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Die Träne

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22.08.2011
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Die Träne

Es ist ein kalter, rauer und sehr ungemütlicher Abend im Winter. Auf dem Lande hausend setzt sich gerade das Ehepaar an den Tisch. Abendbrot. Während der Ehemann sich ein Wurstbrot zubereitet, beobachtet sie ihn. Mit gefaltenen Händen und leicht errötenden Backen lächelt sie ihn vage an. Er bemerkt es nicht. Die Uhr tickt. Es ist angenehm warm im Raum. Draußen ist es kalt, wenngleich von bezaubernd-naturalistischer Schönheit. Sie seufzt leicht auf. Er bemerkt es nicht. Das Brot belegend schaut er vorsichtig zu ihr herüber. Ein Lächeln ziert sein Gesicht. Doch nur sehr kurz und von obligatorischer Bedeutung. Sie streckt vorsichtig ihre linke Hand nach vorn. Seine liegt auf dem Tisch. Vorsichtig und langsam tastet sie ihre Hand nach vorn um seine zu berühren und zu streicheln. Er lässt es zu. Reagiert jedoch nicht. Wieder seufzt sie leise auf. Nach seinem Wohlbefinden wolle sie sich erkunden, doch bleibt sie stumm sitzend. Er legt nun das Brot beiseite und schaut sie an. Tief in die Augen blickend greift auch er nun ihre Hand und streichelt sie ebenfalls. Die Uhr tickt. Ihre Lippen bewegen sich - doch die Stimmbänder erzeugen keinen Ton. "Ich liebe dich" hatte sie gesagt, die Lippen nur bewegend, doch er vermag es zu verstehen. Erneut lächelt er kurz und vorsichtig. Fast eine Minute blicken sie sich in die Augen. Dann schlägt es 8 Uhr abends.

Er schrickt auf. Zieht die Hand ruckartig zurück. Schweißausbruch. Er steht auf. Begibt sich in den Nebenraum. Zieht sich eine warme Jacke an und nimmt eine Axt und ein Seil mit. Die Frau ist verwirrt, doch lässt es zu.

"Wo gehst du hin" - fragt sie ihn.

"Ich muss kurz gehen, Holz schlagen, bevor der Winter uns einholt!" - antwortet er.

Sie nickt, steht auf und geht zu ihm herüber. Einen Kuss gibt sie ihm auf die linke Wange, er lächelt erneut. Sie flüstert ihm lange und leise etwas ins Ohr. Eine Träne ziert ihr Gesicht. Er nickt sehr vorsichtig. Eine lange Umarmung, bevor sie ihn gehen lässt.

"Wirst du auch wieder kommen?" - fragt sie nervös, aufgeregt und leicht irritiert.

"Ja, du wirst von mir wieder hören!" - sagt er darauf, kehrt ihr den Rücken und verlässt das Haus.

Alleine nun im Haus, räumt sie den Tisch aus und spült das Geschirr. Erneut ziert eine Träne ihr Gesicht, sie blickt auf und schaut aus dem Fenster heraus. Es schneit. Nicht kräftig, aber doch sehr windig. Sie sieht ihren Mann im kleinen Walde stehen. Ohne jegliche Emotion beobachtet sie ihn. Nur die Träne bleibt konstant. Sie sieht, wie er sich kniet, den Schuh bindet und das Seil an einen Ast bindet - mit einem kräftigen Knoten. Die Axt schlägt er ruckartig und kräftig in den nebenliegenden Ast. Sie schaut zu. Regungslos. Nur die Träne läuft sehr langsam die Wange herunter.

Bevor die Träne die Wange verlässt und auf den hellbraunen Holzboden fällt, hat sich der Ehemann die Schlinge um den Hals gelegt und den Ast mit der Axt weggestoßen. Am Ast taumelnd erblickt er noch ein letztes mal vage in seinem Haus seine Frau, die regungslos da steht und alles gesehen hat. Nicht einmal eine Träne hat sie für ihn verschwendet...

 

Hey Dmitiri!

Deinen Text finde ich ein wenig seltsam. Besonders die Benutzung von zwei Wörtern ist mir auffällig erschienen: ziert und vage

Ein Lächeln ziert sein Gesicht
Eine Träne ziert ihr Gesicht.
Erneut ziert eine Träne ihr Gesicht
Eine "Zierde" die du hier zum Verb gemacht hast, ist doch eine Art Dekoration, etwas, das schöner macht. Ich finde das hier unpassend.

Mit gefaltenen Händen und leicht errötenden Backen lächelt sie ihn vage an
Am Ast taumelnd erblickt er noch ein letztes mal vage in seinem Haus seine Frau
Vage bedeutet doch ungefähr, ungewiss. Wieder so ein Wort, dass du hier zwei Mal in für mich unpassendem Kontext verwendest. Wie lächelt man denn vage? BEschreib das doch, wie sowas aussieht, ohne "vage" zu benutzen.

Doch nur sehr kurz und von obligatorischer Bedeutung
Nur die Träne bleibt konstant
Solche Worte passen nicht in den Text, das ist aus einem ganz anderen Bereich als der Rest.

Es ist ein kalter, rauer und sehr ungemütlicher Abend im Winter.
So, das ist der erste Satz, aber mehr auch nicht. Das sagst du uns, statt es uns zu zeigen. Statt ein starkes Bild mit Worten zu Zeichnen, dir auszumalen, wie ein rauer Abend im Winter aussieht, sagst du einfach, dass es einer ist. Zeig die Bäume, die sich im Wind vor einem nachtschwarzen Himmel beugen - solche Sachen halt.

Auf dem Lande hausend setzt sich gerade das Ehepaar an den Tisch
"Wir sind gerade am hausen, und an den Tishc stezen wir uns auch" Das klingt einfach komisch, wie das bei dir steht. Wenn du vorher sagen würdestl, dass da eine Hütte n der kalten Winternacht steht, da drin ein Ehepaar lebt, und langsam ranzoomen würdest an das Haus, und die BEwohner, dann wäre das gut. Aber dieser kurze Satz ... pf.

Draußen ist es kalt, wenngleich von bezaubernd-naturalistischer Schönheit
Das klingt einfach unfreiwillig komisch. Der Satz müsste da so nicht stehen, wenn du vorher beschrieben hättets, wie schön die Natur da draußen ist, und du könntest dich auf das geschaffene Bild beziehen.

Wieder seufzt sie leise auf
aufseufzen? Habe ich noch nicht gehört, bestätigt mir aber wieder die VErwandschaft von seufzen und stöhnen, denn aufstöhnen gibt es. Ne, solche vorbelasteten Verben würde ich vermeiden.

doch die Stimmbänder erzeugen keinen Ton
Ich weiß nicht, klar willst du Distanz zeigen, oder, eine innere Kühle des Mannes vielleicht, aber so Wörter wie "erzeugen" sind doch irgenwdie zu nüchtern für einen literarisch ambitionierten TExt.

Nicht einmal eine Träne hat sie für ihn verschwendet...
Ist das jetzt ein Gedanke, den der Erzähler vom Mann übernimmt? Er ist also nur wiedergegeben, der Mann denkt, dass seine Frau nicht geweint hat? Aber er hat's doch gesehen? Verstehe ich nicht.

Allgemein finde ich die Geschichte noch zu rätselhaft. Er bringt sich also um, okay. Er ist gefühlserstarrt und denkt vielleicht, seine Frau liebe ihn nicht genug. Letztendlich sind das zu viele Spekulationen für mich. Ich fände das interessant, wenn's ausgebaut würde. Erst mal das Setting beschreiben, dann einen Tag Alltag der Zwei, mehr Hintergründe eröffnen, und am Ende diese seltsame Verabschiedung.

So, vielleicht konnte ich dir ein bisschen helfen.
Bis dann: Timo

 

Hallo Dmitri!

Hmmm... für mich ergibt das alles keinen Sinn. Sicherlich ist ein Grund dafür, dass ich zu wenig über den Hintergrund erfahre, der den Mann dazu bewogen hat, sich zu töten.
Dieses Gefühl nicht mehr geliebt zu werden (ist es das?) ist sicherlich nicht von heute auf morgen entstanden. Wie ist es dazu gekommen, dass er das denkt? Wenn sie ihn wirklich liebt (ist das so?), warum verhindert sie dann nicht sein Vorhaben?

Ich kann mich Timos Kritik also nur anschließen.

Liebe Grüße,
Elfa

 

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