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Thema des Monats Ein Morgen danach

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19.05.2015
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Ein Morgen danach

Wind rauscht durch das geöffnete Fenster. Langsame Fahrt vorbei an Häuserreihen. Früh am Morgen. In der Ferne helle Stimmen. Kinder vielleicht. Finger, die auf dem Lenkrad irgendeinen Takt schlagen. Reifen, die durch Pfützen zischen.

„Du sagst mir, wie ich fahren soll, ja?“
„Letzte Ausfahrt vor der Autobahn. Danach ist es nicht mehr weit.“
„Ich kann auch das Navi einschalten.“
„Brauchst du nicht. Ich zeig dir den Weg.“

Graue Pudelmütze mit rotem Bommel. Seidige, sonnenblond leuchtende Locken, die darunter hervorlugen. Die Jacke fest geschlossen. Nebel, der sich über die Dämmerung legt. Ein Schimmern dahinter. Undeutlich, fahles Licht. Schweigen. Sie starrt vor sich hin und ich in den Dunst.

„Mir ist kalt.“
„Echt? Ich dreh die Heizung auf.“
„Lass mal. Die Jacke ist warm.“

Ein Stück unbedeckte Haut am Hals. Ein winziger Fleck am Kehlkopf, an den ich mich erinnere. Wie durchscheinend sie ist. Vor allem ihre Haut. So blass, sogar die feinen Äderchen sieht man darunter. Die Hände ineinander verschränkt. Smaragdfarbene Augen schauen mich an.

„Ich übernachte nicht mehr bei dir. Ich hab nicht gut geschlafen.“
„Warum?“
„Ich weiß nicht.“
„Mm.“

Ihre Stimme klingt in mir nach, leise und ohne Betonung. Mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Die feuchte Straße vor mir reflektiert das Licht. Schweigen.

„Eigentlich will ich nicht zur Arbeit“, sagt sie schließlich.
Ich stelle mir die Lippen vor, die sie dabei leicht geöffnet hat. Weich.
„Ich kann umdrehen. Du kannst dich bei mir ausschlafen.“
„Geht nicht. Ich mach heute eine Präsentation.“
„Über was?“
„Neues EDV-Projekt. Serviceorientierte Software-Architekturen und was man damit sparen kann.“
„Ach so. Hast du mir gar nicht erzählt.“
„Nee.“

Schnellere Fahrt, als wir zur Bundesstraße kommen. Regentropfen, die als Schlieren auf der Scheibe zerfließen. Leise Musik aus dem Radio. Abgelöst von einer fröhlichen Sprecherstimme. Wir hören zu. Restgeruch der Zigaretten, die ich im Auto geraucht habe. Vermischt mit ihrem Parfüm, das mich an Frühjahr erinnert, an Oleander, an Brennnesseln, an Rosen. Sie schaut aus dem Fenster. Irgendwohin.

„Du musst jetzt abfahren. Nächste Ausfahrt und dann gleich rechts.“
„Was ist das für ein Parfüm?“
"Und jetzt die nächste rechts und gleich wieder rechts. Zweihundert Meter dahinter kannst du anhalten.“
Feste Stimme. Schnell gesprochene Worte.
„Da ist es. Hier kannst du anhalten.“

Eine rechteckige Glasfront mit Metallstreben, ein paar Büsche davor. Winterfeste Blumenstöcke. Am Eingang eine Tafel mit glänzenden Lettern. Die meisten goldfarben. Ich entschließe mich, den Zündschlüssel zu drehen. Der Motor verstummt. Wende mich um, blicke ihr entgegen. Keine Zeit mehr, um auszusteigen und ihr die Tür aufzuhalten. Sie öffnet sie selbst und schaut mich an. Dann lächelt sie und ich erinnere mich an die Fältchen um ihre Augen. Ihr Blick lastet auf mir. Sie sagt nichts und sieht irgendwie glücklich aus.
Ich halte mit beiden Händen ihre kalten, schmalen Finger, ziehe sie ein wenig zu mir. Küsschen rechts und links.

Sattes Klacken, als sie die Tür schließt. Für einen Moment steht sie noch da.
"Ich ruf dich an", sage ich. Worte, die im Nichts verhallen.
Sie nimmt die Mütze ab und schüttelt sich die Haare. Ich starte den Motor.
Sie dreht sich nicht mehr um.

 

Hallo Isegrims,

gar nicht mal so schlechter Text, wenn auch ich an zwei Stellen nochmals nachlesen musste, weil ich ihn beim ersten Lesen nicht ganz verstanden habe.
Aber nun ist mir die Handlung klar und ich suche den Fehler, es nicht gleich beim ersten Mal kapiert zu haben, eher bei mir.

Was mich beeindruckt, ist dass du es schaffst mit so wenigen Worten eine Handlung zu erzählen und über zwei Menschen etwas mitzuteilen. Da gibt es einige, die dafür verdammt viel mehr Worte benötigen würden, ohne dass da mehr Inhaltliches stünde. Insoweit finde ich deine Geschichte schon mal gelungen, weil ich im zunehmenden Alter für mich feststelle, dass ich diese eingedampften Texte bevorzuge.

Trotzdem habe ich den Eindruck nur einen Splitter als Leser vorgesetzt bekommen zu haben und fühle mich wie jemand, dem man nur ein kleines Stück gegeben hat, wenn du verstehst, was ich meine.
Ich habe den Eindruck, du hast tatsächlich auf Sparflamme geschrieben, so nach dem Motto: Erstmal sehen, wie die Geschichte aufgenommen wird, wenn es klappt, dann kommt später mehr oder eine umfangreichere Geschichte. Verstehst du, was ich meine?

Noch eine Formulierung, bei der ich hängenblieb:

Reifen, die über Pfützen schnarren.
Ist "über" richtig formuliert, habe ich mich gefragt und passt das Wort schnarren, das mir grundsätzlich sehr gut gefällt, hier im Zusammenhang mit Pfützen. Ich bin da unsicher. Bei mir hat das Reifen über Pfützen schnarren leider kein Bild erzeugt. Vielleicht würde es das eher tun, wenn du durch statt über verwendest.

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

dot’s heutiger Kommentar hat mich wieder auf deine Geschichte aufmerksam gemacht, Isegrims. Erstmals gelesen hab ich sie ja schon gleich nach dem Posten, allerdings ist das nun beinahe eineinhalb Monate her und irgendwie hab ich sie dann wohl aus den Augen verloren. Und auch die Kommentare und deine Antworten darauf habe ich seither (aus Zeitmangel) nur halbherzig verfolgt.
Gelungene Abschiedsszene, tolles Stimmungsbild, viel Emotion zwischen den Zeilen“, usw. An solche Urteile glaube ich mich zu erinnern, deshalb will ich mich jetzt gar nicht mehr groß zum Inhalt äußern, sondern nur noch ein paar stilistische Anmerkungen machen. Vor allem auch, weil ich in irgendeiner Antwort von dir gelesen habe, du sähest den Text als eine Art stilistisches Experiment.
Und ja, an noch etwas erinnere ich mich: Nämlich daran, dass es um ein paar Begriffe, die auch mir überhaupt nicht gefallen haben, einen Disput zwischen einigen Kommentatoren und dir gegeben hat.
Im Kampf um die "saftigen Locken“ hast du zum Glück kapituliert, beim unsäglichen „Schnarren“ allerdings bist du offenbar hartnäckig geblieben. Und hast dir sogar von Friedel Schützenhilfe geholt:

Isegrims schrieb:
aber so ähnlich klingt es doch
Friedrichard schrieb:
…rausch durch die Pfützen (gerade heute) und lass es schnarren[…]
schnarren" definiert als "[schnell aufeinanderfolgende] durchdringende, sich hölzern-trocken anhörende Töne ohne eigentlichen Klang" von sich gibt.
und wenn nicht: welches verdammte Wort beschreibt dann wie Reifen durch eine Pfütze fetzen?
Na ja, und das finde ich schade, weil das Wort schnarren nicht nur lautklanglich (zumindest für mich) ziemlich unattraktiv ist, sondern obendrein (zumindest für mich) überhaupt nicht das Geräusch beschreibt, das du uns vermitteln willst. Beinahe habe ich den Verdacht, du kämpfst nur deshalb so unbeirrt für diesen Begriff, weil du, vom Bemühen um unorthodoxe, originelle Wortwahl verleitet, dir nicht eingestehen willst, dass dir einfach kein wirklich gutes (=omnopoetisch passendes) Verb einfällt.

Und damit bin ich auch schon beim grundsätzlichen Problem dieser Art zu schreiben. Der reduzierte, minimalistische Stil provoziert den Leser förmlich, jede Formulierung, jedes Wort auf die Waagschale zu legen, und ich meine wirklich jedes. Damit so eine Miniatur ein hochklassiges Lesevergnügen bereiten kann, darf man sich als Autor nicht den allerkleinsten Schnitzer erlauben, je kürzer ein Text ist, umso brillanter muss er verfasst sein. Und von makelloser Brillanz ist dieser Text hier, wenn auch nicht sehr weit, aber halt doch noch ein Stück entfernt. (Zumindest für mich :D)

Ich zeige dir mal die Stolpersteine, die mich auf die Fresse haben fliegen lassen:

Reifen, die über Pfützen schnarren.
Okay, das hatten wir schon.

Eingedickter Nebel, …
Klingt furchtbar.
Stünde der Nebel attributlos da, klänge das für mich viel eleganter. Und wenn du hier schon unbedingt ein Adjektiv zu brauchen meinst, dann nimm doch um Himmels Willen das viel dezentere „dichter“. Das ist zwar nur halb so originell wie deines, ist dafür aber treffender und passt obendrein viel besser zum Satzrhythmus.

… der sich über die Dämmerung schiebt. Schimmern dahinter. Undeutlich, fahles Licht.
Hier ist es nicht nur die Alliteration, die mich beim Lesen stört, sondern gleichzeitig zeigt diese Stelle die Gefahren auf, die beim (unbedachten?) Gebrauch von Ellipsen lauern. Man liest nämlich (zumindest ich):
schiebt Schimmern dahinter.
Und beim unflexierten Adjektiv „undeutlich“, noch dazu mit dem Komma dahinter, weiß ich im ersten Moment nicht, worauf es sich bezieht. Noch auf das Schimmern oder doch schon (grammatikalisch fragwürdig) auf das fahle Licht.

Nebel, der sich über die Dämmerung legt. Dahinter undeutliches, fahles Licht.
Nicht nur, dass es so für mich viel verständlicher und rhythmischer klänge, obendrein hätten wir schon wieder zwei Worte eingespart, ohne dass sich an der Satzaussage irgendwas ändert.

Und auch hier wieder eine missverständliche Ellipse:

Wie durchscheinend sie ist. Überall auf ihrem Körper.
Sie ist überall auf ihrem Körper durchscheinend? Meinst du das wirklich so, oder ist es nicht vielmehr ihre Haut, die durchscheinend ist?

Merkst du, worauf ich hinaus will, Isegrims? Ich will nicht, auch wenn der Text noch so kurz ist, Sätze mehrmals lesen müssen, um sie restlos zu kapieren. Und weil ich mich nicht gerade für einen unbelesenen Schwachkopf halte, laste ich uneindeutige Formulierungen immer dem Autor/der Autorín an.

„Eigentlich will ich nicht zur Arbeit“, sagt sie und unterbricht die Stille.
Das ist ein klassisches Beispiel für entbehrliche Redundanz. (Bzw. klingt es, als würde sie die Stille erst nach dem Sprechen unterbrechen.)

Schnellere Fahrt, als wir zur Bundesstraße kommen. Regentropfen, die wie winzige Kügelchen auf der Scheibe abprallen.
Hier scheinst du dich in ein Bild verrannt zu haben, das so in der Realität einfach nicht vorkommt. Bei schnellerer Fahrt prallen die Regentropfen nicht als Kügelchen ab, sondern fließen vom Fahrtwind getrieben als Schlieren gegen die Fahrtrichtung (gleichsam bergauf) über die Scheibe.


Also ich muss sagen, Isegrims, dafür, dass du dich erstmals in diesem brachial reduzierten Stakkatostil versucht hast, hast du dich recht wacker geschlagen. Und im Vertrauen gesagt, in meinem persönlichen TdM-Ranking bist du mit diesem Text wirklich denkbar knapp an einem Podestplatz vorbeigeschrammt.
Trotzdem noch ein gutgemeinter Rat von mir: Solltest du noch einmal so schreiben wollen, würde ich es an deiner Stelle mit den minimalistisch-elliptischen Satzfiguren nicht ganz so auf die Spitze treiben. Und falls doch, dann solltest du dir den Text vor dem Posten mindestens hundertmal hundertfünfzigmal laut vorlesen.


Wir sehen uns in Wien, Isegrims. :D

offshore

 

Hallo svg

freut mich, dich mit einer kleinen Geschichte zu erreichen :) na ja: ein bisschen kurz ist sie schon, aber ich kann da nichts mehr machen. Länge geht da nicht mehr. Und so ein Monster-Ding ließe sich vielleicht daraus machen, kann ich aber nicht mehr. Das Ding ist jetzt so abgehangen, da geht nichts mehr. Die nächste Geschichte wird deutlich länger, versprochen :)

Nein, Spaß beiseite, du hast hier einen wirklich schön atmosphärischen kleinen Text hingezaubert.
Sprachlich ist es sowie so sehr gut,
War eine stimmungsvolle Lektüre.
mm: was soll ich da noch sagen, stärkt die Autorenseele ...

Vermischt mit ihrem Parfüm, das mich an Frühjahr, an Oleander, an Brennnesseln und Rosen erinnert. Sie schaut aus dem Fenster. Irgendwohin.
Meinem Empfinden nach braucht es den Oleander und das andere Grünzeug gar nicht mehr, da der Frühling eh schon im krassen Gegensatz zu kaltem Zigarette rauch steht.
da muss ich drüber schlafen. Das ist die einzige opulente Stelle... mal sehen, ob ich darauf verzichten kann...:)

Liebe Grüße
vom Taunus nach irgendwo in Hessen
Isegrims

morgen mehr zu den anderen Kommentaren, bin zu müde für heute...

 

Hallo dotslash

ganz lieben Dank, dass du vorbei geschaut hast :)
Und vor allem noch einige Textstellen auf den Prüfstand gestellt hast...

zu den schnarrenden Reifen: vielleicht habe ich mich da echt verrannt, haben ja schon einige angemerkt...
Die Stelle habe ich geändert:

Reifen, die durch Pfützen kreischen.
mir geht's um das Geräusch: "kreischen" könnte klappen...

Leise Musik aus dem Radio. Eine fröhliche Sprecherstimme, sobald die Musik aussetzt.
Falsche Reihenfolge, Vorschlag: "Leise Musik aus dem Radio. Abgelöst durch eine fröhliche Sprecherstimme."
super: habe ich so gemacht...

Wende mich zu ihr. Zu spät, um auszusteigen und ihr die Tür aufzuhalten.
mir pers. zu viel "zu".
hast Recht, nicht besonders elegant... habe ich auch geändert:

Ich entschließe mich, den Zündschlüssel zu drehen. Der Motor verstummt. Wende mich um, blicke ihr entgegen. Keine Zeit mehr, um auszusteigen und ihr die Tür aufzuhalten.
ganz kann ich auf das "zu" nicht verzichten, ein paar davon habe ich ersetzt...:)

Eine feine Miniatur mit Raum zum Nachdenken, das Thema hast du meiner Meinung nach schön umgesetzt.
Das freut mich ;)
Liebe Grüße
Isegrims

Hallo lakita

auch dir vielen Dank für deinen Kommentar.

Das mit dem "durch" habe ich gemacht. Die Reifen fahren ja tatsächlich durch die Pfützen, soweit es kein Aquaplaning gibt. Und wie oben schon angemerkt mit einem kreischenden Geräusch :)

Was mich beeindruckt, ist dass du es schaffst mit so wenigen Worten eine Handlung zu erzählen und über zwei Menschen etwas mitzuteilen.
wow: das ist ein Kompliment, das ich gerne annehme ...

Trotzdem habe ich den Eindruck nur einen Splitter als Leser vorgesetzt bekommen zu haben und fühle mich wie jemand, dem man nur ein kleines Stück gegeben hat,
stimmt, da hätte ich mehr machen können, andererseits finde ich es eben auch exemplarisch und fast jeder hat solche "Morgen danach" schon so ähnlich erlebt und so kann sich auch jeder seine Geschichte basteln...

Erstmal sehen, wie die Geschichte aufgenommen wird, wenn es klappt, dann kommt später mehr oder eine umfangreichere Geschichte. Verstehst du, was ich meine?
klar wollte ich auch mit dem Still experimentieren, ich denke schon, dass da bald eine umfangreichere, plotlastigere Geschichte kommt :)

liebe Grüße
Isegrims

später noch mehr zum Kommentar aus Wien :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Isegrims schrieb:
zu den schnarrenden Reifen: vielleicht habe ich mich da echt verrannt, haben ja schon einige angemerkt...
Die Stelle habe ich geändert:
Reifen, die durch Pfützen kreischen.
mir geht's um das Geräusch: "kreischen" könnte klappen...

Das ist jetzt aber nicht dein Ernst, Isegrims? :confused: :drool: :D
Möwen und Brüllaffen kreischen, eine Kreissäge kreischt, eine hysterische Vettel kreischt.
Aber Autoreifen? Allerhöchstens bei einer Vollbremsung oder wenn der Kotflügel verbeult ist und an der Felge schabt.

Was mir spontan an Alternativen einfällt:
Reifen rauschen, sausen, singen, sirren, surren, summen, zischen, zirpen, flüstern, heulen, dröhnen, usw.

 

da war wohl so was wie kreischende Verzweiflung dabei ernst offshore :)

Reifen, die durch Pfützen zischen.
zischen klingt gut, oder nicht?

liebe Grüße
Isegrims

 

Ich noch mal ernst offshore

um mich für deinen ausführlichen Kommentar zu bedanken.

Ja: leider ist es vorbei mit den "saftigen Locken" und den "schnarrenden Reifen", weggejagt und schon beinahe vergessen, obwohl ich eine Weile tapfer gekämpft habe. Ist ein Lernprozess, den ich durchlaufe :)

Der reduzierte, minimalistische Stil provoziert den Leser förmlich, jede Formulierung, jedes Wort auf die Waagschale zu legen, und ich meine wirklich jedes. Damit so eine Miniatur ein hochklassiges Lesevergnügen bereiten kann, darf man sich als Autor nicht den allerkleinsten Schnitzer erlauben, je kürzer ein Text ist, umso brillanter muss er verfasst sein. Und von makelloser Brillanz ist dieser Text hier, wenn auch nicht sehr weit, aber halt doch noch ein Stück entfernt. (Zumindest für mich )
das ist 100% richtig. Nie habe ich so viel gearbeitet, abgewogen wie an diesem Text. Und glücklicherweise hatte ich großartige Unterstützung hier! Habe enorm viel dabei gelernt.

Eingedickter Nebel, …Klingt furchtbar.
schade: ich glaube, ich wollte den Minimalismus teilweise durchbrechen, indem ich ein paar ungewöhnliche Wortverbindungen benutze, mit allen bin ich saftig auf die Fresse geschnarrt und sehe ihn noch aus den geschwollenen Augen, diesen eingedickten Nebel :)
Also einfacher, wieder ein Wörtchen weniger:
Nebel, der sich über die Dämmerung legt.

… der sich über die Dämmerung schiebt. Schimmern dahinter. Undeutlich, fahles Licht.
Hier ist es nicht nur die Alliteration, die mich beim Lesen stört, sondern gleichzeitig zeigt diese Stelle die Gefahren auf, die beim (unbedachten?) Gebrauch von Ellipsen lauern. Man liest nämlich (zumindest ich): … schiebt Schimmern dahinter.
mm: stimmt...
Nebel, der sich über die Dämmerung legt. Ein Schimmern dahinter. Undeutlich, fahles Licht.
ich habe es jetzt so gemacht, klingt fließender... fast genauso, wie du es vorgeschlagen hast...

Sie ist überall auf ihrem Körper durchscheinend? Meinst du das wirklich so, oder ist es nicht vielmehr ihre Haut, die durchscheinend ist?
Das ist eine echt schwierige Stelle. Die Zweideutigkeit im ersten Satz: "wie durchscheinend sie ist", will ich unbedingt erhalten. Leuchtet mir ein mit der Haut. Deshalb jetzt so:
Wie durchscheinend sie ist. Vor allem ihre Haut. So blass, sogar die feinen Äderchen sieht man darunter.

Schnellere Fahrt, als wir zur Bundesstraße kommen. Regentropfen, die wie winzige Kügelchen auf der Scheibe abprallen.
Hier scheinst du dich in ein Bild verrannt zu haben,
Ja, ja, wieder erwischt.
Regentropfen, die als Schlieren auf der Scheibe zerfließen.
nicht ganz so spektakulär zwar, aber immerhin... :)

Also ich muss sagen, Isegrims, dafür, dass du dich erstmals in diesem brachial reduzierten Stakkatostil versucht hast, hast du dich recht wacker geschlagen. Und im Vertrauen gesagt, in meinem persönlichen TdM-Ranking bist du mit diesem Text wirklich denkbar knapp an einem Podestplatz vorbeigeschrammt.
mm, Mann, wann gibt's das nächste Rennen? heißt das bei euch nicht stockerl?

dann solltest du dir den Text vor dem Posten mindestens hundertmal hundertfünfzigmal laut vorlesen.
dreihundert

Wir sehen uns in Wien, Isegrims.
denke ich schon, ich prüfe gerade die Terminlage :) aber Wien und Ihr alle, das wär schon was (obwohl: die ganze Prominenz hier hat sich angekündigt, da schäme ich mich...)

Liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

cooler Text, hat mir gefallen wie du mit so wenigen Worten Atmosphäre schaffst, so viel sagst.

Und ich hab mir dabei gedacht, das ist ja geil, so was mach ich auch mal: kurzer Text, wenig schreiben, wenig Aufwand usw.

Dann hab ich aber ein wenig die Kommentare gesurft und stelle fest: hoppala, das könnte am Ende eine größere Herausforderung werden, als mir lieb ist. Also ich glaub, ich lass das wieder :D.

lG aus Tirol,
Luigi

 

Hallo Isegrims,

mir haben der Schreibstil und die Stimmung Deiner story gefallen. Und sie ist schön kurz. :thumbsup:

Die vielen Kommentare habe ich nicht gelesen.

Nach dem dritten Lesen denke ich, er fährt, da: "Ich entschließe mich, den Zündschlüssel ..."

Finger, die auf dem Lenkrad irgendeinen Takt schlagen.
Hier glaubte ich sie fährt. Sonst müsste der Ich-Erzähler, doch eher von *meinen* Fingern, die *einen* Takt schlagen sprechen?

Dynamische Software und was man damit sparen kann.

"Dynamische Software" kenne ich nicht. Es gibt z.B. kognitive/selbstlernende Software, dynamisch konfigurierbare Software oder eine Automatisierung manueller Arbeitsprozesse mit Software. Ein aktueller Hype sind serviceorientierte Software-Architekturen. "Serviceorientierte Software-Architekturen und was man damit sparen kann." finde ich passend, da Service und Architektur vorstellbare Begriffe für einen Nicht-IT-Leser sind, und die IT-ler denken, klar SOA. :Pfeif:

Wende mich um
Bis hierher bin ich davon ausgegangen, sie sitzen beide nebeneinander. Er auf dem Fahrersitz und sie auf dem Beifahrersitz. Dieser Satz klingt für mich, als hätte sie hinten gesessen.

Viele Grüße
oheim

 

Hallo Luigi

jaja: das mit dem kleinen Text ist echt so ne Sache:

Und ich hab mir dabei gedacht, das ist ja geil, so was mach ich auch mal: kurzer Text, wenig schreiben, wenig Aufwand usw.
das kannst du vergessen mit dem geringen Aufwand: schon beim schreiben musst du dlr alles verkneifen und danach geht's erst los... :)

cooler Text, hat mir gefallen wie du mit so wenigen Worten Atmosphäre schaffst, so viel sagst.
das freut mich wirklich:)

liebe Grüße aus dem Taunus
Isegrims

Hallo oheim

jetzt dachte ich, dass es vorbei ist mit Änderungen am Text :)
Dann kommst du mit diesen "serviceorientierten Software-Archtitekturen... da musste ich gleich zugreifen... vielen Dank, habe ich geändert...

zu den Fingern: ich glaube schon, dass er fährt und so possesivpronomen nehme ich nur im notfall ...

Wende mich um
Bis hierher bin ich davon ausgegangen, sie sitzen beide nebeneinander. Er auf dem Fahrersitz und sie auf dem Beifahrersitz. Dieser Satz klingt für mich, als hätte sie hinten gesessen.
auch das hat bisher noch keiner gesagt... mm ... könnte ja schon sein, dass sie hinten saß... dachte aber einfach, dass er sich ihr zuwendet... ok, das "zu" habe ich bei der gestrigen Überabreitung gestrichen... vielleicht deswegen... denke ich noch mal drüber nach...

mir haben der Schreibstil und die Stimmung Deiner story gefallen. Und sie ist schön kurz.
herzlichen Dank dafür :)

liebe Grüße
Isegrims

 

Hallo Isegrims,

das ist ein sehr schöner, ausgereifter Text. Ich musste mich an die vielen Ellipsen erst gewöhnen, aber nach und nach wird man in den Text reingezogen und kann ihn sich zum Schluss eigentlich gar nicht mehr anders vorstellen. Und er ist so schön kurz, dass ich auch mit einer Montagabend-Aufmerksamkeitsspanne noch in der Lage bin, einen Kommentar dazu zu schreiben, was mir bei meinem großen Kommentier-Rückstand bei den Challengetexten sehr entgegen kommt. :)

Wie durchscheinend sie ist.
Das gilt auch für die Geschichte, finde ich. Die Oberfläche besteht aus sehr präzisen, schön beschriebenen Alltagsbeobachtungen, und sehr glaubwürdigen Dialogen, aber man kann an ganz vielen Stellen Melancholie durchschimmern sehen.

Zu Meckern habe ich nichts. Außer, dass ich noch nicht mal die Hälfte der 41 Geschichten zum TdS gründlich gelesen und kommentiert habe und schon jetzt das Gefühl habe, ich müsste meine drei Stimmen irgendwie in kleine Schnipsel unterteilen und wie Konfetti verstreuen, weil so viele eindrucksvolle und gelungene Texte dabei sind. :)

Grüße von Perdita

 

Hallo Perdita

ich freue mich sehr über deinen Kommentar... Nicht bloß wegen des Lobs. Eher wegen des Konefettiregens, der uns alle bald erreicht...

Dieses TdM-Ding war irgendwie anstrengend, aber wir haben so ungeheuer viele unterschiedliche Geschichten. Zauberhafte, nachdenkliche, erschreckende. So ein Gewusel an wohltuenden Wortkaskaden allenthalben. Jeder, der mitgemacht hat, ob jetzt als Leser, Kommentator oder Autor, hat gewonnen und den Sieg verdient.

Mein kleines Ding habe ich gewendet und abgewogen, gehäutet und gesungen ...

das ist ein sehr schöner, ausgereifter Text.
mm :) mm :) wie eine Katze, die sich kraulen lässt...

liebe Grüße
Isegrims

 

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