Schwierige Frage ...
Ja, ich bin davon überzeugt, dass jeder eine Chance hat! Natürlich ist es gut möglich, dass in Schubladen Romane verschimmeln, die das Pech hatten, nur unfähigen Lektoren angeboten worden zu sein, die nicht erkannten, dass es sich um den besten Roman aller Zeiten handelt, um es überspitzt zu formulieren.
Aber im Allgemeinen denke ich doch, dass sich Qualität irgendwie doch durchsetzt. Soll heißen: Wenn ich wirklich so gut bin, wie ich denke, werde ich irgendwann an einen "fähigen" Lektor/Redakteur geraten, der mein Genie erkennt.
KG.de ist, so denke ich, auch ein sehr gutes Spiegelbild der realen Situation, was gute/weniger gute Autoren anbelangt. Vieles, was ich hier gelesen habe, ist schlichtweg Müll, einfach nur Müll! Einiges ist ganz interessant, offenbart jedoch Schwächen, sei es inhaltlicher oder stilistischer Natur. Und ab und zu habe ich doch was gelesen, bei dem ich mir dachte: "Wow, der kann schreiben!". Aber das ist wirklich selten.
Und genau so ist es in der Realität.
Andreas Eschbach, der bekannte deutsche Autor, hat auf seiner Website einige interessante Ansichten zum Besten gegeben. So schreibt er zB, dass - weil es oftmals anklingt - "mangelnde Zeit" keine Ausrede sein kann.
Man liest ja oft: "Wenn ich Zeit hätte, würde ich ja meinen Roman schreiben, aber ich muss wasauchimmer". Eschbach dreht den Spieß um: Wenn das stimmt, müsste es bei Millionen Arbeitslosen in unseren Ländern doch etliche ehemalige Arbeitslose geben, die zu Autoren avancierten.
Außerdem: Schreiben ist Berufung und genau so wie zB eine Sportart Trainingssache. Man müsse jeden Tag schreiben, notfalls eben spät Nachts. Ich stimme letzterem Punkt allerdings nicht zu: Tatsächlich schreibe ich sehr selten, bin eher damit beschäftigt, in meinem Kopf "Drehbücher" zu verfassen. Das Schreiben selbst ist quasi nur noch die Schnittstelle zwischen Drehbuch und fertigem Skript.
Ich habe einiges in der Zwischenzeit gelernt. Die blauäugige Annahme, man müsse bloß an genug Verlage Manuskripte hinschicken ist ein Irrtum.
Inzwischen verfolge ich eine andere Taktik: Über das Veröffentlichen von Kurzgeschichten in Fanzines oder dergleichen "Referenzen" erlangen, die ich dann in einem längeren Werk einem Verlag quasi "anbieten" kann. Es liest sich gewiss gut, wenn man 10 Veröffentlichungen im Begleitschreiben anführen kann.
Interessant finde ich, wie sich die Erwartungshaltung radikal ändert: Noch vor einem Jahr war ich mir sicher, dass ich nie auch nur eine Zeile irgendwo unterbringen würde. Dann meine erste 300 Worte-Geschichte in einer Publikation, was ich als Höhepunkt meines literarischen Schaffens auffasste - nie wieder würde ich so was erreichen, fürchtete ich. Zum Glück irrte ich.
Ich bin momentan damit beschäftigt, von "Pointen-Geschichten" weg zu längeren Geschichten hinzugehen. Ich brauche dazu natürlich eine irrsinnig gute Idee, um wirklich überzeugen zu können.
Nun ja, vielleicht schaffe ich das nie und bleibe auf meinen Stories sitzen, ohne Hoffnung, jemals den Durchbruch zu schaffen. Aber versuchen sollte man es doch.
Und genau dies möchte ich jedem, der es ernst meint, ans Herz legen: Versucht es! Wenn ihr scheitert, na und? Nichts und nichts gleicht sich aus. Und wenn ihr zumindest ein paar Veröffentlichungen schafft, habt ihr mehr als nichts geschafft.
Ach ja, die eigentliche Frage: Realistisch betrachtet habe ich nur eine theoretische Chance, exakt jene Chance, die jeder hat, der schreiben kann.
Aber natürlich träume ich davon, dass mir der große Coup gelingt, irgend ein Werk, an dem kein Verlag vorbeigehen kann, weil es so was ist wie "Die Zeitmaschine" von HG Wells. Wenn ihr versteht...