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Thema des Monats Fucking special

Seniors
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22.10.2011
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Fucking special

What the hell am I doin' here?
I don't belong here
Creep, Radiohead

Die Rockkneipe, in die Rita mich bestellt hatte, sah aus wie eine der üblichen Independent-Klitschen, die am Rande der Stadt lagen, klein und schäbig. An den Wänden klebten Zeichnungen, deren ungelenke Muster man im diffusen Schein der Hängeleuchten nur ahnen konnte.
Doch etwas war anders: Der Laden war brechend voll. Ich drängte mich durch die eng stehenden Tische, vor denen sich die Bühne wie eine Kultstätte erhob. Das Holz der Wände speicherte die Hoffnung und die Enttäuschung unzähliger Heavy-Metal-Bands, die hier gnadenlos ausgebuht worden waren.
Das „Wolf River“ war legendär für sein anspruchsvolles, erbarmungsloses Publikum.


Rita wollte mir einen neuen Sänger zeigen. Ich war wenig erfreut, denn sie hatte mich gerade aus einer vielversprechenden Kartenrunde herbefohlen.
„Was ist los mit ihm, dass ich unbedingt sofort in diese Absteige kommen musste? Ich hatte gerade eine Glückssträhne.“
„Wart‘s nur ab, du wirst überrascht sein, er ist ein Juwel – und das Beste ist, er weiß es nicht.“
Als er dann erschien, waren es gar nicht die ersten, schnellen Akkordwechsel oder seine dunkle, sehnsüchtige Stimme, die mich aufhorchen ließen, es war das kreischende Johlen des Publikums.
Ich hatte ihn vorher nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen, als er zu seinem Platz gehinkt war, gesehen, dass er Hilfe brauchte. Jetzt blickte ich ihn an.
Er saß auf einem Klappstuhl, vor sich die Gitarre. Sein Gesicht war geneigt, das Profil halb verborgen durch eine hochgezogene, verwachsene Schulter, die seinen Kopf in eine gebeugte Haltung zwang, als wollte er sich seinen Zuhörern mit unaufhörlicher Hingabe widmen. Seine Hände sprangen nervös auf der Gitarre hin und her. Doch die Läufe waren so virtuos gespielt, dass sich die Töne wie die Glieder einer kostbaren Kette um die Melodie seiner Stimme wanden, sie betonten, dann verließen und nach einer Kaskade von Improvisationen erneut berührten. Er griff die Akkorde nicht nur mit der linken Hand, sondern tappte mit der rechten dazu, ließ seine Gitarre aufschreien, wenn er schwieg. Dann fand er zurück zu leiseren Akkorden, schloss die Augen und ließ seine Stimme anschwellen. Ihr Klang füllte den Raum mit rauer Zärtlichkeit, dann schwang sie sich hinauf in Höhen, die man bei einem Mann niemals vermutet hätte, wurde immer leiser, ließ für einen kurzen Moment eine gläserne Schärfe ahnen und brach dann gekonnt mit einem Hauch, der von der aufjaulenden Gitarre aufgenommen wurde. Ein neuer Jeff Buckley, nur noch besser.
Er sang von einer Frau, die außergewöhnlich war, sein Engel, einfach „fucking special“. Von der er nur träumen konnte, weil er hässlich war, ein sonderbarer Gnom. Er sang für sie, er schrie für sie nach Schönheit, danach, selbst etwas Besonderes zu werden. Dafür würde er alles tun. Sogar Schmerzen ertragen.
Manchmal teilten sich die dunklen Haarsträhnen, die sein Gesicht verbargen, und gaben den Blick frei auf ein Feuermal, das auf seiner blassen Haut wucherte. Ein dunkles Rot, aufgespießt von dem gleißenden Spot, den der Beleuchter mit unbarmherziger Lust darauf lenkte, sobald es zu sehen war.
Wenn das geschah und sich gar mit dem Refrain des Liedes traf, kreischte die Menge noch lauter auf, gierig; sie ereiferte sich, dass es ein echter, schäbiger Krüppel war, der ein Lied über einen abstoßenden Freak sang. Und über seinen Wunsch nach Schönheit.
Einmal, als er den Kopf ein wenig aus der unbarmherzigen Haltung befreien konnte, in die ihn seine Verkrüppelung zwang, traf mich ein Blick, und plötzlich wusste ich, dass er sich wegwünschte aus dieser düsteren Kneipe. Doch dann schrie und seufzte er wieder seinen Wunsch nach Schönheit in das Publikum. Er ließ die Menschen brennen, sich weiden an seinem Schmerz, an seiner Hilflosigkeit, seinen Wünschen und seiner Hässlichkeit.
Dann schloss er die Augen und versank in den Klängen seiner Gitarre, ertrug das Johlen der Menge, denn er verstand es, sie zu beruhigen und zu zähmen, wieder aufzustacheln und erneut zu zügeln. Er spielte mit ihnen, als wären auch sie mit Saiten bespannt.
Als er nach wenigen Liedern davonhinkte, bekam er stehenden Applaus.

Während wir an unserem Tisch saßen und auf ihn warteten, erzählte Rita von ihm, doch ich war abgelenkt von ihren Lippen, die sich im Rhythmus ihrer Worte bewegten. Ab und zu blitzte ihr schiefer Vorderzahn auf. Ein liebenswerter Makel, der die Sanftheit ihres Mundes betonte. Doch dann wurden mir ihre Worte bewusst: „Wir brauchen eine neue, authentische Musik. Etwas noch nie Dagewesenes, Bizarres, Qualvolles. Ich weiß, dass es diesen Markt gibt, man muss nur mutig genug sein, hineinzustoßen.“ Sie betonte jede einzelne Silbe. Hart klang ihre Stimme, geschäftsmäßig, ein eigenartiger Kontrast zu dem weichen Mund.
Ich stockte: „Rita, weißt du eigentlich, wie du dich anhörst?“
„Ich weiß, aber es ist eine Wahnsinnsidee. Es wäre ein Durchbruch für uns, vielleicht mehr als das, und“, sie zögerte, „ es wäre meine Idee.“ Sie lächelte versonnen. Dann fuhr sie fort: „Wir brauchen nur einen Typen, dem man das Leid, von dem er singt, ansieht, einen, der Schmerz und Hässlichkeit kennt. Es reicht nicht mehr, einfach nur aus der Gosse zu stammen, um das Publikum zu bewegen. Mit Sozialgesülze schafft man´s nicht mehr in die Charts. Wir brauchen jemanden, der hässlich genug ist, die Lücke zu füllen. Und der uns braucht. Wenn er kommt, lass mich machen, ich glaube, ich weiß, wie ich ihn kriegen kann.“

Dann trat er an unseren Tisch. Die Nähe entzauberte den mystischen Freak der Bühne und ließ einen kleinen, von Krankheiten entstellten Mann zurück. Sein Gesicht wirkte so verschoben, dass ich ihn nicht direkt ansehen konnte. Ich hatte Angst, er würde mir meine Verlegenheit und das Entsetzen ansehen.
Rita führte ohnehin das Gespräch.
„Toni, Sie haben etwas Neues, etwas, was noch nie da war. Ihr Auftritt war gut, sehr gut sogar. Ihre Stimme, Ihr Aussehen, das ist ein unglaubliches Kapital. Mein Kollege, Nils Brönner. Er klärt die juristischen Fragen.“
Rita sprach schnell, ihre Stimme hastete durch die Sätze, überschlug sich fast, als hätte sie nicht genug Zeit, alle Informationen unterzubringen. Dann fasste sie sich, lachte und erklärte ihm die Vorzüge unseres Labels. Als sie endlich schwieg, berührte sie wie unabsichtlich seine Hand.
Toni blickte sie an, dann mich, dann zog er die Hand weg. Über sein Gesicht lief ein Zittern. In Ritas Augen zuckte es kurz. Auf ihrer Stirn perlte Schweiß. Doch dann lächelte sie entschlossen und berührte ihn an der Schulter. „Tut mir Leid, Toni, ich wollte Sie nicht bedrängen. Wenn mir jemand gefällt, muss ich ihn anfassen. Ich meine es ernst, ich bewundere Sie. Ihre Stimme, Ihre Ausstrahlung, Ihre innere Kraft, das ist ein Phänomen.“
Toni schwieg. Er sah sie an, blickte kurz zu mir und strich sich mit seinen großen, unförmigen Händen über die Haare.
„Was wollen Sie mit einem Typen wie mir? Ich bin krank und so hässlich, dass sich die Leute nicht trauen, mich anzuschauen. Ist das nicht so, Herr Brönner?“, aggressiv drehte er sich zu mir um.
„Achten Sie nicht auf Nils, Toni, er glaubt selbst dann nicht an Engel, wenn ihm einer den Arsch küsst. Ich finde Sie faszinierend“, wieder griff sie nach seiner Hand. „ Sie brennen danach, die Menschen zu erreichen mit ihren Songs, ihrer Stimme, ihrer Qual. Ich spüre das und ich spüre auch, dass sie das schaffen können. Sie brauchen nur jemanden, der das Marketing macht. Sie und wir, das wäre ein einzigartiges Projekt. Stellen Sie sich vor, große Bühnen, Jubel, Leute, die Ihre Musik hören wollen. Natürlich müssten wir uns über einige Bedingungen klar werden“, sie lachte erneut ihr perlendes Lachen. „Wir könnten ins Geschäft kommen. Wir sind eine Chance für Sie. Eine Riesenchance.“
Toni schwieg, er schaute Rita an und folgte ihren Lippen, während sie redete und redete und ihm den Vertrag und das Blaue des Himmels versprach.


Als Toni ein paar Tage später bei mir im Büro saß, kam er gerade von Rita. Ich bestellte ihm Kaffee. Während er trank, erzählte er mir von dem Unfall, der ihm ein Bein genommen, und von der Krankheit, die ihn in einen verwachsenen Gnom verwandelt hatte. Er war hässlich, hatte aber jede Menge Galgenhumor. Er lachte über sein Stolpern, als er aufstand, um sich die Plakate in meinem Büro anzuschauen, und über das Zittern seines Beines, als er sich wieder auf seinen Stuhl zurückhievte. Sein warmes Lachen ließ seine Augen leuchten.
Ich hatte einen der üblichen Künstlerverträge vorbereitet, der durch Ritas Zusatzkonditionen noch härter wurde. Tonis Witz und sein Schicksal nahmen mich für ihn ein, dieser Vertrag würde ihn auf Gedeih und Verderb dem Label ausliefern.
„Toni, meinen Sie nicht, dass Sie einen eigenen Anwalt aufsuchen sollten, bevor Sie unterschreiben? Zumal die Sonderkonditionen doch sehr ungewöhnlich sind.“
„Wissen Sie, was ich vorher gemacht habe? Wissen Sie, wie es einem wie mir geht? Wir kriegen keinen Job, die Leute wollen uns nicht sehen außer in schmierigen Filmen. Ich will Ihnen die Szenen, in denen ich spielen musste, nicht beschreiben. Sie sind dreckig. Abstoßender, perverser Müll“.
„Aber Tattoos, Piercings, Brandings, und dann auf geschädigter Haut? Meinen Sie, Sie vertragen das? Sie haben jetzt schon Schmerzen. Und es ist nicht so leicht rückgängig zu machen. Was ist, wenn Sie wieder aussehen wollen wie jetzt?“
„Jetzt? Meinen Sie, damit bin ich glücklich? Ich bin krank, mein Rücken schmerzt seit Jahren. Meine Organe sind von Tabletten zerfressen. Für einen wie mich brennt das verdammte, beschissene Jetzt. Ich will, dass es zu Ende geht.“ Er schnaubte verächtlich. „Glauben Sie, einer wie ich, der mit dem hier lebt“, er zerrte brutal an der roten Haut, die über sein Gesicht flammte, „hat Angst vor ein paar Tattoos? Die letzte Frau, die ich küssen wollte, hat mich angespuckt. Ihre Kollegin Rita, sie hat mir wieder Hoffnung gegeben. Stellen Sie sich vor, einem Typen wie mir. Sie hat gesagt: ´Toni, dein Aussehen, das war bisher dein Fluch, mach es zu deinem Kapital´. Stellen Sie sich vor, ein Typ wie ich auf einer großen Bühne. Der Unfall, die Krankheit, das alles war wie ein Alptraum, vielleicht ist das alles nur Bullshit, aber Rita sagt, dass ich vielleicht doch noch mal was anderes machen kann als dreckige Pornos in einem Hinterzimmer für Leute, die sich an meinem Buckel aufgeilen. Ja, ein paar Jahre Musik machen, ich auf einer großen Bühne. Dafür würde ich viel geben.“ Als ich den Klang hörte, mit dem er das sagte, wusste ich, dass er verloren war.

Am nächsten Tag passte ich Rita in ihrem Büro ab.
„Hör zu, dieser Vertrag geht nicht, weder moralisch noch juristisch. Der Mann ist krank.“
„Mein Gott, Süßer, ein paar Tattoos, was soll schlimm daran sein, andere machen das freiwillig, und er wird Erfolg haben, es ist also gut für ihn. Und deine ewige Kritik an unseren Verträgen, ich kann es nicht mehr hören. Das Label muss endlich Fuß fassen auf dem Markt, sonst ist es für uns alle vorbei. Fass den Vertrag ab wie besprochen. Toni ist erwachsen, er muss wissen, was er tut.“
„Dieser Mann hat nur seine Musik. Wenn er unterschreibt, gehen alle Rechte an seinen Songs auf uns über. Dann hat er nichts mehr.“
„Du wirst schon sehen, wenn er erst Erfolg hat, wird er mir ewig dankbar sein. Außerdem, du hast ihn doch gehört. Wenn er singt, spüre ich etwas, ich weiß nicht, was es ist, aber wenn mir das so geht, geht es auch anderen so. Er hat das Zeug zu einem Denkmal. Ich bin sicher. Er wird Musikgeschichte schreiben.“
„Und wenn er keinen Erfolg mehr hat? Du weißt, wie schnelllebig die Szene ist. Oder wenn er das Label wechseln will? Was bleibt dem Denkmal dann?“
„Das wird schon nicht so schlimm sein.“ Ihre Stimme klang brüchig.
„Rita komm, lass uns wenigstens die Sonderkonditionen rausnehmen, so bist du doch gar nicht. Dir ging es doch immer um die Musik und den Menschen, Künstlern eine Chance geben, das war dein Traum.“
Rita blickte nach unten, sie sah müde aus. „Was weißt du schon von mir“, sagte sie, drehte sich um und sah auf das Plakat an der Wand, ein Bild von einer Grammy-Verleihung. „Siehst du“, sagte sie, das ist es, was wir brauchen, um zu überleben, wir wollen Musik machen, ja, neue Wege gehen, du kennst aber auch unsere Lage. Manchmal muss man etwas opfern, wenn man sich halten will. Und wenn hier einer schon lange seinen Traum verloren hat, dann doch wohl du. Deine Musik heißt Blackjack. Also mach du mir keine moralischen Vorhaltungen.“
Sie blickte noch einmal auf das Plakat an der Wand und straffte die Schultern, ihre Stimme wurde lauter: „Sei froh, dass du in diesem Laden arbeiten darfst, du Kartenjunkie, lass mich mit deiner verlogenen Moral zufrieden.“ Sie drehte sich um und ging. Ich schaute ihr nach, sah ihre weichen Hüften, ihren schwingenden Gang. Dann schaute ich auf das Plakat, griff nach irgendeinem Schnaps, schüttete ihn runter, und mit jedem neuen Schnaps fand ich es ein klein wenig leichter, mit mir selbst in einem Zimmer zu sein.


Ein Piercing- und Tattoo-Parcour durch schmuddelige Läden folgte. Rita begleitete Toni. Pressekonferenzen, Fototermine lösten einander ab. Das Denkmal musste vermarktet werden. Während Rita ihre Vision erklärte und Reporter die beiden umschwirrten, übertrafen sich die Fotografen mit Ideen, Rita und Toni in Szene zu setzen. Irgendwann sah ich einen der Reporter auf seine Unterlagen kritzeln, eine Zeichnung, die ihm großes Vergnügen bereitete. Immer, wenn er einen neuen Strich anbrachte, verzogen sich seine Lippen zu einem höhnischen Lächeln. Als ich mich ein wenig näher schob, sah ich eine hässliche Karikatur von Toni. Sein Buckel war ein verzerrter Höcker, auf dem fette Bleistifthaare wucherten. Der Mann summte, während er weiterstrichelte. Ich wandte mich verlegen ab und schaute verstohlen zur Seite, in Tonis Richtung. Als mich sein Blick traf, wusste ich, dass er die Zeichnung gesehen hatte.


Als ich ihm das nächste Mal begegnete, spielte er mit einer großen Band.
Die Musiker kamen auf die Bühne und stellten sich in Positur, dann wurde es dunkel. Plötzlich sprang aus dem schwarzen Nichts ein Lichtkegel, der Tonis kleine, verwachsene Gestalt in grelles Weiß tauchte. Er saß auf einem metallfarbenen Rollstuhl. Er trug keine Prothese. Der Stumpf des amputierten Beines war von roten, glänzenden Narben und schwarzen Mustern bedeckt. Er trug nur ein Trikot, das seine Oberarme betonte. Der Rückenausschnitt lenkte den Blick auf den Buckel, der noch größer und gröber wirkte. Schwarze Linien bedeckten den Körper. Das Feuermal war am Rand von eng aneinander sitzenden Ringen eingefasst. Zur Nase hin lösten Ornamente das Metall ab. Eine eintätowierte Zahnreihe verbreiterte den Mund und verwandelte sein Gesicht in eine Fratze. Rita hatte es tatsächlich geschafft. Aus dem hässlichen, kranken Mann war eine Ikone des Grauens geworden, bei deren Anblick die Fans vor Entzücken aufschrien.
Die ersten Akkorde ertönten, das Publikum heulte noch lauter auf und bettelte nach seinem Gesang. Endlich, ganz hoch, löste sich seine Stimme aus dem Jaulen und Schreien, ließ es verstummen und fand zur Melodie. Ein dunkles, schwermütiges Lied, die Zuhörer kannten jede Zeile. Dann trieb er die Menge zum Refrain und ließ sie teilnehmen an seinem Leid, während der Spot die zerstörte Landschaft seines Gesichtes in gleißendes Licht tauchte, seinen Buckel in obszönem Glimmer badete und liebkosend an den Gliedern entlangfuhr bis zu seinem Stumpf.
Nach wenigen Liedern konnte er nicht mehr, doch das Publikum tobte und verlangte nach seinem Lieblingssong. Wieder sang er von der Frau, die aussah wie ein Engel, und von seinem Wunsch nach Schönheit, damit sie ihn liebte. Er begann tief, heiser, dann schrie er auf, übersprang zwei Oktaven und vibrierte in der Höhe mit einem hellen, fast unmenschlichen Klang, der einen zerriss, weil er von Schmerz sprach und Hoffnung und Angst. Kurz bevor seine Stimme brach, erzitterte sie ein letztes Mal. Als der Spot sich wieder auf ihn richtete, sah ich einen Blutstropfen, der wie ein dunkles Blütenblatt unter seiner Nase hing. Ich lauschte auf den letzten, ersterbenden Ton, der im Raum verklang, und fröstelte. Seine Stimme war noch besser geworden.

Vergeblich schrie das Publikum nach weiteren Zugaben. Als Toni die Bühne verlassen wollte, überrannte ein Pulk aus der Menge die Bühne. Sein Rollstuhl verschwand unter den heranbrandenden Leibern der Fans. Das Letzte, was ich von Toni sah, als er unter den Körpern verschwand, war die Hand eines Fans, die sich besitzergreifend in seinen Buckel krallte. Dann nur noch die schwarzgekleideten Rücken der Security, die sich durch die Fans zu Toni hindurchdrosch.

Ich saß mit ein paar Freunden, die Toni von seinen ersten Konzerten kannten, am Tisch. Keiner sprach, das Entsetzen über sein Aussehen und das Geschehen auf der Bühne lag wie eine schwere Bürde zwischen uns. Ich spürte Feuchtigkeit im Gesicht und wischte mit dem Ärmel meines Hemdes über Augen und Nase.
Als Toni dann endlich kam, war er in Ritas Begleitung. Quasimodo und Esmeralda, wie die Reporter witzelten. Nur dass diese Zigeunerin hier ein enges, schwarzes Designerkleid trug und sich die Zähne hatte richten lassen. Die Reporter umschwärmten die beiden wie ein Haufen bunter Krähen.
„Gutes Konzert, Toni, aber …“, sagte ich.
„Du meinst mein Gesicht? Ich weiß. Ein hoher Preis, aber nicht zu hoch. Ich war nie glücklicher als gerade jetzt.“ Er schaute Rita an mit einem Blick, der mir wehtat. Verlegen schaute ich auf meine Hände. Die Ärmel des T-Shirts waren rot verschmiert.
„Ich kann endlich tun, was ich immer wollte. Und die Leute lieben mich, es ist fremd, wie ein Traum. Es ist als ob ich ein anderer wäre.“ Er blickte wieder zu Rita.
Die sah seinen Blick, warf kokett den Kopf in den Nacken und küsste ihn dann liebevoll, nicht ohne vorher zu prüfen, ob das Blitzlichtgewitter, das dieser Liebkosung folgte, auch ihre beste Seite einfing. Als das Interview begann, setzte sie sich auf die Lehne seines Rollstuhls und erzählte den Reportern von dem musikalischen Denkmal, dem Kunstwerk aus Musik und Fleisch, das sie in Toni erschaffen hatte. Einmal, als Toni hustete, reichte sie ihm ein Taschentuch, eine eigenartig fürsorgliche Bewegung, fast, als machte sie sich Sorgen um ihn. Doch dann zog sie schnell die Hand zurück und präsentierte ihr Profil und ihr neues, makelloses Lachen.
Dann ließen die Fotografen Rita und Toni posieren, sie knipsten, wie sie ihn küsste, baten sie, ihn zu streicheln, sich an ihn zu pressen und ihren Arsch an seinem Buckel zu reiben.
Wir anderen taten so, als würde uns das nichts angehen und tranken, damit wir nichts sehen mussten. Als sie gegangen waren, saß Rita noch am Tisch. Sie redete und redete, doch auf ihrer Stirn stand Schweiß und als ich mich neben sie setzte, roch ich ihren scharfen, kranken Atem.


Toni gab ein Konzert nach dem anderen. Das Publikum verzehrte sich nach ihm, seiner Hässlichkeit und seinen Liedern. Wenn sie ihn im Scheinwerferlicht sahen, stürmten sie die Bühne. Am liebsten hätten sie ihn in Stücke gerissen, um einen Teil von ihm als Trophäe heimzutragen. Rita begleitete ihn, wachte über die Deals, die er abschloss, und gönnte ihm keine Pause. Toni heimste einen Preis nach dem anderen ein. Das Label verdiente mehr als jemals zuvor. Ich schwamm im Geld, spielte und trank. Schließlich ging Rita mit Toni für ein Jahr auf Tournee.
Den Verlauf verfolgte ich nur am Rande, ich schlug mich mit den juristischen Folgen von Tonis Konzerten herum. Denn er konnte nur noch kurz auftreten, und die Faszination der Fans paarte sich mit Wut über die kurzen Konzerte, die Zerstörungen nahmen zu.


Ich sah ihn erst am Ende seiner Tournee wieder. Ich erkannte ihn kaum, so schwach und hilflos wirkte er vor dem hellen Licht der Bühne. Die schwarzen Muster stachen scharf von seiner Haut ab. Doch seine Stimme war immer noch voller Kraft.
Immer wieder blutete er aus der Nase, doch das Publikum fand das geil. Der magische Freak mit der metallischen Stimme, der so sehr die Schönheit liebte, dass er verblutete. Die Fans hingen an seinen Lippen, tranken seinen Gesang. Am Ende, als klar war, dass keine Zugabe folgen würde, stürmten sie wieder die Bühne. Wenigstens berühren wollten sie ihr krankes Idol. Alles, was ihnen dabei im Wege war, wurde niedergerannt, Instrumente zertrümmert, Leitungen rausgerissen, die Fans verletzten sich gegenseitig. Wenn man die stürmende Masse sah, fürchtete man um Toni, doch zu seinem Schutz hätte es keine Security gebraucht. Auch wenn Hunderte von Händen ihn berührten, die Menge tat ihm nichts. Sie trugen ihn, streichelten ihn, reichten ihn weiter, vorsichtig wie eine Kostbarkeit. Und er genoss es. Als ich Toni so sah, aufgebahrt wie ein altertümlicher Herrscher auf den erhobenen Armen der Fans, als ich sein Gesicht sah, seinen Blick, wusste ich, dass er seinen Engel gefunden hatte. Er lachte, er blutete, von der Anstrengung, den Medikamenten, ich weiß es nicht, aber er lachte.

Nach dem Konzert kam er zu mir.
„Toni, du bist krank.“
„Es ist nichts, nur ein paar Konzerte zu viel. Lass mich ein, zwei Nächte ruhig schlafen. Dann geht es wieder.
„Toni, vielleicht wäre eine kleine Pause gut, die Kosten steigen, wir machen Verluste, allein die Sachbeschädigungen.“
Toni unterbrach mich: „Du siehst doch, dass die Leute mich brauchen. Wenn ich nicht singe, bleibt hier kein Stein auf dem anderen und das Label kann einpacken. Ich bin es, den sie wollen.“
Als er den Mund schloss, verschob sich die auftätowierte Zahnreihe und verwandelte sein Gesicht in eine faltige Maske.

Später, als ich zum Ausgang lief, sah ich Rita. Sie hatte auf mich gewartet.
„Nils, wir müssen reden, es geht um die Konzerte, um Toni. Das Ganze ufert aus, es wird zu teuer, außerdem ist er krank, er kann nichts mehr leisten, er liefert immer noch gut ab, aber wie lange noch? Du musst ihm sagen, dass er keine Auftritte mehr kriegt. Die Fans hauen alles kurz und klein. Das verschlingt Unsummen. Wir müssen jetzt schon Strafen zahlen. Wir können uns das nicht mehr leisten.“ Hinter mir hörte ich ein leises Knacken.
„Was soll das, Rita, das müssen wir in Ruhe mit ihm besprechen. Hier geht das nicht.“
„Dann mach es. Bald. Morgen.“
„Wieso denn die Eile?“
„Ich habe neue Pläne. Diese Welle kann man noch eine Zeit lang reiten, dann ist sie vorbei. Außerdem ist er fertig. Es tut mir Leid. Aber so ist es.“
Ich verzog das Gesicht.
„Komm Nils! Du hast einen guten Draht zu ihm. Ich … ich kann das nicht.“
„Gut, aber nur, wenn er wenigstens die Rechte an ein paar seiner Songs behalten darf.“
„Was soll das, du weißt genau, was im Vertrag steht. Die Songs sind bares Geld. Wir brauchen sie. Und vor allem, er ist mein Geschöpf, hast du gehört, meines.“
„Dann sag du es ihm doch, dass das Label ihn nicht mehr braucht. Und alle sein Songs einkassiert.“
„Wusste ich´s doch, die Kohle streichst du ein, aber die Drecksarbeit lässt du mich machen. Du solltest unser süßes Monster im eigenen Interesse loswerden, und zwar schnell, er wird ganz schön teuer. Wenn du Skrupel hast, bist du hier falsch. Ich werde ihm morgen sagen, dass er aufhören muss.“ Dann verließ sie den Raum, ihre Hüften schwangen hin und her, wie immer, doch es war eine harte Bewegung, als wäre eine Wand in ihr entstanden.
Als ich mich umdrehte, sah ich, dass hinter mir eine Tür geöffnet war, der Raum war leer, auf einem Stuhl lag Tonis Jacke.

Das Abschlusskonzert der Tournee fand in einem leer stehenden Fabrikgebäude statt. Es sollte der Höhepunkt der Tournee werden, ein gigantischer Medienevent, der ein paar der Verluste wettmachen und eine Stufe zum nächsten Erfolg bieten sollte. Alles war da, was Rang und Namen hatte. Die Mitarbeiter des Labels, Reporter und Musikjournalisten, die Toni auf seinem Weg begleitet hatten, alle saßen sie bereit, in einem bestuhlten, durch eine Absperrung getrennten Bereich.

Ich trat als letzter durch einen Nebeneingang in den Saal. Ich lehnte mich ganz hinten an die Wand und suchte nach einer bequemen Stellung. Mir war kalt. Dann endlich kam Toni, er trug seine Prothese, eine Hose darüber, als wollte er sich bewusst von seinen sonstigen Auftritten abheben. Der erste Spot sprang ihn an, das Publikum zischte, als es erkannte, wer der schwarz gekleidete Mann auf der Bühne war. Doch als er sich auf dem silbernen Stuhl niederließ und die Gitarre in die Hand nahm, flachte das Zischen ab und wurde zu einem zufriedenen Grollen. Die Gitarre kreischte, Rückkopplungen schmerzten. Die Menge schrie. Toni erhob sich, riss die schwarzen Kleider von seinem Körper, das weiße Licht ließ die blasse Haut, die schwarzen Blüten und Ornamente hervorspringen, dann spielte er weiter. Das Schreien wurde lauter, qualvoll. Es endete erst, als Toni die Lautstärke der Gitarre regulierte. „Nein“, sagte er und blickte zu dem abgesperrten Bereich, „das möchte ich meinen Freunden nicht zumuten, dass sie Schmerz empfinden müssen. Und vor allem dir nicht, Rita, meine schöne Blume. Nicht auf meinem letzten Konzert. Nein, so sollt ihr es nicht in Erinnerung behalten, übersteuert und mit schlechtem Klang. Ich gebe noch einmal mein Bestes. Ein letztes Mal. Wisst ihr“, wandte er sich nun an die Menge, „dass meine Freunde hier wollen, dass ich aufhöre? Wisst ihr, dass sie so um meine Gesundheit besorgt sind, dass sie mich zu einem einzigartigen Kunstwerk gemacht haben? So besorgt, dass ich nun nicht mehr auftreten, meine eigenen Lieder nicht mehr singen darf?“ Ein Brausen, das immer mehr anschwoll, durchlief den Raum.
Dann begann er. Das Lied, das ihn bekannt gemacht hatte, doch um eine Oktave nach oben versetzt. Er sang, und je höher er sang, desto lauter wurde seine Stimme, ein weißgreller Kontrapunkt zu den Gitarrenverzerrungen, mit denen er sich begleitete.
Dann schwieg er abrupt und nahm das Mikro weg. Er wartete einen Moment. Dann sprach er zu uns, ohne Mikro, und seine Stimme füllte den Raum: „Ja, ich werde diesen Song nie wieder singen. Daher habt ihr es verdient, zuletzt mein ganzes Können zu erleben“, er lachte erneut, ein leises, glucksendes Lachen. „Ich habe es euch noch nie gezeigt, wie gut ich tatsächlich bin. Freut euch mit mir auf das letzte Lied eines abstoßenden Kunstwerks, das nie mehr auftreten wird, weil es zu krank ist und weil man ihm alles genommen hat. Diese Leute“, wies er auf die Stuhlreihen, „haben mir alles genommen.“
Dann sang er und seine Stimme schwoll an, schnitt tief in den Körper hinein, schuf Hohlräume und füllte diese mit flüssigem Metall, bis die Wände der Hohlräume platzten. Blut floss aus meiner Nase, Stiche zuckten hinter meiner Stirn und doch musste ich weinen über das letzte Konzert eines Freaks. Das Licht erlosch, Splitter regneten herab, bohrten sich in meine Haut. Vor mir sah ich durch einen dunkelroten Schleier sich krümmende Gestalten, die Hände an die Ohren gepresst, dunkle Rinnsale liefen ihnen über Gesicht und Brust, sie torkelten mir entgegen. Hinter ihnen sah ich sie heranrücken, eine schwarze Mauer von Menschen. Sie wanden sich vor Schmerzen, und kesselten dennoch diejenigen ein, die ihnen ihr Idol nahmen. Wie eine Welle schlugen sie über den zuckenden Körpern zusammen. Schreie vereinten sich zu einer Kakophonie, über der weit oben Tonis Stimme schwebte wie ein grausamer, brennender Mond. Ich wandte mich um, der Schmerz zuckte in meinem Kopf, nur raus, zur Tür. Ich riss, sie ließ sich nur schwer öffnen. Mit letzter Kraft zwängte ich mich hindurch, zu eng war es, der Gesang so schneidend. Dann war ich draußen, taumelte, mein Körper fiel gegen die Tür, machte sie noch schwerer. Ich war dem Gesang und der Wut der Menge entkommen. Einen kurzen Moment dachte ich an die anderen, die noch im Raum waren, an Ritas weichen Mund und ihren wiegenden Gang. Dann drehte ich mich um, drückte mit aller Kraft gegen die Tür und die Leiber, die nach draußen wollten, vor Angst, dass man auch mich einholen könnte. Ich hörte noch das Kratzen und Schaben ihrer Finger, bis es verschluckt wurde von Tonis Gesang, hörte die letzten Worte seines Liedes „I don´t belong here“, die hell und triumphierend laut erklangen, bis sie abrupt mit einem brüchigen Falsett endeten.

 

Hallo Novak,

jaja, was schoene Frauen mit haesslichen Maenner so alles anstellen koennen. Ich hab ja nie wirklich verstanden, warum die, die es aus eigener Erfahrung eigentlich besser wissen sollten, so auf Oberflaeche abfahren.

Man merkt dem Text an, dass sehr viel Muehe und Sorgfalt drinsteckt. Solche Beschreibungen sind anstrengend, aber ich finde es lohnt sich. Das hast Du gut gemacht, auch wenn es mir an der einen oder anderen Ecke vielleicht ein bisschen zu viel war - insgesamt koennte man den Text hier und da ein wenig zusammenstreichen. Guck da vielleicht mit etwas Abstand nochmal drauf.
Der Plot hat mir gefallen, er schien zumindest mir mit meinem sehr beschraenkten Horizont im Horrorgenre originell.

Wo man ein bisschen meckern koennte ist die Figurenzeichnung, also der creep gefaellt mir schon, aber Rita (einmal hast Du uebrigens Rita's mit englischem Apostroph, hab nicht drauf geachtet, ob das oefter vorkommt, sollte aber raus) - ein komplexer Charakter ist die nun nicht gerade. Wenn es dir gelingt, sie zu einem glaubhaften Menschen zu machen, bei der man sieht aus welcher inneren Not, sie den Creep so ausbeuten muss, wuerde das den Text sicher enorm weiterbringen.

Und noch mein Hauptkritikpunkt, das Lied. Ich empfinde das immer extrem faul, wenn Autoren Lieder zitieren, die jeder kennt, mit denen jeder eine Stimmung verbindet. Da kann man es sich ganz bequem sparen, diese Atmosphaere, diese dichten Zeilen selbst zu schreiben. Das machen viele, die eigentlich nicht schreiben koennen. Bei Dir aergert es mich noch ein bisschen mehr, weil Du tatsaechlich schreiben kannst, und es gar nicht noetig hast, Dich mit fremden Federn zu schmuecken. Benutz das Lied meinetwegen, als persoenliche Inspiration, aber zitier es nicht so als Kruecke in den Text hinein. Zumal es fuer mich auch schon darum nicht passt, weil Toni hier als etwas total Einzigartiges, nie Dagewesenes und Authentisches praesentiert wird. Und dann stellt er sich auf die Buehne und singt eine Coverversion? Ahem.

Und noch was Kleines:

Der Raum stank nach verlorenen Chancen und verschüttetem Bier.
Das hier haette mich fast gleich zu Anfang aus dem Text gekickt. das klingt so bemueht bedeutungsschwanger. Ist aber zu diesem Zeitpunkt noch voellig abstrakt, so dass es wie ne billige Phrase wirkt. Spaeter gehst Du dann auf die zerbrochenen Traeume der Bands ein, da macht es dann Sinn, da gehoert es hin. Weiter oben brauchst Du es nicht.

lg,

fiz

 

Jo, ich war auch ein bisschen zwiegespalten, was die Geschichte angeht.

Hallo!

Einerseits war ich schon gefesselt von den Verhandlungen mit dem Freak, von den Entstellungen und so. Ja, das hat sehr viel damit zu tun, dass du wohl lange dran gefeilt hast. Feirefiz hat Recht, ist mir auch aufgefallen, dass viel Arbeit drinstecken muss.

Andererseit habe ich immer ein bisschen das Gefühl gehabt, ich verfolge hier einen Comic, irgendwas total abgefahrenes. Aber leider hast du alles ernst gemeint, ich soll das wirklich glauben, was Rita mit dem armen Kerl anstellt. Ich weiß nicht, die Erklärung, mir geht's eh schon dreckig, kann gar nicht schlimmer werden, nehm ich dem Prot nicht ab. Ich suche auch nach den Motivationen der einzelnen Handelnden.
Geld - wirst du sagen, aber die Handelnden sind die wahren Freaks (blah-blah, ich weiß, das hatten wir Milliarden Male schon), aber weshalb sind sie so fies, warum können sie einem anderen so etwas antun?
Ich weiß nicht, wie genau das zu ändern wäre. Vielleicht ist es auch die Konstellation, alle sind schlecht, alle machen mit, außer der Freak und der im Grunde seines Herzens gute Spielsüchtige.
Hat was Schales, finde ich.
Also ich bin nicht glücklich mit dem Plot, auch nicht mit dem Ausgang. Es war spannend, ja, an irgendeiner Stelle kam mir sogar Barker in den Sinn, aber das Ganze läuft im Grunde genommen in ausgetretenen Bahnen.

He-he:

Der Raum stank nach verlorenen Chancen und verschüttetem Bier.

Den hatte ich mir auch dick angestrichen. Nicht nur, dass er hier unpassend ist, auch der Rhythmus stimmt nicht; eines der beiden Adjektive müsste verschwinden.

Ich hatte im Allgemeinen in den ersten Absätzen den Eindruck, dass der Text ein klein wenig verschwurbelt daherkommt, überambitioniert.

Ich drängte mich durch die eng stehenden Tische, die in einem Halbkreis um die Bühne angeordnet waren, die sich wie eine archaische Kultstätte vor ihnen erhob.

Der klingt auch unrund mit der zweiten nachgestellten Erklärung.

Ich hatte Angst, dass er mir meine Verlegenheit und das Entsetzen über seine Hässlichkeit ansehen würde.

Kommt sehr gut ohne aus. Klingt auch flüssiger, finde ich.

Er war hässlich, aber er hatte mindestens so viel Galgenhumor wie er hässlich war.

Auch ein Fall für den flinken Überarbeiter. Vielleicht:

Er war hässlich, aber er hatte mindestens ebenso viel Galgenhumor.

Einige Male verwendest du "ein wenig" ohne Not. Hier zum Beispiel:

„Das wird schon nicht so schlimm sein“, ihre Stimme klang ein wenig brüchig.

Würde ich rauslassen. Außerdem endet die wörtliche Rede mit einem Punkt und ein neuer Satz beginnt.

Ein paar Tage später war Vertragsabschluss.

und

Toni machte ein Konzert nach dem anderen.

ist Umgangssprache und gehört geändert.

Wie gesagt, ich hab sie gern gelesen, du arbeitest an deinen Texten. Angenehm!
Aber ich hatte meine Probleme mit dem Inhalt.
(Hat mich im Übrigen ein bisschen an Poes "Hopp-Frosch" erinnert.

Schöne Grüße von diesseits!

 

Hallo Novak

Über eine längere Strecke fragte ich mich, wie sich das Grauen in diese doch spezielle Musik-Szenen mischen lässt, da kam dann aber diese wahnwitzige Idee von Rita, eine Ausgeburt an Perfidität. Doch pendelte es sich mir ein, egalisierte sich auf erträglich abgebrühtem Niveau. Die Steigerung, welche nun absolut notwendig war, um dem Ganzen eine Abrundung zu geben, war mir nicht mehr vorstellbar. Erst in den letzten Abschnitten ahnte ich, wie es enden muss, um in sich stimmig zu sein. Doch die Ausführung war mir dann nochmals überraschend.

Beim Lesen blieb mein Blick vereinzelt hängen, an Worten, die ich im gesetzten Zusammenhang abzuwägen begann.

Der Raum stank nach verlorenen Chancen und verschüttetem Bier.

Ungewöhnlich, aber es gab mir durchaus ein passendes Bild zu dieser Umgebung der Indie-(Sub)Kultur.

Dann fand er zurück zu leiseren, gefälligen Akkorden, schloss die Augen und ließ seine Stimme anschwellen. Ihr Klang füllte den Raum mit rauer Zärtlichkeit, dann schwang sie sich hinauf in eine Höhe, die man bei einem Mann niemals vermutet hätte, wurde immer leiser, ließ für einen kurzen Moment eine gläserne, metallische Schärfe ahnen und brach dann gekonnt mit einem Hauch, der von der aufjaulenden Gitarre aufgenommen und ersetzt wurde.

Da nage ich noch an dieser Begriffswahl, ein Widerspruch, der aber nicht unbedingt ein solcher sein muss. Sowohl Glas als auch Metall können scharf sein, wenn auch in ihrer Materie konträr. Aber die Resonanz, den Ton dessen konnte ich nicht erfassen. Nun mir fehlt das Gehör eines Musikus, das Gespür der Feinheiten, welche sich unabhängig der Musikarten herausbilden können.

Er spielte mit ihnen, als wären auch sie mit Saiten bespannt.

Sehr schön, dieses Bild, das sich mir als Leser dabei eröffnete.

Mit diesem Sozialquatsch kommt man nicht mehr in die Charts.

Hier war mir die Wortwahl nicht treffend, doch ich komme noch nicht dahinter, was sich da besser einfügte. Das Sozial vorab ist schon stimmig, aber für Quatsch meinte ich, sollte es eine stärker nervende Bezeichnung geben.

„Glauben Sie, einer wie ich, der mit dem hier lebt“, er zerrte brutal an dem Mal, das über sein Gesicht flammte, „hat Angst vor ein paar Tattoos?

Das zerrte, gab mir ein unvorstellbares, verzerrtes Bild. Ich konnte es mir schlicht praktisch nicht vorstellen. Vielleicht wenn er die Haut des Mals falten und dann zerren würde, also klaubte und zerrte?

Es dünkt mich ein stimmiger Beitrag in das gesetzte TdS, und zugleich auch verblüffend, zu welchen Interpretationen diese Themenvorgabe führt.

Ich habe es sehr gern gelesen, vom Inhalt her war es mir spannend und vom Schreibstil her angenehm.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo Novak

Wie schon bei deiner Geschichte mit den Kastanienmännchen ist mir dein Stil positiv aufgefallen; die Beschreibungen sind meist sehr treffend und klingen flüssig (auch wenn das eine oder andere Adjektiv überflüssig erscheint, da würde ich den Text nochmal durchgehen - weniger ist da oftmals mehr). Gerade wenn man selbst schreibt, weiss man, dass es nicht so einfach ist, wie es sich dann liest, wie bspw. diese Stelle hier:

Seine Hände sprangen nervös auf der Gitarre hin und her, als hätte er Aufputschmittel genommen. Doch die Läufe waren so virtuos gespielt, dass sich die Töne wie die Glieder einer kostbaren Kette um die Melodie seiner Stimme wanden, sie betonten, dann verließen und nach einer Kaskade von Improvisationen erneut berührten. Er griff die Akkorde nicht nur mit der linken Hand, sondern tappte mit der rechten dazu, ließ seine Gitarre aufschreien, wenn seine Stimme schwieg. Dann fand er zurück zu leiseren, gefälligen Akkorden, schloss die Augen und ließ seine Stimme anschwellen. Ihr Klang füllte den Raum mit rauer Zärtlichkeit, dann schwang sie sich hinauf in eine Höhe, die man bei einem Mann niemals vermutet hätte, wurde immer leiser, ließ für einen kurzen Moment eine gläserne, metallische Schärfe ahnen und brach dann gekonnt mit einem Hauch, der von der aufjaulenden Gitarre aufgenommen und ersetzt wurde.

Beim Lesen der Geschichte musste ich an Das Parfüm denken, ich frage mich, ob du das beim Schreiben auch im Hinterkopf hattest. So wie Grenouille die Menschen mit seinen Gerüchen betört, so macht es Toni mit seiner Musik, und diese Musik muss ja durchaus etwas Besonderes sein, wenn die Leute im Anschluss an die Konzerte auf die Bühne rennen und sich in den Buckel krallen, als wollten sie davon ein Stück abhaben (finde die Stelle gerade im Text nicht, aber das hat mich stark an die Schlussszene von Süsskinds Roman erinnert). Das sind starke Stellen finde ich, da hätte ich mir noch eine detailliertere Beschreibung dieser Faszination gewünscht, die Tonis Musik auf die Zuhörer ausübt, und ihre Reaktion darauf.

Bei den anderen Personen in der Geschichte habe ich so meine Mühe. Die Einseitigkeit in Ritas Charakter wurde schon erwähnt, sie kommt beinahe als Klischee einer profitgeilen Managerin daher. Dazu passt dann nicht, dass sie das Abschiedskonzert besucht, da müsstest du mMn schon konsequent bleiben.

Auch verstehe ich die Beziehungen zwischen ihr, Pit und dem Erzähler nicht so ganz. Was soll bspw. das Verhältnis mit Pit, und warum denkt der Erzähler, sie hätte was mit Toni? Diese Vorstellung finde ich sehr absurd. Überflüssig finde ich die Szene, als Rita den Erzähler an den Haaren packt und vor den Spiegel zerrt. Das sie, wie erwähnt, eine Frau ist, die für den Erfolg über Leichen geht, ist an der Stelle schon klar; die Szene wirkt auf mich zu plakativ, effekt-hascherisch, als wolle der Autor auch dem Leser, der es bis dahin nicht verstanden hat, klar machen, wer hier "die Böse" in der Geschichte ist.

Und der Erzähler selbst? Warum arbeitet er für die Leute, wenn sie ihn so anwidern? Was ist seine Motivation? Und warum hilft er am Ende Toni? Da sind Lücken im Text, die gefüllt werden müssten. Es geht irgendwie alles so schnell, gerade schreibst du noch von den grossen Erfolgen, wie Toni die Massen elektrisiert - und dann, im nächsten Abschnitt, muss er plötzlich ein letztes Konzert geben, weil alles ein finanzielles Fiasko ist. Das passt nicht.

Die Tatsache, dass auf dem Abschiedskonzert etwas schreckliches passieren wird und vermutlich alle Zuhörer umkommen, ist dann etwas vorhersehbar. Konsequenter wäre es gewesen, dies so in die Geschichte zu verweben, dass es ohne Mithelfer geschehen kann, bspw. nur durch die Musik. Das wäre dann auch ein schöner (morbider) Höhepunkt gewesen, was die Faszination auf die Zuhörer angeht. In der jetzigen Fassung bleiben mir da einfach zu viele Fragen offen.

feirefiz hat gesagt, du kannst schreiben, und dem kann ich mich nur anschliessen. Vom Stil her finde ich den Text auf hohem Niveau, arbeiten musst du mMn noch an den Figuren. Toni ist dir gut gelungen (mal abgesehen davon, dass ich mir kein Motiv vorstellen kann, dass sich ein gesunder Mann beide Beine amputieren lässt - überhaupt, welcher Arzt würde so etwas machen?), auch wenn man ihm durchaus noch mehr Aufmerksamkeit schenken dürfte. Die anderen Figuren gefallen mir wie gesagt nicht so gut, sie lenken ab, haben eigentlich nicht wirklich eine tragende Rolle. Rita macht Toni zwar hässlicher, aber hässlich war er davor ja auch schon. Und der Erzähler spielt in der Geschichte, vom Schluss mal abgesehen, überhaupt keine besondere Rolle.

Was ich mir sonst noch notiert hab:

Das Holz dieser Wände speicherte die Hoffnungen und die Enttäuschung unzähliger Heavy-Metal-Bands, die hier gnadenlos ausgebuht worden waren.

Den Vergleich finde ich nicht so glücklich. Inwiefern macht es sich bemerkbar, dass das Holz hier etwas "speichert"? Und wenn Holz etwas speichert, dann vielleicht Feuchtigkeit, aber Hoffnungen und Enttäuschungen?

In Rita´s Augen zuckte es ganz kurz, dann lächelte sie breit und fasste ihn an der Schulter.

Ja, war oben schon erwähnt, hier ist die Stelle: Apostroph muss weg.

und redete und ihm den Vertrag und das Blaue des Himmels versprach.

Ich glaube es heisst: das Blaue vom Himmel

Eines Abends ging ich einfach zu ihm nachhause.

Lustig, das kann man tatsächlich so schreiben. Ich hätte "nach Hause" bevorzugt, aber lass es ruhig so stehen, ist ja auch erlaubt.

Ja, soviel von meiner Seite. Freu mich schon auf die nächsten Geschichten.

Viele Grüsse.

 

wenn die Leute im Anschluss an die Konzerte auf die Bühne rennen und sich in den Buckel krallen, als wollten sie davon ein Stück abhaben (finde die Stelle gerade im Text nicht, aber das hat mich stark an die Schlussszene von Süsskinds Roman erinnert)
Ging mir genauso, ich war froh, dass es dann doch ein anderes, eigenes Ende gab.

 

Hallo, ihr alle: Feirefiz, Hanniball, Anakreon und Schwups,

vorweg schon mal eine Antwort an alle und einen dicken Dank für das Lesen und das sehr ernsthafte und konstruktive Kommentieren meiner Geschichte. Auch wenn das Gefallen nicht so zustande gekommen ist, wie ich das gern gehabt hätte, nehme ich sehr, sehr viel aus euren Anmerkungen mit. Tausend Dank dafür. Es macht mir Spaß, mich mit diesen Hinweisen auseinanderzusetzen, ich nehme sie als Ansporn.

Dass in dem Text viel Arbeit und Mühe steckt, das stimmt, ich habe viel an den Formulierungen rumgebosselt, ich habe oft den Eindruck, dass Schreiben richtig harte Arbeit ist, jedenfalls für mich. Und dass aus euren Kommentaren rauszuhören ist, dass sich diese Mühe lohnt, das freut mich natürlich.
Vieles von dem, was ihr als Manko angemerkt habt, hat mich selbst als eigenartiges Geschichtenbauchgefühl umgetrieben, von daher kann ich es sowieso nachvollziehen. Ich hatte es wohl nur nicht so ernst genommen, der Bauch macht ja auch manchmal Mist, und daher zu wenig konsequent umgesetzt. Komische, zweifelnde Gefühl richtig einzuschätzen beim Schreiben, dazu fehlt mir wohl noch die Erfahrung. Aber zum Glück gibts dafür ja euch. Und darüber bin ich sehr, sehr froh.

Ich hatte eure Kommentare schon gestern gelesen, nur irgendwann keine Zeit mehr gehabt und logischerweise sind eure Anmerkungen und wie ich für die Geschichte damit verfahren will, mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen.

Mit manchen Anmerkungen muss ich noch ein bisschen herumhadern und überlegen, was ich für mich annehmen will, auch natürlich, ob ich mir zutraue, es gescheit umzusetzen.
Was aber jetzt schon feststeht, das ist, dass ich den Charakter von Rita ändern werde. Das habt ihr so gut wie alle bemängelt und ihr habt völlig recht, jetzt ist sie zu sehr klischeeiges Karriereweib. Ich hatte das selbst gefühlt und sie mal gebrochen sprechen lassen, aber das kann man erstens auch ganz anders verstehen und solch eine knappe Andeutung, dass ihr die Zurichtung Tonis doch etwas ausmacht, ist offensichtlich weniger als ein Sandkorn in der Wüste, was meine sonstige Charakterisierung ihrer Person betrifft.
Zweitens werde ich die Amputationsgeschichte ändern, die ist wohl zu wenig nachvollziehbar. Auch das hatten mehrere angemerkt.
Dass ich die Adjektivitis noch mal überprüfe, das ist eh klar.
Und genauso eure Hinweise auf Text- und Schreibfehler, ich glaube, die konnte ich so gut wie alle nachvollziehen und als Korrektur übernehmen.

So - und den Rest, also die Antworten an euch im Einzelnen, die kommen später, weil mich jetzt die Arbeit ruft.

Vielen Dank noch mal für das Lesen und die Hilfe
bis denne und liebe Grüße von Novak

 

Feine Geschichte,

liebe Novak,

über heutige Verhältnisse in der Musik-/Kulturindustrie im Besonderen und unter kapitalischen Verhältnissen im Allgemeinen, wenn hinter Werksmauern und Verwaltungsgebäuden Demokratie und Selbstbestimmung abgegeben wird,
über Ausbeutung und Selbstausbeutung. Da stört auch kein wörtlich übernommenes Zitat - es gibt nichts, was nicht schon gesagt wäre auf der Welt, es gibt keine Originalität, behaupt ich mal und zitier sehr indirekt Lennons All You Need Is Love -, denn durch die Erwähnung Radioheads wird die Rockgeschichte seit den 1970-er Jahren implizit angesprochen (Vorbild der Radiohead sind die talking heads, von deren Album True Stories der Bandname Radiohead entliehen ist) und bei der Schilderung Tonis rutsch ich dann gänzlich in die Anfänge des Rock 'n' Roll mit Gene Vincent, von dem wohl jeder zumindest Be-Bop-A-Lula kennt, oder dem eigentlichen Godfather of Punk, Link Wray.
Gleichwohl hab ich ein technisches Problem: Ich merks persönlich, dass die Zeiten des Schrammelns vorbei sind. Bob Dylan tritt gelegentlich ohne Gitarre vors Mikrophon, man sagt: Rheuma, andere behaupten Gicht, die Finger machen nicht mehr mit, wie sie sollen.
Wie kann Toni, rheumatisiert, virtuos Gitarre spielen? Und da kommt wieder Gene Vincent, der sich weigerte, ein Bein amputieren zu lassen: er erträgt den Schmerz, wie der am Kreuz ja alle Sünden auf sich geladen hat ...

Am Anfang sind mir vielleicht zu viele Adjektive (ohne dass ich's als Adjektivitis bezeichnen würde).

Auffällig ist Dein eigenwilliger Abschluss der wörtlichen Rede:

... Ich hatte gerade eine Glückssträhne“.
„Wart´s nur ab, du wirst überrascht sein, er ist ein Kleinod – und das Beste ist, er weiß es nicht“.
Da Dir das immer wieder widerfährt, vermute ich, dass Du eine eigene Regel geschaffen hast, an die Du Dich dann eisern hältst (ich zitier jetzt nicht die nächsten Fälle.). Der abschließende Punkt beim Aussagesatz erfolgt beim Ende der wörtl. Rede IMMER vorm abschließenden Gänsfuß. Also
... gerade eine Glüchssträhne." / ... er weiß es nicht."
Es sei denn, dass direkt ein Beisatz angefügt würde, was aber - so weit ich das von hier aus beurteilen kann, Dir doch durchaus gelingt.

So viel und zugleich wenig für heute.

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo,
und jetzt die genaueren Antworten:

Hallo Feirefiz,

Man merkt dem Text an, dass sehr viel Muehe und Sorgfalt drinsteckt. Solche Beschreibungen sind anstrengend, aber ich finde es lohnt sich. Das hast Du gut gemacht, auch wenn es mir an der einen oder anderen Ecke vielleicht ein bisschen zu viel war - insgesamt koennte man den Text hier und da ein wenig zusammenstreichen. Guck da vielleicht mit etwas Abstand nochmal drauf.

Dass es sich aus deiner Sicht gelohnt hat, ich meine die Mühe, das freut mich doch sehr. Und dass ich noch mal drüber schaue, damit das Zuviel gekürzt und gestrafft wird, das ist versprochen.

Dass ich die Ritafigur ein bisschen vielschichtiger machen will, ihr Verhalten nachvollziehbarer, das hat mir sofort eingeleuchtet, war mir diffus selbst schon klar. Und jetzt ist es ganz klar.

Dass es faul ist, wenn man Liedzeilen zitiert, das war mir nicht bewusst, einfach machen wollte ich es mir auf keinen Fall. Ich fand, es passte einfach gut. Ich werde diese Kritik auf jeden Fall überdenken und es umschreiben. Bin noch ein bisschen am Überlegen, wie ich das mache.
Was ich nicht schlimm finde, das ist, dass er covert. Es ist seine Art zu singen, die die Leute vom Hocker reißt. Nicht, dass er ein Lied nachsingt. Trotzdem kann ich mit dem Einarbeiten ja eventuell zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mich würde nur interessieren, ob es da irgendeine genauere Begründung gibt, warum man keine Zitate nennen sollte. Im Moment klingt mir das ein bisshen nach deiner persönlichen Erfahrung mit faulen Schreiberlingen, was ich gut nachvollziehen kann.

Den Bier-Satz werde ich ändern - also rausschmeißen. Du hast Recht, er passt da logisch überhaupt nicht hin, sondern behauptet etwas, was sich mit der vorherigen Beschreibung beißt.
Auch das war mir vorher aufgefallen, aber irgendwie liebte ich diesen blöden Satz, also blieb er drin. Und - gut, dass du dich nicht hast bhalten lassen.

Süskind hatte ich nicht im Kopf, als ich Fucking special schrieb, natürlich habe ich das Buch gelesen, aber das ist schon viele, viele Jahre her. Ich werde es mir mal wieder vorholen und prüfen, ob eure Erinnerung euch nicht getäuscht hat. :read:
Ulkigerweise hatte ich immer ein Stephen King Buch im Kopf, als ich das schrieb und hab immer gedacht, dass ich arg aufpassen muss, mich deutlich davon abzuheben. Das scheint mir auch gelungen zu sein. Ich verrat aber nicht, welches das war.:sealed:

Und dass du geschrieben hast "war froh, als es dann doch ein eigenes anderes Ende nahm" bestätigt mich darin, das Ende auch so zu lassen, zwischendrin hatte ich nämlich schon die Idee, dass Toni durch die Fanmassen zu Tode kommt, also die Geschichte ziemlich umzuschreiben, damit ich die doch berechtigte Kritik an der Figurenzeichnung besser umsetzen kann. Diese Idee ist aber jetzt auf jeden Fall wieder gestorben. 1. Will man kein wenn auch unfreiwilliges Plagiat auftischen und 2. finde ich, dass Toni diesen Tod (den in der Masse) nicht verdient hat. Auch wenn ich den ganz schön gruselig fände. Ne, das soll anders sein.


Vielen Dank noch mal für deine nette und konstruktive Kritik, ich hab mich sehr gefreut.
Viele liebe Grüße Novak


Hallo Hanniball,

über dein Einerseits habe ich mich natürlich gefreut, heißt das ja, dass es spannend war.

Das Andererseits ist es, was mir Kopfzerbrechen macht. Bist du doch seit der Herbstbastelei so was ähnliches wie mein Mentor. Und jetzt bin ich in sämtliche Fußangeln der Charakterisierung reingelatscht.
Mal sehen, ob ich noch was bessern kann.

Ich musste ein bisschen lachen, als du schriebst, die Geschichte würde dich an einen abgefahrenen Comic erinnern. Als ich das einem Freund erzählte, sagte der: Genau, das hast du gemacht! Schluck! Und leider hast du völlig damit Recht, ich hab es ernst gemeint, also muss ich wohl in der Charakterzeichnung von Rita nachbessern und bei Toni auch, seine Verwandlung muss nachvollziehbar werden. Vielleicht muss ich ihm ja nicht gleich die Beine abhacken lassen, die Verunstaltung durch die Tattoos reicht ja schon. Dann kann man sich leichter damit anfreunden, dass Toni den Weg zu noch mehr Hässlichkeit mitmacht. Auch die Charakterisierung Pits muss ich überdenken. An all diesen Punkten ist mir deine Kritik klar. Eine andere Frage ist es, ob es mir gelingt, es sinnvoll abzuändern. Vielleicht hatte ich mir einfach ein bisschen viel vorgenommen und es ist dadurch in ausgetretenen Bahnen gelandet. Versuchen aber werde ich es auf jeden Fall.

Ritas Motiv ist übrigens nicht Geld, sondern Erfolg und Ruhm im Musikbusiness. Geld als alleiniges Motiv ists beim Icherzähler. Und ja, dass die Schönen die eignetlich Hässlichen sind - ich gestehe, sowas schwebte mir im Kopf herum. Ich war da etwas inspiriert von dem uralten Kultfilm Freaks, der mich als Kind total beeindruckt hat.


Du schriebst, dass du auch den Ausgang nicht gelungen fandst?
Es wäre sehr sehr nett, wenn du genau zu diesem Punkt noch was konkreter sagen könntest.

Dass der Bier-Satz verschwindet, das habe ich ja schon weiter oben versprochen.

Lustig fand ich auch, dass du schreibst, dass dir der Anfang überambitioniert vorkam. Ich finde das stimmt, ich hab ewig dran rumgerührt und versucht, es besser zu machen, so eine gewisse Leichtigkeit in der Beschreibung herzustellen - irgendwie klappte es einfach nicht. Und immer war ich unzufrieden.
Irgendwann hab ich spaßeshalber die ersten Absätze in ein drollige Textprüfung eingegeben: "Überprüfen Sie Ihren Schreibstil, im Stile welches Schriftstellers schreiben Sie", die ich irgendwo beim Rumsuchen gefunden hatte. Und weißt du was rauskam? "Sie schreiben wie Rainer Maria Rilke". Das hat mich so geschockt, dass ich gleich noch ein paar Adjektive rausgeschmissen habe. Naja, waren wohl nicht genug.
Nix gegen R.M. Rilke, aber in so einem Textprüfdingens kann das nur Schwülstelei bedeuten.

Deine Textüberarbeitungen habe ich von daher alle dankend angenommen bzw. werde das noch tun. Ich kriege durch solche Hinweise einfach einen ganz anderen Blick als vorher. Danke dafür. Und für alles andere auch.


Den Hopp-Frosch kenne ich nicht, ich glaub ich werde ihn bald lesen.

Viele liebe Grüße von Novak

Ja und die Antworten an Anakreon, Schwups und Friedrichard müssen jetzt doch noch warten ... bin müd.

 

- was Zeit für'n Nachtrag gibt,

liebe Novak.

Beim zwoten Lesen schienen dann doch noch einige wenige, umgangssprachlich sicherlich unbedeutende Problemchen auf:

…, nicht ohne vorher zu prüfen, ob das Blitzlichtgewitter, das diesen Liebkosungen folgteKOMMA auch ihre beste Seite einfing,
Komma, da der Relativsatz ein Ende finden sollte …

… ausgeblutet ist, dann lass ich mir das was kosten,
fänd ich den Akkusativ eleganter, also „ mich“ statt „mir“ (obwohl in diesem Falle, kosten im übertragenen Sinn zu verwenden, Grammatiken auch den Dativ zulassen. Auch Grammatiker laufen auf der Umgehungsstraße.)

Dann war ich dahinter, taumelte, mein Körper fiel gegen die schwere Tür, machte sie noch schwerer. Sie war zu.
Statt „zu“ wäre „geschlossen“ einiges eleganter.

Abermals gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Novak,

Was ich nicht schlimm finde, das ist, dass er covert. Es ist seine Art zu singen, die die Leute vom Hocker reißt. Nicht, dass er ein Lied nachsingt. Trotzdem kann ich mit dem Einarbeiten ja eventuell zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Mich würde nur interessieren, ob es da irgendeine genauere Begründung gibt, warum man keine Zitate nennen sollte. Im Moment klingt mir das ein bisshen nach deiner persönlichen Erfahrung mit faulen Schreiberlingen, was ich gut nachvollziehen kann.

Also es gibt natuerlich keine allgemeine Regel, warum man das nicht soll. Das ist mein persoenliches Gefuehl dazu. Die Gruende sind die oben genannten: Ich finde es besser, wenn ein Text selbst Atmosphaere erzeugt (das tut Deiner), ohne eben die Atmosphaere eines sehr bekannten Liedes anzuzapfen.
Quinn (er moege mich korrigieren, wenn ich ihn hier falsch paraphrasiere) hat das glaub ich mal gesagt im Bezug auf Texte, die sich auf sehr bekannte Menschen oder Szenarien stuetzen. Ich weiss die Beispiele nicht mehr, aber etwa so ein postapokalyptisches Szenario, eine von Zombies bevoelkerte Welt, da braucht der Autor kaum was zu leisten und trotzdem hat jeder Leser sofort ein Bild vor Augen und eben die Atmosphaere dazu - weil's eben so bekannt ist, weil andere diese Arbeit fuer ihn geleistet haben. Und manche Autoren ruhen sich darauf eben aus.
Aehnlich ist es mit Beschreibungen, die sich auf Prominente beziehen. Ich kann schreiben: Er sah aus wie Johnny Depp, da weiss jede Leserin, was sie zu sehen und zu fuehlen hat. Oder ich benutz Johnny als heimliche Inspiration und versuche, die Beschreibung so gut zu machen, dass sie genau dieselben Bilder und Gefuehle erzeugt.

Solche Referenzen schraenken die Phantasie des Lesers auch ein bisschen ein. Ausserdem holst Du Dir da zur Not Assoziationen mit rein ("Bei dem Lied hat meine Freundin mit mir Schluss gemacht"; "Ich find Johnny Depp voll ueberbewertet"), die Du schlecht kontrollieren kannst und Deiner Intention womoeglich entgegenwirken. Klar, das kann Dir auch passieren, wenn Du Deine Figur Janine nennst, und der Leser kennt eine Janine, die Scheisse ist. Wenn man es gut macht, kann man mit den richtigen lebensweltlichen Referenzen auch Nostalgie, oder Aehnliches erzeugen - so Wiedererkennungmomente koennen sehr stark wirken. Aber es ist eben ein zweischneidiges Schwert. Und so ein komplettes Lied, und dann so zentral im Text - ist mir einfach ein bisschen viel Fremdgut.

Ich hoffe, dass macht meine Ablehnung ein bisschen verstaendlicher.

Aber sag mal Bescheid, wenn Du mit der Ueberarbeitung fertig bist. Dann guck ich auf jeden Fall nochmal.

lg,
fiz

 
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Hallo,

hier kommt endlich der Rest meiner Antworten, sorry, dass es so lange gedauert hat, hatte in mehrfacher Hinsicht zu tun.
Und eine Geschichte umzuschreiben, das kommt mir vor, wie wenn man irgendwo einen losen Faden sieht, zieht daran und das ganze Strickwerk löst sich munter in seine Einzelteile auf. Für die Bearbeitung brauche ich also noch etwas und weiß noch immer nicht ganz genau, wohin es treibt.

Hallo, lieber Anakreon,
ich habe mich sehr darüber gefreut, dass du wieder eine meiner Geschichten gelesen und mir mit deinen Kommentaren weiter geholfen hast.

Über eine längere Strecke fragte ich mich, wie sich das Grauen in diese doch spezielle Musik-Szenen mischen lässt, da kam dann aber diese wahnwitzige Idee von Rita, eine Ausgeburt an Perfidität. Doch pendelte es sich mir ein, egalisierte sich auf erträglich abgebrühtem Niveau. Die Steigerung, welche nun absolut notwendig war, um dem Ganzen eine Abrundung zu geben, war mir nicht mehr vorstellbar. Erst in den letzten Abschnitten ahnte ich, wie es enden muss, um in sich stimmig zu sein. Doch die Ausführung war mir dann nochmals überraschend.

Ich höre total gerne Musik und treib mich gerne auf Konzerten rum. Ich fand schon immer, dass diese ganze Szene etwas Unwirkliches hat. Wenn man an die merkwürdigen Metalbands von früher denkt oder auch an heutige Death-Metal-Bands, die sich ja freiwillig für ihren Bühnenauftritt so abstoßend schminken, dass es einem fast die Schuhe auszieht. Irgendwie hat es mich immer fasziniert, wie weit so was gehen könnte. Das ist wohl so ein bisschen der Hintergrund für meine Geschichte. Von daher hat es mich sehr gefreut, dass du es als passenden Beitrag zum TdS ansiehst und gerne gelesen hast.
Ich hoffe, dass für dich auch nach der Überarbeitung, die immer noch aussteht, die Spannung erhalten bleibt. Es würde mich sehr interessieren, was du dann davon hältst, denn so einige perfide Steigerungen werde ich dann ja nicht mehr drin haben. Schade irgendwie auch, aber die Kritik an der Ritaschen Charakterzeichung, die leuchtete mir einfach ein.

Zitat:
"Der Raum stank nach verlorenen Chancen und verschüttetem Bier."
Ungewöhnlich, aber es gab mir durchaus ein passendes Bild zu dieser Umgebung der Indie-(Sub)Kultur.

Schade, dumm gelaufen, ich mag den Satz nämlich auch, du hast ja gelesen, dass viele ihn zumindest an dieser Stelle unpassend fanden. Also habe ich noch mal drüber geschaut - und sie haben Recht. Das heißt, dass er leider wegkommt, er passt hier wirklich nicht. Trotzdem finde ich den Satz gut, er erzeugt auch bei mir eine bestimmte Atmosphäre. Er kommt in eine Sammlung - für zukünftige Geschichten. :) Irgendwann kommt er schon noch zu seinem Recht.

Für den "quatsch" bei Sozialquatsch lass ich mir was einfallen, ich versuchs jedenfalls, ich finde, da triffst du was. Die anderen Stellen, also das "zerrte an dem Feuermal" und "gläserne, metallische Schärfe" begucke ich mir noch mal, vielleicht kriege ich was hin, was ein eindeutigeres , klareres Bild entstehen lässt.

Dass dir die Stelle gefallen hat:

Er spielte mit ihnen, als wären auch sie mit Saiten bespannt.

das hat mich gefreut, denn sie gehört auch für mich zu einer eher gelungenen Beschreibung.

Lieber Anakreon, vielen Dank - mal wieder - für dein Lesen, für dein Interesse, für deinen Zuspruch und für deine Hilfe.
Bis dann, Novak

Und hallo, lieber Schwups,
der erste, der mich hier auf Kg Willkommen hieß, ich habe mich sehr gefreut, dass du auch hier gelesen und kommentiert hast.
Du weißt ja, dass ich deine Kommentare generell superhilfreich finde, ja dass sie für mich Vorbildcharakter haben. Und damit weißt du auch schon, dass mir das, was du schreibst natürlich sehr zu denken gibt.
Dass du Stil etc gut findest, freut mich. Ich werde auf jeden Fall noch mal durchgucken, wo ich es ein bisschen übertrieben habe. Aber das ist das weniger Aufwändige.

Wichtiger sind diese Punkte:

Beim Lesen der Geschichte musste ich an Das Parfüm denken, ich frage mich, ob du das beim Schreiben auch im Hinterkopf hattest. So wie Grenouille die Menschen mit seinen Gerüchen betört, so macht es Toni mit seiner Musik, und diese Musik muss ja durchaus etwas Besonderes sein, wenn die Leute im Anschluss an die Konzerte auf die Bühne rennen und sich in den Buckel krallen, als wollten sie davon ein Stück abhaben (finde die Stelle gerade im Text nicht, aber das hat mich stark an die Schlussszene von Süsskinds Roman erinnert). Das sind starke Stellen finde ich, da hätte ich mir noch eine detailliertere Beschreibung dieser Faszination gewünscht, die Tonis Musik auf die Zuhörer ausübt, und ihre Reaktion darauf.

Ne, Süskind hatte ich nicht im Kopf, hab das "Parfüm" wie gesagt zwar gelesen, aber vor vielen vielen Jahren.
Was mich gefreut hat, das war, dass es mir gelungen ist, die Faszination von Tonis Gesang so ein bisschen entstehen zu lassen.
Es ist eine sehr gute Idee, da noch mal eine Schippe draufzulegen. Fan zu sein und die Faszination von Leuten, auf einer Bühne zu stehen und das berühmte Bad in der Menge zu nehmen, beides hat mich schon immer im höchsten Maß gewundert. Als ich dann die Idee zu Toni hatte, hat mich das auch nicht mehr losgelassen. Es ist schön, dass mir da so ein bissel was gelungen ist.

Die Einseitigkeit in Ritas Charakter wurde schon erwähnt, sie kommt beinahe als Klischee einer profitgeilen Managerin daher. Dazu passt dann nicht, dass sie das Abschiedskonzert besucht, da müsstest du mMn schon konsequent bleiben. (...) Überflüssig finde ich die Szene, als Rita den Erzähler an den Haaren packt und vor den Spiegel zerrt. Das sie, wie erwähnt, eine Frau ist, die für den Erfolg über Leichen geht, ist an der Stelle schon klar; die Szene wirkt auf mich zu plakativ, effekt-hascherisch, als wolle der Autor auch dem Leser, der es bis dahin nicht verstanden hat, klar machen, wer hier "die Böse" in der Geschichte ist.

Ja, versprochen, Ritas Charaker wird angegraut. Und du hast auch Recht, dass dann die Spiegelszene nicht mehr passt. In dieser Fassung habe ich sie an einer Stelle gebrochen sprechen lassen, eigentlich wolte ich damit ausdrücken, dass ihr die Vorhaltungen des Icherzählers doch zusetzen. Die Spiegelszene zerstört sowas wieder. Ich wollte erreichen, dass sie sich selbst zu der Unmenschlichkeit zwingt, es dadurch übertreibt. Ist mir wohl nicht gelungen. Also - da geh ich ran.

Und der Erzähler selbst? Warum arbeitet er für die Leute, wenn sie ihn so anwidern? Was ist seine Motivation? Und warum hilft er am Ende Toni?

Was den ersten Teil betrifft, dachte ich, ich hätte das nachvollziehbar gemacht. Er wollte gerne in der Musikszene arbeiten, hat bei diesem Label eine Chance gekriegt, er ist sonst mittelmäßig, sein Streben geht aber schon in die Richtung, dass er ein bisschen mehr scheinen möchte, ein bisschen bunter sein, als er es tatsächlich ist. Zum anderen ist er spielsüchtig und braucht Geld. Seine Motive überhaupt mitzumachen, die sind mMn also schon nachvollziehbar. Da du das anmerkst, betone ich es vielleicht ein bisschen deutlicher. Dann ist ja wohl was nicht angekommen. Schwieriger ist es für mich gegen Ende, beim Helfen. Da bin ich ganz unsicher geworden. Er hilft Toni, weil er Toni mag und mit seiner eigenen Käuflichkeit nicht klar kommt. Er findet sich selbst scheiße, weil er bei dem ganzen Plan mitgemacht hat, erkenntlich daran, dass er immer mehr trinkt. Und dann zu diesem Entschluss kommt, den ich natürlich dem Leser nicht auf die Nase binden wollte, es sollte ja überraschend sein. Aer bachvollziehbar soll es natürlich auch sein. Daher geben mir deine Hinweise zu denken, warum er dann selbst zum Mörder wird, das muss ich einfach nachvollziehbarer machen oder entsprehend abändern.

Es geht irgendwie alles so schnell, gerade schreibst du noch von den grossen Erfolgen, wie Toni die Massen elektrisiert - und dann, im nächsten Abschnitt, muss er plötzlich ein letztes Konzert geben, weil alles ein finanzielles Fiasko ist. Das passt nicht.

Auch das, dachte ich, käme raus, es spielt sich ja alles innerhalb innerhalb eines längeren Zeitraums ab. Und warum die Konzerte finanziell irgendwann zur Katastrophe werden, dafür hatte ich auch Gründe angegeben. Zumindest dachte ich, ich hätte dafür genügend Hinweise im Text eingebaut.
Da du findest, dass es zu schnell geht, werde ich das noch mal überdenken, weiß da aber auch noch keine echte Lösung.
Es ist mittlerweile auch ziemlich viel, was ich ändern will. Ih hoffe, da bleibt noch was übrig von der ursprünglichen Geschichte.

Die Tatsache, dass auf dem Abschiedskonzert etwas schreckliches passieren wird und vermutlich alle Zuhörer umkommen, ist dann etwas vorhersehbar. Konsequenter wäre es gewesen, dies so in die Geschichte zu verweben, dass es ohne Mithelfer geschehen kann, bspw. nur durch die Musik. Das wäre dann auch ein schöner (morbider) Höhepunkt gewesen, was die Faszination auf die Zuhörer angeht. In der jetzigen Fassung bleiben mir da einfach zu viele Fragen offen.

Das verstehe ich leider nicht ganz. Klar, es ist vorhersehbar, dass auf dem Konzert was passiert. Daher hatte ich mich wohl auch zu der letzten Wendung, dass der Icherzähler hilft und alles unter Strom gesetzt wird, hinreißen lassen. Aber wenn ich Toni hätte seine Fans "zersingen" lassen, dann hätte jeder zu Recht gesagt, wie soll das gehen. Und einfach so? Zwischendrin in irgendeinem seiner Konzerte? Das ist für mich nicht nachvollziehbar. Warum überhaupt? Oder ich raffe einfach nicht, wie du es meinst.

Ich bin dran an der Geschichte und versuche, sie besser, logischer, nachvollziehbarer von der Charakterzeichnung her stimmiger zu machen.

Wie gesagt, ich habe mich sehr gefreut über deine Hinweise, deine Anmerkungen, deine Hilfe, deinen genauen Kommentierfinger auf den Schwachstellen. Und natürlich auch für dein Lob.
Vielen lieben Dank noch einmal für alles.
Bis bald
Novak


Hallo, lieber Friedel,
das freut mich aber sehr, dass ich dich über Hölderlinpfade und tiefe Keller zu meiner Geschichte locken konnte.

Und dass du die Geschichte fein fandst und gerne gelesen hast, das fand ich schon toll.

Du hast einen Aspekt, den ich ein bisschen in die Geschichte einarbeiten wollte, die Härte der Verträge, den Zwang dazu, immer etwas Neues, Innovatives zu bringen, ganz gut erfasst. Wenn man sich die Verträge anschaut, mit denen manche junge Bands geködert werden, das ist schon heftig. Oder den Weg, den viele Künstler irgendann nehmen.
Ja, das hat mich schon immer interessiert. Und auch die Faszination, die bestimte Künstler ausüben, die Begeisterung von Fans. Von daher hat mir das Schreiben der Geschichte ziemlich viel Spaß gemacht, obwohl ich an einigen Stellen wohl über das Ziel hinausgeschossen bin.

Total gefreut habe ich mich auch, dass du ähnlich musikbegeistert zu sein scheinst wie ich - witzig fand ich, dass du auf Gene Vincent und Link Wray kommst. Ich hatte gar nicht an die gedacht, aber es hat Spaß gemacht, zu hören, was so ein Toni für Assoziationen weckt.

Dass ich die Adjektive noch mal zähle und mindestes ein Drittel abserviere, das hatte ich schon versprochen.:D

Ja, das Rheuma, ich hatte mich schon gewundert, dass nicht schon vorher jenand darüber geschrieben hat. Kann auch sein, dass ich die Erwähnung von Rheuma besser weglassen sollte, denn ich kann nicht erwarten, dass man alle Facetten rheumatischerKrankheiten kennt. Ich dachte nicht an die übliche Arthrose, die auch zum Rheuma zählt, die eben auch die Daumengelenke zerstören kann, dann ist natürlich kein Gitarrenspiel mehr möglich. Genauso wenig bei Arthritis oder gar Polyarthritis. Jetzt will ich aber auch nicht sämtliche dieser Erkrankungen aufzählen, an die ich nicht dachte. Es war eine ganz bestimmte Erkrankung, den Morbus Bechterew, die sich hauptsächlich auf den Rücken bezieht, und die den Kranken verkrüppelt, Vorbild für Toni ist jemand, den ich früher kannte, der sich äußerlich sehr verändert hatte durch diese Krankheit.

Was mich sehr überrascht hat, das ist, dass ich tatsächlich die Anführungszeichen falsch gesetzt hab und zwar speziell in dieser Geschichte. Was will mir das sagen? Ich fand das besonders peinlich, weil ich es eigentlich ganz genau weiß und im Gegenteil bei anderen schon mehrfach angemerkt hab. Schluck!!! Und eine neue Novak-Regel ist es ganz sicher nicht, vielleicht ein Schreibfehler?:confused:
Ne, ich hab echt keine Ahnung, wie das passieren konnte, vor allem dachte ich, he, der Friedrichard, der soll mal genau gucken, ich mach doch sowas nicht, und dann stelle ich beschämt fest, dass du tatsächlich Recht hast. Ich habe keine Ahnung, welcher Teufel mich da geritten hat, bin aber ausgesprochen dankbar für deinen Hinweis.

Deine anderen Anmerkungen werden größtenteils übernommen, also das fehlende Komma und die geschlossene Tür. Bei dem Dativ/Akkusativpunkt bin ich noch unsicher, wie es für mich besser klingt.
Ich bau alles ein, wenn ich die Geschichte sowieso umbaue. Ich bin inhaltlich immer noch ziemlich im Unreinen und weiß nicht genau, wie sich das entwickelt.
Ich dank dir sehr für deine Hilfe.
Bis denn Novak

Liebe Feirefiz,
danke für deinen Nachtrag, jetzt habe ich verstanden, warum du längere Zitate aus Songs nicht gut findest. Die Zombie- und Johnny Depp-Beispiele haben es sehr wirkungsvoll erklärt.
Witzig an deiner Antwort fand ich, dass du mir unbeabsichtigt noch gleich die Erklärung dafür mitgeliefert hast, warum die genaue Beschreibung von Zombies und ihrer fressenden Untaten in Zombiegeschichten oft so unfreiwillig komisch wird. Ich hatte dieses Thema bei einem Kommentar zu einer Horrorgeschichte am Wickel. Ja, jetzt ist es klar. Als ich die Textstellen noch mal durchgelesen habe, merkte ich außerdem, dass ich nur wenig ändern muss und der Inhalt ist dennoch eingebaut.

Auf dein Angebot, dir die Überarbeitung noch mal anzuschauen, komm ich auf jeden Fall zurück. Das ist mir sehr sehr wichtig, ich habe mich sehr gefreut, dass du das geschrieben hast, denn ich finde, dass ich mittlerweile geistig an so vielen Punkten ansetze, da werde ich ein bisschen unsicher, ob ich nicht auch viele schöne Sache aus der Geschichte rausschmeiße. Von daher bin ich superfroh über das nochmal Draufschau-Angebot.


Vielen Dank noch mal an alle, jetzt gehts ans Überarbeiten, aber eine gewisse Zeit werde ich noch brauchen

Bis die Tage
Novak

# # #

Hallo an euch vielleicht Interessierten,
ich habe "fuckin special" überarbeitet, es ist ganz schön anders geworden, was mich im Verlauf der Arbeit arg irritiert hatte. Ich bin mir nun sehr unsicher, welche denn nun besser ist, die alte oder die neue Fassung. Darf/kann ich die alte Geschichte als Spoiler mit Link irgendwie drunter setzen? Darf man das?
Also vor allem im TDS?
Danke für die Antwort.
Liebe Grüße
Novak

 

Verflucht nochmal,

liebe Novak,

jetzt habe ich Tölpel die ganze Geschichte nochmals gelesen und mich gewundert, weshalb mir entgegen deinen Worten, sie sei ganz schön anders geworden, nur eine mir signifikante Änderung auffiel. Da las ich am Schluss, dass das letzte Änderungsdatum am 4. 02. war.

Darf/kann ich die alte Geschichte als Spoiler mit Link irgendwie drunter setzen? Darf man das?
Also vor allem im TDS?

Ich will ja den Mods und der Rechtsgelehrten nicht dreinreden, aber nach meiner bisherigen Beobachtung und Interpretation steht dem nichts im Wege. Wobei das deutsche Wettbewerbsrecht so gestaltet sein dürfte, dass der Beitrag gültig ist, welcher am Tag der Aktivierung der Stimmabgaben (Stichtag) ordentlich als Geschichte publiziert ist. Was unter Kommentare steht, ist gleichgültig und zählt nicht.

Gegen allfällige Unkenrufe wie, Wankelmut dein Name sei Weib, würde ich aber prophylaktisch schon Verleumdungsklage androhen, wegen demagogischen Demanzipationsverruf. Ich verwahre mich auch dagegen, solche Worte könnten von mir stammen, es ist eine alte bösartige Redensart.

Wenn dann ein Änderungsvermerk aufscheint, der auch meiner Gutgläubigkeit gerecht wird, werde ich dann in die dritte Lesung eintreten. Glücklicherweise ist dies ja vor dem 1. April. Bis dahin werde ich nun schweigen.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Hallo,

das Ding ist, dass hier auf kg.de nur eine Version einer Geschichte stehen soll, deswegen sollte sich schon entschieden werden. Hab das mit Novak aber auch bereits per PN geklärt.

Viele Grüße,
Maeuser

 

Hallo
und vor allem dir, lieber Anakreon,
nein, der Tölpel bin ich, das war wirklich missverständlich von mir gemacht. Wenn du hier in der Nähe wohnen würdest, bekämst du jetzt sofort ein großes, fettes Entschuldigungs-Weißbier oder was immer du trinken möchtest. So muss es ein Internetbier bleiben.

Zur Korrektur:

Sie hat sehr lange gedauert, weil sich durch die Änderung der Charaktere die ganze Geschichte verändert hat. Sie ist länger geworden, aber das ist bei weitem nicht das einzige. Das alles hat mich ganz schön verunsichert. Aber ich wollte es auch unbedingt probieren.
Jedenfalls würde ich mich über Rückmeldungen sehr freuen.
Bis denn
Novak

 

Liebe Novak

Danke für den Rosé, den ich zum Abendessen auf deine Order kostete. :D Der Wankelmut-Scherz ist anscheinend doch nicht in die falsche Kehle geraten, wie ich hinterher beinah befürchtete. :shy: Doch nun zum Wesentlichen, der Neufassung deines Textes.

Der Einstieg dünkt mich direkter, das atmosphärische der Kneipe kommt kürzer weg, wenn mich meine Subjektivität nun nicht täuscht. Dies kann ein Vorteil für diese Geschichte sein, da es so ohne Ablenkung das Kernobjekt in den Fokus stellt.

Wenn das geschah und sich gar mit dem Refrain des Liedes traf, dann kreischte die Menge noch lauter auf, gierig, sich darüber ereifernd, dass es ein echter, schäbiger Krüppel war, der ein Lied über einen abstoßenden Freak sang, der sich Schönheit wünschte.

Hier hatte ich ungewollt Victor Hugos Figur, Quasimodo, vor Augen. Von den Gegebenheiten her völlig abwegig, doch boten mir die körperliche Deformation und Hässlichkeit verbunden mit dem Verlangen nach einer schönen Frau eine assoziative Verwandtschaft.

Meine Organe sind von Tabletten zerfressen. Für einen wie mich brennt das verdammte, beschissene Jetzt. Ich will, dass es zu Ende geht.“ Er schnaubte verächtlich.

Ich denke, dies ist auch neu. Es fügt sich sehr realistisch in seine geschundene Rolle ein, den Überdruss an seinem Leiden trefflich ausdrückend.

Aus dem hässlichen, kranken Mann war eine Ikone des Grauens geworden, bei deren Anblick die Fans vor Entzücken aufschrien.

Hier schaffte ich es nicht so recht, mir dieses Grauen lebendig und plastisch abzurufen. Vielleicht scheitere ich daran, da es mir inzwischen zu vertraut ist. Doch im weiteren Kontext, der Beschreibung seiner Stimme, des Mobs die danach gieren ihn zu berühren, nahm es mir wieder Gestalt an.

Dann drehte ich mich um, drückte mit aller Kraft gegen die Tür und die Leiber, die nach draußen wollten vor Angst, dass man auch mich einholen könnte.

Hier fehlt mir nach wollten ein Komma, da ich die formulierte Angst dem Prot. zurechne.

Nun also zum Fazit. Du hast starke Schnitte vorgenommen, es wirkt mir thematisch konzentrierter, ganz auf die Zerstörung des menschlichen Körpers ausgerichtet und damit auf das TdS zugeschnittener. Der Schluss scheint mir in dieser Form realistischer und dadurch auch erschreckender. Was für meinen subjektiven Geschmack etwas auf der Strecke blieb, ist die Atmosphäre dieser Musik-Szene. Doch dies ist der Preis einer KG, dass sie inhaltlich auf den Kern fokussiert ist.
Was mir hier, wie auch bei den anderen saisonalen Themenbeiträgen aufgefallen ist, das Grauen kommt trotz seiner schrecklichen Ausartungen subtiler zum Tragen, als es im Horror-Genre ansonsten für mein Empfinden zumeist mitschwingt. Ich rechne dies dem vorgegebenen Thema zu, die Herausforderung den menschlichen Körper als Missbildung o. ä. aufleben zu lassen, was die ungehemmte Fantasie vielleicht etwas distanziert und hemmt.

Ich bin mir nun sehr unsicher, welche denn nun besser ist, die alte oder die neue Fassung.

Diese Frage hattest du im vorgehenden Komm. gestellt. Ich denke, in dieser Formulierung lässt es sich nicht beantworten, sie haben beide ihre Besonderheit. Die „alte“ gefällt mir als Geschichte vom Atmosphärischen her besser, die „neue“ ist mir unter dem Vorzeichen „Human Body Horror“ aber bestechender. Ich bin mir bewusst, dass es einzig einem salomonischen Urteil entspricht, die Entscheidung des Lebensrechts an die Schöpferin zurückzuweisen. Aber letztlich finde ich, Autoren sollten zu ihrem Werk stets selbst das letzte massgebende Wort wahrnehmen, ungeachtet einer allfällig tobenden Kritik.

Ich war gespannt auf die Neufassung, wie du die Klippen umschiffen wirst. Ich kann sagen, dass ich es auch in dieser Ausgestaltung sehr gerne gelesen habe. Wie stets, entspricht dies nur meiner bescheidenen Lesermeinung.

Schöne Grüsse

Anakreon

 

Doch die Läufe waren so virtuos gespielt, dass sich die Töne wie die Glieder einer kostbaren Kette um die Melodie seiner Stimme wanden, sie betonten, dann verließen und nach einer Kaskade von Improvisationen erneut berührten
wow ... abartig geile Beschreibung!

Hallo Novak,

ich habe Deine Geschichte eben zum ersten Mal gelesen, kenne also nur die überarbeitete Version. Darum kann ich Dir nicht mit einem relativierenden Urteil dienen, aber dafür geh ich ganz frisch ran. Das ist ja auch nicht verkehrt, vor allem, weil die anderen sich sicher noch zur Überarbeitung äußern werden.

Erst einmal: Sehr kuhl, ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und konnte mir alles ohne Mühe bildlich vorstellen. (Hab auch zwei- oder dreimal das Gesicht verzogen vor Unglauben-Entsetzen-Ekel.)
Gute Story, klasse geschrieben!

Ein paar Dinge, über die ich gestolpert bin im Folgenden:

Er spielte mit ihnen, als wären auch sie mit Saiten bespannt.
Schöne Beobachtung!

Die Nähe entzauberte den mystischen Freak der Bühne und ließ einen kleinen, von Krankheiten und einem Unfall entstellten Mann zurück.
Hier wirkte es auf mich etwas übertrieben (effektheischerisch) Krankheiten und Unfall mit reinzubringen. Im Folgenden wird das alles dann klarer und auch logisch. An dieser Stelle würde ich vielleicht (aber das ist meine subjektive Meinung) erst mal nur von Krankheit oder Unfall sprechen.

Für einen wie mich brennt das verdammte, beschissene Jetzt.
Geiler Satz!

Ich blieb zurück und schaute auf das Plakat an der Wand.
Du hattest vorher bereits erwähnt dass das Plakat an der Wand hing, darum wirkt das hier wie eine Wiederholung. Die Wand vielleicht einfach weglassen?

Als ich seinen Blick sah, wusste ich, dass er die Zeichnung gesehen hatte.
Als ich ihn das nächste Mal sah, spielte er mit einer großen Band.
Hier sammelt sich das Sehen ein wenig zu auffällig.

Sie nährte sie sich an den Auszeichnungen, mit denen sie und ihr Geschöpf überschüttet wurden.
Hier ist beim Satz umstellen irgendwas durch die Kontrolle geschlüpft.

Diese Leute“, wies er auf die auf die Stuhlreihen, „haben mir alles genommen.“
Das hast Du übersehen.

Dann rannte ich weiter, ließ die Halle hinter mir, entkam der Panik und den schreienden Menschen, die sich gegenseitig tottrampelten. Auf dem Parkplatz, irgendwo hinter einem Auto, sank ich auf die Knie und hielt mich selbst umarmt, wie um mich zu trösten - während hinter den Mauern die Leiber der Menschen, die ich kannte, zerstampft wurden von der Wut der Menge.
Den Schluss finde ich gut, vor allem, dass er tatsächlich erst noch die Tür zuhält, bevor er flieht. Sehr schön! Muhahaha ...
Was ich hier fett gemacht habe, erscheint mir wie eine unnötige Dopplung. Man kann sich die Panik und das Elend in der Konzerthalle sehr gut vorstellen durch Deine vorherigen Beschreibungen. Hier würde ich es darum bei einem kleinen Hinweis belassen und eine der beiden fett markierten Passagen weglassen.


So, das wars auch schon was mir aufgefallen ist.

Sehr gerne gelesen und geekelt (vor Rita natürlich, nicht vor Toni - auch wenn Du ihn ganz schön übel zusammengerichtet hast mit den Piercings und Tatoos ...)

Viele Grüße
elisabeth

 

Hallo Novak,

na, da ist Rita jetzt zumindest mal zweidimensional geworden :D Ja, will sagen, sie ist nicht mehr ganz schwarz sondern hat so den Komplexitaetsgrad von Figuren in einem durchschnittlichen Kriminalroman. Sie ist boese, hat aber einen einzigen, eindeutigen Grund dafuer. Fuer so ganz hochliterarische Dreidimensionalitaet, mit Widerspruechen und Verworfenheiten, ueber die man etwas laenger nachdenken muesste, reicht es noch nicht. Also die Frage, warum macht sie das?, kann man mit einem Satz erklaeren und jeder Leser kaeme auch mit der gleichen Erklaerung daher. Das macht der Text ganz eindeutig.
Aber besser als vorher ist es allemal. Du koennstest diesen Erklaerungsansatz aber noch etwas weiter ausbauen. Zum Beispiel ist eine Frau, die so auf Erfolg angewiesen ist wie Rita bestimmt nicht so entspannt und siegessicher. Du koenntest ihre Angst und den Druck unter dem sie steht schon in der ersten Kneipenszene einbringen. Nicht so im Dialog ausgesprochen, sondern etwas subtiler. Und dann faende ich es auch gut, wenn sie sich im Laufe der Geschichte veraendern wuerde, durch ihren Kontakt mit dem Freak - vielleicht sogar ausserlich, dass seine Haesslichkeit auf sie abfaerbt, oder noch schoener macht. Und vielleicht fasziniert er sie ja doch - weil er etwas hat, etwas Besonderes an sich selbst, anders als sie, die nur mit dem Talent anderer arbeitet.
Mir scheint auch, Du hast am Freak-Charakter noch gearbeitet. Jetzt ist es nicht nur Rita, die er will, sondern auch den Ruhm. Das macht ihn etwas ambivalenter - im positiven Sinne. Vor allem kommt er mir zum Schluss ziemlich scheinheilig vor, als er sich da als ausgebeutetes Opfer hinstellt. Er kannte ja die Konditionen, wusste, dass er sich mit dem Vertrag nur ein kurzes Glueck kaufen kann. Wenn man da auch noch nen Wandel drin haette, vom bescheidenen Kuenstler, der damit zufrieden ist, fuer eine absehbar kurze Zeit Erfolg zu haben, zu einem aufmerksamkeitshungrigen Star, der dann doch nicht mit dem Ende klarkommt, das waer schon was. Das waere faustisch.
Die Nils Motivation hast Du auch deutlicher gemacht. Ueberhaupt faellt mir auf, dass in diesem Text die Motivation der Figuren immer explizit ausgesprochen wird. Deshalb tut der so! Das koennte fuer meinen Geschmack alles ein bisschen subtiler sein.

Das Ende verwirrt mich. Ich dachte der Freak singt sie einfach alle tot. Das waere mir ein schoenes Ende und horrorgemaess. Tod durch Massengetrampel und Totschlag ist mir viel zu naturalistisch. Auch diese Rede, die er da haelt, muss die da sein? Er hat doch genug Grund sein geiferndes Publikum und sein Management totzusingen. Was labert der da? Fuer wen? Der Leser braucht's gewiss nicht.
Und auch das Nils da aus Angst fluechtet. Ich faend's viel besser, wenn er sie da absichtlich drin einsperrt und sterben laesst. Damit er sich mit ihnen von seiner Schuld reinigen kann. Damit es einfach vorbei ist.
Ganz unabhaengig davon ist aber dieser letzte Absatz ueberfluessig:

Dann rannte ich weiter, ließ die Halle hinter mir, entkam der Panik und den schreienden Menschen, die sich gegenseitig tottrampelten. Auf dem Parkplatz, irgendwo hinter einem Auto, sank ich auf die Knie und hielt mich selbst umarmt, wie um mich zu trösten - während hinter den Mauern die Leiber der Menschen, die ich kannte, zerstampft wurden von der Wut der Menge.
Ich werde die Tage vielleicht noch einmal mit dem ganz spitzen Bleistift durch den Text gehen. Du koenntest an vielen Stellen deutlich knapper sein. Du hast auch oftmals Wortwiederholungen drin.

Also das hoert sich jetzt vielleicht nicht so begeistert an, aber ich finde der Text, der mir ja vorher schon gefallen hat, hat durch die Bearbeitung schon gewonnen. Nur bin ich eben kein Fan von so eindeutigen Motiven, die da auch noch ganz offensichtlich in den Zeilen stehen.

lg,
fiz

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo erst mal an euch alle und vielen Dank fürs zweite oder auch erste Lesen und Kommentieren,

Und lieber Anakreon,
ich hoffe, dein Rosechen hat dir geschmeckt.

Der Wankelmut-Scherz ist anscheinend doch nicht in die falsche Kehle geraten, wie ich hinterher beinah befürchtete.

Aber neee doch, erstens: so schnell bin ich sowieso nicht beleidigt, zweitens: ein bisschen Groll-Witz muss man schon mal abkönnen, wenn man sich dusslig angestellt hat. Und das hatte ich aus Versehen.
Gestehen muss ich aber auch, dass ich, ein bisschen lachen musste über die Situation. Irgendwie war es nämlich absurd, dass ich ausgerechnet bei dem Versuch nur ja alles richtig zu machen, eine Kür in Dussligkeit hinlege. Ich wäre an deiner Stelle nach meinem Post auch davon ausgegegangen, dass bereits die neue Version drinsteht. Naja - und ausgerechnet dich hats getroffen.
Zu deinem Kommentar:

Ich fand das sehr interessant, wie die Neufassung bei dir angekommen ist.

Du hast starke Schnitte vorgenommen, es wirkt mir thematisch konzentrierter, ganz auf die Zerstörung des menschlichen Körpers ausgerichtet und damit auf das TdS zugeschnittener.

und:

Was für meinen subjektiven Geschmack etwas auf der Strecke blieb, ist die Atmosphäre dieser Musik-Szene. Doch dies ist der Preis einer KG, dass sie inhaltlich auf den Kern fokussiert ist.

Ich bin verblüfft über die Wirkung der Überarbeitung, das Eigenartige ist nämlich, dass ich bei der Zerstörung des Körpers mich jetzt zurückgenommen habe und an den Musikszenen nichts geändert habe. Nur noch etwas dazugeschrieben. Die Stelle, als er auf den Armen der Fans liegt.
In der ersten Fassung habe ich dem armen Toni noch die Beine "abgesäbelt".
Was mich an dieser Wirkung beruhigt, das ist, dass die körperlichen Veränderungen Tonis dann doch "grausig" genug erscheinen, auch wenn ich ihm nicht mehr so martialisch zu Leibe gerückt bin wie vorher. Dass die Musikszenen nicht mehr die Atmosphäre entfalten, das ist schade. Da hatte ich mir eigentlich große Mühe gegeben und wollte die Eigenart seiner Stimme möglichst anschaulich beschreiben.

Hier hatte ich ungewollt Victor Hugos Figur, Quasimodo, vor Augen. Von den Gegebenheiten her völlig abwegig, doch boten mir die körperliche Deformation und Hässlichkeit verbunden mit dem Verlangen nach einer schönen Frau eine assoziative Verwandtschaft.

Stimmt, ich hatte ihn zwar nicht vor Augen, aber man kann die Assoziation bekommen. Ich glaube es ist einfach ein beliebtes Motiv: die Schöne und das Biest. Das Lied von Radiohead, das mich sozusagen inspiriert hat, spielt ja auch mit dieser Idee, auch wenn der Creep des Liedes nicht bucklig ist.


Aus dem hässlichen, kranken Mann war eine Ikone des Grauens geworden, bei deren Anblick die Fans vor Entzücken aufschrien.
Hier schaffte ich es nicht so recht, mir dieses Grauen lebendig und plastisch abzurufen. Vielleicht scheitere ich daran, da es mir inzwischen zu vertraut ist. Doch im weiteren Kontext, der Beschreibung seiner Stimme, des Mobs die danach gieren ihn zu berühren, nahm es mir wieder Gestalt an.

Ja, da sprichst du einen Punkt an, der mir selbst aufgefallen war. In der Fassung vorher stand das auch schon, aber da steht der Leser auch noch unter dem Eindruck, dass Toni an beiden Beinen amputiert ist, und da wird Ikone des Grauens nachvollziehbar. Hier sind es nur noch die Tattoos. Ich werde mir das noch mal überlegen.
Aber letztlich finde ich, Autoren sollten zu ihrem Werk stets selbst das letzte massgebende Wort wahrnehmen, ungeachtet einer allfällig tobenden Kritik.

Ja, da hast du völlig Recht. Das stimmt. Der Weg, das zu finden, was für die eigene Geschichte stimmig ist und an Kritik übernommen und überarbeitet werden sollte, der kann tatsächlich steinig sein. Ich bin noch auf diesem Weg, aber es ist auch sehr spannend. Was ich mit dem Kommentar erreichen wollte, das ist eine unumwundene Lesermeinung, mit der ich etwas anfangen kann, um mir selbst ein Bild zu machen, die habe ich von dir bekommen, und dafür danke ich dir.

Ganz liebe Grüße wie immer und einen leckeren Rose wünscht dir Novak

Liebe Elisabeth,

ich fand es sehr schön, dass du die Geschichte gelesen und kommentiert hast, habe ich doch nun das Gefühl, dass die Geschichte, obwohl ich sie ganz schön abgemildert hatte, doch noch spannend ist. Von daher war dieser Eindruck hier

Erst einmal: Sehr kuhl, ich bin voll in die Geschichte eingetaucht und konnte mir alles ohne Mühe bildlich vorstellen. (Hab auch zwei- oder dreimal das Gesicht verzogen vor Unglauben-Entsetzen-Ekel.)
Gute Story, klasse geschrieben!

für mich erst mal eine große Entlastung, ich hatte nämlich wirklich die Befürchtung, dass meine story nach der Überarbeitung nicht mehr gruselig genug ist.

Sehr gefreut habe ich mich auch über die von dir zitierten Stellen, die mir deiner Mn gut gelungen sind. Ich mache das bei anderen Autoren auch oft, dass ich solche Stellen nenne, man bekommt einfach dadurch einen besseren Eindruck, wie die Bilder, die man sich da ausdenkt, beschaffen sein müssen, um innerhalb einer Geschichte eine besondere Wirkung zu entfalten. Und wer hört so was nicht gerne?

wow ... abartig geile Beschreibung!

:)

Und ganz genauso habe ich mich über deine Kürzungsvorschläge gefreut.
Ich habe da mittlerweile einfach den Überblick verloren, wo etwas gedoppelt ist. Ich sehe das im Moment nicht mehr. Normalerweise würde man die Geschichte jetzt einfach mal für zwei Wochen weglegen und Rad fahren, dann sieht man die redundanten Stellen wieder, aber leider habe ich dazu im Moment nicht die Zeit und die Muße. Von daher bin ich dir für deine Hinweise echt dankbar.

Ich denke, ich kann sie alle nachvollziehen, auch der Satz
"von Unfall und Krankheiten entstellt .." - ja, der war mir beim Korrekturlesen auch aufgefallen, ich will da wohl schon sämtlich Infos über Toni unterbringen. Und das wirkt vielleicht etwas eigenartig, dir kams effektheischerisch vor, so war es überhaupt nicht gemeint, sondern ich wollte frühzeitig erklären - und das ist schief gegangen. Das werde ich also umschreiben.

Vielen lieben Dank noch mal für deine Rückmeldung, deine Kritik, deine Hilfe und dein Lob.

Lieben Gruß Novak


Und hallo Feirefiz,

ja du gute Güte, so langsam merke ich so richtig, was das große Plus deiner Geschichten ist und mir so gut gefällt - außer deiner sehr sinnlichen, anschaulichen Schreibweise. Ich merke es an den Überarbeitungsvorschlägen, die du machst.

Aber vorweg erst einmal: vielen Dank, dass du so sehr mit in die Charaktere gehst und dir Überlegungen machst, wie sie noch ausgestaltet und differenziert werden könnten. Wahnsinn. Man hätte ja auch einfach schreiben können, ja, besser als vorher, spannend auch noch, hätte man aber mehr rausholen können. Letzteres natürlich nur als ganz lapidarer Hinweis. Sowas habe ich schon oft bei anderen (zum Glück noch nie bei mir) lesen können und mir dann gedacht, na, was fängt der arme Kerl von Autor damit jetzt an? Es ist einfach nur richtig gut für mich, dass du dir diese Mühe gibst.
Und natürlcih binich dir wahnsinnig dankbar dafür.

Übrigens auch dafür:

Ich werde die Tage vielleicht noch einmal mit dem ganz spitzen Bleistift durch den Text gehen. Du koenntest an vielen Stellen deutlich knapper sein. Du hast auch oftmals Wortwiederholungen drin.

Wie ich schon an elisabeth schrieb, habe ich mittlerweile den Überblick verloren. Ich finde selbst, dass es Füllsel und Doppelmoppels gibt, ich habe sogar schon über die Streichung einer ganzen Szene nachgedacht. Aber ich habe momentan nicht mehr die Distanz dazu. Von daher, wäre geil, würde ich gerne annehmen.

Zu deinen inhaltlichen Kommentaren, Vorschlägen bzw. Erweiterungen:

na, da ist Rita jetzt zumindest mal zweidimensional geworden Ja, will sagen, sie ist nicht mehr ganz schwarz sondern hat so den Komplexitaetsgrad von Figuren in einem durchschnittlichen Kriminalroman. Sie ist boese, hat aber einen einzigen, eindeutigen Grund dafuer.

Dass eine Figur EINEN Grund hat, das kann es nicht sein, was das Zweidimensionale nun ausmacht. Denn den EINEN Grund hatte die Rita der ersten Fassung ebenso: Erfolg in der Konkurrenz des Musikbusiness, und dafür gehen beide Ritas über so einiges. Die alte Rita völlig skrupellos. Die neue Rita hat noch ein paar Ideale zu ihrem Job, von denen sie sich noch nicht immer so ganz verabschiedet hat, und sie muss sich über ein paar Skrupel hinwegarbeiten. Ich wollte die neue Rita nicht als eine mit einem Grund versorgte, fiese Karrierefrau zeichnen, sondern als eine, die auch mal anders drauf war und die sich diese Träume nun um des Erfolges willen verboten hat, sie scheinen nur ab und an noch auf. Dann aber setzt sie sich durch und macht ihr Ding - ohne Skrupel. Ich denke, dass das im Text zumindest vorkommt. Ich weiß aber nicht, ob diese Idee wirklich spürbar geworden ist und nur noch nicht ausreicht, um ihren Charakter etwas vielfältiger zu zeichnen. Oder ob du mit Mehrdimensionalität etwas anderes meinst.
Witzig fand ich übrigens, dass ein Freund, der die neue Geschichte gegengelesen hat, sich ähnlich ausgedrückt hat. Er sagte: "Ok, Rita ist grauer geworden, nicht mehr so schwarz. Aber von Vielschichtigkeit kann man nicht sprechen". Dann sprachen wir darüber, was das eigentlich ist, Vielschichtigkeit, man könnte auch sagen Mehrdimensionalität, und waren uns beide darüber einig, dass sowas in einer Kurzgeschichte sehr schwer, bis gar nicht herstellbar ist.
Durch deinen Hinweis kriege ich eine ganz leichte Vorstellung davon, wie so etwas doch möglich ist, aber ich bin mir nicht wirklich sicher. Deshalb frage ich einfach mal: Meinst du sowas wie, dass man ihrer Körpersprache anmerkt, dass sie den Erfolg braucht und sie sich dessen nicht ununterbrochen so sicher ist, wie sie tut? Sie Unsicherheiten empfindet, die sie kaschiert? Dass also unter der glatten Karriereweiboberfläche etwas ganz anderes abläuft? Was ihr selbst gar nicht klar ist? Was sie dann natürlich nicht so platt dahinsagen darf, sondern es muss als etwas spürbar sein, was sie selbst nicht haben will oder ihr nicht bewusst ist. Mir fällt da leider nur die Körpersprache ein, und es muss zudem etwas sein , was der Icherzähler wahrnimmt, ohne es richtig zu interpretieren und direkt auszuplaudern.

Ich wollte meiner Version von "Grauheit" herstellen durch die folgenden Textstellen:

"Toni blickte sie an, dann mich, dann zog er die Hand weg. Über sein Gesicht lief ein Zittern. In Ritas Augen zuckte es kurz, dann lächelte sie breit und fasste ihn an der Schulter."

und

"Rita blickte nach unten, sie sah müde aus. „Was weißt du schon von mir“, sagte sie, drehte sich um und sah auf das Plakat an meiner Wand, ein Bild von einer Grammy-Verleihung. (...)
Sie blickte noch einmal auf das Plakat an der Wand und straffte die Schultern, ihre Stimme wurde lauter"

Jedenfalls bin ich mir mit dir darüber einig, dass es spannend wäre, Rita noch zu einem größeren Quäntchen Grau zu verhelfen. Von Dreidimensionalität mag ich gar nicht sprechen. Ich denke, du merkst an meinem Geschreibsel ohnehin schon, dass ich mich da ganz schön unsicher fühle, zu beurteilen, wie man so was überhaupt hinkriegt.
Ja, es ist schon ein ganz schöner Unterschied, nur etwas zu lesen oder es zu analysieren und zu beurteilen, warum man es gut gefunden hat.Und dann auch noch es selbst schriftstellerisch hinzukriegen, schwierig.

Auch die Idee, Rita zu verändern, gefällt mir sehr gut. Ich finde es deswegen, weil es den Kontrast Schönheit/Hässlichkeit, in dem ich mich ja die ganze Zeit tummele, weiterspinnt. Nicht nur bei Toni, sondern nun auch bei Rita. Wie ich es allerdings ausgestalte. Noch keine Ahnung. Übrigens passt es auch im umgedrehten Sinne zum TDS.

Mir scheint auch, Du hast am Freak-Charakter noch gearbeitet. Jetzt ist es nicht nur Rita, die er will, sondern auch den Ruhm. Das macht ihn etwas ambivalenter - im positiven Sinne. Vor allem kommt er mir zum Schluss ziemlich scheinheilig vor, als er sich da als ausgebeutetes Opfer hinstellt. Er kannte ja die Konditionen, wusste, dass er sich mit dem Vertrag nur ein kurzes Glueck kaufen kann. Wenn man da auch noch nen Wandel drin haette, vom bescheidenen Kuenstler, der damit zufrieden ist, fuer eine absehbar kurze Zeit Erfolg zu haben, zu einem aufmerksamkeitshungrigen Star, der dann doch nicht mit dem Ende klarkommt, das waer schon was.

Ja das habe ich gemacht, am Freak-Charakter gearbeitet. Wenn man genau liest, ist es zum Schluss nicht mehr die Frau, die er will, sondern das Bad in der Menge. Insofern sollte er natürlich ein wenig scheinheiliger und ambivalenter wirken. Das hat man dann zum Glück ein bisschen merken können. Deine Idee, seinen Wandel vom kleinen verwachsenen Mann auf der Bühne, der sich noch fortwünscht aus der Kneipe und weg von der Menge hin zum anerkennungssüchtgen Star, der in der Menge badet, zu betonen, finde ich eine gute Idee.

Beides hinzukriegen, da muss ich aber sagen: AUWEIA und KREISCH und HILFE. Ich sehe dich schon grinsen, wegen diesem koketten Gejammer. Soll auch nur heißen. Scheiße, keine Ahnung, wie man so was gut macht.
Aber ich finde es interessant es zu probieren. Wenns schief geht, Schlamm drüber, geht ja schließlich nur um ne Geschichte und nicht um ´ne Doktorarbeit!

Aber, wenn du etwas weißt, was für so ein Unterfangen wichtig ist, bitte gib mir einen Hinweis, vielleicht einen Tipp zu einer Geschichte, wo eine mehrdimensionale Charakterzeichnung gelungen ist, ohne dass ich die Figuren das immer so ausplaudern lasse, wie ich das wohl mache. Das wäre einfach gerade super hilfreich.

Was ich nicht richtig finde, das ist deine Idee mit dem Zersingen. Vielleicht horrormäßiger, aber das wäre mir an der Stelle egal.
Es wäre für mich ein logischer Bruch in der Entwicklung - wieso sollte Toni diejenigen zerstören, von denen er getragen werden will? Er will kein Massensterben der Fans. Er leidet ja gar nicht mehr unter ihnen. Er benutzt die Fans, klar, dabei gehen auch einige drauf, aber er will sie benutzen, nicht zerstören. Zerstören will er die Leute aus dem label. Von daher brauche ich auch seine Rede. Vielleicht kann sie weniger pathetisch sein. Aber ich will sein Motiv haben. Die Leute aus dem Label schneiden ihn von seinem endlich gefundenen Engel, dm Erfolg beim Publikum, ab. Und das kann er nicht verzeihen.

Auch warum Nils nicht die Tür aus Angst versperrt und dann flüchtet, sondern sie extra einsperren sollte, das leuchtet mir nicht ein. Warum sollte er das tun? Er teilt die Gründe und Motive des Labels, er möchte gerne nur nicht ganz so hart sein gegenüber einem Mann wie Toni. Und weil er ein Spieler ist und feige, knickt er ein mit seinen Motiven.
Was meinst du mit der Idee "von seiner Schuld reinigen". Ja, er findet selbst, dass er schuld hat, aber doch nicht so, dass er das Label zerstören würde.
Ja, das war in der ersten Fassung so ein Clou, dass Nils Toni hilft. Um den ist es mir richtig schade.
In der zweiten fällt das weg, es ist der Preis für Ritas graueren Charakter. Kein normaler Mensch, auch nicht ein feiger, mitleidiger Spieler, würde eine Frau, die auf der Ebene böse ist wie die zweite Rita, zerstören wollen, wenn er den Standpunkt "Erfolg für das Label" teilt.

Das heißt nicht, dass ich nicht vielleicht doch der Idee, den allerletzten Satz in die Wüste zu schicken, etwas abgewinnen kann. Aber das muss ich noch überlegen.

So, ganz schön lang geworden, aber es ließ mir keine Ruhe.
Und noch mal tausend Dank für deine Ideen und deine tiefgreifende Auseinandersetzung mit meiner Geschichte, vielleicht hast du ja Lust, dich noch mal zu melden wegen Charakterisierungstipps und Kürzliste. Das wär sehr sehr schön.

Ganz liebe Grüße von der Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Novak,

der Bleistift ist gespitzt. Nimm was Du willst. Kannst ja nach dem selben Prinzip nochmal selbst durch den Text gehen.

An den Wänden klebten Zeichnungen, deren ungelenke Muster man in dem diffusen Schein der Hängeleuchten nur ahnen konnte.
"im diffusen Schein" wuerd ich sagen. Und Muster, ist das hier das richtige Wort? Das waere schon sehr graphisch, so kenn ich Independentklitschenzeichnungen eigentlich nicht. Das sind doch immer so Dali-artige Phantasiefiguren mit vielen Adern und Augaepfeln

Doch eines war anders
etwas

Ich drängte mich durch die eng stehenden Tische, vor denen sich - wie eine archaische Kultstätte - die Bühne erhob.
Also diesen Einschub finde ich ein bisschen holprig. "die Buehne, wie eine archaische Kultstaette erhob". Oder "die Buehne erhob. Wie eine archaische Kultstaette." is zwar zeichensetzungstechnisch nicht ganz korrekt, mach ich selbst aber ganz gerne so.

Uebrigens hast Du da ein bisschen viel Absaetze im ersten Absatz - das zerfleddert etwas.

Als er dann kam
erschien? "kommen hast du schon kurz davor, ist auch nicht das staerkste aller Verben

es war das kreischende Johlen des Publikums
hier, das ist so ein Beispiel fuer die leichte Redundanz der Formulierungen, das hast Du oft. Kreischen wuerde doch reichen, oder Johlen, sonst ist das so ueberpraezise

Sein Gesicht war geneigt, das Profil halb verborgen durch eine hochgezogene, verwachsene Schulter, die seinen Kopf in eine gebeugte Haltung zwang, als wollte er sich seinen Zuhörern mit unaufhörlicher Hingabe widmen.
geneigt? wohin denn? Aber wenn man das beschreiben wollte, wuerde es noch komplizierter. Ich wuerds streichen. Das starke Bild ist doch, dass seine verwachsene Schulter seinen Kopf in eine gebeugte Handlung zwingt. Wenn Du das zu kleinteilig beschreibst, zerfasert Dir der Gesamteindruck. Auch das mit der Hingabe finde ich streichbar, zumal danach gleich der naechste Vergleich im Konjunktiv folgt.
Seine Hände sprangen nervös auf der Gitarre hin und her, als hätte er Aufputschmittel genommen
faend ich auch ohne den Vergleich staerker

dass sich die Töne wie die Glieder einer kostbaren Kette um die Melodie seiner Stimme wanden, sie betonten, dann verließen und nach einer Kaskade von Improvisationen erneut berührten
Die Metapher find ich nicht so eingaengig, irgendwie. Im Grunde sind es ja Toene, die sich um Toene winden, als Kette, die betont und wieder verlaesst, hmm. Bisschen zu kompliziert um reinzuhauen
Das Zusammenspiel und den Kontrast von Stimme und Gitarre finde ich aber sehr schoen dargestellt.
dann schwang sie sich hinauf in eine Höhe
in Hoehen? Weiss auch nicht warum, hoert sich fuer mich besser an
sowas wie "raue Zaertlichkeit" und "glaeserne Schaerfe" sollte man auch nicht uebertreiben, das wird schnell etwas schwuelstig. Also das erste scheint mir etwas phrasenhafter als das zweite
Die Paraphrase des Liedtextes finde ich auch gut, viel besser als die direkten Zitate

mit denen er sein Gesicht verbarg
hinter denen

Ein dunkles Rot, aufgespießt von dem gleißenden Spot, den der Beleuchter mit unbarmherziger Lust darauf lenkte, sobald es zu sehen war.
das Feuermal mag ich sehr, auch die Aufspiessung. Aber "unbarmherzige Lust" ist wieder so eine Deiner Adjektiv - Substantiv Doppelformeln.

Wenn das geschah und sich gar mit dem Refrain des Liedes traf, dann kreischte die Menge noch lauter auf, gierig, sich darüber ereifernd, dass es ein echter, schäbiger Krüppel war, der ein Lied über einen abstoßenden Freak sang, der sich Schönheit wünschte.
dann kann weg. Und dann wuerd ich einen neuen Satz anfangen. "Sie ereiferten sich darueber..." "gierig ereifern" ist auch wieder ne Doppelformel

Einmal, als er den Kopf ein wenig aus der unbarmherzigen Haltung befreien konnte, in die ihn seine Verkrüppelung zwang, traf mich sein Blick, und plötzlich wusste ich, dass er sich wegwünschte aus dieser düsteren Kneipe.
hast Du doch schon erklaert, kann weg
Aber hier wird natuerlich der Wandel gut vorbereitet, dass er da noch so schuechtern ist und spaeter die Rampensau

Er ließ die Menge brennen und sich weiden an seinem Schmerz
das ist so ein bisschen ungelenk mit der Reflexivform

sie zu beruhigen und zu zähmen
ich nenn das jetzt nur noch DF ;)

abgelenkt von den perfekten Bögen ihrer Lippen, die sich im Rhythmus ihrer Worte bewegten. Sie hatte einen wunderschönen, weichen Mund, der einen eigenartigen Kontrast zu der harten, geschäftsmäßigen Stimme bildete, mit der sie jede einzelne Silbe betonte
perfekt, wunderschoen - doppelt. Ich wuerde es auch weniger beschreibend angehen: Ihr weicher Mund bildete einen eigenartigen Kontrast zu der harten (streichbar?), geschaeftsmaessigen Stimme. Der Nachsatz mit den Silben koennte auch weg

nur einfach aus der Gosse zu kommen
einfach nur

In den folgenden Saetzen hast Du drei mal "kommt"

Ich hatte Angst, dass er mir meine Verlegenheit und das Entsetzen ansehen würde.
sehr viele "dass" Saetze sind manchmal nicht so schoen. Hier koennte man das "dass" auch weglassen und stattdessen mit dem schicken Konjunktiv statt "wuerde"

Toni blickte sie an, dann mich, dann zog er die Hand weg.

großen, unförmigen Händen
DF
"klobig" waere ein bildhaftes Adjektiv, z.B.

Ich bin krank und so hässlich, dass sich die Leute nicht trauen, mich anzuschauen. Ist es nicht so, Herr Brönner?

das wird eine unschlagbare Zusammenarbeit
unschlagbares Team kenn ich, unter "unschlagbare Zusammenarbeit" kann ich mir nichts vorstellen

Während er die bittere Brühe trank, erzählte er mir von dem Unfall
warum muss der Kaffee denn auch noch bitter sein? Ist doch duester genug alles

Er lachte mit einem tiefen, warmen Lachen, das seine Augen leuchten ließ.
Sein Lachen war tief und liess seine Augen leuchten

„Aber Tattoos, Piercings, Brandings, und dann auf geschädigter Haut? Meinen Sie, Sie vertragen das? Ich weiß nicht. Sie haben jetzt schon Schmerzen.
wuerd ich streichen, das stoert den Rhythmus und schwaecht

Für einen wie mich brennt das verdammte, beschissene Jetzt.
sehr schoen!

„Glauben Sie, einer wie ich, der mit dem hier lebt“, er zerrte brutal an der roten Haut, die über sein Gesicht flammte, „hat Angst vor ein paar Tattoos?
auch!

An der Stelle koenntest Du noch ein bisschen zuspitzen. Sein Leben ist eh scheisse, er tauscht sein langes Siechtum gegen eine kurze geile Zeit. In vollem Bewusstsein. Das steht da jetzt schon ungefaehr, aber es koennte noch ein bisschen staerker und eben auch selbstbestimmter rueberkommen. Dass er eben nicht so von Rita an der Nase herumgefuehrt wird, sondern ganz bewusst einen Teufelspackt eingeht.

„Siehst du, sagte sie,
Gaensfuessle bitte

Der Vertrag ist eine Sauerei, alle diese Verträge sind es. Und bei diesem Mann ganz besonders. Er ist krank, er hat nur seine Musik. Wenn er unterschreibt, gehen alle Rechte an seinen Songs auf uns über. Dann hat er nichts mehr.
Da wiederholt er sich

Und an dieser Stelle koennte auch noch mal kommen, dass Rita nicht nur an dem Geld interessiert ist, sondern wirklich vom Freak fasziniert ist, von der Moeglichkeit Teil von etwas Einzigartigen zu sein

Ein paar Tage später sollte der Vertrag geschlossen werden. Ich hatte ihn nach Ritas Vorstellungen abgefasst, doch nun wollte ich doch auf Änderungen bestehen. Der Abend davor war lang geworden, ich hatte viel Geld verloren, in meinem Schädel hämmerten Kopfschmerzen. Als ich ins Büro trat, war außer Pit, dem anderen Besitzer des Labels, noch niemand da. Er hatte den Vertrag schon in der Hand und wedelte damit: „Gut gemacht, Nils, das ist absolutes Neuland. Noch nie da gewesen. Wir kreieren ein innovatives Kunstwerk“.
Ich schnaubte.
„Ich weiß, Rita hat mir erzählt, dass ihr euch nicht einig wart. Lass sie das machen, vergiss nicht, Toni ist ihr ganz persönliches Ding. Sie schafft sich damit ein Denkmal. Eine neue Etappe in der Musikgeschichte.“
„Ich habe es mir anders überlegt, der Passus, der die Songs betrifft, sollte raus, wir könnten das gleich jetzt abändern, es ist nur …“
„Du vergisst wohl, wem deine Loyalität gehört. Außerdem bist du doch einer kleinen Provision nicht abgeneigt? Habe ich mir jedenfalls sagen lassen. Oder?“ Er mischte mit der rechten Hand ein imaginäres Kartenspiel.
Ich hatte Pit immer gemocht, er hatte mich eingestellt und mir, einem erfolglosen Rechtsanwalt mit einem kleinen Spielproblem, diese Chance gegeben, unter lauter kreativen Köpfen die graue Maus zu sein, die auch mal an den Früchten der Musik-Szene naschen durfte. Und ich brauchte das Geld.
Toni unterschrieb, ich hielt mich zurück, trank, und mit jedem Schnaps, den ich trank, fand ich es ein klein wenig leichter, mit mir selbst in einem Zimmer zu sein.
Diese Szene koenntest Du m.E. ersatzlos streichen. Dass er Spieler ist und Geld braucht, wurde bereits gesagt. Pit ist als Figur nicht wirklich wichtig und ich faende es staerker wenn Ritas Sehnsucht ein Teil der Musikgeschichte zu sein an ihren Auftritten, ihren Gesten, ihren Worten deutlich wuerde, statt da so von einer anderen Figur umstandslos festgestellt zu werden.

Irgendwann sah ich einen der Reporter auf seine Unterlagen kritzeln, eine Zeichnung, die ihm großes Vergnügen bereitete. Immer, wenn er einen neuen Strich anbrachte, verzogen sich seine Lippen zu einem höhnischen Lächeln. Als ich mich ein wenig näher schob, sah ich eine hässliche Karikatur von Toni. Sein Buckel war ein verzerrter Höcker, auf dem fette Bleistifthaare wucherten. Unter der Zeichnung stand: Die Schöne promotet das Biest. Der Mann summte, während er weiterstrichelte. Ich wandte mich verlegen ab und schaute verstohlen zur Seite, in Tonis Richtung. Als mich sein Blick traf, wusste ich, dass er die Zeichnung gesehen hatte.
Das koennte eigentlich auch raus. "Sie inszenierten "die Schoene und das Biest"". Sollte genuegen. Du willst ja nicht, dass der Text sich zu sehr zieht

Plötzlich sprang aus dem schwarzen Nichts heraus ein Lichtkegel
kann weg

der Tonis kleine, verwachsene Gestalt
das "verwachsen" schlaegt das fade "klein"

Er saß auf einem riesigen, glänzenden Stuhl
vielleicht: Stahlstuhl, oder so

Er trug nur ein Trikot, das seine Oberarme betonte.
Fuellsel

Eine eintätowierte Zahnreihe verbreiterte den Mund und verwandelte sein Gesicht in eine Totenkopf-Fratze
taetowierte
Totenkopf reicht auch ohne Fratze, finde ich

Endlich, ganz hoch, löste sich seine Stimme aus dem Jaulen und Schreien, ließ es verstummen und fand zur Melodie.
also die Musikbeschreibungen gefallen mir wirklich

Ein dunkles, schwermütiges Lied, die Zuhörer kannten jede Zeile.
DF schwermuetig schlaegt dunkel

der in dem Raum verklang
im Raum

Kurz bevor er die Bühne verlassen konnte, überrannte ein Pulk aus dem Publikum, das vergeblich nach weiteren Zugaben schrie, die Bühne.
der Einschub zerstoert die Dynamik. Stell den Satz doch davor: "Das Publikum schrie vergeblich nach weiteren Zugaben. Als er die Buehne verlassen wollte ..."

Das Letzte, was ich von Toni sah, als er unter den Körpern verschwand, war die Hand eines Fans, die sich besitzergreifend in seinen Buckel krallte. Dann sah man nur noch die schwarzgekleideten Rücken der Security, die sich durch die Fans zu Toni hindurchdrosch.
Den Wechsel von ich zu man finde ich nicht so gut

lagen wie eine unausgesprochene, schwere Bürde
eine unausgesprochene Buerde ist ne gemischte Metapher

Er schaute Rita an mit einem Blick, der mir wehtat.
mit einem Blick an

Er blickte wieder zu Rita hin.
streichbar

Kunstwerk aus Musik und Fleisch, das sie und Pit in Toni erschaffen hatten.
"Kunstwerk aus Musik und Fleisch" ist stark. Aber auch hier stoert mich Pit. Das ist doch echt Ritas Ding. Ich finde Pit kann komplett raus aus dem Text

Auf den Fotos, die ich zuletzt von Toni sah, wirkte er blass und abgemagert.
Wuerd ich streichen, dass nimmt doch dem Schock des Wiedersehens die Kraft

Ich hätte ihn kaum erkannt, so schwach und hilflos wirkte er vor dem hellen Licht der Bühne.
Ich erkannte ihn kaum

Doch seine Stimme war immer noch stark und voller Kraft.
siehste selbst, ne?

der so sehr die Schönheit liebte
der die Schoenheit so sehr liebte

Sein Gesicht war blass und eingefallen, die schwarzen Muster stachen scharf von seiner Haut ab.
Das hast Du schon ein paar mal gesagt

Später, als ich durch den Gang zum Ausgang lief, sah ich Rita.

Diese Welle kann man noch eine Zeit lang reiten, dann ist sie ausgelutscht.
ok, direkte Rede, aber ich zuck trotzdem bei so gemischten Metaphern

Dann verließ sie den Raum, ihre Hüften schwangen von einer Seite auf die andere, eine wiegende, sanfte Bewegung.
schon klar

Eines Abends ging ich einfach zu ihm nachhause
zuhause kenn ich, aber nachhause?

n den nächsten Wochen war ich schlecht drauf. Schulden, Mitleid mit Toni, Schlaflosigkeit. Toni mied uns alle. Eines Abends ging ich einfach zu ihm nachhause. Zuerst wollte er mich nicht reinlassen und schloss sofort die Tür zum Nebenzimmer, doch ich hatte schon die Pistole gesehen, die dort auf dem Tisch lag. „Es ist nichts, ich hatte einen schwachen Moment. Ein Freund hat sie mir besorgt. Jetzt bin ich darüber hinweg. Das ist das Gute an dem Leben als Freak“, er lachte leise, „man weiß, dass man ein Monster ist und immer sein wird, selbst wenn man einen kleinen Augenblick lang hoffte, es wäre anders. Doch irgendwann schmerzt auch das nicht mehr.“
„Es tut mir so leid, ich wollte, ich könnte etwas für dich tun. Ich wollte, ich hätte dir damals den Stift aus den Händen geschlagen.“
„Spar dir dein Mitleid. Es ist zu spät.“
„Rita ist hart, ich weiß, aber es ist nicht allein ihre Schuld. Der Markt ist hart. Und dir geht es wirklich nicht gut, Toni.“
„Lass es, ich weiß, du meinst es nicht böse. Aber du weißt selbst, dass der Vertrag eine Sauerei ist. Dass ich aufhören soll, das ist eine Sache, die andere ist, dass ich meine eigenen Songs noch nicht einmal mehr singen darf.“
Die Szene wuerde ich auch streichen. Das mit der Jacke auf dem Stuhl baut doch Spannung auf. er weiss es! Was tut er jetzt? Die wird durch dieses Gesprach wieder aufgeloest. Und nur damit Nils ein bisschen besser dasteht, muss das nicht rein. Ich faende es besser, wenn er eben ein feiger Schwaechling bliebe, der zwar Gewissensbisse hat, aber nichts tut

Das Abschlusskonzert der Tournee fand in einem leer stehenden Fabrikgebäude statt, das häufig für Independent-Events genutzt wurde.
streichbar

Ich trat als letzter durch einen Nebeneingang in den Saal, weil Toni noch lange mit mir gesprochen hatte.
Das koennte dann auch weg. Sie haben doch nicht wirklich was zusammen geplant

wurde zu einem tiefen, zufriedenen Grollen.
Grollen ist immer tief

Dann sang er und seine Stimme schwoll an zu einer Kraft, die sich in den Körper hineinschnitt, Hohlräume schuf und diese mit flüssigem Metall füllte, bis die Wände der Hohlräume platzten.
Das finde ich sehr gut, bis auf das Unterstrichene

wie ein grausamer, brennender Mond.
auch, trotz DF

Ich riss, sie öffnete sich nur schwer, sperrig, wie sie war.
streichbar, sperrig ist auch nicht das richtige Wort

So, zur Charakterisierung sag ich ein ander mal was.

lg,
fiz

 

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