schaudern, warum sie sie heute schon wieder offen trägt. Schließlich hat sie das Bein wieder oben, wenn auch gestreckt, mit der Wade auf der Kante. Es tut weh.
„Geht das so?“ Er nickt.
„Haben Sie meinen Brief gefunden? In der Serviette?“ Ein knurrender Laut rutscht aus seiner Kehle und er deutet herrisch den Flur entlang, Richtung Marienzimmer. Ihr Gesicht, eben noch bereit, mit ihm zu lachen, scheint in lauter kleine Stücke zu zerfallen. Den Kopf zur Seite geneigt, eine Schulter hochgezogen, schaut sie an ihm vorbei. Er macht eine entschuldigende Bewegung mit seiner Hand und lässt sie in seinen Schoss sinken. Ein Fehler, denn sofort strahlt sie. Wieder weist er Richtung Marienzimmer, und sie nickt heftig, tritt hinter den Rollstuhl und schiebt los, zügiger als vorher. Er atmet auf. Es gelingt ihm sogar, unter sein Bein zu greifen und es hochzuziehen. Sie gibt einen kleinen beifälligen Laut von sich und beschleunigt. Er freut sich.
Bis sie mit ihm am Marienzimmer vorbeirauscht. Er ruft “Da, da“, versucht sich zu drehen und fuchtelt mit dem Finger.
„Pscht, ich will Ihnen noch was zeigen“, flüstert sie,“Nur noch zweimal um die Ecke. Da vorne ist es doch schon.“
Seine Versuche aufzustehen gibt er bald auf, denn sie ist zu schnell. Wieder hört er sie schnaufen. Bald kennt er sich nicht mehr aus, hier war er noch nie. Nirgendwo ist eine Schwester zu sehen. Er ruft sein "da,da" in den leeren Flur und endlich bleibt sie abrupt mit ihm vor einem Fenster stehen. Ihre Worte überschlagen sich.
„Ist doch gut, hier ist es doch schon! Ich wollte Ihnen doch nur mal zeigen, wo ich gewohnt habe. Da schauen Sie, dahinten neben dem Wasserturm, die Reihenhäuser, die schwarzweißen. Da haben wir gewohnt.“
Er sackt auf seinem Sitz zusammen. Schüttelt den Kopf.
„Ich mein', das interessiert Sie doch vielleicht. Es ist das erste Haus von links. Man kann alles sehen. Den Garten. Sogar die Apfelbäume. Früher hatten wir da für die Kinder eine Schaukel hängen. Jetzt ist es verkauft. Gucken Sie mal.“
Er schüttelt wieder den Kopf, zeigt nach hinten.
„Ich komme jeden Tag hierher. Manchmal sieht man Leute im Garten.“
Immer noch steht sie am Fenster und deutet. Dann lässt sie den Arm sinken.
„Sind Sie mir böse?“
Aufstöhnend stößt er sich rückwärts mit dem Fuß ab. Mühsam gelingt es ihm, sich in den Flur zurückzuschieben. Sie stürzt hinter den Stuhl.
„Warten Sie doch. Sie sollen doch nicht alleine.“
Diesmal hält sie am Marienzimmer an.
„Ich komm nicht mit rein.“
Er nickt.
„Oder vielleicht nur kurz.“
Er nickt wieder. Sie soll endlich die Tür aufmachen.
„Sind Sie mir böse?“
Er schüttelt den Kopf.
Sie soll jetzt die Tür aufmachen.
„Wollen Sie vielleicht ein Hustenbonbon?“
In dem Moment wird die Tür von innen geöffnet. Ein Mädchen mit Rastahaaren.
„Ha, das habe ich doch gehört, dass da jemand ist. Kommen Sie rein. Wir brauchen Verstärkung beim Ausmalen. Ich bin die Maja. Ich mach hier Praktikum.“
„Ich mach nicht mit“, sagt die Ruge schroff. “Das ist mir zu blöd.“
Das Mädchen lächelt weiter.
„Dann setzen Sie sich doch zu den anderen am Nebentisch. Und Sie?“
Er nickt heftig.
„Oh, toll“, juchzt das Mädchen, "dann kommen Sie zu uns.“
Sie drückt ihm einen blauen Stift in die Hand. Karos ausmalen für die Girlande. Er sieht jede Linie doppelt, malt vier einzelne Striche, lehnt sich erschöpft zurück und zuckt zusammen. Sein Rücken ist schweissnass. Drüben versucht die Pflegerin einer widerstrebenden Frau Wasser aus einem Plastikbecher einzuflößen.
„Bitte, Frau Hemnes, nur zwei Schlückchen, dann lasse ich Sie auch in Ruhe!“ Mit einem Mal erinnert er sich, was nachts passiert ist. Ist das die Frau? Die Haare … Sie sieht zu ihm rüber. Ihre zusammengepressten Lippen verziehen sich zu einem Lächeln.
„Ausmalen, einfach ausmalen, Herr Thomsen. Probieren Sie es ruhig nochmal“, ruft das Mädchen über den Tisch, und endlich kann er seinen Blick von der Frau lösen. Er malt noch mehr Linien, gibt sich Mühe, sie parallel zu setzen, als jemand in seinen Stift greift, seine Hand energisch führt, das Karo schnell mit hin und her schwingenden Strichen ausfüllt. Er kennt die Frau nicht, die sich seiner Hand bemächtigt hat, während sie sich mit einer Faust schwer auf dem Tisch aufstützt. Aber sie riecht schlecht aus dem Mund.
„Helfen Sie dem Herrn Thomsen ein bisschen, Frau Münting? Da freut der sich aber! Nicht, Herr Thomsen?“ Das Mädchen kichert zur Pflegerin rüber. „Süüüß!“
An seinem Ohr spürt er den fauligen, warmen Atem, er dreht den Kopf weg, sieht drüben die Ruge sitzen. Sie schaut ihn an. Ihre Augen sind gerötet. Vorsichtig versucht er, seine Hand zu befreien, schüttelt den Kopf. „Da, da.“ Doch die dicke Frau umklammert seine Hand noch fester.
„Na, na, da, da, wir sind noch nicht fertig, mein Lieber.“ Aus ihrem Mund ein Schwall Atem. Ihm wird übel. Er reißt den Arm hoch, knallt ihn vor ihre Brust, drückt sich am Tisch zurück, sodass er der Frau gegenüber den Tisch in die Rippen stößt. Die Frau schreit, die Dicke schreit, alle schreien, das Mädchen ist sofort bei ihm, ihr Gesicht verzerrt.
„So geht das nicht, Herr Thomsen!“
„Da, da!“ Er regt sich auf. Sieht, dass die Frau hingefallen ist, die Pflegerin kümmert sich um sie. Durch das Geschrei der Leute hindurch wird er in sein Zimmer geschoben.

Er ist tatsächlich eingeschlafen, nachdem sie ihn ins Bett gepackt haben. Als er aufwacht, hört er Martins Stimme draußen auf dem Gang.
„Das kann doch nicht ... mein Vater ist doch nicht aggressiv! Mein Vater ist ein ganz sanfter Typ, der war immer so gutmütig, der ist doch nicht aggressiv!“
Die Stimme der Zwinkerschwester, leise, gehetzt.
„Das ist für Angehörige oft schwer zu verstehen. Da kann ihr Vater gar nichts dafür. Das ist auch hirnorganisch bedingt, so eine Wesensveränderung. Er baut ab, wir sehen das ja hier. Wirft Tassen um, ist nachts neuerdings inkontinent, er läuft ganz schlecht, und jetzt noch das. Die Frau Münting hat Gottseidank nur Prellungen. Wenn das ein Oberschenkelhalsbruch gewesen wäre! “
Ihm wird heiß vor Scham.
„Mein Vater war Bürgermeister bei uns im Dorf. Alle sind sie zu ihm gekommen mit ihrem Kram, alle! “
„Ja. Wir müssen jetzt einfach mal mit der Ärztin sprechen, was man da geben kann. Das geht so nicht weiter. Wir müssen hier auch die Frauen schützen, die haben alle Angst vor ihm.“
„Aber … “
„Herr Thomsen, es tut mir leid, ich muss weiter, da wird geklingelt. Wir sprechen mit der Ärztin, und dann telefonieren wir nochmal, okay?“
Schritte, die sich schnell entfernen. Es dauert eine ganze Weile, bis Martin ins Zimmer kommt. Er zieht sich einen Stuhl ran.
„Na, Papa?“
Er versucht gar nicht zu sprechen, schüttelt nur den Kopf.
„Ist irgendwie dumm gelaufen, oder?“
Er kann gar nicht mehr aufhören zu schütteln, bis er sieht, wie blass sein Sohn ist. Er hebt seine gesunde Hand, um ihm über den Kopf zu streichen, aber Martin sitzt zu weit weg. So winkt er ihm.

Seit zwei Tagen ist er so müde. Die Schwester fährt ihn zu seinem Tisch, lagert seinen Arm, legt ihm den Kleiderschutz um und stellt ihm den Teller mit der Brezel hin. Er trinkt sein Schnäpschen und isst. Am Ende schüttelt er seine Serviette auseinander. Kein Zettel. Gut.

 

Hallo Alexei,

ähm, was soll ich sagen? Keine Ahnung eigentlich ...

Ich glaube, altersmäßig bist du von allen bisherigen Kommentatoren auch noch am Weitesten von diesen Themen entfernt. Könnte höchstens deine Großeltern betreffen. Nett, dass du dich trotzdem geäußert hast und es freut mich, dass du Atmosphäre und Gefühle gut beschrieben fandest.

Vielen Dank und liebe Grüße von Chutney

 

Hey Chutney,

mit Thema und Setting hattest Du mich ja gleich auf deiner Seite. Auch mit dem Plot. Ich also so hübsch am lesen und auf einmal war zu Ende ... sehr schade. Ich hätte da gern noch viel, viel mehr gelesen. Wirklich jetzt. Das ging alles so hoppla hop und zack, zack. Dabei fand ich den Liebesbrief so hübsch :).

Die Buchstaben sind zittrig, aber sogar für ihn zu erkennen: „Ich liebe Sie.“ Daneben ein verunglücktes Herz.

Ohhh- da ging mir richtig das Herz auf.

Nachmittags kommt sein Sohn Martin zu Besuch, worüber er sich so freut, dass er die Frau vergisst. Martin ist der Klügste von seinen Jungs, das ist ihm früher nie aufgefallen. Er kann ihm ein Zeichen machen, dass er pinkeln muss, und Martin versteht. Paul hingegen klingelt immer sofort nach der Schwester. „Mein Vater will irgendwas. Meinen Sie, er hat Schmerzen?“

Fand ich auch hübsch.

Er lächelt Martin an, und Martin sagt. „Gut siehst du aus, Papa.“

Martin sagtDoppelpunkt (kein Punkt)

„Na wenn's wenigstens ein Schnäpschen wäre, nicht Papa?“KOMMA sagt Martin.

Nachts fährt er hoch. Licht fällt durch die Tür ins Zimmer. Da steht jemand, ganz nah bei seinem Fußende. Die Schwester? Nein. Die Person bewegt sich nicht. Steht einfach nur da. Sein Herz klopft wie verrückt.

Und ab hier wurde es auch richtig spannend.

"Füße", sagt sie plötzlich laut. Und dann noch einmal, nachdenklich, "Füße."
Nach endlosen Sekunden lässt sie unvermittelt die Decke fallen, dreht sich um und geht.

:)

„SO GEHT DAS NICHT, HERR THOMSEN!!!“

Und jetzt Comic oder was? Großbuchstaben und drei ! - Ich weiß, sie brüllt ihn an, aber kleingeschrieben und ein ! - da brüllt sie auch, der Kontext verrät es dem Leser ;).

Er ist tatsächlich eingeschlafen, nachdem sie ihn ins Bett gepackt haben. Als er aufwacht, hört er Martins Stimme draußen auf dem Gang.
„Das kann doch nicht ... mein Vater ist doch nicht aggressiv! Mein Vater ist ein ganz sanfter Typ, der war immer so gutmütig, der ist doch nicht aggressiv!“

Und zwischen seinem Ausbruch und dieser Szene, da fehlen mindestens noch zwei, drei oder vier weitere. Weitere nächtliche Besuche, er hat Angst und ihm fehlen die Worte sich mitzuteilen. Also versucht er es, irgendwie, aber das Pflegepersonal versteht ihn nicht, tut es als -was weiß ich- ab, nimmt ihn nicht ernst. Also beides, Nichtverstehen und nicht Ernst nehmen. Er hat richtig Angst vor den Frauen, die aber eigentlich auch nichts außergewöhnliches tun (außer die ungeklärten nächtlichen Besuche). Auch sein Sohn versteht ihn diesmal vielleicht nicht. Vielleicht zeigt er ihm den Brief und er freut sich für ihn - so richtig klassische Fehlkommunikation. Zeig uns Lesern wie schwer es ist, sich ohne Worte in einem Pflegeheim Gehör zu verschaffen, wie man so Briefchen nie als "Bedrohung" auffässt, sondern sie eben süß findet. Das hätte ich wirklich stark gefunden, wenn das szenisch umgesetzt wäre. Vielleicht gar nicht deine Absicht gewesen, aber so meine Gedanken zu der Geschichte. Ich teile sie Dir einfach mal mit, was auch immer Du damit anfängst.

„Mein Vater war Bürgermeister bei uns im Dorf. Alle sind sie zu ihm gekommen mit ihrem Kram, alle! “

Auch dazu gern mehr.

Also Du merkst, Thema und Idee sprechen mich sehr an, Umsetzung ist für mich halt bisschen zu knapp geraten. Habe ich trotzdem gern gelesen. Braucht viel mehr Texte mit älterem Personal. Texte, die die Alten ernst nehmen und sie nicht behandeln, als wären sie Kinder.

Beste Grüße, Fliege

 

Hallo Chutney,

endlich schaffe ich es, einen kleinen Kommentar zu Deiner Geschichte zu schreiben (ich "kämpfe" mich durch alle Challengegeschichten durch).

Ich habe die anderen Kommentare nur überflogen, weswegen sich mein Kommentar vielleicht wie eine Wiederholung liest.

Mich hat die Geschichte berührt. Aus verschiedenen Gründen. Einerseits, weil Hilflosigkeit immer berührt, andererseits aus aktuellem Anlass in der Familie.

Dein Ziel hast Du also bei mir gut erreicht. Du spürst schon, dass da ein "aber" kommt:

Für mich liest sich die Geschichte ein wenig, wie eine Bildergeschichte, die ich auf Sway machen würde, um Ereignisse zu protokollieren. Noch ein paar Bilder dazu und fertig ist die kleine Fotoreportage. Mir fehlt also mehr Tiefe in den Figuren, vielleicht mehr Dramatik, ein stärker dargestellter Höhepunkt, einfach etwas mehr "Power", damit aus der berührenden Geschichte, die sich wahrscheinlich täglich mehr oder weniger ähnlich abspielt, ein Drama wird, das einen ganz tief berührt.

Und jetzt noch zum Schluss: Für mich ist das trotzdem eine der besten Geschichten der Challenge. Warum das kein Widerspruch zu meinem Kommentar ist? Je besser die Geschichte, desto höher wird mein Anspruch daran, was man noch besser machen könnte. Gemein, ich weiß, aber so ist das eben im Leben.

Gruß und noch einen schönen vierten Advent
Geschichtenwerker

 

Liebe Fliege, lieber Geschichtenwerker,

also ich hab's getan. Ich habe einen Teil hinzugefügt und die Geschichte damit so verändert, dass ich fast unsicher bin, ob man das in der laufenden Challenge darf und ob die Person, die mir den Punkt gegeben hat :herz:, ihn mir jetzt nicht lieber wieder aberkennen würde. Aber mit gefällt die Geschichte jetzt besser so, ich danke euch, eure beiden Kommentare waren für mich jetzt nochmal der letzte Kick zum rechten Zeitpunkt. Auch Peeperkorn hatte einen längeren Vorlauf vor Herrn Thomsens Ausbruch vorgeschlagen, Novak hatte bei den Frauenfiguren den Tiefgang vermisst, barnhelm fand die Handlungsstränge zum Teil abgebrochen (sogar das Rastamädchen habe ich jetzt eingeführt) und RinaWu wollte gerne wissen, wer sich in Herrn Thomsen verliebt hat. Ich hoffe, dass ich das jetzt einigermaßen gelöst habe.

In letzter Zeit ist mir nach anfänglichem, fleißigem Kommentieren und Antworten ziemlich die Puste ausgegangen. Ich glaube, so geht es manchen hier. Deshalb ist es wahrscheinlich eine Zumutung jetzt einen Text nochmal zu lesen. Aber ich bin jetzt ganz zufrieden und dieser Challenge überhaupt sehr dankbar, dass sie meine Schreiblust aus dem Koma erweckt hat.

Nochmal herzlichen Dank und schöne Weihnachtstage wünscht euch Chutney :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Chutney,
ich finde gut, was du gemacht hast.
In der vorherigen Version war Thomsen nur Opfer, seine Situation schien ausweglos. Das hatte was, wenn ich mal von meiner Kritik an den Frauenfiguren absehe. Hier wirkt seine Situation auf einmal nicht mehr so ausweglos, aber es gefällt mir trotzdem (oder deswegen?) besser als die erste Version.
Dadurch, dass du eine der Frauen ein wenig tiefer geschichtet hast, wirken die Frauen auch insgesamt nicht mehr so als Horrorstaffage.
Ich finde das insgesamt hochspannend, wie unterschiedlich die beiden Texte jetzt wirken. Thomsen ist jetzt immer noch Opfer, aber nicht mehr so pur Opfer. Es ist auch durchaus etwas verloren gegangen von der ersten Version, diese Ausweglosigkeit eben, aber insgesamt empfinde ich deine Geschichte jetzt viel mehr als Erzählung und weniger als Anklage.
Toll, Chutney, dass du das ausprobiert hast und uns das auch zeigst. Ist für mich ein sehr spannender Vergleich zwischen den beiden Versionen - und wieder mal der Beweis, wie wichtig es ist, sich als Autor zu entscheiden für eine bestimmte Erzählweise, eine Sicht, die einem wichtig ist. Und manchmal muss man dann auch erleben, dass man nicht alles zeigen kann. Aber es kommt darauf an, was am Ende rauskommt. Und wie man selbst dazu steht. Und manchmal kriegt man das nur durch Ausprobieren raus.
Feine Sache, Chutney

Nachträgliches Edit: Nach Peeperkorns Komm hab ich mir den Zusammenhang nochmal vor Augen geführt, Stimmt, was er schreibt, auch wenn das ein bisschen widersprüchlich zu meinem Komm wirkt. ich glaube, in der vorherigen Version steht die Ausweglosigkeit als recht plakative Atmosphäre im Vordergrund. Hier die Ausweglosigkeit einer bestimmten Person, die andere wahrnimmt, die versucht, sich zu "wehren"/äußern, an deren Gefühlen und Hoffnungen ich als Leser stärker teilnehmen kann. Besser krieg ich das momentan nicht gefasst.

 

Liebe Chutney

Die Rekation Thomsens, das Hochreissen des Arms, erscheint jetzt als stimmige Konsequenz des vorherigen Geschehens. Das war sie schon vorher, jetzt aber wird das sehr gut spürbar, einfach, weil du hier mehr Strecke hast. Sehr schön, wie du jetzt dieses Bedrängt-Werden zeigst, das hat mir schon fast köprerliche Beschwerden verursacht, ein Gefühl der Enge. Toll.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Liebe Novak, lieber Peeperkorn, Donnerwetter, schon so früh am Morgen Reaktionen von euch, ich bin total beeindruckt und freue mich riesig. :)

Liebe Novak,

auf deinen Kommentar habe ich sehr gehofft, rumorten doch dein Letzter immer noch in mir herum und wie sich jetzt zeigt, doch offenbar ganz produktiv.

ich finde gut, was du gemacht hast.

:bounce: Juchhu!

Dadurch, dass du eine der Frauen ein wenig tiefer geschichtet hast, wirken die Frauen auch insgesamt nicht mehr so als Horrorstaffage.

Ja, das hoffte ich auch, schön, dass es geklappt hat.

Thomsen ist jetzt immer noch Opfer, aber nicht mehr so pur Opfer.

In der Szene, die ich hinzugefügt habe, löst sich vielleicht dieses "er das Opfer, die Frauen, die Täterinnen" etwas auf, dadurch, dass man mehr von ihrem Schmerz mitbekommt. (so wie du es ja auch vorgeschlagen hattest). Erst dachte ich, das geht nicht. Dann spitzt sich die Situation nicht genug zu. Ich bin selber überrascht, dass es plötzlich doch geht. Frau Ruge ist ja immer noch total übergriffig, aber die ganze Situation hat jetzt vielleicht eher etwas tragisches.
Und er ist auch aktiver, erringt zumindest mal einen kleinen Teilerfolg.

Es ist auch durchaus etwas verloren gegangen von der ersten Version, diese Ausweglosigkeit eben, aber insgesamt empfinde ich deine Geschichte jetzt viel mehr als Erzählung und weniger als Anklage.

Ja, mein ursprünglicher Impuls war auch nicht unbedingt Missstände in Seniorenheimen anzuprangern, auch wenn sich dieser Aspekt mit einschlich und auch da sein darf. Am Anfang stand die Botschaft in der Serviette und der letzte Satz. Der Gedanke an eine eskalierende Situation. Missverständnisse. Diese besondere Art der Kommunikation in dieser Umgebung. Auch durchaus die weibliche Übermacht am Ende des Lebens, wobei ich die Frauen nicht so denunzieren wollte, wie du es empfunden hattest.

ich glaube, in der vorherigen Version steht die Ausweglosigkeit als recht plakative Atmosphäre im Vordergrund. Hier die Ausweglosigkeit einer bestimmten Person, die andere wahrnimmt, die versucht, sich zu "wehren"/äußern, an deren Gefühlen und Hoffnungen ich als Leser stärker teilnehmen kann.

Ja, und dazu brauchte es wahrscheinlich auch wirklich mehr "Strecke" wie Peeperkorn schreibt.

Toll, Chutney, dass du das ausprobiert hast und uns das auch zeigst. Ist für mich ein sehr spannender Vergleich zwischen den beiden Versionen - und wieder mal der Beweis, wie wichtig es ist, sich als Autor zu entscheiden für eine bestimmte Erzählweise, eine Sicht, die einem wichtig ist. Und manchmal muss man dann auch erleben, dass man nicht alles zeigen kann. Aber es kommt darauf an, was am Ende rauskommt. Und wie man selbst dazu steht. Und manchmal kriegt man das nur durch Ausprobieren raus.

Und durch den kräftigen Schubs einiger Wortkrieger/innen. ;) Dafür danke ich Dir sehr, Novak und auch für deine prompte Rückmeldung jetzt. Ich bin wild entschlossen, mich bald zu revanchieren.

Liebe Grüße von Chutney


Lieber Peeperkorn,

auch du hattest mir mit deinem Kommentar ja einen Schubs in diese Richtung gegeben. Es wurde jetzt Plan B und ich bin so froh, dass es für dich funktioniert:

Die Rekaktion Thomsens, das Hochreissen des Arms, erscheint jetzt als stimmige Konsequenz des vorherigen Geschehens.

Sehr schön, wie du jetzt dieses Bedrängt-Werden zeigst, das hat mir schon fast körperliche Beschwerden verursacht, ein Gefühl der Enge. Toll.

Oh, das ist ein schönes Kompliment. :)

Ganz herzlichen Dank für deine schnelle Reaktion in diesen bewegten Zeiten, Peeperkorn.

Liebe Grüße von Chutney


Liebe Fliege,

nachdem ich gestern Nacht auf dem letzten Zahn die Geschichte neu eingestellt und einen kurzen Begleittext in die Tasten gehauen habe, wollte ich dir noch sagen, dass deine Ideen und Anregungen mich sehr inspiriert haben. Ganz abgesehen davon, dass in meinem Hinterkopf noch deine großartige Geschichte "Die Streichlerin" herumspukte und damit als mögliches Setting das Seniorenheim.

Liebe Grüße von Chutney


Und hallo Geschichtenwerker nochmal,

Mir fehlt also mehr Tiefe in den Figuren, vielleicht mehr Dramatik, ein stärker dargestellter Höhepunkt, einfach etwas mehr "Power", damit aus der berührenden Geschichte, die sich wahrscheinlich täglich mehr oder weniger ähnlich abspielt, ein Drama wird, das einen ganz tief berührt.

Du hast es dann auch nochmal auf den Punkt gebracht.

Für mich ist das trotzdem eine der besten Geschichten der Challenge. Warum das kein Widerspruch zu meinem Kommentar ist? Je besser die Geschichte, desto höher wird mein Anspruch daran, was man noch besser machen könnte.

Du kannst motivieren!

Herzlichen Dank, Geschichtenwerker und liebe Grüße von Chutney

P.S. durch alle Geschichten kämpfen, du bist echt tapfer.

 

Hallo Chutney,


was für ein unangenehmes Thema und was für eine berührende Geschichte! Alle Achtung! Du bringst mir die Sichtweise des Thomsen erstaunlich nahe und weckst Empathie für seine Gebrechlichkeiten, ohne auch nur im Ansatz etwas zu verkitschen. Du beschreibst das alles sehr realistisch, ich fühlte mich wie in einem Film, so deutlich konnte ich alles erkennen.


Berührend fand ich die Unschuld, die praktisch all deinen Figuren inne wohnt. Keiner hat auch nur im entferntesten den Wunsch, jemand anderem weh zu tun und trotzdem geschieht genau das ununterbrochen.

Insoweit eine gelungene Studie über das Verhalten der Menschen und die Tatsache, dass unschuldiges Verhalten eine bösartige Seite haben kann.

Aus deinen Beschreibungen spricht deine gute Beobachtungsgabe und man schlüpft quasi zusammen mit dir hinter die Kulissen des Alten, während alle anderen Personen durch seine Augen erlebt und gesehen werden. Gut gemacht!

Eine einzige Szene habe ich nicht verstanden, aber vielleicht soll sie gerade darstellen, dass manch Verhalten der älteren Leute eben nicht verstehbar ist. Das ist die Szene in welcher eine Frau am Bett des Thomsen steht und die Bettdecke lupft. Ich verstehe nicht, was sie mit den Füßen meint. Ist sie verwirrt?

Hier ist noch ein kleines Fehlerchen:

Gucken sie mal.“
Sie statt sie.


Der Titel gefällt mir übrigens gut, er wird, je weiter man in der Geschichte voranschreitet, immer ironischer, denn der Hahn im Korb zu sein, ist ja eher ein schönes Gefühl und hier wird es zunehmend bedrückender und auch vieldeutiger, denn dieses Nichtalleinlaufenkönnen ist auch eine Umgrenzung wie ein Korb, in dem man sich befindet. Und die deutlich mobileren "Damen" nutzen diese Hilflosigkeit aus, was das Gefangensein Thomsens noch mehr herauskehrt.

Das Challengethema ist eh fraglos durch die Botschaften in der Serviette erfüllt.


Lieben Gruß

lakita

 

Liebe lakita,

wie schön, von dir zu lesen! Du hast mich hier vor zwei Jahren als meine erste Kommentatorin sehr freundlich empfangen und bist daher etwas ganz Besonderes für mich. :)

was für ein unangenehmes Thema und was für eine berührende Geschichte! Alle Achtung! Du bringst mir die Sichtweise des Thomsen erstaunlich nahe und weckst Empathie für seine Gebrechlichkeiten, ohne auch nur im Ansatz etwas zu verkitschen. Du beschreibst das alles sehr realistisch, ich fühlte mich wie in einem Film, so deutlich konnte ich alles erkennen.

Deine Einschätzung hat mich riesig gefreut. Auch sprichst du ein paar Punkte an, an denen ich mit Hilfe der anderen Kommentare gearbeitet habe.

Berührend fand ich die Unschuld, die praktisch all deinen Figuren inne wohnt. Keiner hat auch nur im entferntesten den Wunsch, jemand anderem weh zu tun und trotzdem geschieht genau das ununterbrochen.

Insoweit eine gelungene Studie über das Verhalten der Menschen und die Tatsache, dass unschuldiges Verhalten eine bösartige Seite haben kann.


Wenn das jetzt so rüber kommt, dann macht mich das echt glücklich.

Eine einzige Szene habe ich nicht verstanden, aber vielleicht soll sie gerade darstellen, dass manch Verhalten der älteren Leute eben nicht verstehbar ist. Das ist die Szene in welcher eine Frau am Bett des Thomsen steht und die Bettdecke lupft. Ich verstehe nicht, was sie mit den Füßen meint. Ist sie verwirrt?

Ja genau, hier wollte ich eine demenzkranke Frau beschreiben. Sie weiß nicht, wo sie ist und wer sie ist. Sie zieht sich immer wieder aus. Steht nachts auf und läuft umher, landet in fremden Zimmern. Schafft es manchmal noch die Dinge, die vor ihrer Nase liegen, richtig zu benennen. Sie wird ihn schon vergessen haben, wenn sie das Zimmer verlassen hat. Im Grunde ist sie die Unschuldigste von den Personen, die Herrn Thomsen so in Bedrängnis bringen. Aber ihr Verhalten ist natürlich für Herrn Thomsen erschreckend und auch nicht berechenbar. Ich hoffe, dass hier das Maß an Irritation, welches ich wahrscheinlich v.a. Lesern zumute, die keine Erfahrung mit Demenz haben, in Ordnung ist. Deine Interpretation trifft jedenfalls genau.

Sie statt sie.

Das Fehlerchen ist korrigiert. Danke schön!

Der Titel gefällt mir übrigens gut, er wird, je weiter man in der Geschichte voranschreitet, immer ironischer, denn der Hahn im Korb zu sein, ist ja eher ein schönes Gefühl und hier wird es zunehmend bedrückender und auch vieldeutiger, denn dieses Nichtalleinlaufenkönnen ist auch eine Umgrenzung wie ein Korb, in dem man sich befindet.

Ja, auf den Titel bin ich auch echt stolz. Ich hatte das Heim als Korb gesehen. Seine körperliche Begrenztheit als Korb aufzufassen finde ich auch absolut passend. Vielen Dank für diesen zusätzlichen Aspekt, Lakita.

Und herzlichen Dank für deinen wohlwollenden Kommentar. Ich werde ihn rahmen. ;)

Liebe Grüße von Chutney

 

Liebe Bea,

ups, da gucke ich jeden Tag diverse Male bei WK rein und trotzdem ist mir dein Kommentar entgangen. Merkwürdig.
Aber ich danke dir sehr, dass du nochmal reingeschaut hast. Ich finde deine Sichtweise spannend und tatsächlich hab ich eine ähnliche Rückmeldung auch von einer Freundin erhalten. Dass es beides funktioniert, die jetzige Variante breiter "aufgestellt", ausgewogener ist, die erste Form aber zugespitzter war und damit mehr Wucht hatte.

nun wirkt die Geschichte auf mich eher brav, weil sie allen gerecht wurde

Autsch. Genau das wollte ich natürlich, allen Figuren mehr gerecht werden. Jetzt kaue ich an dem "brav". :hmm:

Es ist Geschmackssache, ob man die Frauen aus Sicht des Prots als den Patienten entmündigende mächtige Wesen zeigt, wozu Herr Thomsen ja durchaus das Recht hätte, (und Provokationen hinnimmt) oder als Menschen, die unter Zeitdruck und Personalmangel alles gut meinen und richtig machen.

Ja, ich denke auch, dass Herr Thomsen seine eigene, auch einseitige Wahrnehmung haben darf. Für mich hatte der zugefügte Teil zwei Gründe. Mehr Vorlauf zu schaffen, bis zu seinem Ausraster und den Figuren um ihn herum mehr Tiefe zu geben. Das ist, glaube ich gelungen. Aber es hatte einen Preis und da hast du nochmal drauf hingewiesen.

Ich bin noch so dicht dran, im Moment kann ich selber gar nicht sagen, was mir besser gefällt. Gefühlsmäßig ist mir die zweite Variante doch lieber. Ich versuche auch immer, allen gerecht zu werden. Dein Kommentar ermutigt mich jedenfalls auch in Zukunft mal was auszuprobieren und auch mit radikal subjektiven Sichtweisen zu experimentieren.

Danke Bea, ich habe viel gelernt an der Geschichte, auch durch deine Rückmeldung.

Liebe Grüße von Chutney

 

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